(19)
(11) EP 0 224 069 A2

(12) EUROPÄISCHE PATENTANMELDUNG

(43) Veröffentlichungstag:
03.06.1987  Patentblatt  1987/23

(21) Anmeldenummer: 86115099.3

(22) Anmeldetag:  30.10.1986
(51) Internationale Patentklassifikation (IPC)4A45D 2/18
(84) Benannte Vertragsstaaten:
FR GB IT

(30) Priorität: 27.11.1985 DE 3541842

(71) Anmelder: Stöhr, Anne
D-96364 Marktrodach-Zeyern (DE)

(72) Erfinder:
  • Stöhr, Arno
    D-8640 Kronach (DE)

(74) Vertreter: Bardehle, Heinz, Dipl.-Ing. et al
Patent- und Rechtsanwälte Bardehle . Pagenberg . Dost . Altenburg . Frohwitter . Geissler & Partner Galileiplatz 1
81679 München
81679 München (DE)


(56) Entgegenhaltungen: : 
   
       


    (54) Lockenwickel nach Papillotenart und Verfahren zu ihrer Herstellung


    (57) Verfahren zur Herstellung von Papilloten, bei dem in einen Kunststoffkörper (5) eine plastisch verformbare Seele (1) einge­bracht wird, wobei der Kunststoffkörper (5) von einer rund­dichtschnurartigen extrusionsgeschäumten Schnur abgelängt wird.




    Beschreibung


    [0001] Die Erfindung betrifft Lockenwickel der Papillotenart, die einen Kunststoffkörper und eine plastische, verformbare Seele aufweisen, und ein Verfahren zu ihrer Herstellung, bei dem in einen Kunststoffkörper eine plastische, verform­bare Seele eingebracht wird.

    [0002] Lockenwickel der Papillotenart, im folgenden auch Papillo­ten genannt, bestehen im wesentlichen aus einem zylinder­förmigen Kunststoffkörper, der eine Drahtseele aufweist. Aufgrund ihrer bequemen Handhabung und des angenehmen Ge­fühls beim Tragen haben sie sich bei den Haarpflegemitteln mittlerweile einen festen Platz erobert. Papilloten dieser Art sind beispielsweise aus der DE-OS 32 34 672 bekannt. Zu ihrer Herstellung wird dabei der Kunststoffkörper um die vor dem Gießvorgang in eine entsprechende Gießform einge­legte Drahtseele gegossen und dabei der Kunststoff mit dem Material der Drahtseele verschweißt oder verklebt. Dieses Herstellungsverfahren ist relativ aufwendig, da es eine geschlossene Gußform erfordert. Diese muß so ausgestaltet sein, daß die Drahtseele in ihr auch während des Gießvor­ganges in einer vorbestimmten Lage fixiert ist.

    [0003] Auch aus der DE-OS 33 46 164 sind Papilloten und ein Ver­fahren zu ihrer Herstellung bekannt. Danach wird ein Schaumkunststoffkörper als Endlosprofil mit endlos einge­legtem Draht aus im Direktbegasungsverfahren mit physika­lischen Treibmitteln hergestellten Kunststoffschaumprofilen erzeugt. Das Endlosprofil wird nach seiner Herstellung zerteilt und an den Trennstellen so bearbeitet, daß die Drahteinlage nicht aus der Schnittstelle austreten kann. Um eine Verletzungsgefahr zu vermeiden, müssen die einge­schäumten Drahtenden gekürzt oder umgebogen werden, was gerade in den Endbereichen der Papilloten zu einer stärke­ren Beanspruchung des Kunststoffmaterials und somit zu einer vorprogrammierten Zerstörung der Papilloten führt. Darüber hinaus ist die abschließende Bearbeitung der Papil­loten aufwendig, weil bereits eingearbeitetes Material wieder entfernt werden muß, was zu unnötigem Abfall führt.

    [0004] Ein weiteres Verfahren zur Herstellung der Papilloten be­steht darin, aus Kunststoffplatten, die eine der Länge der fertigen Papilloten entsprechende Dicke aufweisen, zylin­drische Körper auszustanzen und sodann mit einer Drahtein­lage zu versehen. Dies führt bei den meistens verwendeten geschäumten Kunststoffen zu einer offenporigen Oberfläche des Kunststoffkörpers, da beim Stanzen die Schaumblasen zerstört werden. Darüber hinaus fällt durch das Stanzen Kunststoffabfall an, der die Material- und somit die Her­stellungskosten vergrößert.

    [0005] Alle beschriebenen Papilloten haben den Nachteil, daß die aufgewickelten Haare schlecht trocknen. Entweder ist der Kunststoffkörper nicht saugfähig und hat eine glatte Ober­fläche, dann können die Haare wegen einer fehlenden Luft­zirkulation das Wasser nur langsam abgeben, da sich das Wasser nur auf der dem Papilloten abgewandten Seite entfer­nen kann, oder die Papilloten saugen das Wasser auf, dann muß auch das aufgesogene Wasser verdunsten, bevor die Haare in zufriedenstellender Weise getrocknet sind.

    [0006] Es ist daher eine Aufgabe der vorliegenden Erfindung, ein kostengünstiges Verfahren zur Herstellung von Papilloten anzugeben. Weiterhin ist es eine Aufgabe der vorliegenden Erfindung, einen Lockenwickel der Papillotenart anzugeben, der kostengünstig herzustellen ist.

    [0007] Diese Aufgabe wird bei einem Verfahren nach dem Oberbegriff des Anspruchs 1 erfindungsgemäß durch das Merkmal des kenn­zeichnenden Teils gelöst.

    [0008] Vorteilhafterweise können zur Herstellung der Papilloten handelsübliche Runddichtschnüre verwendet werden, die an­sonsten zum Abdichten im Baubereich Verwendung finden. Dieses Material, das in Endlosprofilen mit rundem, kreis­förmigen oder ovalem Querschnitt hergestellt wird, ist verhältnismäßig preisgünstig sowie leicht zu verarbeiten.

    [0009] Für jeden einzelnen der Papilloten wird exakt so viel Material von dem Endlosprofil abgelängt, wie zu seiner Herstellung nötig ist. Auch die plastisch verformbare Seele wird nur in der benötigten Länge, die im allgemeinen kürzer als die Länge des Kuststoffkörpers ist, vorbereitet. Da­durch entstehen praktisch keine Abfälle. Die Herstellung läßt sich schnell durchführen, da praktisch keine Aufheiz-, Schmelz- und Abkühlvorgänge abzuwarten sind. Die Qualität der Papillotenoberfläche läßt sich durch Auswahl einer geeigneten Runddichtschnur problemlos steuern und mit ge­ringem Aufwand strukturieren.

    [0010] Die entstehenden Papilloten haben den Vorteil, daß sie keine Verletzungsgefahr bergen. Sie sind angenehm zu tra­gen. In einer bevorzugten Ausführungsform ist die Ober­fläche der Papilloten so ausgestaltet, daß sie eine Luft­zirkulation um die Haare herum ermöglicht.

    [0011] Weitere Vorteile, Merkmale und Anwendungsmöglichkeiten der vorliegenden Erfindung ergeben sich aus den Unteransprüchen und der nachfolgenden Beschreibung eines Ausführungsbei­spiels in Verbindung mit der Zeichnung. Darin zeigen:

    Fig. 1 eine perspektivische Ansicht der Hauptbestandteile eines Lockenwickels der Papillotenart,

    Fig. 2 verschiedene Stirnansichten von Papilloten,

    Fig. 3 ein Ausführungsbeispiel eines Lockenwickels mit strukturierter Oberfläche und

    Fig. 4 eine weitere Ausführungsform eines Lockenwickels mit strukturierter Oberfläche.



    [0012] Fig. 1 zeigt die beiden Hauptbestandteile eines Locken­wickels nach Papillotenart. Ein solcher Lockenwickel weist einen Kunststoffkörper 5 und eine plastisch verformbare Seele 1 auf. Der Kunststoffkörper 5 wird von einer endlosen Runddichtschnur abgelängt, so daß ein zylinderförmiger Körper mit zwei Stirnseiten 8 entsteht. Das Profil der Runddichtschnur kann kreisförmigen, runden oder ovalen Querschnitt aufweisen. Runddichtschnüre der verwendeten Art werden üblicherweise im Baugewerbe zur Abdichtung von Mauerfugen oder Fenstern und Türen verwendet. Sie sind überwiegend aus extrusionsgeschäumten Polyäthylen, Polypro­pylen oder anderen Kunststoffen hergestellt.

    [0013] Die plastisch verformbare Seele 1 wird aus einem Material gebildet, das sich leicht verbiegen läßt und nach dem Verbiegen in dem gebogenen Zustand verbleibt. Üblicherweise werden dafür einzelne oder gebündelte Metalldrähte, pla­stisch verformbare Kunststoffe oder faserverstärkte Werk­stoffe verwendet. Bei Metalldrähten und bei allen anderen Ausführungsformen der plastisch verformbaren Seele, deren Enden sehr dünn sind, kann es zweckmäßig sein, die Enden ösenförmig umzubiegen. Alternativ dazu kann es ebenfalls zweckmäßig sein, die Enden pilzförmig zu stauchen. Auf jeden Fall sollten die Enden so ausgebildet sein, daß bei einer zufälligen Berührung der Enden der plastisch verform­baren Seele 1 mit der Kopfhaut keine Verletzungsgefahr besteht.

    [0014] Nach dem Ablängen des Kunststoffkörpers 5 von der Rund­dichtschnur wird durch eine der Stirnseiten 8 ein Schlitz in den Kunststoffkörper 5 eingebracht. Dieser Schlitz kann ein beliebiges Profil haben. Beispiele für Schlitzprofile sind in Fig. 2 gezeigt. Je nach Ausbildung des zur Herstel­lung des Schlitzes verwendeten Stechwerkzeuges kann der Schlitz im Querschnitt strichförmig, kreuzförmig oder sternförmig sein. Jedes andere Schlitzprofil ist ebenfalls möglich. Je nach Struktur des für den Kunststoffkörper 5 verwendeten Kunststoffes ist auch das Herstellen einer Bohrung durch Bohren möglich. Die entstehende Öffnung im Kunststoffkörper 5 (Schlitz oder Bohrung) muß lediglich von allen Seiten außer der einen Stirnseite 8 von Material umgeben sein.

    [0015] Während des Einbringen des Schlitzes wird der Kunststoff­körper 5 beispielsweise von einer prismenförmigen Haltevor­richtung gehalten, die die Längsseiten des Körpers 5 um­faßt. Jede andere Haltevorrichtung ist ebenfalls möglich, die das Ausweichen des Kunststoffkörpers zu den Seiten hin verhindert.

    [0016] Nach dem Einbringen des Schlitzes bzw. der Bohrung 2 wird die plastisch verformbare Seele 1 in den Kunststoffkörper 5 eingebracht.

    [0017] In einer weiteren Ausführungsform kann der Schlitz auch von der Längsseite des Kunststoffkörpers 5 eingebracht werden, woraufhin die Seele durch den Schlitz eingelegt wird.

    [0018] Es kann zweckmäßig sein, den Schlitz 2 wieder zu ver­schließen. Dieses Verschließen kann beispielsweise durch Verkleben oder Verschweißen erfolgen.

    [0019] In einer weiteren Ausführungsform des Herstellungsver­fahrens kann die plastisch verformbare Seele auch in den Kunststoffkörper 5 eingepreßt oder von der Stirnseite 8 eingeschossen werden. Es kann zweckmäßig sein, die pla­stisch verformbare Seele vor dem Einbringen zu erwärmen, um eine gute Verbindung mit dem Kunststoffkörper 5 zu gewähr­leisten.

    [0020] In einer weiteren Ausführungsform des Verfahrens wird die plastisch verformbare Seele 1 vor dem Einbringen in den Kunststoffkörper so weit erwärmt, daß sie in den Kunst­stoffkörper 5 eingeschmolzen werden kann.

    [0021] In jedem beliebigen Herstellungsschritt kann die Oberfläche des Kunststoffkörpers 5 strukturiert werden. Diese Struktu­rierung kann erfolgen, solange der Kunststoffkörper noch Bestandteil der Runddichtschnur ist. Sie erfolgt jedoch bevorzugterweise nach dem Ablängen des Kunststoffkörpers 5 von der Runddichtschnur, vor oder nach dem Einbringen der plastisch verformbaren Seele 1. Die Strukturierung der Oberfläche bewirkt, daß Rillen 6, Nuten 7, oder andere Vertiefungen in die Oberfläche eingebracht werden. Bei­spiele für diese Ausführungsformen sind in den Fig. 3 und 4 gezeigt. Zum Einbringen der jeweiligen Vertiefungen kann das überflüssige Material aus dem Kunststoffkörper 5 durch Schneiden entfernt werden. In einer weiteren Ausführungs­form werden die Vertiefungen durch Wärmebehandlung herge­stellt. Zu dieser Wärmebehandlung wird ein erhitztes Profil auf die Oberfläche des Kunststoffkörpers 5 gepreßt, so daß die gewünschten Vertiefungen, beispielsweise Rillen 6 oder Nuten 7, in die Oberfläche des Kunststoffkörpers 5 einge­schmolzen werden. Da beim späteren Gebrauch der Papilloten die Haare glatt um den Kunststoffkörper 5 gewickelt werden, kann durch die Rillen 6 oder Nuten 7 eine Luftzirkulation erfolgen, die zum schnelleren Trocknen der Haare beiträgt. Die Rillen 6 oder Nuten 7 können sich über die gesamte Oberfläche des Kunststoffkörpers 5 erstrecken. Es kann jedoch zweckmäßig sein, daß sich die Rillen 6 oder Nuten 7 nur über einen mittleren Bereich des Kunststoffkörpers 5 erstrecken.


    Ansprüche

    1. Verfahren zur Herstellung von Papilloten, bei dem in einem Kunststoffkörper eine plastisch verformbare Seele eingebracht wird,
    dadurch gekennzeichnet,
    daß der Kunststoffkörper (5) von einer runddichtschnur­artigen extrusionsgeschäumten Schnur abgelängt wird.
     
    2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß der Kunststoffkörper (5) von einer seiner Stirnseiten (8) her vorgestochen oder vorgebohrt wird, woraufhin durch die entstehende Öffnung (2) die plastisch verform­bare Seele (1) eingebracht wird.
     
    3. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die plastisch verformbare Seele (1) in den Kunststoff­körper (5) eingepreßt oder von der Stirnseite (8) einge­schossen wird.
     
    4. Verfahren nach mindestens einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, daß als plastisch verformbare Seele (1) ein oder mehrere Metalldrähte verwendet wer­den.
     
    5. Verfahren nach mindestens einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, daß als plastisch verformbare Seele (1) ein plastisch verformbarer Kunststoff oder ein faserverstärkter Werkstoff verwendet wird.
     
    6. Verfahren nach mindestens einem der Ansprüche 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, daß die plastisch verformbare Seele (1) an ihren Enden ösenförmig umgebogen wird.
     
    7. Verfahren nach mindestens einem der Ansprüche 1 bis 6, dadurch gekennzeichnet, daß die plastisch verformbare Seele (1) vor dem Einbringen in den Kunststoffkörper (5) erwärmt wird.
     
    8. Verfahren nach mindestens einem der Ansprüche 1 bis 7, dadurch gekennzeichnet, daß die plastisch verformbare Seele (1) in den Kunststoffkörper (5) eingeschmolzen wird.
     
    9. Verfahren nach mindestens einem der Ansprüche 1 bis 8, dadurch gekennzeichnet, daß die beim Einbringen der plastisch verformbaren Seele (1) entstandene Öffnung (2) im Kunststoffkörper (5) insbesondere durch Verkleben oder Verschweißen verschlossen wird.
     
    10. Lockenwickel nach Papillotenart, der einem Kunststoff­körper und eine plastisch verformbare Seele aufweist, dadurch gekennzeichnet, daß der Kunststoffkörper ein abgelängtes Stück einer runddichtschnurartigen extru­sionsgeschäumten Schnur ist.
     
    11. Lockenwickel nach Anspruch 10, dadurch gekennzeichnet, daß die plastisch verformbare Seele (1) aus einem pla­stisch verformbaren Kunststoff gebildet ist.
     




    Zeichnung