(57) In der Tieftemperaturtechnik sollen solche Konstruktionsteile, die Komponenten mit
unterschiedlichen Temperaturniveaus miteinander verbinden, eine möglichst geringe
Wärmeleitfähigkeit besitzen. Bei Konstrucktionsteilen aus austenitschem Stahl wird
die Wärmeleitfähigkeit verringert, indem sie unterhalb ihrer Martensitumwandlungs-temperatur
plastisch verformt werden. Die Verformung erfolgt vorzugsweise in einem Bad aus flüssigem
Stickstoff.
[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Verringerung der Wärmeleitfähigkeit von
Werkstücken aus austenitischem Stahl.
[0002] In der Tieftemperaturtechnik wird von bestimmten Konstruktionsteilen eine geringe
Wärmeleitung gefordert, um den Wärmetransport zwischen Komponenten, die sich auf verschiedenen
Temperaturniveaus befinden, zu minimieren. Beispiele dafür sind Abstützelemente oder
zur Beschickung und Entnahme notwendige Rohrverbindungen zwischen dem Innen- und Außenbehälter
von Kryobehältern.
[0003] Die am häufigsten verwendeten Werkstoffe für derartige Konstruktionselemente, die
statische oder dynamische Lasten übertragen und in vielen Fällen auch vakuumdicht
sein müssen, sind die austenitischen Chrom-Nickelstähle, weil sie verglichen mit anderen
metallischen Werkstoffen eine relativ geringe Wärmeleitfähigkeit aufweisen und auch
bei tiefen Temperaturen ausreichende Zähigkeit besitzen. Um den Wärmeeinfall durch
diese Elemente so weit wie möglich zu reduzieren, müssen die kräfteübertragenden Querschnitte
klein gehalten werden. Dies ist bei Komponenten aus austenitischem Stahl wegen der
geringen Festigkeit des Materials nur sehr begrenzt möglich.
[0004] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ein Verfahren zur Verringerung der Wärmeleitfähigkeit
von Werkstücken aus austenitischem Stahl zu schaffen, insbesondere für zum Einsatz
in der Tieftemperaturtechnik vorgesehene Werkstücke.
[0005] Ausgehend von dem im Oberbegriff des Anspruchs 1 berücksichtigten Stand der Technik
ist diese Aufgabe erfindungsgemäß gelöst mit den im kennzeichnenden Teil des Anspruchs
1 angegebenen Merkmalen.
[0006] Vorteilhafte Weiterbildungen der Erfindung sind in den Unteransprüchen angegeben.
[0007] Die plastische Verformung von Werkstücken aus austenitischem Stahl unterhalb ihrer
Martensitumwandlungstemperatur unter Verwendung tiefsiedender verflüssigter Gase ist
aus der DE-OS 1 452 533 und der DE-PS 26 54 702'an sich bekannt. Bei den bekannten-Verfahren
dienen diese Maßnahmen jedoch dazu, bestimmte mechanische Festigkeitswerte wie Zugfestigkeit
und Zähigkeit zu erhöhen. Ein Einfluß dieser Maßnahmen auf die Wärmeleitfähigkeit
war bisher nicht bekannt.
[0008] Der Wärmetransport in Metallen erfolgt durch Leitungs- elektronen,-deren.Bewegung
durch Wechselwirkung mit Phononen (Gitterschwingunen)vund mit Gitterfehlern behindert
wird. Da der thermische Widerstand durch Elektronen-Phononen-Wechselwirkung mit sinkender
Temperatur abnimmt, wird der Wärmetransport bei tiefen Temperaturen im wesentlichen
durch die Dichte und Art vorhandener Gitterfehler bestimmt. Durch das erfindungsgemäße
Verfahren wird die Zahl der Gitterfehler im Werkstück erhöht. Durch eine geeignete
mechanische Verformung läßt sich dies bei vielen Werkstoffen erreichen. Im besonderen
Maße dafür geeignet sind jedoch die austenitischen Cr-Ni-Stähle, sofern sie unterhalb
ihrer Martensitumwandlungstemperatur plastisch verformt werden. Bei dieser Behandlung
erhöht sich nicht nur, dem Grad der plastischen Verformung-entsprechend, die Versetzungsdichte
und die durch Versetzungsreaktionen gebildete Zahl von Leerstellen und Zwischengitteratomen.
Durch die teilweise Umwandlung des austenitischen Ausgangsmaterials in die Martensitphase
entsteht zusätzlich eine Vielzahl weiterer Strukturfehler, die den thermischen Widerstand
weiter erhöhen.
[0009] Von besonderem Vorteil ist weiterhin, daß das Ausgangsmaterial bei dieser Behandlung
durch die Verformung unterhalb seiner Martensitbildungstemperatur zusätzlich überdurchschnittlich
stark verfestigt wird, so daß entsprechend behandelte Komponenten sehr viel höhere
Kräfte übertragen können oder im Vergleich zu herkömmlichen Konstruktionen mit geringeren
Querschnitten auskommen, was den effiktiven Wärmestrom durch derartige Komponenten
weiter verringert.
[0010] Die Wirksamkeit des erfindungsgemäßen Verfahrens zeigt das nachfolgende Beispiel.
[0011] Ein austenitisches Rohr aus der Stahlqualität Nr. 1.4301 mit einer Ausgangshärte
von 153 HV1 wurde durch Innendruckbeaufschlagung in einem Flüssigstickstoffbad um
10,6 % plastisch verformt. Dabei stieg die Härte auf 310 HV1 an. Die mittlere Wärmeleitfähigkeit
des Materials im Temperaturbereich zwischen 28& K und 77 K nahm durch die Behandlung
von 17 W/mK auf 7 W/mK ab.
1. Verfahren zur Verringerung der Wärmeleitfähigkeit von Werkstücken aus austenitischem
Stahl,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Werkstücke unterhalb ihrer Martensitumwandlungstemperatur plastisch verformt
werden.
2. Verfahren nach Anspruch 1., dadurch gekennzeichnet,
daß die Verformung in einem Bad aus flüssigem Stickstoff durchgeführt wird.