[0001] Die Erfindung betrifft Verbundwerkstoffe aus elektrisch leitfähigen Materialien und
anorganischen Bindemitteln.
[0002] Leitfähige Polymere, die konjugierte Doppelbindungen enthalten, sind bekannt. So
kann z.B. Acetylen oder Acetylenverbindungen unter Einwirkung bestimmter Ziegler-Katalysatoren
polymerisiert werden. Durch anschließendes Dotieren, das z.B. elektrochemisch erfolgen
kann mit Elektronenakzeptoren oder Elektronendonatoren können elektrisch leitfähige
Polymere erhalten werden (US-PS 4 204 216 und US-PS 4 222 903).
[0003] Elektrisch leitfähige Polymere die durch Polymerisation von 5-gliedrigen Heterocyclen
die Pyrrol oder Thiophen erhalten werden sind z.B. auf den Arbeiten A.F. Diaz et.
al. J. C. S. Chem. Comm. 1979, Seite 634 ff und Seite 845 ff sowie aus der EP-OS 99
984 bekannt. Eine andere Gruppe elektrisch leitfähiger Polymere sind die leitfähigen
Poly-p-phenylene. Diese können z.B. nach Verfahren erhalten werden wie sie in J. Am.
Chem. Soc. 1985 (1963) 454 ff und in J. Marcromol. SCI. C 5 (1971) Seite 295 ff beschrieben
sind.
[0004] Aufgabenstellung der vorliegenden Erfindungen war es Verbundwerkstoffe aus elektrisch
leitfähigen Materialien und anorganischen Bindemitteln aufzuzeigen.
[0005] Es wurde nun gefunden, daß diese Aufgabe gelöst wird durch Verbundwerkstoffe, die
als elektrisch leitfähiges Material ein p- oder n- dotiertes elektrisch leitfähiges
Polymeres enthalten, das konjugierte Doppelbindungen enthält und eine kohärente Phase
bildet.
[0006] Derartige Verbundwerkstoffe können vorzugsweise als Heizelemente, Abschirmmaterialien
oder als Sonden Verwendung finden.
[0007] Von den Polymeren die konjugierte Doppelbindungen enthalten, eignen sich insbesonders
solche Polymere, die durch elektrochemische Polymerisation von Verbindungen aus der
Klasse der 5-gliedrigen heterocyclischen Verbindungen mit konjugierten π -Elektronensystem
erhalten werden, die Stickstoff oder Schwefel als Heteroatom enthalten. Vorteilhaft
sind Polymerisate aus der Klasse der Pyrrole und Thiophene. In Frage kommen auch substituierte
Pyrrole, wie n-Alkylpyrrole oder Monoalkyle oder Dihalogen substituierte Pyrrole.
Verbindungen aus der Klasse der Thiophene sind neben Thiophene selbst das 2-, oder
das 3-, Methylthiophen oder das 2,3-Diethylthiophen. Die Verbindungen können auch
zusammen mit anderen copolymerisierbaren Verbindungen Diazol oder Ocazol copolymerisiert
werden. Die Herstellung der Polymerisate erfolgt nach den bekannten Verfahren die
oben zitiert sind. Die Polymerisation wird also vorteilhaft durch anodische Oxydation
in einem Elektrolythlösungsmittel vorgenommen, das Leitsalze enthält. Man erhält Copolymerisate
worin die Leitsalzanionen gebunden sind, man spricht von p-dotierten leitfähigen Polymeren.
[0008] Auf gleicher Weise lassen sich die Polymeren des Acetylens herstellen. Die Herstellungsweise
ist in der oben genannten Literatur beschrieben. Vorteilhaft sind solche Acetylenpolymere
die in EP 88 301 bzw. im Synthetic Metals
5 (1982) S. 51 beschrieben sind. Besonders geeignet sind gereckte Polymere. Außerdem
eignen sich elektrisch leitfähige Polymere, wie Poly-p-phenylene.
[0009] Die elektrisch leitfähigen Polymeren sind z.B. mit Leitsalzanionen wie I⁻, ClO₄⁻,
AsF₆⁻ p-dotiert oder mit Li⁺, Na⁺, K⁺ oder Erdalkalikationen n-dotiert. Die Dotierung
kann elektrochemisch oder chemisch erfolgen.
[0010] Für die Herstellung der Verbundwerkstoffe werden anorganische Bindemittel verwendet.
So können z.B. unhydraulische Bindemittel wie Gips, Sorelzement oder Magnesiabinder
Verwendung finden. Vorteilhaft verwendet man hydraulische Bindemittel wie Zememt,
Kalk oder Wasserglas oder andere Silikate, sowie Borate, Vanadate, Titanate, Ferate,
Cuprate oder Molybdate. Ferner kommen Salze, selen, Schwefel oder Silizium in Frage.
Über Bindemittel und Zement finden sich nähere Angaben in Römpps Chemie Lexikon, 7.
Auflage, Seite 366 und 3 967.
[0011] Bei der Herstellung der Verbundwerkstoffe ist dafür Sorge zu leisten, daß das elektrisch
leitfähige Polymere eine kohärente Phase bildet. D.h. daß die Anteile des Polymeren
untereinander in Berührung stehen, so daß eine Leitfähigkeit möglich ist. Kohärente
Phasen bilden z.B. Folien, Fäden oder Drähte, es können aber auch gepreßte Formkörper
aus feinpulvrigen Polymeren Verwendung finden. Weiterhin ist es möglich, Gewirke,
Gewebe oder ungeordnet geschüttete Schichten von faserigen Polymeren zu verwenden.
Weiterhin kommen in Frage: poröse Materialien wie Membranen mit offenen Zellen oder
Vließe. So ist es möglich Verbundwerkstoffe herzustellen die eine flächige Ausdehnung
haben und worin das elektrisch leitfähige Polymere als Kernschicht enthalten ist.
Es ist aber auch möglich Verbundwerkstoffe herzustellen, die lediglich aus zwei Schichten,
nämlich dem Polymeren und dem Bindemittel bestehen. Weiterhin können vielfach schichtige
Verbundwerkstoffe hergestellt werden. Man kann aber auch Verbundwerkstoffe herstellen,
die eine Längsausdehnung haben, deren Vielfaches der Querausdehnung betrifft. So
können dies z.B. Bänder, Kabel oder Seile sein, die mit dem anorganischen Mittel umgeben
sind.
[0012] Die Herstellungsbedingungen richten sich je nach dem verwendeten anorganischen Bindemittel.
Es ist dabei zu beachten, daß bei der Herstellung Temperaturen nicht überschritten
werden, bei denen es zu einer Schädigung des Polymeren kommen kann. Der Anteil des
elektrisch leitfähigen Polymeren in Verbundwerkstoff beträgt auf 1 Teil Bindemittel
0,001 bis 0,1, vorteilhaft 0,001 bis 0,1 Teile.
[0013] Wie bereits oben erwähnt, können die Verbundwerkstoffe als Sonden Abschirmmaterialien
oder Heizelemente Verwendung finden. Sie können aber auch als elektrische Steuerelemente
oder als Elektroden eingesetzt werden.
Beispiel 1
[0014] Eine Polyacetylenfolie von 5 µm Dicke die nach EP 88 301 hergestellt ist, wird für
die Dauer von 30 Min. mit einer jodenthaltenden Tetrachlorkohlenstofflösung bei 23°C
behandelt. Die so dotierte Folie hat eine Leitfähigkeit von 2500 S/cm. Die dotierte
Folie wird zwischen 2 Platten aus Kaliumbromid gelegt, die eine Dicke von 3 mm haben
und bei 300 bar verpreßt.
[0015] Analog wird die zu behandelnde Acetylenfolie zwischen Glasplatten von 3 mm Dicke
gelegt und bei 300 bar und einer Temperatur von 750°C verpreßt.
[0016] Die so erhaltenen Verbundstoffe können beispielsweise als Sonden Verwendung finden.
Beispiel 2
[0017] Eine Polyacetylenfolie deren Dotierung in Beispiel 1 beschrieben ist, wird in Wasserglaslösung
eingelegt aus der Lösung entnommen und bei 50°C und einem Druck von 0,1 tor gehärtet.
Es bildet ein Verbundstoff aus in dem ein Polyacetylenfilm aus gehärtetem Wasserglas
eingebettet ist. Dieser Verbundstoff kann als Steuerelement Verwendung finden.
Beispiel 3
[0018] Eine Mischung aus 10 Teilen Schwefel und 5 Teilen Polypyrrol, das eine Leitfähigkeit
von 1 S/cm hat und p-dotiert ist und in Form von kleinen Teilchen mit einem Durchmesser
von 0,1 mm vorliegt wird bei einem Druck von 30 bar verpreßt. Es wird ein Preßkörper
erhalten in dem die Polypolyrrolteilchen in dem Schwefel eingebettet sind und eine
kohärente Phase bilden. Ein derartiger Preßkörper kann als Sonde Verwendung finden.
Beispiel 4
[0019] Es werden Teilchen eines Durchmessers von 1 - 2 mm verwendet, die aus Polypyrrol
bestehen, das auf Graphitteilchen abgeschieden ist. Die Leitfähigkeit dieser Teilchen
beträgt 1 S/cm. Die Teilchen werden mit Zement und Wasser im Verhältnis 1:1:3 gemischt.
Man läßt die Mischung für die Dauer von 3 Tagen bei 25°C aushärten. Der Anteil von
Polypyrrol in dem Verbundstoff beträgt 20 Gew.-%. Die Polypyrrolteilchen bilden eine
kohärente Phase.
[0020] In gleicher Weise werden Polypyrrolfasern eingelagert, die einen Durchmesser von
1 mm Länge von 3 bis 5 mm haben und eine Leitfähigkeit von 2 S/cm besitzen. Es wird
ein Verbundstoff erhalten, in dem die Polypropylenfasern die kohärente Phase bilden.
[0021] Es wird ein Polypyrrolfilm mit einer Dicke von 200 µm in einer Zementmischung eingelegt.
Die Mischung wird in Form gebracht, so daß der Film jeweils mit einer Schicht von
1 cm Zement auf beiden Seiten beschichtet ist. Man läßt den Zement aushärten und erhält
einen Verbundstoff, worin der Polypyrrolanteil eine Leitfähigkeit von 10⁻³ S/cm hat.
Beispiel 5
[0022] In analoger Weise wie in Beispiel 4 beschrieben, wird eine Polyproylenfolie in einer
Dicke 200 µm in Gips eingelagert, so daß die Polypropylenfolie beidseitig mit einer
Schicht von 5 mm beschichtet ist. Nach dem Aushärten erhält man einen Verbundstoff.
Die Leitfähigkeit der Polypyrrolfolie im Verbundstoff 150 S/cm.
[0023] In gleicher Weise kann ein Verbundelement hergestellt werden, daß ein Polyacetylenfilm
enthält, der mit Lithiumanionen n-dotiert ist.
1. Verbundwerkstoff aus elektrisch leitfähigen Materialien und anorganischen Bindemitteln,
dadurch gekennzeichnet, daß als elektrisch leitfähiges Material einen p- oder n-dotiertes elektrisch leitfähiges
Polymeres verwendet wird, das konjugierte Doppelbindungen enthält und eine kohärente
Phase bildet.
2. Verbundwerkstoffe nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß das elektrisch leitfähige Polymere ein Acetylenpolymeres, ein Pyrrolpolymeres
oder ein Polyaromat ist.
3. Verwendung der Verbundwerkstoffe nach Patentanspruch 1 und 2 als Heizelement.
4. Verwendung der Verbundwerkstoffe nach Anspruch 1 oder 2 als Abschirmmaterial.