[0001] Gegenstand der Erfindung ist ein hydraulischer Heber an einer Wasserüberlaufschwelle
an einem Wasserbauwerk gemäss Oberbegriff des Patentanspruches l.
[0002] Abwasserbauwerke weisen zur Hochwasserentlastung Ueberlaufschwellen auf, über die
die Leistung des Abwasserbauwerkes übersteigende Wassermenge direkt abgeführt werden
kann.
[0003] Bei starken Regenfällen kann die Wassermenge kurzfristig derart stark ansteigen,
dass das Ableitungsvermögen der Ueberlaufschwelle nicht genügt, wodurch der Wasserspiegel
weiter ansteigt und einen Rückstau in der Zuleitung bewirkt.
[0004] Zur Erhöhung der Abflussmenge ohne Verlängerung der Ueberlaufschwelle ist aus der
Schweizer Patentschrift Nr. 570 5l3 ein hydraulischer Heber bekannt, der aus einem
die Ueberlaufschwelle eines Sammelbeckens in einem Abstand überwölbenden halben Rohr
besteht, das überlaufseitig mit einer bis unter den Entnahmespiegel reichenden Platte
verbunden ist.
[0005] Der bekannte Heber hat den Nachteil, dass das Absaugen des Wassers erst beginnen
kann, wenn der Wasserspiegel im Oberwasser über den Scheitel des Hebers angestiegen
ist und durch den freien Ueberlauf die Luft aus dem Heber nach unten mitgerissen
worden und der Heber vollständig mit Wasser gefüllt ist. Dann setzt die Saugwirkung
des Absaughebers schlagartig ein. Sobald durch das Absinken des Oberwassers wieder
Luft in den Unterdruck im Heber eintreten kann, wenn der Wasserspiegel unter die
oberwasserseitige Oeffnung des Hebers gefallen ist, wird dessen Wirkung schlagartig
wieder unterbrochen. Dies kann zu Schäden an den Ablaufrohren führen. Zudem ist eine
ausgeglichene Entnahme, die sich der Zufuhr und dem Ablauf anpasst, nicht möglich.
[0006] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, einen hydraulischen Heber zu schaffen,
mit dem Wasser dosiert und ohne schlagartiges Einsetzen und Abbrechen der Entnahme
abgeführt werden kann und im Gegensatz zum freien Ueberfall in vorgebbarer Menge abführbar
ist.
[0007] Nach der Erfindung wird diese Aufgabe gemäss den kennzeichnenden Merkmalen des Patentanspruches
l gelöst.
[0008] In vorteilhafter Weise ist es nun möglich, die Wirkung des hydraulischen Hebers
stufenweise ein- und auszuschalten und auch die Menge der vom Heber abgesaugten Wassermenge
dem jeweiligen Oberwasserspiegel anzugleichen.
[0009] Durch Aufteilen des Hebers in eine Mehrzahl von kleinen Heberabschnitten kann einerseits
ohne Verlängerung der Ueberlaufschwelle eine grössere Wassermenge abgeführt und schon
bei einem Wasserstand unter dem Ansprechpunkt eines herkömmlichen Hebers abgesaugt
werden, welche sich dann mit zunehmendem Zufluss zum Bauwerk steigern lässt.
[0010] Anhand illustrierter Ausführungsbeispiele wird die Erfindung näher erläutert. Es
zeigen:
Figur l eine perspektivische Darstellung eines Abwasserbauwerkes mit einer Ueberlaufschwelle,
Figur 2 einen Querschnitt durch die Ueberlaufschwelle längs Linie II-II in Figur l,
Figur 3 einen Querschnitt durch die Ueberlaufschwelle längs Linie II-II in Figur l
in einer anderen Ausführungsform,
Figur 4 eine Draufsicht auf eine kreisförmige Ueberlaufschwelle,
Figur 5 einen Querschnitt längs Linie V-V in Figur 4 und
Figur 6 ein nicht massstäbliches Diagramm des Verlaufes der der abgeführten Wassermengen.
[0011] In Figur l ist ein aus Beton hergestelltes Abwasserbauwerk l, z.B. ein Entlastungsbecken
7 oder ein Kanal (in Figur l nur in strichpunktierten Linien angedeutet), mit einer
Ueberlaufschwelle 3 von der Länge L und der Höhe h₁, einem Zulauf 5 in das Entlastungsbecken
7, einem Ablauf 9 am Boden des Entlastungsbeckens 7, einer Ueberlaufsammelrinne ll
mit einem Ablauf l3 (es könnte auch ein natürliches Gewässer sein) sowie einer Tauchwand
l5, die auch als Sieb ausgebildet sein kann und verhindert, dass grosse Gegenstände
zur Schwelle 3 gelangen können.
[0012] Ueber der Ueberlaufschwelle 3 sind mehrere im wesentlichen aus gebogenen Platten
l7 und daran anschliessenden flachen Platten l9 zusammengesetzte, je einen Heber bildende
Abdeckungen 20, 20′,20",20‴ angeordnet, wobei die Platten l9 auch eine Krümmung aufweisen
können, so dass deren untere Kanten entweder zum Sockel der Ueberlaufschwelle hin-
oder von diesem weggerichtet sind (andeutungsweise dargestellt in Figur 2 in gebrochenen
Linien).
[0013] Die Abdeckungen 20,20′,20",20‴ verlaufen parallel und in konstantem Abstand zueinander,
so dass die Querschnitte der zwischen den Abdeckungen 20,20′; 20′, 20"; 20", 20‴;
bzw. zwischen der Ueberlaufschwelle 3 und der Abdeckung 20 liegenden gekrümmten Räume
2l,2l′,2l" und 2l‴ stets konstant ist. Es versteht sich von selbst, dass durch unterschiedliche
Abstände zwischen den übereinanderliegenden Abdeckungen 20...20‴ die Mengencharakteristik
veränderbar ist. Seitlich sind die Räume 2l,2l′,2l",2l‴ durch die beiden Wände 23
und 24 des Entlastungsbeckens 7 oder durch andersweitig ausgestaltete Abdeckungen
geschlossen. Im Scheitel weisen die gebogenen Platten l7 Oeffnungen l8 auf, durch
die die gefangene Luft beim Ansteigen des Wasserspiegels entweichen kann. Zur Vermeidung
des Ausfalls des gesamten Hebers infolge Verstopfung durch Schwemmgut kann dieser
in Teillängen aufgeteilt werden. Zu diesem Zweck sind die Räume 2l...2l‴ durch eine
oder mehrere vertikale Zwischenwände 25 aufgeteilt.
[0014] Wenn im Entlastungsbecken 7 der Wasserspiegel bis zur Höhe h₂ ansteigt, d.h. bis
zum Scheitel der Abdeckung 20, so dass der Raum 2l vollständig gefüllt ist, setzt
die Heberwirkung der Wassersäule im aussenliegenden Teil des Raumes 2l ein und saugt
Wasser aus dem Innern des Entlastungsbeckens 7. Bei weitersteigendem Oberwasserspiegel
setzt in der Folge ein Heberabschnitt nach dem anderen ein, sobald jeweils der Scheitel
der nächsthöheren Abdeckung 20′...20‴ überflutet wird. Bis zum Einsetzen der Saugwirkung
läuft das Wasser jeweils in freiem Ueberfall durch den Heberabschnitt, d.h. durch
die Räume 2l...2l‴. Wenn alle Heberabschnitte in Betrieb sind, wird die durch den
Querschnitt der Heber und die Länge X des äusseren Schenkels (der Platte l9) des Hebels
gegebene maximale Wassermenge gefördert, welche wesentlich über der Menge liegt, die
in freiem Ueberfall abführbar wäre. Die Saugwirkung setzt also stufenweise ein, weil
anfänglich nur der zuunterst lie gende Heber zu arbeiten beginnt. Im Gegensatz zum
einräumigen Heber kann beim mehrräumigen Heber bereits bei geringem Anstieg des Oberwasserspiegels
durch den ersten Heberabschnitt eine gedeutend grössere Wassermenge abgeführt werden
als beim freien Ueberfall im einräumigen Heber bei gleichem Oberwasserstand.
[0015] Wenn alle Platten l9 unterwasserseitig im wesentlichen gleich lang sind (Länge X,
die selbstverständlich grösser ist als die oberwasserseitige Saughöhe) und unten auf
etwa gleicher Höhe h₀ enden, so ist die Saugleistung jeder Stufe des Hebers gleich
(wenn die unterschiedlichen Höhen h₂...h₅ der Schenkel vernachlässigt werden). Um
die bei starken Regenfällen meist nicht linear, sondern mit zunehmender Geschwindigkeit
ansteigende Wassermenge auch durch eine zunehmende Saugleistung abführen zu können
oder auch aus regulierungstechnischen Gründen die Saugleistung zu erhöhen, sind die
Platten l9 der aussenliegenden Abdeckungen 20 länger als die innenliegenden ausgebildet
und erhöhen damit die Saugleistung der äusseren Heberabschnitte.
[0016] Es kann auch sein, dass unterwasserseitig nicht beliebig viel Wasser zugeführt werden
kann. In diesem Fall werden die aussenliegenden Abdeckungen 20 kürzer als die innenliegenden
ausgebildet. Dadurch bleibt die abgeführte Wassermenge bei steigendem Oberwasser
gleich oder nimmt sogar ab.
[0017] Anstelle von mit konstantem Abstand
a angeordneten Platten (l7...l7"") und Platten (l9...l9"") kann zur Erhöhung der Absaugmenge
auch der Abstand nach aussen zunehmend gestaltet werden, so dass grösser dimensionierte
Hebel entstehen. Bei Verringerung des Abstandes vermindert sich die Wirkung des Hebers
entsprechend.
[0018] Wenn die aussenliegenden Platten l9 der Heber in das Unterwasser eintauchen, so
wird die dem Unterwasser zugeführte Wassermenge mit steigendem Unterwasserspiegel
reduziert und damit eine Regulierung des Zulaufs erreicht.
[0019] Damit beim Zurückgehen der Zuflussmenge, d.h. bei Absinken des Oberwasserspiegels,
das Entlastungsbecken 7 nicht von der durch den hohen Wasserstand beim höchsten Zufluss
in Betrieb gesetzten hohen Absaugleistung sehr rasch auf das Niveau h₁ der Schwelle
3 abgesenkt wird und dann schlagartig aussetzt, liegen die Kanten 22...22"" der gebogenen
Platten l7...l7"" ansaugseitig nicht auf der Höhe h₁ wie die der am weitesten innenliegenden
Abdeckung 20, sondern jeweils auf der Höhe h₃...h₅ des Scheitels der direkt darunter
angeordneten Abdeckung 20...20". Mit dieser Massnahme wird bewirkt, dass beim Absinken
des Wasserspiegels unter h₄, d.h. unter den Scheitel der zweitobersten Abdeckung 20‴,
Luft durch die Oeffnung in den Heber eintreten kann und diesen ausschaltet. Die Abschaltung
des Hebers erfolgt damit nicht schlagartig, sondern es setzt nur die Wirkung des äussersten
Abschnittes aus. Das Was ser läuft im äussersten Abschnitt in freiem Ueberlauf dennoch
weiter, bis der Wasserspiegel auf h₄ abgesunken ist und nun den zweitäussersten Heber
ausser Betrieb setzt, usw.
[0020] Die Saugleistung des Hebersystems nach der Erfindung kann somit von Ober- und Unterwasser
wasserstandsabhängig oder -unabhängig gestaltet werden.
[0021] Ein wasserstandunabhängiges System findet z.B. Verwendung bei einer Abzweigung, wenn
aus einem Becken oder fliessenden Gewässer unabhängig vom Oberwasserstand eine stets
gleichbleibende Menge Wasser entnommen werden muss. Zu diesem Zweck sind die einlaufseitigen
Kanten der Abdeckungen auf gleicher Höhe angeordnet und können bis zum tiefstmöglichen
Wasserstand des Beckens eintauchen, bei dem noch Wasser entnommen werden kann.
[0022] Sowohl das wasserstandsabhängige wie auch das -unabhängige Hebersystem kann nicht
nur an einer geraden Ueberfallkante angewendet werden, sondern auch an einem zylindrischen
Ablauf entsprechend der Darstellung in den Figuren 4/5.
[0023] Zur Veranschaulichung der mit einem wasserstandsabhängigen Hebersystem abführbaren,
ansteigenden Wassermenge zeigt Figur 6 ein schematisches Diagramm. Die strichpunktierte
Linie zeigt die abgeführte Menge pro Zeiteinheit bei freiem Ueberfall ohne Heber,
die gestrichelte Linie die Menge mit einem einzigen Heber und die ausgezogene Linie
die Menge mit dem in Abschnitte aufgeteilten Hebersystem nach der Erfindung gemäss
Beispiel von Figur 3.
[0024] Anstelle von unterschiedlich langen Platten l9...l9‴ könnten zur Regulierung der
Saugleistung der Heberabschnitte mechanisch verschliessbare Oeffnungen zum Verkürzen
oder Verlängern der Saughöhe (X...X‴) in den Platten l9...l9‴ angebracht sein (keine
Abbildung).
[0025] Bei auf gleicher Höhe angeordneten Kanten 22...22‴ kann das Hebersystem auch als
Regulierorgan, z.B. konstante Wasserentnahme aus einem Becken oder fliessendem Gewässer
mit konstantem oder wechselndem Oberwasserstand, verwendet werden.
[0026] Sofern der Unterwasserstand so weit ansteigt, dass eine oder mehrere der Platten
l9...l9‴, d.h. deren Unterkanten, in diesen eintauchen, so wird, wie bereits erwähnt,
die Leistung der jeweiligen Heberabschnitte um die verminderte Saughöhe herabgesetzt.
1. Hydraulischer Heber für eine Wasserüberlaufschwelle an einem Wasserbauwerk, bestehend
aus einem den Scheitel der Schwelle in einem im wesentlichen konstanten Abstand umgebenden,
aus einer gebogenen Platte und einer unterwasserseitig daran anschliessenden im wesentlichen
flachen Platte bestehenden Abdeckung, dadurch gekennzeichnet, dass der den Heber
bildende Raum (2l ) zwischen der Schwelle (3) und der Abdeckung (20‴) in mehrere,
parallel zueinander verlaufende, Heberabschnitte bildende Räume (2l...2l‴) aufgeteilt
ist.
2. Hydraulischer Heber nach Anspruch l, dadurch gekennzeichnet, dass sich die einlaufseitigen
Kanten (22...22‴) der gebogenen Platten (l7...l7‴) im wesentlichen auf der Höhe (h...h₄)
des Scheitels der darunterliegenden Abdeckung (20...20‴) befinden.
3. Hydraulischer Heber nach Anspruch l, dadurch gekennzeichnet, dass die einlaufseitigen
Kanten (22...22‴) der gebogenen Platten (l7...l7‴) auf gleicher Höhe sich befinden.
4. Hydraulischer Heber nach Anspruch l bis 3, dadurch gekennzeichnet, dass die Längen
(X...X‴) der Platten (l9...l9‴) unterwasserseitig der Abdeckungen (20...20‴) von innen
nach aussen zunehmen/abnehmen.
5. Hydraulischer Heber nach Anspruch l bis 3, dadurch gekennzeichnet, dass die Längen
(X...X‴) der Platten (l9...l9‴) auf der gleichen Höhe h₀ enden.
6. Hydraulischer Heber nach einem der Ansprüche l bis 5, dadurch gekennzeichnet,
dass die Räume (2l...2l‴) durch vertikal angeordnete Zwischenwände (24) unterteilt
sind.
7. Hydraulischer Heber nach einem der Ansprüche l bis 6, dadurch gekennzeichnet,
dass der Abstand zwischen den gebogenen Platten (l7...l7"") und den Platten (l9...l9"")
zunimmt/abnimmt.
8. Hydraulischer Heber nach einem der Ansprüche l bis 7, dadurch gekennzeichnet,
dass die Platten (l9...l9‴) in das Unterwasser eintauchen.