(19)
(11) EP 0 225 455 A2

(12) EUROPÄISCHE PATENTANMELDUNG

(43) Veröffentlichungstag:
16.06.1987  Patentblatt  1987/25

(21) Anmeldenummer: 86114659.5

(22) Anmeldetag:  22.10.1986
(51) Internationale Patentklassifikation (IPC)4B65H 29/68, B65H 29/24, B41F 7/24, B41F 13/70
// B65H29/24, B41F7/24
(84) Benannte Vertragsstaaten:
BE CH DE FR GB IT LI NL SE

(30) Priorität: 05.12.1985 DE 3543026

(71) Anmelder: Koenig & Bauer Aktiengesellschaft
D-97080 Würzburg (DE)

(72) Erfinder:
  • Germann, Albrecht Josef
    D-8700 Würzburg (DE)


(56) Entgegenhaltungen: : 
   
       


    (54) Auslegevorrichtung für eine Bogenrotationsdruckmaschine


    (57) Bei einer Vorrichtung in einem Bogenausleger ist zur Abbremsung eines Bogens (24) eine Walze (1) angeordnet, die bei Übernahme des Bogens (24) mit höherer Geschwindigkeit umläuft als bei Abgabe des Bogens (24). Die Walze (1) ist als durchgängiger Zylinderkörper mit druckfarbeabstoßendem Mantel (3) ausgeführt und mit einer Einrichtung zum Halten des Bogens (24) auf der Walze (1) versehen und wirkt mit einer Feuchteinrichtung zusammen.


    Beschreibung


    [0001] Die Erfindung betrifft eine als Bogenbremse benutzten Saugwalze gemäß dem Oberbegriff des Patentanspruches 1.

    [0002] Bogenbremsen sind z.B. durch die DE-PS 721 545 bekannt­geworden. Sie besteht aus einer Mehrzahl von Saugkörpern, deren Umfangsgeschwindigkeit bei Übernahme des Bogens einer annäherend der Fördergewchwindigkeit der Greifer­kette gleich ist und sich bis zum Augenblick des Ver­lassens des Bogenendes von den Saugkörpern fortlaufend abnimmt.

    [0003] Bei Anwendung einer derartigen Bogenbremse in Schön- und Widerdruckmaschinen besteht die Gefahr, daß die Bogen auf der Saugwalze mit der frisch bedruckten Seite auf den Saug­körpern abschmieren, da im Zeitpunkt der Bogenübernahme durch die Saugwalze die Umfangsgechwindigkeit der Saug­körper und die Bogengeschwindigkeit unterschiedlich sind. Je höher die Maschinengeschwindigkeit, umso höher ist die Abschmiergefahr.

    [0004] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, eine Bogenbremse in einer Bogenauslegevorrichtung einer Bogenrotationsdruck­maschine zu schaffen, die auch bei einer Schön- und Wider­druck-Bogenrotationsdruckmaschine benutzt werden kann, ohne daß die Bogenbremse die frisch bedruckte Seite verschmiert.

    [0005] Die Aufgabe wird erfindungsgemäß durch den kennzeichnenden Teil des Anspruchs 1 gelöst.

    [0006] Die mit der Erfindung erzielbaren Vorteile bestehen insbe­sondere darin, daß eine sichere und verschmierfreie Bogen­ablage auch bei im Schön- und Widerdruck bedruckten Bogen bei z.Zt. höchster Geschwindigkeit gewährleistet ist.

    [0007] Ein Ausführungsbeispiel der Erfindung ist in der Zeichnung dargestellt und wird im folgenden näher beschrieben. Es zeigen:

    Fig. 1: eine schematische Seitenansicht einer Bogen­auslage;

    Fig. 2: eine Saugwalze mit angestelltem Feuchtwerk;

    Fig. 3: eine Saugwalze mit einer Wischbandanordnung;

    Fig. 4: eine Variante zu Figur 3;

    Fig. 5: eine Saugwalze mit angestellter Walze mit Textilüberzug;

    Fig. 6: ein Zeit-Geschwindigkeitsdiagramm.



    [0008] In nicht dargestellten Seitengestellen einer Bogenauslege­vorrichtung ist in bekannter Weise eine Saugwalze 1 drehbar gelagert. Die Saugwalze 1 wird mittels eines drehzahlsteu­erbaren Gleichstrommotors 2 angetrieben. Die Saugwalze 1 weist eine farbabstoßende z.B. verchromte Mantelfläche 3 auf. Die Saugwalze 1 ist mit Sauglöchern 4 ausgestattet, die die Saugwalze 1 radial durchdringen. Die Sauglöcher 4 sind von einer Mitte der Saugwalze 1 ausgehend auf einer rechts- bzw. linksgängigen Schraubenlinie angeordnet. Unter­halb der Saugwalze 1 ist eine mit Saugluft beaufschlagbare und gegen die Saugwalze 1 abgedichtete Saugleiste 5 zwischen den Seitengestellen gelagert.

    [0009] In einer ersten Ausführungsform (Fig. 2) der erfindungsge­mäßen Bogenauslegevorrichtung ist an die Saugwalze 1 ein an sich bekanntes Feuchtwerk 6 angestellt, das aus einer Feucht­wanne 7, einer chrombeschichteten Duktorwalze 8 und einer gummibeschichteten Auftragswalze 9 besteht. Die Duktorwalze 8 und die Auftragswalze 9 werden über nicht dargestellte Zahnräder von der Saugwalze 1 so angetrieben, daß eine Re­lativgeschwindigkeit zwischen der Saugwalze 1 und der Auf­tragswalze 9, bzw. der Auftragswalze 9 und der Duktorwalze 8 erzeugt wird, wobei vorzugsweise die Umfangsgeschwindig­keit der Auftragswalze 9 kleiner ist als die Umfangsgeschwin­digkeit der Saugwalze 1.

    [0010] Die Figur 3 zeigt eine Bogenauslegevorrichtung, bei der ein feuchtes Wischband 11 mittels einer Andruckleiste 12 an die oben beschriebene Saugwalze 1 angedrückt wird. Das Wischband 11 ist auf einer Spule 13 aufgewickelt und wird über eine angetriebene Aufwickelspule 14 an der Saugwalze 1 entgegen ihrer Drehrichtung schrittweise vorbeigezogen. In der Figur 4 wird eine zweite Variante der in Fig. 3 beschrie­benen Anordnung gezeigt, bei der das Wischband 11 zwischen der Saugwalze 1 und der Saugleiste 5 hindurchgezogen wird, so daß die Andruckleiste 12 entfallen kann.

    [0011] Wie in Fig. 5 dargestellt kann eine, an die Saugwalze 1 angestellte, rotierende Walze 16 mit einem Textilüberzug 15 z.B. Moltex verwendet werden. Der Textilüberzug 15 wird vorzugsweise mittels Sprühdüsen 17 taktmäßig gefeuchtet.

    [0012] Die oben beschriebenen Einrichtungen zum Feuchten und Rei­nigen der Saugwalze 1 sind jeweils unterhalb eines Bogenleit­bleches 18 in Laschen 19 gelagert, die an dem Bogenleitblech 18 befestigt sind. Das Bogenleitblech 18 ist vorzugsweise nach oben verschwenkbar, so daß die Einrichtungen zum Feuch­ten und Reinigen (6, 11, 16) gut zugänglich sind. Unterhalb der Einrichtungen zum Feuchten und Reinigen (6, 11, 16) der Saugwalze 1 ist an einer gestellfesten, zweiteiligen Traverse 21, 22 eine Schmutzwanne 23 befestigt. Die Traverse 21, 22 dient zudem zur Aufnahme der Sprühdüsen 17.

    [0013] In der Figur 6 wird in einem Zeit-Geschwindigkeitsdiagramm ein Geschwindigkeitsverlauf einer Umfangsgeschwindigkeit vs der Saugwalze 1 dargestellt. Dazu sind im Diagramm eine Auslagegeschwindigkeit va der Bogen und ein Geschwin­digkeitsbereich vk der Greiferkettengeschwindigkeit darge­stellt. Der Geschwindigkeitsbereich vk wird durch eine maximale Greiferkettengeschwindigkeit vk max und eine minimale Greiferkettengeschwindigkeit vk min begrenzt. Mit a (Neigung) ist ein Bereich der Umfangsgeschwindigkeit vs der Saugwalze 1, in dem die Saugwalze 1 eine Verzö­gerung erfährt, bezeichnet. Die Neigung a ist unabhängig von der Greiferkettengeschwindigkeit vk. Während der über alle Maschinengeschwindigkeiten konstanten Bogenauslegezeit ta sind jeweils die Umfangsgeschwindigkeit vs und die Auslegegeschwindigkeit vs gleich. Mit P ist ein Greifer­öffnungszeitpunkt bezeichnet.

    [0014] Die Schön- und Widerdruck bedruckten Bogen 24 werden jeweils mittels an Greiferketten 27 befestigter Greiferwagen 28 auf einen Stapeltisch 32 transportiert, wobei die Greiferwagen 28 steuerbare Greiferreihen 29 aufweisen. Solange die Bogen 24 in den Greifern 29 eingeklemmt sind, ist die Saugwalzen­unfangsgeschwindigkeit vs jeweils gleich der Greiferketten­geschwindigkeit vk.

    [0015] Mittels einer nicht dargestellten, verstellbaren an sich be­kannten Greifersteuerkurve werden die Greifer 29 geöffnet, bevor eine Vorderkante 33 der Bogen 24 einen Anschlag 24 des Stapeltisches 32 erreicht. Der Bogen 24 wird frei und schwebt bis zum Anschlag 34. Gleichzeitig mit dem Öffnen des Greifers 29 beginnt ein Abbremsen der Saugwalze 1 mittels des Gleich­strommotors 2, bis ihre Umfangsgeschwindigkeit vs gleich der konstanten Auslegegeschwindigkeit va (z.B. 10% der max. Greiferkettengeschwindigkeit vk max ist. Entsprechend der abnehmenden Umfangsgeschwindigkeit vs der Saugwalze 1 werden die Bogen 24 biz zu ihrer konstanten Auslegegeschwindigkeit va verzögert.

    [0016] Zur Regelung der Drehzahl des Gleichstrommotors 2 sind ein Thyristorsatz, ein mit dem Hauptantrieb der Bogenrotations­druckmaschine gekuppelter Tachogenerator (Sollwertgeber), ein mit dem Gleichstrommotor 2 gekuppelter Tachogenerator (Ist­wertgeber) und elektronische Sollwertbildner vorgesehen.

    [0017] Bis zum Öffnen der Greifer 29 hält die oben beschriebene Regelung die Umfangsgeschwindigkeit vs der Saugwalze 1 gleich der Greiferkettengeschwindigkeit vk. Öffnen die Greifer 29, so wird der Drehzahlsollwert für den Gleich­ strommotor 2 vom Sollwertgeber "Tachogenerator" auf den Sollwertgeber "Sollwertbildner". Entsprechend der einge­prägten Sollwerte des Sollwertbildners wird die Umfangsge­schwindigkeit vs der Walze 1 laufend reduziert bis sie die Umfangsgeschwindigkeit va erreicht hat. Als Istwert­geber hat die Saugwalze 1 ein Tachogenerator angekuppelt. Zur Vorgabe einer gewünschten Auslegegeschwindigkeit va weist das Steuergerät für den Gleichstrommotor 2 einen Sollwerteingabesteller auf.

    [0018] Sobald eine Hinterkante 37 des Bogens 24 die Saugwalze 1 verlassen hat, wird die Saugwalze 1 vom Gleichstrommotor 2 wieder so beschleunigt, bis die Umfangsgeschwindigkeit vs der Saugwalze 1 gleich der Geschwindigkeit vk der Greifer­ketten 27 ist. Die Walze 1 muß die Geschwindigkeit vs vor einem Eintreffen des nächsten Bogens 24 an der Saug­walze 1 wieder erreicht haben.

    [0019] Zur Vermeidung eines Abschmierens des im Schön- und Wider­druck hergestellten Bogens 24 wird die hydrophile, ver­chromte Mantelfläche 3 der Saugwalze 1 feucht von anhaf­tenden Druckfarbenpartikeln durch die vorbeschriebenen Einrichtungen (6, 11, 16) gereinigt, so daß keine Druck­farbenpartikel über eine bedruckte Unterseite 36 des Bogens 24 hinweggezogen werden.

    [0020] Durch eine verstellbare Greifersteuerkurve ist es möglich, je nach Produktionsgeschwindigkeit ein früheres oder spä­teres Öffnen der Greifer und damit eine konstante Verzö­gerung der Saugwalze 1 zu erreichen. Da der Greiferöffnungs­zeitpunkt P in Abhängigkeit von der variablen Geschwindig­ keit vk der Greiferketten 27, kei jeweils einem Produk­tionsgeschwindigkeitsbereich einer Bogenrotationsdruckma­schine entspricht, einstellbar ist, wird mit steigender Geschwindigkeit vk der Greiferöffnungszeitpunkt P so verschoben, daß zum Abbremsen des Bogens 24 ein längerer Bremsweg zur Verfügung steht.

    [0021] Dazu ist in der Fig. 6 ein Verlauf der Umfangsgeschwin­digkeit vs der Saugwalze 1 bei einer maximalen Geschwin­digkeit vk max der Greiferketten 27 und bei einer mini­malen Geschwindigkeit vk min der Greiferketten 27 dar­gestellt.

    [0022] Wie aus Fig. 6 ersichtlich, steigt die Beschleunigung der Walze 1 mit steigender Produktionsgeschwindigkeit, während die Verzögerung vorzugsweise über den gesammten Produktions­geschwindigkeitsbereich gleich bleibt.

    [0023] Die Festhaltekraft, die die Walze 1 auf den Bogen 24 aus­übt, kann selbstverständlich auch anstatt von Saugluft mit elektrostratisch aufgeladener Walze 1 erzeugt werden.

    Teileliste



    [0024] 

    1 Saugwalze

    2 Gleichstrommotor

    3 Mantelfläche (1)

    4 Sauglöcher

    5 Saugleiste

    6 Feuchtwerk

    7 Feuchtwanne

    8 Duktorwalze

    9 Auftragswalze

    10 -

    11 Wischband

    12 Andruckleiste

    13 Spule

    14 Aufwickelspule

    15 Textilüberzug

    16 Walze

    17 Sprühdüse

    18 Bogenleitblech

    19 Lasche

    20 -

    21 Traverse

    22 Traverse

    23 Schmutzwanne

    24 Bogen

    25 -

    26 -

    27 Greiferkette

    28 Greiferwagen

    29 Greifer

    30 -

    31 Greifer

    32 Stapeltisch

    33 Vorderkante (24)

    34 Anschlag (32)

    35 -

    36 Unterseite (24)

    37 Hinterkante (24)

    38

    vk Geschwindigkeitsbereich Greiferketten

    vs Umfangsgeschwindigkeit Saugwalze

    va Auslegegeschwindigkeit

    vk max maximale Geschwindigkeit der Greiferketten

    vk min minimale Geschwindigkeit der Greiferketten

    P Greiferöffnungszeitpunkt

    a Neigung

    ta Auslegezeit




    Ansprüche

    1. Bogenauslegevorrichtung mit einer Walze als Bogenbremse, wobei die Walze bei einer Übernahme eines Bogens mit höherer Umfangsgeschwindigkeit umläuft als bei der Ab­lage des Bogens, dadurch gekennzeichnet, daß die Walze (1) als durchgängiger, nicht abgesetzter Zylinderkörper ausgeführt ist, daß eine Mantelfläche (3) der Walze (1) druckfarbeabstoßend ist, daß die Walze (1) derart mit ungleichförmiger Geschwindigkeit umläuft, daß die Um­fangsgeschwindigkeit der Walze (1) bei Übernahme des Bogens mit der Geschwindigkeit des Bogens gleich ist, daß eine mit der Walze (1) zusammenwirkende Feuchtein­richtung (6, 7, 8, 9, 11, 12, 13, 14, 15, 16, 17) an­geordnet ist, daß die Walze (1) mit einer Einrichtung (4) zur Erzeugung einer Haftkraft zwischen Bogen (24) und Walze (1) versehen ist.
     
    2. Bogenauslegevorrichtung nach Anspruch 1, dadurch ge­kennzeichnet, daß die Walze (1) mit Sauglöchern (4) versehen ist.
     
    3. Bogenauslegevorrichtung nach Ansprüchen 1 und 2, da­durch gekennzeichnet, daß eine Ablegegeschwindigkeit ( va) unabhängig von der Produktionsgeschwindigkeit ( vk) einstellbar ist.
     
    4. Bogenauslegevorrichtung nach Ansprüchen 1, 2 und 3, da­durch gekennzeichnet, daß ein Feuchtwerk (6) bestehend aus einer Feuchtwanne (7), einer Duktorwalze (8) und einer Auftragswalze (9) an die Walze (1) anstellbar ist.
     
    5. Bogenauslegevorrichtung nach Ansprüchen 1, 2 und 3, da­durch gekennzeichnet, daß ein endliches Wischband (11) als Feuchtwerk (6) an die Walze (1) anstellbar ist, daß das Wischband (11) auf Spulen (13, 14) gelagert ist, daß das Wischband durch Leisten (5, 12) an die Walze (1) andrückbar ist.
     
    6. Bogenauslegevorrichtung nach Ansprüchen 1, 2 und 3, da­durch gekennzeichnet, daß als Feuchtwerk (6) eine Walze (16) an die Walze (1) angestellt ist, daß die Walze (16) einen textilen Überzug (15) aufweist, daß die Walze (16) von Düsen (17) gefeuchtet wird.
     




    Zeichnung