[0001] Die Erfindung betrifft eine Horizontalstranggießvorrichtung mit einem Vorratsgefäß,
an das die Horizontalstranggießkokille mittels eines abdichtenden Düsensteins auswechselbar
angesetzt ist, wobei die Horizontalstranggießkokille an den Düsenstein angrenzend
einen Längenabschnitt eines Kokillenrohrs aus einem Wärme hochleitenden Werkstoff
aufweist, auf den ein Kokillenrohrlängenabschnitt aus die Wärme weniger hochleitendem
Werkstoff anschließt, der in einem Führungsrohr aus Stahl angeordnet ist, das außen
von Kühlmittel umströmt ist.
[0002] Eine derartige Horizontalstranggießvorrichtung ist aus der DE-OS 20 25 764 bekannt.
[0003] In der Horizontalstranggießvorrichtung bzw. in der Horizontalstranggießkokille hat
das Führungsrohr die Aufgabe, den Einsatz aus die Wärme weniger hochleitendem Werkstoff
zu halten, zu sichern und die Wärmeabfuhr von der Gußstrangoberfläche durch den Werkstoff
an das Kühlwasser zu ermöglichen. Der die Wärme weniger hochleitende Werkstoff besteht
meistens aus Graphit. Die Wärmeabfuhr erfolgt daher von dem Gußstrang durch den Graphit
und durch das Führungsrohr hindurch an das Kühlmittel, wie z.B. Kühlwasser. Graphit,
der im Kontakt mit einem Gußstrang aus Metall, insbesondere aus Stahl, steht, wird
wegen der "Selbstschmierung" und anderer vorteilhafter Eigenschaften verwendet. Diese
Kennwerte sind bei einem Führungsrohr aus Stahl besonders wichtig. Der dem Düsenstein
nachfolgende, dem Führungsrohr vorgeordnete Kokillenrohrlängenabschnitt besteht meist
aus Kupfer und wird als Kupfermodul bezeichnet. In diesem Kupfermodul wird die Gußstrangschale
bei jedem Ziehvorgang gebildet und intermittierend mit dem Gußstrang verschweißt.
Zur Stabilität der Strangschale muß anfangs eine starke Kühlung, wie sie Kupfer gewährleistet,
erreicht werden. Die wachsende Gußstrangschale bildet in sich selbst einen größerwerdenden
Widerstand gegen den Wärmedurchgang, so daß in Gießrichtung gesehen zur Kühlung ein
Werkstoff mit geringerer Wärmeleitfähigkeit, wie z.B. Graphit, ausreicht. Ein solches
Graphitrohr ist nunmehr in das Führungsrohr eingepreßt, um eine ausreichende Stabilität
und Kühlungsmöglichkeit zu schaffen. Außerdem wird das Führungsrohr von außen mit
Wasser gekühlt. In der Vergangenheit wurde das Führungsrohr aus Kupfer oder auch aus
Baustahl (unlegierter oder niedriglegierter Baustahl) hergestellt. Sowohl bei dem
Werkstoff Kupfer als auch bei dem Werkstoff Baustahl treten jedoch Probleme auf. Kupfer
ist nachteilig wegen der hohen Wärmeleitfähigkeit bei niedrigen Materialkennwerten
und der hohen Elastizität. Durch die hohe Wärmeleitfähigkeit wird hingegen Baustahl
sehr schroff gekühlt, was zu Spannungen in der dünnen Gußstrangschale und damit zu
Innenrissen führen kann. Die hohe Elastizität sowie die geringe Festigkeit des Werkstoffes
Kupfer ist nachteilig, weil sich ein daraus gefertigtes Führungsrohr verformt, was
ebenfalls qualitative Nachteile für den Gußstrang bewirkt. Außerdem liegt der Materialpreis
bei Kupfer sehr hoch. Baustahl wird üblicherweise zwar in dünneren Wandstärken als
Kupfer eingesetzt, um die geringe Wärmeleitfähigkeit zu kompensieren. Jedoch leidet
die Stabilität des Führungsrohres bei zu geringen Wandstärken. Ein wesentlicher Nachteil
von Baustahl-Führungsrohren ist jedoch die Korrosionsfähigkeit des Werkstoffes. Dadurch
können sich örtlich die Eigenschaften in bezug auf die Kühlung verändern. Ferner
treten durch Korrosion auch Abdichtprobleme auf, da der Verschleiß des Führungsrohres
auch an den Dichtstellen auftritt. Derartige Verschleißerscheinungen können innerhalb
kurzer Zeit eine Auswechslung des Führungsrohres bedingen, so daß aufgrund der erheblich
kürzeren Lebensdauer kaum noch Kostenvorteile gegenüber einem Führungsrohr aus Kupfer
auftreten.
[0004] Bei dünnen Wanddicken des Führungsrohres aus Baustahl kann es überdies durch die
geringe Festigkeit des Werkstoffes ebenfalls wie bei Kupfer zu nachteiligen Verformungen
des Führungsrohres kommen.
[0005] Der Erfindung liegt daher die Aufgabe zugrunde, die Eigenschaften des Führungsrohres
bezüglich Formtreue, Haltbarkeit, Wirtschaftlichkeit bei ausreichender Wärmeleitfähigkeit
zu verbessern.
[0006] Die gestellte Aufgabe wird bei der eingangs bezeichneten Gattung erfindungsgemäß
dadurch gelöst, daß der Kokillenrohrlängenabschnitt aus die Wärme weniger hochleitendem
Werkstoff innerhalb eines solchen Führungsrohres angeordnet ist, das aus korrosionsbeständigem,
warmfestem Stahl mit einer Wärmeleitfähigkeit von 20 bis 40 W/m.K hergestellt ist.
Die entsprechend teurere Herstellung gegenüber einem Führungsrohr aus Baustahl wird
durch die in die Gesamtkosten eingehende wesentlich erhöhte Haltbarkeit mehr als
aufgefangen, wie sich durch eingehende Versuche gezeigt hat. Außerdem bestehen folgende
Vorteile:
- höhere Warmfestigkeit (gleichmäßige Strangkühlung durch erhöhte Kokillenform-Stabilität),
- keine Korrosion an der Wasserseite (und damit Gewährleistung einer gesteuerten Kühlleistung
über die gesamte Standzeit),
- höhere Kontakttemperatur des die Wärme weniger hochleitenden Werkstoffes - Graphit
- und damit erhöhte Durchschnittstemperatur (keine übermäßige Strangschalenkühlung),
- Vergleichmäßigung der Strangoberflächenkühlung bzw. -temperaturen (weniger Spannungen
und Fehler, wie z.B. Innenrisse),
- kein "Strangatmen",
- leichterer Wechsel des Graphiteinsatzes durch formstabiles und glatteres Führungsrohr,
- und qualitätsgerechte Verminderung der Kokillenbereichskühlung (geringere Wärmeleitfähigkeit
des Führungsrohres).
[0007] Von Vorteil ist außerdem, daß die Wanddicke des Führungsrohres 5 bis 20 mm beträgt.
[0008] Ein Ausführungsbeispiel der Erfindung ist in der Zeichnung dargestellt und wird
im folgenden näher beschrieben.
[0009] Die einzige Figur der Zeichnung zeigt einen Längsschnitt durch das Vorratsgefäß mit
in Stranglaufrichtung folgender Horizontalstranggießkokille.
[0010] Die Horizontalstranggießvorrichtung weist ein Vorratsgefäß (1) auf, mit einem Auslaß
(2). Der Auslaß (2) wird im wesentlichen duch einen Düsenstein (3) gebildet. Die an
den Düsenstein (3) in Stranggießrichtung (4) anschließende Horizontalstranggießkokille
(5) ist über den Düsenstein (3) abgedichtet an den Auslaß (2) angeschlossen.
[0011] Die Horizontalstranggießkokille (5) weist ein Kokillenrohr (6) auf, das aus einem
die Wärme hochleitenden ersten Kokillenrohrlängenabschnitt (7) (z.B. aus Kupfer hergestellt)
und aus einem die Wärme weniger hochleitenden zweiten Kokillenrohrlängenabschnitt
(8) (z.B. aus Graphit hergestellt) besteht. Die Kokillenrohrlängenabschnitte (7 und
8) sind an ihrer Stoßstelle (9) dichtend aneinandergesetzt. Der Kokillenrohrlängenabschnitt
(8) (z.B. aus Graphit) ist in ein Führungsrohr (10) eingepreßt. Zwischen dem Gehäuse
(11) und dem Führungsrohr (10) sind Kühlkanäle (12 bzw. 13) gebildet, so daß die
Kühlmittelströmung vom Kühlmitteleintritt (14) um eine Hülse (15) herum durch einen
Kühlmittelaustritt (16) im Kreislauf geführt wird, wobei die Kühlmittelströmungen
durch eine Ringwand (17) getrennt sind.
[0012] Das Führungsrohr (10) ist in axialer Richtung mittels eines Gehäusedeckels (18)
federnd gehalten. Hierbei liegt das Führungsrohr (10) gegen einen Bund (7a) des Kokillenrohrlängenabschnittes
(7) an, der selbst mit dem Gehäuse (11) verbunden ist.
[0013] Das Führungsrohr (10) besteht aus korrosionsbeständigem Stahl, so daß das Kühlwasser
von außen keinen Schaden anrichtet. Das Auswechseln des Graphiteinsatzes, d.h. des
Kokillenrohrlängenabschnittes (8), wird außerdem nicht durch korrodierte Oberflächen
behindert. Die Warmfesteigenschaft des Führungsrohres (10) gestattet, einen erheblichen
Temperatursprung von der Gußstrangschalentemperatur (ca. 1300 bis 1500 Grad C) bis
zur Kühlmitteltemperatur aufzufangen. Bei einer Dicke von 5 bis 20 mm ist eine Wärmeleitfähigkeit
von 20 bis 40 W/m.K günstig. Bei den gegebenen Werten ist es vorteilhafterweise möglich,
die Länge der Horizontalstranggießkokille (9) bis auf ca. 700 mm zu vermindern.
1. Horizontalstranggießvorrichtung mit einem Vorratsgefäß, an das die Horizontalstranggießkokille
mittels eines abdichtenden Düsensteins auswechselbar angesetzt ist, wobei die Horizontalstranggießkokille
an den Düsenstein angrenzend einen Längenabschnitt eines Kokillenrohres aus einem
Wärme hochleitenden Werkstoff aufweist, auf den ein Kokillenrohrlängenabschnitt aus
die Wärme weniger hochleitendem Werkstoff anschließt, der in einem Führungsrohr aus
Stahl angeordnet ist, das außen von Kühlmittel umströmt ist,
dadurch gekennzeichnet,
daß der Kokillenrohrlängenabschnitt (8) aus die Wärme weniger hochleitendem Werkstoff
innerhalb eines solchen Führungsrohres (10) angeordnet ist, das aus korrosionsbeständigem,
warmfestem Stahl mit einer Wärmeleitfähigkeit von 20 bis 40 W/m.K hergestellt ist.
2. Horizontalstranggießvorrichtung nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Wanddicke des Führungsrohres (10) 5 bis 20 mm beträgt.