[0001] Die Erfindung betrifft ein Übungsgeschoß nach dem Oberbegriff des Patentanspruchs
1.
[0002] Übungsgeschosse der gattungsgemäßen Art dienen zum Einüben aller Waffenfunktionen
und dem Training des Bedienungspersonals bis hin zum scharfen Schuß und der Überprüfung
der Schußpräzision durch Beobachtung des Geschoßaufschlags im Zielgebiet. Herkömmliche
Übungsgeschosse für großkalibrige Artilleriewaffen im Kaliberbereich von 155 mm und
203 mm bestehen aus einer mit dem Kampfgeschoß identisch übereinstimmenden, einstückigen,
heckseitig geschlossenen Geschoßhülle, die zur überwiegenden Teil anstelle einer
Sprengladung mit einer Inertladung gefüllt ist, sowie einer volumenmäßig kleinen
von einem Kopfzünder aktivierbaren Sprengladung. Dieses unter der Typenbezeichnung
DM 28 eingeführte Übungsgeschoß dringt im Zielgebiet ins Erdreich ein und zerlegt
sich in kleine Splitter. Bevor die Detonation ausgelöst wird, erfolgt um die Einschlagstelle
herum ein relativ starker Erdauswurf, der jedoch aus größeren Entfernungen nur noch
schlecht zu erkennen ist. Mit der Detonation verbundene Licht- und Raucherscheinungen
sind ebenfalls aus einer größeren Entfernung von mehr als etwa 3000 m nicht mehr zu
erkennen, so daß die Bestimmung des Auftreffpunkts sehr erschwert ist. In nachteiliger
Weise zeichnet sich das eingeführte Übungsgeschoß jedoch durch einen unangenehmen
Detonationsknall aus, der auch die Anwohner von räumlich eng begrenzten Übungsplätzen
in nicht mehr zumutbarer Weise belästigt. Allein aus diesem Grund werden die zum Erreichen
einer hohen Einsatzbereitschaft eigentlich erforderlichen Nachtschießen gar nicht
mehr angesetzt.
[0003] Der Erfindung leigt lie Aufgabe zugrunde, ein Übungsgeschoß für großkalibrige Rohrwaffen
unter Verwendung der für Sprenggeschosse üblichen Geschoßhülle anzugeben, das die
vorerwähnten Nachteile nicht aufweist und das sich besonders durch eine stark reduzierte
Lärmbelastung und eine verbesserte Sichtbarmachung des Auftreffpunkts auszeichnet.
[0004] Diese Aufgabe wird,ausgehend von einem Geschoß der eingangs näher bezeichneten Art,durch
die im kennzeichnenden Teil des Patentanspruchs 1 angegebenen Merkmale gelöst.
[0005] Vorteilhafte Ausgestaltungen und Weiterbildungen gehen aus den Unteransprüchen hervor.
[0006] Daß ein dringender Bedarf zur Schaffung eines geräuscharmen Übungsgeschosses besteht,
geht unter anderem auch aus der Zeitschrift "Soldat und Technik" 7/1985, Seite 430,
hervor. Dort wird über ein in USA entwickeltes Übungsgeschoß berichtet, ohne daß
jedoch detaillierte Angaben über den Aufbau der Geschoßhülle gemacht werden. Soweit
den Angaben entnehmbar ist, handelt es sich nicht um eine mit dem Kampfgeschoß übereinstimmende
Geschoßhülle, da abweichend von diesem in der Hülle des Übungsgeschosses Rauchaustrittsöffnungen
vorgesehen sind.
[0007] Die Erfindung wird nachfolgend unter Bezug auf die Zeichnung erläutert. Dabei zeigt:
Figur 1: ein erfindungsgemäß ausgebildetes Übungsgeschoß im Längsschnitt;
Figur 2: einen Längsschnitt durch ein herkömmliches Übungsgeschoß.
[0008] Ein herkömmliches Artillerieübungsgeschoß zeigt Figur 2 im Längsschnitt. Es besteht
aus einer einstückigen, heckseitig geschlossenen Geschoßhülle 11 mit einem umfangsseitig
angeordneten Führungsband 16, einer den Innenraum der Geschoßhülle 11 überwiegend
ausfüllenden Inertladung 14, sowie einer spitzenseitig angeordneten Sprengladung 20,
die von einem Kopfzünder 21 beim Zielaufprall beaufschlagt wird. Die Nachteile dieses
herkömmlichen Geschosses wurden eingangs ausführlich dargestellt.
[0009] Figur 1 zeigt im Längsschnitt ein gemäß der Erfindung ausgebildetes Übungsgeschoß
10. In der einstückigen, heckseitig geschlossenen, mit derjenigen des Kampfgeschosses
übereinstimmenden Geschoßhülle 11 ist auf den Geschoßboden aufliegend mit Detonationsrichtung
zu diesem zunächst eine Hohlladung 17 angeordnet. Diese Hohlladung 17 wird von einem
Zünder 15 aktiviert, der seinerseits von einem im Kopf des Geschosses 10 angeordneten
Aufschlagzünder 12, der mittels eines elektrischen Signals oder über eine pyrotechnische
Zündkette beaufschlagt wird. Der Innenraum der Geschoßhülle 11 ist zum größten Teil
mit einer Inertmasse 14 ausgefüllt, die auch die Hohlladung 17 und den Zünder 15 koaxial
umgibt. Über der Hohlladung 17 verbleibt innerhalb der Inertmasse 14 ein zentraler
Kanal, der mit einer Deutladung 13, die beispielsweise einen gut sichtbaren Rauch
erzeugt,ausgefüllt ist. Das Übungsgeschoß 10 funktioniert wie folgt: Beim Aufschlag
des Geschosses 10 im Zielgebiet wird zunächst der an der Spitze der Geschoßhülle 11
angeordnete Kopfzünder 12 aktiviert, der seinerseits entweder vermittels einer elektrischen
Verbindung 15 a oder alternativ über eine pyrotechnische Zündkette den im Heckbereich
der Geschoßhülle 11 angeordneten Zünder 15 beaufschlagt, der seinerseits die Hohlladung
17 zur Detonation bringt und gleichzeitig die Deutladung 13 anzündet. Die Hohlladung
17 stanzt ein Loch in den massiven Geschoßboden, aus dem der sich aus der Deutladung
13 entwickelnde Rauch austritt und so den Zielpunkt markiert.
[0010] Das Übungsgeschoß 10 bietet insbesondere den Vorteil, daß eine wesentlich geringere
Geräuschentwicklung als beim herkömmlichen Übungsgeschoß gemäß Figur 2 auftritt.
Da die Hohlladung 17 bei ihrer Detonation den Geschoßboden zerstört und sich durch
anzünden der Deutladung 13 entstehender Überdruck sofort abbauen kann, läßt sich ein
weiteres Zerlegen der Geschoßhülle 11 vermeiden. Wegen der wesentlich geringeren
Sprengladung entsteht eine geringere Lärmbelästigung; weiter ist ein geringerer Erdaufwurf
als beim herkömmlichen Übungsgeschoß festzustellen. Schießlich wird vermieden, daß
sich die Geschoßhülle 11 in zahlreiche kleine Splitter zerlegt. Darüberhinaus läßt
sich der Auftreffpunkt wesentlich leichter feststellen, weil sich aus der mitgeführten
Deutladung 13 ein gut sichtbarer Rauch entwickelt, der ungehindert aus dem zerstörten
Geschoßboden austreten kann.
[0011] Aus der FR-PS 712 390 ist zwar schon ein Geschoß bekannt, bei dem durch eine zusätzliche
Ladung ein aufgeschraubter Geschoßboden abgesprengt wird, um eine im Geschoß angeordnete
Brandladung besser zur Wirkung zu bringen. Hierbei handelt es sich jedoch um ein Kampfgeschoß,
bei dem keinerlei Rücksichtnahme hinsichtlich der Reduzierung des Detonationsknallsgetroffen
ist. Da der Geschoßboden an die Geschoßhülle angeschraubt ist, handelt es sich darüberhinaus
um eine spezielle Geschoßvariante, die mit den derzeit eingeführten Sprenggeschossen
für großkalibrige Rohrwaffen nicht kompatibel ist.
1. Übungsgeschoß mit einer einstückigen, heckseitig geschlossenen Geschoßhülle, einer
Inertfüllung, sowie einer Deutladung, dadurch gekennzeichnet, daß unmittelbar auf dem Boden der Geschoßhülle (11) aufsitzend mit Detonationsrichtung
auf diesen innerhalb der Geschoßhülle (11) eine Hohlladung (17) angeordnet ist,
die gegebenenfalls unter Zwischenschaltung eines heckseitig angeordneten Zünders oder
Zündverstärkers (15), der mittels eines elektrischen Signals oder einer pyrotechnischen
Zündkette von einem Kopfzünder (12) beaufschlagbar ist.
2. Übungsgeschoß nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Geschoßhülle (11) höchstens teilweise von einer Inertladung (14) und der
verbleibende Raum der Geschoßhülle (11) von einer Deutladung (13) ausgefüllt sind.
3. Übungsgeschoß nach einem der Ansprüche 1 und 2, dadurch gekennzeichnet, daß die Inertladung (14) die Hohlladung (17) koaxial umgibt und daß die Deutladung
(13) in einem zentralaxialen Kanal der Inertladung (14) angeordnet ist.