(19)
(11) EP 0 229 358 A2

(12) EUROPÄISCHE PATENTANMELDUNG

(43) Veröffentlichungstag:
22.07.1987  Patentblatt  1987/30

(21) Anmeldenummer: 86117702.0

(22) Anmeldetag:  18.12.1986
(51) Internationale Patentklassifikation (IPC)4B41M 7/02, B41N 10/02
(84) Benannte Vertragsstaaten:
AT CH FR GB IT LI NL SE

(30) Priorität: 15.01.1986 DE 3600918

(71) Anmelder: M.A.N.-ROLAND Druckmaschinen Aktiengesellschaft
63012 Offenbach (DE)

(72) Erfinder:
  • Schubert, Johannes M.
    D-6451 Mainhausen 1 (DE)

(74) Vertreter: Marek, Joachim, Dipl.-Ing. 
c/o MAN Roland Druckmaschinen AG Patentabteilung/FTB S, Postfach 10 12 64
63012 Offenbach
63012 Offenbach (DE)


(56) Entgegenhaltungen: : 
   
       


    (54) Verfahren zum Herstellen eines ausgesparten Gummituches


    (57) Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum Herstellen eines Gummituches (Lacktuches)
    Um anstelle eines Farbabklatsches vorab die vom Lack­auftrag freizuhaltenden Stellen auf einem Gummituch für ausgesparte Inline-Lackierung in Rotationsdruckmaschinen lokalisieren zu können, werden die freizuhaltenden Stellen auf ein auf eine Trägerplatte aufgeklebtes Gummituch nach einer auf dessen Oberflächeneigenschaften abgestimmten chemisch-physikalischen Vorbehandlung mittels Anhaltskopie übertragen. Geeignet sind neben durch Bichromat sensibi­lisierten Polyvinylalkohol-Kopierschichten auch soge­nannte Wipe-on-Kopierschichten, die durch Diazosalze sensibilisiert sind, wobei auf ein derart vorbehandeltes Gummituch eine positive oder negative Vorlage in an sich bekannter Weise in direktem Kontakt kopiert wird. Die vom Lackauftrag frei zu haltenden Stellen können somit vorab durch Ausschneiden der obersten Gummituchschicht gebildet werden.


    Beschreibung


    [0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum Herstellen eines Gummituches für Inline-Lackierungen mit Disper­sionslack auf wässriger Basis oder in Verbindung mit UV-Lack resistenten Gummitüchern auch zum Auftrag von niedrig viskosem UV-Lack in Rotationsdruckmaschinen nach dem Oberbegriff des ersten Patentanspruchs.

    [0002] Beim Inline-Lackieren (Farbe-Lack, naß-in-naß) ist es manchmal erforderlich, Klebelaschen, Stempelfelder und ähnliches frei vom Lackauftrag zu halten. ln diesen Fällen wird die oberste Gummischicht des auf einem Form­zylinder aufgespannten Gummituches (Lacktuches) ent­sprechend der Lage und Größe der auszusparenden Flächen eingeschnitten und abgezogen. Bei genauen Arbeiten wird die Lage der nicht zu lackierenden, d.h. auszuschneiden­den Partien des zum Lackieren eingesetzten Gummituches so bestimmt, daß ein Farbabklatsch der die Anhaltslinien liefernden Farbform, übertragen durch den Bedruckstoff, durch Abdruck auf das trockene Gummituch (Lacktuch) auf­gebracht wird. Das Ausschneiden der entsprechenden Stellen in der Maschine ist zeitaufwendig und verlängert die Rüstzeit. Auch das Ausspannen des Gummituches, nach­dem es den Farbabklatsch erhalten hat, um es zeitlich parallel zum kompletten Einrichten der Farbformen der inline-laufenden Druckmaschine auszuschneiden, ist, weil es erneut eingespannt werden muß, immer noch zeitaufwendig und vor allen Dingen nicht vorab zu erledigen.

    [0003] Aufgabe der Erfindung ist es, ein Verfahren zu finden, mit dem anstelle des Farbabklatsches vorab die vom Lackauftrag freizuhaltenden Stellen auf einem Gummituch lokalisierbar sind.

    [0004] Gelöst wird diese Aufgabe nach dem Kennzeichen des ersten Patentanspruchs.

    [0005] Weiterbildungen ergeben sich aus den Unteransprüchen und der Beschreibung.

    [0006] Der Vorteil der Erfindung besteht darin, daß Rüstzeiten gesenkt werden, weil die nicht zu lackierenden Stellen in rationaler Weise vorab auf kopiermäßigem Wege auf dem Gummituch (Lacktuch) lokalisierbar sind, was bisher nicht möglich war. Damit wurde erstmalig ein Anhaltskopier­verfahren auf Offset-Gummituch gefunden. Außerdem können an Formzylindern mit Lackiermöglichkeiten in Verbindung mit einer Doppelzweckspannschiene zum wahlweisen Spannen eines Gummituches oder einer Druckplatte mit einem oder mehreren körperselbstklebenden Gummitüchern auch Druckplatten eingespannt und damit eine ausgesparte Inline-Lackierung ausgeführt werden.

    [0007] Nachstehend wird die Erfindung an einem Ausführungsbei­spiel näher erläutert.

    [0008] Bei der Herstellung einer Anhaltskopie auf Offset-Gummi­tüchern wird die folgt vorgegangen. Nach einer besonders auf die Oberflächeneigenschaften eines Offset-Gummi­tuches abgestimmten chemisch-physikalischen Vorbehandlung wird eine speziell dafür ausgesuchte durch Chromierung sensibilisierte Polyvinylalkohol-Kopierschicht aufge­schleudert, aufgegossen oder aufgewischt. Das Verhältnis beträgt ca. 40 cm³ Chromierung auf ca. 1.000 cm³-Schicht. Die chromierte Kopierschicht wird durch ein weiches Papier­filter filtriert, um die beim Einmischen (Schütteln) ent­standenen Blasen zu entfernen. Die Oberfläche eines neuen selbstklebenden Gummituches,welches auf eine Alu-­Offsetplatte aufgezogen ist, wird mit Schlämmkreide und wenig Wasser mittels Plüschtampon oder einer sehr weichen Bürste in kleinen kreisförmigen Bewegungen intensiv bearbeitet. Anschließend wird mit viel Wasser gespült.

    [0009] Gummitücher, die bisher zum Drucken bereits eingesetzt wurden und nun zum Lackieren verwendet werden sollen, können mit Kleber oder doppelseitig klebenden Material auf Alu-Offsetplatten aufgezogen werden. Der Klebstoff darf nicht durch Wasser anlösbar sein. Bereits vor dem Aufziehen ist die Gummituchoberfläche mit Lösemittel-­Reinigern fettfrei zu machen, und Farbreste und ähn­liches sind zu entfernen. Stößt die Gummituchoberfläche des aufgezogenen Tuches Wasser perlig ab, so wird vor der Reinigung mit Schlämmkreide eine ca. 10%ige Phosporsäurelösung aufgebracht, die ungefähr 2 Minuten einwirken soll. Anschließend ist wieder mit Wasser klar zu spülen.

    [0010] Die Präparation der gutgereinigten Gummituchoberflächen mit den sensibilisierten Kopierschichten kann auf ver­schiedene Art erfolgen.

    1.) Aufschleudern der Kopierschicht bei 100 bis 150 Um­drehungen in der Minute auf eine nasse Gummituch­oberfläche und anschließende Trocknung, Kopier­schicht und Gummituch sollen dabei nicht wärmer als 50°C werden.

    2.) Aufgießen der Kopierschicht auf eine schräggestellte nasse Gummituchoberfläche, wobei der Überschuß ab­laufen kann. Anschließend erfolgt Trocknung mit Warmluft wie oben.

    3.) Aufbringen einer Kopierschicht mit einem weichen Schwamm auf die nach der Reinigung getrocknete Gummituchoberfläche, diese Schicht muß ebenfalls anschließend wie oben gut getrocknet werden.



    [0011] Ein weicher, kaum feuchter Viskoseschwamm soll aus­schließlich für das Auftragen der Kopierschichten ver­wendet werden. Beim Auftragen der Kopierschichten mit dem Schwamm lassen sich Wischspuren nicht vermeiden. Diese sind jedoch ohne Bedeutung für eine Anhaltskopie.

    [0012] Nach der Belichtung, die sowohl mit einem Positiv als auch mit einem Negativ vorgenommen werden kann, wird entweder mit Wasser entwickelt und anschließend einge­färbt oder auch direkt mit einem Farbstoffkonzentrat passend zur Kopierschicht, entwickelt, anschließend klar gespült und getrocknet. Je nach dem ob ein Positiv oder ein Negativ verwendet wird, stellt sich ein auszu­schneidender Klebestreifen z.B. als gehärtete, gefärbe Schicht oder als ausentwickelte Partie dar.

    [0013] Belichtungsbeispiel: 5.000 Watt Metall-Halogenid-Lampe, Abstand 1 m, ca. 90 Sek., je nach Farbe der Gummituch­oberfläche.

    [0014] Allgemein gilt, daß ca. das doppelte der Lichtmenge, die zur Belichtung einer vorbeschichteten Positivplatte für Offset benötigt würde, verwendet wird.

    [0015] Bei den Polyvinylalkohol-Kopierschichten handelt es sich um ungefärbte Schichten, so daß der Farbumschlag durch die Belichtung nicht sehr groß ist. Auch der Einsatz bereits vor dem Beschichten angefärbter Schichten bringt wegen der kräftigen Eigenfarbe des Untergrundes keinen gut sichtbaren Kontrast.

    [0016] Es gibt zwei Methoden, die gehärtete Schicht einzufärben:

    1.) Entwickeln mit einem Wasserstrahl (Brause) bis die ungehärtete Schicht restlos entfernt ist. Ablaufen­lassen des Wassers und Nachgießen mit Farbbad-Kon­zentrat (Einwirkungsdauer ca. 1 bis 2 Minuten), anschließend mit Wasser klarspülen und trocknen.

    2.) Nach dem Belichten reichlich Farbbad-Konzentrat direkt unverdünnt aufgießen und mit dem Wattebausch oder weichem Tampon über die gesamte Oberfläche ver­teilen, ca. 1 bis 2 Minuten einwirken lassen, an­schließend mit wasser klarspülen und trocknen.



    [0017] Nur geschleuderte oder gegossene Kopierschichten ergeben eine sehr gleichmäßige Einfärbung. Aufgewischte Kopier­schichten werden auch nach dem Einfärben noch etwas streifig aussehen, sind aber für den vorgesehenen Zweck einer Anhaltskopie zum Ausschneiden lackfreier Klebe­laschen vollauf ausreichend.

    [0018] Zum Kopieren kann das Gummituch entweder auf eine Alu­Druckplatte d.h. also einen Metallträger mittels Kleb­stoff oder beidseitig klebender Folie aufgezogen werden oder es können auch ein käuflich zu erwerbendes selbst­klebendes Gummituch oder mehrere Teilstücke direkt auf eine geeignete Trägerplatte geklebt werden.

    [0019] Geeignet ist auch das Beschichten und Kopieren auf ein mit der gleichen Kraft gespanntes Gummituch, wie sie zum Spannen eines Gummituches auf einem Gummituchzylinder benötigt wird.

    [0020] Ferner können bei der Beschichtung auf ein flachliegendes, weder gespanntes noch aufgeklebtes Gummituch Kopiervor­lagen verwendet werden, die in Druckumfangsrichtung, d.h. Laufrichtung des Bedruckstoffes durch die Druckma­schine, um soviel Prozent in der Umfangsrichtung ver­kleinert wurden, wie die Dehnung des zum Lackieren ver­wendeten Gummituches beim Aufspannen auf den Zylinder beträgt, je nach Gummituchtyp ca. zwischen 1 bis 3 %.

    [0021] Welche der hier geschilderten Methoden zur Lokalisierung der auszuschneidenden, nicht mit zu lackierenden Stellen eingesetzt wird, hängt weitgehend von der vorhandenen Spannvorrichtung des zum Lackieren eingesetzten Form­zylinders ab.

    [0022] Geeignet sind auch sogenannte Wipe-on-Kopierschichten. Diese Kopierschichten werden nur mit einem Schwamm auf die gereinigte, trockene Oberfläche aufgewischt, sie werden nicht geschleudert oder gegossen. Die Wipe-on-­Kopierschicht arbeitet mit Diazosalzen und nicht mit Bichromat als lichtempfindlichen Bestandteil.

    [0023] Für die Kopiervorlagen gilt das bisher erwähnre in gleicher Weise . Zur Entwicklung der belichteten Schicht wird ein Lackentwickler eingesetzt. Wipe-on-Kopierschichten bzw. Lackentwickler sind z.B. unter "Neganol-Verfahren" bekannt geworden. Auch mit diesem Kopierprozeß ist eine Anhaltskopie auf Gummituchoberflächen möglich.


    Ansprüche

    1.) Verfahren zum Herstellen eines Gummituches für Inline-Lackierung mit Dispersionslacken auf wässriger Basis oder in Verbindung mit UV-Lack resistenten Gummitüchern auch zum Auftrag von niedrigviskosem UV-Lack in Rotationsdruckmaschinen, bei dem vom Lackauftrag frei zu haltende Stellen durch Ausschneiden der obersten Gummituchschicht gebildet werden,
    dadurch gekennzeichnet,
    daß die freizuhaltenden Stellen auf ein auf eine Trägerplatte, insbesondere Druckplatte aufgeklebtes Gummituch nach einer auf dessen Oberflächeneigen­schaften abgestimmten chemisch-physikalischen Vor­behandlung mittels Anhaltskopie übertragen werden.
     
    2.) Verfahren nach Anspruch 1,
    dadurch gekennzeichnet,
    daß vorzugsweise nach einer intensiven Behandlung der gesamten gereinigten Oberfläche mittels Schlämm­kreide und wenig Wasser, zunächst eine durch Bichromat sensibilisierte Polyvinylalkohol-Kopierschicht auf­ getragen wird und anschließend auf ein derart vor­behandeltes Gummituch eine positive oder negative Vorlage in an sich bekannter Weise in direktem Kontakt kopiert wird.
     
    3.) Verfahren nach Anspruch 1 und 2,
    dadurch gekennzeichnet,
    daß der Anteil von Bichromat in der Polyvinylakohol-­Kopierschicht vorzugsweise 4 Volumenprozent beträgt.
     
    4.) Verfahren nach Anspruch 1,
    dadurch gekennzeichnet,
    daß auf eine gereinigte trockene Oberfläche zunächst eine durch Diazosalze sensibilisierte Kopierschicht, sogenannte Wipe-on-Kopierschicht, aufgetragen wird.
     
    5.) Verfahren nach Anspruch 1 bis 4,
    dadurch gekennzeichnet, daß die sensibilisierten Kopierschichten auf ein mit der gleichen Kraft gespanntes Gummituch, wie diese zum Spannen eines Gummituches auf einem Formzylinder mit Lackiermöglichkeit benötigt wird, aufgebracht und in diesem Zustand belichtet werden.
     
    6.) Verfahren nach Anspruch 1 bis 4,
    dadurch gekennzeichnet,
    daß die sensibilisierten Kopierschichten auf ein flach liegendes, weder gespanntes noch aufgeklebtes Gummituch aufgebracht werden und Kopiervorlagen ver­wendet werden, die in Druckumfangsrichtung, d.h. in Laufrichtung des Bedruckstoffes durch die Druck­maschine, um soviel Prozent in der Umfangsrichtung verkleinert sind, wie die Dehnung des zum Lackieren verwendeten Gummituches beim Aufspannen auf den Zylinder beträgt.