(19)
(11) EP 0 222 269 A2

(12) EUROPÄISCHE PATENTANMELDUNG

(43) Veröffentlichungstag:
20.05.1987  Patentblatt  1987/21

(21) Anmeldenummer: 86115067.0

(22) Anmeldetag:  30.10.1986
(51) Internationale Patentklassifikation (IPC)4D06P 3/14
(84) Benannte Vertragsstaaten:
AT CH DE FR GB IT LI

(30) Priorität: 07.11.1985 DE 3539475

(71) Anmelder: HOECHST AKTIENGESELLSCHAFT
65926 Frankfurt am Main (DE)

(72) Erfinder:
  • von der Eltz, Hans-Ulrich, Dr.
    D-6000 Frankfurt am Main 50 (DE)
  • Maier, Hans-Peter, Dr.
    D-6231 Sulzbach (DE)
  • Röstermundt, Karl-Heinz
    D-6236 Eschborn 2 (DE)


(56) Entgegenhaltungen: : 
   
       


    (54) Verfahren zum Färben von Wollstückware


    (57) Es hat in der Praxis bisher kein Klotz-Verweil-Verfahren für Wollstückware gegeben, das ohne Verwendung großer Mengen an Textilhilfsmittel hätte durchgeführt werden können. Außerdem ist es bei allen diesen Verfahren erfor­derlich gewesen, Energie zuzführen. Auch hat man dabei im­mer mit hohen Harnstoffmengen gearbeitet, woraus zwangs­läufig eine hohe Abwasserbelastung resultierte. Erfindungs­gemäß wurde nun erkannt, daß zufriedenstellende Ergebnisse beim Färben von Wollstückware mit Reaktivfarbstoffen erzielt werden, wenn man die Klotzoperation mit den Farbstofflösun­gen im pH-Bereich von 1,5 bis 4 sowie bei Raumtemperatur und den anschließenden Verweilvorgang zur Farbstoff-Fixie­rung ohne Temperaturzufuhr vornimmt. Zum Zweck der Verhin­derung einer Grauschleierbildung und der Erreichung tiefe­rer Farbtöne kann man der Klotzflotte zweckmäßig noch stickstoffhaltige Oxethylierungsprodukte, insbesondere Fettamin-oxethylate, und/oder Alkylpolyglykolether zu­setzen.


    Beschreibung


    [0001] Die vorliegende Erfindung betrifft ein Klotz-Kaltverweil-­Verfahren zum Färben von Stückware aus Wolle oder wollhal­tigen Fasermischungen im sauren Medium unter Verwendung von Reaktivfarbstoffen.

    [0002] Zum Färben von textilen Flächengebilden aus Wolle gibt es in der Praxis außer mehr oder weniger kontinuierlich ablau­fenden Arbeitsweisen, z.B. nach der Klotz-Warmverweil-­Methode entsprechend der deutschen Patentschrift DE-C2-26 35 991, für diese Aufgabe auch noch ausgesprochene Klotz-Aufdock-Verfahren, wie das für Metallkomplexfarbstof­fe in der deutschen Patentschrift DE-C2-26 35 990 und für Reaktivfarbstoffe in der deutschen Patentschrift DE-C2-26 35 989 beschrieben wird. In allen der zuvor genannten Ver­fahren zur Wollstückfärberei muß jedoch entweder beim Klotzvorgang oder während des Verweilens oder auch bei bei­den Operationen Wärme zugeführt werden. So läuft im Falle des Standes der Technik aus der DE-C2-26 35 989 der Klotz­vorgang zwischen 60° und 80°C und die anschließend zur Farbstoff-Fixierung erforderliche Verweiltemperatur beträgt dann auch noch einmal 75° bis 85°C.

    [0003] Darüber hinaus werden nach den erwähnten Färbetechniken in den Klotzflotten neben den eingesetzten Farbstoffen gewöhn­lich hohe Mengen an hydrotrop wirkenden Substanzen, in erster Linie Harnstoff benötigt. Die Verwendung von Harn­stoff, welche für eine volle Fixierung der Reaktivfarb­stoffe ins Auge gefaßt ist, kann allerdings zu gewissen Be­einträchtigungen der Wollqualität infolge Faserschädigung führen. In diesem Zusammenhang darf indessen nicht über­sehen werden, daß bei den bisher bekannten Färbeprozessen auf dieser Grundlage immer eine mehr oder weniger ins Gewicht fallende Abwasserbelastung gegeben ist. Harnstoff kann aus solchem verunreinigten Abwasser nicht wieder ent­fernt werden. Infolgedessen düngt er die in den Gewässern vorhandenen Pflanzen und erniedrigt dadurch den Gesamt­sauerstoffgehalt von Flüssen und Seen.

    [0004] Sinn und Zweck der nachstehend erläuterten Erfindung ist es also, die eingangs aufgezeichneten Unzulänglichkeiten bzw. geschilderten Nachteile beim Färben von Wolle mit Reaktiv­farbstoffen nach der Klotz-Aufdock-Methode zu beheben, insbesondere den Energieaufwand für den eigentlichen Färbe­prozeß noch weiter zu senken und den Ausstoß an belasteten Abwässern nach Möglichkeit herabzusetzen. Aus heutiger Sicht spielen jede Art von Energieeinsparungen und einfach zu beseitigende Abwässer eine bedeutsame Rolle.

    [0005] Die zuvor dargelegte Aufgabe wird erfindungsgemäß nunmehr dadurch gelöst, daß man das bahnförmige Textilmaterial mit einer die gelösten Reaktivfarbstoffe aufweisenden wäßrigen Flotte bei einem pH-Wert zwischen 1,5 und 4, bevorzugt zwischen 2 und 3, sowie bei Temperaturen bis maximal 25°C, vorzugsweise im Bereich von Raumtemperatur, klotzt und sodann diese Klotzung zwecks Farbstoff-Fixierung im feuch­ten Zustand unter den hergebrachten sauren Bedingungen sowie ohne weitere Temperaturzufuhr 18 bis 36 Stunden verweilen läßt.

    [0006] Das vorstehend dargelegte Verfahren weist deutliche Vor­teile in der Energie- und Abwasserbilanz gegenüber dem Stand der Technik auf. Im Zuge der beanspruchten Klotz­färbetechnik in Verbindung mit der Farbstoff-Fixierung durch Kaltverweilen hat es sich nämlich herausgestellt, daß durch das Einhalten eines bestimmten pH-Bereiches auf jede Temperaturzuführung verzichtet werden kann. Gleichzeitig wird bewußt davon Abstand genommen, Harnstoff als Fixier­hilfsmittel zwecks Farbvertiefung einzusetzen. In der Klotzflotte befinden sich somit nur anorganische oder orga­ nische Säuren und/oder saure Salze davon, welche die ver­fahrensgemäße Einstellung des charakteristischen pH-Berei­ches besorgen und deren Neutralisation bei der Aufbereitung des Abwassers sehr einfach vorzunehmen ist. Das Prinzip der vorliegenden Erfindung beruht im wesentlichen auf der An­wesenheit von hohem Säuregehalt in den verwendeten Klotz­flotten. Das neue Verfahren läßt sich mit der für die Praxis erforderlichen Sicherheit und Reproduzierbarkeit der Nuance durchführen. Bei diesem Färbeprozeß ist die einfache und unkomplizierte Verfahrensweise bestechend. Nach einer üblichen Fertigstellung der Färbung im Anschluß an den Ver­weilvorgang erhält man hervorragende Echtheitseigenschaften auf der so gefärbten Wolle. Es resultieren außerordentlich brillante und tiefe Farbtöne.

    [0007] Zur Einstellung saurer pH-Bedingungen werden verfahrens­gemäß sowohl organische als auch anorganische Säuren bzw. deren Salze in Betracht gezogen. Als Beispiele dafür sind Kaliumhydrogensulfat (Bisulfat), Schwefelsäure, Amidosul­fonsäure, Ameisensäure, Oxalsäure, Bernsteinsäure, Wein­säuer u.a. zu nennen. Aber auch Mischungen von derartigen sauren Mitteln, die in der Lage sind, den bestimmten pH-Wert zu realisieren, können erfindungsgemäß eingesetzt werden. Sofern allerdings bei diesem Verfahren mit schwa­chen organischen Säuren, wie z.B. Essigsäure gearbeitet wird, welche lediglich die Einstellung von pH-Werten im Bereich von 4 bis etwa 4,8 erlauben, dann kann man hierbei immer wieder feststellen, daß die resultierenden Echtheits­eigenschaften nicht so gut sind, wie man sie bei der Anwendung von starken Säuren erwarten darf. Deswegen muß in solchen Fällen der Flotte außerdem Harnstoff zugesetzt werden, so wie es schon in der DE-C2-26 35 989 erläutert ist. Demgegenüber kann entsprechend der Erfindung bei An­wendung von starken organischen Säuren, welche pH-Werte von 2 bis 3 hervorbringen, von der Harnstoffzugabe abgesehen werden. Man hat in dieser Hinsicht nicht voraussehen kön­ nen, daß die Einstellung ganz bestimmter saurer Bedingungen eine Temperatursenkung beim Klotz-Aufdock-Prozeß für das Färben von Wolle mit Reaktivfarbstoffen gestattet. Dabei ist die Erniedrigung der Färbetemperatur erheblich, so daß eine echte Kaltverweil-Fixierung vorliegt.

    [0008] Die wäßrige Klotzflotte kann im Bedarfsfalle zur Verhinde­rung des Auftretens von Grauschleier auf den erfindungsge­mäß erzeugte Wollfärbungen darüber hinaus zweckmäßig noch stickstoffhaltige Oxethylate oder Alkylpolyglykolether oder ein Gemisch aus beiden handelsüblichen Verbindungsklassen enthalten. Es wurde nach der vorliegenden Erfindung nämlich gefunden, daß bei Zugabe von 5 bis 25 g/l, vorzugsweise 10 bis 15 g/l, einer 30 bis 70 %igen, wäßrigen Einstellung von Ethylenoxidgruppen enthaltenden Fettaminen, d.h. be­sonders eines Umsetzungsproduktes von 1 Mol eines Fett­amins mit 12 bis 20 Kohlenstoffatomen, vorzugsweise Stearyl­amin, und 8 bis 15 Mol Ethylenoxid, oder bei Zugabe der gleichen Menge eines Alkylpolyglykolethers, d.h. besonders eines Umsetzungsproduktes aus geradkettigen oder verzweig­ten Fettalkoholen mit 10 bis 18 C-Atomen, vorzugsweise 1 Mol Isotridecylalkohol, und 5 bis 8 Mol Ethylenoxid, zur Färbe­flotte grauschleierfreie, brillante und tiefe Farbtöne resultieren. Neben einer Zunahme der Brillanz wegen fehlen­den Grauschleiers wurde hierbei überraschenderweise auch eine deutliche Erhöhung der Farbstärke festgestellt.

    [0009] Für das Färben von Wollfasern bzw. des Wollanteils von Fasermischungen werden als Reaktivfarbstoffe die unter die­sem Gattungsbegriff bekannten organischen Farbstoffe - unabhängig von der Art ihrer faserreaktiven Gruppe - in Betracht gazogen. Diese Farbstoffklasse wird im Colour Index, 3. Auflage 1971 sowie Ergänzungen 1975 als "C.I. Reactive Dyes" bezeichnet und umfaßt chemische Verbindun­gen mit Farbstoffcharakter, die mit OH-gruppen- und/oder NH-gruppenhaltigen Fasern eine kovalente Bindung einzugehen in der Lage sind. Es handelt sich hierbei vorwiegend um solche Farbstoffe, die mindestens eine mit Hydroxy- oder Aminogruppen im Fasermaterial mit Polyamid-Struktur reak­tionsfähige Gruppe, eine Vorstufe hierfür oder einen mit den oben erwähnten Bestandteilen des Fasermoleküls reak­tionsfährigen Substituenten enthalten. Als Grundkörper des chromophoren Systems dieser organischen Farbstoffe eignen sich besonders solche aus der Reihe der Azo-, Anthrachinon- und Phthalocyaninverbindungen, wobei die Azo- und Phthalo­cyaninfarbstoffe sowohl metallfrei als auch metallhaltig sein können. Als reaktionsfähige Gruppen und Vorstufen, die solche reaktionsfähige Gruppen bilden, seien beispiels­weise Epoxygruppen, die Ethylenimidgruppe, die Vinylgrup­pierung im Vinylsulfon- oder im Acrylsäure-Rest, ferner die β-Sulfatoethylsulfongruppe, die β-Chlorethylsulfon­gruppe oder die β-Dialkylamino-ethylsulfongruppe genannt. Außerdem kommen für dieses Verfahren Derivate der Tetra­fluorcyclobutyl-Reihe, z.B. der Tetrafluorcyclobutylacryl­säure, in Frage. Als reaktionsfähige Substituenten in Reaktivfarbstoffen dienen solche, die leicht abspaltbar sind und einen elektrophilen Rest hinterlassen. Als Substi­tuenten sind in dieser Hinsicht beispielsweise 1 bis 3 Ha­logenatome an folgenden Ringsystemen von Interesse: Chin­oxalin, Triazin, Pyrimidin, Phthalazin, Pyridazin und Pyridazon. Es können auch Farbstoffe mit mehreren gleich- oder verschiedenartigen Reaktivgruppen verwendet werden. Solche Reaktivfarbstoffe der zuvor definierten Art weisen häufig mehr als eine Sulfonsäuregruppe (außer der reaktiven Gruppierung des Farbstoffes) im Molekül auf, welche belie­big über den Chromophor verteilt sein können, bevorzugt aber an dessen aromatische Reste gebunden sind.

    [0010] Für die Durchführung der vorliegenden Erfindung werden vor­zugsweise Farbstoffe vom Vinylsulfon-Typ eingesetzt, mit denen die Faser nach einem Additionsmechanismus über die Vinylsulfon-Form des Farbstoffes reagiert. Ebenso brauch­ bar als färbende Substanzen beim beanspruchten Verfahren sind die Umwandlungsprodukte solcher bekannter Sulfonyl-­Reaktivfarbstoffe mit z.B. Methyltaurin, in denen die Reak­tivgruppe vorübergehend in maskierter Form vorliegt.

    [0011] Nach der Färbetechnik gemäß dieser Erfindung lassen sich zufriedenstellende färberische Ergebnisse sowohl auf ge­wöhnlichen, d.h. mit einer Antifilzausrüstung nicht vorbe­handelten Wollfasern als auch auf chlorierten Wollquali­täten oder solchen, die durch Auflage eines Polyacryl- oder Polyimin-Harzfilms filzfrei oder filzarm ausgerüstet worden sind, erzielen.

    [0012] Das beanspruchte Verfahren wird im allgemeinen wie folgt durchgeführt:

    [0013] Man klotzt das zu färbende Wolltextil mit der Farbstoff, Säure und eventuell Hilfsmittel enthaltenden Klotzflotte bei etwa Raumtemperatur. Die Flottenaufnahme kann hierbei je nach der Qualität des Farbguts zwischen 50 und 130 %, bezogen auf das Gewicht des trockenen Fasermaterials, be­tragen.

    [0014] Danach wird die feuchte Ware zur Farbstoff-Fixierung 18 bis 36 Stunden bei etwa Raumtemperatur verweilt, was üblicher­weise in aufgerolltem Zustand unter langsamen Rotieren der Kaule erfolgt. Zweckmäßigerweise wird diese Maßnahme unter weitgehendem Luftabschluß vorgenommen, was man durch Ein­schlagen der aufgedockten Ware in eine Plastikfolie erreicht. Bei entsprechend niedriger Flottenaufnahme kann der Verweilprozeß mit dem feuchten Textilgut auch in abge­tafeltem Zustand bewerkstelligt werden. Anschließend wird die hergestellte Färbung gespült, gewaschen und neutrali­siert.

    [0015] In den nachstehenden Ausführungsbeispielen beziehen sich Prozentangaben auf das Gewicht der so bezeichneten Gegen­stände. Die genannten Reaktivfarbstoffe werden in handels­üblicher Form und Beschaffenheit eingesetzt:

    Beispiel 1



    [0016] a) Mittels einer wäßrigen Klotzflotte von etwa 20°C, welche
    10 g/l einer 4%igen, wäßrigen Verdickung auf Galaktomannan-Basis,
    15 g/l des Farbstoffes Reactive Blue 19 mit der C.I.-Nr. 61200 und
    20 ml/l Schwefelsäure konz. (96 %ig)
    enthält und auf einen pH-Wert von 2,8 eingestellt ist, wird ein Gewebe aus mit einer Antifilzausrüstung nicht vorbehandelter Wolle geklotzt. Die Flottenaufnahme be­trägt hierbei 100%, bezogen auf das Gewicht des trocke­nen Fasermaterials. Die in dieser Weise behandelte Ware wird sodann in dem nach Abquetschen des Flottenüber­schusses resultierenden feuchten Zustand aufgedockt und zur Farbstoff-Fixierung unter langsamem Rotieren der Kaule 24 Stunden bei Raumtemperatur verweilen gelassen. Hierauf wird die so erzeugte Färbung mit Wasser ausge­waschen.

    [0017] Es resultiert eine Blaufärbung mit guten bis sehr guten Naßechtheitseigenschaften, die jedoch einen Grauschleier zeigt.

    [0018] b) Fügt man der unter 1a) bereiteten Färbeflotte außerdem noch
    15 g/l einer 30%igen, wäßrigen Einstellung des Um­setzungsproduktes von 1 Mol Stearylamin mit 12 Mol Ethylenoxid (versetzt mit Triisobutyl­phosphat als Entschäumer)
    hinzu und führt den Klotzauftrag derselben sowie die Verweiloperation zur Farbstoff-Fixierung gemäß der obigen Vorschrift 1a) durch, so wird eine entsprechende Blaufärbung ohne Auftreten von Grauschleier erzielt. Setzte man nun zum Vergleich die bei Remissionsmessungen mittels eines Farbmeßgerätes vom Typ ICS (Instrumental Color Systems) MM 7000 ermittelte Farbstärke der nach 1a) erhaltenen Färbung gleich 100, so konnte anhand von Farbmessungen auf derselben Grundlage bei einer Färbung nach 1b) die Farbstärke 125 festgestellt werden.

    [0019] c) Fügte man jedoch der unter 1a) angegebenen Färbeflotte, anstelle der Substanz gemäß 1b), in diesem Falle
    15 g/l einer wäßrigen Lösung des Umsetzungsproduktes von 1 Mol Isotridecylalkohol mit 5 Mol Ethylenoxid
    hinzu, so wurde nach Färbevorgang sowie Fertigstellung entsprechend Vorschrift 1a) hier eine besonders brillante Blaufärbung ohne Grauschleier erhalten, die aufgrund von Farbmessungen unter den dort spezifierten Bedingun­gen im Vergleich zur Färbung nach 1a) (Farbstärke = 100) die Farbstärke 211 aufwies.

    [0020] Die gleichen färberischen Ergebnisse wie gemäß 1a), 1b) und 1c) erhält man bei Verwendung von 7 g/l Amidosulfon­säure, anstelle von Schwefelsäure, und sonst gleicher Zusam­mensetzung der Klotzflotte.

    Beispiel 2



    [0021] a) Mittels einer wäßrigen Klotzflotte, wie sie in der Zusam­mensetzung bei Beispiel 1a) angegeben ist, jedoch statt des dort eingesetzten blauen Farbstoffes hier 20 g/l des gelben Reaktivfarbstoffes der Formel

    und anstelle von Schwefelsäure
    80 g/l Kaliumhydrogensulfat
    enthaltend, wird bei Raumtemperatur sowie einem pH-Wert von 2,9 eine nicht filzfrei ausgerüstete Wollflanellwa­re bei einer Flottenaufnahme von 95 % (vom Warenge­wicht) geklotzt. Nach einer 20-stündigen Verweilzeit zur Farbstoff-Fixierung bei 20°C verfährt man weiter wie un­ter Beispiel 1a) beschrieben wird.

    [0022] Es resultiert eine volle Gelbfärbung mit sehr guten Naß­echtheitseigenschaften.

    [0023] b) Führt man bei der Herstellung obiger Gelbfärbung den Färbeansatz gemäß 2a) jedoch unter weiterem Zusatz von Stearylamin-oxethylat wie in Beispiel 1b) durch, dann wird nach Fertigstellung gemäß Beispiel 1 eine grau­schleierfreie Färbung mit einem farbmetrisch gegenüber Färbung 2a) (Farbstärke = 100) ermittelten Wert der Farbstärke von 131 erhalten.

    [0024] c) Verfährt man indessen beim Einsatz von Färbeflotte gemäß 2a) unter weiterem Zusatz von Isotridecylalkohol-oxethy­lat wie nach Beispiel 1c), so erzielt man eine hoch­brillante Gelbfärbung mit dem farbmetrisch ermittelten Wert der Farbstärke von 222 gegenüber dem Bezugswert 100 entsprechend Beispiel 2a).

    Beispiel 3



    [0025] a) Mittels einer wäßrigen Klotzflotte von etwa 20°C, welche
    10 g/l einer 4%igen, wäßrigen Verdickung auf Galaktomannan-Basis,
    15 g/l des roten Reaktivfarbstoffes der Formel

    und
    90 g/l Weinsäure enthält,
    wird bei einem pH-Wert von 3 ein durch eine Polyiminharz-­Auflage filzfrei ausgerüstetes Wollgewebe bei einer Flot­tenaufnahme von 100 % (vom Warengewicht) geklotzt. Nach einer 28stündigen Verweilzeit zur Farbstoff-Fixierung bei Raumtemperatur verfährt man weiter wie unter Bei­spiel 1a) angegeben ist.

    [0026] Es resultiert eine volle Rotfärbung.

    [0027] b) Arbeitet man beim Färben mit der Flotte gemäß 3a) je­doch unter Zusatz von 12 g/l des Stearylamin-oxethylats nach Beispiel 1b), dann resultiert eine brillante Rot­färbung mit einer farbmetrisch ermittelten Farbstärke von 151 gegenüber derjenigen von Färbung 3a) mit dem Bezugswert 100.

    [0028] c) Setzt man der Färbeflotte 3a) außerdem noch Isotri­decylalkohol-oxethylat wie im Beispiel 1c) zu und ver­fährt weiter wie dort angegeben, so erhält man nach Fertigstellung eine besonders brillante Rotfärbung der Farbstärke von 164, verglichen mit derjenigen von Fär­bung 3a) = 100.

    Beispiel 4



    [0029] a) Mittels einer wäßrigen Klotzflotte von etwa 25°C, die
    10 g/l einer 4%igen, wäßrigen Verdickung auf Galaktomannan-Basis,
    30 g/l des Farbstoffes Reactive Orange 16 mit der C.I.-Nr. 17757 und
    20 ml/l Schwefelsäure konz. (96 %ig)
    enthält und auf den pH-Wert 2,5 eingestellt ist, wird ein nicht filzfrei ausgerüstetes Wollgewebe bei einer Flottenaufnahme von 100 % (vom Warengewicht) impräg­niert. Nach einer Aufdockzeit von 24 Stunden bei Raum­temperatur zur Farbstoff-Fixierung sowie Fertigstellung gemäß Beispiel 1a) erhält man eine orange-rote Färbung mit sehr guten Naßechtheiten.

    [0030] b) Setzt man im Rahmen obiger Färbevorschrift fernerhin noch oxethyliertes Stearylamin wie in Beispiel 1b) ange­geben zu, so erhält man eine entsprechende Färbung mit einer gemessenen Farbtiefe von 179, verglichen mit der­jenigen von Färbung 4a) = 100.

    [0031] c) Bei Zusatz des in Beispiel 1c) aufgeführten Isotridecyl­alkohol-oxethylates zur Flotte 4a) sowie ansonsten gleichen Färbebedingungen wird eine besonders brillante Orange-Färbung der Farbtiefe 224, verglichen mit der­jenigen von Färbung 4a) = 100 erzielt.

    Beispiel 5



    [0032] a) Mittels einer wäßrigen Klotzflotte von Raumtemperatur sowie der Zusammensetzung wie im Beispiel 1a) angegeben, jedoch zum Unterschied davon anstelle des dortigen gel­ben Farbstoffes hier
    30 g/l des handelsüblichen, mit Methyltaurin ver­setzten, roten Reaktivfarbstoffes der Formel

    enthaltend, wird ein nicht filzfrei ausgerüstetes Woll­gewebe bei einem pH-Wert von 2,5 und einer Flottenauf­nahme von 100 % (vom Warengewicht) geklotzt. Nach einer Verweilzeit der feuchten Ware von 24 Stunden bei etwa 20°C wird das so gefärbte Textilgut mit Wasser ausge­waschen. Es resultiert eine volle rote Färbung.

    [0033] b) Arbeitet man bei der Herstellung der obigen Färbung außerdem noch unter Zusatz von oxethyliertem Stearyl­amin gemäß Beispiel 1b), so resultiert eine tiefere Rot­färbung als nach Verfahren 5a) erhalten, mit einer Farb­stärke von 126 im Vergleich zu Farbstärke 100 bei Fär­bung 5a).

    [0034] c) Ein Zusatz von oxethyliertem Isotridecylalkohol gemäß Beispiel 1c) zur Klotzflotte 5a) führt zu einer hoch­brillanten, tiefen Rotfärbung der Farbstärke von 188 gegenüber der Färbung nach 5a) mit dem Bezugswert 100.

    Beispiel 6



    [0035] Mittels einer wäßrigen Klotzflotte von Raumtemperatur, die
    10 g/l vollverethertes (methyliertes) Johannisbrotkern­mehl,
    15 g/l einer 30%igen wäßrigen Lösung des Umsetzungs­produktes von 1 Mol Stearylamin mit 12 Mol Ethy­lenoxid (mit Triisobutylphosphat als Entschäumer),
    40 g/l des roten Reaktivfarbstoffes der Formel

    10 g/l des gelben Reaktivfarbstoffes der Formel

    25 ml/l Schwefelsäure konz.
    enthält sowie auf einen pH-Wert von 2,6 eingestellt ist, wird ein nicht filzfrei ausgerüstetes Wollgewebe bei einer Flottenaufnahme von 95 % (vom Warengewicht) geklotzt. Nach einer 24-stündigen Verweilzeit zur Farbstoff-Fixierung bei etwa 20°C verfährt man bei der Fertigstellung wie unter Beispiel 1a) angegeben ist.

    [0036] Es resultiert eine brillante Hochrotfärbung mit sehr guten Naßechtheitseigenschaften.

    Beispiel 7



    [0037] Mittels einer wie in Beispiel 6 beschriebenen, wäßrigen Klotzflotte, welche anstelle der dortigen Farbstoffe hier ein Gemisch aus
    15 g/l des gelben Reaktivfarbstoffes der Formel

    15 g/l des roten Reaktivfarbstoffes der Formel

    sowie
    15 g/l des Farbstoffes Reactive Blue 19 mit der C.I.-Nr. 61200 und
    25 ml/l Schwefelsäure konz.
    enthält, verfährt man zur Färbung und Farbstoff-Fixierung wie in Beispiel 6 angegeben.

    [0038] Es resultiert ein neutrales Grau mit guten bis sehr guten Echtheitseigenschaften.


    Ansprüche

    1. Klotz-Kaltverweil-Verfahren zum Färben von Stückware aus Wolle oder wollhaltigen Fasermischungen im sauren Medium unter Verwendung von Reaktivfarbstoffen, dadurch gekenn­zeichnet, daß man das bahnförmige Textilmaterial mit einer die gelösten Reaktivfarbstoffe aufweisenden wäß­rigen Flotte bei einem pH-Wert zwischen 1,5 und 4 sowie bei Temperaturen bis maximal 25°C, vorzugsweise im Bereich von Raumtemperatur, klotzt und sodann diese Klotzung zwecks Farbstoff-Fixierung im feuchten Zustand unter den hergebrachten sauren Bedingungen sowie ohne weitere Temperaturzufuhr 18 bis 36 Stunden verweilen läßt.
     
    2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß der pH-Wert der Klotzflotte zwischen 2 und 3 liegt.
     
    3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeich­net, daß der pH-Wert der Klotzflotte durch Zusatz von mindestens einer anorganischen oder organischen Säure und/oder eines deren sauren Salze eingestellt ist.
     
    4. Verfahren nach einem oder mehreren der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, daß die Klotzflotte zusätz­lich keinen Harnstoff enthält.
     
    5. Verfahren nach einem oder mehreren der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, daß die Klotzflotte zusätzlich noch stickstoffhaltige Oxethylate oder Alkylpolyglykol­ether oder ein Gemisch aus den beiden enthält.
     
    6. Verfahren nach Anspruch 5, dadurch gekennzeichnet, daß es sich bei der Gruppe der stickstoffhaltigen Oxethylate um die Umsetzungsprodukte von 1 Mol eines Fettamins mit 12 bis 20 Kohlenstoffatomen und 8 bis 15 Mol Ethylenoxid handelt.
     
    7. Verfahren nach Anspruch 6, dadurch gekennzeichnet, daß es sich bei dem den Oxethylaten zugrundeliegenden Fett­amin um Stearylamin handelt.
     
    8. Verfahren nach Anspruch 6 oder 7, dadurch gekennzeich­net, daß die oxethylierten Fettamine in Form einer 30 bis 70 %igen, wäßrigen Einstellung zur Anwendung gelangen.
     
    9. Verfahren nach Anspruch 5, dadurch gekennzeichnet, daß es sich bei der Gruppe der Alkylpolyglykolether um die Umsetzungsprodukte von geradkettigen oder verzweigten Fettalkoholen mit 10 bis 18 Kohlenstoffatomen und 5 bis 8 Mol Ethylenoxid handelt.
     
    10. Verfahren nach Anspruch 9, dadurch gekennzeichnet, daß es sich bei den Alkylpolyglykolethern um die Umsetzungs­produkte von 1 Mol Isotridecylalkohol mit 5 bis 8 Mol Ethylenoxid handelt.
     
    11. Verfahren nach einem oder mehreren der Ansprüche 5 bis 10, dadurch gekennzeichnet, daß die stickstoffhaltigen Oxethylate und/oder Alkylpolyglykolether in den Klotz­flotten in Mengen von 5 bis 25 g/l, vorzugsweise 10 bis 15 g/l enthalten sind.
     
    12. Verfahren nach einem oder mehreren der Ansprüche 1 bis 11, dadurch gekennzeichnet, daß man mit einer Antifilz­ausrüstung nicht vorbehandelte Wolle färbt.
     
    13. Verfahren nach einem oder mehreren der Ansprüche 1 bis 11, dadurch gekennzeichnet, daß man durch Chlorierung vorbehandelte, oder mit einer Auflage aus einem Poly­iminharz oder einem Polyacrylharz versehene, filzarm oder filzfrei ausgerüstete Wolle färbt.