[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Herstellung eines hitzebehandelten, rauhen
Fadens aus Polyester-POY, vorzugsweise als Schussfaden für ein Reifenkordgewebe, sowie
einen nach dem Verfahren hergestellten Polyesterfaden.
[0002] Als Ausgangsmaterial für das erfindungsgemässe Verfahren dient ein Poiyester-POY,
hergestellt auf der Basis eines mindestens zu 90 % Polyethylenterephthalats, . mit
einem Titer von 50-300 dtex und 20-50 Fibrillen.
[0003] Fahrzeugreifen bekannter Bauart bestehen in den wesentlichen Teilen aus einem Festigkeitsträger
in der Form von Fäden aus Kunstfasern, die in Form eines Kordgewebes in Gummi eingebettet
sind. Die äussere Erscheinung und insbesondere die Lauffläche werden durch den Gummi
bestimmt.
[0004] Damit solche Reifen mit einem Kordgewebe aus Kunstfasern gute Laufeigenschaften und
eine lange Lebensdauer haben, müssen unter anderem zwei wichtige Bedingungen erfüllt
sein: Der Reifen muss in seiner Form sehr gleichmässig sein, und er muss im Gebrauch,
auch bei erhöhter Geschwindigkeit, seine Dimensionsstabilität möglichst behalten.
Das setzt voraus, dass die Karkassekordfäden bei der Reifenherstellung möglichst gleichmässig
gespreizt und verteilt werden. Insbesondere dürfen die Schussfäden dabei nicht störenden
Widerstand entgegensetzen.
[0005] Um dies zu erreichen sind Verfahren bekannt, bei denen die Karkassekordfäden in geordneter
Fadenschar direkt in den Gummi kalandriert werden oder der Gewebeschuss vor dem Kalandrieren
zwischen den Kordkettfäden durchgeschnitten wird. Beide Verfahren sind bezüglich Zuverlässigkeit
nicht leicht zu kontrollieren.
[0006] Andere Verfahren bestehen darin, dass die Reifenkordgewebe mit leicht dehnbarem Schuss
hergestellt werden.
[0007] Solche Schussgarne bestehen entweder aus Polyester oder Nylon POY-Filamentgarnen,
die durch weitgehendes Ausschrumpfen sehr hohe Dehnungswerte erreichen. Durch zusätzliche
Baumwollstapelgarn-Umzwirnung kann eine für die Verarbeitung erforderliche Anfangsfestigkeit
sowie ausreichende Schiebefestigkeit und Hitzebeständigkeit erreicht werden. Ein entscheidender
Nachteil dieser Garne liegt jedoch darin, dass sie, durch die nie ganz gleiche BW-Umzwirnung
entlang ihres Fadens, schwankende Anfangsfestigkeiten aufweisen, die sich dann später
auf eine gleichmässige Karkassekordspreizung im Reifen negativ auswirken.
[0008] Andere Reifenkordgewebe sind bekannt, bei welchen die Schussfäden aus POY-Polyesterfilamenten
bestehen, welche zur Fixierung bzw. zur Reduktion des Schrumpfes einer zusätzlichen
Hitzebehandlung unter bestimmter Spannung auf entsprechenden Gamträgern unterzogen
und zur Verhinderung des Rutschens bzw. Gleitens zwischen den Kettfäden mit einem
Gummilatex vorbehandelt bzw. mit Baumwollfäden umzwirnt werden (DE-A-27 48 747). Die
Relaxation entspricht lediglich dem durch die Bewicklung möglichen Anteil. Bei dem
bekannten Schussgarn wird die Reibungsstabilität durch einen Latexmantel bewirkt.
Die Zerreissdehnung wird mit 80 bis 250 % angegeben.
[0009] Das bekannte Verfahren weist mehrere Nachteile auf. Die Wärmebehandlung erfolgt,
zur Vermeidung übermässiger Schrumpfung, unter einer bestimmten Fadenzugkraft. Die
dabei resultierenden Kräfte belasten den Faden innerhalb der Bewicklung unterschiedlich
in seinem empfindlichsten Zustand, wodurch es zu Schrumpf-und Spannungsdifferenzen
kommen kann.
[0010] Bei hochtemperaturimprägnierten Geweben ("240°C) mit den bekannten Schussfilamenten
von weniger als 100 % Restreissdehnung, zerreissen häufig die Schussfäden wenn der
Reifenrohling durch Expansion in seine erforderliche Form gebracht wird.
[0011] Ein weiterer Nachteil ist die Verwendung eines Gummilatex zur Verhinderung des Gleitens
der Schussfäden entlang der Längsseiten der Kettfäden, wodurch ein zusätzlicher Verfahrensschritt
erforderlich ist, welcher die Wirtschaftlichkeit des Verfahrens nachteilig beeinflusst.
[0012] Ein weiterer beachtlicher Nachteil der Verwendung von Latices ist der beim Weben
entstehende Abrieb. Der Abrieb besteht aus elektrisch geladenen Gummiteilchen, welche
nur schwer und aufwendig zu entfernen sind und zu Weblaufstörungen führen können.
[0013] Aufgabe der Erfindung ist es, ein Verfahren zur Herstellung eines Polyester-Fadens
zu schaffen, welcher eine rauhe, schiebefeste Oberfläche, einen Sekantenmodul von
0 bis 50 %, einen Anfangsmodul >4 cN/tex. hohe Zerreissdehnung, armen Schrumpf und
gute Adhäsion ohne Verwendung von haftvermitteinden Gummilatices, aufweist. Ein solcher
Schussfaden soll besonders den hohen thermischen und mechanischen Belastungen beim
Imprägnieren, Kalandrieren und späteren Verarbeiten zu Fahrzeugreifen genügen.
[0014] Diese Aufgabe wird erfindungsgemäss dadurch gelöst, dass der Schussfaden in einem
ersten Verfahrensschritt mit 40 bis 200 U/m gezwirnt wird und in einem zweiten Verfahrensschritt
der gezwirnte Faden kontinuierlich während von 0,1 bis 60 s und bei einer Temperatur
von 130 bis 250°C 22 bis 55 % relaxiert und getempert wird.
[0015] Ein bei 40 bis 200 Umdrehungen pro Meter gezwirnter Faden hat die vorteilhafte Eigenschaft
der Rauhigkeit, welche bisher nur mit einer Latexbehandlung erzielt werden konnte.
Der auf diese Weise gezwirnte Faden wird praktisch nur bei prozessbedingter Vorspannkraft
während 0,1 bis 60 s, insbesondere während 0,1 bis 30 s, bevorzugt während ca. 0,2
s in einem vertikalen oder horizontalen Heizschacht bei mehr als t30°C. insbesondere
bei 130 bis 250°C, bevorzugt bei ca. 230°C temperiert. Die kurze Temperierzeit hat
den Vorteil, dass bei relativ hohen Temperaturen optimale Eigenschaften der Schussfäden
ohne die bekannten Nachteile erhalten werden.
[0016] Es ist zweckmässig, als Schussfaden ein POY-Garn zu verwenden. Besonders vorteilhaft
ist eine - schockartige Temperaturbehandlung, da dadurch eine minimale Schädigung
der Fasern erfolgt und bester Fadenschluss und eine schiebefeste Oberfläche erreicht
werden. Im Bedarfsfall kann zusätzlich eine gummifreundliche Behandlung beispielsweise
auf Basis Epoxid oder lsocyanat erfolgen.
[0017] Durch eine spannungslose bzw. mit gesteuerter Voreilung durchgeführte thermische
Behandlung wird eine gezielte Relaxation erreicht, wodurch der Faden eine texturierte
Struktur erhält.
[0018] Es ist zweckmässig die thermische Behandlung mittels eines Konvektions-oder Kontaktheizers
vorzunehmen. Zudem ist es möglich, durch zusätzliche thermische Nachbehandlungen den
Fixiergrad zu erhöhen.
[0019] Die Bruchdehnung des Schussfadens liegt zwischen 150 und 350 %. Im allgemeinen werden
besonders gute Ergebnisse mit einer Bruchdehnung von etwa 300 % erhalten. Dieser Bereich
hat sich bei extremer Belastung, etwa bei der Gewebeheissverstreckung mit Temperaturen
über 240°C, als zweckmässig erwiesen.
[0020] In Verbindung mit der Bruchdehnung ist ein Thermoschrumpf von +6 bis -6, bei 160°C
und 0,025 cN/tex Fadenzugkraft, insbesondere ein Sekantenmodul von 0 bis 50 %, eine
Reversibilitätsgrenze von 0,2 bis 0,6 cN/dtex und ein Anfangsmodul von 4 bis 10 cN/dtex
am zweckmässigsten.
[0021] Als ein Sekantenmodul wird eine vom Titer unabhängige Faden-Messgrösse bezeichnet.
Der Sekantenmodul ist definiert durch die Steigung einer Strecke innerhalb der Kraft-Dehnungskurve
im Fliessbereich eines Fadens begrenzt zwischen 10 + 30 % Dehnung. Die Verlängerung
der Strecke bis zu theoretisch 100 % Dehnung und Parallelverschiebung der resultierenden
Geraden durch den Nullpunkt des Koordinatensystems, führt zu einer theoretischen Kraft
bei 100 % theoretischer Dehnung. Der Sekantenmodul definiert diesen Punkt als prozentualen
Anteil der effektiven Reisskraft (WO 84/02357).
[0022] Die Reversibilitätsgrenze bezeichnet den Uebergang vom reversiblen in den irreversiblen
Dehnungsbereich.
[0023] Die Reissfestigkeit des Fadens liegt im Bereich von 0,6 bis 2 cN/dtex und genügt
den Beanspruchungen der unter üblichen Reifenproduktionsbedingungen verarbeiteten
Karkassengewebe.
[0024] Durch die Fibrillen mit unregelmässiger Krümmung wird eine leichte Kräuselung hervorgerufen,
welche zur latexfreien Kettfadenfixierung im Karkassengewebe beiträgt.
[0025] Ein verdrehungsfreier Schussfaden hat den Vorteil, dass keine Laufschwierigkeiten
beim Canettieren und Verweben auftreten. Es ist vorteilhaft, zu den gegebenen Drehungen
das Material zusätzlich zu verwirbeln oder ausschliesslich zu verwirbeln. Die Verwirbelungspunkte
bzw. die Knotenzahl pro Meter sind dabei auf 10 bis 120 zu beschränken, um den richtigen,
kompakten Fadenschluss zu erhalten, der die Dipaufnahme beim Imprägnieren in richtigen
Grenzen hält.
[0026] Die Erfindung soll anhand eines Beispieles näher erläutert werden.
Beispiel
[0027] Ein POY-Polyester dtex 190 f 36 produziert bei einer Spinngeschwindigkeit von > 3000
m/min wird auf 100 t/m aufgezwirnt und anschliessend mit 100 % Voreilung gegenüber
der Aufspulung durch ein auf 230°C beheizten Konvektionstrockner geführt. Anstelle
eines Konvektionstrockners ist auch ein Kontakttrockner geeignet.
[0028] Das daraus resultierende Garn hat einen Titer von -385 dtex. Sein Anfangsmodul beträgt
6,25 cN/tex, seine Reversibilitätsgrenze liegt bei 0,4 cN/tex und seine Bruchdehnung
bei 285 %.
[0029] Die Ergebnisse des erfindungsgemäss hergestellten Fadens sind nachstehend tabellarisch
zusammengefasst.

I. Verfahren zur Herstellung eines hitzebehandelten, rauhen Fadens aus Polyester-POY,
vorzugsweise als Schussfaden für ein Reifenkordgewebe, dadurch gekennzeichnet, dass
der Faden in einem ersten Verfahrensschritt mit 40 bis 200 U/m gezwirnt wird und in
einem zweiten Verfahrensschritt der gezwirnte Faden kontinuierlich während 0,1 bis
60 s bei einer Temperatur von 10 bis 250°C 20 bis 55 % relaxiert und getempert wird.
2. Verfahren nach den Ansprüchen I und 2, dadurch gekennzeihnet, dass die thermische
Behanddlung - schockartig durchgeführt wird.
3. Verfahren nach den Ansprüchen I und 2, dadurh gekennzeichnet, dass die thermische
Behandlung spannungslos oder mit gesteuerter Voreilung durchgeführt wird.
4. Verfahren nach den Ansprüchen I bis 3, dadurch gekennzeichnet, dass die thermische
Behandlung mittels eines Konvektions-oder Kontaktheizerers durchgeführt wird.
5. Faden hergestellt nach dem Verfahren gemäss den Ansprüchen I bis 4, dadurch gekennzeichnet,,
dass der Faden gleichzeitig folgenden Bedingungen genügt: dass die Oberfläche des
adens rauh und - schiebefest ist, eeine Bruchdehnung von 150 bis 350 %, einen Thermoschrumpf
von +6 bis -6 %, einen Sekanenmodul von 0 bis 50 %, eine Reversibilitätsgrenze von
0,2 bis 0,6 cN/dtex und einen Anfangsmodul von 4 bis 10 cN/dex aufweist.
6. Faden nach Anspruch 5, gekennzeichnet durch eine Reissfestigkeit von 0,6 bis 3
cN/dtex.
7. Faden nach den Ansprüchen 5 und 6, gekennzeichnet durch Fibrillen mit unregelmässigen
Verkrümmungen.
8. Faden nach den Ansprüchen 5 bis 7, dadurch gekennzeichnet, dass der Faden verdrehungsfrei
ist.
9. Faden nach den Ansprüchen 6 bis 8, gekennzeichnet durch einen kompakten Fadenschluss
mit 100 bis 500 U/m und/oder einer Verwirbelungsintensität von 10 bis 100 Verwirbelungspunkten
pro Meter.