[0001] Die Erfindung betrifft ein Walzgerüst zur mechanischen Vorentzunderung von warm
gewalztem Stahlband durch Reduzierwalzen nach dem Schubwalzverfahren.
[0002] Beim Warmwalzen von Bandstahl bildet sich oberflächlich eine harte Oxyd- bzw. Zunderschicht,
die fest an der Metalloberfläche des Bandes haftet. Vor der weicheren Verarbeitung
solcher Stahlbänder, insbesondere in einem Kaltwalzwerk, muß die Zunderschicht entfernt
werden, um ein Einwalzen des Zunders in das Stahlband und damit Oberflächenmängel
desselben zu vermeiden. Gebräuchlich ist es, den Zunder chemisch in einem Beizbad
zu entfernen. Übliche Schichtdicken jedoch bedingen lange Reaktions- und damit Durchlaufzeiten,
so daß sich unerwünscht große Abmessungen der Bäder ergeben und sowohl die Aufrechterhaltung
der gewünschten Badkonzentration als auch die spätere Entsorgung Schwierigkeiten
bereiten. Eine mechanische Vorentzunderung durch Schleifen oder Fräsen nach der DE-PS
886 585 erlaubt keine Berücksichtigung des Profiles des Stahlbandes, so daß bereits
mittig Metall abgetragen wird, wenn in den Randbereichen der Zunder noch nicht entfernt
ist. Das Bestrahlen der Oberfläche des Stahlbandes mit abrasiven Partikeln sowie einem
Schlamm-Wasser-Gemisch hat sich nicht wirksam erwiesen, so daß auch hier unerwünscht
große Längen für eine Entzunderungsstraße vorzusehen wären, und zusätzlich besteht
die Gefahr der Beschädigung der Bandoberfläche (DE-PS 29 31 229). Auf der Suche nach
Wegen zu einer problemlosen Entzunderung wurde durch die DE-AS 12 48 600 ein Verfahren
vorgeschlagen, nach dem das aus der Walzstraße kommende Band unter Einwirkung starker
Zugspannungen ein Reduzierwalzgerüst durchlaufen sollte. Um die gewünschten starken
Züge aufbringen zu können, sind jedoch dem Reduzierwalzgerüst entsprechende Zugkräfte
bewirkende Rollenanordungen vor- und nachzuordnen, so daß auch hier eine unerwünscht
große Länge für die Entzunderung beansprucht wird, und die erzielte Wirkung wurde
als unzureichend betrachtet.
[0003] Nach der SU-PS 560 657 soll eine erhöhte Wirksamkeit der Entzunderung erreicht werden,
indem die Reduktion unter gleichzeitiger Biegung und Schiebung nach dem Schubwalzverfahren
durchgeführt wird. Als nachteilig erweist sich hierbei, daß die jeweiligen Arbeitswalzen
etwa hälftig vom einlaufenden bzw. auslaufenden Stahlband umschlungen sind, und eine
Berücksichtigung des Bandprofiles praktisch nicht möglich ist, so daß bei üblichen
Profilen der Stahlbänder mit geringfügig verstärkter Mitte der Walzspalt durch Wahl
der Bombierung nur einem Belastungsfall des Walzspaltes anpaßbar ist.
[0004] Die Erfindung geht von der Aufgabe aus, ein Walzgerüst zu schaffen, mit dessen Hilfe
eines mechanisches Lockern, Brechen bzw. Entfernen des Zunders ermöglicht wird, ohne
daß das Einlaufen des Stahlbandes in dieses Gerüst kompliziert wird oder es längere
Strecken innerhalb der Walzlinie in Anspruch nimmt, und das eine Reduktion bewirkt,
die sich gleichförmig auch unterschiedlichen bzw. wechselnden Profilen von Stahlbändern
anpassen läßt.
[0005] Erreicht wird dieses mit den Merkmalen des Patentanspruches 1. Durch die Anwendung
unterschiedlicher Umfangsgeschwindigkeiten entsprechend dem Schubwalzverfahren lassen
sich im Umformungsbereich höhere Scherkräfte und Dehnungen erreichen, die eine Aufteilung
und Lockerung der Zunderschicht bewirken; die hierbei auftretenden Walzkräfte sind
verhältnismäßig gering, so daß einerseits das Gerüst entsprechend der verringerten
Belastung sich relativ leicht und kompakt ausführen läßt und andererseits die Tendenz
zum Einwalzen von Zunderstücken behoben wird. Durch gegensinnige axiale Verschiebung
der Walzen läßt sich das Profil des Walzspaltes dem des Stahlbandes anpassen, so
daß das Stahlband über seine gesamte Breite hin gleichmäßig ausgewalzt wird, so daß
einerseits eine gleichmäßige Tendenz zum Ablösen des Zunders erzielt wird, während
gleichzeitig ein spannungsfreies Stahlband erreicht wird. Andererseits ist es aber
auch möglich, durch eine willkürliche weitere axiale Verstellung vorgegebene weitere
Walzspaltprofile einzustellen und damit diesen entsprechende Profile des gewalzten
Stahlbandes zu erreichen. Durch entsprechende Einstellung der mittleren Umfangsgeschwindigkeiten
der Arbeitswalzen lassen sich auch die vor und hinter dem Gerüst im Stahlband auftretenden
Zugspannungen so bemessen, daß zu ihrer Aufrechterhaltung keine besonderen Treibapparate
oder zumindest keine vom Band umschlungene Rollen erforderlich werden, die beim Einlaufen
des Bandes besondere Probleme bewirken könnten. In solchen Fällen wird man mittlere
Umfangsgeschwindigkeiten der Arbeitswalzen bevorzugen, die zwischen dem reinen Schubwalzgetrieb,
bei dem eine der Arbeitswalzen mit der Bandeinlaufgeschwindigkeit und die andere
mit der Bandauslaufgeschwindigkeit umlaufen, und den üblichen Umfangsgeschwindigkeiten
des normalen Walzbetriebes liegen, so daß ein Mischbetrieb zwischen normalem und Schubwalzen
vorliegt. Unter mittlerer Umfangsgeschwindigkeit wird hier die bei einem mittleren
Radius auftretende Umfangsgeschwindigkeit bezeichnet, um zu berücksichtigen, daß
ein spezieller - S-förmiger Ballenschliff vorliegt, auch wenn die Amplitude dieser
S-Kurve gering ist.
[0006] Zweckmäßige und vorteilhafte Weiterbildungen sind in den Unteransprüchen gekennzeichnet.
Insbesondere wird zweckmäßig die Einstellung des Profiles durch Axialverschiebung
von Walzen mit Spezialschliff durch Biegevorrichtungen ergänzt, und zweckmäßig erfolgt
die Einstellung mittels einer Steuervorrichtung, welche auch aufgrund der Meßergebnisse
von das Bandprofil erfassenden Detektoren tätig wird. Des weiteren lassen sich zwei
oder drei derartiger, nach dem Schubwalz- oder dem Misch-Schubwalz-Verfahren arbeitender
Gerüste hintereinander vorsehen und vom Stahlband nacheinander durchlaufen. Bewährt
hat es sich, zur weiteren Verbesserung der Einstellung eines vorgegebenen bzw. gewünschten
Bandprofiles Walzenbiegevorrichtungen zuzuordnen. Das bzw. die Walzgerüste können
als Zweiwalzengerüste oder Mehrwalzengerüste wie insbesondere Vier- oder Sechswalzengerüste
ausgebildet sein. Zwar können die Arbeitswalzen mit dem S-förmige Konturen zeigenden
Spezialschliff versehen und axial verschiebbar ausgebildet sein. Bei Mehrwalzengerüsten
ist es aber auch möglich, andere Walzen, beispielsweise die Zwischenwalzen, mit solchem
Schliff auszustatten, und es ist auch möglich, benachbarte Walzen, wie beispielsweise
eine Arbeits- und eine diese abstützende Zwischenwalze, mit sich ergänzendem Schliff
auszustatten. Desweiteren ist es möglich, bei Mehrwalzengerüsten zwei unterschiedliche
geformte Spezialschliffe vorzusehen und die diese Walzen aufweisenden Schliffe axial
zu verschieben.
[0007] Im einzelnen sind die Merkmale der Erfindung anhand der folgenden Beschreibung eines
Walzgerüstes in Verbindung mit dieses darstellenden Zeichnungen erläutert. Es zeigen
hierbei:
Fig. 1 schematisch einen Schnitt durch ein Stahlband, und
Fig. 2 schematisch Arbeitswalzen eines Gerüstes mit ihnen zugeordneten Stell- und
Steuervorrichtungen.
[0008] In der Fig. 1 ist schematisch ein Querschnitt durch ein Stahlband 1 gezeigt, wobei
zur besseren Erkennbarkeit sowohl Stärken als auch Stärkenunterschiede vergrößert
aufgezeigt sind. Das Stahlband 1 weist ein symmetrisches Profil mit verstärkter Mitte
auf, wie es üblicherweise gewalzt wird, und das sich mit einer leichten Mittenbetonung
insbesondere beim Einführen in Walzgerüste bewährt hat. Das warm gewalzte Stahlband
1 ist von einer Schicht 2 von Zunder überzogen, die vor dem folgenden Kaltwalzen zu
entfernen ist.
[0009] In Fig. 2 wird dieses Stahlband, mit 3 bezeichnet, zwischen Arbeitswalzen 4 und 5
eines nicht dargestellten Walzgerüstes hindurchgeführt. Die Ballen dieser Arbeitswalzen
sind mit einem Spezialschliff versehen, der eine im wesentlichen S-förmige Kontur
aufweist, und der für die beiden Arbeitswalzen invers so vorgesehen ist, daß deren
Konturen sich lückenlos ergänzen, wie es beispielsweise in der DE-PS 30 38 865 beschrieben
ist.
[0010] Die Arbeitswalzen 4 und 5 werden über Spindeln 6 und 7 durch Motore 8 und 9, gegebenenfalls
über zwischengeschaltete Kammgerüste, so angetrieben, daß sie nach dem Schubwalzverfahren,
zweckmäßiger nach einem Misch-Schubwalzverfahren, arbeiten: Hierbei liegt die mittlere
Umfangsgeschwindigkeit einer der Arbeitswalzen mindestens bei der Einlaufgeschwindigkeit
des Stahlbandes 3, während die andere eine Umfangsgeschwindigkeit erhält, die höchstens
die Austrittsgeschwindigkeit des Stahlbandes 3 erreicht. Diese Geschwindigkeitsrelationen
können durch motorischen Betrieb eines der Motore und generatorischem Betrieb des
anderen bewirkt werden; es ist aber auch möglich, mechanische Zwischenbetriebe vorzusehen,
die als Differentialgetriebe ausgebildet sein können.
[0011] An die freien Walzenzapfen 10 und 11 greifen Hydraulikzylinder 12 und 13 an, welche,
gegensinnig beaufschlagt, auch gegen sinnige Verschiebungen der Arbeitswalzen in
Richtung der Pfeile 14 und 15 zu bewirken vermögen. Die den Antrieb bewirkenden Spindeln
6 bzw. 7 sind zweckmäßig, um die Verschiebung aufzunehmen, teleskopartig aufgebaut
oder durchgreifen drehfest und axial verschiebbar Kammwalzen eines Kammwalzgerüstes.
[0012] Ebenso wie die Ständer nicht dargestellt sind, sind es auch die Anstellvorrichtungen,
welche durch Pfeile 16 und 17 dargestellte Anstellkräfte der Arbeitswalzen 4 und
5 bewirken. Weiterhin greifen an die Walzenzapfen respektive an die ebenfalls nicht
dargestellten, diese abstützenden Einbaustücke Biegekräfte an, die durch Pfeile 18
- 20 dargestellt sind, und die positiv und negativ gerichtet sein können.
[0013] Auf das Stahlband 3 sind sowohl auf der Einlauf- als auch in der Auslaufseite Detektoren
21 und 22 gerichtet, welche im dargestellten Fall als optische Sensoren ausgebildet
sind und die Bandoberfläche und damit das Profil erfassen sollen. Der als Block dargestellten
Steuervorrichtung 23 werden von links die Ausgangssignale der Detektoren zugeführt,
auf der oberen Seite werden sie Istwerte der axialen Verschiebung, der Einstellung,
der Anstell- und Biegekräfte sowie der Umfangsgeschwindigkeiten der Arbeitswalzen
zugeführt, während die Regelung dieser Werte für planes bzw. spannungsfreies Stahlband
auf der rechten Seite dargestellt sind: Im Bedarfsfalle werden die Arbeitswalzen
zweckmäßig gegensinnig um gleiche Beträge verschoben, und es werden sowohl die Anstellung
als auch die Biegekräfte sowie die Umfangsgeschwindigkeiten eingestellt. Im Bedarfsfalle
kann durch einen zusätzlichen Eingriff manuell oder durch Datenträger die Bestimmung
eines vorgegebenen Profiles eingeleitet werden.
[0014] Die in der Zeichnung gemachten Angaben dienen nur der Verdeutlichung. So werden zweckmäßig
die Vorrichtungen zum gegensinnigen Verschieben der Arbeitswalzen zusätzlich auf
der Antriebsseite vorgesehen, und das die Arbeitswalzen stützende Gerüst kann, wie
auch die Walzenbiegevorrichtungen, in üblicher und herkömmlicher Weise ausgelegt
werden. Ebenso ist die Erfindung nicht auf das dargestellte Zweiwalzengerüst beschränkt;
der gezeigte geringe Durchmesser der Arbeitswalzen spricht vielmehr für ein Vier-
oder Sechswalzengerüst, obwohl auch Drei- und Fünfwalzengerüste möglich sind. Hierbei
können beliebige dieser Walzen den Spezialballenschliff aufweisen, und die anderen
Walzen können zylindrisch oder schwachballig ausgeführt sein. Es ist aber auch möglich,
beispielsweise vier Walzen mit zweckmäßog sich dann unterscheidenden Spezialschliffen
auszustatten, um noch weitergehende Änderungen des Walzspaltes durch Axialverschiebung
der Walzen vorzusehen.
[0015] In jedem Falle wird durch das Schubwalzen, besser Misch-Schubwalzen, unter Reduktion
des gewalzten Stahlbandes um zweckmäßig mindestens 4% durch die Streckvorgänge in
Verbindung mit der reduzierten Walzkraft mindestens ein Aufreißen, im wesentlichen
jedoch ein Ablösen der Zunderschicht bewirkt, so daß folgende Beizbäder nicht der
Stärke der ursprünglichen Zunderschicht anzupassen sind, sondern wesentlich kürzer
ausgeführt werden können, da nur noch geringe, verbliebene Zunderreste zu entfernen
sind. Damit wird aber auch die Gefahr des Überbeizens bereits freiliegender Metallflächen
ebenso gemindert wie die Regeneration der Beizflüssigkeit und die Entsorgung überschüssiger
Flüssigkeit erleichtert werden. Da die Walzen im gestreckten Lauf entlang der Walzlinie
vom Stahlband durchsetzt werden, ergeben sich auch beim Lauf des Stahlbandes keine
Schwierigkeiten und insbesondere das Einlaufen bzw. der Anstich werden stark vereinfacht.
[0016] Das Aufbrechen des Zunders, insbesondere aber die Ablösung der Zunderschicht kann
unter Beibehaltung des angestrebten Profiles weiter verbessert werden, indem zwei
oder gegebenenfalls mehrere der Gerüste hintereinander angeordnet sind, und eine
gegebenenfalls weitere Verbesserung ist auch durch das Nachordnen von insbesondere
Schleifvorrichtungen möglich.
1. Walzgerüst zum mechanischen Vorentzundern von warm gewalzten Stahlband durch Reduzierwalzen
nach dem Schubwalzverfahren,
dadurch gekennzeichnet,
daß das Gerüst mindestens zwei sich ergänzende, axial gegensinnig verschiebbare Walzen
(4,5) aufweist, deren Ballenoberflächen mit S-förmigen Konturen invers derart ausgeführt
sind, daß diese Konturen in einer bestimmten Axialstellung der Walzen zueinander
sich lückenlos ergänzen, und daß die Arbeitswalzen sich voneinander unterscheidende
mittlere Umfangsgeschwindigkeiten aufweisen.
2. Walzgerüst nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
daß das Stahlband (3) die Arbeitswalzen gestreckt und ohne Umschlingung durchläuft.
3. Walzgerüst nach Anspruch 1 oder 2,
dadurch gekennzeichnet
, daß die mittlere Umfangsgeschwindigkeit einer der Arbeitswalzen höchstens die Auslaufgeschwindigkeit
des Stahlbandes (3) erreicht, und die mittlere Umfangsgeschwindigkeit der anderen
Arbeitswalze mindestens dessen Einlaufgeschwindigkeit.
4. Walzgerüst nach einem der Ansprüche 1 bis 3,
dadurch gekennzeichnet,
daß Walzen (4,5) des Walzgerüstes mit Biegevorrichtungen (18-20) ausgestattet sind.
5. Walzgerüst nach einem der Ansprüche 1 bis 4,
dadurch gekennzeichnet,
daß ihm mindestens ein zweites solches Gerüst vorgeordnet ist.
6. Walzgerüst nach einem der Ansprüche 1 bis 5,
dadurch gekennzeichnet
eine Steuervorrichtung (23) welche die axiale Verschiebung der mit S-förmigen Konturen
ausgestatteten Walzen (4,5) die Walz- und die Biegekräfte (16-20) des bzw. der Gerüste
in Abhängigkeit vom Abtastergebnis von Detektoren (21,22) derart einstellt, daß ein
spannungsfreies Stahlband (3) bzw. ein Stahlband vorgegebenem Profiles bewirkt wird,
und welche sowohl die Reduktion als auch die Walzkraft sowie die Umfangsgeschwindigkeiten
der Arbeitswalzen bestimmt.
7. Walzgerüst nach einem der Ansprüche 1 bis 6,
dadurch gekennzeichnet,
daß es als Zweiwalzengerüst ausgebildet ist und die Arbeitswalzen die S-förmigen
Konturen aufweisen.
8. Walzgerüst nach einem der Ansprüche 1 bis 6,
dadurch gekennzeichnet,
daß es als Mehrwalzen-Gerüst ausgebildet ist.