[0001] Die Erfindung bezieht sich auf ein Verfahren zum Trocknen von wasserreichen Braunkohlen,
bei welchem die zu trocknende Kohle vor einer Sattdampfbehandlung gesiebt und Feinkorn
abgetrennt wird und der Siebüberlauf mit einer Körnung von kleiner 300 mm mit Sattdampf
behandelt und getrocknet wird.
[0002] Bei einem bekannten Fleißnerverfahren wird Braunkohle unter Sattdampfatmosphäre mit
Drücken von 10 bis 40 bar und Temperaturen von 180 bis 250°C getrocknet. Je Tonne
Rohkohle fallen 300 bis 800 l teilweise stark verschmutzten Wassers an. Die anfallende
Wassermenge ist abhängig vom Wassergehalt der Rohkohle und dem gewünschten Trocknungsgrad
der Trockenkohle. Es ist bereits bekannt, derartiges aus dem Prozeß gewonnenes Wasser
zum Überbrausen von Kohle zum Zwecke der Vorwärmung heranzuziehen. Das zum Überbrausen
herangezogene Prozeßwasser hat selbst einen Feststoffgehalt von etwa 5 bis 40 g/l,
wobei dieser Feststoffgehalt wesentlich überaus feines Korn enthält. Der Feststoffanteil
enthält nur etwa 10 % mit Korngrößen von größer als 50 µ, etwa 50 % des Feststoffanteiles
weist eine Korngröße von kleiner 10 µ auf. Darüberhinaus sind in diesem Prozeßwasser
Huminsäuren in Mengen von 40 bis 150 mg/l und Phenole in Mengen von 5 bis 30 mg/l
anwesend, sodaß sich die Reinigung derartiger Prozeßwässer in der Folge relativ aufwendig
gestaltet.
[0003] Aus der US-PS 4 395 334 ist bereits ein Verfahren der eingangs genannten Art bekanntgeworden,
bei welchem eine Siebung der zu trocknenden Kohle vorgeschaltet ist. Eine derartige
Siebung, welche ohne Erwärmung und ohne Wasserzufuhr durchgeführt wird, erlaubt keine
nennenswerte Abtrennung von Haftkorn und das in die Sattdampftrocknung eingebrachte
Material führt auf Grund der verbleibenden Anteile von Phenolen, Huminsäuren od. dgl.
zu einer weiteren Belastung des Prozeßabwassers. Derartige Verunreinigungen sind für
eine biologische Reinigung des Abwassers, wie sie dem bekannten Vorschlag entspricht,
überaus ungünstig und beeinträchtigen den Reinigungseffekt.
[0004] Die vorliegende Erfindung zielt nun darauf ab, die Prozeßökonomie zu verlassen und,
insbesondere den Aufwand für das Reinigen der im Prozeß entstehenden Abwässer bei
gleichzeitiger Verbesserung des Trocknungsgrades zu reduzieren. Zur Lösung dieser
Aufgabe besteht die Erfindung im wesentlichen darin, daß die zu trocknende Kohle vor
dem Abtrennen von Feinkorn mit Heißwasser überbraust und vorgewärmt wird und daß der
abgetrennte Feinkornanteil und das Heißwasser einer Adsorptionsstufe unterworfen werden,
worauf die Feststoffe von der flüssigen Phase getrennt werden. Dadurch, daß das Feinstkorn
und mit Heißwasser das Haftkorn und weitere, insbesondere heißwasserlösliche, abwasserbelastende
Stoffe vor dem Einbringen in den Trocknungsreaktor abgetrennt werden, läßt sich die
Fleißnertrocknung effektiver und rascher durchführen. Dadurch, daß dieses abgetrennte
Feinstkorn einer Adsorptionsstufe, insbesondere über einen Zeitraum von wenigstens
1 min, vorzugsweise 2 bis 5 min, unterworfen wird, gelingt es, mit diesem aus dem
Trocknungsprozeß ausgeschleusten Kohlekorn eine besonders einfache und überaus effektive
Adsorption von Schadstoffen des Abwassers zu betreiben, welche die nachfolgende Reinigung
des Abwassers wesentlich erleichtert.
[0005] In vorteilhafter Weise wird das erfindungsgemäße Verfahren so durchgeführt, daß Feinkorn
mit einer maximalen Korngröße von 5 mm, vorzugsweise 1 mm, abgetrennt wird.
[0006] Die Adsorptionsstufe kann in einem Reaktor vorgenommen werden, welchem gegebenenfalls
zusätzliche Adsorptionsmittel zugesetzt werden. Mit einem derartigen Adsorptionsreaktor
ist es ohne weiteres möglich, Phenole und andere organische Substanzen unmittelbar
abzutrennen, wodurch der gelöste Anteil der Schmutzfracht im Abwasser verringert wird.
Der Feinanteil der Rohkohle trägt zur Verminderung der Restverschmutzung aufgrund
seiner Adsorptionseigenschaften bei. Die Adsorptionswirkung kann durch Verlängerung
der Reaktionszeit, Veränderung der Strömungsverhältnisse, sowie auch durch Zusatz
von beispielsweise Kohlenstaub verbessert werden.
[0007] Um in der Folge die vorgeschriebenen Abwassergrenzwerte, welche Feststoffe von maximal
50 mg/l, einen neutralen pH-Wert und Phenole in einer maximalen Menge von 0,1 mg/l
vorschreiben, zu erreichen, wird anschließend an diese Adsorptionsstufe die Aufschlämmung
einer vorzugsweise mehrstufigen Flockung unterworfen und nach einer Feststoffabtrennung
einer Schlammentwässerung zugeführt. Die Feststoffabtrennung kann im Rahmen des Verfahrens
in einfacher Weise, gegebenenfalls nach einem Eindicken durch Zentrifugieren vorgenommen
werden, wobei die Feststoffabscheidung konventionelle Eindicker, Lamelleneindicker,
elektrolytische Flotationszellen oder Zyklone umfassen kann. Um die Absetzgeschwindigkeiten
bei der Feststoffabtrennung zu erhöhen, können als Flockungsmittel CaO, Ca(OH)₂, FeS0₄
oder Polyelektrolyte eingesetzt werden. Der Zusatz derartiger Flockungsmittel erhöht
die Absetzgeschwindigkeit wesentlich, sodaß die Eindickapparaturen wesentlich verkleinert
werden können. Die Feststoffkonzentrierung erreicht auf diese Weise leicht Werte über
300 g/l und kann mehrstufig durchgeführt werden. Neben einem Zentrifugieren können
selbstverständlich Scheibenfilter, Trommelfilter oder Bandpressen zum Abtrennen der
Feststoffe eingesetzt werden.
[0008] Die gewonnenen Feststoffe können anschließend einer Verbrennung, insbesondere zur
Erzeugung von Sattdampf, zugeführt werden, wobei der Heizwert des Feststoffes je nach
Kohlentyp und Aschegehalt ca. 1800 bis 2500 Kcal/kg beträgt.
[0009] Das nach dem Abtrennen der Feststoffe verbleibende Abwasser kann je nach den Erfordernissen
noch in weiteren Stufen gereinigt werden, wofür insbesondere mit Vorteil so vorgegangen
wird, daß die bei der Feststoffabtrennung gewonnene flüssige Phase über ein Filter,
insbesondere ein Sandfilter, geführt wird und das Spülwasser der Flockung zugeführt
wird. Bei Sandfiltern wird üblicher weise mit Rückspüleinrichtungen gearbeitet, um
Restschwebestoffe abzuscheiden und den Filter zu reinigen. Zur Verringerung des chemischen
Sauerstoffbedarfes auf weniger als 100 mg Sauerstoff/l empfiehlt sich in der Folge
eine Reinigung mittels Adsorberharzen, wobei eine Behandlung mit Aktivkohle, welche
mit Vorteil als Endreinigungsstufe eingesetzt wird, nachgeschaltet wird. Zusätzlich
sind Behandlungen mit Ionenaustauschern zur Erzeugung von Kesselspeisewasser für den
Trocknungsdampf mit Vorteil verwendbar. Bei Verwendung von Adsorberharzen und/oder
Aktivkohle können die Eluate der Adsorberharze und die verbrauchte Aktivkohle gemeinsam
mit dem entwässerten Schlamm der Verbrennung zur Dampferzeugung zugeführt werden.
Das gereinigte Wasser kann zumindest teilweise als Spülwasser zum Sandfilter rückgeführt
oder einer biologischen Reinigung zugeführt werden.
[0010] Insgesamt ergibt sich eine im Betrieb einfache und von der Wartung unproblematische
Reinigung des Prozeßabwassers bei gleichzeitiger Verbesserung der Energiebilanz der
Kohletrocknung.
[0011] Die Erfindung wird nachfolgend an Hand eines in der Zeichnung schematisch dargestellten
Ausführungsbeispieles näher erläutert.
[0012] In der Zeichnung ist eine erfindungsgemäße Anlage diagrammatisch dargestellt. Bei
1 wird Rohkohle aufgegeben, wobei aus dem Kohletrocknungsreaktor 2 heißes Abwasser
über eine Leitung 3 zum Überbrausen der Rohkohle zum Zwecke der Vorwärmung derselben
abgezogen wird. Die überbrauste Rohkohle gelangt auf ein Sieb 4, bei welchem Feinkornanteile
unter 5 mm, vorzugsweise unter 1 mm, abgetrennt werden und nur die Kornanteile zwischen
5 und 300 mm, bzw. 1 und 50 mm der Kohletrocknung 2 zugeführt werden. Der Feinkornanteil
gelangt in der Folge in einen Adsorptionsreaktor 5. Dem Adsorptionsreaktor 5 können
zusätzliche Adsorptionsmittel wie z.B. Aktivkohle zugeführt werden.
[0013] Die aus dem Adsorptionsreaktor ausgebrachte Aufschlämmung wird einem Flockungsreaktor
6 zugeführt, welchem Flockungsmittel aus einer entsprechenden Dosiereinrichtung 7
zudosiert werden. Eine neuerliche Zugabe von Flockungsmittel aus einer entsprechenden
Dosiervorrichtung 7 kann in der Folge nochmals vorgenommen werden, worauf die Aufschlämmung
einer Feststoffabscheidung 8 unterworfen wird. Die Feststoffe werden anschließend
in eine Schlammentwässerung 9 übergeführt, wohingegen die flüssige Phase einem Sandfilter
10 aufgegeben wird. Ein Teil des aus dem Sandfilter abfließenden Filtrates kann zum
Rückspülen der Feststoffe aus dem Sandfilter 10 verwendet und über eine Leitung 11
dem Flockungsreaktor 6 rückgeführt werden. Ebenso kann ein Filtrat aus der Schlammentwässerung
über eine Leitung 12 dem Flockungsreaktor 6 zurückgeführt werden. Nach der Schlammentwässerung
gelangt der entwässerte Schlamm in eine Verbrennungsstufe 13, in welcher Dampf für
die Kohletrocknung 2 hergestellt werden kann. Die entsprechende Dampfleitung ist
mit 14 bezeichnet.
[0014] Das das Sandfilter verlassende Filtrat wird einer weiteren Reinigung mittels Adsorberharzen
bei 15 unterworfen, anschließend kann noch eine Reinigung mittels Aktivkohle bei
16 vorgenommen werden. Die bei der Regenerierung der Adsorberharze anfallenden Eluate
sowie die verbrauchte Aktivkohle können in der Folge gleichfalls in der Verbrennungsanlage
13 mitverbrannt werden, wobei das das Aktivkohlefilter verlassende flüssige Medium
bereits als überaus rein bezeichnet werden kann. Nach einer weiteren Behandlung über
Ionenaustauscher, wie sie mit 17 schematisch angedeutet ist, kann aus diesem Wasser
auch Speisewasser für die Prozeßdampfgewinnung abgezweigt werden. Das reine Wasser
kann über die Leitung 18 bereits in einen Vorfluter abgelassen werden. Über eine Ringleitung
19 kann ein Teilstrom des gereinigten Wassers nach der Feststoffabscheidung 8 dem
gereinigten Wasser beigefügt werden.
[0015] Der Trockenkohleaustrag ist schematisch mit 20 bezeichnet und der Ascheaustrag aus
der Verbrennungsanlage ist mit 21 angedeutet.
1. Verfahren zum Trocknen von wasserreichen Braunkohlen, bei welchem die zu trocknende
Kohle vor einer Sattdampfbehandlung (2) gesiebt (4) und Feinkorn abgetrennt wird und
der Siebüberlauf mit einer Körnung von kleiner 300 mm mit Sattdampf behandelt und
getrocknet wird, dadurch gekennzeichnet, daß die zu trocknende Kohle vor dem Abtrennen
von Feinkorn mit Heißwasser überbraust und vorgewärmt wird und daß der abgetrennte
Feinkornanteil und das Heißwasser einer Adsorptionsstufe (5) unterworfen werden,
worauf die Feststoffe von der flüssigen Phase getrennt werden (8).
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß Feinkorn mit einer maximalen
Korngröße von 5 mm, vorzugsweise 1 mm, abgetrennt wird.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß die Adsorptionsstufe
in einem Reaktor (5) vorgenommen wird, welchem gegebenenfalls zusätzliche feste Adsorptionsmittel
zugesetzt werden.
4. Verfahren nach Anspruch 1, 2 oder 3, dadurch gekennzeichnet, daß die die Adsorptionsstufe
verlassende Aufschlämmung einer vorzugsweise mehrstufigen Flockung (6) unterworfen
wird und nach der Feststoffabtrennung (8) einer Schlammentwässerung zugeführt wird.
5. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, daß die Feststoffabtrennung
(8) gegebenenfalls nach einem Eindicken durch Zentrifugieren vorgenommen wird.
6. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, daß die bei
der Feststoffabtrennung (8) gewonnene flüssige Phase über ein Filter, insbesondere
ein Sandfilter (10), geführt wird und das Spülwasser der Flockung (6) zugeführt wird.
7. Verfahren nach Anspruch 6, dadurch gekennzeichnet, daß das Filtrat über Adsorberharze
(15) geführt wird.
8. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 7, dadurch gekennzeichnet, daß der entwässerte
Schlamm und die bei der Regenerierung der Adsorberharze (15) anfallenden Eluate bzw.
die verbrauchte Aktivkohle einer Verbrennung zur Dampferzeugung zugeführt werden.