[0001] Die Erfindung betrifft einen Schalterpol für Leistungsschalter, bestehend aus einer
Vakuumschaltkammer und einem, diese Schaltkammer aufnehmenden Isoliergehäuse. Die
Schaltkammer besteht im wesentlichen aus einem feststehenden und einem beweglichen
Kontaktstab, die beide je ein Kontaktstück tragen sowie aus zwei Isolatoren, zwischen
denen ein Metallschirm angeordnet ist. Im Isoliergehäuse sind zwei axial versetzt
und die Vakuumkammer teilweise umfassende Steuerelektroden vorgesehen, die jeweils
an das Potential des nächstliegenden Kontaktstabes angelenkt sind.
[0002] Es ist bekannt, in Schaltgeräten Vakuumschaltkammern einzusetzen, die aus einem
evakuierten Gehäuse mit einem feststehenden und einem beweglichen Kontaktstück und
Metallschirm bestehen. Das feststehende Kontaktstück ist an einem feststehenden Kontaktstab
angebracht, welcher vakuumdicht durch einen Isolator aus dem Gehäuse herausgeführt
ist. Das bewegliche Kontaktstück ist dagegen an einem axial bewegbaren Kontaktstab
angebracht, der durch einen Isolator und einen Metallbalgen vakuumdicht herausgeführt
ist. Ferner sind auf freiem Potential liegende Metallschirme zwischen den Isolatoren
befestigt. Zwischen der Vakuumschaltkammer und dem Isoliergehäuse befindet sich entweder
Luft (DE-PS 23 22 372) oder der Zwischenraum ist mit Isolieröl gefüllt (JP-PS 55-5651).
Wird in dem Zwischenraum zwischen Schaltkammer und Isoliergehäuse Luft vorgesehen,
so sind trotz feldsteuernder Ausbildung der Anschlußkörper elektrisch hochbeanspruchte
Strecken, in denen sich elektrische Teilentladungen ausbilden können, nicht vermeidbar.
Schalter mit Öl in dem Zwischenraum sind ebenfalls bekannt; sie weisen wieder ähnliche
Nachteile wie die sogenannten ölarmen Schalter auf, weil von ihnen Brandgefahr und
eine Gefährdung der Umwelt ausgeht.
Des weiteren ist es bekannt, die komplette Vakuumschaltkammer in Epoxidharz einzugießen
(JP-PS 51-16 620). Dabei ergeben sich jedoch Nachteile, weil Risse sowie Luftspalte
und Lufteinschlüsse nicht sicher ausgeschlossen werden können, in denen es dann zur
Ausbildung zerstörend wirkender elektrischer Teilentladungen kommt. Den beschriebenen
Vakuumschaltern haftet außerdem der Nachteil an, daß das elektrische Feld in der Vakuumschaltkammer
durch geerdete Metallbeläge auf den Isoliergehäusen oder auch durch relativ nahe
angeordnete geerdete Bauteile gestört werden kann, wodurch sich das innere Isoliervermögen
der Vakuumschaltkammer sowie deren Ausschaltvermögen ungünstig verändert.
[0003] Weiterhin gilt es als bekannt, bei feststoffisolierten Schalterpolen zwei Steuerelektroden
axial versetzt im Isolierstoffgehäuse anzuordnen, um elektrische Teilentladungen
im Bereich zwischen Schaltkammer und Isoliergehäuse bzw. im Isoliergehäuse selbst
durch Vermeidung von örtlich extrem hohen Feldstärken zu verhindern und geringe Abstände
durch Verlagerung der elektrischen Beanspruchung in die Feststoffisolation zu erreichen.
Diese Steuerelektroden werden an das Potential des jeweils nächstliegenden Anschlusses
der Vakuumschaltkammer angelenkt. Ferner ist gemäß diesem Vorschlag im Bereich des
Schirmes der Schaltkammer im Isoliergehäuse eine dritte Steuerelektrode vorgesehen.
Ihre Anordnung erfolgt dabei derart, daß sie ein Zwischenpotential zwischen Anschlußpotential
und Erdpotential annimmt (EPa 01 76 665). Die Funktion der Steuerelektroden können
auch leitende oder halbleitende Beläge über nehmen, die auf Teilen des Isoliergehäuses
aufgebracht sind. Durch eine solche Anordnung der Steuerelektroden wird zwar die Feldstärkeverteilung
verbessert und der Isolierstoff gleichmäßiger ausgenutzt; die unzureichende Berücksichtigung
des Potentials des Metallschirmes der Vakuumschaltkammer führt aber noch immer nicht
zu einem optimalen Schaltvermögen und verbessert außerdem nicht in allen Schaltstellungen
deren inneres Isoliervermögen. Es werden bisher nicht in ausreichendem Maße Angaben
zur Höhe des Zwischenpotentials und dessen Einfluß auf die Spannungsverteilung sowie
auf das Schaltvermögen gemacht. Im Zusammenhang damit wird die unterschiedliche kapazitive
Beeinflussung des Zwischenpotentials durch die in der Nähe befindlichen Elektroden
z. B. den geerdeten Belag auf der äußeren Oberfläche des Isoliergehäuses nicht optimal
berücksichtigt. Daher gelingt es bisher nicht, das isoliertechnisch günstigste Zwischenpotential
zu erreichen. Die bisherigen Lösungen beachten nämlich nicht konsequent, daß sich
am Metallschirm und dritter Steuerelektrode im Schaltzustand "Ein" ein anderes Zwischenpotential
einstellt, als im Schaltzustand "Aus", wo ein Schaltkontakt auf Erdpotential liegt.
Dadurch liegen zumindest im Schaltzustand "Aus" Abschnitte vor, die elektrisch hoch
belastet sind; hinreichende Angaben, wie diese Belastungen und die damit verbundene
Teilentladungsgefahr auf ein möglichst niedriges Maß reduziert werden können, wurden
bisher nicht gemacht. Es kommt also darauf an, einen Schalterpol gemäß dem Oberbegriff
des Patentanspruches isoliertechnisch zu verbessern.
[0004] Der Erfindung liegt mithin die Aufgabe zugrunde, einen Schalterpol gemäß des Oberbegriffes
des Patentanspruches so weiterzubilden, daß bei beiden Schaltzuständen "Ein" und "Aus"
die elektrische Feldstärke und die damit verbundene Gefahr von Teilentladungen in
Abschnitten zwischen Isolierstoffgehäuse und Vakuumschaltkammer auf ein Mindestmaß
reduziert und im Zusammenhang damit der Einfluß benachbarter Elektroden auf die Spannungsverteilung
in der Vakuumschaltkammer sowie deren Ausschaltvermögen nahezu vermieden werden
kann.
[0005] Diese Aufgabe wird bei einem Schalterpol für Leistungsschalter, bestehend aus einer
Vakuumschaltkammer und einem, diese Schaltkammer aufnehmenden Isoliergehäuse - wobei
die Schaltkammer im wesentlichen aus einem feststehenden und einem beweglichen Kontaktstab
besteht, die jeweils ein Kontaktstück tragen, die in einer aus zwei Isolatoren, einem
Metallbalgen und einem Metallschirm zwischen den Isolatoren bestehenden Vakuumschaltkammer
untergebracht sind, gemäß der Erfindung dadurch gelöst, daß im Isoliergehäuse zwei
Steuerelektroden axial versetzt und die Vakuumschaltkammer wenigstens teilweise umfassend
vorgesehen und an das Potential des jeweils nächstliegenden Kontaktstabes angelenkt
sind. Dabei müssen die beiden Steuerelektroden sich entweder überlappen oder soweit
einander angenähert und/oder so bemessen sein, daß der Metallschirm der Vakuumschaltkammer
ein Potential annimmt, das im Zustand getrennter Kontaktstücke etwa dem halben Potential
des an Spannung liegenden Kontaktstückes entspricht. Dagegen soll im Zustand geschlossener
Kontaktstücke der Metallschirm der Vakuumschaltkammer wenigstens annähernd volles
Potential annehmen, hingegen der Einfluß von geerdeten oder unter Spannung stehenden
Teilen außerhalb der Steuerelektroden auf das Potential des Metallschirmes quasi eleminiert
sein.
Ausführungsbeispiel
[0006] Das Erfindungskonzept wird im folgenden anhand eines Ausführungsbeispiels unter
Bezugnahme auf die den Patentansprüchen angefügten Zeichnungen erläutert.
[0007] Es zeigen:
Fig. 1 einen vollfeststoffisolierten Schalterpol im Längsschnitt, wo das die Vakuumschaltkammer
umschließende Isoliergehäuse auf seiner äußeren Oberfläche einen geerdeten leitenden
Belag trägt;
Fig. 2 einen feststoff-gasisolierten Schalterpol im Längsschnitt, wo das die Vakuumschaltkammer
umschließende Isoliergehäuse keinen geerdeten Belag trägt, sich jedoch geerdete Bauteil,
z. B. Kapselungsteile der Schaltanlage in der Nähe des Schalterpols befinden.
[0008] In Fig. 1 ist ein Schalterpol gezeigt, in dem eine komplette Vakuumschaltkammer
1, bestehend aus einem oberen feststehenden Schaltkontaktstück 2 mit einem daran angebrachten
oberen feststehenden Kontaktstab 3, einem unteren beweglichen Schaltkontaktstück
4 mit einem unteren axial bewegbaren Kontaktstab 5 und einem Metallbalgen 6, angeordnet
ist. Die Schaltkontaktstücke 2 und 4 mit ihren Kontaktstäben 3 und 5 befinden sich
in einem luftdichten und evakuierten Gehäuse, bestehend aus einem oberen Isolator
7 und einem unteren Isolator 8 sowie einem auf freiem Potential liegenden Metallschirm
9.
Die Vakuumschaltkammer 1 ist in vier Isolierkörpern 10, 11, 12, 13 untergebracht,
die ineinandergesteckt bzw. aneinandergefügt das Isoliergehäuse bilden. Die Isolierkörper
10, 11, 12, 13 tragen auf Teilen ihrer Oberfläche leitende Beläge als Teile der Steuerelektroden
14, 15, 16. Die Steuerelektroden 14, 15 sind an einem Ende durch je einen Elektrodenring
17 abgeschlossen, während ihr anderes Ende jeweils an einer anderen, becherförmig
ausgebildeten Steuerelektrode 18, 19 anliegt. Die Isolierkörper 10, 11, 12, 13 werden
durch einen elastischen Isolierstoffring 20 über Spannelemente dielektrisch dicht
miteinander verbunden. Die Dicke des Isolierstoffringes 20 ist so gering wie isoliertechnisch
möglich bemessen; das bedeutet, daß zwischen beiden Elektrodenringen 17 die Betriebsspannung
bzw. die Prüfspannung anliegen kann, was dem Aus-Zustand des Schalters entspricht.
Um den Abstand der beiden Elektrodenringe 17 so gering wie möglich ausführen zu können,
kommt für den Isolierstoffring 20 bevorzugt Material mit großer elektrischer Festigkeit
zum Einsatz. An den Elektrodenringen 17 können auch alle die Maßnahmen Anwendung finden,
die in der Hochspannungstechnik für die Beeinflussung der Durchschlagsspannung bekannt
sind. Damit gelingt es, die beiden Elektrodenringe 17 soweit aneinander anzunähern,
daß nahezu jede kapazitive Kopplung der Elektroden z. B. des geerdeten Metallbelages
23 auf der äußeren Oberfläche des Schalterpols zu der auf freiem Potential befindlichen
Steuerelektrode 16 unterbunden ist. Im Schaltzustand "Ein" sind Metallschirm 9 und
Steuerelektrode 16 von Elektroden auf Anschlußpotential (Schaltkontaktstück 2, 4 und
Steuerelektroden 14, 15) umgeben. Als Zwischenpotential wird sich also nahezu Anschlußpotential
einstellen. Dadurch ist der gesamte Gasspalt von Elektroden auf Anschlußpotential
umgeben, so daß Teilentladungen sicher vermieden werden und vorteilhaft nahezu die
gesamte feldstärkemäßige Belastung in die Feststoffisolation verlagert ist. Im Schaltzustand
"Aus" befinden sich Schaltkontaktstück 2 und Steuerelektrode 14 auf Anschlußpotential,
Schaltkontaktstück 4 und Steuerelektrode 15 dagegen auf Erdpotential. Wegen der Symmetrie
der Anordnung wird sich als Zwischenpotential etwa halbes Anschlußpotential einstellen.
Zwischen Schaltkontaktstück 2 bzw. 4 und Metallschirm 9 (einschließlich zugehöriger
Steuerelektroden 14 bzw. 15 und 16) stellt sich also etwa die gleiche Potentialdifferenz
ein, so daß die in einigen Abschnitten des Gasspaltes unvermeidliche feldstärkemäßige
Belastung ihren niedrigst möglichen Wert erreicht. Damit ist unter Berücksichtigung
beider Schaltzustände das isoliertechnisch günstigste Zwischenpotential realisiert.
In Fig. 2 ist ein Schalterpol gezeigt, in dem eine komplet te Vakuumschaltkammer
1 mit ihren Teilen in einem Isoliergehäuse 25 untergebracht ist, das über die Vakuumschaltkammer
1 geschoben ist, wobei es unerheblich ist, ob der Gasspalt zwischen Schaltkammer
1 und Isoliergehäuse 25 nachträglich mit aushärtendem Isolierstoff ausgegossen wird.
[0009] Abweichend von der Ausführung gemäß Fig. 1 ist auf der äusseren Oberfläche des Isoliergehäuses
25 kein geerdeter leitender Belag aufgebracht, sondern es befinden sich geerdete
metallische Kapselungs- oder Stützkonstruktionsteile 24 in der Nähe, gegenüber denen
der Schalterpol mittels eines Isoliergases 26 isoliert ist. Die im Isoliergehäuse
25 eingegossenen Steuerelektroden 14 bzw. 15 sind mit dem oberen Schaltkammeranschluß
21 bzw. mit dem unteren Schaltkammeranschluß 22 auf geeignete Weise z. B. mit Kontaktfedern
verbunden. Der auf freiem Potential befindliche Metallschirm 9 der Vakuumschaltkammer
1 ist über geeignete Kontaktelemente mit der in das Isoliergehäuse 25 eingegossenen
Steuerelektrode 16 verbunden, die auch auf freiem Potential liegt. Die an den Steuerelektroden
14 und 15 befindlichen Elektrodenringe 17 sind soweit aneinander angenähert, daß keine
kapazitive Kopplung der benachbarten geerdeten metallischen Kapselungs- oder Stützkonstruktionsteile
24 oder anderer Elektroden mit der auf freiem Potential befindlichen Steuerelektrode
16 vorliegt. Solche Schalterpole sind auch als dreipolige Anordnung in einer gemeinsamen
Kapselung unterbringbar. Ferner sind derartige erfindungsgemäß ausgestaltete Schalterpole
von Vakuumschaltern bevorzugt für fabrikfertige vollfeststoffisolierte Hochspannungsschaltanlagen
oder Transformatorenstationen geeignet, wo hohe Anforderungen bezüglich des Berührungsschutzes
und bezüglich kleinräumiger und kompakter Bauweise bestehen. Es besteht weiterhin
die Möglichkeit, diesen Schalterpol in hermetisch gekapselten gasisolierten oder in
metallgekapselten luftisolierten Schaltanlagen einzusetzen.
Schalterpol für Leistungsschalter, bestehend aus einer Vakuumschaltkammer (1) und
einem, diese Schaltkammer aufnehmenden Isoliergehäuse (25), wobei die Schaltkammer
(1) im wesentlichen aus einem feststehenden und einem beweglichen Kontaktstab (3 und
5) besteht, die jeweils ein Kontaktstück (2 und 4) tragen und die in einer aus zwei
Isolatoren (7 und 8), einem Metallbalgen (6) und einem Metallschirm (9) zwischen
den Isolatoren (7 und 8) bestehenden Vakuumschaltkammer (1) untergebracht sind, dadurch
gekennzeichnet, daß im Isoliergehäuse zwei Steuerelektroden (14 und 15) axial versetzt
und die Vakuumschaltkammer (1) wenigstens teilweise umfassend vorgesehen und an das
Potential des jeweils nächstliegenden Kontaktstabes (3 und 5) angelenkt sind, wobei
die beiden Steuerelektroden (14 und 15) sich entweder überlappen oder soweit einander
angenähert und/oder so bemessen sind, daß der Metallschirm (9) der Vakuumschaltkammer
(1) ein Potential annimmt, das im Zustand getrennter Kontaktstücke (2 und 4) etwa
dem halben Potential des an Spannung liegenden Kontaktstückes (2 oder 4) entspricht,
während im Zustand geschlossener Kontaktstücke (2 und 4) der Metallschirm (9) der
Vakuumschaltkammer (1) wenigstens annähernd volles Potential annimmt, hingegen der
Einfluß von geerdeten oder unter Spannung stehenden Teilen (23, 24) außerhalb der
Steuerelektroden (14, 15) auf das Potential des Metallschirmes (9) quasi eleminiert
ist.