(19)
(11) EP 0 223 919 A1

(12) EUROPÄISCHE PATENTANMELDUNG

(43) Veröffentlichungstag:
03.06.1987  Patentblatt  1987/23

(21) Anmeldenummer: 86110414.9

(22) Anmeldetag:  28.07.1986
(51) Internationale Patentklassifikation (IPC)4F41G 7/22, F42B 12/10, F42B 12/58
(84) Benannte Vertragsstaaten:
DE FR GB IT

(30) Priorität: 01.08.1985 DE 3527522

(71) Anmelder: DIEHL GMBH & CO.
D-90478 Nürnberg (DE)

(72) Erfinder:
  • Sundermeyer, Peter, Dr.
    D-8560 Lauf (DE)

(74) Vertreter: Hofmann, Gerhard, Dipl.-Ing. Patentassessor et al
Stephanstrasse 49
D-90478 Nürnberg
D-90478 Nürnberg (DE)


(56) Entgegenhaltungen: : 
   
       


    (54) Verfahren und Verwendung von endphasenkorrigierter Submunition zum Bekämpfen von gepanzerten Schutzräumen


    (57) Ein Verfahren zum Bekämpfen von oberirdischen gepanzerten Unterstanden beruht vorzugsweise auf der Verwendung von endphasenkorrigierter Submunition, die steil ins Zentrum des Unterstand-Vorplatzes einfällt und wenigstens eine projektilbildende Ladung etwa horizontal abfeuert, um das Tor des Unterstandes am Rande des Vorplatzes zu treffen und mit glühenden Splittern zu durchschlagen, also das dahinter eingestellte Fluggerät außer Gefecht zu setzen.


    Beschreibung


    [0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren gemäß dem Oberbegriff des Anspruches 1 und dessen bevorzugte Realisierung gemäß Anspruch 12.

    [0002] Aus MILITARY TECHNOLOGY 2/85 (Seite 72 mitte links) ist eine sogenannte Anti-Shelter-Waffe zur Bekämpfung der oberirdischen gepanzerten Shelter (Unterstände) auf Fliegerhorsten und des darin stehenden Fluggerätes bekannt, wobei dort als Streumunition verbrachte Submunition mit einem Triebwerk zum Durchdringen eines Shelter-Erdwalles vorgesehen ist, die zum Aufsprengen des Shelter-Betonpanzers und zur Splitter-Bekämpfung des darunter abgestellten Fluggerätes eine voraus orientierte Bohr- und Nachschuß-Tandemladung aufweist. Sollte die Streumunition zufällig einmal nicht auf dem Erdreich landen, sondern unmittelbar auf das Shelter-Panzertor treffen, dann soll ohne vorheriges Zünden des Triebwerkes unmittelbar die Tandemladung ausgelöst werden.

    [0003] Der technologische Aufwand für die Realisierung einer solchen Submunition ist aber überaus groß; während andererseits nur eine beschränkte Wirkung im Ziel erwartet werden kann, weil nur ein relativ kleiner Prozentsatz der ausgestreuten Submunition zufällig auf den Erdhügel über einem Shelter auftreffen wird, also tatsächlich ein geschützt abgestelltes Fluggerät bekämpft. Es kommt hinzu, daß es bei Shelter-Erdwällen von mehreren Metern Stärke kaum möglich ist, innerhalb der typischen Abmessungen von Submunition mit vertretbarem Aufwand ein Triebwerk unterzubringen, dessen Leistung für den Vortrieb durch das Erdreich hindurch bis auf die armierte Betonpanzerung ausreicht. Bei einer Zündung der Tandemladung schon innerhalb des Erdreiches, in Abstand zum Betonmantel, ist ader mit einem Durchschlagen dieser Panzerung nicht mehr zu rechnen; weil die Wirkung der Tandemladung sich im wesentlichen nur im Durchschlagen des Betonkörpers selbst entfaltet, dagegen im vorgelagerten Erdreich verpufft. Die Wahrscheinlichkeit, daß die mit Stabilisierungsrudem ausgestattete, im übrigen aber freifallende Streumunition gerade das Panzertor trifft, das gegenüber der Vorderfront des Shelters unter der Panzerung zurückverlegt ist, ist schließlich sehr gering.

    [0004] In Erkenntnis dieser Gegebenheiten liegt der Erfindung die Aufgabe zugrunde, eine Anti-Shelter-Waffe zu schaffen, die - möglichst sogar bei geringerem munitionstechnischem Aufwand - eine größere Effektivität verspricht.

    [0005] Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß durch die Merkmale des Anspruches 1 bzw. des Anspruches 12 gelöst.

    [0006] Für diese Lösung ist von der Überlegung ausgegangen, daß der verwundbarste Teil des Flugzeug-Unterstandes dessen Tor ist und auch bleiben wird, da das Tor im Alarmfall relativ schnell bewegt werden muß, also aus mechanischen und kinematischen Gründen nicht beliebig stark gepanzert werden kann, und von der weiteren Überlegung, daß ein Tor bei relativ geringem Aufwand an Zieldetektionssensorik mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit akquiriert, also erkannt, getroffen, zerstört und sogar mit glühenden Splittermassen zur Zerstörung des dahinter abgestellten Fluggerätes durchschlagen wird, wenn die Munition in den Flugzeug-Wendeplatz vor dem Sheltertor einfällt und wenigstens eine projektilbildende Ladungen etwa in horizontaler Orientierung auf das Tor abfeuert.

    [0007] Solch ein Vorplatz ist mit einem Zielsuchdetektor relativ einfach auszumachen, da Er sich als großflächige Asphalt- oder Betonfläche signifikant von dem an Bord der Munition aufgenommenen Clutter unterscheidet, der aus dem Buschwerk, dem Rasen und dem Sand in der näheren Umgebung des Platzes vor dem Sheltertor herrührt. Aus der Sensorinformotion können somit Manöverkomnandos zur Endphasen-Flugkorrektur der Submunition abgeleitet werden, um diese bei steilem Endanflug etwa ins Zentrum eines Shelter-Vorplatzes einzulenken. Die Trefferwahrscheinlichkeit - hinsichtlich des Wendeplatzes zwischen einem Sheltertor und dem AnschluBweg an die Rollbahnen - wird noch vergröBert, wenn der Sensor für die EndphasenManöver zusätzlich zur Mustererkennung ausgelegt wird, um beispielsweise die Aufweitung des AnschluBweges zum Wende-Vorplatz und/oder die typischerweise etwa bogen- und strahlenförmige Splitterschutz-Hügelstruktur, die solchen Wendeplatz umgibt, als Zielkriterium zu verarbeiten, ohne gleich den signalvenarbeitungstechnischen Aufwand für die Detektion von Konstruktionsdetails treiben zu müssen, die typisch für den Oberstand eines Bunkerdaches über das Sheltertor sind, die andererseits aber leicht durch entsprechende Ausgestaltung der unmittelbar darüber liegenden Erdwälle getarnt werden können. Auch ist der Aufwand für die Sensorsignalverarbeitung hier nicht erforderlich, der sonst ge- .trieben werden muß, wenn eine sensorgeführte Submunition ein sich bewegendes Zielobjekt treffen soll, bei dem unterschiedliche Ansichten unterschiedliche Erkennungsmuster bedingen und seine Fluchtbewegungs-Möglichkeiten eine aufwendigere Vorhalt-Auswertung für eine Proportionalnavigation erfordern - denn das hier vorliegende Ziel in Form des Shelter-Vorplatzes ist nicht nur geometrisch und hinsichtlich seiner Clutter-Struktur relativ eindeutig bestimmt, sondern insbesondere auch stationär gegeben.

    [0008] Zusätzlich kanneine Tor-Detektion vorgesehen sein, die darauf beruht, mittels des schräg voraus orientierten Steuer-Sensors oder mittels eines etwa horizontal orientierten zusätzlichen Sensors die begrenzte ebene Fläche des Shelter-Tores zwischen beiderseits sich anschließenden Splitterschutz-Erdwällen zu akquirieren, um eine etwa horizontal orientierte projektilbildende Ladung dann zu zünden, wenn diese mit der rotierenden Munition gerade in Richtung auf das detektierte Tor einschwenkt.

    [0009] Als Submunition eignet sich im Rahmen vorliegender Erfindung somit insbesondere ein endphasenkorrigierbarer Flugkörper, der unter steilem Abstieg in Zielgebiet dieses - vorzugsweise unter Eigenbewegung mit wenigstens einem starr eingebauten Sensor - spiralförmig abtastet, um bei Erkennen des Zieles (hier also primär des Shelter-Vorplatzes) mittels vorübergehender Anstellung von Steuerrudern eine Bahnkorrektur vorzunehmen, wie für ein Realisierungsbeispiel in der EP-DS 81 421 beschrieben. Weil die Wirkung im Ziel nun nicht mehr davon abhängt, daß die Submunition zufällig einen Shelter an geeigneter Stelle trifft, sondern weil nun gezielt der Platz vor dem am leichtesten verwundbaren'Shelter-Bereich, nämlich vor seinem Tor, angesteuert wird, ist für gleiche Effektivität der Munition ein wesentlich geringerer Aufwand erforderlich, also z.B. eine wesentlich geringere Submunitions-Stückzahl über das Zielgebiet zu verbringen. Für diese Verbringung eignen sich Träger in Form von Geschossen, Raketen oder Flugzeugen; vorzugsweise erfolgt die Verbringung jedoch mit einem vom Flugzeug ausklinkbaren Abstands-Waffenträger, wie er etwa in WEHRTECHNIK 5/84 (Seite 116 links oben) beschrieben ist.

    [0010] Die Detektion des Zieles in Form des aufgeweiteten, relativ ebenen Platzes (und ggf. des ebenen Tores begrenzter Fläche) im signifikant anderen Clutter hervorrufenden Umfeld erfolgt beispielsweise gemäß den in der DE-OS 34 34 326 erläuterten Kriterien.

    [0011] Der Gefechtskopf der Submunition weist eine im wesentlichen zylindrische Struktur auf, dessen Zylinderachse um den funktionstypischen Einfallwinkel der Submunition ins Zielgebiet gegeüber der Längsachse der Submunition verschwenkt ist, damit sie im Auftreffpunkt möglichst lotrecht ausgerichtet ist. Denn auf diese Weise ist sichergestellt, daß längs der Zylinderwandung angeordnete projektilbildende Belegungen zu im wesentlichen horizontal abgefeuerten Projektilen führen; von denen wenigstens eines im wesentlichen senkrecht auf das Panzertor des Shelter auftrifft und dieses mit glühenden Splittern durchschlägt, um das dahinter abgestellte Fluggerät außer Gefecht zu setzen. Vorzugsweise sind mehr als drei, typischerweise etwa sechs projektilbildende Belegungen am Gefechtskopf peripher gegeneinander versetzt angeordnet. Denn aus der Geometrie eines typischen Shelter-Vorplatzes, der etwa im Mittelpunkt angesteuert wird (also aus der Distanz zum Tor), aus der typischen Breite eines Sheltertores und aus dem horizontalen Winkel zwischen jeweils zwei einander benachbarten Gefechtskopf-Belegungen ergibt sich dann, daß auch ohne gesonderte Tor-Detektion ein Projektil das Tor etwa mittig trifft oder zwei Projektile das Tor an seinen beiden Seitenbereichen treffen. Man kann sich aber auch auf eine, oder sehr wenige, größere projektilbildende Ladung(en) beschränken, wenn zusätzlich die erwähnte Tor-Akquisition realisiert und die Ladung gezielt beim Eindrehen in die Sichtlinie zum Tor gezündet wird. Ferner kann der Gefechtskopf auch mit einer vorauswirkenden Belegung ausgestattet sein, um zusätzlich den Shelter-Vorplatz in der Umgebung des Auftreffpunktes der Submunition aufzubrechen, also unbefahrbar zu machen. Insoweit handelt es sich dann also um einen sogenannten Mehrzweckgefechtskopf, wie er etwa in der eigenen älteren Anmeldung P 35 25 147.6 vom 13.7.1985 für eine in Hinblick auf einen anderen Einsatzzweck spezifisch optimierte Zylindermantel-Belegung näher beschrieben ist.


    Ansprüche

    1. Verfahren zum Bekämpfen von oberirdischen gepanzerten Unterständen, insbesondere für Fluggeräte,
    dadurch gekennzeichnet,
    daß der Unterstand etwa horizontal gegen sein Tor angegriffen wird.
     
    2. Verfahren nach Anspruch 1,
    dadurch gekennzeichnet,
    daß das Tor mit einem in das Vorfeld absteigenden Gefechtskopf angegriffen wird, der wenigstens eine projektilbildende Belegung aufweist.
     
    3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2,
    dadurch gekennzeichnet,
    daß mehrere peripher gegeneinander versetzte, radiale Belegungen an Sturzflug-Submunition vorgesehen sind.
     
    4. Verfahren nach Anspruch 2 oder 3,
    dadurch gekennzeichnet,
    daß der Gefechtskopf zusätzlich eine vorausorientierte Wirkkomponente aufweist.
     
    5. Verfahren nach Anspruch 1, 2, 3 oder 4,
    dadurch gekennzeichnet,
    daß der Vorplatz mit endphasenmanövrierbarer Submunition angesteuert wird.
     
    6. Verfahren nach Anspruch 5,
    dadurch gekennzeichnet,
    daß die Endphasenmanöver von einem Sensor gesteuert werden, der den signifikanten Unterschied zwischen dem Clutter vom Vorplatz einerseits und andererseits von ihm umgebenden, insbesondere bewachsenen, Gelände auswertet.
     
    7. Verfahren nach Anspruch 5 oder 6,
    dadurch gekennzeichnet,
    daß die Endphasenmanöver von einem Sensor gesteuert werden, der das typische Höhenprofil in der Umgebung eines Vorplatzes auswertet.
     
    8. Verfahren nach einem der Ansprüche 5 bis 7,
    dadurch gekennzeichnet,
    daß die Endphasenmanöver von einem Sensor gesteuert werden, der das Zielgebiet spiralförmig abtastet, um das Vorplatz-Zentrum zu akquirieren.
     
    9. Verfahren nach Anspruch 8,
    dadurch gekennzeichnet,
    daß der Sensor starr in eine Submunition eingebaut ist, die kreisend in das Zielgebiet absteigt.
     
    10. Verfahren nach einem der Ansprüche 6 bis 9,
    dadurch gekennzeichnet,
    daß ein Sensor vorgesehen ist, der den signifikanten Unterschied zwischen dem Clutter vom Tor einerseits und andererseits vom ihm benachbärten, insbesondere bewachsenen Gelände auswertet und eine projektilbildende Ladung beim Einschwenken in die Sichtlinie zum Tor zündet.
     
    11. Verfahren nach einem der Ansprüche 5 bis 10,
    dadurch gekennzeichnet,
    daß die Submunition mittels eines selbst manövrierenden Trägers über das Zielgebiet verbracht wird.
     
    12. Verwendung von steil absteigender endphasenkorrigierter Submunition mit wenigstens einer etwa quer zu einer Längsachse orientierten projektilbildenden Belegung und mit einem auf das Zentrum der typischen Vorplatz-Cluttersignatur vor einem Fluggeräte-Unterstand ansprechenden Manövriersensor zum Ausüben des Verfahrens nach einem der vorangehenden Ansprüche.
     
    13. Verwendung von Submunition nach Anspruch 12 mit einem das Tor des Unterstandes detektierenden Sensor zum richtungskorrigierten Zünden einer etwa horizontal orientierten projektilbildenden Ladung.
     





    Recherchenbericht