(19)
(11) EP 0 221 248 A2

(12) EUROPÄISCHE PATENTANMELDUNG

(43) Veröffentlichungstag:
13.05.1987  Patentblatt  1987/20

(21) Anmeldenummer: 86110360.4

(22) Anmeldetag:  26.07.1986
(51) Internationale Patentklassifikation (IPC)4A44C 17/04
(84) Benannte Vertragsstaaten:
AT BE CH DE FR GB IT LI LU NL SE

(30) Priorität: 02.11.1985 DE 3539017

(71) Anmelder: Gebr. Niessing GmbH & Co.
D-48691 Vreden (DE)

(72) Erfinder:
  • Hilbing, Anton
    D-4286 Südlohn-Oeding (DE)

(74) Vertreter: Patentanwälte Meinke, Dabringhaus und Partner 
Postfach 10 46 45
44046 Dortmund
44046 Dortmund (DE)


(56) Entgegenhaltungen: : 
   
       


    (54) Verfahren und Vorrichtung zum Fassen von Edelsteinen


    (57) Bei einem Verfahren und einer Vorrichtung zum Fassen von Edelsteinen, wobei der Edelstein in einem die Fassung bildenden Metall wenigstens bereichsweise umgriffen wird, soll eine sehr sichere Fassung des gefaßten Edelsteines erreichbar sein, wobei gleichzeitig der von der Fassung überdeckte Teil des Schmucksteines auf ein Mindestmaß reduziert wird.
    Dies wird dadurch erreicht, daß der Edelstein (6) von einem Rohr (7) aus dem Fassungsmetall umgeben wird mit einem geringfügig größeren Außendurchmesser des Edelsteines und danach das Rohr (7) mit dem Edelstein (6) durch ein konisches Gesenk (2) derart getrieben wird, daß sich der Edelstein wenigstens bereichsweise in das Material des umgebenden, sich im Durchmesser verringernden Metallrohres eindrückt.




    Beschreibung


    [0001] Die Erfindung richtet sich auf ein Verfahren und eine Vorrichtung zum Fassen von Edelsteinen, wobei der Edelstein in einem die Fassung bildenden Metall wenigstens bereichsweise umgriffen wird.

    [0002] Edelsteinfassungen sind in sehr unterschiedlichen Gestaltungen bekannt. Lediglich als Beispiel seien hierzu die Chaton-Fassung, die Zargen-Fassung, die verschnittene Fassung als Faden- oder Pave-Fassung oder aber auch die Karreau-Fassung, die eingeriebene Fassung, die Zwei-Punkt-Fassung oder die Spiegel-Fassung genannt. Ein Nachteil bekannter Fassungen ist zum einen, daß sie häufig sehr aufwendig gestaltet werden müssen, was allerdings so lange unschädlich ist, wie die Fassung selbst ein Teil dies Schmuckstückes bildet. Ein weiterer Nachteil ist aber, daß die bekannten Fassungen die zu fassenden Steine bereichsweise weit übergreifen, so daß sich der optische Gesamteindruck des gefaßten Edelsteines verringert.

    [0003] Aufgabe der Erfindung ist die Schaffung einer Lösung, mit der ein Verfahren und eine Vorrichtung angegeben wird, mit denen zum einen eine sehr sichere Fassung des gefaßten Edelsteines erreichbar ist, wobei gleichzeitig der von der Fassung überdeckte Teil des Schmucksteines auf ein Mindestmaß reduziert wird.

    [0004] Bei einem Verfahren der Eingangs bezeichneten Art wird diese Aufgabe gemäß der Erfindung dadurch gelöst, daß der Edelstein von einem Rohr aus dem Fassungsmetall umgeben wird mit einem geringfügig größeren Innendurchmesser als dem größeren Außendurchmesser des Edelsteines und danach das Rohr mit dem Edelstein durch ein konisches Gesenk derart getrieben wird, daß sich der Edelstein wenigstens bereichsweise in das Material des umgebenden, sich im Durchmesser verringernden Metallrohres eindrückt.

    [0005] Mit dieser Verfahrensweise wird erreicht, daß das rohrförmige Fassungsmetall über das konische Gesenk den zu fassenden Edelstein fest ergreift und dabei so verformt wird, daß der Stein sehr sicher und fest gehalten wird, wobei durch die Art der Fassung die den Edelstein überdeckenden Bereiche sehr klein sein können. Diese Art der Fassung hat den weiteren Vorteil, daß sie eine Minimierung des Metallaufwandes bei der Fassung mit sich bringt. Die Sicherheit der Fassung liegt weit über derjeniger handbearbeiteter Fassungen, da hier kaum Verformungen des fassenden Goldrohres vorgenommen werden müssen, so daß die Metallstrukturen sich auch nicht ändern, wie dies bei handbearbeiteten Fassungen möglich ist. Ein nicht unerheblicher weiterer Vorteil besteht darin, daß die mit dem Fassen eines Edelsteines verbundene Zeit extrem verringert wird, z.B. beträgt die Zeitdauer der Fassung nach der Erfindung lediglich 1/5 derjenigen Zeit, die bei herkömmlichen Zargen-Fassungen aufgewandt werden muß, wobei die Fassung nach der Erfindung von angelernten Hilfskräften vorgenommen werden kann, während dies bei herkömmlichen Fassungen nicht möglich ist, da diese von Fachleuten ausgeführt werden müssen.

    [0006] An dieser Stelle sei bemerkt, daß mit dem Ausdruck "Rohr" nicht zwingend ein Körper mit kreisrundem Innen- und Außendurchmesser gemeint sein muß. In gleicher Weise können querschnittlich rechteckige, quadratiscche, ovale oder polygonale Körper mit diesem Ausdruck gemeint sein, sowohl was den Innen- als auch den Außendurchmesser angeht. Die Größenordnung beim Übergreifen eines Schmucksteines kann beispielsweise bei 0,1 mm liegen, ohne daß die Erfindung hierauf beschränkt wäre. Sie soll in jedem Falle so klein wie möglich und so groß wie nötig sein.

    [0007] Die Erfindung sieht daher auch vor, daß die Verpressung von Randbereichen des Edelsteines in das umgebende Fassungsmetall in einer Größenordnung von 0,1 mm erfolgt.

    [0008] Mit der Erfindung ist es möglich, Edelsteine ganz unterschiedlicher Schliffarten zu fassen, wobei hier beispiels weise Brillant-, Baguette-, Navette- oder Carre- Schliffe gemeint sein können, ohne daß hierauf die Erfindung beschränkt wäre.

    [0009] In Ausgestaltung sieht die Erfindung vor, daß Metallrohre mit mehreren, gleichen und/oder ungleichen Innenausnehmungen eingesetzt werden, womit auch bei einem einzigen Fassungsvorgang eine Mehrzahl von Schmucksteinen in einem entsprechenden Metallrohr gefaßt werden können.

    [0010] Zweckmäßig kann es sein, wenn, wie dies die Erfindung ebenfalls vorsieht, vor und/oder nach dem Einpressen der Edelsteine eine Bearbeitung des umgebenden Metallrohres erfolgt. Diese Nachbearbeitung kann nicht nur darin bestehen z.B. das zur Fassung benutzte Rohr oberhalb und unterhalb des Fassungsbereiches gänzlich abzutragen. Hier kann auch eine bereichsweise Abtragung gemeint sein, etwa durch Schlitzung in Längsrichtung des zur Fassung herangezogenen Rohres oder durch Einbringen von Teilausnehmungen u. dgl. mehr.

    [0011] Die Erfindung löst bei einer Vorrichtung der eingangs bezeichneten Art die eingangs aufgezeigte Aufgabe dadurch, daß die Vorrichtung mit einem konischen Gesenk, einer zentrisch im konischen Gesenk geführten Auflage zur Aufnahme des Edelsteines und des umhüllenden Metallrohrs sowie einer Einrichtung zur Ausübung eines gleichmäßigen Anpreßdruckes des Metallrohres versehen ist.

    [0012] Mit einer derartigen Vorrichtung läßt sich der Durchmesser eines Metallrohres verringern. Damit wird das Metall in Richtung auf den im Inneren der Innenausnehmung angeordneten Stein zugetrieben. Er erfaßt die Peripherie des Steines und wird bereichsweise um die nach außen weisenden Randbereiche herumgedrückt. De Anlage am Edelstein muß nicht voll am Umfang erfolgen, hier reichen bereits einige Berührungen, um den Stein festzuhalten.

    [0013] In Ausgestaltung sieht die Erfindung vor, daß das Auflager gegen die Ziehrichtung federbeaufschlagt ist, was die Handhabung der Vorrichtung stark vereinfacht, da durch das Aufbringen eines Gegendruckes gegen die Ziehrichtung der Fassungsvorgang sehr genau und sehr vorsichtig vorgenommen werden kann.

    [0014] Die Erfindung sieht auch vor, daß die Querschnittsformen der konischen Gesenke den jeweiligen Querschnittsformen des zu verpressenden Metallrohres angepaßt sind.

    [0015] Die Erfindung ist nachstehend anhand der Zeichnung beispielsweise näher erläutert. Diese zeigt in

    Fig. 1 einen Schnitt durch die Vorrichtung der Erfindung in einer ersten Position und in

    Fig. 2 in gleicher Darstellung die Vorrichtung in einer weiteren Position, wobei die Darstellung stark vereinfacht ist sowie in den

    Fig. 3 bis 15 Aufsichten auf mögliche Edelsteinfassungen.



    [0016] Die allgemein mit 1 bezeichnete Vorrichtung beisteht aus einem konischen Gesenk 2, einem Auflagestempel 3 mit einer Feder 4 und einem Druckstempel 5.

    [0017] Zum Fassen beispielsweise eines Brillanten 6 wird dieser zunächst auf den Auflagestempel 3 gelegt. Danach wird ein Rohr 7, z.B. aus Gold, darüber gestülpt, wobei das Goldrohr 7 einen Innendurchmesser aufweist, der geringfügig größer ist, als die größte Außenabmessung des Brillanten 6.

    [0018] Wird nun über den Stempel 5, der z.B. über einen Spindeltrieb handangetrieben sein kann, Druck von oben auf das Rohr 7 ausgeübt, so wird dieses unter Herabdrücken des Auflagestempels gegen die Kraft der Feder 4 in die sich konisch verjüngende Innenbohrung des konisches Gesenkes 2 engepreßt.

    [0019] Bei diesem Einpreßvorgang wird das Goldrohr 7 in seinem Außendurchmesser verkleinert. Da es als Hohlrohr ausgebildet ist, gibt es diese Verjüngungsbewegung nach innen weiter, so daß sich das Metall in die Peripherie 8 des Brillanten 6 eindrückt, wie dies in Fig. 2 vereinfacht wiedergegeben ist.

    [0020] Das Maß des Eindrückens bei dem Einzug kann sehr gering sein. Wird der Edelstein an seinem Gesamtumfang gehalten, so reicht häufig ein Maß von unter 1/10 mm aus.

    [0021] Nach Verpressen des Brillanten 6 im Goldrohr 7 wird dieses aus der Vorrichtung 1 ausgehoben und beispielsweise bis auf einen kleinen Fassungsring abgedreht. Weitere Nachbearbeitungsschritte können darin bestehen, randseitige Ausnehmungen einzufräsen, um dem gefaßten Stein noch weiter sichtbar zu machen u. dgl. mehr.

    [0022] Fig. 3 zeigt die Aufsicht auf einen gefaßten Brillanten 6. Ein so gefaßter Edelstein kann nun zur weiteren Schmuckverarbeitung herangezogen werden, z.B. mit einem Fingerring, einer Brosche, einem Anhänger, einer Kette u. dgl. mehr verbunden werden. Erkennbar wird nur ein ganz kleiner Teil des Edelsteines vom Metall überdeckt, so daß dieser seine volle Wirkung entfalten kann.

    [0023] Fig. 4 zeigt die Möglichkeit, zunächst in ein Vollrohr 7a drei Bohrungen einzubringen, in diese drei Schmucksteine einzulegen und diese dann durch ein konisches Gesenk mit dem Metall zu verpressen.

    [0024] Die Fig. 5 bis 7 zeigen die Möglichkeit in ein Goldrohr 7 Edelsteine unterschiedlicher Schliffarten einzubringen und dort zu fassen.

    [0025] Die Fig. 8 und 9 zeigen außenrandseitig ovale Goldrohre 7b mit im Vollmaterial eingebrachten Innenbohrungen, während Fig. 10 ein ovales Goldrohr 7c zeigt mit einem Brillanten 6, der nur an wenigen Außenbereichen gefaßt ist.

    [0026] Fig. 11 zeigt ein rechteckiges Rohr aus Edelmetall, in das eine Innenbohrung eingebracht worden ist, um dann dort einen Schmuckstein einlegen zu können, während Fig. 12 ein eckiges Hohlrohr aus Edelmetall darstellen soll. Die jeweiligen Rohre sind mit 7d und 7e bezeichnet.

    [0027] Schließlich zeigen die Fig. 13 bis 15 in Aufsicht Rohre aus Edelmetall mit einem Schmuckstein, wobei Bereiche dieser Rohre abgetragen wurden. Die in Aufsicht etwa krappenförmigen Bereiche sind in Fig. 13 mit 9 bezeichnet und sind durch Abtragung eines Vollrohres mit Innenbohrungen zur Aufnahme des Schmucksteines 6 entstanden.

    [0028] Die stehengebliebenen Bereiche in Fig. 14 sind mit 10 bezeichnet, die in Fig. 15 mit 11. Im ersteren Falle handelt es sich um drei über den Umfang verteilte Fassungselemente 10, während Fig. 15 vier derartiger Stege zeigt. Selbstverständlich sind diese Stege unterhalb des Schmucksteines miteinander verbunden.

    [0029] Natürlich sind die beschriebenen Ausführungsbeispiele der Erfindung noch in vielfacher Hinsicht abzuändern ohne den Grundgedanken zu verlassen. Inbesondere ist die Erfindung nicht auf die hier beschriebenen Nachbearbeitungsschritte beschränkt, diese sind in vielfacher Weise noch möglich. Auch ist die Erfindung nicht auf Edelmetalle beschränkt, das Verfahren kann auch mit anderen Metallen durchgeführt werden.


    Ansprüche

    1. Verfahren zum Fassen von Edelsteinen, wobei der Edelstein von einem die Fassung bildenden Metall wenigstens bereichsweise umgriffen wird,
    dadurch gekennzeichnet,
    daß der Edelstein von einem Rohr aus dem Fassungsmetall umgeben wird mit einem geringfügig größeren Innendurchmesser als dem größten Außendurchmesser des Edelsteines und danach das Rohr mit dem Edelstein durch ein konisches Gesenk derart getrieben wird, daß sich der Edelstein wenigstens bereichsweise in das Material des umgebenden, sich im Durchmesser verringernden Metallrohres eindrückt.
     
    2. Verfahren nach Anspruch 1,
    dadurch gekennzeichnet,
    daß die Verpressung von Randbereichen des Edelsteines in das umgebende Fassungsmetall in einer Größenordnung von 0,1 mm erfolgt.
     
    3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2,
    dadurch gekennzeichnet,
    daß Edelsteine unterschiedlicher Schliffarten, wie beispielsweise Brillant, Baguette, Navette und Carre in Metallrohren über die konischen Gesenke verpreßt werden.
     
    4. Verfahren nach Anspruch 3,
    dadurch gekennzeichnet,
    daß Metallrohre unterschiedlicher Querschnittsformen eingesetzt werden.
     
    5. Verfahren nach Anspruch 3,
    dadurch gekennzeichnet,
    daß Metallrohre mit mehreren gleichen und/oder ungleichen Innenausnehmungen eingesetzt werden.
     
    6. Verfahren nach ei nem der vorangehenden Ansprüche,
    dadurch gekennzechnet,
    daß vor und/oder nach Einpressen der Edelsteine eine Bearbeitung des umgebenden Metallrohres erfolgt.
     
    7. Vorrichtung, insbesondere zur Durchführung des Verfahrens nach einem der vorangehenden Ansprüche,
    dadurch gekennzeichnet,
    daß sie mit einem konischen Gesenk, einer zentrisch im konischen Gesenk geführten Auflage zur Aufnahme des Edelsteines und des umhüllenden Metallrohres sowie einer Einrichtung zur Ausübung eines gleichmäßigen Anpreßdruckes des Metallrohres versehen ist.
     
    8. Vorrichtung nach Anspruch 7,
    dadurch gekennzeichnet,
    daß das Auflager gegen die Ziehrichtung federbeaufschlagt ist.
     
    9. Vorrichtung nach Anspruch 7,
    dadurch gekennzeichnet,
    daß die Querschnittsformen der konischen Gesenke den jeweiligen Querschnittsformen des zu verpressenden Metallrohres angepaßt sind.
     




    Zeichnung