[0001] Die Erfindung bezieht sich auf ein Verfahren zur Feinstzerkleinerung von mineralischen
Stoffen, insbesondere mineralischen Rohstoffen im trockenen Zustand unter Verwendung
einer Planetenmühle nach dem Oberbegriff des Anspruchs 1, und eine zugehörige Vorrichtung.
[0002] Die Planetenmühle oder Planetenkugelmühle ist eine mit mehreren Mahlrohren versehene
Fliekraftkugelmühle, bei der die parallelachsig angeordneten Mahlrohre unter Eigendrehung
um eine ebenfalls parallele Hauptdrehachse umlaufen.
[0003] Bekannt ist ein Verfahren zur Feinstzerkleinerung dieser Art unter Anwendung einer
Planetenmühle zur Aufbereitung feinstverwachsener Erze, wie z.B. Blei-Zink-Erzen,
die anschließend einer Flotation unterzogen werden. Die Achsen der Mahlrohre der Planetenkugelmühle
sind dabei in üblicher Weise horizontal angeordnet.
[0004] Es sind ferner Verfahren zur Zerkleinerung von Mahlgut mit einer Planetenmühle vorbekannt,
bei denen die Achsen der Mahlrohre senkrecht oder nahezu senkrecht angeordnet sind.
Diese Anordnung hat den Nachteil, daß durch eine zu geringe Verweilzeit in der Planetenmühle
eine Feinstzerkleinerung nicht erzielbar ist.
[0005] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ein Verfahren zu schaffen, mit dem die
Feinstzerkleinerung von Gestein im trockenen Zustand unter Verwendung einer Planetenmühle
auf wirtschaftliche Weise durchgeführt werden kann.
[0006] Bei einem Verfahren der eingangs genannten Art liegt die Lösung dieser Aufgabe in
den Merkmalen des kennzeichnenden Teils des Anspruchs 1.
[0007] Das Verfahren nach der Erfindung ist für alle nicht zu harten mineralischen Stoffe,
insbesondere Rohstoffe, wie z.B. Braun- und Steinkohlen, Bauxite, aber auch Uranerze
und Kupferkiese, Zementklinker und Quarze, besonders vorteilhaft jedoch für kalziumkarbonathaltige
Gesteine, wie Kalkstein, Marmor, Kreide, Dolomit und ähnliche Gesteine einsetzbar.
[0008] Überraschend hat sich gezeigt, daß mit dem neuen Verfahren bei den genannten Stoffen
gute Zerkleinerungswerte unter wirtschaftlichen Bedingungen erzielt werden können.
Dabei ist das Verfahren sehr variabel zu führen und insbesondere an die verschiedenen
Mahlgüter anpaßbar.
[0009] Durch die Maßnahme, die Achsen der Mahlrohre zur Horizontalen unter einer gewissen
Neigung unterhalb von 30° anzuordnen, wird erreicht, daß die Verweilzeit des Mahlgutes
in den Mahlrohren auf den Einzelfall nahezu optimal einstellbar ist. Dadurch wird
eine ausreichende Feinstzerkleinerung erzielt, ohne daß ein unwirtschaftliches "Übermahlen"
eintritt. Der einzustellenden Winkel richtet sich dabei nach der jeweiligen Beschaffenheit
des Mahlgutes, insbesondere nach dessen Mahlbarkeit. Mit schlechter werdender Mahlbarkeit
wird die Neigung verringert und umgekehrt. Beim Einfahren der Anlage mit einem bestimmten
Mahlgut oder beim Mahlgutwechsel kann die günstigste Neigungseinstellung ausprobiert
werden. Allgemein gute Ergebnisse sind zu erzielen, wenn die Achsen der Mahlrohre
5 bis 20° zur Horizontalen geneigt angeordnet sind.
[0010] Bevorzugt wird das Verhältnis der Umlauffrequenz Mahlrohrbahn/Mahlrohr so eingestellt,
daß es 0,45 bis 0,65 beträgt. Es ist überraschend gefunden worden, daß in diesem Bereich
die günstigsten Mahlergebnisse erzielt worden sind.
[0011] Weiter verbesserte Ergebnisse sind erzielbar, wenn die Mahlrohre mit einem Luftstrom
von 0,2 bis 1 m/s, vorzugsweise 0,4 bis 0,6 m/s beaufschlagt werden. Dadurch werden
die bereits in ausreichendem Umfang zerkleinerten Partikel beschleunigt ausgetragen.
[0012] Von besonderem Vorteil ist es ferner, wenn der Werkstoff der Mahlrohrwand so auf
das eingesetzte Mahlgut abgestimmt wird, daß der Hafttreibungsbeiwert verringert wird.
Der zumindest teilweise Einsatz geeigneter Mahlkörper der gleichen Art wie das Mahlgut
ergibt eine größere Wirtschaftlichkeit dadurch, daß diese Mahlkörper billiger als
die Mahlkörper aus Stahl, die üblicherweise verwendet werden, gefertigt werden können.
[0013] Eine besonders genaue Einstellung des Zerkleinerungsgrades und weitere Verbesserungen
der Wirtschaftlichkeit läßt sich dadurch erzielen, daß der Planetenmühle ein Sichter
im Kreislauf zugeschaltet wird und das in diesem Sichter abgeschiedene Grobgut im
Kreislauf zurückgeführt wird. Der einer ausreichenden Feinstzerkleinerung in der
Trennschärfe angepaßte Sichter weist vorzugsweise Trenngrenzen im Bereich von < 40
µm auf. Besonders geeignet ist ein sogenannter Kanalradsichter.
[0014] Mit dem Verfahren nach der Erfindung kann eine Feinstzerkleinerung durch Trockenmahlung
auch bei stark backendem Mahlgut erzielt werden. Gegenüber einer in solchen Fällen
sonst erforderlichen Naßmahlung, bei welcher wesentlich mehr Material bewegt wird
und entsprechend höherer Verschleiß auftritt, bringt der Einsatz der Trockenmahlung
erhebliche Vorteile. Die erforderliche Mahlanlage weist ein entsprechend geringeres
Gewicht und niedrigere Herstellungskosten auf.
[0015] Ausführungsbeispiele der Erfindung sind anhand der Zeichnung nachfolgend näher erläutert.
Es zeigen
Fig. 1 ein Flußbild eines Ausführungsbeispiels des neuen Verfahrens und
Fig. 2 schematisch den Aufbau einer dabei eingesetzten Planetenmühle im senkrechten
Schnitt.
[0016] Wie aus Fig. 1 ersichtlich, wird das Mahlgut dem Sichter, einem Kanalradsichter aufgegeben,
der bereits feinstzerkleinertes Mahlgut als fertiges Mahlprodukt ausscheidet. Das
vom Sichter ausgeschiedene gröbere Mahlgut, die sogenannte Griesse, wird einer geneigt
angeordneten Planetenmühle, wie es Fig. 2 zeigt, zum Zerkleinern aufgegeben. Nach
dem Durchlauf durch die Planetenmühle wird das zerkleinerte Mahlgut, der sogenannte
Mühlenaustrag, im Kreislauf zurückgeführt und zusammen mit frischem Mahlgut dem Sichter
wieder aufgegeben. Auf diese Weise ist sichergestellt, daß bei Verwendung nur eines
einzigen Sichters das Mahlprodukt stets die gewünschte Feinheit aufweist.
[0017] In der Darstellung nach Fig. 2 ist erkennbar, daß die Hauptdrehachse 1, um welche
sich die Mahlrohre 2 und 3 einer Planetenmühle drehen, gegenüber der Horizontalen
des Maschinenflurs 4 um etwa 20° geneigt angeorndet ist. Einlaufseitig ist die Planetenmühle
auf ein Lager 5 drehbar abgestützt, während austragsseitig ein zylindrischer Getriebeblock
6 in einem Lagergehäuse 7 umläuft. Der Getriebeblock 6 bewirkt durch eingebaute entsprechende
Antriebsmittel die Drehung der Mahlrohre 2 und 3 um die Hauptdrehachse 1 und die gleichzeitige,
jedoch entgegengerichtete Drehung um deren eigene Drehachsen 8 und 9. Die Mahlrohre
2 und 3 weisen in der Nähe ihres Eintragsendes jeweils eine sich über ihren Querschnitt
erstreckende Einlaufschlitzwand 10 auf. Die stirnseitig am Austragsende der Mahlrohre
2 und 3 jeweils befindliche Austragswand 11 ist mit einem ringförmigen, koaxialen
Schlitz 12 für den Mahlgutdurchtritt versehen. Zwischen der Einlaufschlitzwand 10
und der Austragswand 11 erstrecken sich jeweils an der Innenwand des Mahlrohrs angeordnete
Hubleisten 13 in axialer Richtung.
[0018] Um die Verstellung der Neigung der Hauptdrehachse 1 gegenüber der Horizontalen bei
der Planetenmühle auf einfache Weise durchführen zu können, ist das Lager 5 über eine
beidendig angelenkte Verstellspindel 20 und das Lagergehäuse 7 über zwei achsgleich
angeordnete Schwenklager 21 auf dem Maschinenflur 4 abgestützt. Dadurch ergibt sich
vorteilhaft eine statisch bestimmte Dreipunktlagerung der Anlage. Die Achsen der Schwenklager
21 und der Gelenke der Verstellspindel 20 verlaufen jeweils senkrecht zur Hauptdrehachse
1.
[0019] Das Mahlgut gelangt durch einen feststehend angeordneten Einlauftrichter 14 über
eine Förderschnecke 19 und anschließend über einen im Lager 5 gehaltenen Verteiler
15, dessen zwei rohrförmige Arme jeweils in einen flanschförmigen Einlauf 16 münden,
welcher gleichzeitig der Lagerung des Einlaufenden des jeweiligen Mahlrohrs dient.
Durch die Einlaufschlitzwand 10 gelangt das Mahlgut anschließend in den Arbeitsraum
des jeweiligen Mahlrohrs, wo es durch die darin befindlichen Mahlkörper zerkleinert
wird und durch den ringförmigen Schlitz 12 in ein nachgeschaltetes Austragsrohr 17
weitergeleitet und danach über ein Auffanggehäuse 18 aus der Einrichtung ausgetragen
wird. Die Austragsrohre 17 durchdringen koaxial zu den Drehachsen 8 und 9 der Mahlrohre
2 und 3 den Getriebeblock 6. Gegeneinander drehende Teile der Planetenmühle sind
jeweils mit geeigneten Abdichtungselementen versehen.
[0020] Eine der Fig. 2 entsprechende Planetenmühlen-Anlage wird bevorzugt so ausgeführt,
daß deren Mahltrommeln einen lichten Durchmesser von 450 mm und eine wirksame Länge
von 900 mm aufweisen, und die Drehfrequenz der Mahlrohre auf der Mahlrohrbahn mit
135 min⁻¹ eingestellt wird. Die Eigenfrequenz der Mahlrohre liegt bei 270 min⁻¹, woraus
sich bei einem Durchmesser der Mahlrohrbahn von 900 mm im Betrieb eine Fleihkraft
von 9 g ergibt. Die Höhe der Hubleisten wird den eingesetzten Mahlkörpern so angepaßt,
daß sie zwischen dem 0,5- und 1,5-fachen der maximalen Mahlkörperdurchmesser liegt
und bevorzugt auf das etwa 0,9-fache des maximalen Mahlkörperdurchmessers eingestellt
wird. Die Anzahl der Hubleisten richtet sich nach dem lichten Durchmesser der Mahltrommel,
beträgt jedoch mindestens 4. Der Abstand der auf den Mahltrommelumfang gleichmäßig
verteilten Hubleisten soll 0,3 m nicht über- und 0,1 m nicht unterschreiten. Vorteilhaft
ist ein Abstand, der zwischen 0,15 und 0,2 m liegt.
[0021] Der dem Aufgabetrichter 14 nachgeschaltete Verteiler 15 ist so gelagert, daß seine
Drehzahl von der Drehfrequenz der Mahlrohre unabhängig einstellbar ist und mit einer
2,5- bis 4-fachen Drehfrequenz, bezogen auf die Mahlrohrbahn, betrieben wird. Auf
diese Weise werden Stauungen des Mahlgutes mit Sicherheit vermieden.
Versuchsbericht
[0022] Im halbtechnischen Maßstab wurde eine Planetenmühle eingesetzt, die wie das Ausführungsbeispiel
nach Fig. 2 aufgebaut war. Der lichte Durchmesser der Mahlrohre betrug 120 mm, die
wirksame Mahlrohrlänge 210 mm. Die Neigung der Hauptdrehachse war auf 18° eingestellt.
Bei dem Zerkleinern wurde Kalkstein mit einer Korngröße von 1 bis 3,15 mm als Mahlgut
in einer Produktrate von 25 kg/g aufgegeben. Die Umlaufzahl, das ist das Verhältnis
des Massenstroms des Mühlenaustrags zu dem des Mahlprodukts betrug 2,5. Daraus ergab
sich eine Fliehkrafthöhe von 13 g. Die gattierten kugelförmigen Mahlkörper hatten
einen mittleren Durchmesser von 7,2 mm und bestanden aus Stahl. Der Füllungsgrad der
Mahlkörper in den Mahlrohren betrug 0,4. Der Planetenmühle war ein Kanalradsichter
entsprechend dem Fließbild nach Fig. 1 vorgeschaltet. Das aus dem Kanalsichter ausgeschiedene
Mahlprodukt wies bei 100 % des Austrags eine Feinheit < 24 µm auf. Der spezifische
Energiebedarf für die Mahlung lag unter 50 kWh/t des erzeugten Mahlprodukts.
[0023] In derselben Anlage wurde Zementklinder zu Feinstzement verarbeitet. Dabei wurde
die Neigung der Mahlrohrachsen auf 15° eingestellt. Die Produktrate betrug 4 kg/h
bei einer Aufgabekorngröße < 3 mm. Die Umlaufzahl betrug 4 und der Mahlkörperfüllungsgrad
wieder 0,4. Die sich ergebende Fliehkrafthöhe lag bei 3 g. Bei einem spezifischen
Energiebedarf von 42 kWh/t ergab sich eine Feinheit des Mahlprodukts von 5000 cm²/g
nach Blaine.
[0024] In der Anlage wurde ferner Bauxit mit einer Korngröße < 3,15 mm bei einer Mahlrohrachsen-Neigung
von 15° mit einer Produktrate von 14 kg/h und bei einem Mahlkörperfüllunggrad von
0,4 mit Stahlkugeln von 10 mm Durchmesser aufgegeben. Die Umlaufzahl betrug 2,5, die
Fliehkrafthöhe 13 g. Die erzielte Feinheit des Mahlproduktes lag bei einem spezifischen
Energiebedarf von 90 kWh/t 81 % des Mahlproduktes < 12 µm.
1. Verfahren zur Feinstzerkleinerung von mineralischen Stoffen, insbesondere mineralischen
Rohstoffen, im trockenen Zustand, unter Verwendung einer Planetenmühle, deren mindestens
zwei jeweils mit sich in axialer Richtung erstreckenden Hubleisten versehene Mahlrohre
gegenüber ihrer Umlaufbahn jeweils einen 1,5 bis 4-fach kleineren Durchmesser aufweisen
und mit einer solchen Umlauffrequenz betrieben werden, daß die auftretenden Fliehkräfte
zwischen 2,5 und 15 g betragen, dadurch gekennzeichnet, das die Achsen der Mahlrohre der Planetenmühle bis zu 30° zur Horizontalen geneigt
angeordnet werden und das Verhältnis der Umlauffrequenz Mahlrohrbahn/Mahlrohr 0,4
bis 0,8 eingestellt wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Achsen der Mahlrohre
zwischen 5 und 20° zur Horizontalen geneigt angeordnet werden.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß das Verhältnis der
Umlauffrequenz Mahlrohrbhan/Mahlrohr 0,45 bis 0,65 eingestellt wird.
4. Verfahren nach Anspruch 1, 2 oder 3, dadurch gekennzeichnet, daß die Mahlrohre
mit einem Luftstrom in Austragsrichtung von 0,2 bis 1 m/s, vorzugsweise 0,4 bis 0,6
m/s beaufschlagt werden.
5. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß
der Werkstoff der Mahlrohrwand so auf das eingesetzte Mahlgut abgestimmt wird, daß
der Haftreibungsbeiwert verringert wird.
6. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß
zumindest teilweise geeignete Mahlkörper der gleichen Art wie das Mahlgut eingesetzt
werden.
7. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß
das in einem nachgeschalteten Sichter abgeschiedene Grobgut im Kreislauf in die
Planetenmühle zurückgeführt wird.
8. Verfahren nach Anspruch 7, dadurch gekennzeichnet, daß ein trennscharfer Sichter,
der Trenngrenzen im Bereich <40 µm aufweist, eingesetzt wird.
9. Verfahren nach Anspruch 8, dadurch gekennzeichnet, daß als Sichter ein Kanalradsichter
eingesetzt wird.
10. Vorrichtung zur Durchführung des Verfahrens nach einem der Ansprüche 1 bis 9,
dadurch gekennzeichnet, daß die Mahlrohre 1,5 bis 2 mal so lang wie ihre Durchmesser
sind.
11. Vorrichtung zur Durchführung des Verfahrens nach Anspruch 10, dadurch gekennzeichnet,
daß die Planetenmühle mit Bezug auf ihre Drehachse neigungsverstellbar angeordnet
ist.
12. Vorrichtung nach Anspruch 11, dadurch gekennzeichnet, daß die im Austrags- und
Eintragsbereich jeweils gelagerte Planetenmühle im Eintragsbereich mindestens eine
zwischen dem Lager und der Bodenabstützung beidendig angelenkte Längenverstelleinrichtung
aufweist.