[0001] Die Erfindung betrifft ein elektromagnetisches Relais mit einer Erregerspule, einem
innerhalb der Spule angeordneten Kern und einem Joch, das mit einem Ende an ein Kernende
angekoppelt ist und an dessen anderem Ende ein mit dem freien Kernende einen Arbeitsluftspalt
bildender Anker gelagert ist, sowie mit einem Dauermagneten, der zumindest über
einen Pol eine Rückstellkraft auf den Anker ausübt und der einen negativen Temperaturkoeffizienten
der Remanenz in der Größenordnung eines Ferritmagneten aufweist.
[0002] Ein derartiges Relais mit dem üblichen Magnetkreisaufbau, also mit einem winkelförmigen
Joch und einem flachen, stirnseitig vor dem freien Kernende angeordneten Anker, ist
aus der DE-OS 1 439 210 bekannt. Es handelt sich dabei um ein neutrales, monostabiles
Magnetsystem, bei dem der Anker für die Zeitdauer der Erregung entgegen der Rückstellkraft
des Dauermagneten angezogen wird und bei Abschaltung der Erregung durch die Dauermagnetkraft
in seine Ruhestellung zurückgeführt wird.
[0003] Bei dem bekannten Relais gemäß DE-OS 1 439 210 wird als Rückstellmittel vorzugsweise
ein Keramikmagnet verwendet. Diese Magnete, die man auch als Oxidmagnete oder Ferritmagnete
bezeichnet, besitzen einen verhältnismäßig großen Temperaturgang, nämlich einen Temperaturkoeffizienten
der Remanenz, der in der Größenordnung von - 2 × 10⁻³ K⁻¹ liegt. Das bedeutet, daß
mit wachsender Temperatur der Dauerfluß abnimmt, und zwar um etwa 10 % bei einem Temperaturanstieg
von 50 K. Es ist bekannt, bei polarisierten bistabilen Relais diesen Effekt auszunutzen,
indem mit diesem negativen Temperaturkoeffizienten der Remanenz des Dauermagneten
der positive Temperaturkoeffizient des Spulenwiderstands kompensiert wird, wodurch
die Ansprechspannung mit zunehmender Temperatur weniger stark ansteigt als bei einem
ungepolten Relais (Siemens Zeitschrift, 1969, Seiten 411 bis 413). Für solche polarisierten
Relais ist es weiterhin bekannt, einen Teil der Dauermagnetkraft mittels Federn zu
kompensieren, um eine möglichst gute Annäherung des Temperaturgangs des Dauermagneten
an den Temperaturgang der Spule herbeizuführen (DE-AS 1 902 610). In diesen Fällen
der bistabilen polarisierten Relais wird eine Temperaturkompensation bezüglich der
Umgebungstemperatur vorgenommen, da solche Relais nur impulsweise erregt werden,
so daß keine wesentliche Eigenerwärmung der Spule erfolgt und die Temperatur der
Spule und des Dauermagneten im wesentlichen der Umgebungstemperatur entspricht.
[0004] Bei einem neutralen Magnetsystem der eingangs genannten Art liegen diese Verhältnisse
nicht ohne weiteres vor, da ein solches monostabiles Relais bei länger dauernder Erregung
eine hohe Spulenerwärmung aufweist, während der zur Ankerrückstellung dienende Dauermagnet
von der Spule entfernt angeordnet ist und sich weitgehend auf Umgebungstemperatur
befindet. Die bei polarisierten Relais bekannte Temperaturkompensation kann deshalb
bei solchen Relais nicht in gleicher Weise vorgenommen werden.
[0005] Aufgabe der Erfindung ist es, ein Relais der eingangs genannten Art zu schaffen,
bei dem auch bei starker Eigenerwärmung der Spule eine Kompensation der Ansprechspannung
erreicht wird.
[0006] Erfindungsgemäß wird diese Aufgabe dadurch gelöst, daß eine der Anziehungskraft des
Dauermagneten auf den Anker entgegenwirkende Kompensationsfeder einen Teil dieser
An ziehungskraft kompensiert und daß der Dauermagnet in thermisch leitendem Kontakt
mit einer einen Teil des Erregerstromkreises bildenden Heizeinrichtung steht.
[0007] Bei dem erfindungsgemäßen Relais wird also zunächst eine Kompensationsfeder vorgesehen,
um den bekannten Effekt der Temperaturkompensation auf ein neutrales Magnetsystem
der hier vorliegenden Art zu übertragen. Welcher Anteil der Dauermagnetkraft dabei
kompensiert werden muß, um eine möglichst gute Angleichung des Temperaturgangs der
Dauerflußkräfte an den Temperaturgang der Erregerflußkraft zu erreichen, läßt sich
aus den bekannten physikalischen Eigenschaften der Spulenwicklung und des verwendeten
Dauermagnetwerkstoffes berechnen. Um aber über die Kompensation der Umgebungstemperatureinflüsse
hinaus auch eine Kompensation der Spulenerwärmung zu erzielen, wird durch die Heizeinrichtung
sichergestellt, daß der Dauermagnet stets die gleiche Temperatur aufweist wie die
Spulenwicklung.
[0008] Diese Heizeinrichtung kann im einfachsten Fall die Erregerwicklung des Relais selbst
sein, wenn durch die entsprechende Relaiskonstruktion sichergestellt werden kann,
daß der Dauermagnet in thermischem Kontakt mit der Erregerwicklung steht. Im allgemeinen
wird jedoch der Rückstellmagnet der Spule gegenüberliegend vor dem Anker angeordnet
sein, so daß dieser thermische Kontakt nicht ohne zusätzliche Konstruktion möglich
ist. In diesem Fall ist es zweckmäßig, als Heizeinrichtung einen Heizwiderstand am
Dauermagneten vorzusehen, der in Serie oder parallel zum Erregerstromkreis geschaltet
ist. Die Art der Anschaltung ergibt sich aus der Auslegung des Erregerstromkreises,
insbesondere aus der verwendeten Spannung. Dabei wird natürlich dieser Heizwiderstand
so ausgelegt, daß er am Dauermagneten eine Erwärmung ähnlich der Erwärmung der Spulenwicklung
erzeugt. Dieser Heizwiderstand braucht in vielen Fällen kein zusätzliches Bauelement
zu sein, da es ohnehin bei derartigen Relais erwünscht ist, die Spannungsspitzen beim
Abschalten der Wicklungsinduktivität mittels eines Parallelwiderstandes zu begrenzen.
Diese Funktion kann von dem Heizwiderstand übernommen werden.
[0009] In konstruktiver Ausgestaltung des erfindungsgemäßen Relais kann vorgesehen sein,
daß ein Pol des Dauermagneten einen Polschuh als Ankeranschlag aufweist und daß der
zweite Pol des Dauermagneten über einen Flußbügel mit dem Kern bzw. dem Joch magnetisch
gekoppelt ist. Bei entsprechender Bemessung des Dauermagneten und der Kopplung kann
in diesem Fall sogar ein Schaltverhalten erreicht werden, das mehr oder weniger dem
eines polarisierten Relais entspricht. Soll auf jeden Fall ein neutrales Schaltverhalten
sichergestellt werden, so empfiehlt es sich, daß der Dauermagnet an beiden Polen je
einen Polschuh aufweist und daß diese beiden Polschuhe im abgefallenden Zustand des
Ankers von diesem überbrückt werden. Damit ergibt sich über dem Anker ein geschlossener
Dauermagnetkreis, der vom Erregerkreis getrennt ist.
[0010] Die Erfindung wird im folgenden anhand von Ausführungsbeispielen näher erläutert.
Es zeigt
Fig. 1 ein temperaturkompensiertes Winkelankerrelais mit an den Kern gekoppeltem Dauermagnetkreis,
Fig. 2 ein gegenüber Fig. 1 leicht abgewandeltes Relais mit getrenntem Dauermagnetkreis.
[0011] Das in Fig. 1 dargestellte Relais besitzt eine Erregerspule 1 mit einem axial angeordneten
Kern 2, ein winkelförmiges, an ein Kernende angekoppeltes Joch 3 und einen flachen
Anker 4, der am freien Jochende gelagert ist und einen Arbeitsluftspalt mit einer
auf dem freien Kernende sitzenden Polplatte 5 bildet. Dieses Relais-Magnetsystem ist
in der Regel auf einem Sockel 6 angeordnet, der in Fig. 1 nur als rechteckiger Umriß
gezeigt ist. Außerdem besitzt das Relais natürlich nicht weiter dargestellte Kontaktelemente,
beispielsweise eine mit dem Anker verbundene Kontaktfeder, die mit im Sockel verankerten
Gegenkontaktelementen zusammenwirkt.
[0012] Die Rückstellkraft für den Anker wird durch einen Dauermagneten 7 aufgebracht, der
mit einem ferromagnetischen Polschuh 8 einen Anschlag für die Ruhestellung des Ankers
4 bildet und mit einem zweiten Polschuh 9 an den Kern magnetisch angekoppelt ist.
Durch diese zuletzt genannte Ankopplung ergibt sich beim Schaltverhalten des Relais
eine Annäherung an die Charakteristik eines polarisierten Relais, wobei jedoch für
die vorliegende Erfindung von einem monostabilen Schaltverhalten mit entsprechender
Dauererregung und damit verbundener Spulenerwärmung ausgegangen wird.
[0013] Ein Teil der Dauerflußkraft wird durch eine Druckfeder 10 kompensiert, die am Sockel
oder auf ähnliche Weise abgestützt ist und dem Anker entgegen der Anzugskraft des
Dauermagneten aus seiner Ruhestellung zu drücken versucht. Durch entsprechende Dimensionierung
dieser Druckfeder 10 wird ein so großer Teil der Dauerflußkraft kompensiert, daß
der Temperaturgang der Dauerflußkraft dem Temperaturgang der Erregerflußkraft in etwa
entspricht, so daß sich eine weitgehend gleichbleibende, also temperaturkompensierte
Ansprechspannung für das Relais ergibt.
[0014] Um diese Temperaturkompensation nicht nur gegenüber der Umgebungstemperatur, sondern
auch hinsichtlich der Erwärmung der Wicklung zu gewährleisten, ist unmittelbar am
Dauermagneten 7 ein Heizwiderstand 11 vorgesehen, der über die Anschlüsse 12 und 13
parallel zu den Wicklungsanschlüssen 14 und 15 der Spule 1 geschaltet ist. Solange
die Spule erregt wird, wird auch der Heizwiderstand 11 aufgeheizt, so daß der Dauermagnet
7 synchron mit der Spulenwicklung erwärmt wird. Auf diese Weise wird die erwähnte
Temperaturkompensation der Ansprechspannung in jedem Fall sichergestellt.
[0015] Fig. 2 zeigt eine leichte Abwandlung des Relais gegenüber Fig. 1. Der grundsätzliche
Aufbau ist jedoch gleich gehalten, wobei die entsprechenden Teile auch mit gleichen
Bezugszeichen versehen sind. Lediglich anstelle des Polschuhs 9 ist ein abgewandelter
Polschuh 19 am Dauermagneten 7 verwendet, wobei dieser Polschuh 19 nicht an den Kern
angekoppelt ist, sondern so gestaltet ist, daß der Dauermagnet im Ruhezustand an beiden
Polschuhen 8 und 19 anliegt und dann einen geschlossenen Dauermagnetkreis bildet.
In diesem Fall wird das neutrale Schaltverhalten des Magnetsystems durch den Dauermagneten
nicht verändert, es wird jedoch die gleiche Temperaturkompensation wie beim Ausführungsbeispiel
von Fig. 1 sichergestellt.
1. Elektromagnetisches Relais mit einer Erregerspule, einem innerhalb der Spule angeordneten
Kern und einem Joch, das mit einem Ende an ein Kernende angekoppelt ist und an dessen
anderem Ende ein mit dem freien Kernende einen Arbeitsluftspalt bildender Anker gelagert
ist, sowie mit einem Dauermagneten, der zumindest über einen Pol eine Rückstellkraft
auf den Anker ausübt und der einen negativen Temperaturkoeffizienten der Remanenz
in der Größenordnung eines Ferritmagneten aufweist, dadurch gekennzeichnet, daß eine der Anziehungskraft des Dauermagneten (7) auf den Anker entgegenwirkende
Kompensationsfeder (10) einen Teil der Anziehungskraft kompensiert und daß der Dauermagnet
(7) in thermisch leitendem Kontakt mit einer einen Teil des Erregerstromkreises
(12, 13, 14, 15) bildenden Heizeinrichtung (11) steht.
2. Relais nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Heizeinrichtung die Erregerwicklung (1) des Relais ist.
3. Relais nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Heizeinrichtung ein zu dem Erregerstromkreis (14, 15) in Serie oder parallel
geschalteter Heizwiderstand (11) ist.
4. Relais nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, daß ein Pol des Dauermagneten (7) einen Polschuh (8) als Ankeranschlag aufweist
und daß der zweite Pol des Dauermagneten (7) über einen Flußbügel (9) mit dem Kern
(2) bzw. dem Joch gekoppelt ist.
5. Relais nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, daß der Dauermagnet (7) an beiden Polen je einen Polschuh (8, 19) aufweist und daß
die beiden Polschuhe (8, 19) im Ruhezustand des Ankers (4) von diesem überbrückt
werden.