[0001] Die Erfindung bezieht sich auf eine Einrichtung zur gesteuerten Wärmebehandlung
von Weichenteilen aus Stahl mit welcher nach einer Erwärmung auf Austenitisierungstemperatur,
insbesondere 840-860°C, eine beschleunigte Abkühlung auf eine Umwandlungstemperatur
zwischen 450°C und 650°C unter Anwendung eines gasförmigen und/oder flüssigen Kühlmittels
vorgenommen wird.
[0002] Aus der AT-PS 323 224 ist es bereits bekannt, gewalzte Schienen einer Wäremebehandlung
zu unterziehen, um die Festigkeitseigenschaften zu verbessern. Im Zusammenhang mit
der Wärmebehandlung von Weichenteilen ist es bisher, beispielsweise aus der DE-OS
25 41 978, bereits bekannt geworden, lediglich die Lauffläche der Weichenteile einer
entsprechenden Behandlung zu unterziehen, wobei in dieser DE-OS vorgeschlagen wird,
Stähle mit einer Analyse, die den naturharten Schienenstählen entspricht, im Durchlauf
einer Wärmebehandlung zu unterziehen, wobei die Lauffläche in hinreichender Tiefe
auf Austenitisierungstemperatur erhitzt wird und anschließend die austenitisierte
Lauffläche durch Aufblasen von Preßluft abgeschreckt wird. Es soll hiebei in einer
ersten Stufe durch starkes Aufblasen, ausgehend von der Austenitisierungstemperatur,
bis in den Bereich der Perlitumwandlung, d.h. in einen Bereich zwischen etwa 450°C
und 650°C, abgeschreckt werden, um auf diese Weise die Ausbildung eines feinperlitischen
Gefüges sicherzustellen, wobei nachfolgend in üblicher Weise ein Halten des eingestellten
Temperaturbereiches durchgedrosseltes Aufblasen erzielt werden soll, um möglichst
rasch eine vollständige Perlitumwandlung zu erzielen. Der Preßluft kann hiebei Wasser,
Wasserdampf od.dgl. zugesetzt werden.
[0003] Nachteilig bei dieser bekannten Ausführungsform ist, daß wiederum nur die Lauffläche
und damit der obenliegende Ober flächenbereich der Weichenteile einer Wärmebehandlung
unterzogen wird. Mit Rücksicht auf die unterschiedlichen Profilformen derartiger
Weichenteile erscheint eine Wärmebehandlung, welche den gesamten Querschnitt der
Weichenteile gleichmäßig erfaßt, nicht ohne weiteres möglich.
[0004] Aus der EO-A2-0 161 236 ist eine Einrichtung zum Abkühlen von Schienenstählen bekanntgeworden,
bei welcher eine Mehrzahl von Düsen über den Umfang des Schienenquerschnittes verteilt
angeordnet sind. Die Anordnung ist hiebei an eine bestimmte Schienenprofilform angepaßt.
Mehrere Sprühdüsen für feinverteiltes Wasser sind auch in der DE-OS 32 09 918 bereits
vorgeschlagen worden, um eine entsprechende Abkühlung des Schienenprofiles zu erzielen.
Kompliziertere Bauteile, wie beispielsweise Herzstücke, wurden, wie aus der DE-PS
249 086 bekannt ist, durch entsprechend speziell geformte Düsenstöcke mit Kühlmittel
beaufschlagt.
[0005] Die Erfindung zielt nun darauf ab, eine Einrichtung der eingangs genannten Art zu
schaffen, mit welcher die Wärmebehandlung nicht nur in oberflächennahen Bereichen,
sondern über das gesamte Profil vollständig durchgeführt werden kann, wobei unterschiedlichen
Profilen Rechnung getragen werden kann, um auf diese Weise eine erhöhte Sicherheit
gegenüber Sprödbrüchen und günstigere mechanische Eigenschaften, insbesondere eine
bessere Kerbschlagzähigkeit über den gesamten Bauteilquerschnitt zu erzielen. Zur
Lösung dieser Aufgabe ist die erfindungsgemäße Einrichtung der eingangs genannten
Art im wesentlichen dadurch gekennzeichnet, daß wenigstens zwei Düsenstöcke mit einer
Mehrzahl von in ihrer Strahlrichtung verstellbaren Düsen vorgesehen sind. Durch die
Anordnung von wenigstens zwei Düsenstöcken lassen sich eine Mehrzahl von Düsen über
einen größeren Bereich der Oberfläche des Bauteiles, insbesondere zu verschiedenen
Seiten des Bauteiles gegen den zuvor beispielsweise in einem Ofen zur Gänze auf Austenitisierungstemperatur
gebrachten Bauteil richten, wobei dadurch, daß die Düsen der Düsenstöcke in ihrer
Strahlrichtung verstellbar sind, dem jeweiligen Profil angepaßte Strahlrichtungen
gewählt werden können, welche ein beschleunigtes Abkühlen über den gesamten Querschnitt
auf die Umwandlungstemperatur und ein Halten auf der Umwandlungstemperatur ermöglichen.
Mit Rücksicht auf den relativ unregelmäßigen Querschnitt von Weichenteilen, läßt
sich durch die in ihrer Strahlrichtung verstellbaren Düsen die gewünschte Abkühlcharakteristik
auch bei unterschiedlicher Profilform über den gesamten Profilquerschnitt erzielen,
wobei mit Vorteil zusätzlich noch die Düsen drosselbar ausgebildet sind, um eine möglichst
gleichmäßiger Temperaturverteilung über den Querschnitt des unregelmäßigen Bauteiles
erzielen zu können.
[0006] Zur Erzielung unterschiedlicher Strahlcharakteristiken sind die Düsen mit Vorteil
lösbar mit dem Düsenstock verbunden, wobei ein Austausch einzelner Düsen beispielsweise
zum Zwecke der Einstellung der gewünschten Preßluftmenge je Düse erfolgen kann.
[0007] Eine besonders gut an unterschiedliche Querschnittsprofile anpaßbare Einrichtung
wird dadurch geschaffen, daß die Düsen als Bohrungen in ballige, insbesondere kugelige
Auflageflächen aufweisenden Düsenkörpern ausgebildet sind, und daß die balligen,
insbesondere kugeligen Auflageflächen gegen ballige und/oder hohlkonische Sitzflächen
des Düsenstockes preßbar sind, wobei die Kühlmittelzufuhr in den Sitzflächen des Düsenstockes
mündet. Bei derartigen Ausbildungen kann die Sitzfläche der Düsenkörper mit einen
beispielsweise kugeligen Düsenkörper übergreifenden Rändern ausgebildet werden, so
daß der Halt der Düsenkörper durch Eindrücken in die ballige Sitzfläche unmittelbar
erzielt wird. Durch Verdrehen der Achse der Düse in ihrem Sitz im Düsenstock läßt
sich die Strahlrichtung in einfacher Weise beeinflussen und wenn ein Düsenkörper mit
asymmetrischem Düsenquerschnitt gewählt wird, läßt sich durch Verdrehen des Düsenkörpers,
beispielsweise um 180°, eine völlig andere Strahlcharakteristik erzielen. Die eine
der beiden Seiten kann hiebei beispielsweise als weichstrahlende Düse und die andere
nach Verdrehen um 180° zur Wirkung gelangende Düsenseite als engstrahlende Düse ausgebildet
sein.
[0008] Zur besseren Regelung der Kühlmittelzufuhr ist die Ausbildung mit Vorteil so getroffen,
daß die Düsenstöcke jeweils wenigstens eine Kühlmittelzuführungsleitung aufweisen,
in welche ein Regelventil eingeschaltet ist.
[0009] Die Erfindung wird nachfolgend an Hand der Zeichnung näher erläutert. In dieser zeigen
Fig.1 eine schematische perspektivische Ansicht der erfindungsgemäßen Einrichtung;
Fig.2 eine Detail einer Festlegung einer Düse am Düsenstock und Fig.3 den Festigkeitstiefenverlauf,
welcher mit der erfindungsgemäßen Einrichtung nach Fig.1 und 2 durch Behandlung des
gesamten Profilquerschnittes eines Weichenteiles erzielbar ist.
[0010] In Fig.1 sind mit 1 zwei Düsenstöcke bezeichnet, an deren Kühlmittelzuleitung jeweils
gesonderte Regelventile 2 angeschlossen sind. Der zu behandelnde Weichenteil ist
mit 3 bezeichnet und wird, nachdem er in einem Ofen über seinen gesamten Querschnitt
auf Austenitisierungstemperatur gebracht wurde, auf die erfindungsgemäße Einrichtung
gemäß Fig.1 aufgelegt. Über die Düsenstöcke 1 wird Preßluft eingepreßt, welche gegen
den Weichenteil 3 über Düsen 4 ausgestoßen wird.
[0011] Bei der Darstellung nach Fig.2 ist eine derartige Düse 4 vergrößert dargestellt.
Die Düse 4 ist in einem Sitzteil 5 rastend aufgenommen, welcher eine ballige Sitzfläche
6 aufweist. Die Düse 4 ist als Bohrung 7 in einem kugeligen Düsenkörper 8 vorgesehen
und kann in der balligen Aufnahme bzw. Sitzfläche 6 des Sitzteiles 5 verdreht werden,
so daß die Achse 9 der Strahlrichtung der Düse verstellbar ist. Durch Verdrehen der
Achse 9 im Sinne des Teiles 10 um 180° gelangt der konisch sich erweiternde Teil 11
des Düsenkörpers 8 nach außen, so daß auf diese Weise ein weiches Ausströmen bewirkt
wird. In der dargestellten Position des Düsenkörpers 8 tritt über die Bohrung 7 ein
vergleichsweise harter Strahl aus. Die ballig Sitzfläche 6 des Sitzkörpers 5 geht
in einen konischen Trichter 12 über, in dessen Grund die Zuführungsleitung 13 für
das Kühlmittel mündet. Der Sitzteil 5 kann beispielsweise mittels des Gewindes 14
am Düsenstock 1 gemäß Fig.1 festgelegt werden.
[0012] Durch entsprechende Verstellung der Achse 9 des Düsenkörpers 8 läßt sich die Richtung
und die Strahlcharakteristik der Düse verstellen, wobei eine Mehrzahl derartiger Düsen
in den Düsenstöcken 1 enthalten ist.
[0013] Die Erfindung wird nachfolgend an Hand eines mit einer Einrichtung nach Fig.1 und
2 durchgeführten Ausführungsbeispieles näher erläutert, wobei die erzielten Festigkeitseigenschaften
in Fig.3 illustriert sind.
[0014] Ausführungsbeispiele:
Beispiel 1:
[0015] Naturharte bzw. auf bessere Zerspanbarkeit geglühte Baufteile aus Schienenstählen
mit der Analyse

wurden in einem Wärmebehandlungsofen auf Austenitisierungstemperatur 840-860°C gebracht
und sodann mittels einer Einrichtung nach Fig.1 und 2 unter Anwendung von Preßluft
(ca. 7 atü) beschleunigt auf Umwandlungstemperatur 450-650°C gebracht. Die Temperaturmessung
erfolgte mittels Milliskop bzw. Anlegethermometer. Durch entsprechende Einstellung
der Preßluftdüsen bezüglich Strahlrichtung und Strahlquerschnitt wurde eine gleichmäßige
Gefügeausbildung über die unterschiedlichen Querschnittsformen der Weichenteile und
ebenso eine für die vollständige Umwandlung in die Perlitstufe notwendige Haltezeit
durch die im Bauteilkern vorhandene Restwärme gewährleistet. Nach erfolgter Umwandlung
erfolgte die weitere Abkühlung an ruhender Luft bzw. durch ein Abschreckmedium wie
H₂O oder Öl. Durch besondere Anordnung der Preßluftaustrittsbohrungen konnte die Abkühlungsgeschwindigkeit
so gesteuert werden, daß sich ein allmählicher Festigkeitsabfall zu den Anschweißenden
der Bauteile einstellte. Da die Radüberlaufsbauteile wie z.B. Herzstückspitze und
Flügelschienen in der Regel mit Schienen von 880 N/mm² Mindestfestigkeit verschweißt
werden, bietet dies den Vorteil eines allmählichen Festigkeitsübergangses, womit keine
Dellenbildung, die bei einem abrupten Festigkeitssprung entsteht, mehr auftreten kann.
Beispiel 2:
[0016] Es wurden Herzstückspitzen aus 50 Cr V 4 W.Nr. 1.8159 mit der Analyse

vollständig in einem Wärmebehandlungsofen bei 860° austenitisiert.
[0017] Anschließend erfolgte eine beschleunigte Abkühlung mittels Preßluft (7 atü) über
die Preßluftverteiler und die Preßluftaustrittsbohrungen auf 570°C. Die Umwandlungstemperatur
wurde mittels Anlegethermometer gemessen. Es stellte sich eine Abkühlgeschwindigkeit
im Bereich von 800°C bis 500°C von 0,5°C - 1°C/sek. ein.
[0018] Nach erfolgter Umwandlung in die Perlitstufe wurden die Bauteile an ruhender Luft
auf Raumtemperatur weiter abgekühlt.
[0019] Über den gesamten Bauteilquerschnitt wurde feinlamellarer Perlit festgestellt, wobei
der Abstand der Zementitlamellen zum Bauteilkern hin geringfügig zunahm.
[0020] Weiteres wurden also Oberflächenfestigkeit 1190-1330 N/mm² (ermittelt aus HB 30)
und bei der Zugversuch-Auswertung als Mittelwerte (Zugproben entnommen 10 mm unter
Oberfläche) die nachfolgenden Werte im Vergleich zu üblichen vergüteten Stählen ermittelt:

Der Festigkeitstiefenverlauf ist in Fig.3 dargestellt.
[0021] Der Vergleich mit dem vergüteten Werkstoff derselben Festigkeitsstufe zeigt, daß
der feinperlitisierte Werkstoff wesentlich höherer Zähigkeitswerte aufweist.
1. Einrichtung zur gesteuerten Wärmebehandlung von Weichenteilen aus Stahl mit welcher
nach einer Erwärmung auf Austenitisierungstemperatur, insbesondere 840-860°C, eine
beschleunigte Abkühlung auf eine Umwandlungstemperatur zwischen 450°C und 650°C unter
Anwendung eines gasförmigen und/oder flüssigen Kühlmittels, vorgenommen wird, dadurch
gekennzeichnet, daß wenigstens zwei Düsenstöcke (1) mit einer Mehrzahl von in ihrer
Stahlrichtung verstellbaren Düsen (4) vorgesehen sind.
2. Einrichtung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Düsen (4) zusätzlich
drosselbar ausgebildet sind.
3. Einrichtung nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß die Düsen (4)
lösbar mit dem Düsenstock (1) verbunden sind.
4. Einrichtung nach Anspruch 1, 2 oder 3, dadurch gekennzeichnet, daß die Düsen (4)
als Bohrungen (7) in ballige, insbesondere kugelige Auflageflächen aufweisenden Düsenkörpern
(8) ausgebildet sind, und daß die balligen, insbesondere kugeligen, Auflageflächen
gegen ballige und/oder hohlkonische Sitzfläche (6) des Düsenstockes (1) preßbar sind,
wobei die Kühlmittelzufuhr in den Sitzflächen (6) des Düsenstockes (1) mündet.
5. Einrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, daß die Düsenstöcke
(1) jeweils wenigstens eine Kühlmittelzuführungsleitung (13) aufweisen, in welche
ein Regelventil (2) eingeschaltet ist.