[0001] Die vorliegende Erfindung betrifft ein Verfahren zum egalen Färben von Wolle oder
des Wollanteils von Fasermischungen nach der Ausziehfärbetechnik in stark saurem Medium
mit wäßrigen Flotten von Reaktivfarbstoffen, die in ihrem Molekül mindestens eine
Gruppierung aufweisen, welche bei Fixierbedingungen mit der Faser über die Vinylsulfon-Form
unter nucleophiler Addition in Reaktion tritt.
[0002] Das Färben von Wolle mit Reaktivfarbstoffen ist in der Praxis hinreichend bekannt.
In der Regel wird dabei zur Erzielung egaler und echter Färbungen das Textilgut bei
Temperaturen von 98° bis 106°C und je nach gewünschter Farbtiefe der Färbung bei genau
gestaffelten pH-Werten zwischen 4,5 und 6,5 mit wäßrigen Lösungen dieser Farbstoffe
behandelt.
[0003] Darüber hinaus ist in der Musterkarte S 8126
"(R)Remazolan-Farbstoffe auf Wolle" der Farbwerke Hoechst AG ein Verfahren beschrieben,
nach dem Reaktivfarbstoffe vom Vinylsulfon-Typ in Form der ß-Sulfatoethylsulfon-Derivate
durch Ausziehen aus stark sauren Flotten bei pH-Werten von 2 bis 3 (eingestellt mit
Schwefelsäure) auf Wollartikel gefärbt werden. Diese Arbeitsweise ist gekennzeichnet
durch ein sehr langsames Aufheizen des Färbebades von der Anfangstemperatur 50°C auf
die eigentliche Färbetemperatur von 8° bis 100°C sowie durch eine anschließende lange
Färbezeit von 60 bis 90 Minuten bei Färbetemperatur. Insgesamt werden reine Färbezeiten
von 2 bis 2 1/2 Stunden für die Durchführung dieser Färbetechnik gerechnet. Hierbei
ist man von der Vorstellung ausgegangen, daß egale Färbungen nur unter Beachtung ausgedehnter
Aufheizzeiten zu erhalten sind.
[0004] Die nach dem herkömmlichen Verfahren in stark saurem Milieu erzielbaren Echtheitseigenschaften
derartiger Reak-
tivfärbungen auf Wolle sind denen erzeugt mit schwach sauer ziehenden Walkfarbstoffen
durchaus vergleichbar und für normale Wollartikel absolut akzeptabel und gebräuchlich.
Störend an diesem bekannten Colorierungsprozeß für Wolle sind allerdings die dafür
benötigten langen Färbezeiten und die manchmal nicht genügende Egalität der Färbungen
mit den Reaktivfarbstoffen.
[0005] Sämtliche der zuvor erwähnten Färbemethoden gemäß Stand der Technik haben zur Voraussetzung,
daß Reaktivfarbstoff und Säure (Fixierhilfsmittel) von Anbeginn an nebeneinander in
dem bereits mit dem wollenen Farbgut beschickten Ausziehbad vorliegen, wobei das Eintreten
des eigentlichen Fixierprozesses unter der Wechselwirkung zwischen reaktivem Farbstoff
und der Wollfaser allein durch die Erhöhung der Flottentemperatur gesteuert wird.
[0006] Aufgabe der in Rede stehenden Frfindung war es also, ein Schnellfärbeverfahren für
Wolle mit Reaktivfarbstoffen nach der Ausziehmethode zu entwickeln, das neben guter
Egalität der Färbungen ausreichende Echtheitseigenschaften derselben bei deutlicher
Verkürzung der Gesamtbehandlungszeit für das Farbgut gegenüber den bisher für das
Färben eingeführten Arbeitsweisen gleicher Gattung erhalten läßt.
[0007] Die zuvor dargelegte Aufgabe wird erfindungsgemäß dadurch gelöst, daß man die Reaktivfarbstoffe
vom Vinylsulfon-Typ und gegebenenfalls alle sonstigen Zutaten, aber keine zur Fixierung
der Farbstoffe erforderliche Säure oder säureabgebende Mittel enthaltende Ausziehflotte
zusammen mit dem Farbgut so rasch wie möglich sowie in einem Zuge auf die Färbetemperatur
im Bereich von 95° bis 110
*0 erhitzt,
daß man nach Erreichen derselben bei Aufrechterhaltung von entsprechenden isothermen
Bedingungen für die Farbstoff-Fixierung dem aufgeheizten Färbebad dann Schwefelsaure
- über einen längeren Zeitraum hinweg verteilt - zusetzt und die Wolle bei pH-Werten
zwischen 2 und 3 färbt.
[0008] "So rasch wie möglich" im Zusammenhang mit dem Kennzeichen dieser Erfindung bedeutet
entsprechend dem Leistungsvermögen der eingesetzten Färbemaschinen. Moderne Maschinen
erlauben Aufheizzeiten zwischen 10 und 15 Minuten. "In einem Zuge" soll ausdrücken,
daß die eigentliche Färbeoperation ohne Durchlaufen abgestufter Temperaturbedingungen
beim Fixiervorgang der Farbstoffe erfolgt. "
TJnter isothermen Bedingungen" wird so verstanden, daß die Temperatur von Flotte und
Ware während des Behandlungsschrittes der Säurezugabe und der nachfolgenden Färbezeit
konstant gehalten wird.
[0009] Die Dosierung der Säure über einen längeren Zeitraum zu der auf Fixierbedingungen
für den Farbstoff befindlichen Färbeflotte kann mengenmäßig sowohl linear als auch
progressiv durchgeführt werden, wobei jedoch die Zeit, bei der man im Verlauf des
Säurezuflusses die Badtemperatur gleichbleibend hoch hält, in die Gesamtfärbezeit
eingeht und demzufolge die letztere verfahrensgemäß nicht verlängert wird. Die reine
Dosierzeit kann dabei von 10 bis 45 Minuten betragen, wodurch die Gesamtfärbezeit
(einschließlich Dosierzeit) vorteilhaft auf maximal 70 Minuten verkürzt wird.
[0010] Bei einer linearen Dosierung des sauren Fixiermittels wird
pro Zeiteinheit die gleiche Menge Säure ins Färbebad eingebracht. Das kann einmal dadurch
geschehen, daß man die Schwefelsäure, in der Regel mit Wasser verdünnt, entweder diskontinuierlich
in immer gleichen Portionen und gleichen Zeitabständen einbringt, oder sie aber kontinuierlich
in gleicher Menge pro Zeiteinheit zufließen läßt.
[0011] Eine progressive Dosierung des sauren Fixiermittels bringt mit fortschreitender Dosierzeit
eine pro Zeiteinheit ständig steigende Menge Säure in das Färbebad ein, was ebenfalls
manuell besorgt werden kann. Neuere Dosiergeräte erledigen diese Art der Dosierung
automatisch, so daß dann nur die gewünschte Steilheit der Progression entsprechend
einer vorgegebenen mathematischen Funktion, z.B. linear, exponentiell oder in der
Art einer Parabelfunktion, eingestellt zu werden braucht.
[0012] Die Menge an einzubringender Schwefelsäure hängt - wie auch die Färbezeit - von der
gewünschten Tiefe der Färbung ab. Sofern man Schwefelsäure 96 %ig in Rechnung stellt,
werden davon 3 bis 5 % vom Wollgewicht benötigt. Allerdings wird die konzentrierte
Säure beim beanspruchten Verfahren zweckmäßig mit Wasser verdünnt eingetragen. Das
setzt einmal die Gefahren beim Umgang mit der Säure herab, zum anderen erlaubt es
eine gestaffelte gleichmäßigere Dosierung.
[0013] Das Färbeverfahren nach der vorliegenden Erfindung kommt in der Hauptsache auf gewöhnliche,
d.h. mit einer Antifilzausrüstung nicht vorbehandelte Wolle oder solcherart aufgebaute
Fasermischungen zur Anwendung. Unter Wolle wird in diesem Zusammenhang solche in jedem
Verarbeitungszustand, also als Flocke, Kammzug, Garn, Stückware oder auch in Form
von Fertigteilen verstanden. Besonders hervorzuheben ist, daß für die erfindungsgemäße
Färbebehandlung auch carbonisierte Wolle geeignet ist, die vor dem Färben nicht eigens
neutralisiert zu werden braucht. Dies ist bei allen anderen Färbeverfahren für Wolle
eine Voraussetzung für den egalen Ausfall der Färbung. Es kann also bei dem neuen
Verfahren auch diese Zeit eingespart werden, so daß die Gesamtzeitersparnis noch höher
liegt.
[0014] Auch filzfrei oder filzarm ausgerüstete Wolle kann nach der Färbetechnik gemäß dieser
Erfindung egal gefärbt werden, jedoch reichen im allgemeinen die erzielbaren Naßechtheitseigenschaften
für diesen Artikel nicht aus, so daß nur in Ausnahmefällen das beanspruchte Verfahren
dafür Interesse erwecken wird.
[0015] Für das Färben von Wollfasern bzw. des Wollanteils von Fasermischungen nach dem vorliegenden
Verfahren werden als Reaktivfarbstoffe die unter diesem Gattungsbegriff bekannten
organischen Farbstoffe vom Vinylsulfon-Typ in Petracht gezogen, mit denen die Faser
nach einem Additionsmechanismus über die Vinylsulfon-Form des Farbstoffes reagiert.
Diese Farbstoffklasse wird im Colour Index, 3. Auflape 1Q71 sowie Ergänzungen 1
q75 als "C.I. Reactive Dyes" bezeichnet und umfaßt chemische Verbindungen mit Farbstoffcharakter,
die mit OH-gruppen- und/oder NHgruppenhaltigen Fasern eine kovalente Bindung einzugehen
in der Lage sind. Außer dem Vinylsulfon-Rest selbst als der in solchen Farbstoffen
mit Hyaroxyl- oder Aminogruppen im Fasermaterial mit Polyamid-Struktur reaktionsfähiger
Gruppe handelt es sich in dieser Beziehung vorwiegend um Vorstufen dieser charakteristischen
Gruppierung, wozu insbesondere die ß-Sulfatoethylsulfongruppe, die ß-Chlorethylsulfongruppe
oder die ß-Dialkylamino-ethylsulfongruppe gehören, die während des Färbeprozesses
unter zwischenzeitlicher Ausbildung der Vinylsulfon-Form mit der Faser in Reaktion
treten.
[0016] Ebenso brauchbar beim beanspruchten Verfahren sind die Umwandlungsprodukte solcher
bekannter Sulfonyl-Reaktivfarbstoffe mit z.B. Methyltaurin, in denen die Reaktivgruppe
vorübergehend in maskierter Form vorliegt.
[0017] Reaktivfarbstoffe mit anderen Reaktivsystemen können erfindungsgemäß zwar ebenfalls
gefärbt werden, jedoch ist hierbei eine strenge Farbstoffauswahl erforderlich, da
die Gefahr, unegale Färbungen zu erhalten, durch das neue Verfahren bei diesen Farbstoffen
nicht vollständig ausgeschaltet ist.
[0018] Erstaunlicherweise ergeben jedoch Farbstoffe, die neben einem Reaktivrest vom Vinylsulfon-Typ
oder einer als Vorläufer davon oben schon beschriebenen Reaktivgruppierung zusätzlich
eine mit der Wolle nach dem Substitutionsmechanismus reagierende Gruppierung aufweisen,
z.B. eine Monochlortriazinyl- oder Monofluortriazinyl-Gruppe, sehr egale Färbungen
bei noch besseren Echtheitseigenschaften.
[0019] Als Grundkörper des chromophoren Systems dieser organischen Farbstoffe eignen sich
besonders solche aus der Reihe der Azo-, Anthrachinon- und Phthalocyaninverbindungen,
wobei die Azo- und Phthalocyaninfarbstoffe sowohl metallfrei als auch metallhaltig
sein können.
[0020] Reaktivfarbstoffe der zuvor definierten Art weisen häufig mehr als eine Sulfonsäuregruppe
(außer in der reaktiven Gruppierung des Farbstoffes) im Molekül auf, welche beliebig
über den Chromophor verteilt sein können, bevorzugt aber an dessen aromatische Reste
gebunden sind.
[0021] Das Verfahren selbst wird im Grundsatz wie folgt durchgeführt, wobei der Art der
Dosierung eine große Variationsbreite eingeräumt werden kann, wie schon aus den genannten
Dosierzeiten hervorgeht. Im allgemeinen wird die Säure verdünnt zugesetzt, was eine
bessere Dosierungsstaffelung erlaubt:
Man setzt das wäßrige Färbebad mit allen Zutaten, wie Farbstoff, Hilfsmittel und eventuelle
Chemikalien, außer der benötigten Säure, an und treibt es zusammen mit dem Farbgut,
so rasch wie es die maschinelle Einrichtung zuläßt, auf die vom Fasermaterial abhängige
Färbetemperatur. Hierbei wird bereits im Zuge der Aufheizphase gegenüber den herkömmlichen
Arbeitsweisen ein Zeitgewinn von 10 bis 40 Minuten erzielt. Sofort nach Erreichen
dieser Färbe-temperatur wird mit dem dosierten Zusatz der erforderlichen Säure begonnen.
Er kann portionsweise nach einem bestimmten Zeitschema, wie z.B. in dem nachfolgenden
Beispiel 1, oder kontinuierlich nach einer vorgegebenen mathematischen Funktion (linear
oder z.B. exponentiell oder in der Art einer Parabelfunktion) mit einem Dosiergerät
erfolgen, beispielsweise nach dem Prinzip, wie es in der europäischen Offenlegungsschrift
EP-A2-0 126 042 erläutert ist. Geräte dieses Typs befinden sich seit neuerer Zeit
im Handel.
[0022] Während des Säurezusatzes und noch eine gewisse Zeit danach wird die Badtemperatur
konstant gehalten. Nach Ablauf der vorgesehenen Färbezeit wird die Färbung wie für
Wolle üblich fertiggestellt.
[0023] Was das erfindungsgemäß erzielte färberische Ergebnis angeht, so ist es für den Fachmann
überraschend gewesen, daß auf Wolle unter den stark sauren Färbebedingungen mit Reaktivfarbstoffen
innerhalb kurzer Zeit egale Färbungen mit hohem Echtheitsniveau erhalten werden können,
war man doch bisher davon ausgegangen, daß mit abnehmendem pH-Wert das Echtheitsniveau
von Wollfärbungen mit Reaktivfarbstoffen stark absinkt. Auch die gute Durchfärbung
von z.B. Filzen ist ein besonderes Merkmal des neuen Verfahrens. Hervorzuheben sind
fernerhin die ausgezeichnete Flächen- und Faseregalität der Färbungen.
[0024] Das Echtheitsniveau von verfahrensgemäß gefärbten Wollartikeln, das nach abgeschlossenem
Färbevorgang bereits auf dem Niveau echter Säurefarbstoffe liegt, kann durch eine
ammoniakalische Nachbehandlung der Färbung bei pH 8 bis 8,5 und 80
*C während 10 Minuten noch weiter verbessert werden.
[0025] Die nachfolgenden Beispiele sollen das beanspruchte Verfahren in keiner Weise einschränken,
vor allem nicht in bezug auf die verwendeten Reaktivfarbstoffe, sondern dienen lediglich
zur Illustration des Vorgehens nach der vorliegenden Erfindung. Die in diesen Ausführungsbeispie-
len enthaltenen Prozentangaben beziehen sich auf das Gewicht der so bezeichneten Gegenstände
und sind im Falle von Wolle auf den trockenen Zustand des Farbgutes berechnet. Die
genannten Reaktivfarbstoffe werden in handelsüblicher Form und Beschaffenheit eingesetzt.
Farbstoffe, welche Umwandlungsprodukte von Sulfonyl-Reaktivfarbstoffen mit N-Methyltaurin
darstellen, liegen nach vorschriftsgemäßem Lösen in der durch die jeweilige Formel
wiedergegebene Struktur vor.
Beispiel 1
[0026] Zum Färben von 80 kg eines mit einer Antifilzausrüstung nicht vorbehandelten Wollgewirkes
nach der Ausziehtechnik bei einem Flottenverhältnis von 1:10 wird in einer Färbe-.
maschine ein wäßriges Bad von 40°C mit folgenden Zutaten angesetzt:
3% des Reaktivfarbstoffes mit der Formel

1 % eines durch Umwandlung aus dem entsprechenden Farbstoff vom Vinylsulfon-Typ mit
N-Methyltaurin erhaltenen Reaktivfarbstoffes der Formel

1,5 % eines Hilfsmittelsemisches aus dem Umsetzungsprodukt von 1 Mol Stearylamin mit
12 Mol Ethylenoxid, versetzt mit Triisobutylphosphat als Entschäumer, und
10 % Glaubersalz.
[0027] Das mit dem Farbgut beschickte Bad wird nunmehr zur Zirkulation gebracht und innerhalb
von 10 Minuten auf die Färbetemperatur von 100°C erhitzt. Sofort nach Erreichen dieser
Temperatur beginnt man mit den Zudosieren von insgesamt
4 % Schwefelsäure (96 %ig),
was einem Flüssigkeitsvolumen von 3,2 1 entspricht. Diese Dosierung soll nach gleichen
Zeitabständen portionsweise, aber mengenmäßig progressiv vorgenommen werden. Dazu
verdünnt man die Säure durch Eingießen in kaltes Wasser auf ein Volumen von 15 1 und
setzt von dieser Lösung nach jeweils 7 Minuten die folgenden Mengen im Einklang mit
der unten angegebenen Staffelung zu:

[0028] Während dieser Maßnahme wird die Temperatur des Bades konstant bei 100'C gehalten.
Die eingebrachte Säure ist deswegen vorgängig auf etwa Färbetemperatur vorgewärmt
worden.
[0029] Nach Beendigung des Säurezusatzes, der zu einem pH-Wert des Bades von 2,3 geführt
hat, wird die Ware weitere 30 Minuten bei gleicher Temperatur weitergefärbt. Dann
wird die ausgezogene Flotte samt der gefärbten Wolle abgekühlt, letztere mit Wasser
gespült und wie üblich fertiggestellt.
[0030] Man erhält eine brillante, gute allgemeine Echtheitseigenschaften aufweisende Rotfärbung
des Gewirkes. Entgegen den Erwartungen ist die Egalität der Färbung sehr gut, die
Durchfärbung hervorragend.
Beispiel 2
[0031] 60 kg eines Gewebes aus carbonisierter, jedoch anschließend nicht neutralisierter
Wolle werden in einem Baumfärbeapparat durch Ausziehen bei einem Flottenverhältnis
von 1:15 wie folgt gefärbt:
Dazu wird das Farbgut in eine wäßrige Flotte von 40°C eingebracht, die als Bestandteile
3 % des Farbstoffes Reactive Blue 19 mit der C.I. Nr. 61200,
1 % des Reaktivfarbstoffes der Formel

1,5 % des Hilfsmittelgemisches gemäß Beispiel 1, und 10 % Glaubersalz
enthält, worauf man dieses Färbebad in Zirkulation versetzt und es innerhalb von 10
Minuten auf aie Färbetemperatur von 100°C erhitzt. Dann werden der unter Fixierbedingungen
befindlichen Flotte über ein Dosiergerät vom Typ ADC 100 der Firma ADCON AB, Boras/Schweden
2,4 1 Schwefelsäure (96 %ig),
mittels Wasser auf ein Volumen von 20 1 verdünnt, kontinuierlich sowie bei Einhaltung
einer pro Zeiteinheit mengenmäßig 50 %igen Progression während eines Zeitraumes von
45 Minuten zugesetzt.
[0032] Nach weiteren 20 Minuten Färbezeit bei 100°C ist die Färbung beendet. Daraufhin kühlt
man Flotte und Ware ab, spült letztere mit Wasser und stellt die gefärbte Wolle wie
üblich fertig.
[0033] Man erhält eine sehr gut egale Blaufärbung des Wollgewebes mit guten Echtheitseigenschaften.
Beispiel 3
[0034] 120 kg eines nicht filzfrei ausgerüsteten Wollgarnes sind auf X-Spulen aufgemacht
durch Ausziehen bei einem Flottenverhältnis von 1:15 echt Schwarz zu färben.
[0035] Für diese Aufgabe wird ein wäßriges Färbebad von 60'C mit
5 % des Farbstoffes Reactive Black 5 mit der C.I.-Nr. 20505
0,5 % des Reaktivfarbstoffes der Formel

0,5 % des Reaktivfarbstoffes der Formel

1 % des Hilfsmittelgemisches gemäß Beispiel 1, und 10 % Glaubersalz
beschickt und zusammen mit der eingebrachten Ware im Verlauf von 15 Minuten auf die
Färbetemperatur von 106°C aufgeheizt. Dann beginnt man manuell mit der Säuredosierung,
portionsweise in linearen Mengen nach jeweils gleichen Zeitabständen, in die unter
Fixierbedingungen stehende Flotte. Dazu werden 5,2 1 Schwefelsäure (96 %ig),
mittels Wasser auf ein Volumen von 10 1 verdünnt und von dieser Lösung, welche man
zweckmäßig vorwärmt, wird alle 3 Minuten jeweils 1 1 dem Bad zugegeben. Nach dem letzten
Säurezusatz färbt man die Ware noch weitere 20 Minuten bei der angegebenen Temperatur,
und kühlt Bad samt Farbgut dann ab, spült die gefärbte Wolle mit Wasser und stellt
diese wie üblich fertig.
[0036] Man erhält die gewünschte echte und egale SchwarzfÄrbunP des Garns. Die Durchfärbung
der Spulen ist ausgezeichnet.
Beispiel 4
[0037] 200 kg eines gewöhnlichen Wollkammzuges sind im Packsystem durch Ausziehen bei einem
Flottenverhältnis von 1:8 zu färben:
Man beschickt dazu eine wäßrige Flotte von 50°C mit
0,5% eines durch Umwandlung aus dem entsprechenden Farbstoff vom Vinylsulfon-Typ mit
N-Methyltaurin erhaltenen Reaktivfarbstoffes der Formel

0,5% eines durch Umwandlung aus dem entsprechenden Farbstoff von Vinylsulfon-Typ mit
N-Methyltaurin erhaltenen Reaktivfarbstoffes der Formel

0,5 4 eines durch Umwandlung aus dem entsprechenden Farbstoff vom Vinylsulfon-Typ
mit N-Methyltaurin erhaltenen Reaktivfarbstoffes der Formel

1,5% des Hilfsmittelgemisches gemäß Beispiel 1, und 10 % Glaubersalz,
heizt das Bad innerhalb von 15 Minuten auf die Färbetemperatur von 106°C auf und beginnt
sofort mit der kontinuierlichen, programmgesteuerten Säuredosierung mit der Maßgabe,
daß unter den genannten Temperaturbedingungen zu dieser Flotte 3 1 Schwefelsäure (96
%ig),
mittels Wasser auf ein Volumen von 30 1 verdünnt, bei Einhaltung einer pro Zeiteinheit
mengenmäßig 60 %igen Progression während einer Zeitdauer von 45 Minuten zugesetzt
werden.
[0038] Nach Abschluß der Dosierung wird die Ware noch 10 Minuten bei 106°C weitergefärbt,
dann zusammen mit der Flotte abgekühlt, mit Wasser gespult und wie für Wolle üblich
fertiggestellt.
[0039] Man erhält einen sehr gute egalen braunen Kammzug.
Beispiel 5
[0040] 60 kg eines carbonisierten, jedoch anschließend nicht neutralisierten Wollkrepp-Gewebes
sollen durch Ausziehen bei einem Flottenverhältnis von 1:20 gefärbt werden:
Dazu werden in einem wäßrigen Bad von 50°C
4 % des Reaktivfarbstoffes der Formel

0,5 % eines durch Umwandlung aus dem entsprechenden Farbstoff vom Vinylsulfon-Typ
mit N-Methyltaurin erhaltenen Reaktivfarbstoffes der Formel

0,25 % des Reaktivfarbstoffes der Formel

1,5 % des Hilfsmittelgemisches gemäß Beispiel 1, und 10 % Glaubersalz
in Lösung gebracht. Man treibt nun die Temperatur dieser Flotte im Verlauf von 10
Minuten auf 98°C (Kochtemperatur bei gegebener Höhenlage) und dosiert dann mittels
eines Gerätes vom Typ ADC 100 der Firma ADCON AB, Boras/Schweden 3 1 Schwefelsäure
(96 %ig)
mit Wasser auf ein Volumen von 30 1 veraünnt, unter Einhaltung einer pro Zeiteinheit
mengenmäßig 60 µ%igen Progression währena einer Zeitdauer von 30 Minuten bei gleichbleibender
Temperatur kontinuierlich in das Färbebaa ein.
[0041] Nach weiteren 30 Minuten Färbezeit bei 98°C kühlt man die Flotte durch Zulauf von
kaltem Wasser ab, spült klar und kann dann die ßefärbte Ware dem Färbekessel entnehmen.
[0042] Man erhält eine Dunkelblau-(Marine)Färbung; des Gewebes mit ausgezeichneter Egalität
und sehr schönem Warenbild.
Beispiel 6
[0043] In einer Jet-Färbemaschine sind 70 kg eines normalen Wollkrepp-Gewebes bei einem
Flottenverhältnis von 1:8 nach der Ausziehmethode zu färben.
[0044] Man setzt dafür durch Lösen in Wasser von 50°C ein wäßriges Bad enthaltend
1,5 % des Reaktivfarbstoffes der Formel

10 % Glaubersalz und
1,5 % des Hilfsmitteilgemisches gemäß Beispiel 1
an und heizt es innerhalb von 10 Minuten auf 106°C auf. Sofort nach Erreichen dieser
Färbetemperatur beginnt man mit dem dosierten Zusatz von 2,8 1 Schwefelsäure (96 %ig),
die vorher in 15 1 kaltes Wasser eingegossen worden waren, in der Art, daß mittels
einer Dosiervorrichtung bei Einhaltung einer pro Zeiteinheit mengenmäßig 50 %igen
Progression in insgesamt 20 Minuten die verdünnte Säure kontinuierlich der Färbeflotte
zudosiert wird.
[0045] Man färbt das Gewebe daraufhin weitere 30 Minuten bei 106°C, kühlt Flotte samt Ware
dann ab, spült die letztere mit Wasser und stellt das gefärbte Gut schließlich in
üblicher Weise fertig.
[0046] Man erhält eine brillante Orangefärbung der Wolle mit hohem Echtheitsniveau.
Beispiel 7
[0047] Wird bei der Durchführung der Färbeoperation gemäß Vorschrift von Beispiel 6 der
dort verwendete Farbstoff hier durch
2 % des Reaktivfarbstoffes der Formel

ersetzt und sonst genauso wie im Beispiel 6 verfahren, dann erhält man eine brillante
Gelbfärbung der Wolle mit sehr guten Echtheitseigenschaften, die ohne Nachbehandlung
dem Standard einer unter den herkömmlichen Bedingungen erzeugten Reaktivfärbung entsprechen.
1. Verfahren zum egalen Färben von Wolle oder des Wollanteils von Fasermischungen
nach der Ausziehfärbetechnik in stark saurem Medium mit wäßrigen Flotten von Reaktivfarbstoffen,
die in ihrem Molekül mindestens eine Gruppierung aufweisen, welche bei Fixierbedingungen
mit der Faser über die Vinylsulfon-Form unter nucleophiler Addition in Reaktion tritt,
dadurch gekennzeichnet, daß man die solche Farbstoffe vom Vinylsulfon-Typ und gegebenenfalls
alle sonstigen Zutaten, aber keine zur Fixierung der Farbstoffe erforderliche Säure
oder säureabgebende Mittel enthaltende Ausziehflotte zusammen mit dem Farbgut so rasch
wie möglich sowie in einem Zuge auf die Färbetemperatur im Bereich von 95°C bis 110°C
erhitzt, daß man nach Erreichen derselben bei Aufrechterhaltung von entsprechenden
isothermen Bedingungen für die Farbstoff-Fixierung dem aufgeheizten Färbebad dann
Schwefelsäure - über einen längeren Zeitraum hinweg verteilt - zusetzt und die Wolle
bei pH-Werten zwischen 2 und 3 färbt.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß der Zusatz der gesamten
Säure diskontinuierlich in gleichen Mengenanteilen nach gleichen Zeitabständen vorgenommen
wird.
3. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß der Zusatz der gesamten
Säure kontinuierlich in gleicher Menge pro Zeiteinheit vorgenommen wird.
4. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß der Zusatz der gesamten
Säure diskontinuierlich in ansteigenden Mengenanteilen nach gleichen Zeitabständen
vorgenommen wird.
5. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß der Zusatz der gesamten
Säure kontinuierlich in ansteigender Menge nach einem bestimmten Zeitschema entsprechend
einer mathematischen Funktion vorgenommen wird.
6. Verfahren nach einem oder mehreren der Ansprüche 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet,
daß der Zusatz der gesamten Säure innerhalb eines Zeitraumes von 10 bis 45 Minuten
vorgenommen wird.
7. Verfahren nach einem oder mehreren der Ansprüche 1 bis 6, dadurch gekennzeichnet,
daß die Behandlungszeit der Wolle bei Färbetemperatur insgesamt zwischen 60 und 70
Minuten beträgt.
8. Verfahren nach einem oder mehreren der Ansprüche 1 bis 7, dadurch gekennzeichnet,
daß man die Wolle mit solchen Reaktivfarbstoffen färbt, die außer einer Reaktivgruppe
vom Vinylsulfon-Typ noch mindestens eine Monochlortriazinyl- oder Monofluortriazinyl-Gruppe
aufweisen.
9. Verfahren nach einem oder mehreren der Ansprüche 1 bis 8, dadurch gekennzeichnet,
daß man mit einer Antifilzausrüstung nicht vorbehandelte Wolle färbt.
10. Verfahren nach Anspruch 9, dadurch gekennzeichnet, daß man carbonisierte Wolle
färbt, die keiner vorgängigen Neutralisation unterworfen worden ist.