[0001] Die Erfindung betrifft eine Topfzwirnspindel zur Zwirnung von einem oder mehreren
Garnen oder Fäden, die einzeln oder gefacht auf Spulen aufgewunden sind, bestehend
aus einem rotierend antreibbaren Zwirntopf, in desssen Innenraum ein mittig vom Boden
ausgehender Spulenaufnahmedorn angeordnet ist, und einem Zwirntopfdeckel, der an der
Oberseite ein mittig angeordnetes Drallbegrenzungsteil trägt.
[0002] Das Zwirnen von Garnen und Fäden erfolgt bis jetzt noch immer in großen Mengen nach
dem Ringzwirnsystem. Obwohl dieses altbekannte Zwirnverfahren mit einer Reihe erheblicher
Mängel behaftet ist, kann die damit erzielbare Zwirnqualität als sehr gut beurteilt
werden. Trotz der diesem System anhängenden Nachteile, nämlich einer nur bedingten
Zwirnlauflänge, der notwendigen Wartung des Läufers und insbesondere der durch das
Ring-Läufersystem begrenzten maximalen Produktionsgeschwindigkeit wird das Ringzwirnverfahren
noch in grossem Umfang angewendet. Die beim Ringzwirnverfahren positiv angetriebene
Zuführung der Garne/Fäden durch die Lieferwerke und insbesondere die bei der sogenannten
Ballonbildung vor dem Läuferdurchlauf zwangsläufig aufkommende Spannung sorgen dafür,
daß alle Garne bzw. Fäden mit gleicher Spannung der Ringspindel zulaufen. Geringe
Längen- und Spannungsunterschiede, wie sie in Fachspulen oder auch bei Einzelfadenzuführung
unvermeidbar aufkommen, werden bei diesem alten Zwirnsystem durch die vorgenannte
wiederholte Spannungs- und damit Längenausrichtung weitgehend ausgeglichen, ein Umstand,
der sich bekanntlich äußerst positiv auf die Zwirnwerte Dehnung und Festigkeit auswirkt.
[0003] Diesem altbekannten Ringzwirnverfahren gegenüber erfolgt die Garn/Fadenzufuhr bei
den neueren Zwirnverfahren, dem Doppeldrahtzwirnverfahren und auch beim sogenannten
Zweistufenzwirnverfahren nahezu spannungslos, d.h. die einzelnen Garne bzw. Fäden
laufen, sowohl bei einzelner wie bei gefachter Zuführung der eigentlichen Drehungserteilungsstelle
nahezu spannungslos zu. Dies ist in vielen Fällen Ursache für unregelmäßige Zwirne,
da sich die einzelnen Zwirnkomponenten nicht spannungs- und damit längengleich im
Zwirnverband einzwirnen.
[0004] Beim Zweistufenzwirnverfahren hat sich aus diesem nachteiligen Grund eine der eigentlichen
Zwirnung vorausgehende Verbindung der einzelnen Garne/Fäden als unumgänglich notwendig
erwiesen. Diese Verbindung der gefachten Garne/Fäden erfolgt beim Zweistufen-Zwirnverfahren
durch eine geringe echte Drehungserteilung, d.h. die gefachten Garne/Fäden werden
vor der eigentlichen Zwirnung in einer Fach-Zwirnmaschine bei Verwendung des Ring-Läufersystems
mit nur wenig Drehung miteinander verbunden. Die Tatsache, daß auch bei diesem Zwirnsystem
das Ring-Läufersystem mit verwendet werden muß und daß dadurch die Zwirnung somit
in zwei getrennten Arbeitstakten erfolgt, wovon der erstere, bei Einsatz des Ring-Läufersystems
zwangsläufig in seiner Leistung begrenzt ist, mindert die Wirtschaftlichkeit dieses
Zwirnverfahrens.
[0005] Beim Doppeldrahtzwirnverfahren wird durch eingesetzte, d.h. zwischengeschaltete
Bremsen versucht, vor der Drehungserteilung die Längen- und damit Spannungsausrichtung
der zu verzwirnenden Garne/Fäden zu erreichen; eine Maßnahme, für die inzwischen eine
Unzahl von Vorschlägen und Konstruktionen bekanntgeworden ist. Trotzdem ist auch
bei diesem Zwirnsystem das Problem der unvermeidbar aufkommenden Längen- und damit
Spannungsunterschiede, und zwar sowohl bei Vorlage von Einzelgarnspulen, sogenannten
Sonnenspulen, wie auch bei gefacht vorgelegten Garnen/Fäden bei verschiedenen Materialien
und Zwirneinstellungen immer noch gegeben.
[0006] Bei einer in der DE-OS 23 10 002 beschriebenen Topfzwirnspindel der eingangs genannten
Bauart ist die Spule bzw. sind die Spulen auf den Spulenaufnahmedorn drehfest aufgesteckt,
und die Fäden oder Garne werden von der Spule bzw. den Spulen unmittelbar durch eine
im Zwirntopfdeckel angeordnete Öffnung abgezogen. Dabei ändert das um die Spule schwingende
Fadenstück ständig seine Länge, was eine entsprechende Änderung der Spannung im Fadenballon
zur Folge hat. Diesen Schwierigkeiten versuchte man dadurch Rechnung zu tragen, daß
der Öffnung im Zwirntopfdeckel besonders geformte Aufsätze zur Führung des Fadens
zugeordnet sind.
[0007] In dem Buch von G. Georgi "Zwirne und Zwirnmaschinen", Stuttgart, 1957, Konradin-Verlag,
Seiten 224/225 ist auch bereits eine offene Zwirnspindel für eine Ballonzwirnmaschine
beschrieben, bei der die Länge des sich zwischen der Spule und der über deren Achsmitte
befindlichen Zwirnöse erstreckenden Fadenstückes konstantgehalten wird. Zu diesem
Zweck ist die Spindel mit einer Scheibe ausgerüstet, die zwei einander gegenüberliegende
Ösen trägt. Die Ösenaugen befinden sich etwa auf der Mitte der Spulenhöhe, und der
Faden wird von der Spule durch eine der Ösen nach der oberen Zwirnöse gezogen. Die
Spule läuft leicht auf der Spindelachse und wird durch eine untergelegte Fiber- oder
Filzscheibe gebremst. Die zweite Öse dient zur Hauptsache als Reservestück und zum
Ausgleich der Schwungmasse. Solche offene Zwirnspindeln können aber wegen der unvermeidbaren
großen Fliehkräfte und der dadurch unvermeidbaren Aus- und Abschleuderungen der Garne
nur mit geringen Drehzahlen laufen. Es kommt noch hinzu, daß sich gefachte Garne und
Fäden nur sehr bedingt mit solchen rotierenden Führungsösen verarbeiten lassen, da
außer der abschleudernden Fliehkraft auch das Problem des durchlaufenden Dralles
besteht, d.h. die Zwirndrehungen laufen bis an die Ablaufspule durch und zwirnen sich
an dieser an.
[0008] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, eine gattungsgemäße Topfzwirnspindel zu
schaffen, bei der die von der Spule bzw. von den Spulen abgezogenen Garne oder Fäden
unter Ausbildung eines Ballons mit einer solchen längenausgleichenden Spannung der
Zwirnung zugeführt werden können, daß eine vollkommen gleichmäßige Drehungsverteilung
im Zwirn sichergestellt ist.
[0009] Erfindungsgemäß wird diese Aufgabe dadurch gelöst, daß die Spule oder die Spulen
auf den Spulenaufnahmedorn leicht rollend drehbar aufgesetzt ist bzw. sind und daß
in der Seitenwand des Zwirntopfes in der Mitte der Spule oder der Spulen Führungen
angeordnet sind, durch welche die Garne oder Fäden nach oben zu dem Drallbegrenzungsteil
und weiter zur Abzieh- bzw. Aufspuleinrichtung geführt sind. Die Topfzwirnspindel
gemäß der Erfindung bewirkt durch den abrollenden Garnabzug von der bzw. den Spulen
und einem sich bildenden Ablaufballon eine gleich dem bekannten Ringzwirnverfahren
gleichmäßige Einzwirnung der Zwirnkomponenten, ohne jedoch das in seiner Leistung
begrenzte Ring-Läufersystem zu verwenden.
[0010] Bei der erfindungsgemäßen Topfzwirnspindel werden die zur Zwirnung kommenden Garne
bzw. Fäden ähnlich wie bei dem bekannten Ringzwirnverfahren in zwei getrennten Bereichen
mit einer solchen Vorspannung geführt, daß sie bei der sich daran anschließenden Zwirnung
vollkommen spannungs- und längengleich eingezwirnt werden.
[0011] Mit der Topfzwirnspindel gemäß der Erfindung können alle textilen Materialien, also
sowohl pflanzliche, z.B. Baumwolle, wie tierische, z.B. Wolle, wie auch alle synthetischen
Garne oder Fäden in allen Nummernbereichen einzeln oder mehrfach sowie alle möglichen
Materialkombinationen gezwirnt werden. Im Gegensatz zu den bekannten Zwirnverfahren
sind bei der erfindungsgemäßen Topfzwirnspindel bei einem Wechsel der Zwirnvorgabe
außer der Drehungseinstellung im Maschinenantrieb keinerlei Umstellungen oder Teileaustauschungen
usw. erforderlich. Zur Änderung der Drehungseinstellung muß lediglich der Antrieb
der Lieferaufspulung geändert werden.
[0012] Die zur Zwirnung kommenden Garne/Fäden können sowohl gefacht oder bei zweifacher
Zwirnung auch als Einzelgarn bzw. Fadenspulen vorgelegt werden. Dabei kann die bei
den meisten bekannten Zwirnverfahren gebotene Sorgfalt perfekt einwandfrei gespulter
Vorlagespulen vernachlässigt werden. Zur Zwirnvorlage eignen sich nahezu alle gängigen
Spulenarten.
[0013] Mit der erfindungsgemäßen Topfzwirnspindel können erstmals Garne und Fäden jeglicher
Art und Stärke ohne die bisher unumgänglich notwendige vorherige Schutzverbindung,
z.B. das bekannte Fachzwirnen, also ab gefachten Spulen oder wahlweise ab Einzelgarn-Spulen
mit hohen oder sogar extrem hohen Spindeldrehzahlen gezwirnt werden.
[0014] Für eine einwandfreie Funktion der Topfzwirnspindel muß sichergestellt sein, daß
sich die in die Topfzwirnspindel eingelegte Spule bzw. die Spulen mit Ausnahme ihrer
geringen Abrolldrehung durch den oder die abzuziehenden Garne oder Fäden mit der gleichen
Drehzahl wie die Topfzwirnspindel selbst dreht bzw. drehen. Während des laufenden
Zwirnvorgangs ist dieses Problem nicht vorhanden, da sich nach kurzer Anlaufzeit die
Drehzahlen völlig angleichen. Dagegen zeigt sich, daß die Garnspule bzw. -spulen beim
Spindelanlauf zurückbleibt bzw. bleiben, da die Garnspule bzw. -spulen mit der Topfzwirnspindel
nicht drehfest verbunden sind. Dadurch kann es zu Fadenbrüchen kommen.
[0015] Ähnliches zeigt sich in umgekehrter Form zwangsläufig beim Stillsetzen der Topfzwirnspindel
mit eingelegter Garnspule bzw.-spulen, da die frei gelagerte Masse der Spule bzw.
Spulen länger rotiert als die Topfzwirnspindel selbst, was wiederum zu Fadenbrüchen
führen kann.
[0016] Für den optimalen problemlosen Spindellauf, also sowohl beim Spindelanlauf, während
des gesamten Zwirnvorgangs und auch beim Stillsetzen der Spindel mit eingelegter
Spule bzw. Spulen soll durch Mechanismen sichergestellt werden, daß die Spule bzw.
Spulen sich immerwährend mit der gleichen Drehzahl wie die Topfzwirnspindel selbst
dreht bzw. drehen, ausgenommen hiervon die geringe Abrolldrehung der Spule bzw. Spulen
durch den Garnabzug. Dabei soll die kraftschlüssige Spulenmitnahme nur während des
Spindelan- und auslaufs wirken, während die Spule bzw. Spulen im langzeitigen Zwirnablauf
nicht oder nur gering abgebremst wird bzw. werden. Eine solche, die vorstehend beschriebenen,
wechselweisen Funktionen bewirkende Einrichtung sollte selbstverständlich in ihrem
Aufbau einfach sein, und sie sollte die Maschinenbedienung weder behindern noch zusätzliche
Bedienungsarbeit erfordern. Die Einrichtung sollte auch so konstruiert sein, daß sie
sich weder bei langer Laufzeit noch durch unbeabsichtigte personelle Eingriffe verändern
kann.
[0017] Eine solche Einrichtung, die diesen Forderungen gerecht wird, besteht gemäß den Patentansprüchen
11 bis 13 aus einer Fliehkraftkupplung, die bei Unterschreiten einer bestimmten Mindestdrehzahl
des Zwirntopfes die Spule bzw. die Spulen an einer Relativdrehung gegenüber dem Zwirntopf
hindert.
[0018] Einige bevorzugte Ausführungsbeispiele der Erfindung sind in der Zeichnung dargestellt
und werden nachfolgend näher erläutert. Es zeigen:
Fig. 1 einen Längsschnitt durch eine erste Ausführungsform einer Topfzwirnspindel,
Fig. 2 einen ausschnittsweisen Längsschnitt durch eine zweite Ausführungsform einer
Topfzwirnspindel,
Fig. 3 in größerem Maßstab einen Längsschnitt durch den unteren Bereich einer dritten
Ausführungsform einer Topfzwirnspindel,
Fig. 4 einen ausschnittsweisen Schnitt durch die in den Zwirntopf einsetzbare Scheibe
nach der Linie IV-IV in Fig. 3,
Fig. 5 einen Längsschnitt durch eine vierte Ausführungsform einer Topfzwirnspindel,
Fig. 6 einen Teilschnitt durch die Topfzwirnspindel entsprechend der Linie VI-VI der
Fig. 5,
Fig. 7 eine Draufsicht auf den auf den Zwirntopf aufsetzbaren Deckel, teilweise im
Schnitt, und
Fig. 8 bis 10 Seitenansichten bzw. eine Vorderansicht von in den Zwirntopf einschiebbaren
Fadengabeln.
[0019] In den Fig. 1 und 2 ist eine Topfzwirnspindel im Längsschnitt dargestellt, wobei
die rechte Hälfte jeweils das Zwirnen ausgehend von einer Fachspule veranschaulicht,
während die linke Hälfte das gemeinsame Zwirnen,ausgehend von zwei Spulen mit jeweils
einem einzigen Garn zeigt. Auf einer rotierend antreibbaren Spindel ist ein Zwirntopf
1 angeordnet, in dessen Innerem sich ein mittig vom Boden ausgehender Spulenaufnahmedorn
2 befindet. Auf dem Spulenaufnahmedorn 2 sind Lagerhülsen 3, 3ʹ mit Kugel-, Rollen-
oder Nadellagern 4 leicht rollend drehbar gelagert. Diese Lagerhülsen 3, 3ʹ dienen
zur Aufnahme der Garn- bzw. Fadenspule 5 oder wahlweise der Spulen 5ʹ und 5ʺ. Die
untere Spule 5ʺ ist unmittelbar auf die zugehörige Lagerhülse 3 aufgeschoben; dagegen
sind zwischen den Spulen 5 und 5ʹ einerseits und den zugehörigen Lagerhülsen 3ʹ dem
Durchmesserausgleich dienende Hülsen 6 und 6ʹ vorgesehen. Auf diese Weise ist es
möglich, Spulen 5ʹ und 5ʺ mit übereinstimmenden Hülsenabmessungen einzusetzen. Jeweils
in der Mitte der Höhe der Spule 5 bzw. der Spulen 5ʹ und 5ʺ ist in der Zwirntopfwandung
eine durchgehende Öffnung 7, 7ʹ, 7ʺ ausgebildet, die durch eine oberflächenharte
Öse 8 geschützt ist. Durch diese Öffnungen 7, 7ʹ, 7ʺ wird bzw. werden die von der
jeweiligen Spule 5 bzw. 5ʹ und 5ʺ abzuziehenden Garne 9, 9ʹ und 9ʺ nach außen hindurchgeführt
und auf der Außenseite des Zwirntopfes weiter nach oben zu dem auf dem Zwirntopfdeckel
10 angeordneten haken- oder ringförmigen Drallbegrenzungsteil 11 und weiter zu einer
(nicht dargestellten) Zwirnaufspulung geführt. Um beim An- und Auslauf der Topfzwirnspindel
eine Flächenreibung der Garne oder Fäden 9, 9ʹ, 9ʺ zu verhindern, ist auf der Oberseite
des Deckels 10 ein oberflächenharter Ring 12 angeordnet. Durch die hohe Drehzahl der
Topfzwirnspindel im Betrieb bilden die Garne bzw. Fäden 9, 9ʹ und 9ʺ zwischen der
bzw. den Öffnungen 7, 7ʹ, 7ʺ und dem Drallbegrenzungsteil 11 einen Ballon, so daß
sie den Zwirntopf 1 nicht berühren.
[0020] Zur Vermeidung eines unerwünschten Vor- oder Nachlaufes und zur Erzielung einer
gering wirkenden Abbremsung der Spule bzw. Spulen 5, 5ʹ, 5ʺ können an sich bekannte
Bremseinrichtungen verwendet werden. Es können z.B. Permanentmagnete 13, Bürsten
14, Bremsbeläge oder nur in einer Drehrichtung laufende Drehlager oder einfache Zahnschalteinrichtungen
nach Art einer Ratsche verwendet werden. Zu diesem Zweck ist auf das obere, als Vierkant
ausgebildete Ende des Spulenaufnahmedorns 2 eine ein Vierkantloch besitzende und
so gegen Drehung gesicherte Scheibe 15 mit einer unteren radialen Ausprägung aufgelegt,
der am oberen Ende der Lagerhülse 3ʹ eine Ausnehmung zugeordnet ist. Die Scheibe 15
steht unter der Wirkung des Gewichts einer aufgelegten Belastungsscheibe 16.
[0021] In Fig. 2 ist die gleiche Topfzwirnspindel wie in Fig. 1 dargestellt, jedoch mit
dem Unterschied, daß dabei die Garne oder Fäden 9 an der Innenwand der Topfspindel
nach oben umgelenkt werden. Dazu dienen bei diesem Beispiel in den Zwirntopf 1 einschiebbare
hülsen- oder ringartige Führungsteile 17 mit Fadenführungen in Form von Ösen 18.
Die im Inneren des Zwirntopfes nach oben geführten Garne werden weiter durch die Mittelbohrung
des Zwirntopfdeckels 10 und über das dort angesetzte Drallbegrenzungsteil 11 der (nicht
dargestellten) Aufspulung zugeführt.
[0022] Bei der in den Fig. 3 und 4 dargestellten Ausführungsform einer Topfzwirnspindel
ist eine Fliehkraftkupplung vorgesehen, die bei Unterschreiten einer bestimmten Mindestdrehzahl
des Zwirntopfes die Spule 5 an einer Relativverdrehung gegenüber dem Zwirntopf 1
hindert. In den Zwirntopf 1 ist eine die ganze Bodenfläche ausfüllende Scheibe 19
eingesetzt, die mit dem Boden durch Schrauben 20 verbunden ist. Die Scheibe 19 hat
eine freie Mittelbohrung 21, deren Durchmesser so groß ist, daß der in den Zwirntopf
hineinragende Aufnahmedorn 2 bzw. die darauf gelagerte Lagerhülse 3 hindurchpaßt.
In der Scheibe 19 sind vier radiale Bohrungen 22 angeordnet, die am äußeren Ende jeweils
mit einem Innengewinde versehen sind. In jeder dieser Bohrungen ist eine gehärtete
Stahlkugel 23 mit einer von außen nachgeschobenen Kugelschale 24 und anschließend
eine Druckfeder 25 eingeschoben. Am äußeren Ende sind die Bohrungen mit einer Madenschraube
26 verschlossen. Auf der Innenseite sind die Bohrungen 22 etwas verengt, so daß die
eingelegten Kugeln 23 nicht herausfallen können. An die drehbar gelagerte Lagerhülse
3 schließt sich unten ein rundes Rohrteil an, an dem die Kugeln 23 unter dem Druck
der Federn 25 anliegen.
[0023] Wenn der Zwirntopf 1 und damit die Scheibe 19 in Drehung versetzt wird, dann wirken
die Kugeln 23 als Kupplung und zwingen die Lagerhülse 3 zum Mitdrehen mit dem Zwirntopf
1, d.h. die Lagerhülse 3 und die aufgesetzte Garnspule 5 drehensich beim Spindelanlauf
mit der effektiv gleichen Drehzahl. Dabei ist der Kraftschluß jedoch nur so fest,
daß die abzuziehenden Garne oder Fäden von der Spule 5 noch rollend abgezogen werden
können.
[0024] Die bei zunehmender Spindeldrehzahl auftretende Fliehkraft drückt die Kugel 23 gegen
die Federn 25 nach außen, wodurch die Antriebsverbindung zwischen Zwirntopf 1 und
Lagerhülse 3 unterbrochen wird. Somit können jetzt die Garne ungehindert von der auf
dem Spulenaufnahmedorn 2 drehbar gelagerten Garnspule 5 abgezogen werden, wodurch
nur eine geringe Zwirnspannung in der Ablaufstrecke entsteht.
[0025] Wenn die Topfzwirnspindel mit eingelegter Spule abgestellt wird, geschieht völlig
selbsttätig der umgekehrte Vorgang. Mit geringer werdender Drehzahl des Zwirntopfes
1 vermindert sich die Fliehkraft, und die Kugeln 23 kommen unter dem Einfluß der Federn
25 wieder am Rohrteil der Lagerhülse 3 zur Anlage, so daß die Lagerhülse 3 mit dem
Zwirntopf 1 gekuppelt wird. Der Zwirntopf 1 und die eingelegte Spule 5 kommen daher
ohne Nachlauf der Spule gleichzeitig zum Stillstand. Dadurch unterbleiben Faden- bzw.
Zwirnbrüche. Die Zwirndrehungen bleiben auch nach dem Spindel- bzw. Maschinenstillstand
ohne Differenzen.
[0026] Wenn zwei Garnspulen 5ʹ, 5ʺ auf den Spulenaufnahmedorn 2 aufgesteckt sind, dann
wird die untere Spule 5ʺ in der vorbeschriebenen Form mit dem Zwirntopf 1 gekuppelt.
Die Kupplung für die obere Spule 5ʹ befindet sich dann, wie in Fig. 5 gezeigt, im
Deckel 10 des Zwirntopfes 1. Die Kugeln 23 und Federn 25 sind in Bohrungen im Zwirntopfdeckel
10 eingesetzt. Der obere Rand der die obere Garnspule 5ʹ über eine Zwischenhülse 6ʹ
aufnehmenden Lagerhülse 3ʹ taucht in den aufgesetzten Deckel 10 so ein, daß die Kugeln
23 dort in gleicher Weise wie im Bodenbereich an dem Rohrteil der Lagerhülse anliegen.
[0027] Wie aus Fig. 7 ersichtlich, ist der Deckel 10 mit radialen Aussparungen 27 versehen,
in die am Rand des Zwirntopfs 1 ausgebildete Vorsprünge eingreifen Auf diese Weise
ist der Deckel 10 gegen relative Drehung in bezug auf den Zwirntopf 1 gesichert. Diese
radialen Ausnehmungen sind in Fig. 5 nicht veranschaulicht, da sie gemäß Fig. 7 in
bezug auf die Lage der Fliehkraftkupplung um 90° versetzt angeordnet sind. Natürlich
verläuft das von den Spulen 5, 5ʺ abgezogene Garn 9ʹ, 9ʺ auch in einer Ebene, die
um 90° zur Zeichnungsebene der Fig. 5 versetzt ist. Diese beiden nach außen offenen
Ausnehmungen des Deckels 10, die der Garnführung dienen, sind vergütet. Sie sorgen
dafür, daß das Garn nach dem Austritt aus dem Deckel bis zum Drallbegrenzungsteil
11 einen Ballon bilden kann, der längen- und spannungsausgleichend auf die Garne
wirken kann.
[0028] Mit dieser einfachen und problemlos arbeitenden Fliehkraftkupplung wird erreicht,
daß sich einerseits beim Anlauf und beim Auslauf der Topfzwirnspindel die Garnspule
bzw. -spulen gemeinsam mit dem Zwirntopf 1, d.h. mit der gleichen Drehzahl mitdrehen,
daß sie sich aber andererseits während des gesamten Zwirnablaufes relativ zum Zwirntopf
ungehindert rollend drehen können.
[0029] Die vorstehend beschriebene Fliehkraftbremse bzw. -kupplung ist auch bei den in den
Fig. 1 und 2 dargestellten Ausführungsformen einer Topfzwirnspindel einsetzbar.
[0030] Bei der in Fig. 5 veranschaulichten Ausführungsform sind zur Fadenführung Führungsteile
in Form von Fadengabeln 28 vorgesehen. Diese sind durch U-förmig gebogene Drahtabschnitte
gebildet und lassen sich mit ihren freien Schenkeln voran in Nuten 29 einschieben,
die an der Innenwand des Zwirntopfs 1 ausgeformt sind, vgl. Fig. 6. Die Schenkel sind
jeweils mit einem zusätzlichen U-förmig gebogenen Drahtabschnitt 30 miteinander verbunden.
Wie Fig. 5 zeigt, stehen diese U-förmigen Abschnitte 30 der Fadengabeln 28 ebenso
wie die U-förmigen Verbindungsstücke 31 der beiden Schenkel jeweils leicht aus der
gemeinsamen Ebene der Schenkel vor. Auf diese Weise ist es dem Abschnitt 30 möglich,
das Garn etwa im mittleren Bereich der zugehörigen Spule 5ʹ, 5ʺ zum Verbindungsstück
31 hin umzulenken.
[0031] Diese Fadengabeln 28 lassen sich besonders leicht handhaben. Die Garne werden beim
Einsetzen der Spulen in den Zwirntopf 1 mit ihren Enden hochgehalten, bis nach dem
anschließenden Einschieben der Fadengabeln in die Nuten 29 und damit Fixieren des
Garnverlaufs der Deckel 10 so auf den Topf aufsetzbar ist, daß dessen beide Aussparungen
über den Fadengabeln zu liegen kommen, so daß letztere das Garn den Aussparungen auf
kürzestem Weg zuführen. Die beiden Garne lassen sich anschließend bequem von verschiedenen
Seiten her kommend in das dem Deckel zugeordnete Drallbegrenzungsteil 11 ein- und
hindurch und von dort nach oben zur Aufspulung führen.
[0032] Die Fig. 5 und 7 zeigen ferner, daß am Rand des Deckels 10 eine radial nach außen
offene Nut 32 vorgesehen ist, die der Aufnahme von Rundgummiabschnitten 33, 34 dient,
deren Enden durch radiale Bohrungen am Nutgrund hindurchgeführt und darin z.B. durch
Kleben fixiert sind. Bei Rotation des Zwirntopfes kommen die Rundgummiabschnitte
33, 34 unter der Fliehkraftwirkung in feste Anlage am Topfrand.
1. Topfzwirnspindel zur Zwirnung von einem oder mehreren Garnen oder Fäden (9, 9ʹ,
9ʺ), die einzeln oder gefacht auf Spulen (5, 5ʹ, 5ʺ) aufgewunden sind, bestehend
aus einem rotierend antreibbaren Zwirntopf (1), in dessen Innenraum ein mittig vom
Boden ausgehender Spulenaufnahmedorn (2) angeordnet ist, und einem Zwirntopfdeckel
(10) der an der Oberseite ein mittig angeordnetes Drallbegrenzungsteil (11) trägt,
dadurch gekennzeichnet, daß die Spule oder die Spulen (5, 5ʹ, 5ʺ) auf den Spulenaufnahmedorn
(2) leicht rollend drehbar aufgesetzt ist bzw. sind und daß in der Seitenwand des
Zwirntopfes (1) in der Mitte der Spule oder der Spulen (5, 5ʹ, 5ʺ) Führungen (7,7ʹ,
7ʺ; 17, 18; 28, 30)angeordnet sind, durch welche die Garne oder Fäden (9, 9ʹ, 9ʺ)
nach oben zu dem Drallbegrenzungsteil (11) und weiter zur Abzieh- bzw. Aufspuleinrichtung
geführt sind.
2. Topfzwirnspindel nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Spule bzw. die
Spulen (5, 5ʹ, 5ʺ) auf Lagerhülsen (3, 3ʹ) aufgesteckt sind, die auf demSpulenaufnahmedorn
(2) drehbar gelagert sind.
3. Topfzwirnspindel nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß die Führungen
von in der Topfwand (1) angeordneten Öffnungen (7, 7ʹ, 7ʺ) gebildet sind, durch welche
die Garne oder Fäden (9, 9ʹ, 9ʺ) nach außen und von dort unter Ausbildung eines Ballons
nach oben zum Drallbegrenzungsteil (11) geführt sind
4. Topfzwirnspindel nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß die Führungen
von an der Innenseite der Topfwand (1) angeordneten Führungsteilen (17, 18; 28, 30)
gebildet sind, durch welche die Garne oder Fäden (9, 9ʹ,9ʺ) nach oben zu einer in
der Mitte des Topfdeckels (10) angeordneten Bohrung umgelenkt werden.
5. Topfzwirnspindel nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, daß die Führungsteile
(17, 18; 28, 30) in den Innenraum des Zwirntopfes (1) herausnehmbar eingesetzt sind.
6. Topfzwirnspindel nach Anspruch 5, dadurch gekennzeichnet, daß die Führungsteile
durch in den Zwirntopf (1) einschiebbare Hülsenabschnitte (17) mit Fadenführungen
in Form von Ösen (18) od.dgl. gebildet sind.
7. Topfzwirnspindel nach Anspruch 5, dadurch gekennzeichnet, daß die Führungsteile
durch U-förmige Fadengabeln (28) gebildet sind, die mit ihren freien Schenkeln voran
in dem Zwirntopf (1) zugeordnete achsparallele Nuten (29) einschiebbar sind.
8. Topfzwirnspindel nach Anspruch 6 oder 7, dadurch gekennzeichnet, daß der Zwirntopf
(1) durch einen Deckel (10) mit im Randbereich vorgesehenen Aussparungen (27) verschlossen
ist, durch die die von den Führüngsteilen kommenden Fäden hindurch zu dem Drallbegrenzungsteil
(11) geführt sind.
9. Topfzwirnspindel nach einem der vorhergehenden Ansprüche 1 bis 8, gekennzeichnet
durch Bremsmittel (13, 14, 15, 19-26), die einer übermäßigen Relativverdrehung der
Spule bzw. der Spulen (5, 5ʹ, 5ʺ) im Zwirntopf (1) entgegenwirken.
10. Topfzwirnspindel nach Anspruch 9, dadurch gekennzeichnet, daß die Bremsmittel
Permanentmagnete (13), Bürsten (14), Bremsbeläge oder Drehrichtungsgesperre (15) sind.
11. Topfzwirnspindel nach Anspruch 9, gekennzeichnet durch eine Fliehkraftkupplung
(19-26), die bei Unterschreiten einer bestimmten Mindestdrehzahl des Zwirntopfes (1)
die Spule bzw. die Spulen (5, 5ʹ, 5ʺ) an einer Relativdrehung gegenüber dem Zwirntopf
hindert.
12. Topfzwirnspindel nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß im Boden des Zwirntopfes
(1) mindestens zwei einander gegenüberliegende radiale Bohrungen (22) angeordnet sind,
in denen Kupplungskörper (23) unter dem Einfluß der Fliehkraft verschiebbar gelagert
sind, die jeweils mit der Kraft einer Feder (25) radial nach innen zur Reibanlage
am Umfang der zugeordneten Lagerhülse (3) belastet sind.
13. Topfzwirnspindel nach Anspruch 12, dadurch gekennzeichnet, daß bei Einsatz von
zwei Einzelgarnspulen (5ʹ, 5ʺ) im Deckel (10) des Zwirntopfs (1) gleichfalls zwei
einander gegenüberliegende radiale Bohrungen angeordnet sind, in denen Kupplungskörper
(23) unter dem Einfluß der Fliehkraft verschiebbar gelagert sind, die jeweils mit
der Kraft einer Feder (25) radial nach innen zur Reibanlage am Umfang der zugeordneten
Lagerhülse der oberen Garnspule (5ʹ) belastet sind.