[0001] Die Erfindung richtet sich auf eine witterungsbeständige Kupferlegierung der im Oberbegriff
des Anspruches 1 angegebenen Art.
[0002] Normale Bestandteile der Atmosphäre können wesentliche Korrosionsfaktoren sein, wie
z.B. in Luft enthaltene Chlorid-Teilchen im Küstenbereich oder die relative Feuchtigkeit
und insbesondere Schmutzstoffe, wie Schwefeldioxid, Kohlendioxid, Schwefelwasserstoff,
Ammoniak oder Amine in Stadt- oder Industriegebieten. In unserem Klima ist die nasse
Korrosion von großer Bedeutung und tritt im Zusammenhang mit Regen auf. Regen an sich
wirkt sich auf die Witterungsbeständigkeit von Kupfer günstig aus, weil er nämlich
zu einer beschleunigten Bildung einer Schutzschicht führt und Staub, Ruß und saure
Verbindungen wegwäscht. Kupfer unterliegt unter atmosphärischen Bedingungen der sogenannten
PatinaBildung, einer natürlichen Schutzschicht, die das Kupfer von den direkten Einflüssen
der Witterung trennt. Aufgrund der wachsenden Umweltbelastung durch Schadstoffe verschiedener
Art hat sich heute eine Luftverschmutzung ergeben, die zu einem sogenannten "sauren
Regen" geführt hat. Das Dachwasser und die Atmosphäre entwickeln bei der jetzigen
hohen Schadstoffkonzentration eine Acidität, z.B. "Dünnsäure"aus HCl + H
2S0
4, die stärker ist als die Neigung des Kupfers, lösliche Verbindungen einzugehen. So
wird die bei Neubedachungen zunächst dünne Patina punktförmig zerstört, weil die Patina-bildenden
Stoffe, wie CuS0
4 und CuC0
3 unter Einwirkung der Dünnsäure nicht mehr stabil sind.
[0003] Damit ist das Kupfermaterial an diesen Stellen ungeschützt den permanent wirksamen
Schadstoffen ausgesetzt. Die zerstörende Korrosion schreitet lokal fort. Es kommt
zum Lochfraß.
[0004] Die Erfindung hat sich die Aufgabe gestellt, eine witterungsbeständige Kupferlegierung
zu schaffen, die eine erhöhte Resistenz gegen Korrosion hat, wobei die Legierung verhältnismäßig
preiswert sein soll und die Warm- und Kaltverformungseigenschaften denjenigen des
bekannten P-desoxydierten Kupfers entsprechen sollen.
[0005] Dies wird erfindungsgemäß durch die im Kennzeichen des Anspruches 1 angegebenen Legierungsgehalte
der einzelnen Bestandteile bzw. ihrer Mischungskomponenten erreicht. Es zeigt sich,
daß die Ruhepotentiale der erfindungsgemäßen Kupferlegierung dadurch vielfach verbessert
worden sind; während normales.Dachkupfer ein Ruhepotential von etwa 50 mV aufweist,erreicht
die erfindungsgemäße Kupferlegierung ein Ruhepotential von fast 200 mV gegenüber einem
sauren Regen von
PH 3,7. Unter Berücksichtigung der Preiswertigkeit der erfindungsgemäßen Legierung ist
dies ein außerordentlich überraschendes Ergebnis.
[0006] Dabei zeigt es sich, daß die in den Unteransprüchen 2 bis 6 angeführten Legierungswerte
der einzelnen Bestandteile in dieser Hinsicht zunehmend die Korrosionsbeständigkeit
optimieren. Die Verarbeitung der mit diesen Legierungen erzeugten Produkte ist sehr
gut. Eine unerwünschte Aushärtung der Legierung tritt nicht ein und sie erweist sich
auch beständig gegen Spannungsrißkorrosion. Die Passivierbarkeit des Kupfers ist verbessert.
Außerdem erhält man einen kathodischen Schutz durch den Legierungsbestandteil Eisen,
der hier als "Opferelement" wirksam ist. Dadurch werden die Löslichkeitsbereiche vergrößert,
die Phasengrenzen in der Legierung stabilisiert, Ausscheidung verhindert und dieDiffusionskoeffizienten
beeinflußt.
[0007] In der Zeichnung ist ein Diagramm gezeigt, welches die Optimierung der erfindungsgemäßen
Kupferlegierungen gegenüber den herkömmlichen Kupferwerkstoffen anhand der Ruhepotentiale
veranschaulicht. Diese Ergebnisse ergaben sich aus folgenden Untersuchungen:
Es wurden Stromdichte-Potential-Kurven aufgenommen. Bei allen nach einem elektrolytischen
Mechanismus verlaufenden Korrosionsprozessen ist der Stoffumsatz der betrachteten
Teilreaktionen über das FARADAY'sche Gesetz mit einem elektrischen Strom verknüpft
gemäß der Gleichung

worin m die elektrochemisch umgesetzte Stoffmenge in g, M die molare Masse in g mol
1, F die FARADAY'sche Zahl 96487 in As mol1, I der beobachtete Strom in A, t die Beobachtungszeit in s und Z die dimensionslose
Ladungszahl sind. Differenziert man die vorstehende Gleichung nach der Zeit, so erhält
man

[0008] Die stationären Stromdichte-Potential-Kurven geben Aufschluß über das Langzeitverhalten
eines elektrochemischen Systems im untersuchten Potentialbereich. In der Materialerprobung
und vor allem Korrosionsforschung interessieren die Steilheit des Übergangs der Stromdichte
vom kathodischen in den anodischen Bereich beim Durchgang durch das Ruhepotential,
ferner selektive Auflösungserscheinungen der Arbeitselektrode im Aktivbereich, ferner
die Lage eines Passivbereiches,
Durchbruchserscheinungen der Passivschicht und schließlich Vorgänge im Transpassivbereich
bis zur Gasentwicklung an der Arbeitselektrode.
[0009] Beim Ermitteln der Stromdichte-Potential-Kurven steigt in Übereinstimmung mit der
Theorie das Ruhepotential mit der Verdünnung an. Bei den untersuchten Legierungen
bleibt die Stromdichte beim Wert "0" bis etwa zu Potentialen von 200 mV, bezogen auf
die Wasserstoff-Normal-Elektrode. Das wird phänomenologisch bestätigt: Die Probenoberfläche
behält bis zu diesem Punkt ihr Aussehen bei; eine Gasentwicklung oder eine Änderung
des Elektrolyten sind nicht zu beobachten.
[0010] Zur Ergänzung der Stromdichte-Potential-Kurven und der Potential-p
- - Diagramme wurden vorbekanntes Kupfer und die erfindungsgemäßen Kupferlegierungen
Wechseltauchversuchen in künstlichem Regenwasser mit einem
PH-Wert von 3,7 unterzogen. Die Versuche wurden gemäß DIN 50 905 ausgeführt und entsprachen
dem witterungsbedingten wechselnden Korrosionsangriff. Der p
H-Wert des verwendeten Regenwassers wurde anhand der aktuellsten Analysen aus dem deutschen
sowie mittel-europäischen Raum ermittelt, der sich aus der derzeitigen Umweltbelastung
ergibt. Der Entstehungsmechanismus dieser aggressiven Niederschläge und die Wechselwirkung
mit Kupfer und Kupferlegierungen ist im Hauptpatent ausführlich dargelegt worden,
worauf verwiesen wird. Das diesen Versuchen zugrundeliegende künstliche Regenwasser
muß folgende Forderungen erfüllen:
Die Bestandteile müssen den in der Atmosphäre vorkommenden Schmutzstoffen entsprechen.
Der pH-Wert soll natürlich dem Mittelwert des Säuregehalts der Niederschläge in MittelEuropa
gleich sein. Die einzelnen Ionen im künstlichen Regenwasser sollen die tatsächlich
in den natürlichen Niederschlägen vorkommenden Verhältnisse repräsentieren. Die Konzentrationserhöhung
im verwendeten künstlichen Regenwasser darf bei Kurzzeit-Korrosionsversuchen zu keiner
Verfälschung der Versuchsergebnisse führen.
[0011] Die auf dieser Basis durchgeführten Untersuchungen befaßten sich mit dem Mechanismus
der Patinabildung bei unterschiedlichen Verdünnungen mit konstantem p
H-Wert. Dabei wurde der kinetische Ablauf des Korrosionsvorgangs quantitativ erfaßt
und die Beschaffenheit der Passivierungsschicht und daraus resultierende Verfärbungen
(Farbtönungen) in Abhängigkeit von der Zeit und unterschiedlichen Konzentrationen
ermittelt. Die Zusammensetzung des dem Versuch zugrundeliegenden Korrosionsmediums
entsprach den aktuellen Analysewerten der tatsächlichen Niederschläge auch in folgender
Hinsicht:
Von besonderer Bedeutung sind die Anteile der freien Anionen (Sulfat, Nitrat, Chlorid)
sowie der NH4-Anteil für die Korrosion der Legierung. Um eine Verkürzung der Versuchszeit
zu erreichen, wurde die Konzentration des verwendeten künstlichen Regenwassers gegenüber
dem natürlichen "sauren" Regen erhöht. Bei der Konzentrationserhöhung wurde der Faktor
102 angestrebt. Dieser Wert liegt, nach üblicher Auffassung, noch unterhalb der zulässigen
Konzentrationserhöhung bei Kurzzeit-Korrosionsversuchen. Korrosionsversuche in synthetischen
Gasatmosphären ergaben bei 102 -fachen bis 5 '102-fachen Konzentrationen praxisnahe Ergebnisse. Das künstliche Regenwasser wurde mit
N 1-Lösungen H2S04, HN03, HCL und NH40H erzeugt. Der pH-Wert betrug, wie bereits erwähnt wurde, 3,7.
[0012] Weil eine Verstärkung der Angriffsbedingungen jedoch häufig zu Ergebnissen führt,
die mit den natürlichen Verhältnissen nur bedingt übereinstimmen, wurden parallel
Versuche auch mit niedrigeren Konzentrationen durchgeführt. Es wurde eine Vielzahl
von Kupferlegierungen gemäß Hauptpatent Wechseltauchversuchen unterzogen und die Versuchsergebnisse
hinsichtlich Massenänderung, Oberflächenzustand und Deckschichtbildung Auswertekriterien
unterzogen gemäß DIN 50 905. Dabei zeigte es sich, daß in wirtschaftlicher Weise überraschend
korrosionsbeständige Legierungen sich bei Werten ergeben, die im Kennzeichen des Anspruches
1 im einzelnen angegeben sind. Dazu wurden auch Vergleichsversuche mit handelsüblichem
Dachkupfer sowie mit E-Kupfer unter gleichen Bedingungen mit dem künstlichen Regenwasser
ausgeführt. Ausgehend von der vorausgehend erwähnten Konzentration des "synthetischen"
Regens (SR 100) wurden durch Zugabe von destilliertem Wasser weitere Korrosionslösungen
mit 50-facher (SR 50), 10-facher (SR 10), 1-facher (SR 1) und 0,01-facher (SR 0,01)
Konzentration bereitgestellt. Aufgrund der höheren Korrosionsgeschwindigkeit der Kupferproben
in den aggressiveren Korrosionsmedien (SR 100, SR 50 und SR 10) läßt sich bereits
nach kurzer Zeit ein signifikanter Unterschied in der Gewichtsänderung feststellen.
In dem nachfolgenden Diagramm sind die Ruhepotentiale des bekannten E-Kupfers, des
herkömmlichen Dach-Kupfers und der erfindungsgemäßen Kupferlegierungen einander gegenübergestellt.
Während das E-Kupfer ein Ruhepotential von ca. 20 mV hat und das herkömmliche Dach-Kupfer
noch unter 50 mV liegt, befinden sich die Ruhepotentiale der erfindungsgemäßen Kupferlegierungen
innerhalb des in der Fig. kreuzschraffierten Feldes in einem Bereich über 150 mV,
was die wesentlich verbesserte Resistenz gegenüber Korrosion gut verdeutlicht.
[0013] Sofern man den Legierungsgehalt der einzelnen Bestandteile gemäß den Unteransprüchen
4, 5 oder 6 wählt, erhält man Kupferlegierungen, die hinsichtlich ihrer Korrosionsbeständigkeit
optimiert sind. Sie liegen in dem erwähnten kreuzschraffierten Feld der beiliegenden
Zeichnung im obersten Bereich, bei einem Ruhepotential von 200 mV.
[0014] Die erfindungsgemäße Kupferlegierung wird schwerpunktsmäßig zunächst in Außenanwendung
beim Hausbau benutzt, nämlich für Fassadenverkleidungen, Dacheindeckungen, Dachrinnen,
Dachrohre,.Fensterbänke, Türschwellen und dgl.. Ein weiteres Anwendungsgebiet ist
der Fahrzeugbau, und dort zunächst der Bau von Kühlern. So werden Kupferlamellen als
Wärmetauscher beim Bau von Kühlern in Fahrzeugen verwendet. Ein weiteres Anwendungsfeld
im Fahrzeugbau sind Leitungen, die ebenfalls stark der Witterung und Streugut ausgesetzt
sind. Schließlich ist die Anwendung der erfindungsgemäßen Legierung überall von Vorteil,
wo Kupferwerkstoffe stark Witterungseinflüssen ausgesetzt sind.
1.) Witterungsbeständige Kupferlegierung für Haus-, Fahrzeug- und Anlagenbau, insbesondere
zur Verwendung als Fassadenverkleidung, Dacheindeckung, Dachrinnen, Dachrohre od.
dgl., wobei dem Kupfer als Legierungsbestandteile Nickel, Titan und/oder Niob, Eisen,
Germanium und/oder Gallium zugeführt sind, dadurch gekennzeichnet, daß - ggf. unter
Berücksichtigung der Summe der die jeweilige Mischungskomponente (a) bis (d) bestimmenden
einzelnen Legierungsbestandteile - die Mischungskomponenten (a) bis (d) in folgenden
Gewichtsprozenten (%) in der Gesamtmischung vorliegen:
2.) Kupferlegierung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß der Legierungsgehalt
der einzelnen Bestandteile in den Mischungskomponenten beträgt:
3.) Kupferlegierung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß der Legierungsgehalt
der einzelnen Bestandteile in den Mischungskomponenten beträgt:
4.) Kupferlegierung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß der Legierungsgehalt
der einzelnen Bestandteile in den Mischungskomponenten beträgt:

5.) Kupferlegierung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß der Legierungsgehalt
der einzelnen Bestandteile beträgt:
6.) Kupferlegierung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß der Legierungsgehalt
der einzelnen Bestandteile beträgt: