(19)
(11) EP 0 230 888 A2

(12) EUROPÄISCHE PATENTANMELDUNG

(43) Veröffentlichungstag:
05.08.1987  Patentblatt  1987/32

(21) Anmeldenummer: 87100239.0

(22) Anmeldetag:  10.01.1987
(51) Internationale Patentklassifikation (IPC)4A61G 3/02, B61D 19/02
(84) Benannte Vertragsstaaten:
AT BE CH DE FR GB IT LI NL

(30) Priorität: 22.01.1986 DE 3601719

(71) Anmelder: DUEWAG AKTIENGESELLSCHAFT
D-47829 Krefeld (DE)

(72) Erfinder:
  • Brand, Werner
    D-5090 Leverkusen 31 (DE)


(56) Entgegenhaltungen: : 
   
       


    (54) Fahrzeug zur Personenbeförderung, insbesondere Stadtbahnwagen oder Omnibus


    (57) Bei einem Fahrzeug zur Personenbeförderung, insbesondere Stadtbahnwagen oder Ombibus, ist ein Fußboden (3) eines Fahrgastraumes (4) über Türen (1) und meist mehrstufige Einstiege (2) zugänglich. Für eine leichtere Beförderung von behinderten Fahrgästen ist hinter mindestens einer Tür (1a) eine Fahrgastkammer (6) angeordnet, deren Plattform (5) gegenüber dem Fußboden (3) des Fahrgastraumes (4) in der Höhe abgesenkt und stufenlos erreichbar ist (Fig. 2).




    Beschreibung


    [0001] Die Erfindung betrifft ein Fahrzeug zur Personenbeförderung, insbesondere Stadtbahnwagen oder Omnibus, mit einem über Türen und meist mehrstufige Einstiege zugänglichen Fußboden eines Fahrgastraumes.

    [0002] Bei Stadtbahnwagen liegt der Fußboden des Fahrgastraumes in der Regel in einer Höhe von 800-900 mm über Schienenoberkante/Fahrbahnniveau (siehe z.B. die Zeitschrift "Der Stadtverkehr" Heft 8/1976 Seiten 283-285). Bei einer solchen Fußbodenhöhe ergeben sich unter Anordnung eines 4stufigen Einstieges Auftritthöhen von jeweils ca. 200 mm, die für die meisten Fahrgäste bequem sind. Für behinderte Fahrgäste - beispielsweise Personen in Rollstühlen, mit Gehstöcken oder mit Kinderwagen - ist der Zugang zum Fahrgastraum mitunter schwierig.

    [0003] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ein Fahrzeug der gattungsgemäßen Art auf möglichst einfache Weise für die Beförderung von behinderten Fahrgästen zu verbessern.

    [0004] Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß dadurch gelöst, daß hinter mindestens einer Tür eine gegenüber dem Fußboden des Fahrgastraumes in der Höhe abgesenkte, stufenlos erreichbare Plattform einer für die Beförderung von behinderten Fahrgästen vorgesehenen Fahrgastkammer angeordnet ist.

    [0005] Um die Fahrgastkammer auch bei Höhenunterschieden zwischen der Plattform und einem Bahnsteig stufenlos erreichen zu können, ist nach einer Ausführungsform der Erfindung vorgesehen, daß die Plattform der Fahrgastkammer in ihrem der Tür zugewandten Bereich eine abklappbare Rampe aufweist. In abgeklappter Stellung stützt sich die Rampe auf dem Bahnsteig ab.

    [0006] Gemäß einer ergänzenden Ausgestaltung der Erfindung bildet die Rampe der Plattform in hochgeklappter Stellung einen Teil der Tür. Dadurch ergeben sich ein besonders kurzer Weg zwischen den beiden Stellungen der Rampe und die rationelle Möglichkeit, für die restliche Tür des Fahrgastraumes und die anderen Türen des Fahrzeuges von den Abmessungen her gleiche Türblätter zu verwenden.

    [0007] Alternativ oder zusätzlich zu der vorbezeichneten abklappbaren Rampe besteht eine nächste Ausführungsform der Erfindung darin, daß die Plattform der Fahrgastkammer um eine in Fahrzeuglängsrichtung verlaufende Drehachse nach unten schwenkbar ist. Durch die nach unten schwenkbare Plattform können - speziell im Zusammenwirken mit der Rampe - auch größere Höhenunterschiede zwischen Plattform und Bahnsteig/ Fahrbahnniveau mit einer bequem flachen Neigung stufenlos ausgeglichen werden. Die schwenkbare Plattform ist im übrigen dann günstig, wenn eine möglichst große Bodenfreiheit des Fahrzeuges verlangt wird.

    [0008] Um den betrieblichen Anforderungen auf einfache Weise entsprechen zu können, sieht eine weitere Ausgestaltung der Erfindung vor, daß die abklappbare Rampe und/oder die schwenkbare Plattform steuerungsmäßig mit der Bewegung der Tür gekoppelt ist. Aus Sicherheitsgründen sollte ein Bewegen z.B. der Rampe einerseits kurz vor dem Öffnen der Tür beginnen und andererseits kurz nach deren Schließen enden.

    [0009] Im Hinblick auf einen gefahrlosen Durchgang durch den Fahrgastraum ist in erfindungsgemäßer Weiterbildung der Fahrgastraum zur abgesenkten Fahrgastkammer hin durch ein Geländer abgesichert.

    [0010] Bei einem aus zwei Kopfwagenteilen und mindestens einem Mittelwagenteil bestehenden Gelenkfahrzeug weisen in der Regel nur die Kopfwagenteile Türen auf. Um den durch diese Türen geschaffenen guten Fahrgastfluß zu erhalten, sieht eine nächste Ausgestaltung der Erfindung vor, daß die mindestens eine abgesenkte Fahrgastkammer im Mittelwagenteil angeordnet ist.

    [0011] Bei einem Fahrzeug, das als Zweirichtungsfahrzeug beidseitig mit Türen und Einstiegen versehen ist, sind im Blick auf einen möglichst ungestörten Fahrgastfluß gemäß einer weiteren Ausführungsform der Erfindung zwei in Fahrzeugquerrichtung gegenüberliegend angeordnete abgesenkte Fahrgastkammern vorteilhaft.

    [0012] Durch den Gegenstand nach der Erfindung sind auf wagenbau- lich einfache Weise besonders günstige Ein- und Ausstiegsverhältnisse für behinderte Fahrgäste geschaffen.

    [0013] Ein Ausführungsbeispiel der Erfindung ist in der Zeichnung schematisch dargestellt und wird im weiteren näher beschrie- be.n. Es zeigen

    Fig. 1 einen Wagenkasten eines Gelenkfahrzeuges in Seitenansicht,

    Fig. 2 die Draufsicht zu Fig. 1,

    Fig. 3 den Schnitt nach der Linie III-III in Fig. 2, im vergrößerten Maßstab.



    [0014] Gemäß Fig. 1 und 2 besteht der Wagenkasten des Gelenkfahrzeuges aus zwei Kopfwagenteilen 7a und 7b und einem Mittelwagenteil 7c. Im Hinblick auf einen Betrieb als Zweirichtungsfahrzeug befinden sich auf beiden Längsseiten der Kopfwagenteile 7a,b Türen 1 und mehrstufige Einstiege 2 in einer einen guten Fahrgastfluß erbringenden Anzahl. Über diese Türen 1 und Einstiege 2 ist der in allen WagenteiJen 7a bis 7c gleichbleibend hohe Fußboden 3 des mit Sitzen 4b versehenen Fahrgastraumes 4 zugänglich.

    [0015] Hinter hier doppelflügeligen Außenschwingtüren la des Mittelwagenteils 7c sind zwei für die Beförderung von behinderten Fahrgästen vorgesehene Fahrgastkammern 6 angeordnet, deren Plattform 5 tiefer liegt als der Fußboden 3. Die Plattform 5 kann auf eine Höhe von beispielsweise 250-300 mm über Schienenoberkante 8/Fahrbahnniveau abgesenkt sein, so daß bei entsprechender Höhe eines nicht dargestellten Bahnsteiges oder einer Haltestelle mit einem Rollstuhl ohne weiteres in die Fahrgastkammer 6 hinein-und herausgefahren werden kann.

    [0016] Zum stufenlosen Überbrücken eines Höhenunterschiedes zwischen der Plattform 5 und dem im Beispielsfall bordsteinhohen (150-200 mm) Bahnsteiges 9 ist im türseitigen Bereich der Plattform 5 eine der Türbreite entsprechende, abklappbare Rampe 5a angebracht, die sich in ihrer strichpunktiert gezeigten abgeklappten Position auf dem Bahnsteig 9 abstützt. In hochgeklappter Stellung bildet die Rampe 5a den unteren Teil der Tür la und schließt dabei außen bündig mit der Tür la und der angrenzenden Fahrzeugseitenwand ab.

    [0017] Um die Fahrgastkammer 6 auch bei einem flacheren oder nicht vorhandenen Bahnsteig bequem erreichen zu können, ist die Plattform 5 um eine in Fahrzeuglängsrichtung verlaufende Drehachse 5b nach unten schwenkbar. Diese Drehachse 5b befindet sich im Bereich unterhalb eines zum Fußboden 3 gehörenden Durchgangssteges 3a, der entsprechend einer hohen Stabilität des Mittelwagenteils 7c ausgebildet ist. Durch auf beiden Seiten des Durchgangssteges 3a angeordnete Geländer 4a ist der Fahrgastraum 4 zur jeweiligen Fahrgastkammer 6 hin abgesichert, wobei an den Geländern 4a senkrechte Haltestangen 4c befestigt sind.

    [0018] Es versteht sich, daß bei einem Einrichtungsfahrzeug mit Türen 1, la und Einstiegen 2 an nur einer Längsseite eine oder mehrere Fahrgastkammern 6 lediglich einseitig angeordnet sind. Gleichfalls abweichend vom behandelten Ausführungsbeispiel kann entweder die abklappbare Rampe 5a an einer starren Plattform 5 oder die schwenkbare Plattform 5 ohne Rampe 5a vorgesehen sein. Im übrigen wird auf die Möglichkeit hingewiesen, die Plattform 5 der Fahrgastkammer 6 wagenseitig derart in ihrer Höhe verstellbar zu führen, daß der Fußboden 3 des Fahrgastraumes 4 für behinderte Fahrgäste stufenlos zugänglich wird; das Geländer 4a ist dann öffnungsfähig ausgebildet.


    Ansprüche

    1. Fahrzeug zur Personenbeförderung, insbesondere Stadtbahnwagen oder Omnibus, mit einem über Türen (1) und meist mehrstufige Einstiege (2) zugänglichen Fußboden (3) eines Fahrgastraumes (4), dadurch gekennzeichnet, daß hinter mindestens einer Tür (la) eine gegenüber dem Fußboden (3) des Fahrgastraumes (4) in der Höhe abgesenkte, stufenlos erreichbare Plattform (5) einer für die Beförderung von behinderten Fahrgästen vorgesehenen Fahrgastkammer (6) angeordnet ist.
     
    2. Fahrzeug nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Plattform (5) der Fahrgastkammer (6) in ihrem der Tür (la) zugewandten Bereich eine abklappbare Rampe (5a) aufweist.
     
    3. Fahrzeug nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, daß die Rampe (5a) der Plattform (5) in hochgeklappter Stellung einen Teil der Tür (la) bildet.
     
    4. Fahrzeug nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, daß die Plattform (5) der Fahrgastkammer (6) um eine in Fahrzeuglängsrichtung verlaufende Drehachse (5b) nach unten schwenkbar ist.
     
    5. Fahrzeug nach einem der Ansprüche 2 bis 4, dadurch gekennzeichnet, daß die abklappbare Rampe (5a) und/oder die schwenkbare Plattform (5) steuerungsmäßig mit der Bewegung der Tür (la) gekoppelt ist.
     
    6. Fahrzeug nach einem der Ansprüche 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, daß der Fahrgastraum (4) zur abgesenkten Fahrgastkammer (6) hin durch ein Geländer (4a) abgesichert ist.
     
    7. Fahrzeug, das als Gelenkfahrzeug aus zwei Kopfwagen- teilen (7a, 7b) und mindestens einem Mittelwagenteil (7c) besteht, nach einem der Ansprüche 1 bis 6, dadurch gekennzeichnet, daß die mindestens eine abgesenkte Fahrgastkammer (6) im Mittelwagenteil (7c) angeordnet ist.
     
    8. Fahrzeug, das als Zweirichtungsfahrzeug beidseitig mit Türen (1) und Einstiegen (2) versehen ist, nach einem der Ansprüche 1 bis 7, gekennzeichnet durch zwei in Fahrzeugquerrichtung gegenüberliegend angeordnete abgesenkte Fahrgastkammern (6).
     




    Zeichnung