[0001] Die Erfindung betrifft eine Bespannung von Sportschlägern bestehend aus Kunststoffschnüren
einschließlich profilierter Schnüre aus Polyurethan oder aus einem Geflecht aus solchen
Schnüren.
[0002] Für Sportschläger wie Tennis-, Squash- oder Badmintonschläger werden Kunststoffschnüre
aus Polyamiden eingesetzt, wenn keine Naturprodukte wie geschliffene Därme eingesetzt
werden. Darüber hinaus gibt es ummantelte Saiten, deren Eigenschaften sich jedoch
in erster Linie nach dem Seelenmaterial richten, wobei der Mantel eher eine Schutzfunktion
beispielsweise gegen Feuchtigkeit und zur Verbesserung der Rutschfestigkeit und Knotenfestigkeit
mit sich bringt. Im Ergebnis wird eine Bruch dehnung von ca. 125% angestrebt bei
einer Reißkraft von ca. 50 dN; dabei sind Saitenstärken von ca. 1,32 bis 1,36 mm üblich.
Extreme Maße sind 1,45 bzw. 1,25 mm (Kleine Saitenkunde, Vollmer Tennissaiten, 1981).
[0003] Es hat früher schon Versuche gegeben, die Elastizität zum Beispiel einer Tennissaite
zu erhöhen, und zwar durch die Verdrillung von gereckten, einfädigen Gebilden wie
Fäden oder Drähten aus Polyamiden oder Polyurethanen und durch Fixieren des entstandenen
Dralles (Deutsche Patentschrift 900 373). Aufgrund der angegebenen Materialien, die
Polyamide einschließen, kann vermutet werden, daß mit dieser Maßnahme aus der damaligen
Zeit gerade die Elastizität von guten Darmsaiten erreicht wurde, also im Bereich der
bereits angegebenen Bruchdehnung von 125% lag. Selbst bei einer erheblichen Überschreitung
dieser vermuteten Werte bleibt die Größenordnung der Bruchdehnung der Schnüre von
unter 150% für Sportschläger im Rahmen dessen, was zur Zeit als optimale Bespannung
gilt. Dabei werden Spannkräfte von 20 bis 30 dN für Tennisschläger und ca. 12 dN für
Squashschläger aufgebracht, wodurch etwa die Hälfte der bis zum Bruch zur Verfügung
stehenden Dehnung aufgezehrt wird.
[0004] Die so gebildeten Bespannungen sind relativ hart, jedenfalls ist jeder Schlag von
einer deutlich wahrnehmbaren Geräuschentwicklung begleitet, die aus dem Schwingen
der Saite und des Schlägerrahmens herrührt. Als Faustregel gilt dabei, daß die Härte
und damit die Spannkraft beim Aufziehen einer Saite auf einen Schläger umso höher
gewählt wird, je besser die Fähigkeiten des Spielers sind. Als Folge dieses Trends
kommt es bei den mit hoher Spannkraft aufgezogenen Saiten gelegentlich zu Brüchen
während eines Turnieres.
[0005] Es ist Aufgabe der Erfindung, eine Bespannung der eingangs genannten Art so zu verbessern,
daß sie sich durch ein hohes Maß an Reißfestigkeit in Verbindung mit guten Feder-
und Rückpralleigenschaften auszeichnet; schwierige Konstruktionen und hoher Aufwand
sollen dabei vermieden werden.
[0006] Zur Lösung dieser Aufgabe schlägt die Erfindung vor, daß die Schnüre aus einem thermoplastischen
PUR-Elastomer bestehen mit einer Zugfestigkeit von 30 bis 60 MPa und einer Bruchdehnung
von 550 bis 660% bezogen auf den Ausgangszustand, und daß die Schnüre unter Aufzehrung
eines Teiles der Bruchdehnung vor dem Aufziehen auf den Schläger gereckt sind. Der
beim Recken aufgezehrte Teil der Bruchdehnung beträgt 35 bis 50 Teile, wenn die Bruchdehnung
zu 100 Teilen festgesetzt wird. Bevorzugt werden Polyestertypen oder Polyäthertypen
oder Polycaprolactontpyen als thermoplastische PUR-Elastomere. Besondere Eignung weisen
als Polycaprolactontypen ESTANE 54353, als Polyestertypen ESTANE 58271 und als Polyäthertypen
ESTANE 58311 jeweils von der Firma BF Goodrich Chemical (Deutschland) GmbH auf. Die
Schnüre werden vorzugsweise durch Extrusion des thermoplastischen PUR-Elastomers gebildet.
[0007] Die genannten Werkstoffe werden zur Zeit für Zwecke verwandt, bei denen die hohe
Bruchdehnung nicht unmittelbar ausgenutzt wird, sondern nur mittelbar, beispielsweise
bei Schläuchen und Ummantelungen zur Vermeidung eines Bruches bei starken Deformationen.
Im Zusammenhang mit der Erfindung wird das Material erstmals in einem Dehnungsbereich
knapp unterhalb der Bruchdehnung eingestzt und damit die hervorragenden elastischen
Eigenschaften ausgenutzt. In Verbindung mit der guten Rückprallelastizität und optimalen
Beschleunigungs- und Federeigenschaften ist eine ausreichende Reißfestigkeit vorhanden,
so daß Brüche so gut wie nicht mehr zu befürchten sind. Das liegt unter anderem daran,
daß es zur Bildung einer gut spielbaren Bespannung keiner extremen Spannkräfte mehr
bedarf. Tennisschläger mit einer Bespannung gemäß der Erfindung weisen zum Beispiel
im spielfähigen Zustand eine Spannkraft von 14 dN auf, während für Squashschläger
der Wert bei ca. 7 dN liegt.
[0008] Gegenüber herkömmlichen Bespannungen ist das ein deutlich geringerer Wert; bei herkömmlichen
Bespannungen liegen die Werte beispielsweise für Tennisschläger bei 25 dN und für
Squashschläger bei 12 dN.
[0009] Diese Werte besagen noch nicht, daß mit dieser Spannkraft auch die Schnüre zur Bespannung
in den Rahmen eingebracht werden. Vielmehr können die Werte beim Aufziehen wesentlich
höher liegen, wenn im Anschluß an das Aufziehen noch eine Temperung vorgenommen wird.
Diese Wärmebehandlung bei erhöhter Temperatur über einen vorgegebenen Zeitraum läßt
die ursprünglich aufgebrachte Spannkraft sinken, so daß die oben genannten Werte erreicht
werden. Mit der Temperung wird einmal eine Ungleichmäßigkeit der Bespannung beseitigt,
die möglicherweise durch das Aufziehen in die Bespannung eingebracht worden ist,
und zum anderen wird das Nachlassen der Spannkraft über einen langen Zeitraum, das
ohne Tempern zu beobachten ist, quasi vorweggenommen,so daß ein Schläger im Ergebnis
über einen langen Zeitraum gleichbleibende Eigenschaften aufweist. Eine Bespielbarkeit
ist bis zu einer Spannkraft von 4 dN möglich. Eine weitere Unterschreitung führt dann
zu einem Verrutschen der Saite, so daß die Gestalt eines optimalen Geflechtes nicht
mehr gewährleistet ist.
[0010] Die relativ niedrige Spannkraft der Schnüre einer Bespannung gemäß der Erfindung
wirkt sich auch vorteilhaft auf die Bruchfestigkeit der Bespannung gegenüber herkömmlichen
Schnüren aus. Bei den bekannten Polyamidsaiten verursacht der relativ hohe Druck,
unter dem die Saiten an Kreuzungspunkten der Bespannung aufeinander liegen, entsprechende
Kerben, die zunächst weniger ausgeprägt sind, jedoch im Gebrauch durch die Schläge
immer mehr zunehmen. Die Saiten rasten an den Kreuzungspunkten in den Kerben regelrecht
ein. Infolge der Querschnittsschwächung und der Kerbwirkung reißen die Saiten an diesen
eingekerbten Stellen ein, selbst wenn die Spannkraft im Laufe der Zeit nachgelassen
hat.
[0011] Bei der erfindungsgemäßen Bespannung kommt es unter anderem infolge der geringeren
Spannkraft zu keiner Kerbwirkung an den Kreuzungspunkten mehr. Das liegt einmal an
der geringeren Spannkraft und zum anderen an der höheren Elastizität Beim Auftreffen
eines Balles gibt die unten liegende Schnur nach und weicht aus, so daß die darüberliegende
Schnur sich so gut wie nicht eindrücken kann. Die außerordentlich hohen Reibwerte
des erfindungsgemäß verwandten Materials sorgen im übrigen dafür, daß auch ohne Kerben
die notwendige Rutschfestigkeit der Schnüre gegeneinander vorhanden ist, so daß das
einmal vorgegebene Geflecht erhalten bleibt.
[0012] Die von der Erfindung beanspruchte Zugfestigkeit für die verwendeten neuen Schnüre
von 30 bis 60 MPa erscheint auf den ersten Blick äußerst gering. Dabei ist jedoch
zu berücksichtigen, daß sich dieser Wert auf den Ausgangsquerschnitt eine Schnur
bezieht, beispielsweise also bei einer Tennissaite auf einen Ausgangsdurchmesser von
4 mm. der einer Querschnittsfläche von 12,566 mm² aufweist. Geht man von einer mittleren
Zugfestigkeit von 45 MPa aus, so beträgt die Reißkraft immerhin ca. 56 dN. Die Schnur
ist dabei auf einen Durchmesser von 1,6 mm geschrumpft. Dieser Reißkraftwert liegt
im Bereich üblicher Polyamidsaiten, die allerdings im Durchmesser etwas geringere
Werte aufweisen. Das Material im vorgereckten Zustand hat dabei einen Durchmesserwert
von 2,6 mm.
[0013] Eng verbunden mit der guten Elastizität der von der Erfindung vorgeschlagenen Schnüre
ist das hohe Rückstellvermögen, das über 50%, mindestens jedoch 20% beträgt. Dieser
Wert ist ein Maß für das Zurückgehen des Materials bei nachlassender Spannung. Bei
herkömmlichen Schnüren beträgt das Rückstellvermögen etwa 3 bis 5%. Wenn also bei
einer freien Spannlänge von 20 cm der Schnur einer Bespannung ein Bruch erfolgt,
klafft bei einem herkömmlichen Schläger die Bruchstelle 0,6 bis 1 cm auseinander,
während im gleichen Fall bei der erfindungsgemäßen Bespannung eine Lücke von min
destens 4 cm klaffen würde.
[0014] Die erfindungsgemäße Bespannung ist wegen ihrer guten Elastizität außerordentlich
gelenkschonend, so daß die Erscheinung des sogenannten Tennisarms nicht zu beobachten
ist. Rein äußerlich ist die große Elastizität der Bespannung an dem besonders gedämpften
Ton zu erkennen, der beim Auftreffen eines Balles auf den Schläger abgegeben wird.
Saiten und Rahmen schwingen also nur sehr niederfrequent ohne gefährliche Oberschwingungen.
Darüber hinaus ergibt sich eine wesentliche Vergrößerung des sogenannten Sweet Spots,
also derjenigen Fläche innerhalb eines Schlägers, in der die Ballkontrolle am besten
ist. Eine Begleiterscheinung der hohen Elastizität ist außerdem der geringe Kraftaufwand,
der für einen Ball aufgewendet werden muß, der mit hoher Geschwindigkeit den Schläger
verlassen soll. Die bisher entwickelten Spezialschläge wie Slice und Top Spin können
ebenfalls durchgeführt werden, es treten die gewünschten Effekte der Ballrotation
um eine eigene Achse ein.
[0015] Die Empfindlichkeit der erfindungsgemäßen Schnüre gegen Feuchtigkeit ist gering.
Bei feuchter Witterung und sogar bei Regen kann also die Bespannung gespielt werden.
Lediglich ist eine gewisse Sorgfalt gegenüber erhöhten Temperaturen aufzubringen,
damit durch hohe Temperaturwirkungen über eine lange Zeit kein temperähnlicher Effekt
entsteht. Eine solche Situation kann zum Beispiel in einer schwarzen Schlägertasche
entstehen, die der prallen Hochsommersonne ausgesetzt ist.
[0016] Bei der Herstellung der Schnüre durch Extrusion kann ein Profil erzeugt werden, das
beispielsweise aus in Faserrichtung verlaufenden Riefen bzw. Kanten oder Vorsprüngen
besteht. Ferner kann der Rundschnurquerschnitt nicht nur kreisrund sondern auch, je
nach gewähltem Düsenquerschnitt, oval oder von anderer Form gestaltet sein.
[0017] Nachlfolgend werden Ausführungsbeispiele der Erfindung erläutert:
1. Beispiel
[0018] Ausgangsmaterial ist ESTANE 54353, ein Polycaprolacton Polyurethan, von Firma BF
Goodrich Chemical (Deutschland) GmbH mit folgenden mechanischen Eigenschaften:

[0019] Tempern würde die Werte noch verbessern.
[0020] Das Polyurethan wird so extrudiert, daß Fasern in der Form von Rundschnüren in einem
Durchmesserbereich von 2-5 mm, je nach Verwendungszweck gebildet werden.
[0021] Die extrudierten Schnüre werden in üblicher Weise verstreckt, wodurch die Querschnittsfläche
je nach Verstreckungsgrad um ca. 30-50% abnimmt.
[0022] Für eine Bespannung von Squashschlägern werden Schnüre bevorzugt, deren Durchmesser
im unverstreckten Zustand ca. 2 mm beträgt.
[0023] Mit den Schnüren bzw. Fasern wird am Schläger eine Bespannung gebildet, indem die
Schnüre bzw. Fasern einander kreuzen und miteinander verflochten sind. Abweichend
von der üblichen Bespannungsweise soll durch jede Rahmenbohrung möglichst nur eine
Schnur hindurchgeführt werden, weil die Schnüre infolge der rauhen Oberflächenstruktur
nicht gut aufeinander gleiten. Im übrigen brauchen die Schnüre nicht mit der sonst
üblichen hohen Spannung aufgezogen zu werden, um eine vergleichbare hohe Rückprallelastizitàt
wie bei Bespannungen aus herkömmlichem Material zu erzielen.
2. Beispiel
[0024] Die Schnüre bzw. Fasern der Bespannung werden aus einem Polyester Polyurethan vom
Typ ESTANE 58271 der Firma BF Goodrich Chemical (Deutschland) GmbH hergestellt mit
folgenden Eigenschaften:

[0025] Diese Bespannung zeichnet sich durch eine höhere Flexibilität gegenüber dem ersten
Ausführungsbeispiel aus. Die Bespannung wird weicher und eignet sich daher vor allem
für Anfänger bzw. Fortgeschrittene.
3. Beispiel
[0026] Die Schnüre bzw. Fasern der Bespannung werden aus einem Polyäther Polyurethan vom
Typ ESTANE 58311 der Firmal BF Goodrich Chemical (Deutschland) GmbH hergestellt mit
folgenden Eigenschaften:

[0027] Die Verarbeitung erfolgt ebenfalls gemäß dem ersten Beispiel. Die Bespielbarkeit
bzw. die Spieleigenschaften sind ähnlich wie im 2. Beispiel. Das Material ist völlig
feuchtigkeitsunempfindlich.
1. Bespannung von Sportschlägern bestehend aus Kunststoffschnüren einschließlich
profilierter Schnüre aus Polyurethan oder aus einem Geflecht aus solchen Schnüren,
dadurch gekennzeichnet, daß die Schnüre aus einem thermoplastischen PUR-Elastomer bestehen, mit einer Zugfestigkeit
von 30 bis 60 MPa und einer Bruchdehnung von 550 bis 660% bezogen auf den Ausgangszustand,
und daß die Schnüre unter Aufzehrung eines Teils der Bruchdehnung vor dem Aufziehen
auf den Schläger gereckt sind.
2. Bespannung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß der beim Recken aufgezehrte Teil der Bruchdehnung (100 Teile) ca. 35 bis 50
Teile beträgt.
3. Bespannung nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß das thermoplastische PUR-Elastomer eine Polyestertype oder eine Polyäthertype
oder eine Polycaprolactontype ist.
4. Bespannung nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, daß als Polycaprolactontype das PUR-Elastomer ESTANE 54353, daß als Polyestertype
das PUR-Elastomer ESTANE 58271 oder daß als Polyäthertype das PUR-Elastomer ESTANE
58311 von der Firma BF Goodrich Chemical (Deutschland) GmbH eingesetzt ist.
5. Bespannung nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß die Schnüre vor dem Recken extrudiert sind.
6. Bespannung nach Anspruch 1 oder 5, dadurch gekennzeichnet, daß der Durchmesser des Ausgangsmaterials vor dem Recken 3 bis 4 mm beträgt.
7. Bespannung nach Anspruch 5 oder 6, dadurch gekennzeichnet, daß die Schnüre infolge einer Düsengestaltung beim Extrudieren eine vom kreisrunden
Querschnitt abweichende, beispielsweise ovale Form und/oder eine mit Riefen oder Vorsprüngen
versehene Oberfläche tragen.
8. Bespannung nach Anspruch 6, dadurch gekennzeichnet, daß die Spannkraft beim Aufziehen der Schnüre so gewählt ist, daß der Durchmesser
der aufgezogenen Schnüre 1,2 bis 1,6 mm beträgt, was einer Dehnung von 240 bis 265%
vom Zustand der Reckung entspricht.
9. Bespannung nach Anspruch 1 oder 8, dadurch gekennzeichnet, daß die Schnüre nach dem Aufziehen auf den Schläger getempert sind.
10. Bespannung nach Anspruch 9, dadurch gekennzeichnet, daß die Temperung bei einer Temperatur und über eine Zeitspanne derart erfolgt,
daß die Spannkraft eines Schnurabschnittes von Schlägerrahmen zu Schlägerrahmen bei
Squashschlägern zwischen 7 und 10 dN und bei Tennisschlägern zwischen 13 und 18 dN
liegt.