(57) Auf der Oberfläche von Werkstücken haftende Materialreste, beispielsweise Klebstoffe,
Lacke und Harze, können durch Verspröden bei kryogenen Temperaturren und anschließende
mechanische Beaufschlagung beseitigt werden. Empfindliche Oberflächen werden hierdurch
aber geschädigt. Von emfpindlichen Oberflächen lassen sich derartige Materialreste
durch Eintauchen in chemisch wirksame Lösungsmittel und Beaufschlagung mit Ultraschall
entfernen.
Um die Verwendung der aggressiven Lösungsmittel zu vermeiden, werden die Werkstücke
auf kryogene Temperaturen abgekühlt und anschließend durch Ultraschall in einem Reinigungsbad
beaufschlagt, welches die Materialreste nicht löst, beispielsweise Wasser.
[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum Entfernen von auf der Oberfläche von Werkstücken
haftenden Materialresten, wie beispielsweise Klebstoffe, Lacke und Harze. Derartige
Materialreste können verhältnismäßig einfach und wirksam entfernt werden, wenn man
sie durch ein tiefsiedendes verflüssigtes Gas versprödet und anschließend mechanisch
beaufschlagt. Die mechanische Beaufschlagung kann z. B. durch Bestrahlen mit einem
Granulat erfolgen, vielfach genügt aber bereits die Anwendung eines Schabers oder
ähnlichen Werkzeuges. Einen entsprechenden Stand der Technik zeigen die DE-OS 33 09
941 und die US-PS 1 978 204.
[0002] Diese bekannte Verfahrensweise kann jedoch nicht durchgeführt werden, wenn es sich
um empfindliche Oberflächen handelt. Diese wüurden durch die mechanische Beaufschlagung
beschädigt. So werden z.B. zu bearbeitende optische Linsen auf einen Linsenhalter
aufgeklebt. Aus der DE-OS 20 34 496 ist es bekannt, die fertig bearbeiteten Linsen
vom Linsenhalter abzusprengen, indem sie mit Hilfe von flüssigem Stickstoff auf tiefe
Temperaturen abgekühlt werden. Als Kleber werden Schellacke, Harze, Kunststoffe und
Gemische aus diesen Stoffen verwendet. Teile des Klebers verbinden sich mit der Oberfläche
der Linse so stark, daß sie auch nach dem Absprengen der Linse vom Linsenhalter auf
der Oberfläche haften bleiben. Jegliche mechanische Beaufschlagung zwecks Entfernung
dieser Kleberreste würde die Linse schädigen. Man legt die Linsen daher in Reinigungsbäder
aus einem aggressiven chemischen Lösungsmittel und setzt sie gleichzeitig einer Ultraschallbehandlung
aus. Die Kleberreste lassen sich hierdurch zwar vollständig entfernen, jedoch ist
eine lange Einwirkungsdauer des Ultraschalls erforderlich, nämlich etwa ein bis drei
Stunden. Außerdem ist die Verwendung von chemisch aggressiven Lösungsmitteln ein grundsätzlicher
Nachteil dieses Reinigungsprozesses. Die geschilderte Problematik findet sich bei
allen Werkstücken mit empfindlichen Oberflächen.
[0003] Der Erfindung liegt daher die Aufgabe zugrunde, ein Verfahren zum Entfernen von
auf der Oberfläche von Werkstücken haftenden Materialresten durch Beaufschlagen mit
Ultraschall in einem Reinigungsbad zu schaffen, bei dem nur eine kurze Einwirkungsdauer
des Ultraschalls erfoderlich ist und für das Reinigungsbad keine aggressiven Lösungsmttel
nötig sind.
[0004] Ausgehend von dem im Oberbegriff des Anspruches 1 berücksichtigten Stand der Technik
ist diese Aufgabe erfindungsgemäß gelöst mit den im kennzeichnenden Teil des Anspruches
1 angegebenen Merkmalen.
[0005] Vorteilhafte Weiterbildungen der Erfindung sind in den Unteransprüchen angegeben.
[0006] Die Wirksamkeit des erfindungsgemäßen Verfahrens ist darauf zurückzuführen, daß
sich in den Materialresten durch die Abkühlung auf tiefe Temperaturen Mikrorisse bilden,
in welche die Flüssigkeit des Reinigungsbades eindringen kann. Diese Mikrorisse schließen
sich nach dem Erwärmen in der Umgebung oder im Reinigungsbad optisch sofort wieder.
Oberflächlich scheint daher das Material kaum mit Rissen überzogen zu sein. Die einmal
gebildeten Mikrorisse bleiben jedoch erhalten, auch wenn sie äußerlich nicht erkennbar
sind. Es ist keineswegs erforderlich, die auf tiefe Temperaturen abgekühlten Werkstücke
sofort in das Reinigungsbad zu geben, obwohl dies den Vorteil hat, daß zusätzliche
Spannungen entstehen. Die abgekühlten Werkstücke können vielmehr auch längere Zeit
gelagert werden, so daß sie sich wieder auf Umgebungstemperatur anwärmen. Für die
Wirksamkeit des erfindungsgemäßen Verfahrens ist dies ohne Bedeutung. Für die Praxis
ist dies jedoch von erheblichen Vorteil, da die Verfahrensschritte "Abkühlen" und
"Ultraschallbehandlung" zeitlich beliebig voneinander getrennt werden können.
[0007] Wenn die erfindungsgemäß abgekühlten und gegebenenfalls wieder erwärmten Werkstücke
in das Reinigungsbad gelegt und mit Ultraschall beaufschlagt werden, dringt die Flüssigkeit
des Reinigungsbades infolge des Ultraschalls sofort in die Mikrorisse ein. Dadurch
kann die Kraft des Ultraschalls in die feinen Haarrisse eindringen und die Materialreste
vom Werkstück lösen. Die Reinigungsflüssigkeit muß lediglich die Eigenschaft haben,
leicht in die Mikrorisse eindringen zu können, keineswegs muß sie jedoch als chemisches
Lösungsmittel wirken. Eine gut geeignete Reinigungsflüssigkeit ist daher Wasser, dem
zur Verringerung der Oberflächenspannung Tenside zugesetzt werden können. Andere geeignete
Flüssigkeiten sind fluorierte Kohlenwasserstoffe und Alkohole, welche die Möglichkeit
bieten, das erfindungsgemäße Verfahren auch bei Temperaturen unterhalb des Gefrierpunktes
von Wasser durchführen zu können.
[0008] Insgesamt bietet das erfindungsgemäße Verfahren den Vorteil, daß die zu reinigenden
Werkstücke mit keinem aggressiven Lösungsmittel oder sonstigen Chemikalien in Berührung
kommen. Das Verfahren ist sehr oberflächenschonend, da keine mechanische Einwirkung,
wie Kugelstrahlen oder Klopfen mit Beischlagmitteln oder Sandbestrahlen erfolgt.
Die abgetrennten Materialreste sind nicht mit Chemikalien oder Beischlag vermengt
und können leicht von der Reinigungsflüssigkeit abgetrennt werden.
[0009] Statt in einem Ultraschallbad können die Werkstücke auch in einem Stoßwellenbad bei
sonst gleicher Verfahrensführung behandelt werden.
[0010] In der Regel wird man die Werkstücke mit Hilfe von flüssigem Stickstoff abkühlen.
Die extremste Abkühlung erreicht man hierbei durch Eintauchen der Werkstücke in flüssigen
Stickstoff, wobei die Werkstücke eine Endtemperatur von ca. -196°C annehmen. Die
Abkühlung kann aber auch in der Gasphase mit flüssigem Stickstoff erfolgen, wobei
Endtemperaturen von ca. -180°C erreicht werden. Eine weitere Möglichkeit ist die Tauchkühlung
in einem Wärmeträger, welcher mit flüssigem Stickstoff abgekühlt wird. Hierbei lassen
sich Endtemperaturen von ca. -150°C erreichen. Welches dieser Abkühlverfahren für
das betreffende Werkstück optimal ist, muß von Fall zu Fall festgelegt werden und
empirisch ermittelt werden. Die Materialkombinationen verhalten sich nämlich bei
jedem Abkühlverfahren unterschiedlich. Eine befriedigende Erklärung für dieses unterschiedliche
Verhalten gibt es z.Zt. nicht. In manchen Fällen ist auch eine Abkühlung auf höhere
Temperaturen ausreichend, beispielsweise auf Temperaturen um -70°C. In solchen Fällen
kann die Abkühlung auch mit sublimierendem Kohlendioxid erfolgen.
[0011] Das nachfolgend beschriebene Ausführungsbeispiel zeigt die Wirksamkeit des erfindungsgemäßen
Verfahrens.
[0012] Bei der Bearbeitung von optischen Linsen geht man derzeit so vor, daß man die Linsen
mit Hilfe eines Klebers auf einem Stahlträger aufbringt und nach dem Aushärten des
Klebers die Linse mechanisch bearbeitet. Anschließend wird die Linse mit dem Stahlträger
für 12 Stunden in eine Kühlkammer gelegt und auf Temperaturen zwischen -20°C und -30°C
abgekühlt. Durch die verschiedenen Schrumpffaktoren von Kleber, Träger und Linse
entstehen Spannungsrisse, die zum Lösen der Linse führen. Teile des Klebers bleiben
jedoch mit der Oberfläche der Linse festverbunden. Diese Reste müssen mit einem Lösungsmittel
entfernt werden, beispielsweise mit Trichloräthylen. Die Auflösungszeit des Klebers
in dem Bad aus Trichloräthylen beträgt zwischen 12 und 24 Stunden. Um diese lange
Auflösungszeit zu verkürzen, setzt man die Linsen im Trichloräthylenbad Ultraschall
aus. Dennoch ist im Trichloräthylenbad unter Ultraschall noch immer eine Bearbeitungszeit
von 1 bis 3 Stunden erfoderlich. Nach dem Reinigen mit Trichloräthylen werden die
Linsen mit Seifenlauge neutra lisiert und anschließend in verschiedenen Reinigungsverfahren
unter Ultraschall klargespült.
[0013] Werden die auf den Strahlträger geklebten Linsen dagegen in einer Tiefkühlkammer
mit tiefkaltem gasförmigen Stickstoff in 5 min. auf -100°C abgekühlt, so zeigt sich,
daß die Ultraschallbearbeitung im Trichloräthylenbad nicht mehr erforderlich ist.
Zwar befinden sich immer noch Kleberreste auf der Oberfläche der Linse, diese können
jedoch innerhalb von 5 bis 8 min. in einem Reinigungsbad aus Seifenlauge unter Anwendung
von Ultraschall vollständig entfernt werden. Das erfindungsgemäße Verfahren benötigt
daher kein aggressives chemisches Lösungsmittel, reduziert die Arbeitszeit erheblich
und gestattet eine problemlose Trennung des abgesprengten Klebermaterials von der
Reinigungsflüssigkeit.
[0014] Selbstverständlich ist das erfindungsgemäße Verfahren nicht auf die Reinigung von
optischen Linsen beschränkt, sondern kann überall dort mit Erfolg eingesetzt werden,
wo kälteversprödbare Beschichtungen oder Verunreinigungen von Werkstücken entfernt
werden sollen, deren Oberflächen empfindlich sind und daher keiner starken mechanischen
Beanspruchung ausgesetzt werden dürfen.
1. Verfahren zum Entfernen von auf der Oberfläche von Werkstücken haftenden Materialresten,
wie Klebstoffe, Lacke und Harze, durch Beaufschlagen mit Ultraschall in einem Reinigungsbad,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Werkstücke vor dem Eintauchen in das Reinigungsbad mit Hilfe kryogener Medien
auf tiefe Temperaturen abgekühlt werden.
2. Verfahren nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Werkstücke unmittelbar nach dem Abkühlen in das Reinigungsbad eingetaucht
werden.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Werkstücke durch flüssigen Stickstoff abgekühlt werden.
4. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 3,
dadurch gekennzeichnet,
daß als Reinigungsbad Wasser mit einem Zusatz von Tensiden verwendet wird.
5. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 3,
dadurch gekennzeichnet,
daß als Reinigungsbad Alkohole verwendet werden.