[0001] Die Erfindung betrifft einen Kalander zur Verarbeitung von thermoplastischen Kunststoffen
zu Materialbahnen, insbesondere zu Barrierefolien für die Lebensmittelverpackung,
unter Verwendung von vorzugsweise gekühlten Kalanderwalzen, wobei der Achsabstand
eines Einlaufwalzenpaares verstellbar ist und eine der beiden Einlaufwalzen in einem
Unterrahmen und die andere in einem Oberrahmen angeordnet ist, der relativ zum Unterrahmen
verstellbar ist. Mit einer derartigen Einrichtung wird die insbesondere aus einer
Breitschlitzdüse kommende thermoplastische Masse bevorzugt unter Kühlung zu Materialbahnen
gewalzt. Die Zahl und Anordnung weiterer Kalanderwalzen richtet sich dabei nach produktabhängigen
Kriterien, die natürlich unter anderem auch den Einlaufwalzenspalt bestimmen. Derartige
Kalander sind beispielsweise den DE-A 20 06 680, 26 39 447, der DE-B-22 01 630 oder
der FR-A-1 569 613 zu entnehmen.
[0002] Ein besonderes Problem liegt dabei darin, daß der Dickenbereich der erzeugbaren
Materialbahnen eine untere Grenze von etwa 600 µm nicht unterschreiten kann, wenn
die Kalanderwalzen auch Materialbahnen bis zu 12 mm und mehr verarbeiten sollen. Es
ist ein allgemein bekanntes Problem, besonders dünne Folien in gleichmäßiger Dicke
zu erzeugen, und hiezu sind eigens Einrichtungen entwickelt worden.
[0003] Die Erfindung hat es sich nun zur Aufgabe gestellt, einen Kalander der eingangs genannten
Art zu schaffen, mittels dem Materialbahnen zumindest in einem Dickenbereich von
100 µm bis 12 mm herstellbar sind.
[0004] Erfindungsgemäß wird dies nun dadurch gelöst, daß der Oberrahmen eine Glättleiste
aufweist, wobei der Einlaufwalze des Unterrahmens in den beiden Betriebsstellungen
entweder die obere Einlaufwalze oder die Glättleiste zugeordnet ist.
[0005] Durch die wahlweise Kombination der Einlaufwalze des Unterrahmens mit der Einlaufwalze
des Oberrahmens oder der Glättleiste lassen sich gemäß der gestellten Aufgabe Materialbahnen
zumindest von einem Dickenbereich um 100 µm bis 12 mm herstellen. Dabei erfolgt die
Fertigung der Materialbahen mit einer Dicke von etwa 600 µm bis 12 mm in üblicher
Weise durch die Verwendung des Einlaufwalzenpaares, während die besonders dünnen
Materialbahnen zwischen 100 µm und 600 µm durch die Zuordnung der Glättleiste zur
Einlaufwalze des Unterrahmens erzeugbar sind. Dabei steht der jeweils nicht verwendete
Anpreßteil des Oberrahmens in einer Ruheposition.
[0006] In einer ersten Ausführung ist vorgesehen, daß der Oberrahmen einen Schlitten aufweist,
der in einer Gleitführung des Unterrahmens verschiebbar ist. Hierdurch wird eine
besonders einfache Verstellung zwischen den beiden Betriebsstellungen erzielt. Diese
Umrüstung wird dabei wesentlich erleichtert, wenn die Gleitführung auf dem Unterrahmen
um eine zu seiner Einlaufwalze parallele Achse schwenkbar ist.
[0007] In einer weiteren Ausführung ist vorgesehen, daß im Oberrahmen eine zweite Kalanderwalze
um eine parallele Achse schwenkbar gelagert ist. Demzufolge ist die Betriebsstellung,
in der das Einlaufwalzenpaar eingesetzt wird, für die Durchführung der Materialbahn
durch die Walzen des Oberrahmens etwa im gesamten Dickenbereich zwischen 600 µm bis
12 mm geeignet.
[0008] Eine weitere Ausführung, die den unmittelbaren Anschluß des Kalanders an die Extrusionsdüse
erlaubt, sieht vor, daß die Glättleiste an einem Pendelrahmen schwenkbar aufgehängt
ist. Dadurch kann die Glättleiste in der Betriebsstellung des Einlaufwalzenpaares,
in der sie In Richtung der Extrusionsdüse zu verschieben ist, aus dem Materialbahnniveau
entfernt werden.
[0009] Bevorzugt ist die Glättleiste mit einer Luftaustrittsdüse versehen und kann auf
dem Pendelrahmen höhenverstellbar angeordnet sein, wodurch in Anpassung an die Materialbahndicke
eine Anpressung an die Einlaufwalze des Unterrahmens ausschließlich durch die von
einem Gebläse durch die Düse ausgeblasene Luft erfolgt, sodaß der Anpreßdruck besonders
leight einstellbar ist und wesentlich kleiner als bei einem Walzenpaar gewählt werden
kann. Die aus der Düse austretende Luft dient dabei gleichzeitig auch zur Kühlung
der Materialbahn.
[0010] Im Unterrahmen sind bevorzugt im Anschluß an die Einlaufwalze mehrere Kalanderwalzen
vorgesehen, sodaß auch in der Betriebsstellung des Einlaufwalzenpaares eine nochmalige
Wahlmöglichkeit besteht, indem die Materialbahn durch die Walzen des Oberrahmens oder
durch die Walzen des Unterrahmens geführt wird. Dabei kann in beiden Walzensätzen
jede Walze einzeln mittels eines thyristorgesteuerten Gleichstromgetriebemotors angetrieben
werden. Hiezu können zwei Antriebsmöglichkeiten vorgesehen sein: Im Synchronlauf wird
eine vom Leitantrieb (Einlaufwalze des Unterrahmens) vorgegebene Antriebsgeschwindigkeit
synchron auf die Folgeantriebe übertragen. Wenn sich die Antriebsgeschwindigkeit am
Leitantrieb ändert, so ändern sich auch die Geschwindigkeiten der Folgeantriebe in
der gleichen Größe. Bei Einzellauf wird, wie beim Synchronlauf, eine Antriebsgeschwindigkeit
vorgegeben. Zusätzlich läßt sich die Antriebsgeschwindigkeit jeder Chromwalze über
ein Potentiometer einzeln abändern, um Materialschrumpfungen auszugleichen. In jedem
der beiden Regelungszustände kann man einzelne Walzen zu- und abschalten.
[0011] Die Fig. 1 - 3 zeigen schematische Ansichten des erfindungsgemäßen Kalanders in der
ersten Betriebs stellung als Walzwerk (Fig. 1), in der zweiten Betriebsstellung
als Glättwerk (Fig. 2) und in einer geöffneten Übergangsstellung (Fig. 3) zur Darstellung
der Verstellbarkeit des Kalanders.
[0012] Ein erfindungsgemäßer Kalander weist einen Unterrahmen 1 und einen Oberrahmen 2 auf,
dessen Auflagebereich als Schlitten 6 ausgebildet ist. An der Oberseite des Unterrahmens
1 ist eine Gleitführung 7 vorgesehen, die um eine Achse 8 hochschiebbar ist.
[0013] Im Unterrahmen 1 sind eine Einlaufwalze 3 und dieser nachgeschaltet mehrere gekühlte
Kalanderwalzen 11 vorgesehen. Der Einlaufwalze 3 zugeordnet ist auch im Oberrahmen
2 eine Einlaufwalze 4 angeordnet, an die sich eine weitere Kalanderwalze 9 anschließt.
Einlaufrichtungsseitig ist am Oberrahmen 2 ein Pendelrahmen 10 angelenkt, der am
unteren Ende eine Glättleiste 5 trägt. Sowohl die Glättleiste 5 als auch der Pendelrahmen
10 sind mittels geeigneter Verstelleinrichtungen in Richtung der in Fig. 1 gezeigten
Doppelpfeile B, C bewegbar. Die Kalanderwalze 9 des Oberrahmens 2 ist in Armen 14
gelagert, die in Richtung des Doppelpfeiles D verschwenkbar sind.
[0014] In der von Fig. 1 gezeigten Betriebsstellung für die Produktion von Materialbahnen
mit einer Dicke zwischen 600 µm und mindestens 12 mm ist im Nahbereich eine Breitschlitzdüse
12 des Extruders angeordnet. Der Oberrahmen 1 ist auf der Gleitführung 7 in seine
in der Zeichnung rechte Endstellung verschoben, in der die Achsen der Walzen 9, 4
des Oberrahmens und der Einlaufwalze 3 des Unterrahmens 1 in einer Ebene liegen.
Die am Pendelrahmen 10 angeordnete Glättleiste 5 ist dabei in eine obere Stellung
angehoben, sodaß sie oberhalb der Breitschlitzdüse 12 in einer Ruheposition Platz
findet. In dieser Betriebsstellung läßt der Kalander dabei noch die Möglichkeit offen,
die Materialbahn über die beiden Walzen des Oberrahmens 2 oder über die einzelnen
zuschaltbaren Walzen des Unterrahmens 1 zu führen. Wie aus Fig 3 ersichtlich, sind
einzelne Kalanderwalzen 11 im Unterrahmen 1 verstellbar gelagert, ebenso auch die
Kalanderwalze 9 des Oberrahmens 2, die auf den Armen 14 angeordnet ist.
[0015] Für die Herstellung von sehr dünnen Materialbahnen, etwa in einer Dicke zwischen
100 µm und 600 µm, ist die Verwendung als übliches Kalanderwalzwerk gemäß Fig. 1
nicht möglich. Hiezu wird die Einrichtung in die in Fig. 2 gezeigte Position bebracht,
wobei der gesamte Oberrahmen 2 auf der Gleitführung 7 nach links verschoben wird.
Anschließend wird die Glättleiste 5 abgesenkt und der Pendelrahmen 10 sowie die Glättleiste
5 selbst in die erforderliche Winkellage verschwenkt. Da die Glättleiste 5 bevorzugt
eine Luftaustrittsdüse erhält, der von einem Gebläse Luft zugeführt wird, kann die
durch die Luft erfolgende Anpressung und Glättung der aus der benachbarten Breitschlitzdüse
12 austretenden Materialbahn (Pfeil A) sehr fein reguliert werden. Gleichzeitig kühlt
die austretende Luft auch das Material, sodaß die nachfolgende Umschlingung zumindest
der Einlaufwalze 3 des Unterrahmens 1 keine Störungen und Schwierigkeiten verursacht.
[0016] Von besonderer Bedeutung ist die Erfindung für die Herstellung von Barrierefolien.
Solche Folien bestehen aus mehreren Schichten thermoplastischer Kunststoffe, wobei
die Deckschichten beispielsweise Polystyrol (PS), Polyäthylen (PE), Polypropylen
(PP) und Ethylvinylalkohol (EVOH) sein können. Eine Schicht der Folie dient dazu,
um eine Barriere zu bilden. So verhindert beispielsweise PE den Austritt von Wasserdampf
und damit das Austrocknen des Inhalts etwa von Joghurtbechern. EVOH bildet eine Barriere
für Sauerstoff, welcher somit nicht zum verpackten Gut durchdringen und dieses chemisch
verändern kann. Dicke und Zusammensetzung von Barriere folien variieren je nach dem
Anwendungszweck sehr stark, wobei aus Qualitätsgründen der Einsatz von Kalandern bei
der Herstellung erwünscht ist, soferne die Dicke der Folien dies überhaupt zuläßt.
Gerade bei der Herstellung von Barrierefolien wird man somit von der durch die Erfindung
geschaffenen Möglichkeit Gebrauch machen, ohne große Umrüstungen immer dann Kalander
einzusetzen, wo dies möglich ist, und bei Unterschreitung der hiefür notwendigen Mindestdicke
der Folien ausschließlich die Gleitleiste einzusetzen.
1. Kalander zur Verarbeitung von thermoplastischen Kunststoffen zu Materialbahnen,
insebesondere zu Barrierefolien für die Lebensmittelverpackung, unter Verwendung von
vorzugsweise gekühlten Kalanderwalzen, wobei der Achsabstand eines Einlaufwalzenpaares
verstellbar ist und eine der beiden Einlaufwalzen in einem Unterrahmen und die andere
in einem Oberrahmen angeordnet ist, der relativ zum Unterrahmen verstellbar ist,
dadurch gekennzeichnet, daß der Oberrahmen (2) eine Glättleiste (5) aufweist, wobei
der Einlaufwalze (3) des Unterrahmens (1) in den beiden Betriebsstellungen entweder
die obere Einlaufwalze (4) oder die Glättleiste (5) zugeordnet ist.
2. Kalander nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß der Oberrahmen (2) einen
Schlitten (6) aufweist, der in einer Gleitführung (7) des Unterrahmens (1) verschiebbar
ist.
3. Kalander nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Gleitführung (7) auf
dem Unterrahmen (1) um eine zu seiner Einlaufwalze (3) parallele Achse (8) schwenkbar
ist.
4. Kalander nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, daß im Oberrahmen
(2) eine zweite Kalanderwalze (9) um eine parallele Achse schwenkbar gelagert ist.
5. Kalander nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, daß die Glättleiste
(5) an einem Pendelrahmen (10) schwenkbar aufgehängt ist.
6. Kalander nach Anspruch 1 oder 5, dadurch gekennzeichnet, daß die Glättleiste (5)
eine Luftaustrittsdüse aufweist.
7. Kalander nach Anspruch 5 oder 6, dadurch gekennzeichnet, daß die Glättleiste (5)
höhenverstellbar auf dem Penelrahmen (10) angeordnet ist.