(19)
(11) EP 0 233 467 A2

(12) EUROPÄISCHE PATENTANMELDUNG

(43) Veröffentlichungstag:
26.08.1987  Patentblatt  1987/35

(21) Anmeldenummer: 87100385.1

(22) Anmeldetag:  14.01.1987
(51) Internationale Patentklassifikation (IPC)4C01B 25/455
(84) Benannte Vertragsstaaten:
BE CH DE ES FR GB IT LI NL

(30) Priorität: 21.01.1986 DE 3601550

(71) Anmelder: HOECHST AKTIENGESELLSCHAFT
65926 Frankfurt am Main (DE)

(72) Erfinder:
  • Schimmel, Günther, Dr.
    D-5042 Erftstadt (DE)
  • Klassen, Horst, Dr.
    D-5042 Erftstadt (DE)
  • Heymer, Gero, Dr.
    D-5042 Erftstadt (DE)


(56) Entgegenhaltungen: : 
   
       


    (54) Natrium-Aluminium-Fluorid-Phosphate sowie Verfahren zu deren Herstellung


    (57) Die vorliegende Erfindung betrifft neue Natrium-Aluminium-Fluorid-Phosphate (NAFP), die gekennzeichnet sind durch die allgemeine Formel

    in der x Zahlen von 2 bis 10, y von 1,1 bis 2,5 und z von 1 bis (1 + 1/3 x + 1/3 y) bedeuten, sowie Verfahren zur Herstellung dieser Phosphate.


    Beschreibung


    [0001] Fluorhaltige Orthophosphate sind im Mineralbereich, wo sie sehr häufig anzutreffen sind, allgemein bekannt. So ist z.B. der Fluorapatit Ca5(P04)3F das am meisten verbreitete Phosphatmineral.

    [0002] Auch kennt man bereits Alkali-Aluminium-Fluorid-Phosphate wie z.B. Amblygonit LiAl(P04)F oder Montebrasit (Li, Na)Al (PO4)(F, OH).

    [0003] Amblygonit ist ein wichtiges Mineral zur Herstellung von Lithiumsalzen und kommt in der Natur vergesellschaftet mit Apatit vor, dessen Struktur es auch besitzt.

    [0004] Gegenstand der vorliegenden Erfindung sind dagegen bisher unbekannte Natrium-Aluminium-Fluorid-Phosphate (NAFP), die gekennzeichnet sind durch die allgemeine Formel

    in der x Zahlen von 2 bis 10, y von 1,1 bis 2,5 und z von 1 bis (1 + 1/3 + 1/3 x) bedeuten und die in der Reihenfolge [Å] abnehmender Intensität folgende Röntgenbeugungslinien bei d[Å] 2,62; 3,74; 2,67; 1,87; 1,52 aufweisen.

    [0005] Diese Phosphate können auch bis zu 10 Gew% ihrer Gesamtkationenmenge als Kationen Calcium, Magnesium oder Eisen enthalten. Ein weiterer Gegenstand der vorliegenden Erfindung betrifft Verfahren zur Herstellung der erfindungsgemäßen Phosphate.

    [0006] Die erfindungsgemäßen Salze sind auf unterschiedlichen Wegen herstellbar, sowohl durch Fällungsreaktion aus wäßrigen Lösungen als auch durch Hochtemperaturreaktion eines stöchiometrisch zusammengesetzten Salzgemisches.

    [0007] Die Fällung kann entweder dadurch vorgenommen werden, daß eine Aluminium und Fluorid enthaltende Phosphorsäure mit Natronlauge bis zu einem pH-Wert von 6-10 neutralisiert wird, wobei die erfindungsgemäßen Salze ausfallen.

    [0008] Eine andere Methode geht von einer Natriumphosphat-Lösung mit einem Na:P-Molverhältnis von 1,5 - 2,5 aus, in welche Al- und F-Ionen eingebracht werden, z.B. in Form von festem Aluminiumfluorid.

    [0009] Wird A1F3 in eine heiße Natriumphosphatlösung eingebracht, so löst es sich nach kurzer Zeit auf. Wenig später beginnt die feinkristalline Ausfällung des erfindungsgemäßen Salzes.

    [0010] Werden den Phosphatlösungen bis zu 10 Gew% der'Gesamtkationenmenge entsprechende Mengen von Salzen des Calciums, Magnesiums oder auch Eisens zugesetzt, so werden die Kationen dieser Salze in die erfindungsgemäßen Phosphate eingebaut, ohne daß deren Struktur sich ändert.

    [0011] Ein weiteres Herstellungsverfahren besteht darin, daß man eine Mischung stöchiometrischer Zusammensetzung von Natriumphosphaten, Aluminiumfluorid und Aluminiumhydroxid bis über den Schmelzpunkt, vorzugsweise auf 700 bis 1200°C erhitzt und die Schmelze kurz darauf abkühlt.

    [0012] Die Stöchiometrie der erfindungsgemäßen Verbindungen kann in einem relativ großen Bereich schwanken, ohne daß sich die Struktur, erkenntlich am charakteristischen Röntgenspektrum, ändert. Die Verbindungen besitzen im IR-Spektrum Banden, die auf das Vorhandensein von OH-Gruppen schließen lassen.

    [0013] Es ist zu vermuten, daß die neuen Verbindungen im Gegensatz zu den bekannten Alkali-Aluminium-Fluorid-Phosphaten komplexe (AlFy)(3-y)+-Kationen besitzen. Die erfindungsgemäßen Produkte zeichnen sich durch eine relativ geringe Löslichkeit in Wasser aus und sind z.B. als fluortragende Komponenten für Zahnpasten geeignet.

    [0014] Die nachstehenden Beispiele sollten die Herstellungsverfahren näher erläutern.

    Beispiel 1



    [0015] Durch Neutralisation von Phosphorsäure mit Natronlauge bis zum pH-Wert von 9 wird eine Dinatriumphosphatlösung mit 18,6 % P205 hergestellt. In 1 kg dieser Lösung werden bei 80°C 5,1 g A1F3 . 3 H20 eingerührt. Nach ca. 10 min hat sich das Aluminiumfluorid gelöst. Nach ca. 45 min beginnt ein feinteiliger Niederschlag auszufallen. Es wird 2 h weitergerührt; dann läßt man die Maische 3 Tage bei 60°C im verschlossenen Gefäß stehen. Es wird heiß abfiltriert, wobei man 21 g feuchten Filterkuchen erhält. Dieser Kuchen wird mit 60 g Wasser bei 60°C gewaschen und anschließend 24 h bei 60°C getrocknet. Es bleiben 10,6 g eines weißen Salzes zurück mit folgender analytischer Zusammensetzung:

    29,3 % Na; .8,7 % Al; 12,1 % F; 36,3 % P205



    [0016] Daraus ergibt sich als Summenformel (gerundet):

    Na4(AlF2)(PO4)1,6(OH)0,2



    [0017] Das Röntgenspektrum weist folgende Linien auf:

    d [Å] : 9,09; 6,62; 5,34; 5,25; 3,74; 3,30; 3,10; 3,03; 2,75; 2,67; 2,62; 2,38; 2,23; 2,20 2,15; 2,01; 1,92; 1,90; 1,87; 1,52



    [0018] Der Schmelzpunkt beträgt 765°C. Es findet beim Aufheizen kein Gewichtsverlust statt. Beim Auflösen von 5 g des trockenen Salzes in 25 g Wasser lösen sich bei 60°C 0,3 g.

    Beispiele 2 und 3 (in Klammern)



    [0019] Eine Mischung von

    wird gut gemörsert und vermengt. Je 20 g werden in einer Platin-Schale in 100°C-Schritten, jeweils mit 30 min Verweilzeit, bis auf 1000°C aufgeheizt. Bei dieser Temperatur ist die Mischung geschmolzen. Der Gewichtsverlust beträgt 27,7 % (42,5 %), was ca. dem theoretischen Wasserverlust entspricht. Man erhält 14,5 g (11,5 g) erfindungsgemäßes NAFP.

    [0020] Die Elementaranalysen lauten:



    [0021] Daraus ergaben sich folgende Summenformeln (gerundet):

    - Beispiel 2: Na3,3(AlF1,6)(PO4)1,4(OH)0,5

    - Beispiel 3: Na4(AlF1,8)(PO4)1,6 (OH)0,4



    [0022] Die Röntgenspektren beider Substanzen sind identisch. Im folgenden sind die d-Werte und in Klammern die Intensität angegeben:

    d [Å]([%]): 9,09(15); 6,61(15); 5,34(10); 3,74(90); 3,43(20); 3,30(10); 3,11(25); 3,03(20); 2,79(25); 2,75(20); 2,67(70); 2,62(100); 2,52(10); 2,44(10); 2,38(25); 2,23(20); 2,15(20); 2,00(10); 1,98(10); 1,90(10); 1,87(70); 1,70(10); 1,65(10); 1,58(10); 1,52(50); 1,51(40); 1,42(10); 1,40(20); 1,36(10); 1,21(15).



    [0023] Die Schmelzpunkte liegen bei 750 bzw. 766°C. Alle Produkte aus Beispiel 1 bis 3 weisen bei 667°C eine endotherme Phasenumwandlung auf. Die IR-Spektren aller 3 Produkte sind identisch.


    Ansprüche

    1. Natrium-Aluminium-Fluorid-Phosphate (NAFP), die gekennzeichnet sind durch die allgemeine Formel

    in der x Zahlen von 2 bis 10, y von 1,1 bis 2,5 und z von 1 bis (1 + 1/3 x + 1/3 y) bedeuten und die, in der Reihenfolge abnehmender Intensität folgende Röntgenbeugungslinien (Guinier-Pulveraufnahme) bei
    d [Å] 2,62; 3,74; 2,67; 1,87; 1,52
    aufweisen.
     
    2. Phosphate nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß sie bis zu 10 Gew% der Gesamtkationenmenge als Kationen Calcium, Magnesium oder Eisen enthalten.
     
    3. Verfahren zur Herstellung von Natrium-Aluminium-Fluorid-Phosphaten gemäß der Formel des Anspruchs 1, dadurch gekennzeichnet, daß man eine Aluminium und Fluorid enthaltene Phosphorsäure mit Natronlauge bis zu einem pH-Wert von 6-10 neutralisiert.
     
    4. Verfahren zur Herstellung von Natrium-Aluminium-Fluorid-Phosphaten gemäß der Formel des Anspruchs 1, dadurch gekennzeichnet, daß man in eine Natriumphosphat-Lösung mit einem Na:P-Molverhältnis von 1,5 bis 2,5 Aluminium- und Fluorionen einbringt.
     
    5. Verfahren nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, daß man die Aluminium- und Fluorionen in Form von festem Aluminiumfluorid in heiße Natriumphosphat-Lösung bringt.
     
    6. Verfahren zur Herstellung von Natrium-Aluminium-Fluorid-Phosphaten gemäß der Formel des Anspruchs 1, dadurch gekennzeichnet, daß man eine Mischung stöchiometrischer Zusammensetzung von Natriumphosphaten,Aluminiumfluorid und Aluminiumhydroxid bis über den Schmelzpunkt erhitzt und die Schmelze kurz darauf abkühlt.
     
    7. Verfahren nach Anspruch 6, dadurch gekennzeichnet, daß man die Mischung auf Temperaturen von 700 - 1200°C erhitzt.
     
    8. Verfahren nach einem der Ansprüche 3 bis 5, dadurch gekennzeichnet, daß man der Natriumphosphatlösung bis zu 10 Gew% der Gesamtkationenmenge entsprechende Mengen von Salzen des Calciums, Magnesiums oder des Eisens zusetzt.