[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum Aufbringen von OxalatUberzügen auf Edelstahl
mit Hilfe von wäßrigen
Oxalatierungslösungen, die Oxalsäure, Fluoridverbindung, Metallionen und Nitrationen
enthalten sowie dessen Anwendung auf die Vorbereitung von Edelstählen für die Kaltumformung.
[0002] Insbesondere zur Vorbereitung der Kaltumformung, aber auch zur Verbesserung der Gleiteigenschaft
ist es bekannt, Edelstahl mit Oxalatüberzügen zu versehen. Die hierzu verwendeten
Oxalatierungslösungen enthalten Oxalsäure und in der Regel Fluorid, Chlorid, Oxidationsmittel,
ggf. auch Metallionen, wie Zinnionen (DE-OS 19 47 066), bzw. Protein oder Kasein (US-PS
3 860 434). Das in der Praxis am häufigsten eingesetzte Oxidationsmittel (Beschleuniger)
ist Thiosulfat, insbesondere Natriumthiosulfat.
[0003] Im Falle des beabsichtigten Kaltstauchens von Edelstahl sind Rohlinge im Handel erhältlich,
die folgenden Verfahrensgang durchlaufen haben: Beizen, Wasserspülen, Oxalatieren,
Heißwasserspülen, Trocknen, Vorziehen mit Seifenschmiermittel, Glühen, Beizen, Wasserspülen,
Oxalatieren, Heißwasserspülen, Trocknen, Vorziehen mit Seifenschmiermittel.
[0004] Im vorgenannten Verfahrensgang ergeben sich Probleme aus der Tatsache, daß Oxalatierungslösungen
eingesetzt werden, die Chloridionen und ggf. Thiosulfationen enthalten. Beide Lösungsbestandteile
bleiben selbst nach der
Heißwasserspülung in geringem Ausmaß im kristallinen
Oxalatüberzug zurück und sind für eine Aufrauhung der Oberfläche des Edelstahlrohlings
beim Glühen nach dem Vorziehen verantwortlich. Dies wiederum beeinträchtigt die anschließende
Kaltumformung und die Produktqualität.
[0005] Andere Probleme ergeben sich daraus, daß die eingesetzten
Oxalatierungslösungen zwar auf austenitischen Edelstählen zu Überzügen führen, die
wegen ihrer hervorragenden Haftung für die Kaltumformung geeignet sind, jedoch auf
ferritischen Edelstählen keine ausreichend haftenden und damit für die Kaltumformung
geeigneten Überzüge entstehen lassen. Diese Oxalatierungslösungen haben zudem kurze
Standzeiten und den Nachteil ungleichmäßiger Überzugsausbildung.
[0006] Aufgabe der Erfindung ist, ein Verfahren zum Aufbringen von Oxalatüberzügen auf Edelstahl,
insbesondere auf ferritischen Edelstahl, bereitzustellen, das die bekannten und vorgenannten
Nachteile nicht aufweist, aber dennoch einfach in der Verfahrensführung ist.
[0007] Die Aufgabe wird gelöst, indem das Verfahren der eingangs genannten Art entsprechend
der Erfindung derart ausgestaltet wird, daß man den Oxalatüberzug durch Kontakt mit
einer Oxalatierungslösung aufbringt, die praktisch frei von Chloridionen ist und wasserlösliches,
von Protein verschiedenes organisches Polymer enthält.
[0008] "Praktisch frei von Chloridionen" bedeutet hierbei, daß ein bewußter Zusatz von Chloridverbindung
vermieden wird und lediglich ein durch Verunreinigungen der Bestandteile der Oxalatierungslösung
bedingter Chloridgehalt akzeptierbar ist.
[0009] Gemäß einer bevorzugten Ausgestaltung der Erfindung bringt man den Oxalatüberzug
durch Kontakt mit einer Oxalatierungslösung auf, die

enthält.
[0010] Bei Konzentrationen an Oxalsäure unter 10 g/1 setzt die Überzugsbildung nur zögernd
ein oder es werden unvollständige Überzüge erzeugt. Bei sehr viel geringeren Konzentrationen
als 10 g/1 erfolgt keine Überzugsausbildung mehr. Bei Konzentrationen oberhalb 50
g/1 wird die Überzugsausbildung nicht mehr verbessert. Infolge erhöhten Austrags an
Chemikalien mit an der Metalloberfläche anhaftender Oxalatierungslösung wird statt
dessen das Verfahren unökonomisch.
[0011] Bezüglich des Metallionengehaltes tritt unterhalb von 0,1 g/1 kein merklicher Effekt
hinsichtlich Beschleunigung der Überzugsausbildung und Verbesserung der Haftung des
Überzuges an der Edelstahloberfläche auf. Bei Konzentrationen über 10 g/1 ist eine
Steigerung der Beschleunigung der Überzugsausbildung und der Haftung nicht mehr erzielbar.
[0012] Eine Fluoridkonzentration unter 0,1 g/1 ist mit einer zu geringen Reaktivität der
Oxalatierungslösung verbunden. Konzentrationen über 5 g/1 führen zu einem starken
Beizangriff und damit zu einem rauhen Überzug.
[0013] Bei einer Nitratkonzentration unterhalb 0,1 g/1 ist der erzielbare Beschleunigungseffekt
nicht zufriedenstellend, bei einer solchen über 3 g/1 ein zusätzlicher Effekt nicht
mehr erreichbar. Höhere Nitratkonzentrationen führen zudem zu einer beschleunigten
Abnutzung der Oxalatierungslösung durch übermäßige Alterung.
[0014] Das wasserlösliche Polymer verhindert die Entstehung rauher Oxalatüberzüge bzw. begünstigt
die Bildung dichter Überzüge, indem eine Vielzahl von Kristallen gebildet wird. Darüber
hinaus wird die Haftung des Überzuges nach der Trocknung intensiviert, da das Polymer
den gesamten Überzug durchdringt. Diese Vorteile werden nicht mehr in ausreichendem
Maße erzielt, wenn die Polymerkonzentration unter 1 g/1 gesenkt wird. Bei Konzentrationen
über 10 g/1 tritt eine Behinderung der Überzugsreaktion auf. Außerdem übersteigt dann
wegen der erhöhten Viskosität der Austrag von an den Werkstücken anhaftender Oxalatierungslösung
das tolerierbare Maß.
[0015] Entsprechend einer weiteren vorteilhaften Ausführungsform der Erfindung erzeugt man
den Oxalatüberzug durch Kontakt mit einer Oxalatierungslösung, die als Metallionen
Zinn-, Mangan-, Zirkon-, Nickel-, Titan- und/oder Zinkionen enthält. Hierbei können
z.B. die Zinnionen über
Zinnfluorid, -sulfat und/oder -oxalat, die Manganionen über Mangancarbonat und/oder
-sulfat und die Zirkonionen über
Fluorozirkonsäure oder Zirkonfluorid eingebracht werden. Für den Zusatz der Nickelionen
empfiehlt sich
Nickelcarbonat, -nitrat und/oder -sulfat, für den der
Titanionen Titanfluorid, Titanoxalat und/oder
Titanylsulfat und für den der Zinkionen Zinkoxid, -carbonat und/oder -nitrat. Es sind
auch andere als die vorgenannten Metallverbindungen möglich. Wesentlich ist lediglich,
daß die Metallionen nicht als Chlorid eingebracht werden.
[0016] Weiterhin ist es vorteilhaft, den Oxalatüberzug durch Kontakt mit einer Oxalatierungslösung
aufzubringen, die als Polymer Polyvinylpyrrolidon, Polyethylenglykol, Polyvinylalkohol
und/oder Polyethylenoxid enthält. Diese Polymere haben hinsichtlich Schichtverfeinerung
und Überzugshaftung die besten Eigenschaften.
[0017] Die Oxalatierungslösung gelangt unter den an sich bekannten Bedingungen zum Einsatz.
Das heißt, die zuvor gereinigten und ggf. von einem Oxidfilm befreiten Werkstücke
werden mit ihr bei etwa 80 bis 90°C und für die Dauer von 10 bis 20 min in Kontakt
gebracht. Dabei ist eine Tauchbehandlung besonders zweckmäßig.
[0018] Sofern mit dem.erfindungsgemäßen Verfahren die Behandlung austenitischer Edelstähle
beabsichtigt ist, kann in der Oxalatierungslösung ein geringer Gehalt an Thiosulfat
geduldet werden. Bei der Behandlung ferritischer Edelstähle hingegen wird der Oxalatüberzug
jedoch vorzugsweise durch Kontakt mit einer Oxalatierungslösung aufgebracht, die frei
von Thiosulfat ist.
[0019] Bei der Überzugsbildung löst die Oxalsäure - unterstützt durch die Beizwirkung des
Fluorids - überwiegend Eisen, aber auch Chrom, Nickel etc. aus der Werkstückoberfläche
heraus, so daß an der Grenzschicht der pH-Wert der
Oxalatierungslösung ansteigt. Durch die oxidierende Wirkung des Beschleunigers wird
der dabei gebildete Wasserstoff zu Wasser oxidiert. Am Beispiel des Eisens ist die
Reaktion darstellbar gemäß

[0020] Infolge des Anstiegs des pH-Wertes an der Grenzschicht tritt eine Übersättigung an
Eisenoxalat auf, das sich an anodischen Bereichen der Oberfläche unter Bildung von
Kristallkeimen abscheidet. Gleiches geschieht mit anderen Metallionen der Oxalatierungslösung,
die gleichzeitig in Form von Oxalat abgeschieden werden und dadurch die Kristallkeimbildung
zusätzlich beschleunigen. Hierdurch wird die Depolarisation bei geringerem Beizangriff
auf die Edelstahloberfläche abgeschlossen, und das Kristallwachstum der Vielzahl von
Kristallkeimen kann einsetzen. Es entsteht ein Oxalatüberzug von hoher Dichte und
großer Haftfestigkeit.
[0021] Das wasserlösliche, von Protein verschiedene organische Polymer durchdringt den gesamten
Oxalatüberzug und wird auch durch die Wasserspülung nicht entfernt. Es verleiht dem
Überzug nach der Trocknung erhöhte Bindekräfte. Wegen der weiterhin gegebenen starken
Haftung auf der Werkstückoberfläche sind die nach dem erfindungsgemäßen Verfahren
erzeugten Oxalatüberzüge in besonderer Weise für die Vorbereitung der Kaltumformung
von Edelstahl geeignet.
[0022] Die Erfindung wird anhand der folgenden Beispiele näher und beispielsweise erläutert.
Beispiel I
[0023] Walzdrähte aus Edelstahl der Qualitäten SUS 410 (13 Cr) und SUS 434 (18 Cr, 1 Mo)
wurden mit den in der nachfolgenden Tabelle definierten Oxalatierungslösungen behandelt
und hinsichtlich des Gewichtes und der Haftung bzw. der Abriebfestigkeit der Überzüge
bewertet.
[0024] Zur Ermittlung des Schichtgewichtes (g/m ) wurden die oxalatierten und getrockneten
Walzdrähte gewogen, zur Ablösung des Überzuges in 5 Gew.-% Chromsäurelösung bei 75
+ 1°C für 15 min getaucht, mit Wasser gespült, erneut getrocknet und zurückgewogen.
[0025] Die Prüfung der Haftung bzw. Abriebfestigkeit der jeweiligen Oxalatüberzüge erfolgte
für die einzelnen Walzdrähte in reproduzierbarer Weise und für eine bestimmte, für
alle Proben identische Zeit mit einer Amsler-Prüfmaschine (Prinzip Bremsklotz gegen
Rad). Anschließend wurde das Ausmaß der Ablösung des Oxalatüberzuges ermittelt. Dabei
bedeuten
O Überzug bleibt vollkommen erhalten
0 geringfügig abgelöst
X in einem beträchtlichen Maße abgelöst.
[0026] Die in der Tabelle aufgeführten Beispiele 1 bis 4 und 8 bis 10 entsprechen dem erfindungsgemäßen
Verfahren, die Vergleichsbeispiele 5 bis 7 und 11 bis 13 dem Stand der Technik.

Beispiel II
[0027] Walzdraht der Edelstahlqualität SUS 434 mit 5 mm Durchmesser wurde mit den Oxalatierungslösungen
gemäß Beispiel 8 und gemäß Vergleichsbeispiel 12 von Beispiel I behandelt. Die Badvolumina
betrugen jeweils 6000 1. ,
[0028] Der Walzdraht wurde jeweils in Partien von 500 kg in beiden Oxalatierungslösungen
behandelt und nach Beseifung unter gleichen Bedingungen gezogen.
[0029] Im Falle des mit der Oxalatierungslösung gemäß Vergleichsbeispiel oxalatierten Walzdrahtes
war nach einem Gesamtdurchsatz von 130 t Walzdraht ein einwandfreier Drahtzug nicht
mehr möglich. Der Oxalatüberzug besaß zu diesem Zeitpunkt eine rauhe Erscheinung und
wies eine beträchtliche Schlammablagerung auf.
[0030] Danach wurde ein Neuansatz vorgenommen und - wie vorstehend beschrieben - erneut
behandelt. Nach einem Durchsatz von 125 t mußte der Ziehversuch wiederum abgebrochen
werden.
[0031] Bei Vorbehandlung des Walzdrahtes mit der Oxalatierungslösung gemäß Beispiel 8 von
Beispiel I unter sonst identischen Bedingungen konnten insgesamt 450 t Walzdraht gezogen
werden. Dabei waren die Ziehbedingungen und -ergebnisse am Ende des Versuchs so gut
wie am Anfang.
[0032] Die vorstehend aufgeführten Beispiele zeigen, daß es mit Hilfe des erfindungsgemäßen
Verfahrens gelingt, auf ferritischem Edelstahl Oxalatüberzüge zu erzeugen, die dicht
und von hervorragender Haftung sind, so daß sie sich bestens zur Kaltumformung eignen.
Darüber hinaus besitzen die beim erfindungsgemäßen Verfahren zum Einsatz kommenden
Oxalatierungslösungen eine beträchtlich erhöhte Standzeit, was hinsichtlich Badüberwachung
und aus ökonomischer Sicht von großem Vorteil ist.
[0033] Auch bei Anwendung auf in den Beispielen nicht genannte austenitische Edelstähle
werden hervorragende und für die Kaltumformung besonders geeignete Oxalatüberzüge
erhalten, so daß insoweit das erfindungsgemäße Verfahren auch universell einsetzbar
ist.
1. Verfahren zum Aufbringen von Oxalatüberzügen auf Edelstahl mit Hilfe von wäßrigen
Oxalatierungslösungen, die Oxalsäure, Fluoridverbindung, Metallionen und Nitrationen
enthalten, dadurch gekennzeichnet, daß man den Oxalatüberzug durch Kontakt mit einer
Oxalatierungslösung aufbringt, die praktisch frei von Chloridionen ist und wasserlösliches,
von Protein verschiedenes organisches Polymer enthält.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß man den Oxalatüberzug durch
Kontakt mit einer Oxalatierungslösung aufbringt, die

enthält.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß man den Oxalatüberzug
durch Kontakt mit einer Oxalatierungslösung aufbringt, die als Metallionen Zinn-,
Mangan-, Zirkon-, Nickel-, Titan-und/oder Zinkionen enthält.
4. Verfahren nach Anspruch 1, 2 oder 3, dadurch gekennzeichnet, daß man den Oxalatüberzug
durch Kontakt mit einer Oxalatierungslösung aufbringt, die als Polymer Polyvinylpyrrolidon,
Polyethylenglykol, Polyvinylalkohol und/oder Polyethylenoxid enthält.
5. Verfahren nach einem oder mehreren der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet,
daß man den Oxalatüberzug durch Kontakt mit einer Oxalatierungslösung aufbringt, die bei der Behandlung ferritischer Edelstähle frei
von Thiosulfat ist.
6. Anwendung des Verfahrens nach einem oder mehreren der Ansprüche 1 bis 5 auf die
Vorbereitung von Edelstählen für die Kaltumformung.