[0001] Die Erfindung betrifft einen Arbeitsstuhl, insbesondere einen Bürostuhl, mit einem
Sitzträger, einer Sitzplatte, einem Rückenlehnenträger, der entgegen der Kraft einer
Feder nach hinten verschwenkbar ist, und einer Neigungssperre für den Rückenlehnenträger
und/oder die Sitzplatte. Ein solcher Arbeitsstuhl wird in der EP-A-0 00l 846 beschrieben.
Beim bekannten Arbeitsstuhl kann die Rückenlehne feinstufig in verschiedenen Stellungen
durch Betätigung der Neigungsvorrichtung blockiert werden. In diesem blockierten
Zustand ist eine Verschwenkung der Rückenlehne sowohl nach vorn als auch nach hinten
unmöglich. Wird hingegen die Neigungssperre deblockiert, so ist ein pendelndes, dynamisches
Sitzen möglich. Steht nun der Benützer auf, so bewegt sich die Rückenlehne unter der
Wirkung der Feder in ihre vorderste Lage. Wenn sich nun der Benützer wieder in den
Stuhl setzt, so muss er in der Regel, je nach seinem Körperbau, die Rückenlehne wieder
etwas mehr oder weniger nach hinten in die gewöhnte Arbeitsstellung bewegen, um sie
dann in dieser zu arretieren. Dies wird vom Benützer oft als unangenehm empfunden,
besonders dann, wenn er die bequemste Stellung nicht auf den ersten Anhieb erreicht
hat, dies erst nach einiger Zeit merkt und einmal oder sogar mehrmals korrigieren
muss.
[0002] Währenddem beim beschriebenen Arbeitsstuhl nach der EP-A-0 00l 846 die Sperrung
der Neigung durch Bolzen bewirkt wird, welche in eine Lochplatte eingreifen, erfolgt
beispielsweise beim Arbeitsstuhl gemäss der deutschen Patentschrift 27 33 322 die
Sperrung durch eine Gasfeder. Gasfedern haben im Stuhlbau einen grossen Anwendungsbereich
gefunden, weil sie nicht nur als Federn sondern auch als stufenlos blockierbare Vorrichtung
verwendbar sind. Durch Betätigung eines in der Gasfeder eingebauten Ventils kann der
Kolben der Gas feder in jeder beliebigen Stellung hydraulisch blockiert und deblockiert
werden. Auch der Stuhl der deutschen Patentschrift 27 33 322 ermöglicht es daher,
die Rückenlehne in jeder beliebigen Stellung zu blockieren. Wenn die Gasfeder deblockiert
wird, so ist auch ein pendelndes, dynamisches Sitzen möglich. Aber auch bei diesem
Stuhl gelangt beim Aufstehen des Benützers und deblockierter Gasfeder die Rückenlehne
in die vorderste Stellung, was die zuvor in Bezug auf die EP-A- 0 00l 846 beschriebenen
Nachteile zur Folge hat.
[0003] Es ist daher Aufgabe der vorliegenden Erfindung, einen Arbeitsstuhl der eingangs
erwähnten Art zu schaffen, bei dem der Benützer auf einfache Weise die Endstellung
der Rückenlehne festlegen kann, welche diese nach jeder Wippbewegung einnehmen soll.
[0004] Gemäss der Erfindung wird dies dadurch erreicht, dass die Neigungssperre einen verstellbaren
Anschlag aufweist, durch welchen die vorderste Lage des Rückenlehnenträgers entsprechend
den Bedürfnissen des Benützers einstellbar ist. Dies hat den Vorteil, dass der Benützer
des Stuhls nach dem Wippen mit dem Stuhl nicht immer wieder die ihm günstigste Arbeitslage
suchen muss. Der Stuhl kehrt vielmehr nach jedem Wippen automatisch in die einmal
eingestellte Arbeitslage zurück. Die Arbeitslage kann aber durch jeden Benützer beliebig
neu eingestellt werden. Es mag erstaunen, dass trotz der durch den vielfältigen Stand
der Technik demonstrierten Anstrengungen auf dem Gebiet des Stuhlbaus bisher keine
Lösung des geschilderten Problems gefunden wurde. Vermutlich wurde aber das Problem
gar nicht erkannt oder der Aufwand zur Lösung des Problems für zu gross gehalten.
Die vorliegende Erfindung löst jedoch das gestellte Problem mit einem minimalen Aufwand.
[0005] Zweckmässigerweise wird der verstellbare Anschlag zwischen Rückenlehnenträger und
Sitzplatte angeordnet. Dies ergibt eine besonders einfache Konstruktion. Bei einem
Synchronstuhl, bei welchem sich Sitzplatte und Rückenlehnenträger synchron miteinander
bewegen, wäre aber auch eine Anordnung des Anschlages zwischen Sitzplatte und Sitzträger
möglich.
[0006] Vorteilhaft wird der verstellbare Anschlag durch eine Kurve gebildet und unten an
der Sitzplatte ein Rastglied angeordnet, welches an der Kurve anliegt, wenn der Benützer
keine genügende Kraft auf die Rückenlehne ausübt, um den Rückenlehnenträger nach hinten
zu verschwenken. Dies ergibt eine sehr einfache und durch den Benützer leicht bedienbare
Einrichtung. Letzteres ist insbesondere dann der Fall, wenn die Kurve als eine um
eine Achse drehbare Kurvenscheibe ausgebildet ist.
[0007] Die Kurve oder Kurvenscheibe ist zweckmässigerweise mit einer Vielzahl von Zähnen
vorgesehen, in welche das Rastglied einrasten kann. Dadurch wird eine klar definierte
Stellung des Rückenlehnenträgers in der vordersten Lage gesichert.
[0008] Die Kurvenscheibe kann mit einem Stellradsegment verbunden sein, welches durch eine
Oeffnung im Rückenlehnenträger ragt. Dies ermöglicht eine einfache Bedienung durch
den Benützer. Er sitzt in den Stuhl und drückt mit dem Rücken die Rückenlehne in die
von ihm gewünschte Lage und dreht dann am Stellradsegment, bis ein Zahn am Rastglied
anschlägt. Damit ist die gewünschte vordere Lage des Rückenlehnenträgers solange
festgelegt, bis der gleiche oder ein anderer Benützer des Stuhls sie wieder ändern
möchte.
[0009] Vorteilhaft weist das Stellradsegment an jedem Ende einen Anschlagzapfen auf, durch
welchen beim Anschlagen an den Rückenlehnenträger die beiden Endpositionen der Kurvenscheibe
festgelegt werden. Dies ergibt eine besonders einfache Konstruktion des Anschlags,
wobei nur wenige Teile benötigt werden.
[0010] Die Feder, entgegen der Kraft welcher der Rückenlehnenträger nach hinten verschwenkbar
ist, ist vorteilhaft eine Gasfeder, wobei Mittel vorgesehen sind, um die Gasfeder
in jeder beliebigen Stellung zu blockieren. Dies ergibt eine besonders vorteilhafte
Kombination. Wie bereits einleitend erwähnt wurde, kann durch eine Gasfeder zwar der
Rückenlehnenträger in jeder Stellung völlig, also nach vorn und nach hinten, blockiert
werden, aber nach einer Deblockierung muss die gewünschte Arbeitsstellung immer wieder
neu eingestellt werden. Demgegenüber ermöglicht zwar der erfindungsgemässe verstellbare
Anschlag eine genaue Festlegung der Arbeitsstellung, jedoch nicht eine Blockierung
des Rückenlehnenträgers nach hinten. Durch die Kombination von Anschlag und Gasfeder
wird es dem Benützer ermöglicht, einerseits durch den Anschlag die gewünschte Normalarbeitsstellung
festzulegen, andererseits aber den Rückenlehnenträger in jeder Stellung, also auch
in der Normalarbeitsstellung nicht nur nach vorn, sondern auch gegen eine Bewegung
nach hinten zu blockieren. Dazu kommt noch, dass die Gasfeder nicht nur als Blockiervorrichtung
sondern zudem auch noch als Feder wirkt.
[0011] Ein Ausführungsbeispiel der Erfindung wird nun unter Bezugnahme auf die Zeichnung
beschrieben. Es zeigt:
Fig. l einen Arbeitsstuhl mit der Rückenlehne in der vordersten Stellung,
Fig. 2 den Arbeitsstuhl von Fig. l, wobei der Rückenlehnenträger teilweise aufgeschnitten
ist, um den verstellbaren Anschlag zu zeigen, durch den der Rückenlehnenträger in
der gewünschten Arbeitsstellung gehalten wird,
Fig. 3 eine vergrösserte Darstellung der Neigungssperre.
[0012] Der in Figur l dargestellte Arbeitsstuhl besteht im wesentlichen aus dem Fusskreuz
ll, dem Standrohr l3, dem Sitzträger l5, der Sitzplatte l7 mit dem Sitzpolster l9
und dem an der Sitzplatte l7 mittels der Drehachse 2l angelenkten Rückenlehnenträger
23 mit dem Rückenlehnenpolster 25. Es handelt sich dabei um einen sogenannten Synchronstuhl,
bei welchem sich bei einer Neigung der Rückenlehne 25 auch der Sitz l9 neigt, und
zwar etwa halb soviel wie die Rückenlehne 25.
[0013] Wie aus Figur 2 ersichtlich, ist die Sitzplatte l7 mit einer elastischen Verbindungsplatte
27 schwenkbar auf dem Sitzträger l5 gelagert. Wie bereits erwähnt wurde, ist der
Sitzträger l7 mit der Drehachse 2l mit dem Rückenlehnenträger 23 gelenkig verbunden.
Ferner ist auf jeder Seite des im unteren Bereichs schalenförmig ausgebildeten Rückenlehnenträgers
23 ein Verbindungshebel 29 angeordnet, welcher eine gelenkige Verbindung zwischen
dem Sitzträger 25 und dem Rückenlehnenträger 23 darstellt. Die Anlenkung des Verbindungshebels
29 erfolgt über die Drehachsen 3l und 33. Eine Gasfeder 32 ist bei 33 und 35 gelagert
und übt im deblockierten Zustand eine Kraft aus, welche bestrebt ist, die Rückenlehne
25 in die vorderste Lage zu pressen. Aus der Zeichnung nicht ersichtlich ist ein Verstellhebel,
mit dem die Gasfeder blockiert und deblockiert werden kann. Die Gasfeder hat also,
wie dies bei Arbeitsstühlen üblich ist, nicht nur die Funktion einer Feder, sonder
zusätzlich auch die Funktion einer Neigungssperre. Anstelle einer Gasfeder l5 könnte
auch eine mechanische Feder, z.B. eine Schraubenfeder vorgesehen sein, wobei dann
aber eine solche Feder keine Neigungssperre bewirken würde. Es wäre dann aber möglich,
zusätzlich noch eine mechanische Neigungssperre vorzusehen, wie sie beispielsweise
in der eingangs beschriebenen EP-A-0 00l 846 beschrieben wird. Es ist aber gerade
ein Vorteil der vorliegenden Erfindung, dass unter Umständen auch auf eine solche
doppelt wirkende Neigungssperre verzichtet werden kann, weil sie selbst eine einfach
wirkende, also lediglich in einer Richtung wirkende Neigungssperre darstellt.
[0014] Als solche einfach wirkende Neigungssperre dient der in Figur 3 näher dargestellte
Anschlag 37. Dieser Anschlag 37 ist beim gezeigten Ausführungsbeispiel zwischen dem
Rückenlehnenträger 23 und der Sitzplatte l7 angeordnet. Bei einem Synchronstuhl wäre
es aber auch möglich, den Anschlag 37 zwischen der Sitzplatte l7 und dem Sitzträger
l5 anzuordnen. Der verstellbare Anschlag 37 bildet beim gezeigten Ausführungsbeispiel
eine Kurvenscheibe mit einer Vielzahl von Zähnen 39, in welche ein an der Sitzplatte
l7 angeordnetes Rastglied 4l eingreifen kann. Die Kurvenscheibe 37 ist um die Achse
43 drehbar gelagert. Zur Verstellung der Kurvenscheibe 37 dient ein Stellradsegment
45, welches durch eine Oeffnung 47 im Rückenlehnenträger 23 nach aussen ragt. Das
Stellradsegment besitzt auf jeder Seite einen Anschlagzapfen 49, durch welche beim
Anschlagen an den Rückenlehnenträger 23 die beiden Endpositionen der Kurvenscheibe
37 festgelegt werden. Beim gezeigten Ausführungsbeispiel ist die Achse 43 im Rückenlehnenträger
23 gelagert. Der Rückenlehnenträger 23 ist vorteilhaft aus Aluminiumdruckguss gefertigt.
[0015] Um die Rückenlehne 25 in die gewünschte Arbeitslage zu bringen, sitzt der Benützer
in den Stuhl und drückt mit dem Rücken gegen die Rückenlehne 25, bis diese sich in
der von ihm gewünschten Lage befindet. Das Stellradsegment 45 wird dann im Gegenuhrzeigersinn
gedreht, bis ein Zahn 39 am Rastglied 4l anschlägt. Damit ist die gewünschte vordere
Lage des Rückenlehnenträgers 23 festgelegt. Wenn eine Aenderung dieser Lage erwünscht
ist, drückt der Benützer die Rückenlehne 25 weiter nach hinten, so dass das Rastglied
4l von der Kurve 37 abgehoben wird und das Stellradsegment 45 für eine Neueinstellung
freigibt.
[0016] Die vorliegende Erfindung ist besonders vorteilhaft für Synchronstühle, weil sie
die Relativbewegung zwischen Rückenlehnenträger und Sitzplatte oder Sitzplatte und
Sitzträger für eine einfache und billige Konstruktion ausnützen kann. Die Erfindung
ist aber nicht auf Synchronstühle begrenzt.
[0017] Es sind auch verschiedene Abweichungen vom gezeigten Ausführungsbeispiel möglich.
So könnte z.B. anstelle einer drehbaren Kurvenscheibe auch ein verschiebbarer Keil
verwendet werden.
1. Arbeitsstuhl, insbesondere Bürostuhl, mit einem Sitzträger (l7), einer entgegen
der Kraft einer Feder (l5) nach hinten verschwenkbaren Rückenlehne (25) und einer
Neigungssperre für einen Träger (23) der Rückenlehne oder der Sitzplatte (l7), dadurch
gekennzeichnet, dass die Neigungssperre einen verstellbaren Anschlag (37) aufweist,
durch welchen die vorderste Lage des Rückenlehnenträgers (23) entsprechend den Bedürfnissen
des Benützers einstellbar ist.
2. Arbeitsstuhl nach Anspruch l, dadurch gekennzeichnet, dass der verstellbare Anschlag
(37) zwischen Rückenlehnenträger (23) und Sitzplatte (l7) angeordnet ist.
3. Arbeitsstuhl nach Anspruch l, dadurch gekennzeichnet, dass der verstellbare Anschlag
(37) zwischen Sitzplatte (l7) und Sitzträger (l5) angeordnet ist.
4. Arbeitsstuhl nach einem der Ansprüche l bis 3, dadurch gekennzeichnet, dass der
verstellbare Anschlag 37 durch eine Kurve gebildet wird, und dass unten an der Sitzplatte
(l7) ein Rastglied (4l) angeordnet ist, welches an der Kurve anliegt, wenn der Benützer
keine genügende Kraft auf die Rückenlehne (25) ausübt, um den Rückenlehnenträger (23)
nach hinten zu verschwenken.
5. Arbeitsstuhl nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, dass die Kurve als eine um
eine Achse (43) drehbare Kurvenscheibe (47) ausgebildet ist.
6. Arbeitsstuhl nach Anspruch 4 oder 5, dadurch gekennzeichnet, dass die Kurve oder
Kurvenscheibe (37) mit einer Vielzahl von Zähnen (39) versehen ist, in welche das
Rastglied (4l) einrasten kann.
7. Arbeitsstuhl nach Anspruch 5 oder 6, dadurch gekennzeichnet, dass die Kurvenscheibe
(37) mit einem Stellradsegment (45) verbunden ist, welches durch eine Oeffnung (47)
im Rückenlehnenträger (23) ragt.
8. Arbeitsstuhl nach Anspruch 7, dadurch gekennzeichnet, dass das Stellradsegment
(45) an jedem Ende einen Anschlagzapfen (49) aufweist, durch welche beim Anschlagen
an den Rückenlehnenträger (23) die beiden Endpositionen der Kurvenscheibe (37) festgelegt
werden.
9. Arbeitsstuhl nach einem der Ansprüche l bis 8, dadurch gekennzeichnet, dass die
Feder (32), entgegen der Kraft welcher der Rückenlehnenträger (23) nach hinten verschwenkbar
ist, eine Gasfeder ist, und dass Mittel vorgesehen sind, um die Gasfeder in jeder
beliebigen Stellung zu blockieren.
l0. Arbeitsstuhl nach einem der Ansprüche l bis 9, dadurch gekennzeichnet, dass ein
Synchronmechanismus (2l, 29) vorgesehen ist, um Rückenlehnenträger (23) und Sitzplatte
(l7) relativ zueinander zu bewegen.