[0001] Die Erfindung betrifft ein Wärmeentwicklungsverfahren, bei dem ein bildmäßig belichtetes
farbfotografisches Aufzeichnungsmaterial, das auf einem gemeinsamen Schichtträger
eine Bindemittelschicht mit Silberhalogenid und mindestens eine farbgebende Verbindung
enthält, in Kontakt mit einer Bildempfangsschicht, die integraler Bestandteil des
Aufzeichnungsmaterials ist oder auf einen separaten Schichtträger angeordnet sein
kann, zur Entwicklung einer Wärmebehandlung unterworfen wird, wobei mindestens ein
sogenanntes thermisches Entwicklungs- und Diffusionsförderungsmittel anwesend ist.
[0002] Es ist bekannt, mittels geeigneter farbfotografischer Aufzeichnungsmaterialien farbige
Bilder durch Wärmebehandlung herzustellen. Als farbgebende Verbindungen eignen sich
hierbei in besonderem Maße solche, die in nicht-diffundierender Form in die Schicht
eines fotografischen Aufzeichnungsmaterials eingelagert werden können und als Folge
der Entwicklung einen diffusionsfähigen Farbstoff freizusetzen vermögen (Farbabspalter).
[0003] Die besondere Eignung solcher Farbabspalter beruht auf dem Umstand, daß die bildmäßig
freigesetzten Farbstoffe auf besondere Bildempfangsschichten übertragen werden können
unter Bildung eines brillanten Farbbildes, das nicht von störendem Bildsilber oder
Silberhalogenid überlagert ist und dementsprechend keiner Nachbehandlung bedarf. Durch
Kombination des Wärmeentwicklungsverfahrens mit dem Farbdiffusionsverfahren ergibt
sich somit ein vorteilhaftes Schnellverfahren zur Herstellung farbiger Bilder. Ein
hierfür geeignetes Aufzeichnungsmaterial ist beispielsweise beschrieben in DE-A-32
15 485.
[0004] Nach dieser Veröffentlichung wird ein Aufzeichnungsmaterial mit einer Schicht, die
eine Kombination aus Silberhalogenid, Silberbenzotriazol, einem Farbabspalter und
Guanidintrichloracetat (Basenspender) enthält, bildmäßig belichtet und anschließend
in Kontakt mit einem Bildempfangsblatt einer Wärmebehandlung unterworfen, wobei der
bildmäßig freigesetzte Farbstoff auf das Bildempfangsblatt übertragen wird. Für die
Herstellung mehrfarbiger Bilder müssen mehrere solcher Kombinationen vorhanden sein,
wobei das Silberhalogenid in jeder dieser Kombinationen für einen anderen Spektralbereich
des Lichtes empfindlich ist und entsprechend seiner Spetralempfindlichkeit einen Farbabspalter
zugeordnet enthält, der einen Farbstoff einer anderen Farbe freisetzt, meist einer
Farbe, die komplementär ist zu der Farbe des Lichtes, für die das betreffende Silberhalogenid
eine überwiegende Empfindlichkeit aufweist. Solche Zuordnungen können in verschiedenen
Schichten übereinander angeordnet sein.
[0005] Es ist bekannt das Wärmeentwicklungsverfahren in Gegenwart geeigneter Verbindungen,
sogenannter Schmelzbildner ("melt-former") oder thermischer Lösungsmittel ("thermal
solvent") durchzuführen, wie dies beispielsweise in den RESEARCH DISCLOSURE-Publikationen
15 027 (Oktober 1976), 15 108 (November 1976), 17 029 (Juni 1978) oder in DE-A-33
39 810, EP-A-O 119 615 und EP-A-O 122 512 beschrieben ist. Die genannten Verbindungen
sind im allgemeinen unter Normalbedingungen fest, liegen aber bei der höheren Temperatur
der Wärmebehandlung in geschmolzener Form vor und bilden aufgrund ihres dipolaren
Charakters ein die Entwicklungsvorgänge förderndes Medium. Überwiegend handelt es
sich bei den genannten thermischen Lösungsmitteln um Verbindungen mit protischem Charakter.
Obwohl bei Verwendung der genannten thermischen Lösungsmittel die Wärmebehandlung
trocken, d.h. ohne Befeuchtung der Aufzeichnungsmaterialien oder der Bildempfangsblätter,
durchgeführt werden kann und hierbei beachtliche Ergebnisse erzielt werden, ist es
erwünscht das Verfahren weiter zu verbessern und auf diese Weise die erforderliche
Behandlungszeit zu verkürzen und/oder zu höheren Farbübertragsdichten zu gelangen.
[0006] Gegenstand der Erfindung ist ein Wärmeentwicklungsverfahren zur Herstellung farbiger
Bilder, bei dem ein bildmäßig belichtetes farbfotografisches Aufzeichnungsmaterial
mit mindestens einer auf einem Schichtträger angeordneten Bindemittelschicht, die
lichtempfindliches Silberhalogenid, gegenbenenfalls in Kombination mit einem im wesentlichen
nicht lichtempfindlichen Silbersalz, und mindestens eine nicht diffundierende farbgebende
Verbindung enthält, die als Folge der Entwicklung einen diffusionsfähigen Farbstoff
freizusetzen vermag, durch Wärmebehandlung in Gegenwart eines thermischen Entwicklungs-
und Diffusionsförderungsmittels entwickelt wird, wobei der aus der nicht diffundierenden
farbgebenden Verbindung bildmäßig freigesetzte Farbstoff in eine durch diffusionsfähige
Farbstoffe anfärbbare Bildempfangsschicht übertragen wird, dadurch gekennzeichnet,
daß das thermische Entwicklungs- und Diffusionsförderungsmittel der folgenden Formel
I entspricht:

worin bedeuten:
R¹, R² Alkyl, Cycloalkyl, Aralkyl, Aryl oder Acyl; und
Z einen Rest zur Vervollständigung eines gesättigten heterocyclischen Ringes mit
5 bis 11 Ringgliedern.
[0007] Ein weiterer Gegenstand der Erfindung ist ein farbfotografisches Aufzeichnungsmaterial,
das für das Wärmeentwicklungsverfahren geeignet ist und mindestens ein thermisches
Entwicklungs- und Diffusionsförderungsmittel der angegebenen Art in mindestens einer
seiner Schichten enthält.
[0008] R¹ und R² können gleich oder verschieden sein. Sie weisen zusammen mindestens 2 C-Atome
und zusammen nicht mehr als 20 C-Atome, vorzugsweise nicht mehr als 8 C-Atome auf.
[0009] Eine durch R¹ bzw. R² dargestellte Alkylgruppe kann unverzweigt oder verzweigt,
sowie gegebenenfalls substituiert sein und vorzugsweise 1 bis 4 C-Atome enthalten.
Beispiele hierfür sind Methyl, Ethyl, Propyl, Isopropyl, n-Butyl, s-Butyl, Methoxymethyl,
Cyclohexylmethyl, Hydroxyethyl. Eine durch R¹ bzw. R² dargestellte Cycloalkylgruppe
ist beispielsweise Cyclohexyl. Eine durch R¹ und R² dargestellte Aralkylgruppe ist
beispielsweise Benzyl. Eine durch R¹ bzw. R² dargestellte Arylgruppe ist beispielsweise
Phenyl, Tolyl, Methoxyphenyl, N-Methyl-N-acetylamino-phenyl.
[0010] Eine durch R¹ bzw. R² dargestellte Acylgruppe kann sich von aliphatischen oder aromatischen
Carbon- oder Sulfonsäuren oder auch von Carbamin- oder Sulfaminsäuren ableiten.
Acetyl und Methylsulfonyl sind Beispiele hierfür.
[0011] Der durch Z dargestellte Rest zur Vervollständigung eines heterocyclischen Ringes
ist insbesondere eine Alkylengruppe, die mindestens 2 C-Atome und vorzugsweise nicht
mehr als 10 C-Atome enthält, wobei der mit der Harnstoffgruppierung gebildete Ring
vorzugsweise 5 bis 7 Ringglieder enthält. Eine solche Alkylengruppe kann unverzweigt
oder verzweigt sein, sowie gegebenenfalls durch Hydroxyl, Cycloalkyl, Aryl oder heterocyclische
Gruppen substituiert sein.
[0012] Vorzugsweise ist Z eine Alkylengruppe der Struktur

worin bedeuten
R³, R⁴, R⁵ und R⁶ unabhängig voneinander Wasserstoff oder Alkyl mit bis zu 6 C-Atomen,
bevorzugt Methyl oder Ethyl;
l und m 0, 1 oder 2, wobei jedoch l und m nicht gleichzeitig 0 sein können.
[0013] Die erfindungslgemäßen thermischen Entwicklungs- und Diffusionsförderungsmittel (hierfür
soll im folgenden das Acronym TEDM verwendet werden) wirken unter den Be dingungen
der Wärmeentwicklung offenbar als solvatisierendes Medium für die ablaufenden Reaktionen
wie Entwicklung des Silberhalogenids bzw. des organischen Silbersalzes unter dem
Einfluß eines Reduktionsmittels, Freisetzung der diffusionsfähigen Farbstoffe aus
den farbgebenden Verbindungen und Diffusion der Farbstoffe in eine Bildempfangsschicht.
Durch geeignete Variation der Substituenten R¹ bis R⁶, insbesondere der Substituenten
R¹ und R², lassen sich die Solvenseigenschaften der erfindungsgemäßen TEDM in Richtung
auf hydrophileren oder hydrophoberen Charakter in gezielter Weise beeinflussen.
[0015] Besonders bevorzugte Beispiele der erfindungsgemäßen TEDM, wie die Verbindungen 1
und 15 sind z.B. in der Literatur unter dem chem. Acronym DMPU (= Dimethyl-propylen-urea)
bzw. DMEU (= Dimethyl-ethylen-urea) beschriebene cyclische N,N'-Dialkyl-Harnstoffe.
[0016] DMPU hat sich beispielsweise in der jüngsten Vergangenheit als zu HMPTA (= Hexamethylphosphorsäuretriamid)
äquivalentes Lösungsmittel in der organsichen Chemie bewährt. Darüber hinaus besteht
ein sehr großer Vorteil in der physiologischen Unbedenklichkeit cyclischer Harnstoffe
(für DMPU beispielsweise belegt in Nachr. chem. Techn. Lab.
33 (1985), Nr. 5, 396).
[0017] Die Zugänglichkeit der cyclischen Harnstoffe bzw. ihrer Vorstufen ist bekannt. Im
folgenden seien einige Literaturstellen genannt.
[0018] Boon, Chem. Soc. 1947, 307, 315; US-A-2 422 400 (1944); Marstell, Frost, J. Amer.
Chem. Soc.
72 [1950], 1032; US-A-2 847 418 (1955); Hall, Schneider, J. Amer. Chem. Soc.
80 [1958], 6409, 6412; Kirkewool, Wright, J. Amer. Chem. Soc.
76 [1954] 1836, 1839); US-A-2 398 284 [1943]; US-A-2 373 136.
[0019] Die erfindungsgemäß verwendeten TEDM vom aprotischen Typ sind unter Normalbedingungen
vorzugsweise flüssig (insoweit unterscheiden sie sich von den bisher bekannten thermischen
Lösungsmitteln (= "thermal solvents"), die bei Normaltemperatur fest sind) und können
meistens auf Grund ihrer guten Wasserlöslichkeit direkt unverdünnt oder als wäßrige
Lösungen den Gießlösungen für die lichtempfindlichen oder nicht lichtempfindlichen
Schichten zugesetzt werden. Wasserunlösliche TEDM können in dispergierter Form eingebracht
werden. Solche Dispergate können Dispergate der Reinsubstanzen sein oder auch Dispergate
von Lösungen der Reinsubstanzen in einem hochsiedenden organischen Lösungsmittel (=
Ölbildner).
[0020] Die eingesetzte Menge kann in einem weiten Bereich variiert werden; dies richtet
sich unter anderem danach, ob die Verbindungen über mehrere oder alle Schichten des
erfindungsgemäßen Aufzeichnungsmaterials verteilt eingebracht werden, oder ob sie
konzentriert nur in einer bestimmten Schicht eingesetzt werden. Die einzusetzende
Menge pro Quadratmeter hängt darüber hinaus selbstverständlich auch noch von der Menge
des verwendeten Bindemittels ab. Die geeignete Konzentration kann vom Fachmann anhand
einfacher routinemäßiger Versuche leicht ermittelt werden. Die Einsatzkonzentration
kann bezogen auf das Bindemittel zwischen 2 und 100 Gew.-%, vorzugsweise jedoch im
Bereich zwischen 20 und 50 Gew.-% liegen. Überdosierung an TEDM führt jedoch in der
Regel zu hohem Farbschleier (Dmin).
[0021] Ein für die Durchführung des erfindungsgemäßen Wärmeentwicklungsverfahren geeignetes
farbfotografisches Aufzeichnungsmaterial enthält auf einem dimensionsstabilen Schichtträger
mindestens eine Bindemittelschicht, in der ein lichtempfindliches Silberhalogenid,
gegebenenfalls in Kombination mit einem im wesentlichen nicht lichtempfindlichen
Silbersalz und eine nicht diffundierende farbgebende Verbindung enthalten ist, die
durch Wärmeentwicklung einen diffusionsfähigen Farbstoff liefern kann, und das farbfotografische
Aufzeichnungsmaterial enthält weiterhin in einer seiner Schichten eines oder mehrere
der erfindungsgemäßen thermischen Entwicklungs- und Diffusionsförderungsmittel (TEDM).
[0022] Ein wesentlicher Bestandteil des wärmeentwickelbaren Aufzeichnungsmaterials der vorliegenden
Erfindung ist das Silberhalogenid, das aus Silberchlorid, Silberbromid, Silberiodid
oder deren Gemischen bestehen und eine Teilchengröße zwischen 0,01 und 2,0 µm, vorzugsweise
zwischen 0,1 und 1,0 µm aufweisen kann. Es kann als unsensibilisiertes Silberhalogenid
vorliegen oder aber auch durch geeignete Zusätze chemisch und/oder spektral sensibilisiert
sein.
[0023] Die Menge des lichtempfindlichen Silberhalogenids kann in der jeweiligen Schicht
zwischen 0,01 und 2,0 g pro m² betragen, wobei sich die tatsächliche Menge des eingesetzten
Silberhalogenids wegen seiner katalytischen Funktion (als belichtetes Silberhalogenid)
in manchen Ausführungsformen hauptsächlich im unteren Teil des angegebenen Bereiches
bewegt.
[0024] Bei dem im wesentlichen nicht lichtempfindlichen Silbersalz kann es sich beispielsweise
um ein gegenüber Licht vergleichsweise stabiles Silbersalz, z.B. ein organisches
Silbersalz handeln. Zu geeigneten Beispielen hierfür zählen die Silbersalze aliphatischer
oder aromatischer Carbonsäuren sowie die Silbersalze von stickstoffhaltigen Heterocyclen;
ferner auch Silbersalze organischer Mercaptoverbindungen.
[0025] Bevorzugte Beispiele für Silbersalze aliphatischer Carbonsäuren sind Silberbehenat,
Silberstearat, Silberoleat, Silberlaurat, Silbercaprat, Silbermyristat, Sil berpalmitat,
Silbermaleat, Silberfumarat, Silbertartrat, Silberfuroat, Silberlinolat, Silberadipat,
Silbersebacat, Silbersuccinat, Silberacetat oder Silberbutyrat. Die diesen Silbersalzen
zugrunde liegenden Carbonsäuren können beispielsweise durch Halogenatome, Hydroxylgruppen
oder Thioethergruppen substituiert sein.
[0026] Zu Beispielen für Silbersalze aromatischer Carbonsäuren und anderer carboxylgruppenhaltiger
Verbindungen gehören Silberbenzoat, Silber-3,5-dihydroxybenzoat, Silber-o-methylbenzoat,
Silber-m-methylbenzoat, Silber-p-methylbenzoat, Silber-2,4-dichlorbenzoat, Silberacetamidobenzoat,
Silbergallat, Silbertannat, Silberphthalat, Silberterephthalat, Silbersalicylat, Silberphenylacetat,
Silberpyromellitat, Silbersalze von 3-Carboxymethyl-4-methyl-4-thiazolin-2-thion
oder ähnlichen heterocyclischen Verbindungen. Geeignet sind ferener Silbersalze
von organischen Mercaptanen, z.B. die Silbersalze von 3-Mercapto-4-phenyl-1,2,4-triazol,
2-Mercaptobenzimidazol, 2- Mercaptobenzothiazol, 2-Mercaptobenzoxazol, 2-Mercaptooxadiazol,
Mercaptotriazin, Thioglykolsäure, ferner die Silbersalze von Dithiocarbonsäuren,
wie z.B. das Silbersalz der Dithioessigsäure.
[0027] Außerdem geeignet sind die Silbersalze von Verbindungen mit einer Iminogruppe. Zu
bevorzugten Beispielen hierfür gehören die Silbersalze von Benzotriazol und dessen
Derivaten, z.B. Silbersalze von alkyl- und/oder halogensubstituierten Benzotriazolen,
wie z.B. die Silbersalze von Methylbenzotriazol, 5-Chlorbenzotriazol, sowie auch die
Silbersalze von 1,2,4-Triazol, 1-H-Tetrazol, Carbazol, Saccharin und Silbersalze
von Imidazol und dessen Derivaten.
[0028] Die Auftragsmenge an im wesentlichen nicht lichtempfindlichem Silbersalz gemäß der
vorliegenden Erfindung liegt in der jeweiligen Schicht zwischen 0,05 und 5 g pro m².
Das im wesentlichen nicht lichtempfindliche Silbersalz und das lichtempfindliche Silberhalogenid
können nebeneinander als getrennte Partikel vorliegen oder auch in einer kombinierten
Form, die beispielsweise dadurch erzeugt werden kann, daß ein im wesentlichen nicht
lichtempfindliches Silbersalz in Gegenwart von Halogenidionen behandelt wird, wobei
sich auf der Oberfläche der Teilchen aus dem im wesentlichen nicht lichtempfindlichen
Silbersalz durch doppelte Umsetzung (Konvertierung) lichtempfindliche Zentren aus
lichtempfindlichem Silberhalogenid bilden. Hierzu ist zu verweisen auf US-A-3 457
075.
[0029] Das im wesentlichen nicht lichtempfindliche Silbersalz dient als Reservoir für Metallionen,
die bei der Wärmeentwicklung in Gegenwart eines Reduktionsmittels unter dem katalytischen
Einfluß des bildmäßig belichteten Silberhalogenids zu elementarem Silber reduziert
werden und dabei selbst als Oxidationsmittel (für das vorhandene Reduktionsmittel)
dienen.
[0030] Ein weiterer wesentlicher Bestandteil des erfindungsgemäßen Aufzeichnungsmaterials
ist eine nicht diffundierende farbgebende Verbindung, die als Folge einer bei der
Entwicklung stattfindenden Redoxreaktion einen diffusionsfähigen Farbstoff freizusetzen
vermag und die im folgenden als Farbabspalter bezeichnet wird.
[0031] Bei den erfindungsgemäß verwendeten Farbabspaltern kann es sich um eine Vielfalt
von Verbindungstypen handeln, die sich sämtlich durch ein in seiner Bindungsfestigkeit
redoxabhängiges Bindeglied auszeichnen, welches einen Farbstoffrest mit einem einen
Ballastrest enthaltenden Trägerrest verknüpft.
[0032] In diesem Zusammenhang ist auf eine zusammenfassende Darstellung des Sachgebiets
in Angew. Chem. Int. Ed. Engl.
22 (1983), 191 - 209 zu verweisen, in der die wichtigsten der bekannten Systeme beschrieben
sind.
[0033] Als besonders vorteilhaft erweisen sich hierbei redoxaktive Farbabspalter der Formel
BALLAST - REDOX - FARBSTOFF,
worin bedeuten
BALLAST einen Ballastrest
REDOX eine redoxaktive Gruppe, d.h. eine Gruppe die unter den Bedingungen der alkalischen
Entwicklung oxidierbar oder reduzierbar ist und je nachdem, ob sie im oxidierten oder
im reduzierten Zustand vorliegt, in unterschiedlichem Ausmaß einer Eliminierungsreaktion,
einer nukleophilen Verdrängungsreaktion, einer Hydrolyse oder einer sonstigen Spaltungsreaktion
unterliegt mit der Folge, daß der Rest FARBSTOFF abgespalten wird, und
FARBSTOFF den Rest eines diffusionsfähigen Farbstoffes, z.B. eines Gelb-, Purpur-
oder Blaugrünfarbstoffes, oder den Rest eines Farbstoffvorläufers.
[0034] Als Ballastreste sind solche Reste anzusehen, die es ermöglichen, die erfindungsgemäßen
Farbabspalter in den üblicherweise bei fotografischen Materialien verwendeten hydrophilen
Kolloiden diffusionsfest einzulagern. Hierzu sind vorzugsweise organische Reste geeignet,
die im allgemeinen geradkettige oder verzweigte aliphatische Gruppen mit allgemeinen
8 bis 20 C-Atome und gegebenenfalls auch carbocyclische oder heterocyclische gegebenenfalls
aromatische Gruppen enthalten. Mit dem übrigen Molekülteil sind diese Reste entweder
direkt oder indirekt, z.B. über eine der folgenden Gruppen verbunden: -NHCO-, -NHSO₂-,
-NR-, wobei R Wasserstoff oder Alkyl bedeutet, -O- oder -S-. Zusätzlich kann der Ballastrest
auch wasserlöslichmachende Gruppen enthalten, wie z.B. Sulfogruppen oder Carboxylgruppen,
die auch in anionischer Form vorliegen können. Da die Diffusionseigenschaften von
der Molekülgröße der verwendeten Gesamtverbindung abhängen, genügt es in bestimmten
Fällen, z.B. wenn das verwendete Gesamtmolekül groß genug ist, als Ballastreste auch
kürzerkettige Reste zu verwenden.
[0035] Redoxaktive Trägerreste der Struktur BALLAST-REDOX- und entsprechende Farbabspalter
sind in den verschiedensten Ausführungsformen bekannt. Auf eine detaillierte Darstellung
kann an dieser Stelle verzichtet werden im Hinblick auf den genannten Übersichtartikel
im Angew. Chem. Int. Ed. Engl. 22 (1983) 191-209.
[0037] Die in Klammern eingeschlossenen Gruppen sind funktionelle Gruppen des Farbstoffrestes
und werden zusammen mit diesem vom zurückbleibenden Teil des Trägerrestes abgetrennt.
Bei der funktionellen Gruppe kann es sich um einen Substituenten handeln, der einen
unmittelbaren Einfluß auf die Absorptions- und gegebenenfalls Komplexbildungseigenschaften
des freigesetzten Farbstoffes ausüben kann. Die funktionelle Gruppe kann andererseits
aber auch von dem Chromophor des Farbstoffes durch ein Zwischenglied oder Verknüpfungsglied
getrennt sein. Die funktionelle Gruppe kann schließlich auch gegebenenfalls zusammen
mit dem Zwischenglied von Bedeutung sein für das Diffusions- und Beizverhalten des
freigesetzten Farbstoffes. Geeignete Zwischenglieder sind beispielsweise Alkylen-
oder Arylengruppen.
[0038] Als Farbstoffreste sind grundsätzlich die Reste von Farbstoffen aller Farbstoffklassen
geeignet, soweit sie genügend diffusionsfähig sind, um aus der lichtempfindlichen
Schicht des lichtempfindlichen Materials in eine Bildempfangsschicht diffundieren
zu können. Zu diesem Zweck können die Farbstoffreste mit einer oder mehreren alkalilöslichmachenden
Gruppen versehen sein. Als alkalilöslichmachende Gruppen sind unter anderem geeignet
Carboxylgruppen, Sulfogruppen, Sulfonamidgruppen sowie aromatische Hydroxylgruppen.
Solche alkalilöslichmachende Gruppen können in den Farbabspaltern bereits vorgebildet
sein oder erst aus der Abspaltung des Farbstoffrestes von dem mit Ballastgruppen behafteten
Trägerrest resultieren. An geeigneten Farbstoffen sind zu erwähnen: Azofarbstoffe,
Azomethinfarbstoffe, Anthrachinonfarbstoffe, Phthalocyaninfarbstoffe, indigoide Farbstoffe,
Triphenylmethanfarbstoffe, einschließlich solcher Farbstoffe, die mit Metallionen
komplexiert oder komplexierbar sind.
[0039] Unter den Resten von Farbstoffvorläufern sind die Reste solcher Verbindungen zu verstehen,
die im Laufe der fotografischen Verarbeitung, insbesondere unter den Bedingungen
der Wärmeentwicklung, sei es durch Oxidation, sei es durch Kupplung, durch Komplexbildung
oder durch Freilegung einer auxochromen Gruppe in einem chromophoren System, beispielsweise
durch Verseifung, in Farbstoffe übergeführt werden. Farbstoffvorläufer in diesem
Sinn können sein Leukofarbstoffe, Kuppler oder auch Farbstoffe, die im Laufe der Verarbeitung
in andere Farbstoffe umgewandelt werden. Sofern nicht eine Unterscheidung zwischen
Farbstoffresten und den Resten von Farbstoffvorläufern von wesentlicher Bedeutung
ist, sollen letztere im folgenden auch unter der Bezeichnung Farbstoffreste verstanden
werden.
[0040] Geeignete Farbabspalter sind beispielsweise beschrieben in:
US-A- 3 227 550, US-A- 3 443 939, USA-A- 3 443 940,
DE-A- 19 30 215, DE-A- 22 42 762, DE-A- 24 02 900,
DE-A- 24 06 664, DE-A- 25 05 248, DE-A- 25 43 902,
DE-A- 26 13 005, DE-A- 26 45 656, DE-A- 28 09 716,
DE-A- 28 23 159, BE-A- 861 241, EP-A- 0 004 399,
EP-A- 0 004 400, DE-A- 30 08 588, DE-A- 30 14 669,
GB-A- 80 12 242.
[0041] Die Farbabspalter können in manchen Ausführungsformen des erfindungsgemäßen Wärmeentwicklungsverfahrens
als oxidierbare oder kupplungsfähige Farbabspalter, in anderen als reduzierbare Farbabspalter
vorliegen. Je nach dem, ob der Farbstoff aus der oxidierten oder aus der reduzierten
Form der Farbabspalter freigesetzt wird, erhält man bei Verwendung üblicher negativ
arbeitender Silberhalogenidemulsionen von der Vorlage eine negative oder positive
Ablichtung. Man kann daher nach Wunsch durch Auswahl geeigneter Farbabspaltersysteme
positive oder negative Bilder herstellen.
[0042] Für die erfindungsgemäßen wärmeentwickelbaren Aufzeichnungsmaterialien besonders
geeignete oxidierbare Farbabspalter sind beispielsweise in DE-A-22 42 762, DE-A-25
05 248, DE-A-26 13 005, DE-A-26 45 656 und GB-A-80 12 242 beschrieben.
[0043] Wenn der Farbabspalter oxidierbar ist, dann stellt er selbst ein Reduktionsmittel
dar, das unmittelbar oder mittelbar unter Mitwirkung von Elektronenübertragungsmitteln
(elektron transfer agent, ETA) durch das bildmäßig belichtete Silberhalogenid bzw.
durch das im wesentlichen nicht lichtempfindliche Silbersalz unter der katalytischen
Einwirkung des bildmäßig belichteten Silberhalogenids oxidiert wird. Hierbei entsteht
eine bildmäßige Differenzierung hinsichtlich der Fähigkeit, den diffusionsfähigen
Farbstoff freizusetzen. Wenn andererseits der Farbabspalter reduzierbar ist, dann
verwendet man ihn zweckmäßig in Kombination mit einem in begrenzter Menge vorliegenden
Reduktionsmittel, einer sogenann ten Elektronendonorverbindung oder einer Elektronendonorvorläuferverbindung,
die in diesem Fall neben dem Farbabspalter, dem lichtempfindlichen Silberhalogenid
und gegebenenfalls dem in wesentlichen nicht lichtempfindlichen Silbersalz in der
gleichen Bindemittelschicht enthalten ist. Auch im Fall der Verwendung von reduzierbaren
Farbabspaltern in Kombination mit Elektronendonorverbindungen kann sich die Mitwirkung
von Elektronenübertragungsmitteln als günstig erweisen.
[0044] Für die Erzeugung positiver Farbbilder von positiven Vorlagen (Original) bei Verwendung
negativ arbeitender Silberhalogenidemulsionen eignet sich beispielsweise ein erfindungsgemäßes
Aufzeichnungsmaterial, das reduzierbare Farbabspalter der folgenden Formel enthält:

worin bedeuten
R¹ Alkyl oder Aryl;
R² Alkyl, Aryl oder eine Gruppierung, die zusammen mit R³ einen ankondensierten Ring
vervollständigt;
R³ Wasserstoff, Alkyl, Aryl, Hydroxyl, Halogen wie Chlor oder Brom, Amino, Alkylamino,
Dialkylamino einschließlich cyclischer Aminogruppen (wie Piperidino, Morpholino),
Acylamino, Alkylthio, Alkoxy, Aroxy, Sulfo, oder eine Gruppierung, die zusammen mit
R² einen ankondensierten Ring vervollständigt;
R⁴ Alkyl;
R⁵ Alkyl oder vorzugsweise Wasserstoff;
und wobei mindestens einer der Reste R¹ bis R⁴ einen Ballastrest enthält.
[0045] Solche reduzierbare Farbstoffabspalter und andere, die ebenfalls im Rahmen der vorliegenden
Erfindung geeignet sind, sind beispielsweise beschrieben in DE-A-28 09 716, EP-A-0
004 399, DE-A-30 08 588, DE-A-30 14 669.
[0046] Die in Kombination mit einem reduzierbaren Farbabspalter verwendete Elektronendonorverbindung
dient gleichermaßen als Reduktionsmittel für das Silberhalogenid, das im wesentlichen
nicht lichtempfindliche Silbersalz und den Farbabspalter. Dadurch, daß das im wesentlichen
nicht lichtempfindliche Silbersalz und der Farbabspalter bei der Oxidation der Elektronendonorverbindung
gewissermaßen miteinander in Konkurrenz treten, ersteres dem letzteren aber jedenfalls
in Gegenwart von belichtetem Silberhalogenid hierbei überlegen ist, wird das vorhandenen
Silberhalogenid nach Maßgabe einer vorausgegangenen bildmäßigen Belichtung bestimmend
für die Bildbereiche, innerhalb derer der Farbabspalter durch die Elektronendonorverbindung
in seine reduzierte Form überführt wird.
[0047] Die in begrenzter Menge vorliegende Elektronendonorverbindung wird unter den Bedingungen
der Entwicklung, im vorliegenden Fall beim Erwärmen des bildmäßig belichteten farbfotografischen
Aufzeichnungsmaterials nach Maßgabe des Ausmaßes der Belichtung unter der katalytischen
Wirkung der durch Belichtung in dem Silberhalogenid erzeugten Latentbildkeime durch
das im wesentlichen nicht lichtempfindliche Silbersalz und das lichtempfindliche
Silberhalogenid oxidiert und steht folglich nicht mehr für eine Reaktion mit dem Farbabspalter
zur Verfügung. Hierbei entsteht gleichsam eine bildmäßige Verteilung an nicht verbrauchter
Elektronendonorverbindung.
[0048] Als Elektronendonorverbindung sind beispielsweise nicht oder nur wenig diffundierende
Derivate des Hydrochinons, des Benzisoxazolons, des p-Aminophenols oder der Ascorbinsäure
(z.B. Ascorbylpalmitat) beschrieben worden (DE-A-28 09 716).
[0049] Weitere Beispiele für Elektronendonorverbindungen sind aus DE-A-29 47 425, DE-A-30
06 268, DE-A-31 30 842, DE-A-31 44 037, DE-A-32 17 877, EP-A-0 124 915 und Research
Disclosure 24 305 (Juli 1984) bekannt. Es hat sich gezeigt, daß die genannten Elektronendonorverbindungen
auch unter den Bedingungen der Wärmeentwicklung den an sie gerichteten Anforderungen
genügen und daher auch als Elektronendonorverbindungen im Rahmen der vorliegenden
Erfindung geeignet sind.
[0050] Besonders geeignet sind solche Elektronendonorverbindungen, die erst unter den Bedingungen
der Wärmeentwicklung in der Schicht aus entsprechenden Elektronendonorvorläuferverbindungen
gebildet werden, d.h. Elektronendonorverbindungen, die in dem Aufzeichnungsmaterial
vor der Entwicklung nur in einer verkappten Form vorliegen, in der sie praktisch unwirksam
sind. Unter den Bedingungen der Wärmeentwicklung werden dann die zunächst unwirksamen
Elektronendonorverbindungen in ihre wirksame Form überführt, indem beispielsweise
bestimmte Schutzgruppen hydrolytisch abgespalten werden. Im vorliegenden Fall werden
auch die erwähnten Elektronendonorvorläuferverbindungen als Elektronendonorverbindung
verstanden.
[0051] Die genannten wesentlichen Bestandteile des bei dem erfindungsgemäßen Verfahren verwendeten
Aufzeichnungsmaterials, nämlich das lichtempfindliche Silberhalogenid, das gegebenenfalls
vorhandene im wesentlichen nicht lichtempfindliche reduzierbare Silbersalz und der
Farbabspalter, gegebenenfalls in Kombination mit einer Elektronendonorverbindung liegen
nebeneinander in einem Bindemittel dispergiert vor. Hierbei kann es sich gleichermaßen
um hydrophobe wie hydrophile Bindemittel handeln, letztere sind jedoch bevorzugt
und vorzugsweise wird Gelatine verwendet, die aber auch ganz oder teilweise durch
andere natürliche oder synthetische Bindemittel ersetzt werden kann. Als geeignete
Bindemittel haben sich beispielsweise Polyurethane, gegebenenfalls in Abmischung mit
Gelatine, erwiesen wie dies beispielsweise in der deutschen Patentanmeldung P 35
30 156.2 beschrieben ist.
[0052] Die lichtempfindliche Bindemittelschicht enthält für die Erzeugung monochromer Farbbilder
zugeordnet zu dem lichtempfindlichen Silberhalogenid und gegebenenfalls dem nicht
lichtempfindlichen Silbersalz einen oder auch mehrere Farbabspalter, aus denen Farbstoffe
einer bestimmten Farbe freigesetzt werden. Die insgesamt resultierende Farbe kann
sich durch Mischung mehrerer Farbstoffe ergeben. Auf diese Weise ist es auch möglich,
durch genau abgestimmte Abmischung mehrerer Farbabspalter unterschiedlicher Farbe
schwarzweiße Bilder zu erzeugen. Zur Herstellung mehrfarbiger Farbbilder enthält
das bei dem erfindungsgemäßen Verfahren verwendete farbfotografische Aufzeichungsmaterial
mehrere, d.h. in der Regel drei, Zuordnungen von Farbabspalter und jeweils unterschiedlich
spektral sensibilisiertem Silberhalogenid, wobei bevorzugt jeweils der Absorptionsbereich
des aus dem Farbabspalter freigeetzen Farbstoffes mit dem Bereich der spektralen Empfindlichkeit
des zugeordneten Silberhalogenids im wesentlichen übereinstimmt. Die verschiedenen
Zuordnungen aus Farbabspalter und zugeordneten Silberhalogenid können in verschiedenen
Bindemittelschichten des farbfotografischen Aufzeichnungsmaterials untergebracht sein,
wobei sich bevorzugt zwischen diesen verschiedenen Bindemittelschichten Trennschichten
aus einem wasserdurchlässigen Bindemittel, z.B. Gelatin, befinden, die im wesentlichen
die Funktion haben, die verschiedenen Zuordnungen voneinander zu trennen und auf diese
Weise einer Farbverfälschung entgegenzuwirken. In einem solchen Fall enthält das
bei dem erfindungsgemäßen Verfahren verwen dete farbfotografische Aufzeichnungsmaterial
beispielsweise eine lichtempfindliche Bindemittelschicht, in der das darin enthaltene
Silberhalogenid durch spektrale Sensibilisierung überwiegend rotempfindlich ist, eine
weitere lichtempfindliche Bindemittelschicht, in der das darin enthaltene Silberhalogenid
durch spektrale Sensibilisierung überwiegend grünempfindlich ist, und eine dritte
lichtempfindliche Bindemittelschicht, in der das darin enthaltene Silberhalogenid
aufgrund der Eigenempfindlichkeit oder durch spektrale Sensibilisierung überwiegend
blauempfindlich ist. Die in den drei lichtempfindlichen Schichten gegenebenenfalls
enthaltenen Elektronendonorverbindungen können gleich oder verschieden sein.
[0053] Jede der genannten Zuordnungen aus lichtempfindlichem Silberhalogenid, im wesentlichen
nicht lichtempfindlichem Silbersalz (sofern vorhanden) und Farbabspalter kann auch
in Form eines sogenannten komplexen Coazervates eingesetzt werden.
[0054] Unter einem komplexen Coazervat wird eine Dispersionsform verstanden, bei der eine
Mischung der wesentlichen Bestandteile in eine gemeinsame Umhüllung aus einem gehärteten
Bindmittel eingeschlossen ist. Solche Dispersionen werden auch als Paketemulsion
bezeichnet. Sie werden durch komplexe Coazervation erhalten.
[0055] Unter der Bezeichnung "komplexe Coazervation" versteht man das Auftreten zweier Phasen
bei der Vermischung je einer wäßrigen Lösung eines polykationischen Kolloids und eines
polyanionischen Kolloids, wobei eine konzentrierte Kolloidphase (im folgenden als
komplexes Coazervat bezeichnet) und eine verdünnte Kolloidphase (im folgenden als
Gleichgewichtslösung bezeichnet) aufgrund einer elektrischen Wechselwirkung gebildet
werden. Das komplexe Coazervat wird aus der Gleichgewichtslösung in der Form von Tröpfchen
abgeschieden und erscheint als weiße Trübung. Wenn die komplexe Coazervation in Anwesenheit
eines Feststoffes wie Silberhalogenid oder feiner Öltröpfchen durchgeführt wird, nimmt
man allgemein an, daß das komplexe Coazervat den Feststoff oder die Tröpfchen im
Innern von Kolloidteilchen einschließt. Als Ergebnis hiervon wird eine Dispersion
von Coazervatteilchen erhalten, in denen der Feststoff (im vorliegenden Fall das
lichtempfindliche Silberhalogenid sowie gegebenenfalls das im wesentlichen nicht
lichtempfindliche Silbersalz) und ölige Tröpfchen einer Lösung der organischen Bestandteile
(im vorliegenden Fall des Farbabspalters und gegebenenfalls weiterer Hilfsstoffe)
eingeschlossen sind. Anschließend wird mit einem Härtungsmittel gehärtet, so daß
die ursprüngliche Form der Teilchen in den folgenden Stufen zur Herstellung des fotografischen
Aufzeichnungsmaterials, wie Herstellung der Gießlösung und Beschichtung, nicht zerstört
wird. Zweckmäßigerweise wird die Dispersion vor der Härtung auf eine Temperatur von
25°C oder darunter, vorzugsweise 10°C oder darunter gekühlt, wodurch eine Paketemulsion
guter Qualität erhalten wird.
[0056] Methoden zur Herstellung einer Paketemulsion, in der eine farbbildende Substanz durch
komplexe Coazervation eingearbeitet ist, sind beispielsweise beschrieben in US-A-3
276 869 und US-A-3 396 026.
[0057] Die Verwendung von Paketemulsionen ermöglicht die Zusammenfassung mehrerer Emulsionsanteile
unterschiedlicher spektraler Empfindlichkeit einschließlich der betreffenden Farbabspalter
in einer einzigen Bindemittelschicht, ohne daß die spektrale Zuordnung verloren geht
und hierdurch eine Farbverfälschung auftritt. Diese ist deswegen möglich, weil das
Ausmaß der Belichtung eines bestimmten Silberhalogenidteilchens nahezu ausschließlich
bestimmend wird für das Ausmaß der Farbstofffreisetzung aus demjenigen Farbabspalter,
der sich in dem gleichen Coazervatteilchen (Paket) befindet wie das Silberhalogenid.
Die Verwendung von Paketemulsionen ermöglicht somit die Unterbringung je einer blauempfindlichen,
einer grünempfindlichen und einer rotempfindlichen Silberhalogenidemulsion mit gegebenenfalls
zusätzlich vorhandenem im wesentlichen nicht lichtempfindlichen Silbersalz und jeweils
spektral zugeordneten Farbabspaltern in der gleichen Bindemittelschicht, ohne daß
eine schwerwiegende Farbverfälschung befürchtet werden muß.
[0058] Über die bereits genannten Bestandteile hinaus kann das bei dem erfindungsgemäßen
Verfahren verwendete farbfotografische Aufzeichnungsmaterial weitere Bestandteile
und Hilfsstoffe enthalten, die beispielsweise für die Durchführung der Wärmebehandlung
und des hierbei erfolgenden Farbübertrages förderlich sind. Diese weiteren Bestandteile
bzw. Hilfsstoffe können in einer lichtempfindlichen Schicht oder in einer nicht empfindlichen
Schicht enthalten sein.
[0059] Solche Hilfstoffe sind beispielsweise Hilfsentwickler. Diese Hilfsentwickler haben
im allgemeinen entwickelnde Eigenschaften für belichtetes Silberhalogenid; im vorliegenden
Fall wirken sie sich in erster Linie förderlich auf die zwischen dem belichteten
Silbersalz (= Silbersalz in Gegenwart von belichtetem Silberhalogenid) und dem Reduktionsmittel
ablaufenden Reaktionen aus, wobei das Reduktionsmittel im Falle der Verwendung oxidierbarer
Farbabspalter mit letzteren identisch ist, bzw. im Fall der Verwendung reduzierbarer
Farbabspalter seinerseits mit dem Farbabspalter reagiert. Da diese Reaktionen hauptsächlich
in einem Übertrag von Elektronen bestehen, werden die Hilfsentwickler auch als Elektronenübertragungsmittel
(electron transfer agent; ETA) bezeichnet. Beispiele für geeignete Hilfsentwickler
sind etwa Hydrochinon, Brenzkatechin, Pyrogallol, Hydroxylamin, Ascorbinsäure, 1-Phenyl-3-
pyrazolinon und deren Derivate. Da die Hilfsentwickler gleichsam eine katalytische
Funktion ausüben, ist es nicht erforderlich, daß sie in stöchiometrischen Mengen anwesend
sind. Im allgemeinen reicht es aus, wenn sie in Mengen bis zu 1/2 mol pro mol Farbabspalter
in der Schicht vorhanden sind. Die Einarbeitung in die Schicht kann beispielsweise
aus Lösungen in wasserlöslichen Lösungsmitteln oder in Form von wäßrigen Dispersionen,
die unter Verwendung von Ölbildnern gewonnen wurden, erfolgen.
[0060] Weitere Hilfsstoffe sind beispielsweise basische Stoffe oder Verbindungen, die unter
dem Einfluß der Wärmebehandlung basische Stoffe zur Verfügung zu stellen vermögen.
Hier sind beispielsweise zu erwähnen Natriumhydroxid, Kaliumhydroxid, Calziumhydroxid,
Natriumcarbonat, Natriumacetat und organische Basen, insbesondere Amine wie Trialkylamine,
Hydroxyalkylamine, Piperidin, Morpholin, Dialkylanilin, p-Toluidin, 2-Picolin, Guanidin
und deren Salze, insbesondere Salze mit aliphatischen Carbonsäuren. Durch Zurverfügungsstellung
der basischen Stoffe wird bei der Wärmebehandlung in der lichtempfindlichen Schicht
und den angrenzenden Schichten ein geeignetes Medium geschaffen, um die Freisetzung
der diffusionsfähigen Farbstoffe aus den Farbabspaltern und ihre Übertragung auf das
Bildempfangsblatt zu gewährleisten.
[0061] Weitere Hilfsstoffe sind beispielsweise Verbindungen, die unter der Einwirkung von
Wärme Wasser freizusetzen vermögen. Hierfür kommen insbesondere Kristallwasser enthaltende
anorganische Salze in Frage, z.B. Na₂SO₄.10H₂O, NH₄Fe(SO₄)₂.12H₂O sowie auch Verbindungen
vom Typ des Natriumbenztriazolats, die als Komplex mit verschiedenen Mengen Wasser
(bis 24 mol H₂O) kristallisieren und die in US-A-4 418 139 beschrieben sind.
[0062] Das bei der Erwärmung freigesetzte Wasser begünstigt die für die Bilderzeugung erforderlichen
Entwicklungs- und Diffusionsvorgänge.
[0063] Weitere wesentliche Hilfsstoffe sind gemäß vorliegender Erfindung die zuvor beschriebenen
TEDM. Diese Verbindungen brauchen aber nicht notwendigerweise in der gleichen Schicht
vorzuliegen, die auch das lichtempfindliche Silberhalogenid und den Farbspalter enthält.
Es reicht vielmehr aus, wenn irgendeine Bindemittelschicht, die während der Wärmebehandlung
mit den lichtempfindlichen Schichten in Kontakt steht, die genannten TEDM in der erforderlichen
Menge enthält. Beim Erwärmen bildet das TEDM jedenfalls in den Schichten, die in die
Entwicklungs- und Farbdiffusionsvorgänge einbezogen sind, ein geeignetes für die
Entwicklungs- und Farbdiffusionsvorgänge förderliches solubilisierendes Medium. Das
erfindungsgmäße TEDM kann somit in einer lichtempfindlichen Schicht, die Silberhalogenid
und eine farbgebende Verbindung enthält, oder in einer nicht lichtempfindlichen Bindemittelschicht
oder auch in mehreren der genannten Schichten enthalten sein. Es kann auch in einer
Bildempfangsschicht enthalten sein, die sich auf dem gleichen Schichtträger befindet
wie die lichtempfindlichen Schichten und mit jenen zusammen Bestandteil eines integralen
Aufzeichnungsmaterials bildet. Desweiteren kann das TEDM auch in einer Bildempfangsschicht
eines separaten Bildempfangsmaterials enthalten sein, sofern nur während der Wärmebehandlung
ein Kontakt mit den lichtempfindlichen Schichten des wärmeentwickelbaren fotografischen
Aufzeichnungsmaterials hergestellt wird.
[0064] Schließlich kann das erfindungsgemäße TEDM auch in dispergierter Form in einem Hilfsblatt
enthalten sein, das mit dem lichtempfindlichen Aufzeichnungsmaterial in Kontakt gebracht
und mit ihm zusammen einer Wärmebehandlung unterworfen wird. Ein entsprechendes Verfahren
ist beispielsweise in der deutschen Patentanmeldung P 35 23 361.3 beschrieben.
[0065] Das erfindungsgemäße TEDM kann auch, ohne daß dies den Rahmen der Erfindung sprengt,
in Kombination mit einem oder mehreren der sogenannten thermischen Lösungsmittel des
Standes der Technik verwendet werden, wie sie beispielsweise in DE-A-33 39 810, EP-A-0
119 615 und EP-A-0 122 512 beschrieben sind.
[0066] Die Entwicklung des bildmäßig belichteten erfindungsgemäßen farbfotografischen Aufzeichnungsmaterials
umfaßt die Teilschritte Silberhalogenidentwicklung, Erzeugung einer bildmäßigen Verteilung
diffusionsfähiger Farbstoffe und Diffusionsübertragung dieser bildmäßigen Verteilung
in die Bildempfangsschicht. Sie wird dadurch eingeleitet, daß man das belichtete Aufzeichnungsmaterial
einer Wärmebehandlung unterzieht, bei der die lichtempfindliche Bindemittelschicht
für eine Zeit von etwa 0,5 bis 300 s auf eine erhöhte Temperatur, z.B. im Bereich
von 80 bis 250°C, gebracht wird. Hierdurch werden in dem Aufzeichnungsmaterial geeignete
Bedingungen für die Entwicklungsvorgänge einschließlich der Farbstoffdiffusion geschaffen,
ohne daß es der Zufuhr eines flüssigen Mediums, z.B. in Form eines Entwicklerbades
bedarf. Bei der Entwicklung werden aus den Farbabspaltern bildmäßig diffusionsfähige
Farbstoffe freigesetzt und auf eine Bildempfangsschicht übertragen, die entweder integraler
Bestandteil des erfindungsgemäßen farbfotografischen Aufzeichnungsmaterials ist oder
sich mit jenem zumindest während der Entwicklungszeit in Kontakt befindet. Hierbei
finden in einem Einschritt-Entwicklungsprozeß bildmäßige Silberentwicklung, Farbstofffreisetzung
und Farbtransfer synchron statt.
[0067] Darüber hinaus kann die Farbbilderzeugung mit dem erfindungsgemäßen farbfotografischen
Aufzeichnungsmaterial auch in einem Zweischritt-Entwicklungsprozeß erfolgen, wobei
in einem ersten Schritt die Silberhalogenidentwicklung und Farbstofffreisetzung stattfindet,
worauf in einem zweiten Schritt die Farbbildübertragung aus dem lichtempfindlichen
Teil auf einen damit in Kontakt gebrachten Bildempfangsteil erfolgt, z.B. durch Erhitzen
auf eine Temperatur zwischen 50 und 150°C, vorzugsweise auf 70 bis 90°C, wobei in
diesem Fall vor dem Laminieren von lichtempfindlichem Teil und Bildempfangsteil noch
Diffusionshilfsmittel (Lösungsmittel) extern angetragen werden können.
[0068] Die Bildempfangsschicht kann demnach auf dem gleichen Schichtträger angeordnet sein
wie das lichtempfindliche Element (Einzelblatt-Material) oder auf einem separaten
Schichtträger (Zweiblatt-Material). Sie besteht im wesentlichen aus einem Bindemittel,
das Beizmittel für die Festlegung der aus den nichtdiffundierenden Farb abspaltern
freigesetzten diffusionsfähigen Farbstoffe enthält. Als Beizmittel für anionische
Farbstoffe dienen vorzugsweise langkettige quaternäre Ammonium- oder Phosphoniumverbindungen,
z.B. solche, wie sie beschrieben sind in US-A-3 271 147 und US-A-3 271 148.
[0069] Ferner können auch bestimmte Metallsalze und deren Hydroxide, die mit den sauren
Farbstoffen schwerlösliche Verbindungen bilden, verwandt werden. Weiterhin sind hier
auch polymere Beizmittel zu erwähnen, wie etwa solche, die in DE-A-23 15 304, DE-A-26
31 521 oder DE-A-29 41 818 beschrieben sind. Die Farbstoffbeizmittel sind in der Beizmittelschicht
in einem der üblichen hydrophilen Bindemittel dispergiert, z.B. in Gelatine, Polyvinylpyrrolidon,
ganz oder partiell hydrolysierten Celluloseestern. Selbstverständlich können auch
manche Bindemittel als Beizmittel fungieren, z.B. Polymerisate von stickstoffhaltigen,
gegebenenfalls quaternären Basen, wie etwa von N-Methyl-4-vinylpyridin, 4-Vinylpyridin,
1-Vinylimidazol, wie beispielsweise beschrieben in US-A-2 484 430. Weitere brauchbare
beizende Bindemittel sind beispielsweise Guanylhydrazonderivate von Alkylvinylketonpolymerisaten,
wie beispielsweise beschreiben in der US-A-2 882 156, oder Guanylhydrazonderivate
von Acylstyrolpolymerisaten, wie beispielsweise beschrieben in DE-A-20 09 498. Im
allgemeinen wird man jedoch den zuletzt genannten beizenden Bindemitteln andere Bindemittel,
z.B. Gelatine, zusetzen.
[0070] Sofern die Bildempfangsschicht auch nach vollendeter Entwicklung in Schichtkontakt
mit dem lichtempfindlichen Element verbleibt, befindet sich zwischen ihnen in der
Regel eine alkalidurchlässige pigmenthaltige lichtreflektierende Bildemittelschicht,
die der optischen Trennung zwischen Negativ und Positiv und als ästhetisch ansprechender
Bildhintergrund für das übertragende positive Farbbild dient. Falls die Bildempfangsschicht
zwischen Schichtträger und lichtempfindlichem Element angeordnet ist und von letzterem
durch eine vorgebildete lichtreflektierende Schicht getrennt ist, muß entweder der
Schichtträger transparent sein, so daß das erzeugte Farbübertragsbild durch ihn hindurch
betrachtet werden kann, oder das lichtempfindliche Element muß mitsamt der lichtreflektierenden
Schicht von der Bildempfangsschicht entfernt werden, um letztere freizulegen. Die
Bildempfangsschicht kann aber auch als oberste Schicht in einem integralen farbfotografischen
Aufzeichnungsmaterial vorhanden sein, in welch letzterem Fall die Belichtung zweckmäßigerweise
durch den transparenten Schichtträger vorgenommen wird.
Beispiel 1
Herstellung der Silbersalzemulsionen
Emulsion 1
[0071] 34,0 g AgNO₃, gelöst in 400 ml 45°C warmem Wasser, wurden innerhalb von 2 min zu
einer 45°C warmen Lösung von 4,0 g Gelatine in 2000 ml Wasser, die 26,0 g Benzotriazol
(BTA) enthielt, unter Rühren zudosiert. Anschließend wurde 5 min nachgerührt. Mit
5 %iger Na₂CO₃-Lösung wurde pH 5,0 eingestellt. Durch Zugabe von 40 ml einer 10 %igen
Polystyrolsulfonsäurelösung, Kühlung auf 25°C und Zugabe von 10 %iger Schwefelsäure
(bis pH 3,0 bis 3,5) wurde geflockt und anschließend dreimal mit je 1000 ml Wasser
gewaschen. Das Flockulat wurde auf 45°C erwärmt, mit 5 %iger Na₂CO₃-Lösung auf pH
6,0 gestellt, mit 10 ml 1 %iger wäßriger Phenollösung versetzt und durch Zugabe von
Wasser auf ein Endgewicht von 870 g gebracht.
Emulsion 2
[0072] 102,0 g AgNO₃ gelöst in 600 ml Wasser wurden innerhalb von 10 min zu einer 50°C warmen
Lösung von 120,0 g Gelatine, 271,1 g KBr und 4,98 g KI in 6000 ml H₂O zudosiert.
Anschließend wurde 20 min bei 50°C nachgerührt und dann auf 35°C gekühlt, 120 ml einer
10 %igen Polystyrolsulfonsäurelösung wurden zugetropft und dann wurde auf 20°C gekühlt.
Durch Zugabe von 10 %iger Schwefelsäure (bis pH 3,0 bis 3,5) wurde geflockt und dreimal
mit je 700 ml Wasser gewaschen. Dann wurde auf 40°C erwärmt und mit 10%iger Natronlauge
auf pH 6,0 gestellt. Endgewicht 3510 g.
[0073] Zur Spektralsensibilisierung (Grünsensibilisierung) wurden Teile der Emulsion 2 (Rohemulsion)
bei 40°C aufgeschmolzen, pro mol Ag mit 4 x 10⁻⁴ mol Grünsensibilisator (in methanolischer
Lösung oder Anschlämmung) versetzt und ca. 70 min in einem geschlossenen Gefäß digeriert.
[0074] Es wurde folgender Spektralsensibilisator verwendet.
Grünsensibilisator:
[0075]

Beispiel 2
Herstellung der Dispergate
Dispergat 1 (Farbabspalter M-1)
[0076] 50,0 g Farbabspalter M-1 wurde in 25 g Diethyllaurylamid und 150 ml Ethylacetat gelöst
und in Gegenwart vonn 2,6 g Natriumdodecylbenzolsulfonat in 330 g 10 %iger wäßriger
Gelatinelösung fein dispergiert; anschließend wurde das Hilfslösungsmittel in einer
Unterdruckapparatur mit entspanntem Wasserdampf entfernt: Ausbeute: 834 g Dispergat
1.
Dispergat 2 (Hilfsentwicklervorläuferverbindung)
[0077] 62 g Hilfsentwicklervorläuferverbindung wurden in 120 g Diethyllaurylamid und 150
ml Ethylacetat gelöst und in Gegenwart von 3,5 g Natriumdodecylbenzolsulfonat in 612
g 10 %iger wäßriger Gelatinelösung dispergiert; anschließend wurde wie bei Dispergat
1 das Hilfslösungsmittel entfernt. Ausbeute: 997 g Dispergat 2.
[0078] Es wurden folgende Verbindungen verwendet:
Farbabspalter M-1
[0079]

Hilfsentwicklervorläuferverbindung
[0080]

Beispiel 3
Bildempfangsteil A
[0081] Der Bildempfangsteil eines fotografischen Aufzeichnungsmaterials für das Farbdiffusionsübertragungsverfahren
wurde dadurch hergestellt, daß auf barytiertes Papier als Schichtträger folgende
Schichten nacheinander aufgetragen wurden. Die Mengenangaben beziehen sich dabei
jeweils auf 1 m².
1. Eine Beizschicht mit 2 g Polyurethanbeize aus 4,4'-Diphenylmethandiisocyanat und
N-Ethyldiethanolamin, quaterniert mit Epichlorhydrin gemäß DE-A-26 31 521, Beispiel
1, und 2 g Gelatine.
2. Eine Schicht aus 0,6 g Gelatine und 0,6 g Natriumalginat, der ein Härtungsmittel
zugesetzt war.
Beispiel 4
[0082] Die lichtempfindlichen Teile von nicht erfindungsgemäßen (Vergleich) und erfindungsgemäßen
farbfotografischen Aufzeichnungsmaterialien für das Farbdiffusionsübertragungsverfahren
wurden wie folgt hergestellt:
Probe 1 (erfindungsgemäß)
[0083] 91,2 g Emulsion 1 werden bei 40° C aufgeschmolzen und mit 8,0 ml 4 %iger wäßriger
Lösung von Triton® 100 X versetzt.

x = 9 bis 10
Triton X 100
Hersteller: Rohm + Haas Company, Philadelphia
[0084] Dann wurden 34,4 g Dispergat 1 (Farbabspalter M-1) sowie 13,4 g Dispergat 2 (Hilfsentwicklervorläuferverbindung)
und 32,2 g 20 %iger Gelatine, sowie 64,0 g Emulsion 2, grünsensibilisiert der Reihe
nach zugefügt und nacheinander aufgeschmolzen. 6,4 g Guanidintrichloracetat, gelöst
in 60 ml Wasser sowie 3,2 g der Verbindung 15, gelöst in 7,2 g Wasser wurden abschließend
zugesetzt. Die Lösung wurde mit einer Naßschichtdicke von 50 µm auf einen Schichtträger
aus Polyethylenterephthalat aufgetragen und mit einer ein Härtungsmittel enthalteenden
1%igen wäßrigen Gelatinelösung (Naßschichtdicke 60 µm) überschichtet und getrocknet.
Probe 2 (erfindungsgemäß)
[0085] Herstellung wie Probe 1 jedoch unter Verwendung von 3,2 g der Verbindung 1
Probe 3Vergleich (nicht erfindungsgemäß)
[0086] Herstellung wie Probe 1 jedoch unter Ersatz von Verbindung 1 durch 3,2 g Wasser.
Probe 4 Vergleich (nicht erfindungsgemäß)
[0087] Herstellung wie Probe 1, jedoch unter Ersatz von Verbindung 1 durch 3,2 g der Vergleichsverbindung
V

V: = "thermal solvent" aus DE-A-33 39 810
(Typ Sulfamid, dipolar aprotisch)
Beispiel 5
[0088] Die nach Beispiel 4 hergestellten Proben wurden 5 s mit einer Wofraumlampe durch
ein transparentes Gelbfilter mit einer Dichte von 1,25 mit 1000 Lux belichtet. Anschließend
wurden die Proben zur Entwicklung trocken auf 110°C erhitzt (die Entwicklungszeit
ist aus der nachfolgenden Tabelle ersichtlich). Dann wurden die Proben 10 s in Wasser
gequollen und mit dem Bildempfangsblatt (aus Beispiel 3), das in Wasser 30 - 60 s
gequollen worden war, zusammen laminiert und auf einer geregelten Heizbank 2 min auf
75°C erhitzt, dann getrennt und anschließend sofort getrocknet. Es wurden auf den
Bildempfangsblättern scharfe brillante Farbüberträge erhalten; die Dmin- und Dmax-Werte
sind aus Tabelle 1 ersichtlich.

[0089] Tabelle 1 zeigt sehr deutlich die starke Wirkung der erfindungsgemäßen Verbindungen
als Entwicklungsbeschleunigende Substanzen.
[0090] Der Vergleich der Proben 1 und 2 mit Probe 4 zeigt eine deutlich verbesserte Dmin/Dmax-Relation
und damit eine deutlich höhere fotografische Aktivität in Bezug auf Dmax-Entwicklung
(das entspricht einer deutlichen Erhöhung der relativen fotografischen Empfindlichkeit),
ohne daß Dmin über Gebühr ansteigt.
[0091] Damit sind die erfindungsgemäß verwendeten Verbindungen vom dipolar aprotischen Typ
den thermischen Lösungsmitteln des Standes der Technik durch verbesserte fotografischen
Eigenschaften deutlich überlegen.