[0001] Die Verbindung N,N,N',N′-Tetraacetylethylendiamin, im folgenden einfacher als Tetraacetylethylendiamin
oder TAED bezeichnet, hat in jüngster Zeit praktische Bedeutung als Aktivator in peroxidhaltigen
Bleichflotten und Waschmitteln gewonnen. Wichtigstes Herstellungsverfahren ist die
Acetylierung von N,N′-Diacetylethylendiamin (DAED) mit Hilfe von Acetanhydrid. Von
diesem Verfahren, nach dem TAED im Jahre 1911 zum ersten Mal hergestellt wurde, sind
inzwischen zahlreiche Varianten bekannt geworden (z. B. DE 21 33 458, DE 21 18 281,
DE 30 24 694, GB 2 096 133, EP 4 919, EP 51 739 und EP 79 671).
[0002] Die Umsetzung von DAED mit Acetanhydrid, die üblicherweise bei Temperaturen zwischen
120 und 170 °C mit überschüssigem Acetanhydrid durchgeführt wird, liefert TAED in
einer Gleichgewichtsreaktion, so daß die Reaktionsgemische neben dem gewünschten
Endprodukt noch unumgesetztes DAED und Triacetylethylendiamin enthalten. Weiterhin
bilden sich während der Reaktion dunkelfarbige Nebenprodukte unbekannter Natur. Rohes
TAED, wie es aus diesen Reaktionsgemischen, beispielsweise durch Kristallisation,
isoliert wird, enthält stets einen gewissen Anteil an Beiprodukten und kann in dieser
Form im allgemeinen nicht direkt weiterverwendet werden, da für die meisten Anwendungsgebiete
ein möglichst reines, farb- und geruchloses Produkt benötigt wird. Die Herstellung
des TAED muß deshalb mit einem Reinigungsverfahren verbunden werden.
[0003] Auch zur Reinigung des TAED sind zahlreiche Vorschläge gemacht worden, die von einer
einfachen Wäsche mit Acetanhydrid (DE 21 33 458, DE 21 18 281) über die Anwendung
von Adsorptionsmitteln vor der Kristallisation (EP 4 919) bis hin zur fraktionierten
Destillation des TAED (EP 8 369) reichen. Weiterhin ist vorgeschlagen worden (EP 70
432), das rohe TAED in einem Sus-pensionsmittel fein zu dispergieren und nach längerer
Verweilzeit wieder zu isolieren. Keines dieser Reinigungsverfahren ist jedoch frei
von Nachteilen, seien es geringe Wirksamkeit oder Produktverluste oder aber hoher
Energie- und/oder Geräteaufwand.
[0004] Es bestand daher nach wie vor die Aufgabe, ein einfaches und wirksames Reinigungsverfahren
für TAED zu entwickeln. Insbesondere bestand die Aufgabe, ein solches Reinigungsverfahren
zu entwickeln, das ein TAED in der für den Einsatz in Waschmitteln geeigneten Reinheit
liefert.
[0005] Diese Aufgabe wird erfingungsgemäß gelöst durch ein Reinigungsverfahren, das darin
besteht, das rohe, kristalline TAED zunächst (a) mit Essigsäure zu waschen, dann
(b) mit Wasser zu waschen und schließlich (c) zu trocknen. Vorzugsweise wird auch
zwischen den beiden Waschschritten eine partielle Trocknung vorgenommen. In besonders
bevorzugten Verfahrensvarianten werden mehrere aufeinanderfolgende Teilschritte in
derselben Apparatur durchgeführt und/oder die Trocknung in einem oder beiden Trocknungsschritten
mit Hilfe von Gasen, vorzugsweise Luft, erreicht, die durch das Produkt geblasen werden.
[0006] Das erfindungsgemäße Verfahren erlaubt es überraschenderweise, ohne wesentliche Verluste
an Wertstoffen mit äußerst geringen Mengen an Waschflüssigkeiten ein farbloses und
geruchsloses Produkt zu gewinnen. Der Bedarf an Zeit, Energie und Geräten ist ebenfalls
gering, so daß das Verfahren trotz der Notwendigkeit von drei bzw. vier Einzelschritten
eine schnellere und kostengünstigere Reinigung ermöglicht als andere Verfahren gleicher
Wirksamkeit.
[0007] Das erfindungsgemäße Reinigungsverfahren ist nicht an ein bestimmtes Herstellungsverfahren
des TAED gebunden. In besonders vorteilhafter Weise wird es aber nach solchen Herstellungsverfahren,
bei denen Essigsäure ein Bestandteil der Reaktionsmischung ist, angewendet, weil
dann die erste Waschflüssigkeit ohne weiteres zusammen mit den Mutterlaugen der Reaktion
aufgearbeitet und ggf. zurückgeführt werden kann. Vorzugsweise schließt sich deshalb
das erfindungsgemäße Reinigungsverfahren an ein Herstellungsverfahren an, bei dem
TAED durch Acetylierung mittels Acetanhydrid gewonnen wird.
[0008] Die einzelnen Stufen des erfindungsgemäßen Reinigungsverfahrens können einzeln in
getrennten Apparaturen, wie sie an sich für Filtrations-, Wasch- und Trockenprozesse
bekannt sind, ausgeführt werden. Vorzugsweise werden aber mehrere, insbesondere alle
Schritte in derselben Apparatur durchgeführt. Beispiele für Geräte, in denen sowohl
Waschoperationen als auch die Trocknung durchgeführt werden können, sind Einschichtenfilter,
wie Drucknutschen und Filtertrockner, Bandfilter und Trommelfilter.
[0009] Von diesen werden wiederum die Druckdrehfilter bevorzugt, die es gestatten, kontinuierlich
in mehreren aufeinanderfolgenden Arbeitssegmenten nicht nur alle Stufen des erfindungsgemäßen
Reinigungsverfahrens auszuführen, sondern auf denen auch der vorhergehende letzte
Schritt des Herstellungsverfahrens, das Abfiltrieren des kristallinen TAED, vorgenommen
werden kann.
[0010] Die Ausgestaltung der einzelnen Stufen des Reinigungsverfahrens richtet sich sowohl
nach der Qualität des rohen TAED als auch nach der gewünschten Qualität des gereinigten
Materials. An beide Gegebenheiten läßt sich das erfindungsgemäße Verfahren in weiten
Grenzen anpassen.
[0011] Der erste Waschgang (a) wird vorzugsweise bei Temperaturen zwischen 17 und 30 °C,
gegebenenfalls aber auch, durch Verwendung von warmem TAED und/oder erwärmter Essigsäure,
bei erhöhten Temperaturen, vorzugsweise aber nicht über 50 °C durchgeführt. Die Einsatzmengen
an Esssigsäure, die gegebenenfalls auch kleine Mengen an Wasser enthalten kann, liegen
vorzugsweise bei 0,2 bis 2 l, insbesondere zwischen 0,5 bis 1,2 l pro kg TAED (gerechnet
als Reinsubstanz). Die Wäsche kann durch Aufschlämmen und Bewegen des TAED in der
Essigsäure unterstützt werden, wird vorzugsweise aber am mehr oder weniger unbewegten
Filterkuchen des TAED vorgenommen. Die Kontaktzeiten von der Zugabe der Essigsäure
bis zum Ende des Abfiltrierens, beziehungsweise die Durchströmzeiten, liegen zwischen
etwa 0,001 und 6, vorzugsweise zwischen 0,01 und 2 Sekunden.
[0012] Der Trocknungsschritt, der in der bevorzugten Ausführungsform des Verfahrens auf
die Essigsäurewäsche folgt, wird vorzugsweise auf dem Filter, das für den vorangegangenen
Schritt benutzt wurde, ausgeführt. Wenn diese Trocknung auch in üblicher Weise unter
Vakuum gegebenenfalls unter Erwärmen erreicht werden kann, so hat es sich doch als
vorteilhafter erwiesen, zur Trocknung inerte Gase, wie Stickstoff oder Kohlendioxid,
vorzugsweise aber Luft unter Druck durch das Produkt zu blasen. Eine Bewegung des
Produktes während dieses Vorganges kann nützlich sein, ist aber nicht notwendig.
Gasmengen von 0,05 bis 2 m³, vorzugsweise 0,1 bis 1 m³ pro kg TAED reichen im allgemeinen
für die erfindungsgemäß geforderte partielle Trocknung aus. Die Eintrittstemperaturen
der Gase liegen vorzugsweise bei 10 bis 100 °C, insbesondere zwischen 15 und 70 °C.
[0013] Der zweite Waschgang (b) wird mit Wasser von vorzugsweise 5 - 50 °C, insbesondere
10 - 30 °C durchgeführt und kann ebenfalls durch Aufschlämmen und Bewegen des TAED
im Wasser unterstützt werden. Vorzugsweise wird aber auch hier die Waschflüssigkeit
durch den unbewegten Filterkuchen geleitet. Die Mengen an Waschwasser liegen vorzugsweise
zwischen 0,5 und 8 l, insbesondere zwischen 1 und 5 l pro kg TAED. Sie richten sich
in erster Linie, ebensowie die Kontakt- bzw. Durchströmzeiten, die vorzugsweise zwischen
etwa 0,001 und 6 Sekunden, insbesondere zwischen 0,01 und 2 Sekunden liegen, nach
dem Essigsäuregehalt des TAED.
[0014] Der abschließende Trocknungsschritt (c) wird im allgemeinen in ähnlicher Weise durchgeführt
wie der Trocknungsschritt nach der Wäsche mit Essigsäure. Die Bedingungen werden so
gewählt, daß in Kombination mit dem vorausgegangenen Waschprozeß die Essigsäure soweit
wie gefordert, vorzugsweise bis zur Geruchslosigkeit des Produktes, entfernt wird
und der Wassergehalt des Materials der vorgegebenen Spezifikation entspricht. Vorzugsweise
wird auch in diesem Trocknungsschritt mit Hilfe von Gasen, insbesondere Luft, getrocknet,
die mit Temperaturen von vorzugsweise 10 bis 100 °C, insbesondere zwischen 15 und
70 °C durch das feuchte Material geblasen werden. Die benötigten Gasmengen liegen
wie im ersten Trocknungsschritt vorzugsweise zwischen 0,05 bis 2 m³, insbesondere
zwischen 0,1 und 1 m³ pro kg TAED.
[0015] Das erfindungsgemäße Reinigungsverfahren erlaubt es, das anfallende TAED direkt
der weiteren Verwendung, insbesondere in Wasch-, Bleich- und Desinfektionsmitteln
zuzuführen. In der Regel wird das feinkristalline TAED jedoch, um die Lagerstabilität
in Gegenwart alkalischer Materialien zu erhöhen, zunächst in einem Agglomerationsprozeß,
beispielsweise nach DE 30 11 998 in ein Granulat übergeführt. Die bei diesem Prozeß
notwendige Wassermenge kann durch geeignete Führung der Stufen b und c des erfindungsgemäßen
Reinigungsverfahrens ohne weiteres bereits dem gereinigten TAED mitgegeben werden.
Beispiel 1
[0016] In einem Rührkessel mit Rückflußkühler und Bodenablaß wurden 360 kg Diacetylethylendiamin
mit 1275 kg Acetanhydrid 3 Stunden auf Rückflußtemperatur erhitzt. Die entstandene
braune Lösung wurde unter Rühren rasch auf etwa 30 °C abgekühlt, wobei TAED in kristalliner
Form ausfiel. Die Kristallsuspension wurde auf ein Druckdrehfilter mit sechs Segmenten
abgelassen, auf dem kontinuierlich nacheinander folgende Prozesse abliefen (Angaben
bezogen auf 1 kg TAED-Reinsubstanz):
- Weitgehende Abtrennung der Mutterlauge,
- Waschen des rohen TAED mit 0,8 l Essigsäure (Wassergehalt 0,6 Gew.-%, Temperatur
25 °C, Druck 0,8 - 1 bar) bei einer Kontaktzeit von ca. 0,05 sec,
- Durchblasen von 0,2 m³ Luft (Temperatur 20 °C, Druck 1,5 bar), die über einen Flüssigkeitsabscheider
recyclisiert wurde,
- Waschen mit 1,8 l Wasser (Temperatur 15 °C, Druck 1 bar) bei einer Kontaktzeit von
ca. 0,05 sec,
- Durchblasen von 0,3 m³ Luft (Temperatur 20 °C, Druck 1,8 bar),
- Mechanisches Austragen des Endproduktes.
[0017] Insgesamt fielen 364 kg eines farb- und geruchlosen TAED an. Der Wassergehalt lag
bei 5,4 Gew.-%, bezogen auf Trockenmasse, die ihrerseits einen TAED-Gehalt von 99,4
% aufwies. Das so gereinigte TAED eignete sich für den Einsatz in Waschmitteln und
konnte ohne weiteres in einen Granulationsprozeß eingebracht werden. Die Verluste
an Essigsäure, die mit dem Waschwasser ausgetragen wurde, waren gering (Essigsäuregehalt
des Waschwassers 4 %).
Beispiel 2
[0018] Es wurde ebenso verfahren, wie im Beispiel 1, doch wurde auf das Zwischentrocknen
nach der Essigsäurewäsche verzichtet. Um ein geruchsfreies Produkt zu erhalten, mußte
der Filterkuchen mit 5 l Wasser pro kg TAED gewaschen werden. Die Essigsäureverluste,
die durch Abgang mit dem Waschwasser entstanden, waren dabei drei mal so hoch wie
in Beispiel 1. Im übrigen eignete sich das gereinigte TAED aber ebenso gut für den
Einsatz in Waschmitteln wie das in Beispiel 1 erhaltene.
Beispiel 3
[0019] Die Ausführung dieses Beispiels entsprach ebenfalls Beispiel 1, doch wurde in der
ersten Waschstufe Acetanhydrid anstelle von Essigsäure als Waschflüssigkeit verwendet.
Trotz Erhöhung der Wassermenge im folgenden Waschprozeß auf über 8 l pro kg TAED enthielt
das Endprodukt mehr als 1 % Essigsäure, so daß es nicht für den Einsatz in Waschmitteln
geeignet war. Zur Entfernung der Essigsäure mußte das TAED einem weiteren, intensiven
Trocknungsprozeß unterworfen werden.
1. Verfahren zur Reinigung von kristallinem N,N,N′,N′-Tetraacetylethylendiamin (TAED),
gekennzeichnet durch folgende Verfahrensschritte:
a) Wäsche mit Essigsäure
b) Wäsche mit Wasser
c) Trocknung.
2. Verfahren nach Anspruch 1, bei dem zwischen den Verfahrensschritten a und b eine
partielle Trocknung vorgenommen wird.
3. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 oder 2, bei dem einer oder beide Trocknungsschritte
darin bestehen, Gase durch das feuchte Produkt zu blasen.
4. Verfahren nach Anspruch 3, bei dem als Gas Luft verwendet wird.
5. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 4, bei dem mehrere aufeinander folgende
Schritte in derselben Apparatur durchgeführt werden.
6. Verfahren nach Anspruch 5, bei dem alle Verfahrensschritte kontinuierlich in einem
Druckdrehfilter ausgeführt werden.
7. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 6, bei dem pro kg TAED 0,2 - 2 l Essigsäure
als Waschflüssigkeit verwendet werden.
8. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 7, bei dem pro kg TAED 0,5 - 8 l Wasser
als Waschflüssigkeit verwendet werden.
9. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 8, bei dem zur Trocknung 0,05 bis 2 m³
Luft mit einer Eintrittstemperatur von 10 bis 100 °C verwendet werden.
10. Verwendung eines nach einem der Verfahren gemäß Ansprüchen 1 bis 9 gereinigten
TAED in Wasch-, Bleich- oder Desinfektionsmitteln.