[0001] Die Erfindung bezieht sich auf ein Panzerblech mit einem Grundwerkstoff aus zähem
Stahl, wie z.B. einem Stahl einer Richtanalyse von 0,10 bis 0,35 Gew.-% C, 0,10 bis
0,70 Gew.-% Si, 0,4 bis 1,50 Gew.-% Mn, 0,80 bis 2 Gew.-% Cr, Rest Eisen und Stahlbegleiter,
auf welchen durch Plattieren wenigstens eine harte, dem Beschuß zuzuwendende Auflage
aus Stahl, insbesondere vom Typ 85 Cr Mo 7, bestehend aus 0,60 bis 1 Gew.-% C, 0,20
bis 1,20 Gew.-% Si, 0,20 bis 2 Gew.-% Mn, 0,80 bis 2 Gew.-% Cr, 0,05 bis 1 Gew.-%
Mo, 0,05 bis 0,35 Gew.-% V, Rest Eisen und Stahlbegleiter aufgebracht ist.
[0002] Verbundwerkstoffe zum Zwecke der Erzielung von verbesserten Materialeigenschaften
sind bekannt. Es wurde beispielsweise bereits vorgeschlagen, für die Herstellung von
Pflugscharen einen relativ weichen, zähen Kern und eine harte Verschleißschicht zu
verwenden, wobei derartige Verbundwerkstoffe zumeist im Guß hergestellt wurden. Auch
das Plattieren verschiedener Stahlqualitäten miteinander durch Walz- oder Sprengplattieren
hat den Zweck, zwei Qualitätsstähle miteinander so zu verbinden, daß von jedem Qualitätsstahl
die gewünschten Vorteile gewonnen werden können. Beim Walzplattieren wird das Verbinden
beider Werkstoffe im rohglühenden, festen Zustand bei Walztemperaturen vorgenommen,
wobei in diesen Fällen auf bestimmte charakteristische Eigenschaften der zu verbindenden
Stähle Rücksicht genommen werden muß. Insbesondere muß darauf Rücksicht genommen werden,
daß auf diese Weise hergestellte Bleche im Falle einer Wärmebehandlung so behandelt
werden können, daß sowohl die Auflage als auch der Grundwerkstoff keine nachteilige
Beeinflussung erfährt. Ein Härten und Vergüten muß sich beiden Qualitäten anpassen,
wobei dies sowohl für die Wahl der Temperatur als auch für den Abkühlverlauf, insbesondere
für die Abschreckbehandlung und das Abschreckmittel, gilt.
[0003] Aus der DE-AS 21 42 360 ist bereits ein Verfahren zur Herstellung einer Panzerung
bekanntgeworden, bei welchem zwei Bleche, auf welche zuvor durch elektrolytische Abscheidung
eine dünne Schichte aus Nickel oder Reineisen aufgebracht wurde, durch Plattieren
miteinander verbunden werden.
[0004] In der chemischen Industrie wurden bereits walzplattierte Bleche eingesetzt, bei
welchen der Grundwerkstoff eine Mindestfestigkeit aufweisen mußte und der Auflagewerkstoff
die Korrosionsbeständigkeit gegenüber aggressiven Medien sicherstellen soll. Derartige
korrosionsfeste Verbundwerkstoffe sind zumeist nicht für Stoßbelastungen ausgelegt,
und Stoßbelastungen auch nicht ausgesetzt. Im Falle derartiger Verbundwerkstoffe
hat einer der beiden Werkstoffe die tragende Belastung zu übernehmen und der zweite
der beiden Werkstoffe die gewünschte Korrosionsfestigkeit sicherzustellen, wobei
allerdings bei der Wahl der Materialien für den Grundwerkstoff darauf Rücksicht genommen
werden muß, daß beim Plattieren keine Diffussionsvorgänge beobachtet werden, welche
zu einem Lochfraß in der korrosionsbeständigen Schicht führen könnten.
[0005] Im besondere wurde für die Herstellung von Panzerblechen bereits vorgeschlagen, einen
Grundwerkstoff aus einem Stahl mit ausreichender Zähigkeit und im besonderen einen
Stahl mit der Richtanalyse 0,10 bis 0,35 Gew.-% C, 0,10 bis 0,70 Gew.-% Si, 0,4 bis
1,50 Gew.-% Mn, 0,80 bis 2 Gew.-% Cr, Rest Eisen und Stahlbegleiter durch Walzplattieren
mit einer harten Auflage eines Stahl vom Typ 85 Cr Mo 7 mit einer Richtanalyse von
0,60 bis 1 Gew.-% C, 0,20 bis 1,20 Gew.-% Si, 0,20 bis 2 Gew.-% Mn, 0,80 bis 2 Gew.-%
Cr, 0,05 bis 1 Gew.-% Mo, 0,05 bis 0,35 Gew.-% V, Rest Eisen und Stahlbegleiter zu
versehen. Derartige bekannte Panzerbleche haben sich insbesondere bei reibendem Verschleiß,
wie z.B. in Mühlen, Mahlwerken od.dgl., sehr gut bewährt. Bei einer Schlagbeanspruchung,
wie dies bei Beschuß der Fall ist, hat sich jedoch gezeigt, daß Ablösungen der beiden
Verbundwerkstoffe auftreten können. Es wurden Versuchsbleche der obigen Zusammensetzung
mit einem Wuchtgeschoß des Kalibers 7,62 mit herkömmlicher Treibladung beschossen.
Das Trefferbild zeigte, daß der Werkstoff an sich nicht beschädigt wurde, wenn man
von einer mehr oder weniger unbedeutenden Delle absieht. Wenn jedoch ein neuerlicher
Treffer in der Nähe des ersten Treffers auftraf, wurde eine Ablösung und ein Abblättern
der Auflage beobachtet, welche Durchmesserbereiche bis zu 300 mm erfaßte. Durch ein
derartiges Abblättern der harten Auflage wird die Panzerung der gesamten gepanzerten
Fläche in Frage gestellt. Unter weiteren Beschüssen wurde ein Bersten der gesamten
Auflageplatte beobachtet.
[0006] Die Erfindung zielt nun darauf ab, ein Panzerblech der eingangs genannten Art zu
schaffen, welches auch eine Mehrzahl von Einschlägen auf der Seite des Auflagewerkstoffes,
ohne Zerstörung der Auflageplatte, überdauert. Zur Lösung dieser Aufgabe ist das erfindungsgemäße
Panzerblech im wesentlichen dadurch gekennzeichnet, daß jeweils zwischen Grundwerkstoff
und Auflage eine Zwischenlage aus Reinnickel oder Reineisen, insbesondere titan- oder
niobstabilisiertem Reineisen mit maximal 0,01 Gew.-% C mit einer Dicke zwischen 0,1
und 15 % der Gesamtblechdicke angeordnet ist, welche durch Walzplattieren mit dem
Grundwerkstoff und der Auflage verbunden ist. Die Anordnung einer Zwischenlage aus
relativ weichem Material, welches sich auf bei gegebenenfalls auftretenden Diffusionsvorgängen
beim Walzplattieren nicht wesentlich verändert, führt hiebei hiezu, daß Auflagewerkstoff
und Grundwerkstoff nicht nur einer senkrechten Druckbeanspruchung standhielten, sondern
auch die bei mehrfachen Einschlägen auftretenden Deformationen, welche zu Querkräften
in der Verbundzone führen, sicher aufgenommen wurden, wodurch ein Abplatzen des Auflagewerkstoffes
verhindert wurde. Diese Maßnahme eignet sich in gleichem Maße für mehrlagige Verbundwerkstoffe.
[0007] Mit Vorteil weist die Zwischenlage nach dem Verbundwalzen eine Dicke zwischen 1 und
15 % der Gesamtblechdicke auf. Dadurch, daß die Zwischenlage nach dem Verbundwalzen
noch eine Dicke von 1 bis 15 % der Gesamtblechdicke aufweist, wird sichergestellt,
daß die Zwischenschichte eine vollständige Sperrschichte darstellt. Als besonders
vorteilhafte Werkstoffe für das Material der Zwischenlage haben sich technisches
Reinnickel des Typs Ni 99,2 (Werkstoff Nr. 2.4066) oder LC Ni 99 (Werkstoff Nr. 2.4068)
bewährt. Ähnlich gute Ergebnisse konnten bei der Herstellung von walzplattierten Panzerblechen
mit einer Zwischenschicht aus titanstabilisiertem Reineisen des Typs St 14 Ti und
St 14 Ti Vac erzielt werden. Beide Werkstoffe weisen eine Richtanalyse von 99 % Fe,
0,10 bis 0,20 % Ti, 0,20 bis 0,30 % Mn und 0,01 % C auf.
[0008] Die Verwendung einer Zwischenlage aus den genannten Werkstoffen hat darüberhinaus
den Vorteil, daß nunmehr als Grundwerkstoff auch Werkstoffe einsetzbar werden, welche
bei konventionellen Plattieren Schwierigkeiten bei der Verarbeitung zeigen. Derartige
Grundwerkstoffe, wie sie beispielsweise im Flugzeugbau Verwendung finden, können
hiebei zusätzlich 0,1 bis 3,5 Gew.-% Ni und/oder 0,1 bis l Gew.-% Mo und/oder 0,05
bis 0,35 Gew.-% V und/oder 0,1 bis 2 Gew.-% Co und/oder 0,1 bis 2 Gew.-% W enthalten.
Insbesondere Chrom enthaltende Grundwerkstoffe härten bei der Wärmebehandlung auf
und lassen sich bei üblichen Plattierverfahren nicht einfach verarbeiten.
[0009] Mit Vorteil ist die Ausgestaltung der Panzerplatte so getroffen, daß die Dicken
des Grundwerkstoffes zwischen 35 und 65 % der Gesamtblechdicke und des Auflagewerkstoffes
zwischen 65 und 35 % der Gesamtblechdicke, gewählt sind, wobei vorzugsweise die Dicken
des Grundwerkstoffes und des Auflagewerkstoffes im wesentlichen gleich sind.
[0010] Im Rahmen von Versuchen wurde festgestellt, daß die Mindestschichtdicke der Zwischenschicht
vorteilhafterweise nicht unter 0,05 mm gewählt werden soll.
[0011] Der Verbundwerkstoff kann in der Folge durch Härten und Anlassen vergütet werden,
wobei Vergütungen auf eine Härte von 55 bis 60 HRC für den Auflagewerkstoff und von
etwa 40 bis 50 HRC für den Grundwerkstoff ohne weiters erzielbar waren. Selbst bei
mehreren nahe nebeneinander liegenden Treffern konnte außerhalb der Einschlagstellen
keine Beschädigung durch Abplatzen beobachtet werden, und auch Treffer mit Durchschlag
zeigten keine weiteren Schäden an der Panzerplatte.
[0012] Das erfindungsgemäße Panzerblech kann bereits mit geringen Gesamtblechdicken von
beispielsweise 8 bis 10 mm mit Erfolg eingesetzt werden, wobei sich Versuchsbleche,
welche nach dem Fertigwalzen 3,8 mm Auflage, 3,8 mm Grundwerkstoff und 0,2 mm Zwischenschicht
aufwiesen, sowohl bei Verwendung von Reinnickel als auch bei Verwendung von titanstabilisiertem
Reineisen gegenüber konventionellen Panzerblechen als deutlich überlegen gezeigt
haben. Insgesamt können aber ohne weiteres Gesamtblechdicken mit beispielsweise für
Panzer üblichen Dimensionen von etwa 200 mm wie angegeben dimensioniert und insbesondere
auch mehrlagig ausgebildet werden.
1. Panzerblech mit einem Grundwerkstoff aus zähem Stahl, wie z.B. einem Stahl einer
Richtanalyse von 0,10 bis 0,35 Gew.-% C, 0,10 bis 0,70 Gew.-% Si, 0,4 bis 1,50 Gew.-%
Mn, 0,80 bis 2 Gew.-% Cr, Rest Eisen und Stahlbegleiter, auf welchen durch Plattieren
wenigstens eine harte, dem Beschuß zuzuwendende Auflage aus Stahl, insbesondere vom
Typ 85 Cr Mo 7, bestehend aus 0,60 bis 1 Gew.-% C, 0,20 bis 1,20 Gew.-% Si, 0,20 bis
2 Gew.-% Mn, 0,80 bis 2 Gew.-% Cr, 0,05 bis 1 Gew.-% Mo, 0,05 bis 0,35 Gew.-% V, Rest
Eisen und Stahlbegleiter aufgebracht ist, dadurch gekennzeichnet, daß jeweils zwischen
Grundwerkstoff und Auflage eine Zwischenlage aus Reinnickel oder Reineisen, insbesondere
titan- oder niobstabilisiertem Reineisen mit maximal 0,01 Gew.-% C, mit einer Dicke
zwischen 0,1 und 15 % der Gesamtblechdicke angeordnet ist, welche durch Walzplattieren
mit dem Grundwerkstoff und der Auflage verbunden ist.
2. Panzerblech nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Dicke der Zwischenlage
nach dem Verbundwalzen 1 bis 15 % der Gesamtschichtstärke beträgt.
3. Panzerblech nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß die Dicken des
Grundwerkstoffes zwischen 35 und 65 % der Gesamtblechdicke und des Auflagewerkstoffes
zwischen 65 und 35 % der Gesamtblechdicke, gewählt ist.
4. Panzerblech nach Anspruch 1, 2 oder 3, dadurch gekennzeichnet, daß die Dicken
des Grundwerkstoffes und des Auflagewerkstoffes im wesentlichen gleich sind.
5. Panzerblech nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, daß der Grundwerkstoff
zusätzlich 0,1 bis 3,5 Gew.-% Ni und/oder 0,1 bis 1 Gew.-% Mo und/oder 0,05 bis 0,35
Gew.-% V und/oder 0,1 bis 2 Gew.-% Co und/oder 0,1 bis 2 Gew.-% W enthält.
6. Panzerblech nach einem der Ansprüche 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, daß die Zwischenlage
einer Richtanalyse von 99 % Fe, 0,10 bis 0,20 % Ti, 0,20 bis 0,30 % Mn und 0,01 %
C aufweist.
7. Panzerblech nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, daß die Zwischenlage
aus Ni 99,2 oder LC Ni 99 besteht.