[0001] Die Erfindung bezieht sich auf eine Abzugsvorrichtung für die Stoffbahn einer Textil-,
vorzugsweise Webmaschine mit einer angetriebenen Stoffabzugswalze und je einem ihr
vor- bzw. nachgeschalteten Umlenkelement für den Stoff, wobei der lichte Abstand zwischen
den Umlenkelementen kleiner als der Durchmesser der Stoffabzugswalze ist, sowie einer
auf den Umfang der Stoffabzugswalze wirkenden Anpressvorrichtung, mit einem sich im
wesentlichen über die Länge der Stoffabzugswalze erstreckenden Anpressteil.
[0002] Bei bekannter Abzugsvorrichtung dieser Art (CH-PS 615 644) wird ein schienenförmiger
Anpressteil von Federn gegen die Stoffabzugswalze gedrückt. Diese Ausführung bringt
jeweils bei einem bestimmten Stoff aus einem bestimmten Material und von bestimmter
Warenbahnbreite, bei einer gegebenen Kraft der Federn befriedigende Resultate. Wenn
auf einer Maschine aber verschiedenartige Artikel hergestellt werden, kann es erforderlich
sein, den Anpressdruck des Anpressteils den jeweiligen Verhältnissen anzupassen und
zu erhöhen oder zu erniedrigen. Empfindliche Artikel wie gewisse Gewebe aus Kunst-
oder Glasfasern können durch die Reibungskräfte zwischen Stoff und Anpressteil beschädigt
werden, so dass im Normalbetrieb der Webmaschine das Anpressen unerwünscht ist, d.h.
der Anpressteil von der Stoffabzugswalze abgehoben werden soll. Das Abheben des Anpressteils
von der Stoffabzugswalze ist auch beim Auflegen einer neuen Kette auf die Maschine
erforderlich. Diese Anfordungen sind mit bisher bekannten Vorrichtungen nur mit Hilfe
von aufwendigen maschinenbaulichen Massnahmen möglich.
[0003] Die bewegliche Stoffabzugswalze wird durch die normalen Zugkräfte in der Stoffbahn,
selbsttätig genügend stark gegen die Umlenkelemente gepresst, um den Stoff rutschfrei
abzuziehen und die erforderliche Kettspannung aufrechtzuerhalten. Wenn der Stoffzug
z.B. bei einer Störung in der Kettnachlassschaltung oder im Warenbaumantrieb so niedrig
wird, dass der selbsttätig erzeugte Anpressdruck nicht mehr genügt, den rutschfreien
Stoffabzug zu gewährleisten, ist zusätzlicher Anpressdruck notwendig.
[0004] Die durch CH-PS 615 644 bekannte Anpressvorrichtung vermag den oben beschriebenen
wechselnden Anforderungen an den Anpressdruck des Anpressteils nicht zu erfüllen.
Die Veränderung der Anpresskraft wäre nach der Lehre der Patentschrift CH-PS 615 644
nur mit aufwendigen konstruktiven Mitteln überhaupt möglich.
[0005] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, mit einfachen Mitteln eine in dieser Hinsicht
verbesserte Stoffabzugsvorrichtung zu schaffen, die über die ganze Breite des Anpressteils
einen gleichmässigen Anpressdruck erzeugt und der Anpressdruck in einfacher Weise
schnell den wechselnden Erfordernissen angepasst werden kann. Diese Aufgabe wird erfindungsgemäss
durch eine Stoffabzugsvorrichtung gelöst, welche die kennzeichnenden Merkmale der
Ansprüche aufweist. Mit dem Verändern des Drucks im Hohlkörper aus flexiblem Material
wird der Anpressdruck des Anpressteils an die Stoffabzugswalze schnell und exakt den
wechselnden Erfordernissen angepasst, womit jederzeit ein höchst stoffschonender Stoffabzug
gewährleistet ist. Zudem ist der Anpressdruck des Anpressteils über die ganze Warenbreite
gleichmässig und der Anpressteil behält dennoch die Fähigkeit, sich wo nötig sogar
gewissen Oberflächenstrukturen des Stoffs anzupassen.
[0006] Obschon gerade bei Luftdüsenwebmaschinen Luft das bevorzugte Druckmittel sein wird,
kann auch eine Stoffabzugsvorrichtung mit hydraulisch oder hydraulisch pneumatisch
erzeugtem Anpressdruck vorteilhaft sein. Ein besonders schneller Druckaufbau wird
erzielt, wenn eine Kammer des Hohlkörpers Flüssigkeit enthält, die durch eine bewegliche
Membrane von der Druckluft getrennt ist. Die Druckluft wirkt über die Membrane auf
die Flüssigkeit. Der Druck im Hohlkörper und damit auch der Anpressdruck bauen sich
beim Zuschalten schneller auf, da nur ein Bruchteil des Volumens des Hohlkörpers mit
Druckluft gefüllt werden muss.
[0007] Nachstehend wird die Erfindung anhand der Zeichnung von Ausführungsbeispielen erläutert.
Es zeigen:
Fig. 1 schematisch, perspektivisch eine erfindungsgemässe Stoffabzugsvorrichtung;
Fig. 2 eine schematische Seitenansicht der Stoffabzugsvorrichtung von Fig. 1;
Fig. 3 die schematische Seitenansicht einer erfindungsgemässen Stoffabzugsvorrichtung
mit einer Anpresswalze;
Fig. 4 ein mögliches Schaltprinzip für eine erfindungsgemässe Stoffabzugsvorrichtung
mit gesteuertem, veränderbarem Druck im Hohlkörper.
[0008] In der Stoffabzugsvorrichtung 11 von Fig. 1 einer hier nicht gezeichneten Webmaschine
wird die Stoffbahn 10 über die feststehende Einlaufwalze 12, die schwimmende Stoffabzugswalze
13 und die ebenfalls feststehende Auslaufwalze 14 geführt. Die lichte Weite L zwischen
Einlaufwalze 12 und Auslaufwalze 14 ist kleiner als der Aussendurchmesser D der Stoffabzugswalze
13. Durch die Zugkraft in Laufrichtung in der Stoffbahn 10 wird die schwimmende Stoffabzugswalze
13 gleichmässig gegen Einlauf- und Auslaufwalze 12, 14 gepresst. Der Anpressdruck
ist um so höher, je grösser der Zug in der Stoffbahn ist. Die schwimmende, quer zur
Längsachse bewegliche Stoffabzugswalze 13 ist über eine nicht gezeigtes Kugel- oder
Kardangelenk seitlich angetrieben. Die Ein- und die Auslaufwalze 12, 14 können ebenfalls
mit der Umfangsgeschwindigkeit der Stoffabzugswalze 14 seitlich angetrieben oder
lediglich drehbar gelagert sein und von der Stoffabzugswalze 13 über die Stoffbahn
10 angetrieben werden. Die Einlaufwalze 12 ist häufig als Breithalterwalze, mit von
der Mitte aus nach beiden Seiten gegenläufiger, gewindeartiger Struktur ausgebildet.
[0009] Die Anpressvorrichtung 20 dient zur Erhöhung des Anpressdrucks der Stoffabzugswalze
13 an die Stoffbahn 10 sowie die Ein- und Auslaufwalzen 12, 14. Sie besteht im wesentlichen
aus dem U-förmigen Trägerprofil 21 und der Anpressschiene 22 sowie dem elastischen
Druckschlauch 23 als flexiblem Hohlkörper. Der Druckschlauch 23 wird über den Eingang
24 mit Druckluft beaufschlagt und drückt die Anpressschiene 22 (Pfeil) gegen Stoffbahn
10 und Stoffab zugswalze 13. Durch Verändern des Drucks im Druckschlauch 23 wird
der Anpressdruck den Betriebserfordernissen angepasst. Ist der Druckschlauch 23 vollständig
druckentlastet, so bewegt sich die Anpressschiene 22 von der Stoffabzugswalze 13
weg und presst überhaupt nicht mehr gegen Stoffbahn 10 und Stoffabzugswalze 13.
[0010] In der schematischen Seitenansicht von Fig. 2 sind Ein- und Auslaufwalzen 12, 14
in muldenförmigen Ausnehmungen 32, 34 der U-förmig angeordneten Halterarme 31, 33
des Halters 3 drehbar gelagert. Ueber die Breite der Webmaschine sind mehrere derartige
Halter 3 angeordnet, die alle mit dem Maschinengestell 4 ortsfest verbunden sind.
Das U-förmige Trägerprofil 21 der Anpressvorrichtung 20 ist in der Ausnehmung 30 des
Halters 3 befestigt. Die Anpressschiene 22 besteht z.B. aus einem elastischen Material,
so dass die Anpressfläche muldenförmig dem Umfang der Stoffabzugswalze 14 mit der
Stoffbahn 10 anpasst. Die Anpressfläche kann auch muldenförmig ausgebildet sein. Wenigstens
die Anpressfläche des Anpressteils 22 besteht mit Vorteil aus einem Material wie z.B.
Nylon, Teflon, das niedrige Reibungskräfte auf die Stoffbahn 10 ausübt. Die dem Druckschlauch
23 zugekehrte Oberfläche des Anpressteils 22 ist der Oberfläche des Schlauchs 23 muldenförmig
angepasst.
[0011] Fig. 3 und 4 zeigen eine Stoffabzugsvorrichtung 11 mit einer Anpresswalze 27, die
auf der Schiene 25 drehbar gelagert ist. Diese Schiene 25 aus einem Gummi- oder Plastikmaterial
trägt in einer Nute eine Metallschiene 26 mit glatter Oberfläche, auf welcher die
Anpresswalze 27 abgestützt und reibungsarm dreht. Die Anpresswalze 27 kann aus Metall
oder einem Kunststoff bestehen.
[0012] Besonders stoffschonend arbeitet eine Stoffabzugsvorrichtung 11, wenn nicht nur
die Stoffabzugswalze 13, sowie Einlauf- und Auslaufwalze 12, 14, sondern auch die
quer zur Längsachse bewegliche (Doppelpfeil) Anpresswalze 27 mit gleicher Umfangsgeschwindigkeit
angetrieben ist. Der Antrieb aller vier Walzen 12, 13, 14, 27 erfolgt beispielsweise
seitlich, mit einem vom Hauptantrieb der Webmaschine angetriebenen Zahnradgetriebe
über Wellen und bewegliche Kardan- oder Kugelgelenke. Wird die Druckluft in Druckschlauch
23 abgelassen, senken sich Antriebswalze 27 und Schiene 25 unter der Einwirkung der
Schwerkraft ab.
[0013] Der Anpressdruck der Anpresswalze 27 an die Stoffabzugswalze 13 wird mit dem einfachen
Verändern des Drucks im Schlauch 23 den jeweiligen Betrieberfordernissen angepasst.
Für breite Webmaschinen auf denen zwei oder mehr Stoffbahnen 10 hergestellt werden,
ist es möglich, eine aus mehreren Teilen d.h. Abschnitten, bestehende Anpressschiene
- oder Anpresswalze 22, 27 mit z.B. je einem Abschnitt für jede Stoffbahn zu verwenden.
Jedem dieser Abschnitte wiederum ist beispielsweise ein Druckschlauch oder eine Druckkammer
des Hohlkörpers 23 zugeordnet.
[0014] In Fig. 4 ist eine mögliche Anordnung für die automatische Anpassung des Anpressdrucks
an die wechselnden Betriebserfordernisse schematisch gezeigt.
[0015] Von einem Druckluftbehälter 40 wird die Druckluft über das steuerbare Ventil 41,
das Manometer 42 und das Druckablassventil 43 dem Druckschlauch 23 der Stoffabzugsvorrichtung
20 zugeführt. Die Kettfadenspannung wird mit dem Kettfadenspannungsmesser 44, 45 laufend
gemessen. Die Steuer- und Regeleinheit 5 erhält vom Wandler 44 des Kettfadenspannungsfühlers
45 laufend das elektrische Kettfadenspannungssignal. Mit den Einstellknopf 51 wird
ein Schwellwert für die Kettfadenspannung eingestellt. Am Einstellknopf 52 wird der
für einen bestimmten Artikel zulässiger, höchste Luftdruck im Druckschlauch 23, d.h.
der höchst zulässige Anpressdruck eingestellt. Sobald das vom Kettfadenspannungsmesser
44, 45 erzeugte Kettfadenspannungssignal, den an der Einstellung 51 gewählten Wert
unterschreitet, wird das Ventil 41 geöffnet und der Druckschlauch 23 wird mit Druckluft
vom Druckluftbehälter 40 gefüllt. Die Höhe des Drucks wird vom Manometer 42 gemessen
und der Regelelektronik der Regeleinheit 5 in Form eines elektrischen Signals übermittelt.
Sobald der erforderliche Druck erreicht ist, schliesst das Ventil 41. Ist ein niedrigerer
Druck erforderlich, wird über das Entlüftungsventil 43 soviel Luft abgelassen bis
der neue Solldruck erreicht ist. Auch dieser Entlüftungsvorgang wird vom Manometer
42 überwacht.
[0016] Mit der Drucktaste 53 ist es jederzeit möglich, die Automatik auszuschalten und
den Druckschlauch 23 mit Druckluft zu beaufschlagen. Umgekehrt erlaubt die Drucktaste
54, die Automatik auszuschalten und die Druckluft aus dem Druckschlauch 23 abzulassen.
1. Abzugsvorrichtung für die Stoffbahn einer Textil-, vorzugsweise Webmaschine mit
einer angetriebenen Stoffabzugswalze und je einem ihr vor- bzw. nachgeschalteten
Umlenkelement für den Stoff, wobei der lichte Abstand zwischen den Umlenkelementen
kleiner als der Durchmesser der Stoffabzugswalze ist, sowie einer auf den Umfang
der Stoffabzugswalze ist, sowie einer auf den Umfang der Stoffabzugswalze wirkenden
Anpressvorrichtung, mit einem sich im wesentlichen über die Länge der Stoffabzugswalze
(13) erstreckenden Anpressteil, dadurch gekennzeichnet, dass die Anpressvorrichtung (20) wenigstens einen auf den Anpressteil ein wirkenden
Hohlkörper (23) mit flexibler Wandung aufweist, der an eine Druckquelle (40) anschliessbar
ist, derart, dass die Stoffabzugswalze (13) bei unter Druck stehendem Hohlkörper (23)
gegen die Umlenkelemente (12, 14) gepresst wird.
2. Abzugsvorrichtung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass der Anpressteil
(22, 27) aus mehreren, über die Stoffbreite hintereinandergereihten Abschnitten besteht.
3. Abzugsvorrichtung nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass der Anpressteil
(22) eine der Stoffabzugswalze (12) angepasste, muldenförmige Anpressfläche aufweist.
4. Abzugsvorrichtung nach Anspruch 1, 2 oder 3, dadurch gekennzeichnet, dass der Anpressteil
(22) eine deformierbare Fläche aufweist, die sich der Stoffabzugswalze muldenförmig
anpasst.
5. Abzugsvorrichtung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass als Anpressteil
eine quer zu ihrer Achsrichtung gegen die Stoffabzugswalze (13) bewegliche Anpresswalze
(27) dient.
6. Abzugsvorrichtung nach Anspruch 5, dadurch gekennzeichnet, dass zwischen Anpresswalze
(27) und Hohlkörper (23) ein Zwischenelement (25, 26) angeordnet ist.
7. Abzugsvorrichtung nach Anspruch 5 oder 6, dadurch gekennzeichnet, dass die Anpresswalze
(27) auf dem Zwischenelement (25, 26) drehbar abgestützt ist.
8. Abzugsvorrichtung nach einem der Ansprüche 5 bis 7, dadurch gekennzeichnet, dass
die Anpresswalze (27) mit der Umfangsgeschwindigkeit der Stoffabzugswalze (13) antreibbar
ist.
9. Abzugsvorrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 8, dadurch gekennzeichnet, dass
der Druck der Druckquelle (40) steuerbar ist.
10. Abzugsvorrichtung nach Anspruch 9, dadurch gekennzeichnet, dass der Druck im
Hohlkörper (23) in Abhängigkeit von der Kettfadenspannung einer Webmaschine steuerbar
ist.
11. Abzugsvorrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 10, dadurch gekennzeichnet, dass
der Hohlkörper (23) ein Druckschlauch aus einem elastischen Material ist.
12. Abzugsvorrichtung nach einem der Ansprüche 9 bis 11, dadurch gekennzeichnet, dass
der Hohlkörper (23) eine Kammer mit Flüssigkeit enthält, die von der Druckquelle
(40) durch eine elastische Membran getrennt ist.