[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Entsalzung, Trockenlegung und Trockenhaltung
von Mauerwerk. Dies ist oft eine notwendige Voraussetzung zur vollständigen Sanierung
von Altbauten, in denen aus dem Boden Wasser aufsteigt, das lösliche Salze ins Mauerwerk
transportiert und in der Verdunstungszone anreichert.
[0002] Es ist oft versucht worden, feuchtes Mauerwerk mit elektroosmotischem Verfahren und
Vorrichtungen zu trocknen. Das erfolgte mit wechelndem Erfolg, so daß die Anwendung
dieser Verfahren und Vorrichtungen in der Fachliteratur bis heute umstritten ist.
[0003] Eine Ursache hierfür wird darin gesehen, daß nach Anwendungelektroosmotischer Verfahren
und Vorrichtungen die bauschädlichen und teilweise stark hygroskopischen Salze im
Mauerwerk verbleiben. Diese bewirken eine hygroskopische Restfeuchte, die bei hohen
Salzkonzentrationen bis 8 % betragen kann, und begünstigen das erneute Aufsteigen
des Wassers im Mauerwerk. In der DD - PS 200 398 wird vorgeschlagen, die aktive elektroosmotische
Trocknung mit einer vorhergehenden Entsalzung des Mauerwerks zu verbinden. Diese Erfindung
hat jedoch den Nachteil, daß korrosionsfeste Elektroden aus Graphit oder platiniertem
Titan eingesetzt werden. Um deren Wiederverwendung zu ermöglichen, wird vorgeschlagen,
diese teuren Elektroden nach der Entsalzung durch billigere zu ersetzen, doch hat
sich gezeigt, daß die Elektroden auch nach der Entsalzung einer starken Korrosion
unterliegen. Bei Elektroden aus Eisen vergrößert sich ihr Volumen infolge der anodischen
Oxidation um ein Vielfaches, wodurch die Elektroden aus dem Mauerwerk gedrückt und
die elektrokinetische Dauersperre unterbrochen werden kann.
[0004] Ein Nachteil, den alle bekannten elektroosmotischen Verfahren zur Entsalzung von
Mauerwerk aufweisen, besteht darin, daß sie nicht an die Salzkonzentrationen unterschiedlicher
Zusammensetzung und an den unterschiedlichen Feuchtigkeitsgehalt im Mauerwerk angepaßt
sind. Nach den DE - OS 3430449 und 3430450 lassen sich nur anodisch gebildete Chloridhydrate
aus dem Mauerwerk austragen. Die im Mauerwerk auch anzutreffenden löslichen Sulfate
werden nicht ausreichend berückeichtigt. Diese Sulfationen werden wie die Chloridionen
an der Anode angereichert und können in größeren Mengen den Entsalzungsprozeß stören.
Eine Anpassung an den Feuchtigkeitsgehalt im Mauerwerk ist erwünscht, um zu verhindern,
daß das Mauerwerk vor Beendigung des Entsalzungsprozesses austrocknet und den Entsalzuageprozeß
unterbricht.
[0005] Ziel der Erfindung ist ein Verfahren, mit dem ein Mauerwerk, in dem Wasser aufsteigt,
auf einfache Weise entsalzt und trockengelegt und dauerhaft trockengehalten werden
kann.
[0006] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ein Verfahren zu finden, mit dem ein nässegeschädigtes
Mauerwerk mit beliebigem Feuchtigkeits- und Salzgehalt erst entsalzt, dann trockengelegt
und anschließend trockengehalten wird, ohne das die Elektroden ausgewechselt werden
müssen und ohne daß dieser Prozeß durch vorzeitige Austrocknung oder durch die sich
an der Elektrode abgelagerten Salze und Eisenoxide unterbrochen wird. Erfindungsgemäß
wird diese Aufgabe dadurch gelöst, daß zwischen die in bekannter Weise im oder am
Mauerwerk angeordneten Elektroden, vorzugsweise aus Eisen, und dem Mauerwerk eine
oder mehrere in Abhängigkeit vom gemessenen Feuchtigkeits-und Salzgehalt des Mauerwerks
zusammengesetzte Mörtelbrücken gebracht werden, die die Elektroden mit dem Mauerwerk
verbinden, aber so, daß zwischen Elektroden und Mauerwerk genügend Platz bleibt, um
die sich an den Elektroden abgelagerten löslichen Salze und Eisenoxide aufzunehmen.
[0007] Die Erfindung geht unter anderem von der Erkenntnis aus, daß die Richtung der Wasserströmung
im Mauerwerk ausschließlich durch das Vorzeichen des Zeta-Potentiales bestimmt wird.
Dieses resultiert aus der Ausbildung einer Doppelschicht elektrisch geladener Ionen
an der Phasengrenze Festkörper zur Flüssigkeit. Die Ladungsträger in unmittelbarer
Nähe des Festkörpers werden durch Ionen kompensiert, die sich in einer starren und
in einer diffusen Doppelschicht befinden. Das an der Grenze zwischen starrer und diffuser
Doppelschicht gemessene Potential wird Zeta-Potential genannt. Sein Vorzeichen und
seine Größe sind einerseits von der Struktur und der chemischen Zusammensetzung des
Festkörpers, also des Mauerwerks, abhängig und andererseits von den Eigenschaften
der angrenzenden Flüssigkeit. Bei einem negativen Zeta-Potential bewegt sich die Flüssigkeit
in Richtung Kathode, ein positives Zeta-Potential bewirkt eine Flüssigkeitsbewegung
in Richtung Anode. Im Ziegelmauerwerk kommen mit großer Sicherheit negative Zeta-Potentiale
vor. Die im oder am Mauerwerk angeordneten Elektroden werden in diesem Falle als Anode
geschaltet, die Erdelektroden als Kathoden.
[0008] Bei einem geringen Feuchtigkeitsgehalt von weniger als 8 % im Mauerwerk besteht die
Gefahr, daß das Mauerwerk an der Anode vor Abschluß der Entsalzung austrocknet. Aus
diesem Grunde werden dem Mörtel erfindungsmäß Zusätze beigemischt, die das Zeta-Potential
klein halten und ein vorzeitiges elektrokinetisches Abströmen des Wassers aus dem
Anodenraum verhindern.
[0009] Diese Zusätze können Calcium- oder Bariumsalze sein. Dieser Effekt kann erfindungsgemäß
durch Beimischung kationenaktiver Tenside, wie Cetyltrimethylammoniumbromid, noch
verstärkt werden, denn durch sie wird das Vorzeichen des Zeta-Potentials umgekehrt
und dies verursacht eine schwache Wasseretrömung in Richtung Anode, wodurch die Entsalzung
gefördert wird.
[0010] Bei einem hohen Chloridgehalt des Mauerwerks wird dem Mörtel erfindugsgemäß Graphidpulver
beigemischt, in dessen Anwesenheit Chloridionen zu elementarem Chlor entladen werden.
Enthält das feuchte Mauerwerk einen hohen Anteil Sulfate, so wird dem Mörtel erfindungsgemäß
ein hoher Anteil von Bariumkarbonat oder Barytocalcid beigegeben, die die Sulfationen
als schwerlösliches Bariumsulfat binden.
[0011] Die über die Mörtelbrücken mit dem Mauerwerk verbundenen Elektroden werden untereinander
elektrisch leitend verbunden, und gegen ein System von Erderstäben wird unter Beachtung
des Arbeits- und Gesundheitsschutzes eine möglichst hohe Gleichspannung angelegt.
Diese wird so lange aufrechterhalten, bis die Stromstärke auf einen konstanten Grenzwert
abgesunken ist und damit anzeigt, daß die Entsalzung abgeschlossen ist. Anschließend
werden die sich in den Anodenräumen angesammelten Salze und Eisenoxide mechanisch
und durch Ausspülen mit Wasser entfernt, sodann werden die Anodenräume mit einer Lösung
aus Bariumhydroxid neutralisiert. Erforderlichenfalls werden dabei beschädigte Mörtelbrücken
erneuert. Anschließend wird wieder eine Gleichspannung angelegt, so daß die Elektroden
nun als elektrokinetische Dauersperre gegen aufsteigende Feuchtigkeit wirken.
[0012] Die Erfindung soll nachstehend an einigen Ausführungsbeispielen erläutert werden:
[0013] Es soll ein Gebäude gegen aufsteigende Feuchtigkeit saniert werden, dessen Mauerwerk
weniger als 8 % Wasser, 1 x 1o
-4 Mol/g Chlorid und wenig Sulfat enthält.
[0014] In der Verdrmatuagazone werden in das Mauerwerk zur Aufnahme der zylindrischen Elektroden
in Abständen von etwa 4o cm Aussparungen eingebracht, deren Volumen etwa 5 mal größer
ist als das der Elektroden aus Eisen. Die Elektroden werden in den Aussparungen durch
zwei Mörtelbrücken folgender Zusammensetzungen in Masseprozent abgestützt:
o, 5 % Calciumchlorid
4o % Graphitpulver
der Rest ist zur Hälfte Calciumcarbonat und Calciumhydroxid.
[0015] Unter den Elektroden sind zwischen den Mörtelbrücken flüssigkeitsundurchlässige Rinnen
angeordnet, welche die abtropfenden Salzlösungen nach außen abführen. Nach der Entsalzung,
die durch ein Absinken der Stromstärke auf einen konstanten Wert angezeigt wird, werden
nach Abklemmung der Spannungsquelle die sich im Anodenraum angesammelten Salze und
Eisenoxide entfernt, und dann wird der Anodenraum mit einer Lösung aus Bariumhydroxid
neutralisiert. Danach wird wieder eine Gleichspannung angelegt, um durch eine elektrokinetische
Dauersperre ein Wiederansteigen des Wassers zu verhindern.
[0016] Enthält das Mauerwerk 5 bis 8 % Wasser, 5 x 1o
-5 Mol/g Chlorid und 5 x 1o
-5 Mol/g lösliche Sulfate, so wird folgende Mörtelzusammensetzung in Masseprozent gewählt:
[0017]

Bei einem Mauerwerk mit 15 % Wasser, 4 x 1o
-6 Mol/g Chlorid und 1 x 1
0-4 Mol/g lösliches Sulfat wird Mörtel aus

zusammengesetzt.
[0018] Bei diesen Ausführungsbeispielen wurde zur Entsalzung eine Gleichspannung von 5o
V und zur Errichtung der elektrokinetischen Dauersperre eine Gleichspannung von 1o
V angelegt.
1. Verfahren zur Entsalzung, Trockenlegung und Trockenhaltung von Mauerwerk unter
Verwendung von im oder am Mauerwerk angeordneten Elektroden, dadurch gekennzeichnet,
daß die Elektroden mit dem Mauerwerk über eine oder mehere Mörtelbrücken verbunden
werden, die in Abhängigkeit vom Feuchtigkeits- und Salzgehalt des Mauerwerks zusammengesetzt
werden, daß zwischen den Elektroden und dem Mauerwerk genügend freier Raum gelassen
wird zur Aufnahme der sich in ihm abgelagernden löslichen Salze und Eisenoxide, daß
diese Salze und Eisenoxide nach der Entsalzung mechanisch und durch Wasserspülung
entfernt werden, daß der freie Raum zwischen Elektroden und Mauerwerk nach der Entsalzung
mit einer Lösung aus Bariumhydroxid neutralisiert wird und daß zwischen den Elektroden
und einem System von Erderstäben während der Entsalzung eine möglichst hohe und nach
der Entsalzung eine für die Errichtung einer elektrokinetischen Dauersperre ausreichende
Gleichspannung angelegt wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß bei einem Feuchtigkeitsgehalt
von weniger als 8 % im Mauerwerk dem Mörtel bis zu 1 Masseprozent Zusätze von löslichen
Calcium- und Bariumsalzen beigemischt werden.
3. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß bei einem Feuchtigkeitsgehalt
von weniger als 5 % im Mauerwerk dem Mörtel bis zu 1 Masseprozent eines kationenaktiven
Tensides, wie Cetyltrimethylammoniumbromid, beigemischt werden.
4. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß bei einem hohen Chloridgehalt
von 5 x 10-5 Mol/g im Mauerwerk dem Mörtel bis zu 8o Messeprozent Graphitpulver beigemischt werden.
5. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß bei einem hohen Sulfatgehalt
von 5 x 1o-5 Mol/g im Mauerwerk dem Mörtel bis zu 4o Masseprozent Bariumkarbonat oder Barytocalcid
beigemischt werden.