(19)
(11) EP 0 224 636 A1

(12) EUROPÄISCHE PATENTANMELDUNG

(43) Veröffentlichungstag:
10.06.1987  Patentblatt  1987/24

(21) Anmeldenummer: 86106623.1

(22) Anmeldetag:  15.05.1986
(51) Internationale Patentklassifikation (IPC)4F42B 13/20, F42B 8/00
(84) Benannte Vertragsstaaten:
BE DE FR GB IT NL SE

(30) Priorität: 05.09.1985 DE 3531688

(71) Anmelder: Rheinmetall GmbH
40880 Ratingen (DE)

(72) Erfinder:
  • Stollwerk, Gregor
    D-5163 Langerwehe (DE)
  • Bender, Peter
    D-4044 Kaarst 1 (DE)


(56) Entgegenhaltungen: : 
   
       


    (54) Übungsgeschoss


    (57) Zwecks Reduzierung der Lärmbelästigung durch Verringerung des Detonationsknalls beim Zielaufschlag verfügt ein Übungs­geschoß 10 für großkalibrige Rohrwaffen über eine innerhalb der Geschoßhülle 11 auf den Geschoßboden angeordnete Hohl­ladung 17, die beim Zielaufprall von einem Kopfzünder 12 beaufschlagt wird und dabei den Boden der Geschoßhülle 11 absprengt. Aus der dadurch entstehenden Öffnung kann zur besseren Sichtbarmachung des Auftreffpunkts ein sich aus einer Deutladung 13 entwickelnder Rauch austreten.




    Beschreibung


    [0001] Die Erfindung betrifft ein Übungsgeschoß nach dem Oberbegriff des Patentanspruchs 1.

    [0002] Übungsgeschosse der gattungsgemäßen Art dienen zum Einüben aller Waffenfunktionen und dem Training des Bedienungs­personals bis hin zum scharfen Schuß und der Überprüfung der Schußpräzision durch Beobachtung des Geschoßaufschlags im Zielgebiet. Herkömmliche Übungsgeschosse für großkalibri­ge Artilleriewaffen im Kaliberbereich von 155 mm und 203 mm bestehen aus einer mit dem Kampfgeschoß identisch überein­stimmenden, einstückigen, heckseitig geschlossenen Geschoß­hülle, die zur überwiegenden Teil anstelle einer Spreng­ladung mit einer Inertladung gefüllt ist, sowie einer volu­menmäßig kleinen von einem Kopfzünder aktivierbaren Spreng­ladung. Dieses unter der Typenbezeichnung DM 28 eingeführte Übungsgeschoß dringt im Zielgebiet ins Erdreich ein und zerlegt sich in kleine Splitter. Bevor die Detonation aus­gelöst wird, erfolgt um die Einschlagstelle herum ein rela­tiv starker Erdauswurf, der jedoch aus größeren Entfernungen nur noch schlecht zu erkennen ist. Mit der Detonation ver­bundene Licht- und Raucherscheinungen sind ebenfalls aus einer größeren Entfernung von mehr als etwa 3000 m nicht mehr zu erkennen, so daß die Bestimmung des Auftreffpunkts sehr erschwert ist. In nachteiliger Weise zeichnet sich das eingeführte Übungsgeschoß jedoch durch einen unangeneh­men Detonationsknall aus, der auch die Anwohner von räumlich eng begrenzten Übungsplätzen in nicht mehr zumutbarer Weise belästigt. Allein aus diesem Grund werden die zum Erreichen einer hohen Einsatzbereitschaft eigentlich erforderlichen Nachtschießen gar nicht mehr angesetzt.

    [0003] Der Erfindung leigt lie Aufgabe zugrunde, ein Übungsge­schoß für großkalibrige Rohrwaffen unter Verwendung der für Sprenggeschosse üblichen Geschoßhülle anzugeben, das die vorerwähnten Nachteile nicht aufweist und das sich besonders durch eine stark reduzierte Lärmbelastung und eine verbesserte Sichtbarmachung des Auftreffpunkts aus­zeichnet.

    [0004] Diese Aufgabe wird,ausgehend von einem Geschoß der eingangs näher bezeichneten Art,durch die im kennzeichnenden Teil des Patentanspruchs 1 angegebenen Merkmale gelöst.

    [0005] Vorteilhafte Ausgestaltungen und Weiterbildungen gehen aus den Unteransprüchen hervor.

    [0006] Daß ein dringender Bedarf zur Schaffung eines geräuscharmen Übungsgeschosses besteht, geht unter anderem auch aus der Zeitschrift "Soldat und Technik" 7/1985, Seite 430, hervor. Dort wird über ein in USA entwickeltes Übungsgeschoß berich­tet, ohne daß jedoch detaillierte Angaben über den Aufbau der Geschoßhülle gemacht werden. Soweit den Angaben entnehm­bar ist, handelt es sich nicht um eine mit dem Kampfgeschoß übereinstimmende Geschoßhülle, da abweichend von diesem in der Hülle des Übungsgeschosses Rauchaustrittsöffnungen vor­gesehen sind.

    [0007] Die Erfindung wird nachfolgend unter Bezug auf die Zeichnung erläutert. Dabei zeigt:

    Figur 1: ein erfindungsgemäß ausgebildetes Übungsge­schoß im Längsschnitt;

    Figur 2: einen Längsschnitt durch ein herkömmliches Übungsgeschoß.



    [0008] Ein herkömmliches Artillerieübungsgeschoß zeigt Figur 2 im Längsschnitt. Es besteht aus einer einstückigen, heck­seitig geschlossenen Geschoßhülle 11 mit einem umfangs­seitig angeordneten Führungsband 16, einer den Innenraum der Geschoßhülle 11 überwiegend ausfüllenden Inertladung 14, sowie einer spitzenseitig angeordneten Sprengladung 20, die von einem Kopfzünder 21 beim Zielaufprall beaufschlagt wird. Die Nachteile dieses herkömmlichen Geschosses wurden ein­gangs ausführlich dargestellt.

    [0009] Figur 1 zeigt im Längsschnitt ein gemäß der Erfindung ausge­bildetes Übungsgeschoß 10. In der einstückigen, heckseitig geschlossenen, mit derjenigen des Kampfgeschosses überein­stimmenden Geschoßhülle 11 ist auf den Geschoßboden auflie­gend mit Detonationsrichtung zu diesem zunächst eine Hohl­ladung 17 angeordnet. Diese Hohlladung 17 wird von einem Zünder 15 aktiviert, der seinerseits von einem im Kopf des Geschosses 10 angeordneten Aufschlagzünder 12, der mittels eines elektrischen Signals oder über eine pyrotechnische Zündkette beaufschlagt wird. Der Innenraum der Geschoßhülle 11 ist zum größten Teil mit einer Inertmasse 14 ausgefüllt, die auch die Hohlladung 17 und den Zünder 15 koaxial umgibt. Über der Hohlladung 17 verbleibt innerhalb der Inertmasse 14 ein zentraler Kanal, der mit einer Deutladung 13, die bei­spielsweise einen gut sichtbaren Rauch erzeugt,ausgefüllt ist. Das Übungsgeschoß 10 funktioniert wie folgt: Beim Aufschlag des Geschosses 10 im Zielgebiet wird zunächst der an der Spitze der Geschoßhülle 11 angeordnete Kopfzünder 12 aktiviert, der seinerseits entweder vermittels einer elek­trischen Verbindung 15 a oder alternativ über eine pyro­technische Zündkette den im Heckbereich der Geschoßhülle 11 angeordneten Zünder 15 beaufschlagt, der seinerseits die Hohlladung 17 zur Detonation bringt und gleichzeitig die Deutladung 13 anzündet. Die Hohlladung 17 stanzt ein Loch in den massiven Geschoßboden, aus dem der sich aus der Deutladung 13 entwickelnde Rauch austritt und so den Ziel­punkt markiert.

    [0010] Das Übungsgeschoß 10 bietet insbesondere den Vorteil, daß eine wesentlich geringere Geräuschentwicklung als beim her­kömmlichen Übungsgeschoß gemäß Figur 2 auftritt. Da die Hohlladung 17 bei ihrer Detonation den Geschoßboden zer­stört und sich durch anzünden der Deutladung 13 entstehender Überdruck sofort abbauen kann, läßt sich ein weiteres Zer­legen der Geschoßhülle 11 vermeiden. Wegen der wesentlich geringeren Sprengladung entsteht eine geringere Lärmbelästi­gung; weiter ist ein geringerer Erdaufwurf als beim herkömm­lichen Übungsgeschoß festzustellen. Schießlich wird vermie­den, daß sich die Geschoßhülle 11 in zahlreiche kleine Splitter zerlegt. Darüberhinaus läßt sich der Auftreffpunkt wesentlich leichter feststellen, weil sich aus der mitge­führten Deutladung 13 ein gut sichtbarer Rauch entwickelt, der ungehindert aus dem zerstörten Geschoßboden austreten kann.

    [0011] Aus der FR-PS 712 390 ist zwar schon ein Geschoß bekannt, bei dem durch eine zusätzliche Ladung ein aufgeschraubter Geschoßboden abgesprengt wird, um eine im Geschoß angeord­nete Brandladung besser zur Wirkung zu bringen. Hierbei handelt es sich jedoch um ein Kampfgeschoß, bei dem keiner­lei Rücksichtnahme hinsichtlich der Reduzierung des Detona­tionsknallsgetroffen ist. Da der Geschoßboden an die Geschoß­hülle angeschraubt ist, handelt es sich darüberhinaus um eine spezielle Geschoßvariante, die mit den derzeit einge­führten Sprenggeschossen für großkalibrige Rohrwaffen nicht kompatibel ist.


    Ansprüche

    1. Übungsgeschoß mit einer einstückigen, heckseitig ge­schlossenen Geschoßhülle, einer Inertfüllung, sowie einer Deutladung, dadurch gekennzeich­net, daß unmittelbar auf dem Boden der Geschoßhülle (11) aufsitzend mit Detonationsrichtung auf diesen inner­halb der Geschoßhülle (11) eine Hohlladung (17) angeord­net ist, die gegebenenfalls unter Zwischenschaltung eines heckseitig angeordneten Zünders oder Zündverstär­kers (15), der mittels eines elektrischen Signals oder einer pyrotechnischen Zündkette von einem Kopfzünder (12) beaufschlagbar ist.
     
    2. Übungsgeschoß nach Anspruch 1, dadurch ge­kennzeichnet, daß die Geschoßhülle (11) höchstens teilweise von einer Inertladung (14) und der verbleibende Raum der Geschoßhülle (11) von einer Deut­ladung (13) ausgefüllt sind.
     
    3. Übungsgeschoß nach einem der Ansprüche 1 und 2, da­durch gekennzeichnet, daß die Inertladung (14) die Hohlladung (17) koaxial umgibt und daß die Deutladung (13) in einem zentralaxialen Kanal der Inertladung (14) angeordnet ist.
     




    Zeichnung







    Recherchenbericht