[0001] Die Erfindung geht aus von einer elektrischen Lampe nach dem Oberbegriff des Anspruchs
1.
[0002] Bei elektrischen Lampen mit Halogenfüllung, z.B. Halogenglühlampen und Metallhalogenidentladungslampen,
wird üblicherweise eine vakuumdichte elektrische Zuleitung durch die Technik der Folieneinschmelzung
erreicht. Bei thermisch hochbelasteten Lampentypen treten im Bereich der Folieneinschmelzung
Temperaturen von mehr als 350 °C auf. Infolge des Eindringens von atmosphärischem
Sauerstoff durch kapillare Hohlräume in der Umgebung der äußeren Stromzuführungen
wären bei diesen Temperaturen die Folien einer erhöhten Korrosion ausgesetzt, weshalb
diese Hohlräume durch ein niedrigschmelzendes Lotglas abgedichtet werden. Üblicherweise
handelt es sich dabei um Bleiboratgläser, denen häufig ZnO und SiO₂ beigefügt ist
(z.B. US-PS 2 889 952). Nachteilig bei diesen bekannten Bleiboratgläsern ist, daß
sie zu einer erhöhten Korrosion der üblichen Stromzuführungen aus Molybdändraht führen
und daß sie unbefriedigende Fließeigenschaften im Bereich von 350 °C bis 500 °C aufweisen.
Deshalb wurden Lotgläser auf der Basis von Antimonboratglas entwickelt (z.B. US-PS
3 588 315), die keine korrodierende Wirkung auf Molybdändraht haben. Eine Verwendung
dieser Lotgläser ist mittler weile jedoch wegen des damit verbundenen großen gesundheitlichen
Risikos nicht mehr erwünscht.
[0003] Aufgabe der Erfindung ist es, ein Lotglas zu schaffen, das nicht korrodierend auf
Molybdändraht wirkt, befriedigende Fließeigenschaftem im Temperaturbereich 350 °C
- 500 °C aufweist und zu keiner starken gesundheitlichen Gefährdung führt, wie sie
mit der Verarbeitung von Antimon verbunden ist.
[0004] Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß dadurch gelöst, daß das Lotglas Bleiborat sowie
Wismutoxid in folgender Zusammensetzung enthält: 3-10 Mol-% Bi₂O₃, 25-40 Mol-% B₂O₃,
wobei der Rest im wesentlichen aus PbO und ggf. weiteren Zusätzen besteht. Insbesondere
ist als Zusatz BaO mit einem Anteil bis zu 15 Mol-% möglich. Besonders vorteilhaft
ist ein Wismut-Bleiborat-Lotglas mit der Zusammensetzung 4-6 Mol-% Bi₂O₃, 33-37 Mol-%
B₂O₃, Rest PbO.
[0005] Die erfindungsgemäßen Wismut-Bleiborat-Lotgläser kombinieren die Vorteile der Bleiboratgläser
(z.B. niedrige Schmelz- und Erweichungstemperatur, gutes Benetzungsvermögen im System
Quarzglas-Molybdän) mit denen der Antimonboratgläser (keine korrodierende Wirkung
auf Molybdän). Die Wismut-Bleiborat-Lotgläser lassen sich insbesondere schwieriger
reduzieren als die bekannten Bleiboratgläser und erlauben deshalb die Verwendung der
üblichen Molybdändrähte. Die erfindungsgemäße Zusammensetzung sichert insbesondere
gute Fließeigenschaften, die das Lotglas befähigen, in die kapillaren Hohlräume einzudringen.
Die Viskosität läßt sich durch den BaO-Zusatz regeln. Hervorzuheben ist weiterhin
die geringe Neigung zur Kristallisation.
[0006] Ausführungsbeispiele der Erfindung sollen im folgenden näher erläutert werden. Ein
Ausführungsbeispiel der Erfindung ist in der Figur dargestellt.
[0007] Die Figur zeigt eine einseitig gequetschte Halogenglühlampe 1 mit hoher Leistung
(250 W). Der Kolben 2 besteht aus Quarzglas; es wäre jedoch auch die Verwendung von
dotiertem Quarzglas oder quarzähnlichem Glas (Vycor) mit einem hohen Gehalt (>96 %)
an Kieselsäure (SiO₂) möglich. Die Füllung 3 enthält Inertgase (z.B. Kr oder Xe) und
halogenhaltige Zusätze (z.B. Halogenwasserstoffe, halogenierte Kohlenwasserstoffe).
Ein Leuchtkörper 4 aus Wolfram wird im Kolben 2 von einem Paar innerer Stromzuführungen
5 aus Molybdän gehaltert. Die inneren Stromzuführungen 5 sind jeweils an den Enden
von dünnen, rechteckigen Molybdänfolien 6 befestigt, die in die Quetschdichtung 7
eingeschmolzen sind. An den entgegengesetzten Enden der Molybdänfolien 6 sind jeweils
äußere Stromzuführungen 8, ebenfalls aus Molybdän, befestigt, die aus der Quetschdichtung
7 heraus nach außen geführt sind. Durch den Prozeß der Quetschung bedingt und wegen
der nicht angepaßten thermischen Ausdehnungskoeffizienten von Molybdän und Quarz bilden
sich in der Umgebung der Stromzuführungen 5, 8 im Kolbenglas kapillare Hohlräume 9
aus, die im Fall der äußeren Stromzuführungen 8 das Eindringen von Luftsauerstoff
bis hin zu den Folien 6 ermöglichen. Bei Lampen, die im Bereich der Quetschdichtung
7 hohe Betriebstemperaturen (ca. 400 °C) aufgrund einer hohen Lampenleistung aufweisen,
würde die Oxidation der Folien 6 wesentlich schneller (entsprechend einer exponentiellen
Abhängigkeit) fortschreiten als bei Lampen, die im Bereich der Quetschdichtung eine
relativ niedrige Betriebstemperatur aufweisen. Diese schnellere Oxidation läßt sich
dadurch vermeiden, daß die kapillaren Hohlräume 9, die die äußeren Stromzuführungen
8 umgeben, mit einem Lotglas 10 gefüllt werden.
[0008] Zu diesem Zweck wird die Quetschdichtung 7 - im allgemeinen während der Lampen-Herstellung
- auf etwa 800 °C erwärmt. Die Stelle, an der die äußeren Stromzuführungen 8 aus der
Quetschdichtung 7 austreten, wird nun mit dem zu einem dünnen Stäbchen gezogenen
Lotglas betupft. Aufgrund der hohen Temperatur schmilzt das Lotglas und dringt in
die kapillaren Hohlräume 9 ein, wodurch eine Abdichtung der Folien 6 nach außen hin
erfolgt.
[0009] Im normalen Betrieb der Lampe treten dagegen nur mehr Temperaturen von 400 °C an
der Quetschdichtung auf; dabei erweicht das Lotglas und bildet eine zähe Schmelze.
Eine kristalline Struktur des Lotglases unter Betriebsbedingungen wäre dagegen unerwünscht,
da an den Kristallgrenzen sich unvermeidlich Diffusionsspalte für den Luftsauerstoff
bilden könnten. Dagegen ist die Bildung von Rissen im Lotglas nach dem Abschalten
der Lampe unkritisch, da aufgrund der dann vorliegenden niedrigen Temperaturen dann
auch das Oxidationsvermögen des Sauerstoffs herabgesetzt ist.
[0010] Ein erstes Ausführungsbeispiel des erfindungsgemäßen Lotglases (I) läßt sich aus
Bleioxid, Boroxid und Wismutoxid in einem Hartporzellantiegel bei Temperaturen von
ca. 900 °C im Simon-Müller-Ofen erschmelzen.
[0011] Die Zusammensetzung des Lotglases I beträgt (in Mol-%) 35 % B₂O₃, 5 % Bi₂O₃, 60 %
PbO.
[0012] Mit der gleichen Technik und ähnlichen Grundsubstanzen - außer den Oxiden des ersten
Ausführungsbeispiels wird zusätzlich Bariumcarbonat verwendet - lassen sich zwei weitere
Ausführungsbeispiele des erfindungsgemäßen Lotglases (II und III) herstellen. Lotglas
II hat die Zusammensetzung 30 % B₂O₃, 8 % Bi₂O₃, 10 % BaO, 52 % PbO. Ähnlich ist die
Zusammensetzung des Lotglases III: 35 % B₂O₃, 5 % Bi₂O₃, 10 % BaO, 50 % PbO. (Die
Angaben verstehen sich in Mol-%).
[0013] Die Lotgläser I - III zeigen kleine Unterschiede im Kristallisationsverhalten und
in der Temperaturabhängigkeit der Viskosität. Ihre Schmelztemperaturen (entsprechend
einer Viskosität von 10² dPas) liegen bei ca. 575 °C, ihre Erweichungstemperaturen
(entsprechend einer Viskosität von 10⁷ dPas) bei ca. 430 °C. Der thermische Ausdehnungskoeffizient
beträgt etwa 10 x 10⁻⁶ K⁻¹ (0-300 °C), die Transformationstemperatur etwa 320 °C,
die Dichte etwa 6,29 g/cm³. Der Anwendungsbereich des einzelnen Lotglases hängt von
den Parametern des jeweiligen Lampentyps ab.
[0014] Die Erfindung ist nicht auf die Anwendung bei Halogenglühlampen beschränkt. Insbesondere
bei kompakten Hochdruckentladungslampen mit Metallhalogenidfüllung, bei denen ebenfalls
die Technik der Folieneinschmelzung verwendet wird, können im Bereich der Quetschdichtung
Temperaturen auftreten, die den Einsatz der erfindungsgemäßen Lotgläser notwendig
machen.
1. Elektrische Lampe mit einem Kolben (2) aus hochkieselsäurehaltigem Glas, der einen
Leuchtkörper (4) oder Elektroden sowie eine Füllung mit halogenhaltigem Zusatz enthält
und in den über mindestens eine Quetschdichtung (7) vakuumdicht elektrische Zuleitungen
eingeführt sind, die aus einem Paar mittels einer Folieneinschmelzung miteinander
verbundener innerer und äußerer Stromzuführungen bestehen, wobei die Quetschdichtung
(7) in der Umgebung der äußeren Stromzuführungen (8) kapillare Hohlräume (9) aufweist,
die mit einem niedrigschmelzenden Lotglas (10) aus Bleiborat gefüllt sind, dadurch
gekennzeichnet, daß dieses Lotglas (10) zusätzlich Wismutoxid enthält und dabei folgende
Zusammensetzung (in Mol-%) aufweist:
3 - 10 % Bi₂O₃
25 - 40 % B₂O₃
Rest PbO und ggf. weitere Zusätze
2. Elektrische Lampe nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß das Lotglas (10)
folgende Zusammensetzung (in Mol-%) aufweist:
4 - 6 % Bi₂O₃
33 - 37 % B₂O₃
Rest PbO
3. Elektrische Lampe nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß das Lotglas (10)
als weiteren Zusatz bis zu 15 Mol-% Bariumoxide (BaO) enthält.