(19)
(11) EP 0 222 698 A1

(12) EUROPÄISCHE PATENTANMELDUNG

(43) Veröffentlichungstag:
20.05.1987  Patentblatt  1987/21

(21) Anmeldenummer: 86810462.1

(22) Anmeldetag:  20.10.1986
(51) Internationale Patentklassifikation (IPC)4B25D 11/12, B25D 17/06, B25D 9/08
(84) Benannte Vertragsstaaten:
AT BE CH DE FR GB IT LI NL SE

(30) Priorität: 02.11.1985 DE 3539030

(71) Anmelder: HILTI Aktiengesellschaft
9494 Schaan (LI)

(72) Erfinder:
  • Chromy, Franz
    A-6800 Feldkirch (AT)

(74) Vertreter: Wildi, Roland 
Hilti Aktiengesellschaft Patentabteilung
9494 Schaan
9494 Schaan (LI)


(56) Entgegenhaltungen: : 
   
       


    (54) Bohrhammer mit pneumatisch angetriebenem Schlagkolben


    (57) Der Bohrhammer weist einen Zylinder (4) auf. in dem ein Antriebskolben (13) motorisch hin und her bewegt wird. Unter Zwischenschaltung eines Luftpolsters wird dadurch ein ebenso im Zylinder (4) gelagerter Schlagkolben (21) zur Beaufschlagung eines Werkzeuges (5) hin und her bewegt. Ein aus Material mit niedrigem Schmelzpunkt bestehendes Verschlussteil (17) im Antriebskolben (13) hält bei regulärer Betriebstemperatur einen Verbindungskanal (16) vom Luftpolsterraum nach aussen geschlossen. Tritt als Folge von Leckverlusten eine Temperaturerhöhung auf. so schmilzt das Verschlussteil (17). Der Luftpolsterraum wird dadurch entlüftet und der Schlagkolben (21) bleibt stehen. Kostspielige Folgeschäden, wie sie beispielsweise durch Zusammenprallen der Kolben (13. 21) entstehen würden. lassen sich so verhindern.




    Beschreibung


    [0001] Die Erfindung betrifft einen Bohrhammer mit einem Zylinder zur Führung eines motorisch hin und her verschiebbaren Antriebskolbens und eines Schlagkolbens unter Zwischenschaltung eines Luftpolsters.

    [0002] Bei bekannten Bohrhämmern mit einem sogenannten pneumatischen Schlagwerk, das über einen in einem Zylinder motorisch hin und her bewegten Antriebskolben und über einen Schlagkolben verfügt. der unter Zwischenschaltung eines Luftpolsters ebenso hin und her bewegt wird, kann sich als Folge zunehmender Leckverluste ein ausreichendes Luftpolster nicht mehr aufbauen, so dass durch Zusammenschlagen der Kolben Schäden am Schlagwerk und darüberhinaus an den Antriebsorganen für das Schlagwerk sowie an weiteren Geräteteilen auftreten können.

    [0003] Die Leckverluste sind die Folge mangelhafter Dichtung zwischen den Kolben und dem Zylinder, hervorgerufen insbesondere durch Verschleiss kolbenseitiger Dichtelemente. Zudem fÖrdern mangelhafte Schmierung und Ausfall von gegebenenfalls wärmeempfindlichen Dichtelementen solche Leckverluste.

    [0004] Zur Vermeidung über das Schlagwerk hinausgehender kostspieliger Schäden als Folge von Leckverlusten ist bei einem bekannten Bohrhammer (DE-OS 2 729 596) am Antriebskolben ein Bodenteil vorgesehen, das beim Aufprallen des Schlagkolbens ausbricht. Dadurch wird der zwischen den beiden Kolben liegende Raum nach aussen entlüftet, so dass der Schlagkolben mangels eines Luftpolsters nicht mehr hin und her bewegt wird.

    [0005] Ein Nachteil dieser Ausbildung besteht in der Gefahr, dass durch das zum Ausbrechen des Bodenteiles erforderliche Aufprallen des Schlagkolbens bereits Schäden an Geräteteilen auftreten können.

    [0006] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, einen Bohrhammer mit pneumatischem Schlagwerk zu schaffen, bei dem eine Verhinderung von aus Leckverlusten des Luftpolsters resultierenden Schäden gewährleistet wird.

    [0007] Erfindungsgemäss wird die Aufgabe dadurch gelöst, dass wenigstens einer der beiden Kolben einen vom Luftpolsterraum nach aussen führenden Verbindungskanal aufweist und der Verbindungskanal von einem Verschlussteil aus Material mit niedrigem Schmelzpunkt verschlossen ist. Die Erfindung macht sich die Erkenntnis zunutze, dass zufolge der Leckverluste die Leistung am Schlagkolben abnimmt. Da die vom Motor an den Antriebskolben abgegebene Leistung unverändert bleibt, steigt die Wärmeleistung des Schlagwerkes zunehmend mit grösser werdenden Leckverlusten. wodurch sich die Betriebstemperatur insgesamt erhöht.

    [0008] Bei regulärer Betriebstemperatur oder unter dieser liegender Anlauftemperatur wird der Verbindungskanal vom Verschlussteil geschlossen gehalten. Tritt gegenüber der regulären Betriebstemperatur eine beispielsweise um 20 % erhöhte Temperatur auf, schmilzt das Verschlussteil. Dadurch öffnet sich der Verbindungskanal und das Luftpolster bricht zusammen.

    [0009] Bei der Materialwahl ist zu beachten, dass das Schmelzen eintritt, ausreichend bevor es zu einem Zusammenprallen der Kolben kommt. Zudem ist durch geeignete Wahl des Wärmeausdehnungskoeffizienten die ausreichende Abdichtung vor Eintritt des Schmelzens sicherzustellen, dh. der Wärmeausdehnungskoeffizient des Verschlussteiles kann gegenüber jenem der Kolben etwa gleich oder grösser sein. Der nach dem Schmelzen des Verschlussteiles vom Antriebskolben pneumatisch entkoppelte Schlagkolben nimmt, unabhängig von weiterer Hin-und Herbewegung des Antriebskolbens, Ruheposition ein.

    [0010] Für den Handhabenden ist als Folge des Schmelzens des Verschlussteiles ein plötzlicher Abbruch der Schlagabgabe feststellbar. Folglich wird er das Gerat ausser Betrieb nehmen. Folgeschäden an den Antriebsorganen für das Schlagwerk oder an weiteren Geräteteilen werden somit unterbunden. Durch Ersetzen des Verschlussteiles und Ausführung der erforderlichen Wartungsmassnahmen, wie Austausch der Dichtelemente und Schmieren des Schlagwerkes, kann das Gerät ohne Schaden wieder in betriebsbereiten Zustand gebracht werden.

    [0011] Vorzugsweise ist der Verbindungskanal als eine die Kolben in Achsrichtung durchsetzende Bohrung ausgebildet. Um eine gleichmässige Gewichtsverteilung der Kolben zu erzielen, verläuft der Verbindungskanal zweckmässig konzentrisch oder-gebildet durch mehrere Bohrungen - symmetrisch zur Längsachse der Kolben.

    [0012] Mit Vorteil ist das Verschlussteil an dem zum Luftpolster weisenden Ende der Kolben angeordnet.

    [0013] Diese Stelle der Kolben liegt im räumlichen Nahbereich der für erhöhte Temperatur massgeblichen Stellen des Gerätes, so dass das Verschlussteil der Wärmeeinwirkung direkt ausgesetzt ist. Damit ist ein sensibles und präzises Reagieren des Verschlussteiles auch bei unterschiedlichen Umgebungstemperaturen des Gerätes gewährleistet.

    [0014] Ein im besonderen erschütterungsfester Sitz des Verschlussteiles in der Bohrung wird in Weiterbildung der Erfindung erreicht, indem das Verschlussteil mittels Hinterstichen im Verbindungskanal formschlüssig gehaltert wird. Bei den Hinterstichen kann es sich beispielsweise um in sich geschlossene umlaufende Rillen oder um Gewinderillen handeln.

    [0015] Das Verschlussteil erstreckt sich in Form eines Pfropfens beispielsweise über einen Teil der Längserstreckung der Bohrung. Es ist möglich, das Verschlussteil als fertig geformter Pfropfen oder im Giessverfahren in die Bohrung einzubringen.

    [0016] Nach einem weiteren Vorschlag der Erfindung ist das Verschlussteil am Antriebskolben angeordnet. Dies ist insbesondere für die Beibehaltung eines guten Sitzes des Verschlussteils in der Bohrung von Vorteil. Während der Schlagkolben durch dessen Aufprallen am Werkzeug fortwährend abrupten Abbremsungen ausgesetzt ist, was zu einem Verschieben eines hierin gelagerten Verschlussteiles führen könnte, lässt sich der Antriebskolben ohne abrupte Abbremsung beispielsweise von einem Kurbeltrieb hin und her verschieben.

    [0017] Vorzugsweise besteht das Verschlussteil aus einer Zinnlegierung. Dieses Material eignet sich im besonderen, da dessen Wärmeausdehnungskoeffizient etwa dem Wärmeausdehnungskoeffizienten des vorzugsweise aus Aluminium bestehenden Antriebskolbens entspricht. Als Zinnlegierungen eignen sich im besonderen Weichlote nach DIN 1707 mit wählbaren Schmelzpunkten von 150° bis 250° C. Die Erfindung wird nachstehend anhand einer Zeichnung, die ein Ausführungsbeispiel wiedergibt, näher erläutert. Es zeigen:

    Fig. 1 einen Bohrhammer, teilweise im Längsschnitt;

    Fig. 2 einen Ausschnitt 11 aus Fig. 1 in vergrösserter Darstellung.



    [0018] Der Bohrhammer nach Fig. 1 besteht aus einem Gehäuse 1, in welchem durch ein vorderseitiges Kugellager 2 und ein rückseitiges Rollenlager 3 ein Zylinder 4 drehbar gelagert ist. Im vorderen Bereich ist der Zylinder 4 als Aufnahme für ein andeutungsweise erkennbares Bohrwerkzeug 5 ausgebildet. Letzteres weist Mitnahmenuten 5a zum Eingriff nicht dargestellter Verriegelungselemente auf. Ein gehäuseseitig abgestützter Dichtring 6 soll das Eindringen von Schmutz in das Gerät und das Austreten von Schmierstoffen unterbinden.

    [0019] Auf dem Zylinder 4 ist ein Kegelrad 7 angeordnet, das durch einen Sicherungsstift 8 mit dem Zylinder 4 drehfest verbunden ist. Der Drehantrieb des Kegelrades 7 bzw. des Zylinders 4 erfolgt durch ein motorisch angetriebenes Kegelritzel 9. Ferner wird vom nicht gezeigten Motor auch eine Exzenterwelle 11 angetrieben, die über einen Pleuel 12 einen im Zylinder 4 gelagerten, insgesamt mit 13 bezeichneten Antriebskolben hin und her bewegt. Zur Kupplung des Pleueles 12 mit dem Antriebskolben 13 sind die genannten Teile von einem Bolzen 14 durchquert, wobei der vom Bolzen 14 durchquerte Endabschnitt des Pleueles 12 in eine taschenartige Vertiefung 15 des Antriebskolbens 13 eingreift. Der Antriebskolben 13 ist konzentrisch zu dessen Längsachse von einer Bohrung 16 durchsetzt, die als Verbindungskanal zwischen dem in Bohrrichtung an den Antriebskolben 13 anschliessenden Zylinderraum und der nach aussen offenen Vertiefung dient. Im bohrrichtungsseitigen Endabschnitt der Bohrung 16 ist lagefest ein pfropfenförmiges Verschlussteil 17 aus einer Zinnlegierung, die sich durch niedrigen Schmelzpunkt auszeichnet, angeordnet. Der Antriebskolben 13 trägt ferner in einem umlaufenden Einstich 18 ein mit dem Zylinder 4 zusammenwirkendes ringförmiges Dichtelement 19.

    [0020] Wie die Fig. 2 verdeutlicht, greift das Verschlussteil 17 formschlüssig in Hinterstiche 16a in Form von Gewinderillen ein.

    [0021] Im Zylinder 4 ist in Bohrrichtung vor dem Antriebskolben 13 auch ein insgesamt mit 21 bezeichneter Schlagkolben verschiebbar gelagert. Dieser weist einen Schaft 22 zur Uebertragung von Schlagimpulsen an das Bohrwerkzeug 5 sowie rückseitig einen Kopf 23 auf. Der Kopf 23 ist ebenso wie der Antriebskolben 13 mit einem Dichtelement 24 versehen.

    [0022] Durch die Hin- und Herbewegung des Antriebskolbens 13 wird der Schlagkolben 21 von dem zwischen den beiden Kolben im Zylinder 4 stehenden Luftpolster entsprechend phasenverschoben ebenso in hin- und hergehende Bewegung versetzt. Um dabei das Vorlaufen des Schlagkolbens 21 in die gezeigte schlagabgebende Stellung nicht zu hemmen, weist der Zylinder 4 vorderseitig Abblasbohrungen 4a auf. Des weiteren ist im Zylinder 4 eine Ausgleichsbohrung 4b vorgesehen, welche den periodischen Aufbau des Luftpolsters sicherstellt. Mit zunehmender Einsatzdauer des Bohrhammers lasst die Wirkung der Dichtelemente 19, 24 nach, was zur Folge hat, dass Leckverluste auftreten und folglich der Antriebskolben 13 und der Schlagkolben 21 bei der aufeinander zugerichteten Hubbewegung immer näher aneinander gelangen.

    [0023] Gegenüber der regulären Betriebstemperatur kommt es aufgrund der Leckverluste zu einer sich zunehmend erhöhenden Temperatur. Die Schmelztemperatur des Verschlussteiles 17 liegt auf jenem erhöhten Temperaturniveau, das erreicht wird, bevor ein Aufeinanderprallen der Kolben 13,21 erfolgt. Das Schmelzen des Verschlussteiles 17 führt zum Entlüften des zwischen den Kolben 13, 21 liegenden Zylinderraumes über die Bohrung 16 nach aussen. Der Schlagkolben 21 wird somit von dem motorisch weiter hin und her bewegten Antriebskolben 13 nicht mehr aktiviert und bleibt in einer bohrrichtungsseitigen Endstellung stehen. Der Handhabende bemerkt ein Ausbleiben der Schlagabgabe und wird daraufhin das Gerät ausser Betrieb nehmen. Kostspielige Folgeschäden, wie sie bei einem Zusammenprallen der Kolben 13, 21 entstehen könnten, werden auf diese Weise zuverlässig unterbunden.

    [0024] Zur neuerlichen Inbetriebnahme des Bohrhammers ist die erforderliche Wartung durchzuführen, wobei ein neues Verschlussteil 17 und neue Dichtelemente 19, 24 eingebracht werden.

    [0025] Der beschriebene Bohrhammer ist für drehenden und schlagenden Antrieb des Bohrwerkzeuges 5 geeignet. Selbstverständlich ist die erfindungsgemässe Anordnung aber auch bei Geräten einsetzbar, die einem Werkzeug nur Schlagenergie vermitteln.


    Ansprüche

    1. Bohrhammer mit einem Zylinder zur Führung eines motorisch hin und her verschiebbaren Antriebskolbens und eines Schlagkolbens unter Zwischenschaltung eines Luftpolsters, dadurch gekennzelchnet, dass wenigstens einer der beiden Kolben (13, 21) einen vom Luftpolsterraum nach aussen führenden Verbindungskanal (16) aufweist und der Verbindungskanal (16) von einem Verschlussteil (17) aus Material mit niedrigem Schmelzpunkt verschlossen ist.
     
    2. Bohrhammer nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass der Verbindungskanal als eine die Kolben (13, 21) in Achsrichtung durchsetzende Bohrung (16) ausgebildet ist.
     
    3. Bohrhammer nach Anspruch 1 oder 2. dadurch gekennzeichnet, dass das Verschlussteil (17) an dem zum Luftpolster weisenden Ende der Kolben (13.21) angeordnet ist.
     
    4. Bohrhammer nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, dass das Verschlussteil (17) mittels Hinterstichen (16a) im Verbindungskanal (16) formschlüssig gehaltertwird.
     
    5. Bohrhammer nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, dass das Verschlussteil (17) am Antriebskolben (13) angeordnet ist.
     
    6. Bohrhammer nach einem der Ansprüche 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, dass das Verschlussteil (17) aus einer Zinnlegierung besteht.
     




    Zeichnung