[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Erfassung von Pumpstößen an Turbokompressoren
von der im Oberbegriff des Anspruchs 1 angegebenen Art. Ein solches Verfahren, wobei
die überwachte Betriebsgröße die Eintrittstemperatur ist, ist aus GB-PS 1 588 945
bekannt.
[0002] Als Pumpen bezeichnet man einen Vorgang bei einem Turbokompressor, bei welchem stoßweise
bzw. periodisch das Fördermedium von der Druckseite zur Saugseite zurückströmt. Dieser
Vorgang tritt bei Betriebszuständen mit zu hohem Druckverhältnis zwischen Aus- und
Einlaßdruck bzw. mit zu niedrigem Durchsatzvolumen auf. Da sich das Fördermedium durch
die Kompression im Kompressor erwärmt, ist auch das bei einem Pumpstoß zurückströmende
Fördermedium heißer als das angesaugte Fördermedium, so daß ein Pumpstoß eine Änderung
der Temperaturverhältnisse am Kompressoreinlaß zur Folge hat; gleichzeitig zeigt
der Durchfluß, das Druckverhältnis, der Enddruck, die Leistung ein schlagartiges Absinken.
Die Temperatur- oder sonstige Änderung kann als Indikator für das Vorliegen eines
Pumpstoßes herangezogen werden, um Maßnahmen zur Beseitigung des Pumpens, z.B. das
Öffnen eines Abblaseventils, auszulösen.
[0003] Der Pumpzyklus eines Kompressors ist mit 0,5 bis 2 Sekunden relativ kurz. Mit üblichen
Temperaturfühlern ist es schwierig, diese kurzzeitigen Temperaturänderungen zu erfassen.
Außerdem stören die tages- und jahreszeitlichen Schwankungen der Temperatur der angesaugten
Luft bei Luftkompressoren oder die prozeßbedingten Ansaugtemperaturschwankungen bei
Gaskompressoren. Bei zwischengekühlten Kompressoren haben Kühlwassertemperatur und
-menge einen Einfluß. Alle diese Störeinflüsse können dazu führen, daß Pumpstöße
nicht rasch genug bzw. bei Änderung der Betriebsbedingungen nicht zuverlässig genug
erfaßt werden und daher auch die Gegenmaßnahmen nicht oder zu spät ausgelöst werden.
[0004] Gemäß der GB-PS 1 588 945 wird deshalb vorgeschlagen, nicht die Temperaturänderung
selbst, sondern deren Änderungsgeschwindigkeit zu erfassen und ein Auslösesignal
zu erzeugen, wenn sie einen vorgegebenen Wert übersteigt. Zur Vermeidung von Fehlauslösungen
kann zusätzlich noch eine andere Kompressorbetriebsgröße, z.B. die Schaufelradstellung,
überwacht werden, um das Auslösesignal nur dann zu erzeugen, wenn für beide Meßgrößen
eine Auslösebedingung erfüllt ist. Dazu ist es erforderlich, bauliche Veränderungen
am Kompressor und/oder Gehäuse vorzunehmen, um zusätzliche Sensoren im Kompressor
zu positionieren und die Meßleitungen nach außen zu führen.
[0005] Aus der DE-PS 28 28 124 ist es im Rahmen einer innerhalb der Pumpgrenze arbeitenden
Kompressorregelung bekannt, zur Ermittlung der Geschwindigkeit einer Signaländerung
das Signal einmal unverzögert und einmal verzögert einer Subtraktionsstelle zuzuführen.
[0006] Aufgabe der Erfindung ist es, ein zuverlässiges und von Störeinflüssen freies Verfahren
zur Erfassung von Pumpstößen anzugeben, für dessen Anwendung keine zusätzlichen baulichen
Veränderungen am Kompressor und/oder -gehäuse vorgenommen werden müssen.
[0007] Die Lösung der Aufgabe ist im Anspruch 1 angegeben. Die Unteransprüche beziehen sich
auf vorteilhafte weitere Ausgestaltungen.
[0008] Durch die Überwachung nicht nur der Temperaturänderungsgeschwindigkeit, sondern
zusätzlich auch der absoluten Temperaturänderung werden Fehlauslösungen, die sich
insbesondere durch Rauschen ergeben können, zuverlässig vermieden. Es ergeben sich
die Vorteile eines Koinzidenzverfahrens, ohne daß zusätzliche Meßgrößen ermittelt
werden müssen.
[0009] Ausführungsformen der Erfindung werden anhand der Zeichnung näher erläutert.
Fig. 1 zeigt stark vereinfacht das Schema einer Einrichtung zur Erfassung von Pumpstößen
und zur Erzeugung eines entsprechenden Signals.
Fig. 2 zeigt eine weitere Ausführungsform der Erfindung.
[0010] In Fig. 1 ist im Ansaugkanal 1 eines Turbokompressors ein Temperaturfühler 3 unmittelbar
vor dem ersten Laufrad 2 und ein anderer Temperaturfühler 4 in etwas größerer Entfernung
von dem ersten Laufrad 2 angeordnet. Bei einem Pumpstoß wirkt sich das durch die Laufräder
rückströmende heißere Fördermedium hauptsächlich auf den Temperaturfühler 3 aus,
während der vom Laufrad 2 entferntere Temperaturfühler 4 im wesentlichen nur der Ansaugströmung
ausgesetzt ist und keine Temperaturänderung erfährt. Zusätzlich kann der Temperaturfühler
3 schnell ansprechend und der Temperaturfühler 4 thermisch träge ausgebildet werden.
[0011] In einem Differenzbildungsglied 5 wird die Temperaturdifferenz ΔT aus den von den
Temperaturfühlern 3 und 4 erfaßten Temperaturen gebildet. Das Differenzglied 5 ist
entbehrlich, wenn die Temperaturfühler 3, 4 Thermoelemente sind, die gegeneinandergeschaltet
sind, so daß das Meßsignal der Temperaturdifferenz entspricht. In einer Differenzierstufe
7 wird diese Temperaturdifferenz differenziert, um die zeitliche Ableitung dΔT/dt
zu bilden. In einem Vergleicher 8 werden die Werte der Temperaturdifferenz und ihrer
zeitlichen Ableitung mit vorgegebenen Grenzwerten ΔT
max und d
max verglichen, und es wird ein einen Pumpstoß anzeigendes Signal in der Ausgangsleitung
9 erzeugt, wenn die beiden Grenzwerte überschritten sind.
[0012] In Fig. 2 ist eine alternative Ausführungsform der Erfindung dargestellt. Die Meßgröße
x wird einem Eingang (+) einer Subtraktionsstufe 10b unverzögert, dem ande ren Eingang
(-) über ein Verzögerungsglied 10a zugeführt. Als Verzögerungsglied 10a ist ein Verzögerungsglied
erster Ordnung vorgesehen, in dem, bei einer sprungförmigen Änderung des Eingangssignals,
das Ausgangssignal in Form einer Exponentialfunktion zeitverzögert auf den Eingangswert
ansteigt. Die Zeitkonstante T₁ dieses Anstieges ist einstellbar und bestimmt im
wesentlichen das Verhalten der Anordnung 10.
[0013] Natürlich können auch Verzögerungsglieder höherer Ordnung oder Laufzeitglieder angewendet
werden, bei denen das Ausgangssignal dem Eingangssignal um eine Laufzeit T
L verzögert folgt.
[0014] Das von der Subtraktionsstufe 10b erzeugte Signal ist sowohl von der Änderungsgeschwindigkeit,
als auch vom Absolutbetrag der Änderung des Eingangssignals x abhängig. Schnelle
Singaländerungen, verglichen mit der Zeitkonstante T₁ bzw. der Laufzeit T
L wirken sich relativ stark auf das Ausgangssignal aus, langsame Änderungen nur wenig.
Im stationären Zustand, d.h. bei konstantem Eingangssignal, ist das Ausgangssignal
Null. Zusätzlich ist das Ausgangssignal auch vom Betrag des Eingangssignals x abhängig,
da es, bei schnellen Änderungen, maximal den Wert des Eingangssignals x annehmen
kann. Aufgrund dessen wirken sich Rauschsignale geringer Amplitude auch nur gering
auf das Ausgangssignal aus, anders als bei einer reinen Differentiation, bei der
nur die Steigerung der Signalflanken berücksichtigt wird.
[0015] Hinter der Subtraktionsstufe 10b ist eine Grenzwertstufe 10c vorgesehen, um festzustellen,
ob das Ausgangssignal einen vorgesehenen Wert überschreitet und gegebenenfalls ein
Auslösesignal zu erzeugen. Kleine Änderungen haben keinen Einfluß auf den Ausgang
der Grenzwertstufe, solange der Betrag der Änderungen unterhalb der Schaltschwelle
der Grenzwertstufe liegt. Dadurch wird die Änderung 10 unempfindlich gegen Meßrauschen.
[0016] Die Anpassung der Anordnung 10 zur Erfassung von Pumpstößen erfolgt duch Einstellung
der Zeitkonstanten T₁ und des Grenzwertes der Grenzwertstufe.
[0017] Das Verfahren ist auch durchführbar bei Erfassung anderer Meßgrößen, z.B. Durchsatz,
Kompressorenddruck, Kompressorsaugdruck, Leistung, Drehzahl etc. die bei einem Pumpstoß
eine rasche Änderung zeigen. So kann statt des Temperaturanstiegs das ebenfalls für
einen Pumpstoß charakteristische Absinken des Auslaßdruckes, des Durchsatzes, der
Leistung, der Axialposition der Kompressorwelle erfaßt und der Signalverarbeitung
zugeführt werden, wobei auch in diesen Fällen die erfindungsgemäße Berücksichtigung
sowohl des Änderungsbetrages als auch der Änderungsgeschwindigkeit Anwendung findet.
1. Verfahren zur Erfassung von Pumpstößen an Turbokompressoren, bei dem eine Betriebsgröße
überwacht, ein dem Ist-Wert der Betriebsgröße entsprechendes Meßsignal erzeugt, und
durch eine die Änderungsgeschwindigkeit des Meßsignals erfassende Signalverarbeitung
ein einen Pumpstoß anzeigendes Signal erzeugt wird, dadurch gekennzeichnet, daß eine sowohl die Änderungsgeschwindigkeit als auch den Absolutwert des Meßsignals
erfassende und miteinander verknüpfende Signalverarbeitung durchgeführt wird, und
daß das Signal nur dann ausgelöst wird, wenn sowohl die Änderungsgeschwindigkeit
als auch der Absolutwert der Änderung der Betriebsgröße über je einem vorgegebenen
Wert liegen.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß als Betriebsgröße die Temperatur am Kompressoreingang überwacht wird.
3. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß das Meßsignal differenziert und einerseits die gemessene Signaländerung und andererseits
das differenzierte Signal jeweils mit vorgegebenen Werten verglichen wird.
4. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß das Meßsignal einmal unverzögert und einmal verzögert einem Subtraktionsglied
zugeführt und die Differenz der beiden Signale mit einem vorgegebenen Wert verglichen
wird.
5. Verfahren nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, daß die Differenz der Temperaturen an zwei unterschiedlich weit vom ersten Laufrad
des Kompressors entfernt liegenden Meßpunkten erfaßt und diese Temperaturdifferenz
der Signalverarbeitung unterworfen wird.