[0001] Die Erfindung betrifft eine wäßrige Befeuchtungslösung für den Offsetdruck zur Verhinderung
des Tonens während des Druckvorganges und zur weitgehenden Verminderung von Störungen
durch Fremdionen.
[0002] Der Offsetdruck ist ein planographisches Druckverfahren. Im allgemeinen geht man
bei diesem Verfahren so vor, daß man von einer flachen Platte oder einem Zylinder
mit im wesentlichen keinem Oberflächenrelief (daher die Bezeichnung "planographisch")
druckt, wobei eine Abhängigkeit von verschiedenen Eigenschaften der Bild- und Nichtbildstellen
der Oberfläche zur Druckfähigkeit besteht. In der Lithographie wird das zu reproduzierende
Bild auf die Platte durch mehrere Methoden in bekannter Weise derart aufgebracht,
daß die Nichtbildstellen hydrophil gemacht werden, während die Bildstellen hydrophob
sind. Bei einer häufig durchgeführten Technik wird zu diesem Zweck ein photoempfindlicher
Überzug verwendet. Nach dem Belichten des photoempfindlichen Überzugs wird das latente
Bild entwickelt, wobei ein Teil des Überzugs von der Platte entfernt wird. Danach
wird die Platte mit einer Desensibilisierungslösung behandelt, um die Platte in den
Stellen, von denen der photoempfindliche Überzug entfernt worden ist, hydrophil zu
machen. Während des tatsächlichen Druckvorgangs wird eine wäßrige Befeuchtungs- bzw.
Drucklösung auf die Plattenoberfläche aufgebracht.
[0003] Die Befeuchtungslösung hält alle Teile der Oberfläche, die von dem hydrophoben Bild
nicht bedeckt sind, feucht.
[0004] Die Befeuchtungslösung kann so formuliert werden, daß sie allmählich die Oberfläche
der Platte gerade genügend stark anätzt, daß die Linien scharf gehalten werden und
daß ein rascher Verschleiß verhindert wird. In einem herkömmlichen System wird die
Befeuchtungslösung auf die Platte durch eine oder mehrere Walzen bzw. Rollen aufgebracht.
Mindestens eine Druckfarbenwalze, die mit einer Druckfarbe auf Olbasis bedeckt ist,
kontaktiert sodann die gesamte Oberfläche der Platte, färbt aber das lithographische
Bild nur an den Bildstellen ein, da die hydrophilen Nichtbildstellen die Farbe abstoßen.
Für jeden Abdruck, der während eines Laufs gemacht wird, wird daher die lithographische
Platte zunächst mit der wäßrigen Befeuchtungslösung befeuchtet bzw. benetzt und sodann
mit einer lithographischen Druckfarbe versehen. Alternativ kann man auch die Befeuchtungslösung
und mindestens einen Teil der Druckfarbe auf Olbasis auf die Platte gleichzeitig mit
einer Walze aufbringen. In jedem Fall wird die Farbe über ein Verreiberwalzensystem
gleichmäßig fein verteilt. Schließlich wird das Druckfarbenbild auf ein Offsetdrucktuch
aus Kautschuk oder einem synthetischen Material übertragen, das seinerseits die Farbe
auf den Druckträger überträgt.
[0005] Als Befeuchtungslösung kann man im einfachsten Fall Wasser verwenden. Dies ist jedoch
nur ein mäßig geeignetes Mittel, bei dem es leicht zu einer Übertragung von Farbe
an nicht für den Druck vorgesehenen Stellen kommt.
[0006] Seit langem sind Mittel bekannt, die Gummi arabicum, Glycerin und ähnliches zur Hydrophilierung
sowie Phosphate und Citrate oder entsprechende Säuren als Puffer enthalten, um einen
zum Drucken günstigen pH-Wert zwischen 4,5 und 6 einzustellen. Gummi arabicum ist
ein Naturprodukt und daher von schwankender Qualität. Die Befeuchtungslösungen mit
Gummi arabicum, die während des Druckens verwendet werden, um die Nichtdruckstellen
hydrophil zu halten, neigen dazu, die Druckfarbe zu emulgieren. Eine zu starke Emulgierung
bewirkt aber einen Aufbau eines Wasser-Farbe-Gemisches auf den Farbwalzen, so daß
eine gleichmäßige Einfärbung der Platte nicht mehr gewährleistet ist.
[0007] Es hat deshalb nicht an Versuchen gefehlt, Ersatzstoffe für Gummi arabicum für Befeuchtungslösungen
zu finden. So ist in der DE-OS 26 25 604 (= US 4 116 896) eine Befeuchtungslösung
beschrieben, die erstens mehrwertige Metallkationen, zweitens mindestens etwa 97 Gew.-%
Lösungsmittel, wobei das Lösungsmittel aus mindestens einem einwertigen oder mehrwertigen
Niedrig-Alkylalkohol oder Glykolether mit einem Molekulargewicht von etwa 170 oder
weniger und mindestens etwa 75 Vol.-% Wasser besteht, und drittens 0,001 bis 0,5 Gew.-%
einer ausgewählten aktiven Polymerkomponente enthält.
[0008] Nachteilig ist bei der Verwendung von Polymeren, daß ein Antrockenen zum Kleben oder
zur Verschmutzung der Druckmaschine führt, besonders bei Maschinen mit einem Schleuderfeuchtwerk.
[0009] In der DP-PS 11 21 632 (= US 3 108 535) wird ein wäßriges Feucht- und Reinigungsmittel
für das Offsetdruckverfahren vorgeschlagen, das Polyvinylphosphonsäure, Vinylphosphonsäure
oder Mischungen der Komponenten mit Glycerin, gegebenenfalls unter Zusatz von an sich
für Befeuchtungslösungen bekannten Substanzen, wie Ammoniumphosphat, Citrate, Carboxymethylcellulose
u.a., enthält.
[0010] Der Nachteil solcher Lösungen besteht einerseits in einem unangenehmen Geruch, andererseits
in einer teuren Herstellungsprozedur. Die Vinyl- und Polyvinylphosphonsäuren entfalten
ihre volle hydrophilierende Wirkung erst bei höheren Temperaturen und/oder bei höherer
Konzentration als sie bei der Anwendung in einem Wischwasserkonzentrat möglich ist.
[0011] In der EP-OS 0 091 601 wird eine Befeuchtungslösung beschrieben, die statt des auch
verwendeten Isopropanols wassermischbare oder -lösliche Polymere enthalten, wobei
vor allem Celluloseether, Polyacrylamide, Polyvinylalkohole oder chemisch modifizierte
Gummiprodukte eingesetzt werden. Bei solchen Lösungen bestehen die gleichen Mängel
wie sie bereits für die Polymeren beschrieben sind.
[0012] Die US-PS 4 374 036 beschreibt eine Befeuchtungslösung, die Polyphosphate, wasserlösliche
Polyethylenglykole, Carboxymethylcellulose, nichtionische oder anionische Tenside
vom Typ Alkylorthophosphat und Alkylpolyphosphat sowie ein Polysiloxan enthalten.
[0013] Nachteilig ist, daß Polyphosphate nicht sehr hydrolysestabil sind. Daher muß hier
auch im Neutralbereich gearbeitet werden, obgleich sich in der Druckpraxis pH-Werte
um 5 als besser erwiesen haben.
[0014] Es stellte sich somit die Aufgabe, eine Befeuchtungslösung für den Offsetdruck zu
entwickeln, die das Tonen während des Druckprozesses verhindert, durch eingeschleppte
Kationen verursachte Störungen verhindert, auch bei höheren Temperaturen geruchlos
ist, korrosionshemmend wirkt, in pH-Bereichen verwendbar ist, die für den Druckvorgang
optimal sind, und die unkompliziert zusammmengesetzt ist.
[0015] Gelöst wird die vorstehend genannte Aufgabe durch eine wäßrige Befeuchtungslösung,
deren kennzeichnendes Merkmal darin besteht, daß sie Aminomethylenphosphonsäure, bevorzugt
Amino-tris-(methylenphosphonsäure) und/oder Diethylentriamin-penta-(methylenphosphonsäure)
und/oder Derivate dieser Säuren enthält.
[0016] Durch die erfindungsgemäße Verwendung der Aminomethylenphosphonsäuren, wie Amino-tris-(methylenphosphonsäure)
oder Diethylentriamin-penta(methylenphosphon säure), erneuert sich während des Druckvorgangs
die Hydrophilierung der nichtdruckenden Bereiche, so daß bis zum Ende der Druckauflage
kein Tonen auftritt. Dieser Effekt ist dadurch möglich, daß die verwendeten monomeren
Substanzen schon in der Kälte und in geringer Konzentration wirksam sind. Daher ist
es auch möglich, sie in ein Konzentrat einzuarbeiten, das beim Kunden verdünnt wird.
[0017] Ein besonderer Vorteil dieser Befeuchtungslösung ist, das diese Substanz ihr gleichzeitig
die Eigenschaft verleiht, Störungen, die durch hartes Wasser oder evtl. durch aus
Leitungen eingeschleppte Kupferionen hervorgerufen wurden, zu vermeiden. Auch ein
gewisser Korrosionsschutz kann erfindungsgemäß erzielt werden.
[0018] Ferner ist es möglich, die Befeuchtungslösung als Bestandteil eines Puffersystems
zu verwenden und damit die Salzfracht des Wischwassers weiter zu verringern.
[0019] Für bestimmte Anwendungszwecke kann man die für Befeuchtungslösungen üblichen Zusätze,
wie Glykole, Alkohole, Netzmittel, Entschäumer, Puffersubstanzen und gegebenenfalls
Verdickungsmittel sowie Korrosionsinhibitoren zufügen, mit denen ein synergistischer
Effekt erreicht werden kann.
[0020] Die Konzentration der erfindungsgemäß verwendeten Verbindungen liegt im allgemeinen
bei 0,1 bis 10 Gew.-%; es ist jedoch auch in manchen Fällen möglich, Konzen trationen
bis hinab zu 0,001 Gew.-% einzusetzen. Der pH-Wert der Befeuchtungslösung wird dabei
zwischen 4,0 und 7,0, bevorzugt jedoch auf 4,0 bis 5,5, eingestellt.
[0021] Die Erfindung wird anhand der folgenden Beispiele im Vergleich zum Stand der Technik
beschrieben, ohne daß jedoch Einschränkungen auf die dargestellten Ausführungen bestehen
sollen.
Beispiel 1
[0022] Eine elektrolytisch aufgerauhte und anodisierte Aluminiumplatte wurde in eine bewegte
wäßrige Lösung von 0,5 % Amino-tris-(methylenphosphonsäure) bei Raumtemperatur getaucht,
die Platte trocknete an der Luft ab (wie es bei einem Maschinenstillstand geschieht)
und wurde dann mit Schutzfarbe mittels feuchter Watte eingefärbt. Die Platte nahm
auf der hydrophilen Oberfläche keine Farbe an.
Beispiel 2 (Vergleich)
[0023] Eine elektrolytisch aufgerauhte und anodisierte Aluminiumplatte wurde wie in Beispiel
1 behandelt, jedoch mit einer 0,5%igen Lösung von Polyvinylphosphonsäure. Die Platte
nahm Farbe an.
[0024] Ebenso verhielt sich eine Platte, die nur mit destilliertem Wasser wie oben behandelt
wurde.
Beispiel 3
[0025] Eine elektrolytisch aufgerauhte und anodisierte Alumi niumplatte wurde 30 min in
eine bewegte 2%ige wäßrige Lösung getaucht, die durch Verdünnen aus einem Konzentrat
hergestellt wurde, das 5 % Glycerin, 0,4 % Diethylentriamin-penta-(methylenphosphonsäure)
und so viel Na₃PO₄ enthält, wie zur Erreichung eines pH-Wertes von 4,4 benötigt wird.
Danach wurde die Platte getrocknet (wie es bei einem Maschinenstillstand geschieht)
und dann mit feuchter Watte und Farbe behandelt. Die Platte war einwandfrei hydrophil
und nahm keine Farbe an. Die angewandte Lösung enthielt 0,008 % Diethylentriamin-penta-(methylenphosphonsäure).
Beispiel 4 (Vergleich)
[0026] Eine elektrolytisch aufgerauhte und anodisierte Aluminiumplatte wurde in eine bewegte
2%ige Lösung aus einem Konzentrat, das 5 % Glycerin enthält und mit H₃PO₄ auf pH 4,4
gestellt wurde, getaucht, nach 30 min herausgenommen und getrocknet, dann mit feuchter
Watte und Farbe eingefärbt. Die Platte nahm Farbe an.
Beispiel 5
[0027] Eine elektrolytisch aufgerauhte und anodisierte Aluminiumfolie wurde mit einer Lösung
aus
2,17 Gew.-Teilen Naphthochinon(1,2)-diazid(2)-4-sulfonsäure-4-(α,α-dimethylbenzyl)-phenylester,
1,02 Gew.-Teilen des Veresterungsproduktes aus 1 Mol 2,2′-Dihydroxy-dinaphthyl-(1,1′)-methan
und 2 Mol Naphthochinon-(1,2)-diazid-(2)-5-sulfonsäurechlorid,
0,37 Gew.-Teil Naphthochinon(1,2)-diazid(2)-4-sulfonsäurechlorid,
0,10 Gew.-Teil Kristallviolett und
9,90 Gew.-Teilen Kresol-Formaldehyd-Novolak, Erweichungspunkt 112 bis 118 °C in
43 Vol.-Teilen Tetrahydrofuran,
35 Vol.-Teilen Ethylenglykolmonomethylether und
9 Vol.-Teilen Essigsäurebutylester
beschichtet und getrocknet. Das erhaltene lichtempfindliche Material wurde unter
einer photographischen, positiven Vorlage belichtet, die u.a. einen 21-stufigen Stufenkeil
mit Dichteinkrementen von 0,15 enthielt. Die Belichtungszeit wurde so gewählt, daß
die Stufe 9 voll gedeckt war. Es wurde mit einer 5%igen wäßrigen Natriummetasilikatlösung
entwickelt.
[0028] Die Platte wurde in eine GTO-Druckmaschine eingespannt. Zwei Gewichtsteile eines
Feuchtmittelkonzentrates aus
0,25 Gew.-Teil Polyethylenoxid-Polypropylenoxid Blockpolymerisat mit 20 % Ethylenoxid
1,0 Gew.-Teil Butyldiglykol
8,0 Gew.-Teilen Glycerin
5,0 Gew.-Teilen Amino-tris-(methylenphosphonsäure)
6,1 Gew.-Teilen Trinatriumcitrat
0,7 Gew.-TeilTrinatriumphosphat
78,95 Gew.-Teilen Wasser
wurden mit 98 Gew.-Teilen Wasser verdünnt und dem Feuchtwerk der Druckmaschine zugeführt.
Es wurde mit Druckplatten, die mit Novatit-Schwarz 185 W der Firma Keuffel und Esser
eingefärbt waren, 100.000 einwandfreie Drucke erhalten.
1. Befeuchtungslösung für den Offsetdruckprozeß, dadurch gekennzeichnet, daß sie Aminomethylenphosphonsäure
und/oder deren Derivate enthält.
2. Lösung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß als Aminomethylenphosphonsäure
Amino-tris-(methylenphosphonsäure) und/oder Diethylentriamin-penta-(methylenphosphonsäure)
verwendet wird.
3. Lösung nach einem der Ansprüche 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß die Aminomethylenphosphonsäure
als Salz oder teilweise als Salz vorliegt.
4. Lösung nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, daß sie außerdem
ein Puffersystem enthält.
5. Lösung nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, daß sie außerdem
wenigstens ein Biocid und/oder einen Korrosionsinhibitor und/oder Glykole und/oder
Alkohole enthält.
6. Lösung nach einem der Ansprüche 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, daß sie als Konzentrat
vorliegt.
7. Lösung nach Anspruch 6, dadurch gekennzeichnet, daß die Konzentration der Aminomethylenphosphonsäure
im Konzentrat 0,01 bis 100 g/l beträgt und die Aminomethylenphosphonsäurederivate
entsprechend dosiert sind.
8. Lösung nach einem der Ansprüche 1 bis 7, dadurch gekennzeichnet, daß ihr pH-Wert
4,0 bis 7,0 beträgt.
9. Lösung nach Anspruch 8, dadurch gekennzeichnet, daß der pH-Wert 4,0 bis 5,5 beträgt.