[0001] Die Erfindung betrifft einen Flugkörper, insbesondere Uberschallflugkörper, mit einem
Rumpf und mehreren Leitflossen an seinem in Flugrichtung hinteren Ende.
[0002] Flugkörper weisen normalerweise am Rumpf Leitflossen auf. Die Steuerung derartiger
Flugkörper, wie z.B. Raketen oder Marschflugkörper, erfolgt im allgemeinen durch Ruder,
deren Position relativ zum Flugkörper zwecks Steuerung verändert wird. Eine andere
Steuerungsmöglichkeit besteht in einer sogenannten Schubvektor-Steuerung, bei der
der aus dem Flugkörper austretende Antriebsgasstrom abgelenkt wird. Eine weitere Möglichkeit
der Steuerung besteht darin, Steuerungsgase im wesentlichen quer und impulsartig aus
dem Rumpf des Flugkörpers austreten zu lassen. Ein durch eine solche Impulssteuerung
gesteuerter Flugkörper weist an dem in Flugrichtung hinteren Ende des Rumpfes öffnungen
auf, über die ein Steuerungsgas austritt, wobei auf den Flugkörper eine quer zur Flugrichtung
gerichtete Kraft ausgeübt wird. Das Gas tritt je nach gewünschter Flugrichtung nur
aus bestimmten Löchern aus. Das plötzlich austretende Gas verleiht dem Flugkörper
einen Impuls, der eine Veränderung der Flugrichtung bewirkt. Das Gas muß mit hohem
Druck durch die Löcher in die am Rumpf des Flugkörpers vorbeistreichende Luft gedrückt
werden, um einen wirkungsvollen Steuerungseffekt zu erzielen. An Bord des Flugkörpers
sind relativ große, unter hohem Druck stehende Gasmassen zur Steuerung des Flugkörpers
notwendig, was zu Gewichts- und Platzproblemen im Flugkörper führt.
[0003] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, einen Flugkörper zu schaffen, bei dem zur
Steuerung seiner Flugrichtung nur geringe Mengen an Steuerungsgas notwendig sind.
[0004] Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß dadurch gelöst, daß an dem Rumpf zwischen benachbarten
Leitflossen in einem Gebiet, in dem die Geschwindigkeit der am Rumpf entlangstreichenden
Luft infolge von von den Vorderkanten der Leitflossen ausgehenden Stoßwellen verringert
ist, mindestens eine Ausströmöffnung angeordnet ist, aus der zum Ändern der Flugrichtung
Brennstoff austritt.
[0005] Bei dem erfindungsgemäßen Flugkörper ist am Rumpf zwischen benachbarten Leitflossen
mindestens eine Ausströmöffnung angeordnet. Zur Steuerung der Flugrichtung tritt aus
der Ausströmöffnung ein Brennstoff aus, der sich außerhalb des Flugkörpers entzündet.
Ohne zusätzliche Maßnahmen würde die bei Zündung des austretenden Brennstoffs entstehende
Flamme aufgrund der mit überschallgeschwindigkeit am Rumpf entlangstreichenden Luft
sofort instabil, d.h., sie wird sofort ausgeblasen oder aber die Verbrennung des Brennstoffs
erfolgt im Bereich hinter dem Flugkörper. Zur Stabilisierung der bei der Verbrennung
des Brennstoffs entstehenden Flamme befindet sich die Ausströmöffnung in einem Bereich
am Rumpf, in dem die Geschwindigkeit der am Rumpf entlangstreichenden Luft verringert
ist. Ein derartiger Bereich, ein sogenanntes Rezirkulationsgebiet, entsteht dadurch,
daß eine von der Vorderkante einer Leitflosse ausgehende Stoßwelle der am Flugkörper
vorbeistreichenden Luft an einer benachbarten Leitflosse reflektiert wird. Beim Auftreffen
auf die benachbarte Leitflosse interferiert die Stoßwelle mit der Eckenströmung zwischen
Flosse und Rumpf, die aufgrund der Wandreibung wesentlich langsamer ist als die ungestörte
Strömung. Die Interferenz der Stoßwelle und dieser Eckenströmung erzeugt ein Rezirkulationsgebiet
in der Nähe der Leitflossen.
[0006] Die Ausströmöffnung ist in Form einer Düse am Rumpf in einem Bereich angeordnet,
in dem sich das Rezirkulationsgebiet ausbildet. Die Strömungsgeschwindigkeit im Rezirkulationsgebiet
ist wesentlich geringer als die Geschwindigkeit der am Rumpf entlangstreichenden Luft
außerhalb dieses Gebietes. Die Flamme, die bei Zündung des aus der Ausströmöffnung
austretenden Brennstoffes entsteht, kann daher selbst bei Geschwindigkeiten von mehreren
Mach lokal stabilisiert werden. Das bedeutet, daß sich einerseits die Flamme in unmittelbarer
Nähe des Rumpfes bildet und daß andererseits die Flamme nicht von der am Rumpf vorbeiströmenden
Luft zerstört bzw. bis hinter den Flugkörper getragen wird. Bei dem erfindungsgemäßen
Flugkörper werden die Verdichtungsstöße (Stoßwellen) zur Flammenstabilisation verwendet.
Der im Rezirkulationsgebiet gezündetete Brennstoff bewirkt eine Volumenvergrößerung
in unmittelbarer Nähe des Rumpfes. Diese Volumenvergrößerung bewirkt einen lokalen
Druckanstieg am Rumpf, wodurch eine Veränderung der Flugrichtung des Flugkörpers erzielt
wird. Die Steuerung des Flugkörpers erfolgt also durch Druckanstieg in einem durch
die Leitflossen örtlich genau begrenzten Gebiet am Rumpf des Flugkörpers. Da sich
bei der Verbrennung des Brennstoffs in der am Rumpf vorbeiströmenden Luft (Außenverbrennung)
eine starke Volumenvergrößerung und ein hoher Druckanstieg ergibt, sind nur geringe
Brennstoffmengen an Bord des Flugkörpers erforderlich. Dadurch können die Flugkörper
kleiner und leichter ausgebildet sein. Die Steuerung des Flugkörpers kann innerhalb
kürzester Zeit vorgenommen werden, so daß sich kurze Reaktionszeiten ergeben. Die
Steuerung kann während der gesamten Flugphase, also sowohl während der Start- als
auch der Marschphase des Flugkörpers, eingesetzt werden, besonders wirkungsvoll ist
sie aber vor allem im Überschallbereich. Bewegliche und daher störungsanfällige Teile,
wie z.B. Ruder, sind nicht erforderlich.
[0007] Gemäß einer vorteilhaften Ausführungsform der Erfindung ist vorgesehen, daß die Vorderkanten
der Leitflossen zu beiden Seiten spitzwinklig angeschärft sind. Durch diese besondere
Ausbildung der Vorderkanten der Leitflossen stellen diese keinen wesentlichen Luftwiderstand
für die am Rumpf entlangstreichende Luft dar. Bereits bei einer mit einem Winkel von
ca. 20° zulaufenden Vorderkante bilden sich an dieser Stoßwellen aus, deren Stärke
zur Erzeugung eines hinreichend ausgebildeten Rezirkulationsgebietes ausreichen.
[0008] Gemäß einer weiteren Ausgestaltung der Erfindung befindet sich zwischen zwei benachbarten
Leitflossen eine Zündvorrichtung, mit deren Hilfe der aus der Düse ausgespritzte Brennstoff
entzündet werden kann. Die Zündvorrichtung wird je nach Art des Brennstoffs sowie
der Geschwindigkeit des Flugkörpers zum Zünden des Brennstoffs verwendet. Wenn beispielsweise
Brennstoff verwendet wird, der sich bei entsprechend hohen Fluggeschwindigkeiten des
Flugkörpers (z.B. bei vierfacher Schallgeschwindigkeit) infolge der hohen Stautemperaturen
selbst entzündet, wird die Zündvorrichtung nur während der Startphase des Flugkörpers
benötigt. Während der Marschphase des Flugkörpers ist die Zündvorrichtung zum Entzünden
des Brennstoffs in der Regel nicht erforderlich, wodurch der Steuerungsprozeß des
Flugkörpers vereinfacht wird.
[0009] Eine andere vorteilhafte Ausgestaltung der Erfindung ist dadurch gekennzeichnet,
daß zwischen benachbarten Leitflosse jeweils mehrere Ausströmöffnungen in einer Reihe
angeordnet sind, wobei die äußeren Ausströmöffnungen der Reihe jeweils in unmittelbarer
Nähe einer Leitflosse angeordnet sind. Die Rezirkulationsgebiete bilden sich insbesondere
in unmittelbarer Nähe einer Leitflosse aus, da die Eckenströmung aufgrund der Reibung
der entlangstreichenden Luft am Rumpf und an der Leitflosse am stärksten abgebremst
ist. Der über die äußeren Ausströmöffnungen der Reihe in diese besonders gut ausgeprägten
Rezirkulationsgebiete eingespritzte Brennstoff bildet bei seiner Verbrennung eine
lokal stabile Flamme. Von dort aus breitet sich die Flamme rasch über die gesamte
Reihe der Ausströmöffnungen hinweg aus. So entsteht ein breiter Flammenbereich zwischen
den Leitflossen, wodurch eine besonders wirkungsvolle Steuerung erzielt werden kann.
[0010] Gemäß einer bevorzugten Ausführungsform der Erfindung ist vorgesehen, daß mehrere
hintereinanderliegende Reihen von Ausströmöffnungen vorgesehen sind. Dadurch entsteht
ein besonders großflächiger Bereich zwischen zwei benachbarten Leitflossen, in dem
der austretende Brennstoff verbrennt. Auch dies ermöglicht eine besonders wirkungsvolle
Steuerung des Flugkörpers.
[0011] Wird, wie es bei einer weiteren Ausführungsform der Erfindung vorgesehen ist, als
Brennstoff Wasserstoff verwendet, so erfolgt bei Überschallgeschwindigkeiten des Flugkörpers
im Bereich von ca. 4 Mach eine Selbstentzündung des aus den Ausströmöffnungen austretenden
Wasserstoffs. Aufgrund der hohen Stautemperaturen der mit Überschall am Rumpf des
Flugkörpers entlangstreichenden Luft werden hierbei Temperaturen von ca. 800°C erreicht,
die zur Selbstentzündung des Wasserstoffs führen. In diesen Geschwindigkeitsbereichen
des Flugkörpers wird die Zündvorrichtung zum Entzünden des Wasserstoffs nicht benötigt,
wodurch die zur Steuerung des Flugkörpers notwendigen Operationen vereinfacht werden.
[0012] Der erfindungsgemäße Flugkörper wird in seinem Heckbereich mit mehreren starren Leitflossen
versehen. Zwischen benachbarten Leitflossen werden Düsen angebracht, durch die Brennstoff
in die Uberschallströmung der am Rumpf des Flugkörpers entlangstreichenden Luft eingespritzt
werden kann. Die Uberschallströmung erzeugt von den Vorderkanten der Leitflossen ausgehende
Stoßwellen (Verdichtungsstöße), die an der jeweils benachbarten Leitflosse reflektiert
werden. Bei dieser Reflektion erfolgt eine Interferenz zwischen der Stoßwelle und
der am Rumpf des Flugkörpers entlangstreichenden Luft, die aufgrund ihrer Reibung
am Rumpf eine verringerte Geschwindigkeit aufweist. Die Stoßinterferenz ist besonders
stark in den von dem Rumpf und den Leitflossen gebildeten Ecken. Aufgrund der Stoßinterferenz
bilden sich in der Uberschallströmung Rezirkulationsgebiete, in denen bei Verbrennung
eines in diese Gebiete eingespritzten Brennstoffs eine lokal stabilisierte Flamme
entsteht. Der Brennstoff braucht beim Ausspritzen nur einen geringfügig größeren Druck
als die am Rumpf entlangströmende Luft aufzuweisen. Die Außenverbrennung des Brennstoffs
in der den Flugkörper umgebenden Luftströmung führt zu einer Volumenvergrößerung des
Brennstoff/Luftgemisches in unmittelbarer Nähe des Rumpfes, was in diesem Bereich
einen Druckanstieg zur Folge hat. Dieser Druckanstieg in dem durch die Leitflossen
örtlich genau begrenzten Gebiet wirkt sich auf den Rumpf des Flugkörpers aus und wird
so zur Steuerung des Flugkörpers verwendet. Die Steuerung erfolgt also durch Außenverbrennung
eines Brennstoffs. Diese Art der Steuerung eines Flugkörpers erfolgt sehr reaktionsschnell
und kann während der gesamten Flugphase, also während der Start- und Marschphase des
Flugkörpers eingesetzt werden. Es sind nur relativ geringe Brennstoffmengen erforderlich,
wodurch der Flugkörper in seinen Abmessungen klein gestaltet werden kann und ein geringes
Gewicht aufweist. Der Mechnismus zur Steuerung des Flugkörpers weist keine beweglichen
Teile auf, wodurch er sehr zuverlässig arbeitet. Nachfolgend wird unter Bezugnahme
auf die Figuren ein Ausführungsbeispiel der Erfindung näher erläutert.
[0013] Es zeigen:
Fig. 1 eine Seitenansicht des Flugkörpers und
Fig. 2 einen Querschnitt entlang der Linie II-II in Fig. 1.
[0014] Der Flugkörper 10 weist an seinem Rumpf 12 vier Leitflossen 14,16,18 und 20 auf,
die an dem in Flugrichtung A hinteren Ende des Rumpfes 12 angeordnet sind. Die Vorderkante
einer Leitflosse (in den Figuren mit dem durch ein F ergänztes Bezugszeichen der betreffenden
Leitflosse bezeichnet) sind zu beiden Seiten angeschärft und laufen nach vorne hin
spitz zu. Auch die radial nach außen weisenden Seitenkanten der Leitflossen (in den
Figuren mit dem durch ein S ergänztes Bezugszeichen der betreffenden Leitflosse bezeichnet)
laufen nach außen hin spitz zu.
[0015] Zwischen den benachbarten Leitflossen 14 und 16 befinden sich am Rumpf 12 mehrere
Düsen 22, wobei jeweils fünf Düsen 22 in einer quer zur Flugrichtung A des Flugkörpers
10 verlaufenden Reihe und drei solcher Reihen 24,26 und 28 hintereinanderliegend angeordnet
sind. Derart angeordnete Düsen 22 befinden sich zwischen sämtlichen zueinander benachbarten
Leitflossen des Flugkörpers 10. Alle in einer Reihe angeordneten Düsen 22 befinden
sich auf einem gemeinsamen Umfangskreis am Rumpf 12. Die auf einem Umfangskreis am
Rumpf 12 angeordneten Düsen 22 werden durch die Leitflossen 16, 14, .20 und 18 in
vier Gruppen mit jeweils fünf Düsen unterteilt. Jeweils eine solche Gruppe von Düsen
22 ist dem I.,II., III. und IV. Quadranten (Fig. 2) zugeordnet. Die Einteilung der
Düsen 22 in den Reihen 26 und 28 .ist entsprechend.
[0016] über die Düsen 22 wird Brennstoff in die am Rumpf 12 entlangstreichende Luft eingespritzt.
Sämtliche am Rumpf 12 angeordnete Düsen 22 sind über (nicht dargestellte) Leitungen
mit einem Tank für Brennstoff (ebenfalls nicht dargestellt) verbunden. Je nachdem,
in welcher Art und Weise die Flugrichtung des Flugkörpers 10 zu steuern ist, können
entweder alle Düsen 22 eines Quadranten oder aber auch die Düsen mehrerer Quadranten
mit Brennstoff versorgt werden. In jeder mit dem Tank verbundenen Leitung, über die
sämtliche Düsen eines Quadranten mit Brennstoff versorgt werden, befindet sich ein
Ventil zum Verschließen bzw. öffnen dieser Leitung. Die Versorgung der Düsen 22 mit
Brennstoff erfolgt also nach Quadranten selektiert. Zwischen der mittleren Reihe 26
und der letzten Reihe 28 (in Flugrichtung A betrachtet) befindet sich eine Zündvorrichtung
30 - beispielsweise in Form einer Zündkerze - zum Zünden des aus den Düsen 22 des
betreffenden Quadranten austretenden Brennstoffs.
[0017] Die Entstehung eines Rezirkulationsgebietes zwischen zwei benachbarten Leitflossen
soll nachfolgend beispielhaft anhand des ersten Quadranten (anhand des
Be-reiches zwischen den Leitflossen 14 und 16) verdeutlicht werden. Bei Überschallgeschwindigkeit
gehen von der Vorderkante 14F der Leitflosse 14 und von der Vorderkante 16F der Leitflosse
16 jeweils zwei Stoßwellenfronten aus. Dabei verläuft eine der beiden von der Vorderkante
14F der Leitflosse 14 ausgehende Stoßwellenfront in Richtung auf die Leitflosse 16,
während eine der beiden von der Vorderkante 16F der Leitflosse 16 ausgehende Stoßwellenfront
in Richtung auf die Leitflosse 14 verläuft. Die Stoßwellen jeder Stoßwellenfront werden
an den entsprechenden Leitflossen reflektiert. Dabei interferieren die Stoßwellen
mit der am Rumpf 12 des Flugkörpers 10 entlangstreichenden Luft. Die am Rumpf 12 entlangstreichende
Luft ist aufgrund der Reibung am Rumpf 12 abgebremst, wodurch sich bei Interferenz
mit den Stoßwellen Rezirkulationsgebiete bilden. Die aufgrund der Reibung am stärksten
verlangsamte Strömung der am Rumpf entlangstreichenden Luft ergibt sich jeweils in
der Ecke (Eckenströmung) zwischen den Leitflossen 14 bzw. 16 und dem Rumpf 12 des
Flugkörpers 10. Daher ergeben sich auch die am stärksten ausgebildeten Rezirkulationsgebiete
jeweils in der Nähe einer Leitflosse.
[0018] Für den in Fig. 1 dargestellten Flugkörper 10 sei angenommen, daß die Reflektionen
der Stoßwellen einer Stoßwellenfront an den Leitflossen in einem Bereich erfolgen,
der sich zwischen der vordersten Reihe 24 und der hintersten Reihe 28 an den Leitflossen
erstreckt. Die am stärksten ausgebildeten Rezirkulationsgebiete ergeben sich, wie
bereits erwähnt, in unmittelbarer Nähe der Leitflossen. Kleinere Rezirkulationsgebiete
entstehen in dem Bereich am Rumpf, in dem die mittleren Düsen der einzelnen Reihen
angeordnet sind, da auch hier eine Interferenz zwischen den Stoßwellen der Stoßwellenfront
und der am Rumpf 12 entlangstreichenden Luft erfolgt.
[0019] Zur Steuerung des Flugkörpers 10 wird je nach Bedarf über die Düsen 22 eines oder
mehrerer Quadranten Brennstoff in die am Rumpf 12 entlangstreichende Luft eingespritzt.
Der austretende Brennstoff wird mit Hilfe der Zündvorrichtung 30 entzündet, wobei
sich eine lokal stabile Flamme bildet. Die Verbrennung des Brennstoffs
' verursacht eine Volumenvergrößerung des zwischen den Leitflossen 14 und 16 am Rumpf
12 befindlichen Gemisches aus verbranntem Brennstoff und am Rumpf 12 entlangstreichende
Luft. Diese Volumenvergrößerung hat einen Druckanstieg in dem durch die Leitflossen
14 und 16 genau begrenzten Gebiet zur Folge. Der in diesem Gebiet erhöhte Druck wirkt
auf den Rumpf 12, wodurch eine Querkraft, die quer zur Flugrichtung A des Flugkörpers
10 gerichtet ist, erzeugt wird. Die Stärke der Querkraft kann über die durch die Düsen
22 eines Quadranten austretende Brennstoffmenge pro Zeiteinheit reguliert werden.
[0020] Der Druck des aus den Düsen 22 austretenden gasförmigen oder flüssigen Brennstoffs
ist nur so groß, daß er ausreicht, um den Brennstoff aus dem Rumpf 12 austreten zu
lassen. Durch diesen Druck allein wird dem Flugkörper kein wesentlicher Steuerungsimpuls
erteilt. Wird als Brennstoff Wasserstoff verwendet, so erfolgt ab einer bestimmten
Geschwindigkeit des Flugkörpers 10 eine Selbstentzündung des Wasserstoffs aufgrund
der hohen Stautemperatur der am Rumpf 12 entlangstreichenden Luft. Die Zündungstemperatur
für Wasserstoff liegt bei ca. 800°C. Wenn der Flugkörper 10 eine Geschwindigkeit größer
als ca. 4 Mach bei Bodenbedingungen aufweist, ist die Temperatur der Luft am Flugkörper
12 aufgrund der hohen Stautemperaturen auf Werte größer als 800°C angestiegen, so
daß eine sichere Selbstentzündung des Wasserstoffs erfolgt. Bei diesen Geschwindigkeitsbereichen
des Flugkörpers können die in diesem ablaufenden Prozesse während der Steuerung dahingehend
vereinfacht werden, daß bei jedem Steuerungsmanöver eine Ansteuerung der entsprechenden
Zündvorrichtung nicht zu erfolgen braucht.
1. Flugkörper, insbesondere Überschallflugkörper, mit einem Rumpf und mehreren Leitflossen
an seinem in Flugrichtung hinteren Ende,
dadurch gekennzeichnet,
daß an dem Rumpf (12) zwischen benachbarten Leitflossen (14,16,18,20) in einem Gebiet,
in dem die Geschwindigkeit der am Rumpf (12) entlangstreichenden Luft infolge von
von den Vorderkanten (14F,16F,18F,20F) der Leitflossen ausgehenden Stoßwellen verringert
ist, mindestens eine Ausströmöffnung (22) angeordnet ist, aus der zum Ändern der Flugrichtung
Brennstoff austritt.
2. Flugkörper nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Vorderkanten (14F,16F,18F,20F)
der Leitflossen zu beiden Seiten spitzwinklig angeschärft sind.
3. Flugkörper nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß sich zwischen zwei
benachbarten Leitflossen eine Zündvorrichtung (30) zum Entzünden des aus der Ausströmöffnung
(22) ausgespritzten Brennstoffs befindet.
4. Flugkörper nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, daß zwischen
benachbarten Leitflossen (14,16,18,20) jeweils mehrere Ausströmöffnungen (22) in einer
Reihe (26) angeordnet sind, wobei die äußeren Ausströmöffnungen der Reihe jeweils
in unmittelbarer Nähe einer Leitflosse (14,16,18,20) angeordnet sind.
5. Flugkörper nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, daß die Ausströmöffnungen (22)
auf einem einzigen Umfangskreis am Rumpf (12) angeordnet sind.
6. Flugkörper nach Anspruch 4 oder 5, dadurch gekennzeichnet, daß mehrere hintereinanderliegende
Reihen (24,26,28) von Ausströmöffnungen (22) vorgesehen sind.
7. Flugkörper nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß
der Brennstoff Wasserstoff ist.