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l. Flächiges Textilgut
2.l Derzeit wird flächiges Textilgut während des Ausrüstungsprozesses durch mechanische
Krumpfung u. dgl. mit einer Dehnbarkeit bzw. Elastizität versehen, die das Verpressen
des Textilgutes auf Formteile möglich macht. Die mechanisch in dem Gut eingebrachte
Dehnbarkeit ist jedoch häufig nicht ausreichend.
2.2 Das flächige Textilgut wird mit einem synthetischen Garn ausgerüstet, dessen Filamente
sowohl eine hohe Bruchkraftdehnung als auch eine hohe Restdehnung - bleibende Dehnung
- aufweisen.
2.3 Eine zweischienige Kettwirkware mit einer Maschenzahl von 28 cm⁻¹ wies bei 65
% Gesamtdehnung eine Restdehnung in Längsrichtung von 4l % und in Querrichtung von
3l % auf. Die Ware war für Türverkleidungen im Automobilbau gut geeignet.
[0001] Die vorliegende Erfindung betrifft flächiges Textilgut, in Form von Warenbahnen oder
daraus hergestellten Teilen, das bzw. die durch Verpressen, Tiefziehen oder Moulden
zu Formteilen verarbeitet werden sollen. Das Textilgut kann z. B. Webstoff sein, insbesondere
kann es sich um Maschenware handeln wie Kettenwirk-, Raschelwirk-, Rundwirk- oder
Rundstrickware, auch Pol- oder Frottierware.
[0002] Das erfindungsgemäße Textilgut kann z. B. im Automobilbereich verwendet werden, um
Formteile damit zu beziehen, wie Himmelschalen, Türverkleidungen, Hutablagen oder
Armaturentafeln. Es kann auch zum Tiefziehen von Hüten oder zum Moulden von BH-Schalen
im Miederbereich eingesetzt werden.
[0003] Derzeit wird flächiges Textilgut während des Ausrüstungsprozesses durch mechanische
Krumpfung mit einer Dehnbarkeit bzw. Elastizität versehen, die das Verpressen des
Textilgutes auf Formteile möglich macht. Die mechanisch in dem Gut eingebrachte Dehnbarkeit
ist jedoch häufig nicht ausreichend und derartige textile Flächengebilde sind wegen
der mit der Verformung einhergehenden Rücksprungkraft für viele stark verformte Formteile
ungeeignet. Durch Einarbeitung von Elastomergarnen können zwar Warenbahnen mit sehr
hoher Elastizität gefertigt werden. Diese haben jedoch den Nachteil, daß sie nach
dem Verpressen auf die Formteile infolge der hohen Rücksprungkraft sich vor dem Abhärten
des Klebers aus den Vertiefungen des Formteiles wieder lösen.
[0004] Es wurde nun gefunden, daß sich diese Schwierigkeiten dadurch beheben lassen, daß
das flächige Textilgut ein synthetisches Garn enthält, dessen Filamente sowohl eine
hohe Bruchkraftdehnung als auch eine hohe Restdehnung - bleibende Dehnung - aufweisen.
Der Einsatz derartiger Garne ist in der Textilindustrie nicht üblich, bisher werden
Garne verwendet, die eine geringere Restdehnung besitzen. Als Garne mit hoher Bruchkraftdehnung
werden nach dem Stand der Technik Garne aus Elastomeren verwendet, die eine hohe elastische
Dehnung, aber nur geringe Restdehnung besitzen.
[0005] Das erfindungsgemäß zu verwendende Garn ist insbesondere ein synthetisches Filamentgarn;
es kann aber auch ein lufttexturiertes Garn mit einer Seele aus Filamenten mit hoher
Bruchkraftdehnung und hoher Restdehnung sein. Auch ist es möglich, ein Stapelfasergarn
einzusetzen, dessen Fasern - Filamente - die hohe Bruchkraftdehnung und hohe Restdehnung
aufweisen.
[0006] Die Bruchkraftdehnung der nach vorliegender Erfindung einzusetzenden Filamente soll
- gemessen in Anlehnung an DIN 53834, Teil l - größer sein als 50 %, insbesondere
größer als 60 %. Die Restdehnung soll - gemessen in Anlehnung an DIN 53 835, Teil
3 bei einer Gesamtdehnung von 50 %, einer Klemmengeschwindigkeit von 250 mm/min und
einer Vorspannkraft von 0,5 cN/tex - größer sein als die elastische Dehnung, vorzugsweise
größer sein als das Doppelte der elastischen Dehnung. Derartiges flächiges Textilgut
ist für das Verpressen auf Formteile durch die in der Ware vorhandene bleibende Dehnung
optimal geeignet. Die eingepreßten Formen bleiben voll erhalten, was ein Verkleben
des Textilgutes auf den Formteilen ohne störende elastische Spannung möglich macht.
Daher können auch Kleber eingesetzt werden, die eine wesentlich längere Abhärtphase
aufweisen als die zur Zeit notwendigen Kleber mit kurzen Abhärtungszeiten.
[0007] Die erfindungsgemäß einzusetzenden synthetischen Filamente mit hoher Bruchkraftdehnung
und hoher Restdehnung können in bekannter Weise durch Spinnen mit Vororientierung
oder durch Teilverstreckung hergestellt werden. Die synthetischen Filamente können
aus den für Filamente üblichen Polymeren, vor allem aus Polyamid oder insbesondere
aus Polyester bestehen.
[0008] Neben den erfindungsgemäß einzusetzenden synthetischen Filamenten mit hoher Bruchkraftdehnung
und hoher Restdehnung kann das flächige Textilgut auch ein oder mehrere andere Garne
mit üblichem Dehnungsverhalten, d. h. geringer Bruchkraftdehnung und/oder geringer
Restdehnung, enthalten, wie Filamentgarne glatt oder texturiert, gesponnene Fasergarne.
Allerdings sollte der Anteil der erfindungsgemäß verwendeten Filamente mit hoher Bruchkraftdehnung
und hoher Restdehnung der tragende Teil des Textilgutes sein, also z. B. bei Kettenwirkware
das Grundgewirke bilden.
[0009] Für manche Anwendungszwecke, z. B. im Automobilbereich Himmelschalen und Türseitenverkleidungen
ist manchmal eine Kaschierung auf einer oder beiden Seiten des Textilgutes erwünscht.
Daher kann das erfindungsgemäße flächige Textilgut auch eine Schaumkaschierung oder
Folienkaschierung besitzen.
Beispiel l
[0010] Zur Herstellung einer zweischienige Kettwirkware mit Mustereinzug wurde in Legeschiene
l ein Polyester-Filamentgarn dtex 50 f 35 voll eingezogen, das eine Bruchkraftdehnung
von 65 % und bei 50 % Gesamtdehnung eine Restdehnung von 40,4 % aufwies (Dehnungsverhältnis
0,24). Die Legeschiene arbeitete l22/232/2l2/232/2ll/l0l/l2l/l0l//.
[0011] In Legeschiene 2 wurden 2 texturierte Polyamid-Polyester-Mischfilamentgarne dtex
ll0, von denen eines (A, Bruchkraftdehnung 26 %) Polyamid- und Polyester-Filamente
im Gewichtsverhältnis 30 : 70 und das andere (B, Bruchkraftdehnung 30 %) im Gewichtsverhältnis
57 : 43 enthielt, in der Folge 3 Fd. A, 3 Fd. B, l Fd. A, 2 Fd. B, 2 Fd. A, l Fd.
B eingezogen. Legeschiene 2 arbeitete 344/676/232/676/433/l0l/454/
l0l//.
[0012] Die mit einer Maschenzahl von 28 cm⁻¹ gearbeitete Rohware hatte ein Gewicht von 250
g m⁻². Nach Ausrüstung und Färbung war das Warengewicht 305 g m⁻². Bei einer Prüfung
in Anlehnung an DIN 53857, Teil 2, Streifenversuch mit Einspannlänge 200 mm, Probenbreite
50 mm, Verformungsgeschwindigkeit 200 mm/min und Vorspannung entsprechend l % Dehnung
wurde die Dehnung bei Höchstzugkraft mit 74 % in Längs- und mit l00 % in Querrichtung
ermittelt, bei 65 % Gesamtdehnung die Restdehnung in Längsrichtung mit 4l %, in Querrichtung
mit 3l %. Die Ware war für Türverkleidungen im Automobilbau gut geeignet.
Beispiel 2
[0013] Eine vierschienige Kettenwirkware wurde mit gleichem Garn und gleichem Einzug der
Legeschiene l wie im Beispiel l hergestellt. Die Legeschiene arbeitete l0l/l2l//.
[0014] Die Legeschienen 2 und 3 hatten Polyester-Filamentgarn dtex l67 f 35, texturiert
(Bruchdehnung 26 %) jeweils auf jeder vierten Nadel eingezogen. Legeschiene 2 arbeitete
l0l/444/000/444/l0l/232/l0l/
232//, Legeschiene 3 l0l/232/l0l/232/l0l/444/000/
444//.
[0015] In Legeschiene 4 war Polyamid-6-Filamentgarn dtex 67 f l5, glatt (Bruchkraftdehnung
3l %) auf jeder Nadel eingezogen; die Legeschiene arbeitete l0l/454//.
[0016] Die erhaltene Rohware hatte bei einer Maschenzahl von 22 cm⁻¹ ein Rohgewicht von
200 g m⁻², nach Ausrüstung und Färbung 250 g m⁻². Die Dehnung bei Höchstzugkraft betrug
in Längsrichtung 82 %, in Querrichtung 76 %, die Restdehnung bei 65 % Gesamtdehnung
in Längsrichtung 32 %, in Querrichtung 3l %. Die Ware war ebenfalls für Türverkleidungen
im Automobilbau besonders geeignet.
1. Flächiges Textilgut als Warenbahn oder Formteil, enthaltend synthetische Filamente,
dadurch gekennzeichnet, daß es Filamente mit großer Bruchkraftdehnung und großer Restdehung
enthält, deren Bruchkraftdehnung größer ist als 65 % und deren bei einer Gesamtdehnung
von 50 % gemessene Restdehnung größer ist als die elastische Dehnung.
2. Flächiges Textilgut nach Anspruch l, dadurch gekennzeichnet, daß die Restdehnung
der Filamente größer ist als das Zweifache der elastischen Dehnung.
3. Flächiges Textilgut nach Anspruch l oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß es neben
den Filamenten mit hoher Bruchkraftdehnung und hoher Restdehnung andere Garne mit
geringer Bruchkraftdehnung und/oder geringer Restdehnung enthält.
4. Flächiges Textilgut nach einem der Ansprüche l bis 3, dadurch gekennzeichnet, daß
es eine Schaumkaschierung aufweist.
5. Flächiges Textilgut nach einem der Ansprüche l bis 3, dadurch gekennzeichnet, daß
es eine Folienkaschierung aufweist.