[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum Herstellen eines Gummituches für Inline-Lackierungen
mit Dispersionslack auf wässriger Basis oder in Verbindung mit UV-Lack resistenten
Gummitüchern auch zum Auftrag von niedrig viskosem UV-Lack in Rotationsdruckmaschinen
nach dem Oberbegriff des ersten Patentanspruchs.
[0002] Beim Inline-Lackieren (Farbe-Lack, naß-in-naß) ist es manchmal erforderlich, Klebelaschen,
Stempelfelder und ähnliches frei vom Lackauftrag zu halten. ln diesen Fällen wird
die oberste Gummischicht des auf einem Formzylinder aufgespannten Gummituches (Lacktuches)
entsprechend der Lage und Größe der auszusparenden Flächen eingeschnitten und abgezogen.
Bei genauen Arbeiten wird die Lage der nicht zu lackierenden, d.h. auszuschneidenden
Partien des zum Lackieren eingesetzten Gummituches so bestimmt, daß ein Farbabklatsch
der die Anhaltslinien liefernden Farbform, übertragen durch den Bedruckstoff, durch
Abdruck auf das trockene Gummituch (Lacktuch) aufgebracht wird. Das Ausschneiden
der entsprechenden Stellen in der Maschine ist zeitaufwendig und verlängert die Rüstzeit.
Auch das Ausspannen des Gummituches, nachdem es den Farbabklatsch erhalten hat, um
es zeitlich parallel zum kompletten Einrichten der Farbformen der inline-laufenden
Druckmaschine auszuschneiden, ist, weil es erneut eingespannt werden muß, immer noch
zeitaufwendig und vor allen Dingen nicht vorab zu erledigen.
[0003] Aufgabe der Erfindung ist es, ein Verfahren zu finden, mit dem anstelle des Farbabklatsches
vorab die vom Lackauftrag freizuhaltenden Stellen auf einem Gummituch lokalisierbar
sind.
[0004] Gelöst wird diese Aufgabe nach dem Kennzeichen des ersten Patentanspruchs.
[0005] Weiterbildungen ergeben sich aus den Unteransprüchen und der Beschreibung.
[0006] Der Vorteil der Erfindung besteht darin, daß Rüstzeiten gesenkt werden, weil die
nicht zu lackierenden Stellen in rationaler Weise vorab auf kopiermäßigem Wege auf
dem Gummituch (Lacktuch) lokalisierbar sind, was bisher nicht möglich war. Damit wurde
erstmalig ein Anhaltskopierverfahren auf Offset-Gummituch gefunden. Außerdem können
an Formzylindern mit Lackiermöglichkeiten in Verbindung mit einer Doppelzweckspannschiene
zum wahlweisen Spannen eines Gummituches oder einer Druckplatte mit einem oder mehreren
körperselbstklebenden Gummitüchern auch Druckplatten eingespannt und damit eine ausgesparte
Inline-Lackierung ausgeführt werden.
[0007] Nachstehend wird die Erfindung an einem Ausführungsbeispiel näher erläutert.
[0008] Bei der Herstellung einer Anhaltskopie auf Offset-Gummitüchern wird die folgt vorgegangen.
Nach einer besonders auf die Oberflächeneigenschaften eines Offset-Gummituches abgestimmten
chemisch-physikalischen Vorbehandlung wird eine speziell dafür ausgesuchte durch Chromierung
sensibilisierte Polyvinylalkohol-Kopierschicht aufgeschleudert, aufgegossen oder
aufgewischt. Das Verhältnis beträgt ca. 40 cm³ Chromierung auf ca. 1.000 cm³-Schicht.
Die chromierte Kopierschicht wird durch ein weiches Papierfilter filtriert, um die
beim Einmischen (Schütteln) entstandenen Blasen zu entfernen. Die Oberfläche eines
neuen selbstklebenden Gummituches,welches auf eine Alu-Offsetplatte aufgezogen ist,
wird mit Schlämmkreide und wenig Wasser mittels Plüschtampon oder einer sehr weichen
Bürste in kleinen kreisförmigen Bewegungen intensiv bearbeitet. Anschließend wird
mit viel Wasser gespült.
[0009] Gummitücher, die bisher zum Drucken bereits eingesetzt wurden und nun zum Lackieren
verwendet werden sollen, können mit Kleber oder doppelseitig klebenden Material auf
Alu-Offsetplatten aufgezogen werden. Der Klebstoff darf nicht durch Wasser anlösbar
sein. Bereits vor dem Aufziehen ist die Gummituchoberfläche mit Lösemittel-Reinigern
fettfrei zu machen, und Farbreste und ähnliches sind zu entfernen. Stößt die Gummituchoberfläche
des aufgezogenen Tuches Wasser perlig ab, so wird vor der Reinigung mit Schlämmkreide
eine ca. 10%ige Phosporsäurelösung aufgebracht, die ungefähr 2 Minuten einwirken soll.
Anschließend ist wieder mit Wasser klar zu spülen.
[0010] Die Präparation der gutgereinigten Gummituchoberflächen mit den sensibilisierten
Kopierschichten kann auf verschiedene Art erfolgen.
1.) Aufschleudern der Kopierschicht bei 100 bis 150 Umdrehungen in der Minute auf
eine nasse Gummituchoberfläche und anschließende Trocknung, Kopierschicht und Gummituch
sollen dabei nicht wärmer als 50°C werden.
2.) Aufgießen der Kopierschicht auf eine schräggestellte nasse Gummituchoberfläche,
wobei der Überschuß ablaufen kann. Anschließend erfolgt Trocknung mit Warmluft wie
oben.
3.) Aufbringen einer Kopierschicht mit einem weichen Schwamm auf die nach der Reinigung
getrocknete Gummituchoberfläche, diese Schicht muß ebenfalls anschließend wie oben
gut getrocknet werden.
[0011] Ein weicher, kaum feuchter Viskoseschwamm soll ausschließlich für das Auftragen
der Kopierschichten verwendet werden. Beim Auftragen der Kopierschichten mit dem
Schwamm lassen sich Wischspuren nicht vermeiden. Diese sind jedoch ohne Bedeutung
für eine Anhaltskopie.
[0012] Nach der Belichtung, die sowohl mit einem Positiv als auch mit einem Negativ vorgenommen
werden kann, wird entweder mit Wasser entwickelt und anschließend eingefärbt oder
auch direkt mit einem Farbstoffkonzentrat passend zur Kopierschicht, entwickelt, anschließend
klar gespült und getrocknet. Je nach dem ob ein Positiv oder ein Negativ verwendet
wird, stellt sich ein auszuschneidender Klebestreifen z.B. als gehärtete, gefärbe
Schicht oder als ausentwickelte Partie dar.
[0013] Belichtungsbeispiel: 5.000 Watt Metall-Halogenid-Lampe, Abstand 1 m, ca. 90 Sek.,
je nach Farbe der Gummituchoberfläche.
[0014] Allgemein gilt, daß ca. das doppelte der Lichtmenge, die zur Belichtung einer vorbeschichteten
Positivplatte für Offset benötigt würde, verwendet wird.
[0015] Bei den Polyvinylalkohol-Kopierschichten handelt es sich um ungefärbte Schichten,
so daß der Farbumschlag durch die Belichtung nicht sehr groß ist. Auch der Einsatz
bereits vor dem Beschichten angefärbter Schichten bringt wegen der kräftigen Eigenfarbe
des Untergrundes keinen gut sichtbaren Kontrast.
[0016] Es gibt zwei Methoden, die gehärtete Schicht einzufärben:
1.) Entwickeln mit einem Wasserstrahl (Brause) bis die ungehärtete Schicht restlos
entfernt ist. Ablaufenlassen des Wassers und Nachgießen mit Farbbad-Konzentrat (Einwirkungsdauer
ca. 1 bis 2 Minuten), anschließend mit Wasser klarspülen und trocknen.
2.) Nach dem Belichten reichlich Farbbad-Konzentrat direkt unverdünnt aufgießen und
mit dem Wattebausch oder weichem Tampon über die gesamte Oberfläche verteilen, ca.
1 bis 2 Minuten einwirken lassen, anschließend mit wasser klarspülen und trocknen.
[0017] Nur geschleuderte oder gegossene Kopierschichten ergeben eine sehr gleichmäßige Einfärbung.
Aufgewischte Kopierschichten werden auch nach dem Einfärben noch etwas streifig aussehen,
sind aber für den vorgesehenen Zweck einer Anhaltskopie zum Ausschneiden lackfreier
Klebelaschen vollauf ausreichend.
[0018] Zum Kopieren kann das Gummituch entweder auf eine AluDruckplatte d.h. also einen
Metallträger mittels Klebstoff oder beidseitig klebender Folie aufgezogen werden
oder es können auch ein käuflich zu erwerbendes selbstklebendes Gummituch oder mehrere
Teilstücke direkt auf eine geeignete Trägerplatte geklebt werden.
[0019] Geeignet ist auch das Beschichten und Kopieren auf ein mit der gleichen Kraft gespanntes
Gummituch, wie sie zum Spannen eines Gummituches auf einem Gummituchzylinder benötigt
wird.
[0020] Ferner können bei der Beschichtung auf ein flachliegendes, weder gespanntes noch
aufgeklebtes Gummituch Kopiervorlagen verwendet werden, die in Druckumfangsrichtung,
d.h. Laufrichtung des Bedruckstoffes durch die Druckmaschine, um soviel Prozent in
der Umfangsrichtung verkleinert wurden, wie die Dehnung des zum Lackieren verwendeten
Gummituches beim Aufspannen auf den Zylinder beträgt, je nach Gummituchtyp ca. zwischen
1 bis 3 %.
[0021] Welche der hier geschilderten Methoden zur Lokalisierung der auszuschneidenden, nicht
mit zu lackierenden Stellen eingesetzt wird, hängt weitgehend von der vorhandenen
Spannvorrichtung des zum Lackieren eingesetzten Formzylinders ab.
[0022] Geeignet sind auch sogenannte Wipe-on-Kopierschichten. Diese Kopierschichten werden
nur mit einem Schwamm auf die gereinigte, trockene Oberfläche aufgewischt, sie werden
nicht geschleudert oder gegossen. Die Wipe-on-Kopierschicht arbeitet mit Diazosalzen
und nicht mit Bichromat als lichtempfindlichen Bestandteil.
[0023] Für die Kopiervorlagen gilt das bisher erwähnre in gleicher Weise . Zur Entwicklung
der belichteten Schicht wird ein Lackentwickler eingesetzt. Wipe-on-Kopierschichten
bzw. Lackentwickler sind z.B. unter "Neganol-Verfahren" bekannt geworden. Auch mit
diesem Kopierprozeß ist eine Anhaltskopie auf Gummituchoberflächen möglich.
1.) Verfahren zum Herstellen eines Gummituches für Inline-Lackierung mit Dispersionslacken
auf wässriger Basis oder in Verbindung mit UV-Lack resistenten Gummitüchern auch zum
Auftrag von niedrigviskosem UV-Lack in Rotationsdruckmaschinen, bei dem vom Lackauftrag
frei zu haltende Stellen durch Ausschneiden der obersten Gummituchschicht gebildet
werden,
dadurch gekennzeichnet,
daß die freizuhaltenden Stellen auf ein auf eine Trägerplatte, insbesondere Druckplatte
aufgeklebtes Gummituch nach einer auf dessen Oberflächeneigenschaften abgestimmten
chemisch-physikalischen Vorbehandlung mittels Anhaltskopie übertragen werden.
2.) Verfahren nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
daß vorzugsweise nach einer intensiven Behandlung der gesamten gereinigten Oberfläche
mittels Schlämmkreide und wenig Wasser, zunächst eine durch Bichromat sensibilisierte
Polyvinylalkohol-Kopierschicht auf getragen wird und anschließend auf ein derart
vorbehandeltes Gummituch eine positive oder negative Vorlage in an sich bekannter
Weise in direktem Kontakt kopiert wird.
3.) Verfahren nach Anspruch 1 und 2,
dadurch gekennzeichnet,
daß der Anteil von Bichromat in der Polyvinylakohol-Kopierschicht vorzugsweise 4
Volumenprozent beträgt.
4.) Verfahren nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
daß auf eine gereinigte trockene Oberfläche zunächst eine durch Diazosalze sensibilisierte
Kopierschicht, sogenannte Wipe-on-Kopierschicht, aufgetragen wird.
5.) Verfahren nach Anspruch 1 bis 4,
dadurch gekennzeichnet, daß die sensibilisierten Kopierschichten auf ein mit der gleichen Kraft gespanntes
Gummituch, wie diese zum Spannen eines Gummituches auf einem Formzylinder mit Lackiermöglichkeit
benötigt wird, aufgebracht und in diesem Zustand belichtet werden.
6.) Verfahren nach Anspruch 1 bis 4,
dadurch gekennzeichnet,
daß die sensibilisierten Kopierschichten auf ein flach liegendes, weder gespanntes
noch aufgeklebtes Gummituch aufgebracht werden und Kopiervorlagen verwendet werden,
die in Druckumfangsrichtung, d.h. in Laufrichtung des Bedruckstoffes durch die Druckmaschine,
um soviel Prozent in der Umfangsrichtung verkleinert sind, wie die Dehnung des zum
Lackieren verwendeten Gummituches beim Aufspannen auf den Zylinder beträgt.