[0001] Die Erfindung betrifft einen flammfesten Bezugsstoff für Polstermöbel, insbesondere
für Fahrzeugsitze, mit einem Grundgewebe und einem mit diesem verwebten Flor.
[0002] Bei der Herstellung von Fahrzeugen, insbesondere von öffentlichen Verkehrsmitteln,
aber auch von Gebäuden, erfordern es in der Regel die einschlägigen Sicherheitsvorschriften,
daß die für den Bau und vor allem den Innenausbau verwendeten Materialien eine gewisse
Flammfestigkeit aufweisen. Dies gilt in besonderem Maße für den Innenausbau von Flugzeug-Kabinen.
Im Hinblick auf den Bezugsstoff gepolsterter Sitze wird gefordert, daß dieser schwer
entflammbar ist und darüber hinaus anfallende Glut so lange wie möglich von dem Polstermaterial
fernhält. In der Praxis hat es sich jedoch gezeigt, daß es außerordentlich schwierig
ist, einen Bezugsstoff herzustellen, der einerseits den Komfort-Wünschen der Fluggäste
entgegenkommt und andererseits die festgelegten Flammfestigkeitstests besteht.
[0003] Der Erfindung liegt daher die Aufgabe zugrunde, einen Bezugsstoff der eingangs genannten
ARt zu schaffen, der gute Gebrauchseigenschaften mit besonders hoher Flammfestigkeit
vereinigt.
[0004] Zur Lösung dieser Aufgabe ist der erfindungsgemäße Bezugsstoff entsprechend einer
ersten Ausführungsform dadurch gekennzeichnet, daß der Stoff ein Epinglé-Gewebe ist,
dessen Grundgewebe aus einer in Leinwandbindung gewebten Faserkomposition aus einem
flammfesten Aramid und Viskose besteht und eine Grundkette sowie eine lose eingewebte
Deckkette umfaßt, und daß zur Bildung des Flor Schurwolle in Kettrichtung als Polfaden
unter Schlingenbildung von wenigstens 1 mm Höhe eingewebt ist.
[0005] Das Grundgewebe besteht vorzugsweise aus einer als Karvin bezeichneten Mischfaser
aus 30 Gew% Nomex 450, einem Aramid oder aromatischen Polyamid, 5 Gew% Tevlar, einem
weiteren Aramid, und 65% Viskose SR. Ein Anteil der flammfesten Aramide von 35% hat
sich als ausreichend erwiesen, während andererseits ein wesentlich höherer Anteil
dieser Fasern zu einem steifen, brettartigen Gewebe führen würde. Demgegenüber verleiht
der Viskose-Anteil dem Gewebe einen weichen Fall.
[0006] Die Grundkette weist vorzugsweise eine Kettdichte von 18 Fäden/cm und eine Schußdichte
von 12/cm auf. Die Kettdichte der Deckkette beträgt ebenfalls 18/cm. Die Fadenstärke
beträgt vorzugsweise Nm 40/2 entsprechend 20 m/g. Untersuchungen haben gezeigt, daß
diese Gewebestruktur des Grundgewebes wesentlich ist, wenn einerseits die Aufnahme
eines für den Komfort ausreichenden Flor-Anteils und andererseits eine ausreichend
dichte Abschirmung zum Fernhalten glühender Teile vom Polstermaterial, zumeist einem
Schaumkern, erreicht werden soll.
[0007] Die Einarbeitung, also der scheinbare Längenverlust der Kettfäden beim Einweben,
bezogen auf die Ausgangslänge, beträgt bei der Grundkette 3%, bei der wesentlich loser
eingewebten Deckkette vorzugsweise etwa 33%.
[0008] Bei einer bevorzugten Ausführungsform weist der Flor oder die Nutzschicht 6 Schlingen/cm
und eine Schlingenhöhe von 1,3 mm entsprechend einer Rutenstärke von 1,2 mm auf. Der
Faden der Nutzschicht kann eine Fadenstärke Nm 27/2 entsprechend 13,5 m/g besitzen.
Bei einer entsprechenden Ausführungsform ergibt sich beispielsweise für das Grundgewebe
ein Flächengewicht von 270 g/m² und für die Nutzschicht von 291 g/m², also ein Gewichtsverhältnis
von 48 : 52, bezogen auf ein Gesamtflächengewicht von 561 g/m².
[0009] Die zuvor angegebene Schlingenhöhe ist ebenfalls ein wesentliches Merkmal der Erfindung.
Eine Schlingenschicht gerin gerer Höhe würde zu schnell verbrennen und damit das
Grundgewebe vorzeitig dem Feuer aussetzen. Höhere Schlingen würden die Materialkosten
unnötig erhöhen, ohne daß Gebrauchsvorteile erzielt werden. Vielmehr besteht bei höheren
Schlingen die Gefahr, daß sich diese auf den Sitzflächen der Sitze flach umlegen
und damit nicht nur den optischen Eindruck beeinträchtigen, sondern zugleich den Wert
der Nutzschicht als Flammenbarriere beeinträchtigen. Schurwolle hat von sich aus eine
verhältnismäßig hohe Flammfestigkeit, so daß grundsätzlich eine Nutzschicht aus aufgerichteten
Schlingen durchaus die Funktion einer Flammbarriere vorhanden ist. Zusätzlich kann
erfindungsgemäß eine Ausrüstung des Gewebes nach dem IWS-Zirpro-Verfahren vorgesehen
sein.
[0010] Angesichts einer auf dem vorliegenden Gebiet nicht immer einheitlichen Terminologie
wird vorsorglich darauf hingewiesen, daß unter Epinglé-Gewebe ein Gewebe verstanden
werden soll, bei dem in Schußrichtung Drähte von beispielsweise 1 mm oder - wie im
vorliegenden Fall - 1,2 mm Durchmesser, sogenannte Ruten, beim Webvorgang eingelegt
werden, über die die Polfäden der Nutzschicht zur Bildung von Schlingen (Polnoppen)
gelegt werden. Die Ruten werden anschließend seitlich herausgezogen. Die Schlingen
bleiben bei dieser Webart geschlossen, werden also nicht aufgeschnitten.
[0011] Nomex 450 und Tevlar sind Bezeichnungen der Firma DuPont. Die entsprechenden Aramid-Fasern
werden mit Viskose-Fasern zu einem Mischfaden versponnen, der unter der Bezeichnung
Karvin erhältlich ist.
[0012] Die Lösung der durch die Erfindung gestellten Aufgabe besteht nach einer weiteren
Ausführungsform in einem Bezugsstoff, der dadurch gekennzeichnet ist, daß der Stoff
ein Velours ist, dessen Grundgewebe aus einem Mischfaden aus einem flammfesten Aramid
und Viskose besteht und eine lose gewebte Grundkette sowie eine straff eingewebte
Deckkette umfaßt, und daß zur Bildung des Flor 100%-Mohair in Kettrichtung als Polfaden
mit einer Noppenhöhe von wenigstens 3 mm eingewebt ist.
[0013] Auch ein derartiger Bezugsstoff hat die zuvor erwähnten Vorteile in bezug auf die
Flammfestigkeit. Das Grundgewebe besteht vorzugsweise aus einer als Karvin bezeichneten
Mischfaser aus 30 Gew% Nomex 450, einem Aramid oder einem aromatischen Polyamid, 5
Gew% Tevlar, einem weiteren Aramid und 65 Gew% Viskose SR.
[0014] Die relativ lose gewebte Grundkette weist vorzugsweise eine Kettdichte von 13 Fäden/cm
auf. Die Schußdichte beträgt vorzugsweise wenigstens 26 Fäden/cm. Die Deckkette weist
eine Kettdichte von 13/cm auf. Dies gilt auch für die Polkette. Die Fadenstärke beträgt
vorzugsweise Nm 40/2. Dieses Gewebe gestattet einerseits die Aufnahme eines für den
Komfort ausreichenden Flor-Anteils in der Form eines Velours und bildet andererseits
eine ausreichend dichte Abschirmung zum Fernhalten glühender Teile vom Polstermaterial
im Falle eines Brandes.
[0015] Auch in diesem Falle ist das Gewebe vorzugsweise mit einer Ausrüstung nach dem ISW-Zirpro-Verfahren
versehen.
[0016] Im übrigen kann, soweit auf einen Mohair entsprechend anwendbar, auf die Ausführungen
zur ersten Ausführungsform Bezug genommen werden.
[0017] Der flammfeste Mohair-Velours mit Karvin-Grundgewebe weist vorzugsweise eine Gesamt-Zusammensetzung
von 50% Mohair und 50% Karvin auf. Das Gewicht beträgt der Größenordnung nach 780
g/lfd.m oder 600 g/m². Die Florhöhe der Nutzschicht sollte wenigstens etwa 3 mm, vorzugsweise
im Interesse eines besseren Komforts aber etwa 4 mm betragen.
1. Flammfester Bezugsstof für Polstermöbel, insbesondere für Fahrzeugsitze, mit einem
Grundgewebe und einem mit diesem verwebten Flor, dadurch gekennzeichnet, daß der Stoff ein Epinglé-Gewebe ist, dessen Grundgewebe aus einem in Leinwandbildung
gewebten Mischfaden aus einem flammfesten Aramid und Viskose besteht und eine Grundkette
sowie eine lose eingewebte Deckkette umfaßt, und daß zur Bildung des Flor Schurwolle
in Kettrichtung als Polfaden unter Schlingenbildung von wenigstens 1 mm Höhe eingewebt
ist.
2. Bezugsstoff nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß das Grundgewebe aus Karvin, einer Fasermischung aus 30 Gew% Nomex 450 (Aramid),
5 Gew% Tevlar (Aramid) und 65 Gew% Viskose SR besteht.
3. Bezugsstoff nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß das Grundgewebe folgenden Aufbau aufweist:
- Grundkette 18 Fäden/cm
- Schußdichte 12/cm
- Deckkette 18/cm
- Fadenstärke Nm 40/2.
4. Bezugsstoff nach einem der Ansprüche 1 bis 3, gekennzeichnet durch eine Ausrüstung des Gewebes nach dem ISW-Zirpro-Verfahren.
5. Flammfester Bezugsstoff für Polstermöbel, insbesondere für Fahrzeugsitze, mit
einem Grundgewebe und einem mit diesem verwebten Flor, dadurch gekennzeichnet, daß der Stoff ein Velours ist, dessen Grundgewebe aus einem Mischfaden aus einem
flammfesten Aramid und Viskose besteht und eine lose gewebte Grundkette sowie eine
straff eingewebte Deckkette umfaßt, und daß zur Bildung des Flor 100%-Mohair in Kettrichtung
als Polfaden mit einer Noppenhöhe von wenigstens 3 mm eingewebt ist.
6. Bezugsstoff nach Anspruch 5, dadurch gekennzeichnet, daß das Grundgewebe aus Karvin, einer Fasermischung aus 30 Gew% Nomex 450 (Aramid),
5 Gew% Tevlar (Aramid) und 65 Gew% Viskose SR besteht.
7. Bezugsstoff nach Anspruch 5 oder 6, dadurch gekennzeichnet, daß das Grundgewebe folgenden Aufbau aufweist:
- Grundkette 13 Fäden/cm
- Deckkette 13/cm
- Polkette 13/cm
- Schußdichte wenigstens 26/cm
- Fadenstärke Nm 40/2.
8. Bezugsstoff nach Anspruch 6 oder 7, dadurch gekennzeichnet, daß das Grundgewebe ein 3/6 W-Gewebe ist.
9. Bezugsstoff nach einem der Ansprüche 6 bis 8, gekennzeichnet durch eine Ausrüstung des Gewebes nach dem ISW-Zirpro-Verfahren.