(19)
(11) EP 0 224 850 A1

(12) EUROPÄISCHE PATENTANMELDUNG

(43) Veröffentlichungstag:
10.06.1987  Patentblatt  1987/24

(21) Anmeldenummer: 86116346.7

(22) Anmeldetag:  25.11.1986
(51) Internationale Patentklassifikation (IPC)4D03D 49/20
(84) Benannte Vertragsstaaten:
BE DE FR IT

(30) Priorität: 06.12.1985 CH 5213/85

(71) Anmelder: GEBRÜDER SULZER AKTIENGESELLSCHAFT
CH-8401 Winterthur (CH)

(72) Erfinder:
  • Senn, Georg
    CH-8630 Rüti (CH)

(74) Vertreter: Sparing Röhl Henseler Patentanwälte 
Postfach 14 04 43
40074 Düsseldorf
40074 Düsseldorf (DE)


(56) Entgegenhaltungen: : 
   
       


    (54) Abzugsvorrichtung für die Stoffbahn einer Textilmaschine


    (57) Die Stoffabzugsvorrichtung enthält eine Anpressvorrichtung mit einem flexiblen Hohlkörper (23), der an eine Druckquelle anschliessbar ist und der einen Anpressteil (27) an die Stoffabzugswalze (13) presst. Der Anpressdruck kann durch Aendern des Drucks im Druckschlauch in einfacher Weise verändert und den wechselnden Betriebserfordernissen an­gepasst werden. Empfindliche Stoffe werden besonders schonend abgezogen, wenn eine mit der Umfangsgeschwindig­keit der Stoffabzugswalze (13) angetriebene Anpresswalze (27) verwendet wird.




    Beschreibung


    [0001] Die Erfindung bezieht sich auf eine Abzugsvorrichtung für die Stoffbahn einer Textil-, vorzugsweise Webmaschine mit einer angetriebenen Stoffabzugswalze und je einem ihr vor- bzw. nachgeschalteten Umlenkelement für den Stoff, wobei der lichte Abstand zwischen den Umlenkelementen kleiner als der Durchmesser der Stoffabzugswalze ist, so­wie einer auf den Umfang der Stoffabzugswalze wirkenden Anpressvorrichtung, mit einem sich im wesentlichen über die Länge der Stoffabzugswalze erstreckenden Anpressteil.

    [0002] Bei bekannter Abzugsvorrichtung dieser Art (CH-PS 615 644) wird ein schienenförmiger Anpressteil von Federn gegen die Stoffabzugswalze gedrückt. Diese Ausführung bringt jeweils bei einem bestimmten Stoff aus einem bestimmten Material und von bestimmter Warenbahnbreite, bei einer gegebenen Kraft der Federn befriedigende Resultate. Wenn auf einer Maschine aber verschiedenartige Artikel hergestellt wer­den, kann es erforderlich sein, den Anpressdruck des An­pressteils den jeweiligen Verhältnissen anzupassen und zu erhöhen oder zu erniedrigen. Empfindliche Artikel wie ge­wisse Gewebe aus Kunst- oder Glasfasern können durch die Reibungskräfte zwischen Stoff und Anpressteil beschädigt werden, so dass im Normalbetrieb der Webmaschine das Anpressen unerwünscht ist, d.h. der Anpressteil von der Stoff­abzugswalze abgehoben werden soll. Das Abheben des An­pressteils von der Stoffabzugswalze ist auch beim Aufle­gen einer neuen Kette auf die Maschine erforderlich. Die­se Anfordungen sind mit bisher bekannten Vorrichtungen nur mit Hilfe von aufwendigen maschinenbaulichen Massnahmen möglich.

    [0003] Die bewegliche Stoffabzugswalze wird durch die normalen Zugkräfte in der Stoffbahn, selbsttätig genügend stark gegen die Umlenkelemente gepresst, um den Stoff rutsch­frei abzuziehen und die erforderliche Kettspannung auf­rechtzuerhalten. Wenn der Stoffzug z.B. bei einer Störung in der Kettnachlassschaltung oder im Warenbaumantrieb so niedrig wird, dass der selbsttätig erzeugte Anpressdruck nicht mehr genügt, den rutschfreien Stoffabzug zu gewähr­leisten, ist zusätzlicher Anpressdruck notwendig.

    [0004] Die durch CH-PS 615 644 bekannte Anpressvorrichtung ver­mag den oben beschriebenen wechselnden Anforderungen an den Anpressdruck des Anpressteils nicht zu erfüllen. Die Veränderung der Anpresskraft wäre nach der Lehre der Patentschrift CH-PS 615 644 nur mit aufwendigen konstruk­tiven Mitteln überhaupt möglich.

    [0005] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, mit einfachen Mitteln eine in dieser Hinsicht verbesserte Stoffabzugsvorrich­tung zu schaffen, die über die ganze Breite des Anpress­teils einen gleichmässigen Anpressdruck erzeugt und der Anpressdruck in einfacher Weise schnell den wechselnden Erfordernissen angepasst werden kann. Diese Aufgabe wird erfindungsgemäss durch eine Stoffabzugsvorrichtung gelöst, welche die kennzeichnenden Merkmale der Ansprüche aufweist. Mit dem Verändern des Drucks im Hohlkörper aus flexiblem Material wird der Anpressdruck des Anpressteils an die Stoffabzugswalze schnell und exakt den wechselnden Erfordernissen angepasst, womit jederzeit ein höchst stoffschonender Stoffabzug gewährleistet ist. Zudem ist der Anpressdruck des Anpressteils über die ganze Waren­breite gleichmässig und der Anpressteil behält dennoch die Fähigkeit, sich wo nötig sogar gewissen Oberflächen­strukturen des Stoffs anzupassen.

    [0006] Obschon gerade bei Luftdüsenwebmaschinen Luft das bevor­zugte Druckmittel sein wird, kann auch eine Stoffabzugs­vorrichtung mit hydraulisch oder hydraulisch pneumatisch erzeugtem Anpressdruck vorteilhaft sein. Ein besonders schneller Druckaufbau wird erzielt, wenn eine Kammer des Hohlkörpers Flüssigkeit enthält, die durch eine bewegli­che Membrane von der Druckluft getrennt ist. Die Druck­luft wirkt über die Membrane auf die Flüssigkeit. Der Druck im Hohlkörper und damit auch der Anpressdruck bauen sich beim Zuschalten schneller auf, da nur ein Bruchteil des Volumens des Hohlkörpers mit Druckluft gefüllt wer­den muss.

    [0007] Nachstehend wird die Erfindung anhand der Zeichnung von Ausführungsbeispielen erläutert. Es zeigen:

    Fig. 1 schematisch, perspektivisch eine erfindungs­gemässe Stoffabzugsvorrichtung;

    Fig. 2 eine schematische Seitenansicht der Stoffab­zugsvorrichtung von Fig. 1;

    Fig. 3 die schematische Seitenansicht einer erfin­dungsgemässen Stoffabzugsvorrichtung mit einer Anpresswalze;

    Fig. 4 ein mögliches Schaltprinzip für eine erfin­dungsgemässe Stoffabzugsvorrichtung mit ge­steuertem, veränderbarem Druck im Hohlkörper.



    [0008] In der Stoffabzugsvorrichtung 11 von Fig. 1 einer hier nicht gezeichneten Webmaschine wird die Stoffbahn 10 über die feststehende Einlaufwalze 12, die schwimmende Stoff­abzugswalze 13 und die ebenfalls feststehende Auslaufwal­ze 14 geführt. Die lichte Weite L zwischen Einlaufwalze 12 und Auslaufwalze 14 ist kleiner als der Aussendurch­messer D der Stoffabzugswalze 13. Durch die Zugkraft in Laufrichtung in der Stoffbahn 10 wird die schwimmende Stoffabzugswalze 13 gleichmässig gegen Einlauf- und Aus­laufwalze 12, 14 gepresst. Der Anpressdruck ist um so höher, je grösser der Zug in der Stoffbahn ist. Die schwimmende, quer zur Längsachse bewegliche Stoffabzugs­walze 13 ist über eine nicht gezeigtes Kugel- oder Kar­dangelenk seitlich angetrieben. Die Ein- und die Auslauf­walze 12, 14 können ebenfalls mit der Umfangsgeschwindig­keit der Stoffabzugswalze 14 seitlich angetrieben oder lediglich drehbar gelagert sein und von der Stoffabzugs­walze 13 über die Stoffbahn 10 angetrieben werden. Die Einlaufwalze 12 ist häufig als Breithalterwalze, mit von der Mitte aus nach beiden Seiten gegenläufiger, gewinde­artiger Struktur ausgebildet.

    [0009] Die Anpressvorrichtung 20 dient zur Erhöhung des Anpress­drucks der Stoffabzugswalze 13 an die Stoffbahn 10 sowie die Ein- und Auslaufwalzen 12, 14. Sie besteht im wesent­lichen aus dem U-förmigen Trägerprofil 21 und der Anpress­schiene 22 sowie dem elastischen Druckschlauch 23 als flexiblem Hohlkörper. Der Druckschlauch 23 wird über den Eingang 24 mit Druckluft beaufschlagt und drückt die An­pressschiene 22 (Pfeil) gegen Stoffbahn 10 und Stoffab­ zugswalze 13. Durch Verändern des Drucks im Druckschlauch 23 wird der Anpressdruck den Betriebserfordernissen ange­passt. Ist der Druckschlauch 23 vollständig druckentlastet, so bewegt sich die Anpressschiene 22 von der Stoffabzugs­walze 13 weg und presst überhaupt nicht mehr gegen Stoff­bahn 10 und Stoffabzugswalze 13.

    [0010] In der schematischen Seitenansicht von Fig. 2 sind Ein- und Auslaufwalzen 12, 14 in muldenförmigen Ausnehmungen 32, 34 der U-förmig angeordneten Halterarme 31, 33 des Halters 3 drehbar gelagert. Ueber die Breite der Webma­schine sind mehrere derartige Halter 3 angeordnet, die alle mit dem Maschinengestell 4 ortsfest verbunden sind. Das U-förmige Trägerprofil 21 der Anpressvorrichtung 20 ist in der Ausnehmung 30 des Halters 3 befestigt. Die An­pressschiene 22 besteht z.B. aus einem elastischen Mate­rial, so dass die Anpressfläche muldenförmig dem Umfang der Stoffabzugswalze 14 mit der Stoffbahn 10 anpasst. Die Anpressfläche kann auch muldenförmig ausgebildet sein. Wenigstens die Anpressfläche des Anpressteils 22 besteht mit Vorteil aus einem Material wie z.B. Nylon, Teflon, das niedrige Reibungskräfte auf die Stoffbahn 10 aus­übt. Die dem Druckschlauch 23 zugekehrte Oberfläche des Anpressteils 22 ist der Oberfläche des Schlauchs 23 mul­denförmig angepasst.

    [0011] Fig. 3 und 4 zeigen eine Stoffabzugsvorrichtung 11 mit einer Anpresswalze 27, die auf der Schiene 25 drehbar gelagert ist. Diese Schiene 25 aus einem Gummi- oder Plastikmaterial trägt in einer Nute eine Metallschiene 26 mit glatter Oberfläche, auf welcher die Anpresswalze 27 abgestützt und reibungsarm dreht. Die Anpresswalze 27 kann aus Metall oder einem Kunststoff bestehen.

    [0012] Besonders stoffschonend arbeitet eine Stoffabzugsvorrich­tung 11, wenn nicht nur die Stoffabzugswalze 13, sowie Einlauf- und Auslaufwalze 12, 14, sondern auch die quer zur Längsachse bewegliche (Doppelpfeil) Anpresswalze 27 mit gleicher Umfangsgeschwindigkeit angetrieben ist. Der Antrieb aller vier Walzen 12, 13, 14, 27 erfolgt bei­spielsweise seitlich, mit einem vom Hauptantrieb der Web­maschine angetriebenen Zahnradgetriebe über Wellen und bewegliche Kardan- oder Kugelgelenke. Wird die Druckluft in Druckschlauch 23 abgelassen, senken sich Antriebswalze 27 und Schiene 25 unter der Einwirkung der Schwerkraft ab.

    [0013] Der Anpressdruck der Anpresswalze 27 an die Stoffabzugs­walze 13 wird mit dem einfachen Verändern des Drucks im Schlauch 23 den jeweiligen Betrieberfordernissen ange­passt. Für breite Webmaschinen auf denen zwei oder mehr Stoffbahnen 10 hergestellt werden, ist es möglich, eine aus mehreren Teilen d.h. Abschnitten, bestehende Anpressschiene - oder Anpresswalze 22, 27 mit z.B. je einem Abschnitt für jede Stoffbahn zu verwenden. Jedem dieser Abschnitte wie­derum ist beispielsweise ein Druckschlauch oder eine Druck­kammer des Hohlkörpers 23 zugeordnet.

    [0014] In Fig. 4 ist eine mögliche Anordnung für die automati­sche Anpassung des Anpressdrucks an die wechselnden Be­triebserfordernisse schematisch gezeigt.

    [0015] Von einem Druckluftbehälter 40 wird die Druckluft über das steuerbare Ventil 41, das Manometer 42 und das Druck­ablassventil 43 dem Druckschlauch 23 der Stoffabzugsvor­richtung 20 zugeführt. Die Kettfadenspannung wird mit dem Kettfadenspannungsmesser 44, 45 laufend gemessen. Die Steuer- und Regeleinheit 5 erhält vom Wandler 44 des Kett­fadenspannungsfühlers 45 laufend das elektrische Kettfadenspannungssignal. Mit den Einstellknopf 51 wird ein Schwellwert für die Kettfadenspannung eingestellt. Am Einstellknopf 52 wird der für einen bestimmten Artikel zu­lässiger, höchste Luftdruck im Druckschlauch 23, d.h. der höchst zulässige Anpressdruck eingestellt. Sobald das vom Kettfadenspannungsmesser 44, 45 erzeugte Kettfadenspan­nungssignal, den an der Einstellung 51 gewählten Wert un­terschreitet, wird das Ventil 41 geöffnet und der Druck­schlauch 23 wird mit Druckluft vom Druckluftbehälter 40 gefüllt. Die Höhe des Drucks wird vom Manometer 42 gemes­sen und der Regelelektronik der Regeleinheit 5 in Form eines elektrischen Signals übermittelt. Sobald der erfor­derliche Druck erreicht ist, schliesst das Ventil 41. Ist ein niedrigerer Druck erforderlich, wird über das Ent­lüftungsventil 43 soviel Luft abgelassen bis der neue Soll­druck erreicht ist. Auch dieser Entlüftungsvorgang wird vom Manometer 42 überwacht.

    [0016] Mit der Drucktaste 53 ist es jederzeit möglich, die Auto­matik auszuschalten und den Druckschlauch 23 mit Druck­luft zu beaufschlagen. Umgekehrt erlaubt die Drucktaste 54, die Automatik auszuschalten und die Druckluft aus dem Druckschlauch 23 abzulassen.


    Ansprüche

    1. Abzugsvorrichtung für die Stoffbahn einer Textil-, vor­zugsweise Webmaschine mit einer angetriebenen Stoffab­zugswalze und je einem ihr vor- bzw. nachgeschalteten Umlenkelement für den Stoff, wobei der lichte Abstand zwischen den Umlenkelementen kleiner als der Durchmes­ser der Stoffabzugswalze ist, sowie einer auf den Umfang der Stoffabzugswalze ist, sowie einer auf den Umfang der Stoffabzugswalze wirkenden Anpressvorrichtung, mit einem sich im wesentlichen über die Länge der Stoffab­zugswalze (13) erstreckenden Anpressteil, dadurch gekennzeichnet, dass die Anpressvor­richtung (20) wenigstens einen auf den Anpressteil ein wirkenden Hohlkörper (23) mit flexibler Wandung auf­weist, der an eine Druckquelle (40) anschliessbar ist, derart, dass die Stoffabzugswalze (13) bei unter Druck stehendem Hohlkörper (23) gegen die Umlenkelemente (12, 14) gepresst wird.
     
    2. Abzugsvorrichtung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeich­net, dass der Anpressteil (22, 27) aus mehreren, über die Stoffbreite hintereinandergereihten Abschnitten besteht.
     
    3. Abzugsvorrichtung nach Anspruch 1 oder 2, dadurch ge­kennzeichnet, dass der Anpressteil (22) eine der Stoff­abzugswalze (12) angepasste, muldenförmige Anpressflä­che aufweist.
     
    4. Abzugsvorrichtung nach Anspruch 1, 2 oder 3, dadurch gekennzeichnet, dass der Anpressteil (22) eine defor­mierbare Fläche aufweist, die sich der Stoffabzugswalze muldenförmig anpasst.
     
    5. Abzugsvorrichtung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeich­net, dass als Anpressteil eine quer zu ihrer Achsrich­tung gegen die Stoffabzugswalze (13) bewegliche An­presswalze (27) dient.
     
    6. Abzugsvorrichtung nach Anspruch 5, dadurch gekennzeich­net, dass zwischen Anpresswalze (27) und Hohlkörper (23) ein Zwischenelement (25, 26) angeordnet ist.
     
    7. Abzugsvorrichtung nach Anspruch 5 oder 6, dadurch ge­kennzeichnet, dass die Anpresswalze (27) auf dem Zwi­schenelement (25, 26) drehbar abgestützt ist.
     
    8. Abzugsvorrichtung nach einem der Ansprüche 5 bis 7, dadurch gekennzeichnet, dass die Anpresswalze (27) mit der Umfangsgeschwindigkeit der Stoffabzugswalze (13) antreibbar ist.
     
    9. Abzugsvorrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 8, dadurch gekennzeichnet, dass der Druck der Druckquelle (40) steuerbar ist.
     
    10. Abzugsvorrichtung nach Anspruch 9, dadurch gekennzeich­net, dass der Druck im Hohlkörper (23) in Abhängigkeit von der Kettfadenspannung einer Webmaschine steuerbar ist.
     
    11. Abzugsvorrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 10, dadurch gekennzeichnet, dass der Hohlkörper (23) ein Druckschlauch aus einem elastischen Material ist.
     
    12. Abzugsvorrichtung nach einem der Ansprüche 9 bis 11, dadurch gekennzeichnet, dass der Hohlkörper (23) eine Kammer mit Flüssigkeit enthält, die von der Druckquel­le (40) durch eine elastische Membran getrennt ist.
     




    Zeichnung










    Recherchenbericht