(19)
(11) EP 0 236 668 A1

(12) EUROPÄISCHE PATENTANMELDUNG

(43) Veröffentlichungstag:
16.09.1987  Patentblatt  1987/38

(21) Anmeldenummer: 87100114.5

(22) Anmeldetag:  08.01.1987
(51) Internationale Patentklassifikation (IPC)4A47C 27/14
(84) Benannte Vertragsstaaten:
AT BE CH DE ES FR GB IT LI NL SE

(30) Priorität: 10.01.1986 DE 3600468

(71) Anmelder: Lück, Werner
D-46395 Bocholt (DE)

(72) Erfinder:
  • Lück, Werner
    D-4290 Bocholt (DE)
  • Ohters, Reinhold
    D-4290 Bocholt (DE)

(74) Vertreter: Habbel, Hans-Georg, Dipl.-Ing. 
Postfach 34 29
D-48019 Münster
D-48019 Münster (DE)


(56) Entgegenhaltungen: : 
   
       


    (54) Polsterkörper aus Weichschaum


    (57) Die Erfindung bezieht sich auf einen Polsterkörper aus Weichschaum für den Bettwarenbereich, die Ma­tratzenindustrie, Möbel- und Autositze, Polster, Spielzeug oder Bekleidungen, wobei wenigstens eine Schaumstoffbahn als Schaumstofkern (3) mit im Abstand voneinander angeordneten Stanzschnitten (6) vorgesehen ist, die mit einer Abdeckung (4, 5) punkt- oder strichför­mig materialschlüssig verbunden ist.




    Beschreibung


    [0001] Die Erfindung bezieht sich auf einen Polsterkörper gemäß dem Oberbegriff des Hauptanspruches.

    [0002] Die zum Stand der Technik gehörenden und einen Schaumstoffkern verwendenden Polsterkörper werden seit etwa 1960 mit einem Wattevlies beschichtet, das üblicherweise aus Polyesterfasern besteht und in den Gewichtsklassen von etwa 40 bis etwa 1000 g/qm ge­fertigt und eingesetzt wird. Die Einsatzgebiete des Wattevlieses liegen schwerpunktmäßig im Bettwarenbe­reich, in der Polstermöbel- und Matratzenindustrie, in der Konfektion und im Spielzeugbereich, bei­spielsweise für Spieltiere.

    [0003] Das Wattevlies erfüllt seine Funktion dort, wo die so ausgerüsteten Polsterkörper nicht mit Druck und Feuchtigkeit belastet werden. In dem Bereich, wo aber diese Belastungsfälle vorliegen, wie beispiels­weise bei Polsterkissen, Matratzen usw., erfüllen sie ihre Funktion nicht zufriedenstellend. Diese aufgebauschten, aus Polyesterfasern hergestellten Wattevliese dienen in der Regel zur Abdeckung der Schaumstoffkerne und sollen dem Polsterkörper eine bessere Optik verleihen und den direkten Kontakt zwischen dem eigentlichen Bezugsstoff, d.h. der Um­hüllung und dem Schaumstoffkern, verhindern.

    [0004] In den langen Jahren des Einsatzes derartiger Watte­vliese hat sich gezeigt, daß bei Sitz- und Liegekis­sen hier große Beanstandungen auftreten, da unter der Einwirkung des Druckes und der Körperwärme sowie der auftretenden Transpiration und der damit in das Wattevlies eingeführten Feuchtigkeit, das Wattevlies verdichtet wird und auf weniger als 1/3 seines ur­sprünglichen Volumens reduziert wird. Das führt einerseits aufgrund des dann auftretenden Faltenwur­fes zu Unansehnlichkeiten und Reklamationen, ande­rerseits erfüllt aber auch das Wattevlies nicht mehr die ihm zugedachte Aufgabe.

    [0005] Auch die Verarbeitung von stärkeren Wattevliesen führte nicht zum Erfolg, da die innerhalb des Watte­vlieses angeordneten Schaumstoffkerne trotz ihrer möglichen Weichheit nicht den anschmiegsamen Effekt von Naturmaterialien aufweisen, sondern unter Be­lastung zu einer Verdichtung geführt werden, die je­den Polstereffekt ausschließen.

    [0006] Aus der DE-A 20 19 488 ist ein Schaumstoffkörper be­kannt, der von mindestens zwei sich gegenseitig durchdringenden Schlitzsystemen durchsetzt ist, wo­bei jeder Schlitz des einen Systems mindestens von einem Schlitz eines anderen Systems geschnitten wird. Durch diese Maßnahme wird die Steifigkeit des Hartschaumes überwunden, und es entstehen an der Oberfläche Zäpfchen und im Inneren ein Netz von Stäbchen, die sich bei Belastung elastisch verbie­gen sollen und beim Entlasten zurückschnellen sol­len. Ein solcher Körper hat sich in der Praxis aber nicht bewährt, da einerseits das Herstellungsverfah­ren zu aufwendig ist und andererseits die sich kreu­zenden Schlitze die Festigkeit des Schaumstoffkerns so verringern, daß kein üblicher Polstereffekt mehr erreichbar ist.

    [0007] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ausgehend von den zum Stand der Technik gehörenden Polsterkör­pern, aus einem Schaumstoffkern einen Polsterkörper so zu gestalten, daß der Polsterkörper seine Pol­ster- und Ventilationseigenschaften auch bei starken Belastungen beibehält, trotzdem aber einen angeneh­men Polstereffekt ergibt.

    [0008] Diese der Erfindung zugrundeliegende Aufgabe wird durch die Lehre des Hauptanspruches gelöst.

    [0009] Vorteilhafte Ausgestaltungen sind in den Unteran­sprüchen erläutert.

    [0010] Durch den erfindungsgemäßen Polsterkörper wird durch das Stanzen einer Weichschaumstoffbahn die an sich typische Charakteristik einer solchen Schaumstoff­bahn so verändert, daß die Ware weich fällt und die gestanzte Bahn die Klimatisierung unterstützt. Durch das Einstanzen der Schnitte wird ferner bewirkt, daß der Benutzer in dem Schaumstoffkern einsitzt und nicht - wie dies bisher bei Schaumstoffbahnen der Fall ist - auf dieser aufsitzt.

    [0011] Durch die nur bereichsweise vorgesehene Verbindung der Abdeckung, beispielsweise aus einem Gewebe, Ge­wirke oder Vlies, werden zwischen der Abdeckung und dem gestanzten Schaumstoffkern - insbesondere bei Benutzen des Polsterkörpers - Lufträume geschaffen, die den so gebildeten Polsterkörper sympatischer und griffiger machen. Es wird neben dem sogenannten fäl­ligen Charakter eine bessere Polsterwirkung erzielt und durch die Dehnungsmöglichkeit der Abdeckung gegenüber dem Kern wird der bisher auftretende so­genannte "Segeltucheffekt" der Abdeckung vermieden.

    [0012] Anpassungen an unterschiedliche Einsatzzwecke können dadurch vorgenommen werden, daß unterschiedliche Materialien für die Abdeckung auf beiden Seiten des Schaumstoffkernes eingesetzt werden.

    [0013] Durch den erfindungsgemäßen Vorschlag wird also ein Polsterkörper geschaffen, der in weitesten Bereichen einsetzbar ist, gute Klimatisierungseffekte auf­weist, ein weiches und anschmiegsames Verhalten be­sitzt und der in Kombination mit anderen Polstermit­teln beispielsweise auch als Fülltasche für stab- und/oder kugelförmige Polsterkörper ideale Polste­rungseffekte ergibt.

    [0014] Der erfindungsgemäße Polsterkörper kann speziell für die Ummantelung von Polsterkissen-Kernen oder Ma­tratzenrohlingen eingesetzt werden, bei denen eine weich modellierende Oberfläche verlangt wird. Er be­steht vorzugsweise aus einem 20 mm starken Kern aus extrem weichem, hochwertigem Schaumstoff, der rap­portmäßig so mit Stanzschnitten versehen ist, daß die Oberflächenspannung des Schaumes total gebrochen werden kann. Die elastischen Eigenschaften des Schaumkernes verändern sich hierdurch in träge ela­stiche Eigenschaften und die bisherigen typischen Eigenschaften des Aufsitzens ändern sich in die des modellierenden Einsitzens. Ober- und Unterseite kön­nen mit einem Spinnvlies abgedeckt sein. Hierbei wird vorzugsweise die Oberseite mit einer besonders weichen Ausführung versehen. Durch die Anordnung der Abdeckung mit mehr oder weniger intermittierender Befestigung wird erreicht, daß selbst bei feinsten anschließenden Bezugsstoffen oder auch Leder, keine Konturen sichtbar werden, so daß sich also eine ab­solut glatte Kissenoberfläche erreichen läßt.

    [0015] Durch die erfindungsgemäße Anordnung wird ein ge­sundheitsförderndes Sitzen erreicht, und zwar durch eine körpergerechte Formgebung mit einem Höchstmaß an Druckentlastung.

    [0016] Ein Ausführungsbeispiel der Erfindung wird nachfol­gend anhand der Zeichnungen erläutert. Die Zeich­nungen zeigen dabei in

    Fig. 1 einen Polsterkörper, bestehend aus einem Schaumstoffkern, einer Abdeckung und einer Umhüllung, in den

    Fig. 2 bis 8 verschiedene Stanzmuster für den Polster­kern.



    [0017] In Fig. 1 ist mit 1 ein Polsterkörper bezeichnet, der aus einer Umhüllung 2, einem Schaumstoffkern 3 und einer beiderseits des Schaumstoffkernes 3 an­geordneten Abdeckung 4 bzw. 5 besteht. Der Schaum­stoffkern 3 besteht aus einzelnen Schaumstoffbah­nen.

    [0018] Jede Schaumstoffbahn 3 ist mit Stanzschnitten 6 aus­gerüstet, die in einem entsprechenden Muster - so wie in den Fig. 2 bis 8 dargestellt - angeordnet sein können.

    [0019] Die Abdeckung 4 bzw. 5 ist bereichsweise mit dem Schaumstoffkern 3 im Randbereich durch Vernähen oder Versteppen oder aber im übrigen Bereich material­schlüssig, beispielsweise durch Verkleben, Ver­schweißen usw. verbunden, wobei beispielsweise punktförmige Verklebungsstellen in einem Raster vorgesehen sein können, das in seinem Rastermaß so gewählt wird, daß zwischen den einzelnen material­schlüssigen Verbindungspunkten genügende Freiräume und damit Bewegungsmöglichkeiten zwischen der Ab­deckung 4 und 5 und dem Schaumstoffkern 3 gegeben ist. Die Verbindung zwischen den Abdeckungen 4 und 5 und dem Schaumstoffkern 3 können punktförmig, lini­enförmig od. dgl. vorgesehen werden.

    [0020] Die Abdeckungen 4 und 5 können aus einem Vlies, einem Gewebe, einer Gewirke- oder einer Folienbahn bestehen und können beiderseits des Schaumstoffker­nes 3 unterschiedlich ausgebildet sein.

    [0021] Die Stanzschnitte 6 können geradlinig, winkelförmig oder gebogen ausgebildet sein. Durch die Art der Stanzschnitte kann das elastische Verhalten des Schaumstoffkernes beeinflußt werden.

    [0022] Werden zwei Schaumstoffbahnen mit durchgehenden Stanzschnitten in Längs- und Querrichtung versehen, werden gleichzeitig sowohl die beiden Schaumstoff­bahnen innenflächig miteinander als auch die die Schaumstoffbahnen abdeckenden Materialien, z. B. Ge­webe, durch Klebepunkte oder wahlweise wellenförmige Strichverklebungen miteinander verbunden, also:

    1. Unterseite der oberen Abdeckung 4 mit Oberseite der ersten gestanzten Schaumstoffbahn 3.

    2. Unterseite dieser Schaumstoffbahn 3 mit Oberseite der zweiten gestanzten Schaumstoffbahn 3.

    3. Unterseite der zweiten gestanzten Schaumstoffbahn 3 mit Oberseite der unteren Abdeckung 5.



    [0023] Der Verbundstoff enthält somit drei Klebeseiten.

    [0024] Die Schaumstoffbahnen können in den Stärken variie­ren, wobei maximal etwa 80 mm angestrebt werden. Die Stärke der dicksten Bahn wird etwa 40 mm sein, die der dünnsten etwa 2 mm.

    [0025] Die durchgehenden Stanzschnitte sind rapportmäßig in Längs- und Querrichtung eingebracht und so angeord­net, daß die verbleibenden Materialverbindungen eine höhere Anzahl von Waschprozessen durchstehen. Als Abdeckung kommen Gewebe, Gewirke, Vliese, Folien usw. in Betracht.

    [0026] Mit dieser Verfahrensweise wird es ermöglicht, eine Palette von neuen Produkten herzustellen, insbeson­dere für Autositzabpolsterungen und Auflagen für die Krankenpflege zur Verhinderung des Decubitus. Der besondere Effekt liegt darin, daß die Materialkombi­nation in Sandwichbauweise konstruiert werden kann und die die Füllung abdeckenden Materialien nicht durch Versteppen - wobei immer eine Markierung der Steppnähte gegeben ist - sondern durch die geschil­derte Verbindungsweise bündig aufgebracht ist. Die nicht vollflächige Kaschierung bewirkt, daß kein "Segeltucheffekt" auftritt, der Federweg und somit die Polstereigenschaften der innenliegenden ge­stanzten Schaumstoffbahnen voll erhalten bleiben. Diese Polstereigenschaften, die jedoch vor dem Stanzschnitt eher eine sperrige Elastizität aufwei­sen, haben nach dem Stanzschnitt eine flexible, spannungslose und somit angepaßte und unterstützende Elastizität.


    Ansprüche

    1. Polsterkörper aus Weichschaum für den Bettwa­renbereich, die Matratzenindustrie, Möbel- und Autositze, Polster, Spielzeug oder Be­kleidungen mit wenigstens einer Schaumstoff­bahn mit im Abstand voneinander angeordneten, die Schaumstoffbahn geradlinig und ganz, d.h. von der Ober- bis zur Unterseite durchqueren­den Stanzschnitten, dadurch gekennzeich­net,

    a) daß die Stanzschnitte rechtwinklig zuein­ander angeordnet sind,

    b) daß alle Stanzschnitte (6) senkrecht zur Oberfläche der Schaumstoffbahn geführt sind,

    c) daß eine den durch eine oder mehrere Schaumstoffbahnen gebildeten Schaumstoff­kern (3) beidseitig abedeckende, durch eine Gewebe-, Gewirke-, Vlies- und/oder Folienbahn gebildete Abdeckung (4, 5) vor­gesehen ist,

    d) daß die Abdeckung (4, 5) mit dem Schaum­stoffkern (3) durch punktförmige oder strichförmige materialschlüssige Ver­bindungsstellen verbunden ist und

    e) daß bei Einsatz mehrerer Schaumstoffbah­nen die Schaumstoffbahnen miteinander durch punktförmige oder strichförmige materialschlüssige Verbindungsstel­len miteinander verbunden sind.


     
    2. Polsterkörper nach Anspruch 1, dadurch ge­kennzeichnet, daß die Abdeckung (4, 5) auf beiden Seiten des Schaumstoffkernes (3) unter­schiedlich ausgebildet ist.
     
    3. Polsterkörper wenigstens nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Abdeckung (4, 5) mit dem Schaumstoffkern (3) im Randbereich durch Vernähen, Versteppen od. dgl. verbunden ist.
     
    4. Polsterkörper wenigstens nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß im Randbereich des Schaumstoffkerns (3) weniger Stanzschnit­te (6) als im mittleren Bereich des Schaum­stoffkernes (3) oder keine Stanzschnitte (6) vorgesehen sind.
     




    Zeichnung
















    Recherchenbericht