(57) Bei einem Verfahren zur Behandlung von Eisen- oder Stahloberflächen mit Hilfe fester
Strahlmittel setzt man zwecks Verbesserung des Korrosionsverhaltens und der Haftung
eines ggf. aufgebrachten Lackes mindestens in der Endphase der Behandlung Strahlmittel
ein, die mit einer Phosphationen und Imin- bzw. Imidverbindung enthaltenden wäßrigen
Lösung versetzt sind.
Besonders geeignete Imin- bzw. Imidverbindungen sind Aminoguanidin, Auramin, Kreatin,
Dicyandiamid, Phthalimid, Pyrrol, Pyrrolin, Pyrrolidin, Rosindulin und/oder Triphenylguanidin,
vorzugsweise Guanidin.
Gemäß einer besonders vorteilhaften Ausgestaltung versetzt man das Strahlmittel mit
einer durch Zugabe von Phosphorsäure und Guanidincarbonat im Gewichtsverhältnis (0,3
bis 3) : l, vorzugsweise (0,5 bis 0,75) : l, erhaltenen Lösung und stellt die Guanidinzugabe
auf 0,2 bis 4,5 g/l, vorzugsweise l,5 bis 2,5 g/l (ber. als Guanidincarbonat), ein.
[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Behandlung von Eisen- oder Stahloberflächen
mit Hilfe fester Strahlmittel, die mit einer wäßrigen inhibitorhaltigen Lösung versetzt
sind.
[0002] Es ist bekannt, Eisen- und Stahloberflächen mit Hilfe fester Strahlmittel zu behandeln,
um dadurch insbesondere große Flächen zu reinigen und für die Lackierung und dergl.
vorzubereiten. Dabei wird es zunehmend gebräuchlicher, aus Gesundheits-, Sicherheits-
und Umweltschutzgründen dem Luft/Strahlmittel-Strahl Wasser zuzusetzen. Dadurch soll
insbesondere die Staubbelästigung im Hinblick auf das Personal und die Umgebung vermindert
werden. Ein weiterer Vorteil dieses häufig auch als "Naßstrahlen" bezeichneten Prozesses
ist, daß auch wasserlösliche korrosive Salze, die beim Trockenstrahlen auf der Oberfläche
verbleiben, beseitigt werden können. Ein Nachteil des Naßstrahlens ist jedoch, daß
die frisch gestrahlte Oberfläche sehr rein und in feuchtem Zustand äußerst reaktiv
ist. Dadurch ist eine für eine anschließende Lackierung schädliche Rostbildung begünstigt.
[0003] Um diesen Nachteil zu beheben, ist es bekannt, dem Wasser einen Korrosionsinhibitor,
wie Natriumnitrit und Polyphosphat, zuzusetzen. Beide Inhibitoren sind jedoch bezüglich
der erforderlichen Konzentrationen sehr empfindlich. Beispielsweise kann Natriumnitrit
die Korrosion bei richtiger Konzentrationseinstellung sehr wohl verringern. Aber bei
Anwendung in zu niedriger Konzentration wird die Rostbildung beschleunigt. Polyphosphat
läßt bei zu niedriger Konzentration die Rostbildung ebenfalls zu. Bei zu hohen Konzentrationen
oder bei Anreicherung in der flüssigen Phase und teilweisem Auftrocknen auf der Metalloberfläche
ist die Haftung des anschließend aufgebrachten Lackes unbefriedigend. Außerdem sind
die mit diesen Korrosionsinhibitoren auf der Metalloberfläche erzeugten Filme wasserlöslich.
Bei einer vorgesehenen Wasserspülung werden sie mithin von der Eisen- oder Stahloberfläche
wieder entfernt, womit die Oberfläche erneut dem Korrosionsangriff ausgesetzt ist.
[0004] Aufgabe der Erfindung ist es, ein Verfahren zur Behandlung von Eisen- oder Stahloberflächen
mit Hilfe fester Strahlmittel bereitzustellen, das ein Rosten während des Strahlens
und nach dem Strahlen unterbindet, die Haftung eines nachträglich aufgebrachten Lackes
erhöht und das insbesondere zu befriedigenden Resultaten über einen weiten Konzentrationsbereich
des Inhibitors führt, gleichgültig, ob die gestrahlten Oberflächen mit Wasser gespült
werden oder nicht.
[0005] Die Aufgabe wird gelöst, indem das Verfahren der eingangs genannten Art entsprechend
der Erfindung derart ausgestaltet wird, daß man mindestens in der Endphase der Behandlung
Strahlmittel einsetzt, die mit einer Phosphationen und Imin- bzw. Imidverbindung enthaltenden
Lösung versetzt sind.
[0006] Um zu vermeiden, daß die zugesetzte Lösung zu reaktiv ist, sollten aktivitätserhöhende
Zusätze unterbleiben. Auch sollte die Lösung im wesentlichen frei von Metall-, Ammonium-
oder Aminkationen sein, die in die gebildete korrosionsinhibierende Schicht eingebaut
werden könnten.
[0007] Daher wird die Lösung am zweckmäßigsten durch Auflösen von Imin- bzw. Imidphosphat,
ggf. mit zusätzlicher freier Phosphorsäure, oder durch Auflösen von Phosphorsäure
und wasserlöslicher Imin- bzw. Imidverbindung, im allgemeinen der Carbonatverbindungen,
in Wasser hergestellt.
[0008] Für Imin- bzw. Imidverbindungen ist eine Stickstoff/Kohlenstoff-Gruppierung charakteristisch,
bei der die NH-Gruppe mittels einer Doppelbindung an ein Kohlenstoffatom oder mittels
zweier Einfachbindungen an je ein Kohlenstoffatom gebunden ist. Das am Stickstoff
befindliche H-Atom kann ggf. substituiert sein. Es kann jede Verbindung verwendet
werden, die in phosphorsaurer Lösung löslich ist. Gemäß einer besonders vorteilhaften
Ausgestaltung der Erfindung setzt man Strahlmittel ein, die mit einer Phosphationen
und Aminoguanidin, Auramin, Kreatin, Dicyandiamid, Guanidin, Phthalimid, Pyrrol, Pyrrolin,
Pyrrolidin, Rosindulin und/oder Triphenylguanidin enthaltenden Lösung versetzt sind.
[0009] Besonders günstig ist es, Strahlmittel einzusetzen, die mit einer Phosphationen und
Guanidin enthaltenden Lösung versetzt sind.
[0010] Gemäß einer weiteren zweckmäßigen Ausführungsform der Erfindung verwendet man Strahlmittel,
die mit einer durch Zugabe von Phosphorsäure und Guanidincarbonat im Gewichtsverhältnis
(0,3 bis 3) : l, vorzugsweise (0,5 bis 0,75) : l, erhaltenen Lösung versetzt sind.
Bei Verwendung anderer Imin- bzw. Imidverbindungen werden äquivalente Mengen empfohlen.
[0011] Die Absolutmengen an wirkamen Bestandteilen sind nicht besonders kritisch. Wenn die
Phosphorsäurekonzentration oberhalb des optimalen Wertes liegt, reagiert der überwiegender
Teil des Phosphorsäureüberschusses mit der Eisen- oder Stahloberfläche. Ein ggf. nicht
reagierender Rest wird abgespült, insbesondere wenn eine Nachspülung vorgesehen ist.
Sollte der Zusatz an Guanidin bzw. an einer anderen Imin- bzw. Imidverbindung mehr
als das Optimum betragen, entsteht ggf. keine echte Lösung, d.h. ein Teil des Zusatzes
verbleibt ungelöst. Sofern der Zusatz nicht übermäßig hoch ist, entsteht aus technischer
Sicht kein Nachteil, nur wird das Verfahren unökonomisch.
[0012] Eine weitere vorteilhafte Ausführungsform der Erfindung besteht darin, Strahlmittel
einzusetzen, die mit einer durch Zugabe von 0,2 bis 4,5 g/l Guanidin (ber. als Guanidincarbonat)
erhaltenen Lösung versetzt sind. Besonders günstige Konzentrationen liegen im Bereich
von l,5 bis 2,5 g/l. Falls die Lösungen zu verdünnt sind, wird kein zufriedenstellender
Korrosionsschutz mehr erzielt. Bei übermäßig hohen Konzentrationen kann die Lackhaftung
beeinträchtigt sein.
[0013] Nach dem derzeitigen Kenntnisstand entstehen bei Anwendung des erfindungsgemäßen
Verfahrens chemisch gebundene Überzüge, die Eisen, Imin bzw. Imid und Phosphat enthalten.
[0014] Die Anwendungsdauer des erfindungsgemäßen Verfahrens richtet sich nach dem Zustand
der zu behandelnden Metalloberfläche. Es kann während der gesamten Strahlbehandlung,
ggf. auch erst in der Endphase, eingesetzt werden. Das heißt, anfangs kann eventuell
die Naßstrahlung nur unter Zugabe von Wasser erfolgen, ggf. kann auch trocken gestrahlt
werden.
[0015] Die Behandlungsdauer mit dem mit einer Lösung von Phosphationen und Imin- bzw. Imidverbindung
versetzten Strahlmittel sollte zweckmäßigerweise im Bereich von 6 sec bis 2 min liegen.
Die Behandlungstemperatur wird üblicherweise auf einen Wert unterhalb 50°C, am vorteilhaftesten
auf einen Wert im Bereich von l0 bis 25°C eingestellt.
[0016] Im übrigen erfolgt die Durchführung des Naßstrahlens in konventioneller Weise. Geeignete
Strahlmittel sind z.B. Stahlschrot oder -grieß, Gesteinsgrieß oder gekörnte Mineralschlacke.
Der Druck des Luft/Strahlmittel-Strahles sollte zweckmäßigerweise 3,5 bis l0 kg/cm²
betragen. Die Menge an wäßriger Lösung liegt üblicherweise im Bereich von 0,5 bis
5 l/min.
[0017] Die Erfindung wird anhand des Beispiels beispielsweise und näher erläutert.
BEISPIEL
[0018] Warmgewalzter Stahl wurde mit einem Luft/Mineralschlacke-Strahl von 7 kg/cm² gestrahlt.
Diesem Strahl wurde eine wäßrige Lösung von 2 g/l Guanidincarbonat und l,32 g/l Phosphorsäure
(ber. als l00%ige Säure) zugesetzt.
[0019] Nach der Behandlung, der ggf. eine Wasserspülung folgte, ließ man die Oberfläche
trocknen. Anschließend wurde lackiert. Es wurde festgestellt, daß vor der Lackierung
keine merkliche Rostbildung auftrat und der Lack selbst gut haftete.
1. Verfahren zur Behandlung von Eisen- oder Stahloberflächen mit Hilfe fester Strahlmittel,
die mit einer wäßrigen inhibitorhaltigen Lösung versetzt sind, dadurch gekennzeichnet,
daß man mindestens in der Endphase der Behandlung Strahlmittel einsetzt, die mit einer
Phosphationen und Imin- bzw. Imidverbindung enthaltenden Lösung versetzt sind.
2. Verfahren nach Anspruch l, dadurch gekennzeichnet, daß man Strahlmittel einsetzt,
die mit einer Phosphationen und Aminoguanidin, Auramin, Kreatin, Dicyandiamid, Guanidin,
Phthalimid, Pyrrol, Pyrrolin, Pyrrolidin, Rosindulin und/oder Triphenylguanidin enthaltenden
Lösung versetzt sind.
3. Verfahren nach Anspruch l oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß man Strahlmittel
einsetzt, die mit einer Phosphationen und Guanidin enthaltenden Lösung versetzt sind.
4. Verfahren nach Anspruch l, 2 oder 3, dadurch gekennzeichnet, daß man Strahlmttel
einsetzt, die mit einer durch Zugabe von Phosphorsäure und Guanidincarbonat im Gewichtsverhältnis
(0,3 bis 3) : l, vorzugsweise (0,5 bis 0,75) : l, erhaltenen Lösung versetzt sind.
5. Verfahren nach Anspruch l, 2, 3 oder 4, dadurch gekennzeichnet, daß man Strahlmttel
einsetzt, die mit einer durch Zugabe von 0,2 bis 4,5 g/l, vorzugsweise l,5 bis 2,5
g/l Guanidin (ber. als Guanidincarbonat), erhaltenen Lösung versetzt sind.