(19)
(11) EP 0 224 613 A1

(12) EUROPÄISCHE PATENTANMELDUNG

(43) Veröffentlichungstag:
10.06.1987  Patentblatt  1987/24

(21) Anmeldenummer: 85115543.2

(22) Anmeldetag:  06.12.1985
(51) Internationale Patentklassifikation (IPC)4A43B 17/14
(84) Benannte Vertragsstaaten:
AT BE CH DE FR GB IT LI NL

(71) Anmelder: Nitex GmbH
D-30900 Wedemark (DE)

(72) Erfinder:
  • Anger, Wolfgang, Dipl.-Ing.
    D-3002 Wedemark 1 (DE)

(74) Vertreter: Rücker, Wolfgang (DE) 
Cohausz & Florack Patentanwälte Postfach 33 02 29
D-40335 Düsseldorf
D-40335 Düsseldorf (DE)


(56) Entgegenhaltungen: : 
   
       


    (54) Einlegesohle


    (57) Beschrieben wird eine Einlegesohle, welche auf ei­nem textilen Träger (2) in regel- oder unregelmäßigen Ab­ständen mehr oder weniger weit entfernt von einander rip­pen- oder kegelförmige Erhebungen (3) aus geschlossenporigem Latexschaum aufweist, zwischen und über denen eine Schicht offenporigem Latexschaum (4) geringerer Dichte liegt, derart, daß die Erhebungen mehr oder weniger bedeckt sind. Die Rippen können gerade, geknickt oder gekrümmt sein. Im Schuh ist der textile Träger oben, also dem Fuße zuge­kehrt.




    Beschreibung


    [0001] Viele Menschen leiden dauernd oder zeitweise unter kalten Füßen. Dies geschieht nicht nur bei kalter Außen­temperatur, sondern oft auch nach dem Gehen, wenn durch diese Arbeitsleistung die Temperatur der Fußhaut über die bei Ruhe bestehende Temperatur von ca. 35°C ansteigt und nun eine stärkere Sekretion von Fußschweiß als üb­lich einsetzt. Die Fußbekleidung und also auch die Ein­legesohle müssen diese Schweißmenge zunächst einmal auf­nehmen. Die Wasseraufnahmefähigkeit ist jedoch bald er­schöpft. Schon bei begrenzter Luftbewegung im Schuh kann die Luft Schweiß aufnehmen, so daß sich dadurch Wasser­dampf bildet, der möglichst abgeleitet werden sollte.

    [0002] Erlaubt die Dichte der Fußbekleidung dies nur un­vollkommen, so kondensiert der Dampf, selbst bei Tempera­turen wie sie in Wohnräumen herrschen, wieder.

    [0003] Der Fuß bleibt also feucht. Die Folge ist, daß ins­besondere wenn der Fuß beim Sitzen keine Arbeit leistet, durch die ständige leichte Verdunstung durch das Oberle­der des Schuhes hindurch die Temperatur der Fußhaut sinkt.

    [0004] Wissenschaftliche Untersuchungen haben gezeigt, daß Temperaturen an der Fußhaut zwischen 30 und 35° C und relative Luftfeuchte bis 65° vom Menschen als an­genehm empfunden werden. Bei höheren Luftfeuchten em­pfindet man dies als feucht und nicht mehr als trocken und damit als unangenehm.

    [0005] Das Mikroklima, also Temperatur und Luftfeuchte im Schuh ist eine Funktion endogener wie exogener Einwirkun­gen und vor allem unterschiedlicher physikalischer Eigen­schaften der Fußbekleidung, also des Strumpfes und des Schuhes.

    [0006] Länger anhaltende Unterkühlung der Füße schadet der Gesundheit, länger anhaltendes feuchtwarmes Klima am Fuß fördert wiederum Mykosen, Ekzeme und gelegent­lich auch Allergien. Nach heutigen Schätzungen leidet die Mehrzahl der Erwachsenen unserer Zivilisation an Fußdermatosen, also an infektiösen oder anderen Haut­erkrankungen. Durch die steigende Bedeutung von Sport und Freizeitgestaltung durch Hallenbäder und Saunen, in den Umkleideräumen der Freibäder und Sportstätten besteht die Gelegenheit, sich zu infizieren.

    [0007] Es ist also wichtig, die Luftfeuchte am Fuß in der Fußbekleidung zu reduzieren. Zur Fußbekleidung zählt auch die Einlegesohle im Schuh, der in diesem Zusammen­hang eine besondere Bedeutung zukommt, wenn diese mit sinn­vollen Eigenschaften ausgestattet wird, kann eine zusätz­liche Bewegung der Luft zwischen Fuß und Fußbekleidung herbeigeführt werden.

    [0008] Als Bauteil für eine Einlegesohle ist Latexschaum, der durch Streichen unter einer Rakel hergestellt wird und eine offenporige Zellstruktur besitzt, besonders geeignet. Die feinstverteilten offenen Poren des Schau­mes sind sehr elastisch, drücken sich beim Gehen unter der Last des Fußes zusammen und dehnen sich nach der Ent­lastung durch die Sprungelastizität der Zellwände schnell wieder aus. So wird bei der Belastung der Sohle die Luft aus dem offenporigen Latexschaum herausgepreßt und bei der Entlastung der Sohle, beim Abheben des Fußes vom Boden wieder eingesaugt. Es entsteht so in den Poren des Schaumes eine Pumpbewegung, die zwischen der Fußsohle und der Decksohle des Schuhes eine senkrechte und auch eine waagerechte Bewegung der mehr oder weniger feuchten Luft herbeiführt. Diese Luftbewegung unter der Fußsohle trägt schließlich dazu bei, daß ein Austausch der Luft im Schuh und durch den Schuh erfolgt. Dabei ist es für die Luftbewegung selbstverständlich Voraussetzung, daß die textile Oberseite der Einlegesohle ebenso luft­durchlässig ist wie der Schaum. Diese beschriebenen und für die Verwendung als Einlegesohle recht guten Eigenschaf­ten stehen sich jedoch in ihrer Zielrichtung entgegen:

    [0009] Einerseits die höchste Luftdurchlässigkeit durch offene Poren, die größte einschließbare Luftmenge und die größte Oberfläche der Zellwände, um Feuchtigkeit der Luft zu binden; andererseits höchste Sprungelastizität und geringste Zusammenpreßbarkeit aus der Stärke der Zellwände.

    [0010] Das Gefüge des Schaumes ist als Folge des Her­stellverfahrens über die ganze Sohlenfläche gleichartig und gleichförmig. Nach Erfahrung hat dieser Latexschaum ein spezifisches Gewicht von 0,18 bis 0,20, also von 180 bis 200 kg je cbm und bei möglichst feiner und gleichmäßiger Zellstruktur.

    [0011] Dann ist die Rückprallelastizität noch fühlbar und ebenso fühlbar das Luftvolumen im Schaum. Beim ruhenden, trockenen Fuß gibt das Luftvolumen durch seine wärmeisolierende Wirkung das Gefühl angenehmer Wärme, beim Gehen bewirkt es durch den Vorgang des Pumpens ein Abnehmen der Feuchte unter der Fußsohle und ein Fortleiten dieses Wasserdampfes von der Fußsoh­le zum Schaft des Schuhes. Die Sprungelastizität des Latexschaumes beim Gehen auf hartem Boden dient als Komfort. Dabei ist von einer Gesamtstärke der Sohle auszugehen, die außerhalb der kalten Jahreszeit bei Sohlen für Damen 3,5 mm und für Herren 4 mm nicht über­schreiten sollte. Die dem Fuß zugewandte textile Seite der Sohle muß luftdurchlässig sein, aber auch genügend abriebfest, vor allem in den Bereichen der Ferse und der Zehen, und ferner dazu beitragen, die Sohle genügend biegesteif zu machen. Sonst ist das Einlegen der Sohle in den Schuh schwierig, und die Sohle wird sich durch die Bewegung des Fußes, insbesondere der Zehen im Schuh zusammenschieben.

    [0012] Die Spanne für die zweckmäßigste Struktur und Dichte des gestrichenen Schaumes ist also aus den sich gegenseitig einschränkenden Eigenschaften recht eng. Man kann sie nur erweitern, wenn man von der Homogeni­tät des Latexschaumes abgeht.

    [0013] Aufgabe der vorliegenden Erfindung ist es daher, eine Einlegesohle zu schaffen, deren Latexschaum bei gleichmäßiger Stärke zwei unterschiedliche Strukturen und unterschiedliche Dichten von Schaum besitzt.

    [0014] Die Sohle soll aus einem Schaum für den tragenden, den Fuß stützenden Teil bestehen, der in Form von Er­hebungen wie Rippen oder Kegel wiederkehrend über die Fläche verteilt ist. Dieser dichtere Schaum soll bei höherem spezifischen Gewicht grobporig sein, geschlosse­ne Zellen und stärkere Zellwände besitzen. Er ist ent­sprechend wenig luftdurchlässig, dafür steifer und wi­derstandsfähiger gegen Zusammendrücken und von größerer Rückprallelastizität, als der vorher beschriebene, bis heute angewandte "gestrichene" Schaum.

    [0015] Dieser "gestrichene" Schaum soll nun nur noch das tragende Rippenwerk umschließen und flächenmäßig aus­füllen. Bei ihm muß weniger auf das hohe Rückprallver­mögen und auf den Widerstand gegen Zusammendrücken ge­achtet werden.

    [0016] Durch dieses Trennen der Funktionen des Latex­schaumes für die Einlegesohlen in einen tragenden und in einen füllenden Teil, alles gleichmäßig verteilt über die Sohlenfläche, kann man den bisher natürlicher­weise eng gesetzten Rahmen von Eigenschaften erweitern:

    1) Ein Schaum für Sohlen höherer Tragefestigkeit ist erreichbar bei trotzdem guter Luftdurch­lässigkeit und hohem Luftvolumen. Eine sol­ che strapazierfähige Einlegesohle für stärkere Beanspruchung ist bei Arbeit, Sport und Mi­litär erwünscht.

    2) Ein besonders leichter und offener Latexschaum wird für Sommersohlen gesucht. Ohne ein Rippen­werk als tragenden Teil, der druckelastisch und gegen Zusammendrücken widerstandsfähig ist, verlöre der möglichst leichte und möglichst offenporige Schaum seinen Sinn, weil er sich zu leicht ganz zusammenpressen ließe, den er jedoch als Füllung zwischen dem Rippenwerk er­füllen kann, insbesondere wenn die einschließ­bare Luftmenge möglichst groß ist und ebenso die Oberfläche der Zellwände, um möglichst viel Fußschweiß zu binden bevor er durch die pumpende Luftbewegung zu Wasserdampf trans­formiert und unter der Fußsohle fortgeführt werden kann.

    3) Soll der Latexschaum einer Einlegesohle als Depot für Wirkstoffe dienen, die der Bildung von Mykosen, Ekzemen oder sonstigen bakteriel­len Fußerkrankungen entgegen wirken oder für Wirkstoffe, die bei der Beseitigung oder Minde­rung oder Sorbtion von Geruchsstoffen oder bei der Desinfektion helfen, so stehen dafür nach der Erfindung zwei Möglichkeiten mit entgegen­ gesetzter zeitlicher Auswirkung zur Verfügung. Benutzt man den offenporigen Latexschaum der Füllung, so erfolgt die Freigabe kurzfristi­ger. Benutzt man den geschlossenporigen, dick­wandigeren Latexschaum der Rippen als Depot, so wird die Freigabe des Wirkstoffes in we­sentlich längerem Zeitraum erfolgen. Die Wirk­stoffe müssen nun durch die geschlossenen dick­wandigen Zellwände nach außen difundieren. Die Rippen bilden für die Wirkstoffe langzeit­lich wirkende Speicher und führen zu einer lang­zeitlichen Dosierung und zwar vorzugsweise dann, wenn die Einlegesohle mit dem Fuß in Berühung ist, da die Bewegung des Fußes die vorher be­schriebenen Wirkungen auslöst und die Temperatur der Einlegesohle beeinflußt.



    [0017] Durch unterschiedliches Einfärben beider Arten von Latex­schaum können dem Verbraucher die zwei verschiedenartigen Funktionen der Sohle auf der textilen Oberseite der Sohle und an den Sohlenrändern sichtbar gemacht werden.

    [0018] Die Rippen gehen in der Sohle aus Latexschaum nicht auf größere Längen durch, sondern haben jeweils nur kur­ze Längen und dann einen kleinen Abstand. Der Zwischen­raum aus offenporigem Latexschaum ermöglicht auf diese Weise auch waagerechte Luftbewegungen. Die Rippen sol­len entweder in Vielecken angeordnet sein oder in be­ liebiger anderer Weise. Es soll dabei jedenfalls ein System räumlicher Steifheit erreicht werden, die gleich­zeitig eine möglichst große Biegesteifheit in Längsrich­tung der Sohle in der Lage der textilen Schicht nach oben ergibt. Dies ist insbesondere dadurch zu erreichen, daß in Längsrichtung der Sohle gesehen die Rippen sich so verzahnen und dabei überlappen, daß quer zur Sohlenlän­ge sich keine gradlinige oder nur schwach gekrümmte Knicklinie ergeben kann. Die einzelnen Rippen können gerade, gekrümmt oder geknickt sein. Die Rippen verjüngen sich von der Textilschicht ausgehend.

    [0019] Dieser in seinen Eigenschaften vielseitigere Latex­schaum ist ebenso kostengünstig herzustellen wie herkömm­licher, nur gestrichener, homogener Latexschaum. Zunächst sind die rippenförmigen oder kegelförmigen Erhebungen auf die textile Schicht mittels eines Siebes entsprechender Wandstärke aufzubringen. Die Erhebungen werden geliert und leicht anvulkanisiert und dienen dann mit dem Textil als Form, in die der offenporige Latexschaum nach ge­wohnter Art gegossen und durch Rakeln auf einheitliche Höhe gebracht wird.

    [0020] Das ganze durchläuft dann in üblicher Weise den restlichen Vulkanisierkanal.

    [0021] Die Erfindung wird nun anhand eines Ausführungs­beispieles, welches in der Zeichnung dargestellt ist, näher erläutert.

    [0022] Es stellen dar:

    Fig. 1 eine Draufsicht auf eine Einlegesohle

    Fig. 2 einen Schnitt aus einem Teil der Sohle nach Fig. 1 auf der Linie I-I im ver­größerten Maßstab und

    Fig. 3 wie zuvor, jedoch auf der Linie II-II.

    Die Einlegesohle 1 baut sich auf aus einer textilen Schicht 2 an sich bekannter Art, auf der rippen- oder kegelförmige Erhebungen 3 in regelmäßigen oder unre­gelmäßigen Abständen mehr oder weniger weit voneinander entfernt und unterschiedlicher Querschnittsform und -höhe angeordnet sind. Im Gebrauch sind die Erhebungen der Decksohle des Schuhes zugewandt, d.h. vom Fuße abge­wandt.

    [0023] Diese Erhebungen sind aus einem Latexschaum her­gestellt, der eine relativ große Dichte und geschlossen­porige Struktur aufweist, im Unterschied zu dem offenpo­rigen Latexschaum der Schicht 4. Die Schicht 4 kann mit ihrer Oberfläche um ein Stück höher liegen als die oberen Enden der Erhebungen 3, sie kann aber auch in etwa dersel­ben Höhe wie die höchsten dieser Erhebungen enden. Die Erhebungen können unterschiedliche Höhen haben.

    [0024] In weiterer erfindungsgemäßer Ausgestaltung können die Erhebungen 3 in den Poren ihres Schaumes Wirkstoffe unterschiedlichster Art und für unterschiedliche Zwecke oder Kombinationen dieser Wirkstoffe enthalten. Diese Wirkstoffe werden in den Latexschaum eingearbeitet, der zur Herstellung bzw. zur Erzeugung der Erhebungen 3 dient.

    [0025] Die Art, in welcher diese Erhebungen 3 aus dem La­texschaum hergestellt werden, ist nicht wesentlich, jede Herstellungsweise, die zu derartig gestalteten Erhebungen führt, ist geeignet, beispielsweise kann zur Erzeugung sol­cher Erhebungen ein Verfahren angewandt werden, welches dem Siebdruckverfahren ähnlich ist.

    [0026] Die offenporige Latexschaumschicht 4, in die diese Erhebungen eingebettet sind, wird in an sich bekannter Weise hergestellt und aufgestrichen, nachdem die Erhebun­gen 3 auf der textilen Schicht 2 erzeugt und verfestigt sind.

    [0027] Die Herstellung von Einlegesohlen geschieht be­kanntlich durch Ausstanzungen aus bahnförmig, entsprechend aufgebautem Material, so daß die Stirnfläche an dem Rand der Sohle durch den Stanzvorgang teils geöffnet teils geschlossene Zellen oder Poren des Schaumes aufweist.


    Ansprüche

    1. Einlegesohle aus Latexschaum, dadurch gekennzeichnet, daß auf einem textilen Träger (2) in regelmäßigen oder unregelmäßigen Abständen mehr oder weniger weit von­einander entfernt rippen- oder kegelförmige Erhebungen (3) angeordnet sind, die in einer Schicht (4) aus Latexschaum geringerer Dichte eingebettet sind.
     
    2. Einlegesohlen nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Oberfläche der Schicht (4) aus Latexschaum ge­ringerer Dichte und offener Poren etwa in der Ebene der oberen Enden der rippen- oder kegelförmigen Erhebungen(3) oder darüber liegt.
     
    3. Einlegesohle nach Anspruch 1 und 2, dadurch gekenn­zeichnet, daß der Latexschaum, aus dem die Erhebungen (3) gebildet sind, eine größere Dichte und geschlossene Poren und damit eine größere Steifigkeit aufweist.
     
    4. Einlegesohle nach Anspruch 1 bis 3, dadurch gekenn­zeichnet, daß in den Poren des Latexschaumes, der die Erhebungen (3) bildet, Wirkstoffe enthalten sind, die bei der Benutzung der Einlegesohle nach und nach nach außen difundieren.
     
    5. Einlegesohle nach Anspruch 1 bis 3, dadurch gekenn­zeichnet, daß in den Poren des Latexschaumes geringerer Dichte Wirkstoffe enthalten sind.
     
    6. Einlegesohle nach Anspruch 1 bis 5, dadurch gekenn­zeichnet, daß die Erhebungen (3) auf der textilen Trä­gerschicht (2) gerade, gekrümmte oder geknickte Ge­stalt, gleiche oder unterschiedliche Länge und gleiche oder unterschiedliche Höhe haben.
     




    Zeichnung







    Recherchenbericht