[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Herstellung lunkerfreier Gussstücke aus
Metallen oder deren Legierungen durch Pressen der Schmelze unter hohem Giessdruck
in einen Formhohlraum.
[0002] Zudem liegt im Rahmen der Erfindung eine Druckgiessanlage zur Herstellung lunkerfreier
Gussstücke aus Metallen oder deren Legierungen, welche folgende Teile umfasst: mindestens
zwei einen Formhohlraum bildende Formteile mit Formtrennflächen; eine über einen Anschnitt
in den Formhohlraum mündende Füllkammer sowie mindestens eine in den Formhohlraum
mündende Bohrung, in welche je ein Auswerferstift eingesetzt ist.
[0003] Der Druckguss stellt eine verbreitete, kostengünstige Methode dar, aus Metallschmelze
in einem Arbeitsgang Fertigteile herzustellen. Diese bedürfen höchstens noch geringer
Nachbearbeitung. Das Verfahren wird insbesondere beim Giessen von Aluminium, Magnesium,
Kupfer und Zink sowie deren Legierungen angewandt und wird speziell für dünnwandige
Teile komplizierter Formgebung bevorzugt.
[0004] Während des Formfüllungsablaufs im Formhohlraum anwesende Gase führen neben anderen
Ursachen zu Poren im erstarrten Werkstück. Solche Poren mindern die Qualität der Produkte
und schränken somit das Anwendungsgebiet von Druckgussteilen wesentlich ein. Der Ursprung
der Gase ist vielfältig: 1) Beim Oeffnen der Maschine zur Entnahme der Druckgussteile
füllt sich der Formhohlraum mit Luft. 2) Zur Verhinderung des Klebens des Gussstücks
an der Form muss der Formhohlraum periodisch mit einem Trennmittel beschichtet werden.
Die bei der Temperatur der Schmelze flüchtigen Bestandteile dieser Trennmittel, beziehungsweise
ihrer Applikationshilfsmittel, bilden Gase. 3) Insbesondere im Bereich der Füllkammer
müssen Schmiermittel eingesetzt werden. Dämpfe hiervon gelangen ebenfalls in den Formhohlraum.
[0005] Verschiedene Methoden und Anlagen wurden daher schon entwickelt, um während der Formfüllung
und Erstarrung im Formhohlraum die Menge der porenbildenden Gase zu reduzieren. Dabei
sind zwei Entwicklungsrichtungen zu unterscheiden: A) Herstellung eines möglichst
hochgradigen Vakuums im Formhohlraum und in der Füllkammer unmittelbar vor der Giessphase.
B) Spülen der Hohlräume mit einem Gas, welches mit dem zu vergiessenden Metall innert
genügend kurzer Zeit eine Reaktion einzugehen vermag, wobei die Reaktionsprodukte
feste Stoffe mit entsprechend kleinem Volumenanteil sein müssen.
[0006] Aber auch nach einer Eliminierung der auf Gaseinschlüsse zurückzuführenden Poren
treten aufgrund der Erstarrungsschrumpfung Lunker auf. Durch Nachspeisung und Verdichtung
der erstarrenden Schmelze wird versucht, das Lunkervolumen zu verringern. Bei einfachen
Gussformen sowie bei verhältnismässig leicht giessbaren Legierungen gelingt es nahezu
lunkerfrei zu giessen. Bei anspruchsvolleren Gussformen müssen jedoch bereits aufwendige
Verfahren angewendet werden, um Lunker wirksam zu reduzieren. So ist beispielsweise
aus der DE-C-25 17 140 ein Druckgiessverfahren bekannt, bei welchem zunächst die Luft
aus dem Formhohlraum durch Spülen mit einem mit der zu giessenden Metallschmelze stark
reaktionsfähigen Gas verdrängt und anschliessend die Metallschmelze in den mit dem
Gas gefüllten Formhohlraum gepresst wird und nach Ablauf einer Zeit von 1 bis 3 Sekunden
nach Beendigung des Einspritzens der Metallschmelze, jedoch vor Ablauf einer bestimmten,
von der Druckgussstückdicke abhängigen Zeit, ein Einpressstab mit einem Druck von
50 bis 300 MPa in den Formhohlraum getrieben wird. Der Einpressstab ist an einer geeigneten
Stelle in der Form angeordnet und wird in den noch geschmolzenen Teil des Gussstücks
getrieben, indem er durch den erstarrten Teil an der Oberfläche der eingespritzten
Metallschmelze geführt wird, oder indem ein erstarrter Teil der Oberfläche der eingespritzten
Schmelze durch die Wirkung des vorgetriebenen Einpressstabes in den geschmolzenen
Teil gepresst wird. Damit können Schwindungshohlräume in der Umgebung des Einpressstabes
fast vollständig vermieden werden. Weist das Gussstück mehrere Verdickungen grösseren
Ausmasses auf, müssen in der Regel mehrere Einpressstäbe angeordnet werden. Um genügend
wirksam zu sein, müssen die Einpressstäbe Vertiefungen erzeugen, welche mehrere %
des Gussstückvolumens ausmachen. Dies führt zumeist zu einer Ausgestaltung des Gussstückrohlings,
welche eine aufwendige Nachbearbeitung erfordert.
[0007] Der Erfindung liegt daher die Aufgabe zugrunde, ein Giessverfahren und eine Druckgiessanlage
eingangs genannter Gattung zu entwickeln, mittels welcher eine aufgrund der Erstarrungsschrumpfung
auftretende Lunkerbildung auch bei komplizierten Gussformen und auch bei schwierig
giessbaren Legierungen verhindert wird. Ueberlaufkanäle und ähnliche, später vom Gussteil
abzutrennende Ausformungen sollen hierbei vermieden werden.
[0008] In bezug auf das Verfahren wird die Aufgabe erfindungsgemäss dadurch gelöst, dass
nach der Erstarrung der gesamten Oberfläche des Gussstückes und von mindestens 10%
des Gussstückvolumens, jedoch vor der Entformung, hochgespanntes Gas in den Formhohlraum
eingebracht und dieser unter einen pneumatischen Druck von mindestens 2 MPa, vorzugsweise
10 bis 50 MPa, gesetzt wird.
[0009] Durch diesen auf das gesamte Volumen des Gussstückes ausgeübten Druck wird die Lunkerbildung
an allen Stellen des Gussstückinneren unterdrückt. Der benötigte Gasdruck richtet
sich im wesentlichen nach dem eingesetzten Gusswerkstoff, der Gussstückgeometrie sowie
der Temperatur des Gussstückes im Zeitpunkt der Druckbeaufschlagung.
[0010] Als Druckgas kann beispielsweise Luft oder Stickstoff verwendet werden.
[0011] Bevorzugt wird vor der vollständigen Erstarrung des Gussstückes damit begonnen, das
hochgespannte Gas in den Formhohlraum einzubringen. Die hierzu günstigste Phase beginnt
nach der Erstarrung von 10 bis 30% des Gussstückvolumens. Der hohe pneumatische Druck
im Formhohlraum soll hierbei mindestens bis zur vollständigen Erstarrung des Gussstückes
aufrechterhalten werden.
[0012] Der pneumatische Druck bewirkt zudem, dass das Gas den Raum zwischen der Form und
dem Gussstück derart erweitert, dass ein Kleben des Gussstücks an der Form weitgehend
verhindert wird. Dies wird dadurch erreicht, dass das Gas das Gussstück nahezu von
allen Seiten umgibt, sodass der grösste Teil der Gussstückoberfläche nach der Gasdruckbeaufschlagung
die Form nicht mehr berührt. Infolge des Gasdruckes werden die Formhälften typischerweise
einige Hundertstel mm auseinandergedrückt. Das vermindern des Klebens erhöht die Lebensdauer
der Form beträchtlich.
[0013] Es hat sich als zweckmässig erwiesen, nach vollständiger Erstarrung des Gussstückes
den unter Druck stehenden Raum an vorbestimmten Stellen zur Abströmung des Gases zu
öffnen. Diese Stellen, wie auch die Gaseintrittsstellen, sind dabei so zu wählen,
dass die auftretenden Gasströme im Formhohlraum über Bereiche der Gussstückoberfläche
gelenkt werden, welche einen erhöhten Wärmeentzugssbedarf aufweisen. Die Gas-Ein-
bzw. Austrittsstellen werden sinngemäss so gewählt, dass insbesondere über den Bereichen
mit dem geringsten Oberflächen/Volumen-Verhältnis die grösste Strömung und damit der
grösste Wärmeentzug herrscht. Der aufgrund der erfindungsgemässen frühzeitigen Ablösung
des Gussstücks von der Form entstehenden Verzögerung der Abkühlung wird hierdurch
entgegengetreten. Dies trägt zur Minimierung der zeitlichen Beanspruchung der Druckgiessanlage
pro Gussstück bei; das Gussstück wird üblicherweise bei Unterschreiten einer Temperatur
von etwa 150°C unter dem Solidus aus der Form entfernt.
[0014] In einem bevorzugten Verfahren wird in der Phase nach der vollständigen Erstarrung
des Gussstücks, wenn der unter Druck stehende Raum geöffnet ist, das Gas vor dem Eintritt
in den Formhohlraum auf einen wesentlich geringeren Druck entspannt. Das Gas wird
dadurch abgekühlt und vermag dem damit beaufschlagten Gussstück noch wirkungsvoller
Wärme zu entziehen.
[0015] Im Rahmen der Erfindung wird zur Verhinderung von Gasporen der Formhohlraum vor dem
Eintritt der Schmelze mit Vorteil auf einen Gasdruck von weniger als 25 kPa, vorzugsweise
weniger als 0.5 kPa evakuiert.
[0016] In bezug auf die Druckgiessanlage wird die Aufgabe erfindungsgemäss dadurch gelöst,
dass mindestens eines der Formteile mindestens einen Gasdurchlass aufweist, welcher
in den Formhohlraum mündet und am anderen Ende über ein Ventil mit einer Hochdruck-Gasquelle
verbunden ist, und dass eine Gasdichtung derart angebracht ist, dass sowohl beim Zusammenschluss
der Formteile als auch in einem Zustand, in welchem die Formtrennflächen einen Abstand
aufweisen, der Formhohlraum zusammen mit der Mündung der Füllkammer durch die Gasdichtung
nach aussen abgeschlossen ist. Die Form soll erst in einem solchen Bereich des Formtrennflächenabstands
nicht mehr durch die Gasdichtung abgeschlossen sein, welcher zur Entnahme des Gussstückes
erforderlich ist.
[0017] Damit kann der Formhohlraum mittels eines nach der oberflächlichen Erstarrung des
Gussstückes in den Formhohlraum eingebrachten, hochgespannten Gases unter Druck gesetzt
werden.
[0018] Bevorzugt weist bei einer erfindungsgemässen Druckgiessanlage mindestens eines der
Formteile mindestens eine Gasabflussbohrung auf, welche in den durch die Gasdichtung
eingeschlossenen Bereich mündet und am anderen Ende mit einem Ablassventil versehen
ist. Dieses Ablassventil wird entsprechend den Druck- und Strömungsbedürfnissen gesteuert.
[0019] Die Gasabflussbohrung, wie auch der dem Gaseintritt dienende Gasdurchlass wird zweckmässig
so positioniert, dass insbesondere über den Gussstück-Bereichen mit dem geringsten
Oberflächen/Volumen-Verhältnis die grösste Strömung und damit der grösste Wärmeentzug
herrscht. Der aufgrund der erfindungsgemässen frühzeitigen Ablösung des Gussstückes
von der Form entstehenden Verzögerung der Abkühlung wird hierdurch entgegengetreten.
Dies trägt zur Minimierung der zeitlichen Beanspruchung der Druckgiessanlage pro Gussstück
bei; das Gussstück wird üblicherweise bei Unterschreiten einer Temperatur von etwa
150°C unter dem Solidus aus der Form entfernt.
[0020] In einer besonders geeigneten Ausführung sind die Formtrennflächen derart ausgebildet,
dass sie beim Zusammenschluss der Formteile ausserhalb des Formhohlraums, jedoch innerhalb
des durch die Gasdichtung eingeschlossenen Bereichs, mindestens einen Abflusskanal
offen lassen, in welchen die Gasabflussbohrung mündet. Die gezielte Platzierung solcher
Abflusskanäle ermöglicht die Optimierung der Gasströmung hinsichtlich einer möglichst
raschen Abkühlung des Gussstücks vor dem Entfernen.
[0021] In einer besonders zweckmässigen Druckgiessanlage ist das zwischen der Hochdruck-Gasquelle
und dem Formhohlraum liegende Ventil so gestaltet, dass es gesteuert auf eine Drosselstellung
gebracht werden kann.
[0022] Im Rahmen der Erfindung wird zur Verhinderung von Gasporen der Formhohlraum vor dem
Eintritt der Schmelze mit Vorteil evakuiert. In einer hierzu geeigneten Druckgiessanlage
sind die Formtrennflächen derart ausgebildet, dass sie beim Zusammenschluss der Formteile
ausserhalb des Formhohlraumes, innerhalb des durch die Gasdichtung eingeschlossenen
Bereichs, mindestens einen Absaugkanal offen lassen, der beim Zusammenschluss der
Formteile vom Formhohlraum getrennt ist und welcher je über eine Evakuierbohrung in
einem der Formteile und über ein Absaugventil mit einem Vakuumanschluss verbunden
ist. Dank der erfindungsgemässen Lage der Gasdichtung kann der Formhohlraum bereits
vor dem vollständigen Zusammenschluss der Formteile, wenn die Formtrennflächen noch
einen Abstand von einigen mm aufweisen, evakuiert werden. Nach dem Zusammenschluss
der Formteile, beim Eintritt der Schmelze in den Formhohlraum, ist die Evakuierbohrung
und der Absaugkanal vor einem Schmelzezutritt ohne Einsatz eines teuren Absperrventils
geschützt.
[0023] In einer bevorzugten Ausführung der erfindungsgemässen Druckgiessanlage ist der Gasdurchlass
für den Eintritt des hochgespannten Gases in den Auswerferstift und seine Bohrung
integriert. Diese Ausführung entlastet die Form von zusätzlichen, aufwendigen Anschlüssen.
In Druckgiessanlagen mit mehr als einem Auswerferstift können mehrere mit einem Gasdurchlass
versehen werden. Insbesondere zum Schutz des Gasdurchlasses vor Schmelzezutritt sieht
eine bevorzugte Ausführung vor, dass der Auswerferstift und die zugeordnete Bohrung
zylinderförmig sind, wobei sich formhohlraumseitig an den Zylinder trompetenartig
ein Kegelstumpf anschliesst, und dass als Teil des Gasdurchlasses der zylindrische
Teil des Auswerferstifts mit einer Längsnut zur Durchleitung des Gases versehen ist.
Der Kegelstumpf schliesst formhohlraumseitig mit einer Fläche ab, welche die umgebende
Formwand stetig fortsetzt.
[0024] Weitere Vorteile, Merkmale und Einzelheiten der Erfindung ergeben sich aus der nachfolgenden
Beschreibung eines bevorzugten Ausführungsbeispiels sowie anhand der Zeichnung; diese
zeigt in
Figur 1 einen schematisierten Längsschnitt durch die Hauptteile einer erfindungsgemässen
Druckgiessanlage;
Figur 2 einen schematisierten Querschnitt durch den Auswerferstift in der Bohrung.
[0025] Die in der Figur 1 dargestellte Kaltkammer-Druckgiessanlage umfasst ein bewegliches
Formteil 1 und ein festes Formteil 2, welche beim Zusammenschluss einen Formhohlraum
3 bilden und ausserhalb diesem mit den Formtrennflächen 4 bzw. 5 aufeinandertreffen.
Der Formhohlraum 3 umfasst ein Volumen von 3 Liter. Die Weite des Formhohlraumes 3
beträgt grösstenteils 2.5 mm; in einzelnen Bereichen sind Aufweitungen bis 10 mm angebracht.
Das feste Formteil 2 umschliesst das Ende einer Füllkammer 14, welche über einen Anschnitt
19 mit dem Formhohlraum 3 in Verbindung steht und über welche Aluminiumschmelze der
Legierung AlSi7Mg mittels eines Druckkolbens 24 mit einem Druck von etwa 70 MPa in
den Formhohlraum 3 gepresst wird. Der Formhohlraum 3 ist zusammen mit der Mündung
der Füllkammer 14 durch eine Gasdichtung 9 nach aussen gasdicht abgeschlossen. Die
Gasdichtung 9 ist als Schiebedichtung ausgeführt, und die Formteile 1 und 2 sind im
Bereich der Gasdichtung 9 derart ausgebildet, dass die Gasdichtung 9 auch dann nach
aussen abschliesst, wenn die Formteile 1 und 2 nicht zusammengeschlossen sind und
die Formtrennflächen 4 und 5 einen gegenseitigen Abstand von 8 mm aufweisen. In diesem
Zustand kann die Form bereits auf einen Luftdruck von 0.4 kPa evakuiert werden. Hierzu
dient ein ringförmig um den Formhohlraum 3 gelegter, innerhalb der Gasdichtung 9 verlaufender
Absaugkanal 10. Dieser ist als Rinne im festen Formteil 2 gearbeitet und wird beim
Zusammenschluss der Formteile 1 und 2 durch die Formtrennfläche 4 zugedeckt. An einer
Stelle mündet in diesen Absaugkanal 10 eine Evakuierbohrung 12 des beweglichen Formteils
1. Die Evakuierbohrung 12 ist über ein Absaugventil 13 mit einem Vakuumanschluss verbunden.
Das Absaugventil 13 bleibt auch noch nach dem Zusammenschluss der beiden Formteile
1 und 2 geöffnet, bis die Aluminiumschmelze den Formhohlraum 3 gefüllt hat und das
entstandene -- nicht dargestellte -- Gussstück über seine ganze Oberfläche erstarrt
ist.
[0026] In den Formhohlraum 3 münden drei Bohrungen 11 des beweglichen Formteils 1, in welche
je ein Auswerferstift 6 eingepasst ist. Die Auswerferstifte 6 bestehen aus einem zylindrischen
und, formhohlraumseits, einem kegelstumpfförmigen Teil. Sie dienen, nach dem Abkühlen
des Aluminiumgussstükkes auf 400°C und Oeffnen der Form, dem Ausstossen des Gussstücks.
Durch eine Dichtung 23 bei der äusseren Mündung der Bohrungen 11 ist ein allfälliger
Spielraum zwischen ihnen und den Auswerferstiften 6 nach aussen abgeschlossen. Zudem
ist der zylindrische Teil der Auswerferstifte 6 -wie in der Figur 2 schematisch im
Querschnitt dargestellt -- mit einer Längsnut 20 versehen. Im Innern des Formteils
1 werden die Bohrungen 11 durch je eine Leitung 22 geschnitten, die nach aussen führen
und über je ein einstellbares Proportional-Ventil 7 mit einer Hochdruck-Gasquelle
8 verbunden sind, welche auf 20 MPa gespannten Stickstoff liefert. Nach der Erstarrung
der gesamten Oberfläche des Gussstückes, 100 ms nach Abschluss der Formfüllung, wird
das Absaugventil 13 geschlossen und die Ventile 7 geöffnet. Dadurch wird Stickstoff
über die Leitungen 22 und durch die Längsnuten 20 gepresst und das kegelstumpfförmige
Ende der
Auswerferstifte 6 geringfügig in den Formhohlraum 3 gedrückt, wodurch sich zwischen
den Auswerferstiften 6 und den Bohrungen 11 auch im kegelstumpfförmigen Bereich ein
Durchlass für den hochgespannten Stickstoff öffnet. Die Auswerferstifte 6 und die
Bohrungen 11 bilden dergestalt je einen Gasdurchlass 15. Der in den Formhohlraum 3
gelangende Stickstoff setzt diesen unter einen pneumatischen Druck von etwa 20 MPa,
wirkt auf das im Innern noch nicht erstarrte Gussstück verdichtend und drückt die
beiden Formteile 1 und 2 um etwa 0,1 mm auseinander, wodurch der Raum zwischen der
Form und dem Gussstück zusätzlich erweitert wird. Dieses wird von nahezu allen Seiten
vom Stickstoff umhüllt, was ein Kleben an der Form weitgehend verhindert.
[0027] Die Formtrennfläche 5 des festen Formteils 2 ist im Bereich zwischen dem ringförmigen
Absaugkanal 10 und dem Formhohlraum 3 derart ausgebildet, dass das Formteil 2 gebietsweise
Vertiefungen aufweist, welche beim Zusammenschluss beider Formteile 1 und 2 durch
die Formtrennfläche 4 zugedeckt werden und sechs Abflusskanäle 21 bilden. Das bewegliche
Formteil 1 weist sechs Gasabflussbohrungen 16 auf, welche in der Formtrennfläche 4
im Bereich der Abflusskanäle 21 münden und am äusseren Ende mit je einem Ablassventil
17 versehen sind. Diese Ablassventile 17 werden nach Abschluss der Erstarrung des
Gussstückes, etwa 3.5 s nach Abschluss der Formfüllung, geöffnet. Gleichzeitig werden
die Proportional-Ventile 7 auf eine Drosselstellung gesetzt, welche den Druck des
einströmenden Stickstoffs auf etwa 1 MPa reduziert. Der sich im Formhohlraum 3 befindende
gespannte Stickstoff strömt sodann zwischen den beiden Formtrennflächen 4 und 5 hindurch
zu den Abflusskanälen 21 und gelangt über die Ablassventile 17 nach aussen. Die Lage
der Abflusskanäle 21 relativ zum Formhohlraum 3 und die Einstellung der Ablassventile
17 wird so gewählt, dass der Stickstoff das Gussstück an den Stellen mit starker Strömung
überstreicht, welche infolge ungünstigen Oberflächen/Volumen-Verhältnisses einen stärkeren
Wärmeentzug benötigen. Dadurch kann das Gussstück bedeutend rascher auf die 400°C
abgekühlt werden, bei denen die Form geöffnet und das Gussstück entfernt wird. Nach
etwa 30 s wird das Gussstück ausgestossen. Das Gussstück ist auch nach der anschliessenden
Wärmebehandlung poren- und lunkerfrei.
1. Verfahren zur Herstellung lunkerfreier Gussstücke aus Metallen oder deren Legierungen
durch Pressen der Schmelze unter hohem Giessdruck in einen Formhohlraum,
dadurch gekennzeichnet,
dass nach der Erstarrung der gesamten Oberfläche des Gussstückes und von mindestens
10% des Gussstückvolumens, jedoch vor der Entformung, hochgespanntes Gas in den Formhohlraum
eingebracht und dieser unter einen pneumatischen Druck von mindestens 2 MPa, vorzugsweise
10 bis 50 MPa gesetzt wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass hochgespanntes Gas vor
der vollständigen Erstarrung des Gussstückes in den Formhohlraum eingebracht wird
und der hohe pneumatische Druck im Formhohlraum mindestens bis zur vollständigen Erstarrung
des Gussstückes aufrecht erhalten wird.
3. Verfahren nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, dass der unter Druck stehende
Raum nach vollständiger Erstarrung des Gussstückes an vorbestimmten Stellen zur Abströmung
des Gases geöffnet wird, wobei diese Stellen so gewählt werden, dass die auftretenden
Gasströme im Formhohlraum über Bereiche der Gussstückoberfläche gelenkt werden, welche
einen erhöhten Wärmeentzugsbedarf aufweisen, und dass vorzugsweise das Gas vor dem
Eintritt in den Formhohlraum teilentspannt wird.
4. Verfahren nach wenigstens einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet,
dass der Formhohlraum vor dem Eintritt der Schmelze auf einen Gasdruck von weniger
als 25 kPa, vorzugsweise weniger als 0.5 kPa evakuiert wird.
5. Druckgiessanlage zur Herstellung lunkerfreier Gussstükke aus Metallen oder deren
Legierungen, umfassend mindestens zwei einen Formhohlraum (3) bildende Formteile (1,
2) mit Formtrennflächen (4, 5), eine über einen Anschnitt (19) in den Formhohlraum
(3) mündende Füllkammer (14) sowie mindestens eine, in den Formhohlraum (3) mündende
Bohrung (11), in welche je ein Auswerferstift (6) eingesetzt ist,
dadurch gekennzeichnet,
dass mindestens eines der Formteile (1, 2) mindestens einen Gasdurchlass (15) aufweist,
welcher in den Formhohlraum (3) mündet und am anderen Ende über ein Ventil (7) mit
einer Hochdruck-Gasquelle (8) verbunden ist, und dass eine Gasdichtung (9) derart
angebracht ist, dass sowohl beim Zusammenschluss der Formteile (1, 2) als auch in
einem Zustand, in welchem die Formtrennflächen (4) und (5) einen Abstand aufweisen,
der Formhohlraum (3) zusammen mit der Mündung der Füllkammer (14) durch die Gasdichtung
(9) nach aussen abgeschlossen - ist.
6. Druckgiessanlage nach Anspruch 5, dadurch gekennzeichnet, dass mindestens eines
der Formteile (1, 2) mindestens eine Gasabflussbohrung (16) aufweist, welche in den
durch die Gasdichtung (9) eingeschlossenen Bereich mündet und am anderen Ende mit
einem Ablassventil (17) versehen ist.
7. Druckgiessanlage nach Anspruch 5 und 6, dadurch gekennzeichnet, dass das Ventil
(7) auf eine Drosselstellung reduzierbar ist.
8. Druckgiessanlage nach Anspruch 6 oder 7, dadurch gekennzeichnet, dass die Formtrennflächen
(4, 5) derart ausgebildet sind, dass sie beim Zusammenschluss der Formteile (1, 2)
ausserhalb des Formhohlraums (3), innerhalb des durch die Gasdichtung (9) eingeschlossenen
Bereichs, mindestens einen Abflusskanal (21) offen lassen, in welchen die Gasabflussbohrung
(16) mündet.
9. Druckgiessanlage nach wenigstens einem der Ansprüche 5 bis 8, dadurch gekennzeichnet,
dass die Formtrennflächen (4, 5) derart ausgebildet sind, dass sie beim Zusammenschluss
der Formteile (1, 2) ausserhalb des Formhohlraums (3), innerhalb des durch die Gasdichtung
(9) eingeschlossenen Bereichs, mindestens einen Absaugkanal (10) offen lassen, der
beim Zusammenschluss der Formteile (1, 2) vom Formhohlraum (3) getrennt ist und welcher
je über eine Evakuierbohrung (12) in einem der Formteile (1, 2) und über ein Absaugventil
(13) mit einem Vakuumanschluss (18) verbunden ist.
10. Druckgiessanlage nach wenigstens einem der Ansprüche 5 bis 9, dadurch gekennzeichnet,
dass der Gasdurchlass (15) in die Bohrung (11) und den Auswerferstift (6) integriert
ist, wobei bevorzugt der Auswerferstift (6) und die Bohrung (11) zylinderförmig sind
und sich an den Zylinder formhohlraumseitig trompetenartig ein Kegelstumpf anschliesst,
und dass als Teil des Gasdurchlasses (15) der zylindrische Teil des Auswerferstiftes
(6) mit einer Längsnut (20) versehen ist.