[0001] Die Erfindung betrifft einen Vergaserkraftstoff und ein Verfahren zur Herstellung
desselben, bei dem ein gereinigtes oder raffiniertes Kohleleichtöl mit einem Siedebereich
von etwa 60 bis 185
*C einem katalytischen Reformieren unterworfen wird.
[0002] Durch spaltende Hydrierung von Steinkohle in einer Sumpfphasenumsetzung werden kohlestämmiges
Leichtöl, Mittelöl und Schweröl neben asphalthaltigen Fraktionen und Spaltgas erhalten.
In einer anschließenden Gasphasenhydrierung werden die als Ölgewinn erhaltenen und
der Weiterverarbeitung unterworfenen Fraktionen mit weiterem Wasserstoff umgesetzt,
wobei die Hydrierung in der Gasphase durchgeführt wird.
[0003] Die durch spaltende Hydrierung von Kohle und durch anschließendes Raffinieren und
Hydrocracken erhaltenen Kohleleichtöle müssen, um die Spezifikationen als Vergaserkraftstoff
für Otto-Motoren zu erreichen, einer katalytischen Reformierung unterworfen werden.
Durch die Raffination wird der Reformereinsatzstoff für den Erhalt der Wirksamkeit
des Katalysators sorgfältig von schwefel-, stickstoff- oder sauerstoffhaltigen Hetero-Verbindungen
gereinigt. Obwohl ein hoher Benzolgehalt in dem erhaltenen Reformat-Benzin aus Kohleleichtöl
günstig für eine hohe Oktanzahl und damit eine hohe Klopffestigkeit von Otto-Treibstoff
ist, ist es wünschenswert, den Benzolgehalt des Reformats wegen einer notwendigen
Beschränkung des Benzolgehaltes und wegen der hohen, außerhalb der Spezifikation für
Otto-Treibstoffe liegenden, Dichte von Reformat-Benzinen mit hohen Benzolgehalten
auf Werte von höchstens 5 Gew.-% zu begrenzen.
[0004] Hieraus leitet sich die Aufgabe ab, ein benzolarmes Reformatbenzin aus Kohleleichtöl
zur Verfügung zu stellen, das in sämtlichen Kennwerten die Spezifikationen eines Superbenzins
für Otto-Motoren erfüllt.
[0005] Die Lösung dieser Aufgabe besteht darin, daß der Reformereinsatzstrom auf Basis eines
gereinigten oder raffinierten Kohleleichtöls durch Destillation aufgeteilt wird in
eine oberhalb etwa 85 °C siedende Fraktion, die katalytisch reformiert wird, und in
eine bis etwa 85 °C siedende Fraktion, die mit dem erhaltenen Reformat vereinigt wird.
[0006] Die bis etwa 85 "C siedende Fraktion weist einen geringen Benzolgehalt und einen
relativ hohen Cyclohexangehalt auf. Sie weist darüber hinaus eine geringe Dichte auf,
wodurch nach Vereinigung mit dem erhaltenen Reformat auch die Spezifikation des Dichtebereiches
für Superbenzin problemlos erreicht wird. Die oberhalb etwa 85 °C siedende Fraktion
wird in üblicher Weise dem katalytischen Reformieren unterworfen, wobei insbesondere
Naphthene zu Aromaten dehydriert, Paraffine oder Naphthene isomerisiert und Paraffine
unter Wasserstoffabspaltung dehydrocyclisiert werden. Durch Hydrocracking werden längere
Kohlenwasserstoffketten in Kohlenwasserstoffe kürzerer Kettenlänge gespalten, wobei
durch Wasserstoffanlagerung an die entstehenden olefinischen Bruchstücke insgesamt
kürzerkettige Paraffine entstehen. Bei diesen Reaktionen erfolgt eine Nettoproduktion
von abgespaltenem Wasserstoff sowie von C
1- bis C
4-Kohlenwasserstoffverbindungen. Die bei dem Reformieren nebeneinander ablaufenden
Reaktionen führen sämtlich zu einer Erhöhung der Klopffestigkeit des erhaltenen Reformatbenzins.
[0007] Der Erfindung liegt der Gedanke zugrunde, aus dem Reformerfeed die bis etwa 85 °C
siedende Fraktion durch Destillation abzuschneiden und diese unter Umgehung des Reformers
dem Reformat wieder zuzusetzen. Der relativ hohe Cyclohexangehalt dieser bis etwa
85 °C siedenden Fraktion würde durch Dehydrierung im Reformer zu einer starken Erhöhung
des Benzolgehaltes in dem Reformat führen.
[0008] Die Aufteilung des Reformereinsatzstromes erfolgt in einer bevorzugten Ausgestaltung
der Erfindung in einer atmosphärischen Destillation.
[0009] Der Benzolgehalt des erhaltenen Reformats kann durch geeignete Verfahrensführung
auf einen Wert von höchstens etwa 5 Gew.-% begrenzt werden, wodurch ohne Verschneiden
mit anderen Komponenten oder Zumischen zu mineralölstämmigen Reformatbenzinen Superkraftstoff
nach DIN 51 600 hergestellt werden kann.
[0010] Die erfindungsgemäße Fahrweise wird anhand des nachfolgenden Beispiels und des beigefügten
Fließschemas weiter erläutert.
[0011] 100 Gewichtsteile (GT) - Strom 1 - eines kohlestämmigen Reformerfeeds werden einer
üblichen Rektifizierkolonne zugeführt und in ein Sumpfprodukt (Siedebereich 88 bis
185 °C) - Strom 2 - und ein Kopfprodukt (Siedebereich SB ≤ 88 °C) - Strom 3 - destillativ
getrennt.
[0012] Es fallen 71,6 GT Strom 2 und 28,4 GT Strom 3 an.
[0013] Strom 3 weist folgende Eigenschaften auf: Benzolgehalt 10,3 Gew.-%; Dichte bei 15
°C 0,741 g/ml; Research-Oktanzahl (ROZ)/Motoroktanzahl (MOZ) 78,9/75,9. Strom 3 wird
ohne weitere Behandlung um den Reformer herumgeführt.
[0014] Strom 2 wird über einen Platin-Reformerkatalysator bei 30 bar; 490 °C Reaktortemperatur;
WHSV 2 (kg Einsatzöl/kg Katalysator . Stunde) reformiert. Neben gasförmigen Kohlenwasserstoffen
(Methan bis Butane) und Wasserstoff werden 65,9 GT eines Reformates - Strom 4 - mit
folgenden Eigenschaften gewonnen: Benzolgehalt 1,5 Gew.-%; Dichte bei 15 °C 0,830
g/ml; ROZ/MOZ 100,5/89,7. Das Gemisch aus Strom 3 und Strom 4 ergibt 94,3 GT Strom
5, dem erfindungsgemäßen Vergaserkraftstoff, mit folgenden Eigenschaften:
- Benzolgehalt 4,3 Gew.-%
- Dichte 0,797 g/ml
- ROZ/MOZ 94,4/85,0.
[0015] Wurden die gesamten 100 GT Reformerfeed ohne vorherige Destillation bei gleichen
Bedingungen reformiert, so fielen 90,8 GT eines Reformates mit folgenden Eigenschaften
an:
- Benzolgehalt 12,3 Gew.-%
- Dichte bei 15 °C 0,821 g/ml
- ROZ/MOZ 96,4/85,4.
[0016] Somit sind erfindungsgemäß folgende Vorteile realisiert:
Der Benzolgehalt des Endproduktes und die Dichte des Endproduktes vermindert sich
auf spezifikationsgerechte Werte, und die Ausbeute an Vergaserkraftstoff wird gesteigert,
wobei sich die ROZ/MOZ nur geringfügig erniedrigt.
l. Vergaserkraftstoff, erhältlich durch ein Verfahren, bei dem ein gereinigtes oder
raffiniertes Kohleleichtöl mit einem Siedebereich von etwa 60 bis 185 °C einem katalytischen
Reformieren unterworfen und der Reformereinsatzstrom durch Destillation aufgeteilt
wird in eine oberhalb etwa 85 °C siedende Fraktion, die anschließend katalytisch reformiert
wird, und in eine bis etwa 85 °C siedende Fraktion, die mit dem erhaltenen Reformat
vereinigt wird.
2. Verfahren zur Herstellung eines Vergaserkraftstoffes, bei dem ein gereinigtes oder
raffiniertes Kohleleichtöl mit einem Siedebereich von etwa 60 bis 185 °C einem katalytischen
Reformieren unterworfen wird, dadurch gekennzeichnet, daß der Reformereinsatzstrom
durch Destillation aufgeteilt wird in eine oberhalb etwa 85 °C siedende Fraktion,
die anschließend katalytisch reformiert wird, und in eine bis etwa 85 °C siedende
Fraktion, die mit dem erhaltenen Reformat vereinigt wird.
3. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß der Reformereinsatzstrom
in einer atmosphärischen Destillation aufgeteilt wird.
4. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß das erhaltene Reformat einen
Benzolgehalt von höchstens etwa 5 Gew.-% aufweist.