[0001] Die Erfindung betrifft einen Druckgasbehälter aus einer austenitischen Stahllegierung
nach dem Oberbegriff des Anspruches.1, der insbesondere für die Speicherung ultrareiner
Gase vorgesehen. ist. Die zur Speicherung und Verteilung von ultrareinen Gasen, die
in zunehmendem Maße z.B. in der Halbleiterindustrie verwendet werden, eingesetzten
Einrichtungen und Geräte müssen ganz besondere Anforderungen erfüllen. So dürfen nur
Materialien verwendet werden, deren Oberflächen so vorbehandelt werden können, daß
sich die Zusammensetzung der mit. ihnen in Berührung kommenden Gase nicht verändert.
Insbesondere dürfen keine Oberflächenpartikel abgegeben werden, welche die Gase in
unzulässiger Weise verunreinigen würden.
[0002] Diese Voraussetzungen sind mit den herkömmlichen ferritischen Werkstoffen nicht mehr
erfüllbar. Alle Speicher-und Verteilungskomponenten für ultrareine Gase werden daher
aus austenitischen CrNi-Stählen hergestellt und ihre gasseitige Oberfläche wird elektrolytisah
poliert. Durch das elektrolytische Polieren wird die durch die Herstellung und Verarbeitung
besonders verunreinigte und gestörte Oberflächenschicht abgetragen. Außerdem werden
Oberflächenrauhigkeiten eingeebnet und somit die effektive mediumberührte Oberfläche
verringert.
[0003] Während diese Technik bei Transport- und Speicherbehältern für tiefkalte verflüssigte
Gase bereits weitgehend eingeführt ist, bestehen große, bisher nicht gelöste Schwierigkeiten
bei der Übertragung dieser Maßnahmen auf Druckgasbehälter für komprimierte ultrareine
Gase.
[0004] Das Hauptproblem stellt die außerordentlich geringe mechanische Festigkeit der austenitischen
CrNi-Stähle dar. Im Vergleich zu den üblichen ferritischen Druckbehälterwerkstoffen
haben austenitische CrNi-Stähle, wenn sie in der gängigen Weise eingesetzt werden,-Festigkeitskenn-
werte, die um den Faktor 3 bis 4 geringer sind. Für Behälter mit gleicher Kapazität
bedeutet dies einen entsprechend größeren Materialaufwand und ein entsprechend höheres
Gewicht. Dadurch wird die gewichtsbezogene Speicherkapazität herkömmlicher austenitischer
Druckgasbehälter verschwindend klein. Ihre Verwendung für den Gastransport, z.B. als
Druckgasflasche, ist deshalb nur in Ausnahmefällen wirtschaftlich vertretbar.
[0005] Der Erfindung liegt daher die Aufgabe zugrunde,einen Druckgasbehälter - - für die
Speicherung ultrareiner Gase zu schaffen, welcher es einerseits ermöglicht, die aus
Gründen der Gasreinheit erforderlichen CrNi-Stähle als Behältermaterial zu verwenden,
andererseits die gewichtsbezogene Speicherkapazität der Behälter so groß macht, daß
sie annähernd der von Druckbehältern aus üblichen ferritischen Werkstoffen entspricht.
[0006] Ausgehend von dem im Oberbegriff des Anspruches 1 berücksichtigten Stand der Technik
ist diese Aufgabe erfindungsgemäß gelöst mit den im kennzeichnenden Teil des Anspruches
1 angegebenen Merkmalen.
[0007] Eine vorteilhafte Weiterbildung der Erfindung ist im Unteranspruch angegeben.
[0008] Die Kryoverformung austenitischer Werkstoffe, auch zur Herstellung von Druckbehältern,
ist bekannt, beispielsweise aus der DE-OS 14.52 533 und der DE-PS 26 54 702. Für die
Erfindung geeigneteBehälterwerkstoffe sind beispielsweise die metastabilen Stahlgualitäten
1.4301, 1.4306 und 1.4404 nach DIN 17 440, jedoch mit von der Norm abweichenden Analysentoleranzen.
Eine wesentliche Voraussetzung für die Durchführung des Verfestigungsprozesses bei
gleichzeitiger Erfüllung der Reinheitsanforderungen und der damit zusammenhängenden
Oberflächenbehandlung ist nämlich, daß die verwendeten Werkstoffe kein Titan und Niob
enthalten (Ti + Nb unter 0,02 Gew.%). Außerdem muß der Kohlenstoff- und Nickelgehalt
in der angegebenen Weise zusätzlich eingeschränkt werden.
[0009] Um die Druckgasbehälter auf die gewünschte hohe Festigkeit zu bringen, werden die
vorgefertigten Behälter durch Aufbringen von Innendruck um einen bestimmten Betrag
bei tiefen Temperaturen verformt. Die Temperatur muß unterhalb der. Martensitbildungstemperatur
Md liegen. Dies ist die Temperatur, oberhalb der unabhängig von der Größe der mechanischen
Verformung keine martensitische Umwandlung stattfindet. Unter diesen Bedingungen verfestigt
sich das Material stärker, als dies bei normaler Kaltverformung der Fall ist, weil
sich das Gefüge zu einem Teil in Martensit umwandelt. Der Grad der Verfestigung entspricht
dabei der Menge des umgewandelten Gefüges.
[0010] Da der in Martensit umgewandelte Gefügeanteil mit sinkender Verformungstemperatur
und steigendem Verformungsgrad zunimmt, erreicht man die günstigsten Verfestigungsbedingungen
für die Behälter, wenn der Verformungsprozeß bei einer Temperatur durchgeführt wird,
die deutlich unter Md liegt- Am xweckmäBigsten ist es, wenn die Verformmg unterhalb
der Ms-Temperatur stattfindet. Dies ist die Temperatur, bei der die Martensitumwandlung
des Gefüges auch ohne gleichzeitige Verformung einsetzt. Es ist dann nur eine relativ
geringe Verformung, beispielsweise ein Verformungsgrad unter 12%, erforderlich, um
einen ausreichend großen Anteil des Gefüges umzuwandeln und die gewünschtehohe Festigkeit
zu erreichen.
[0011] Die Ms-Temperaturen der geeigneten metastabilen CrNi-Stähle mit den erfindungsgemäßen
Gehalten an Kohlenstoff und Nickel lassen sich durch die bekannten Formeln von Eichelmann
und Hull berechnen und liegen in der Nähe der Temperatur des flüssigen Stickstoffs.
Daher erfolgt die Verformung der vorgefertigten Behälter am zweckmäßigsten, sie durch
Befüllen oder Eintauchen in flüssigen Stickstoff abgekühlt worden sind. Als Medium
zur Erzeugung des für die Verformmg erforderlichen Innendrucks kamm emtweder flüssiger
Stickstoff selbst oder ein bei dieser Temperatur micht kondensierendes Gas, z.B. Helium,
verwendet werdem. Die Höhe des anzuwendenden Druckes richtet sich mach der Behältergeonetrie
und der angestrebten Materialfestigkeit.
[0012] Eine Einrichtung zur Durchführung des erfindungsgemäßen Verfahrens ist in der Zeichnung
dargestellt.
[0013] Der vorgefertigte Behälter 1 befindet sich in einen isolierten Kryobehälter 2, welcher
mit flüssigem Stickstoff 3 gefüllt ist. Aus einem Vorratsbehälter 4 wird gasförmiges
Helium abgezogen, mittels des Kompressors 5 auf den gewünschten Verformungsdruck gebracht
und durch die Leitung 6 in das Innere des vorgefertigten Behälters eingeführt. Der
Verformungsdruck wird mit dem Manometer 7 kontrolliert.
[0014] Bei zylindrischen Behältern mit halbkugelförmigen Böden unter innerem Überdruck tritt
die höchste, für die Dimensionierung des Behälters maßgebende Spannung im zylindrischen
Umfang auf.
Dm: mittlerer zylindrischer Durchmesser(mm)
p: Innendruck .(bar)
s: zylindrische Wanddicke (mm)
[0015] Die sich nach dieser Formel beim Kryoverformen einstellende Spannung entsprich der
erzielten Materialfestigkeit Rp (Kryo) (Streckgrenze bei der Verformungstemperatur)
. Wie Versuche mit entsprechend hergestellten Behältern ergeben haben, ist diese wiederum
mit der Zerreißfestigkeit des Material bei Umgebungstempeatur R
m (RT) gleichzusetzen, da sich herausgestellt hat, daß der Berstdruck der durch Kryoverformung
hergestellten Behälter in guter Übereinstimmung mit dem bei der Kryoverfestigung angewendeten
Druck steht. Bei Kenntnis dieser Zusammenhänge ist es möglich, die herzustellendem
Behälter ihren betrieblichen Erfordernissen entsprechend auszulegen und in der beschriebenen
Weise zu verfestigen.
[0016] Die folgende Tabelle enthält als Beispiel die Kenndaten von erfindungsgemäß aus einem
zylindrischen Rohr und zwei angeschweißten Halbkugelböden aus modifiziertem Werkstoff
1.4301 hergestellten Versuchsbehältern und im Vergleich dazu die entsprechenden Werte
eines nach herkömmlichen Verfahren gefertigten Behälters.

[0017] Wie eingangs dargestellt, ist es unbedingt erforderlich, die Innenoberflächen der
Druckgasbehälter elektrolytisch zu polieren. Dieser Prozeß kann sowohl vor als auch
nach der Kryoverformung durchgeführt werden.
[0018] Um ein optimales Polierergebnis zu erzielen, findet dieser Prozeß jedoch zweckmäßigerweise
mit dem noch nicht kryoverformten Rohbehälter statt. In diesem Zustand besitzt der
Behälterwerkstoff noch ein homogenes, austenitisches Gefüge, dessen Polierbarkeit
durch das gleichzeitige Vorliegen austenitischer und martensitischer Gefügebestandteile
nicht beeinträchtigt ist.
[0019] Dieser Oberflächenzustand bleibt auch bei dem anschließenden Verfestigungsprozeß
im wesentlichen erhalten, weil die Verformung des Rohbehälters, wie beschrieben, bei
tiefer Temperatur erfolgt, so daß trotz hoher Festigkeitssteigerung die Gesamtverformung
des Behälterwerkstoffes und damit auch die der elektrolytisch polierten Oberfläche
gering bleibt.
1. Druckgasbehälter, der aus einer austenitischen Stahllegierung als Rohbehälter hergestellt
und anschließend durch Kryoverformung verfestigt ist,
dadurch gekennzeichnet,
daß die austenitische Stahllegierung ein metastabiler CrNi-Stahl ist, der einen Titan-
und Niobgehalt von zusammen gleich oder kleiner 0,02 Gew.% und einen Kohlenstoffgehalt
von gleich oder kleiner 0,045 Gew.% besitzt, wobei bei Nickelgehalten bis 9,5 Gew%
der Kohlenstoffgehalt zwischen 0,03 und 0,045 Gew.% liegt und bei Nickelgehalten zwischen.9,5
und 10,0 Gew.% der Kohlenstoffgehalt unter 0,03 Gew.% liegt.
2. Druckgasbehälter nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
daß der Rohbehälter vor der Kryoverformung elektrolytisch poliert wird.