[0001] Schiffe, Boote und andere Fahrzeuge der Bundeswehr, aber auch Handelsschiffe, werden
von Minen und Torpedos mit magnetischen Sensoren direkt bedroht oder sind durch Ortungssysteme
mit magnetischen Sensoren aufzuspüren. Aus diesem Grund sind die zu schützenden Fahrzeuge
mit einer MES-Anlage ausgerüstet, die die Aufgabe hat, das magnetische Eigenfeld und
damit die Gefährdung herabzusetzen.
[0002] Derartige Anlagen sind in der Literatur hinlänglich beschrieben (z.B. Kosack und
Wangerin, "Elektrotechnik auf Handelsschiffen", Springer Verlag 1956, Seite 255-257
(Abb.234), so daß auf eine nähere Beschreibung des Prinzips und der Wirkung einer
solchen Anlage hier nicht näher eingegangen zu werden braucht.
[0003] Jedes mit einer MES-Anlage ausgerüstete Schiff erfährt zunächst aufgrund einer sogenannten
magnetischen Vermessung eine Grund-(Erst)-Einstellung der MES-Anlage, bei der durch
Einstellen geeigneter Wicklungsströme ein optimaler Kompensationswert erreicht wird.
Die danach eingeschaltete Regelung der MES-Anlage steuert die Ströme in den individuellen
Spulen im Fahrbetrieb so nach, daß die eingestellte Kompensation des Störfeldes erhalten
bleibt. Im Laufe des Fahrbetriebes muß jedes Schiff in bestimmten Zeitabständen magnetisch
erneut vermessen und die MES-Anlage ggf. entsprechend neu eingestellt werden (Einstellungskontrolle).
[0004] Die Einstellungen sind wegen der starken magentischen Wechselwirkungen zwischen
den einzelnen Spulen (und Teilspulen) der MES-Anlage unverhältnismäßig komplex. Durch
die unregelmäßigen geometrischen Formen der Spulen entzieht sich das Problem auch
einfachen mathematischen Berechnungsmethoden, insbes. was den Einfluß ferromagnetischer
Einbauten auf das Magenetfeld der Spulen (reale Effekte) anbelangt. Außerdem schränken
fehlerbehaftete geometrische Daten zur Angabe der Spulenlage im Schiff die Brauchbarkeit
von Feldberechnungen ein.
[0005] Es ist bekannt, daß Schiffe in bestimmte "magnetische Abschnitte" zu unterteilen
und für diese die Amperewindungszahlen, d.h. die Wicklungsströme zu bestimmen sind,
die zum Ausgleich des magnetischen Eigenfeldes des Schiffes notwendig sind (Deutsche
Marineräumdienstvorschrift Nr.16, 1946, insbes. Seite 9-13). Dieses Verfahren würde
- im wirtschaftlichen Rahmen - bezogen auf die heutige Ansprechempfindlichkeit der
Magnetzünder der Minen, keine ausreichende Kompensation bzw. keine ausreichende Minderung
des Minenansprechrisikos mehr gewährleisten.
[0006] Es ist auch bekannt, daß zunächst durch eine stark idealisierte Berechnung in grober
Näherung eine Ausgangseinstellung vorgenommen werden kann. Durch Iteration zwischen
wiederholten Messungen des Rest-Eigenfeldes und Veränderungen der MES-Einstellunen
wird ein minimales Rest-Eigenfeld, das die ausreichende Gefährdungstiefe gewährleistet,
erreicht. Dieser Iterationsprozeß ist ein vielschrittiges Probieren, bei dem nach
jeder Stromänderung in der MES-Anlage eine erneute Vermessung erfolgt, bis das Eigenfeld
minimiert ist (empirisches Vorgehen); dabei spielt die langjährige Erfahrung des Meßleiters
der Schiffsvermessungsstelle eine wesentliche Rolle.
[0007] Der Nachteil dieses praktizierten Verfahrens besteht in einem beträchtlichen Zeitaufwand,
den Mängeln in der Genauigkeit und Reproduzierbarkeit der Einstellung und in der Abhängigkeit
von der Erfahrung der Meßleiter. Die getroffenen Maßnahmen sind selbst bei guter Protokollführung
in ihren Einzelschritten kaum nachzuvollziehen und stehen daher weder zum Erkenntnisgewinn
noch zur Erzielung eines technischen Lerneffekts zur Verfügung. Genaue Schiffseinstellungen
sind auf Überlaufmeßstrecken noch schwerer als auf stationären Meßanlagen zu erreichen,
mobile Meßstrecken scheiden bisher für die Schiffseinstellung aus.
[0008] Es ist auch ein Vorschlag bekannt geworden (DE-PS 31 32 933), die zur Kompensation
erforderlichen Wicklungsströme selbsttätig aus einer Signalverarbeitungsanlage zu
gewinnen, der Signale von Magnetfeld-Meßsonden und über den Ort des Schiffes zugeführt
sind, und die ein mathematisches Modell der magnetischen Wirkung der einzelnen MES-Wicklungen
an den Raumpunkten, an denen sich die Meßsonden befinden, zugeordnet zu bestimmten
Bereichen des Schiffes, enthält. Diese bekannte Methode unter Verwendung eines mathematischen
Analogons in der Signalverarbeitungsanlage hat folgende Nachteile: Die Annäherung
des Modells (des Analogons) an die Schiffsrealität ist verhältnismäßig grob und ungenau,
da die Einflüsse des Schiffes auf die magnetischen Wirkungen der (ungestörten) MES-Spulen
(stark idealisiert) nur berücksichtigt werden können, indem die Schiffbereiche "blockweise"
den jeweiligen Spulen zugeordnet und in deren Übertragungsfunktion berücksichtigt
werden sowie in nur wenigen Nachbarbereichen in der Übertragungsfunktion, ebenfalls
stark idealisiert, Berücksichtigung finden; damit bleibt der Einfluß von dem jeweiligen
in der magnetischen Wirkung zu bestimmenden Schiffsabschnitt weit entfernteren MES-Spulen
- um den Aufwand vertretbar zu halten - unberücksichtigt. Ein Einfluß ferromagnetischer
Einbauten auf das Magnetfeld der Spule kann nicht realitätsgetreu erfaßt werden; fehlerhafte
geometrische Daten zur Angabe der Spulenlage im Schiff schränken die Brauchbarkeit
der Feldberechnung, d.h. des Analogens, ebenfalls ein.
Das bekannte Verfahren ist daher nur beschränkt tauglich.
[0009] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, die Einstellung der MES-Anlage eines Fahrzeuges
mit selbsttätig gewonnen Werten für die Kompensationsströme so auszuführen, daß sie
möglichst realitätsgetreu und damit genau ist, so daß die niedrigst mögliche Minenbedrohung
erreicht wird.
[0010] Die Lösung dieser Aufgabe gelingt bei einem Verfahren zur Einstellung einer MES-Anlage
zur Kompensation des magnetischen Störfeldes eines Fahrzeuges, insbes. Schiffes gemäß
der Erfindung dadurch, daß
- jede einzelne Spule mit einem Einheitsstrom vorgegebener Richtung beaufschlagt und
mindestens eine Komponente des zugehörigen Magnetfeldes gemessen wird sowie daß
- durch einen ersten Algorithmus - bei Korrektur von Lagekoordinatenfehlern - der
"Wicklungseffekt" jeder Spule, d.h. der Unterschied der realen Spule, deren Feld von
ferromagnetischen Massen beeinflußt ist, zu der entsprechenden ungestörten Spulenfeld
(Luftstrom) iterativ ermittelt wird und daß
- unter Verwendung der korrigierten Spulengeometriedaten und der Wicklungseffekte
optimale Ströme zur Annäherung des Spulensystemfeldes an das zu kompensierende Fahrzeugstörfeld
in einem zweiten Algorithmus ermittelt werden.
[0011] Durch die Erfassung der "Wicklungseffekte" werden die realen Schiffsverhältnisse
erfaßt; zusätzlich werden Ungenauigkeiten/Fehler in den Spulengeometriedaten "korrigiert",
so daß die Kompensation des Fahrzeugstörfeldes sehr genau wird.
[0012] Durch die Erfassung der "magnetischen Wicklungseffekte" aus unmittelbaren Messungen
und ihrer Speicherung in einer Datenbank ist gemäß der Erfindung auch eine einfach
durchzuführende Einstellkontrolle möglich. Die Speicherung der magnetischen Wicklungseffekte
und der übrigen Daten bei der Ersteinstellung erlaubt bei der Einstellkontrolle einen
schnellen Vergleich mit dem Zustand der MES-Anlage hinsichtlich des Eintrittes von
Veränderungen und damit eine schnelle und eindeutige Ermittlung von ggf. neuen Kompensationsströmen.
[0013] Anhand eines in der Zeichnung dargestellten Ausführungsbeispieles wird die Erfindung
näher erläutert. Es zeigt:
FIG 1 bis 3 das dreiachsige Spulensystem eines MES-Anlage in einem Schiffskörper,
FIG 4 die Vermessung eines Schiffes in zwei Meßebenen,
FIG 5 einen Datenflußplan für die Erstellung einer Datenbank,
FIG 6 das System der Datenübermittlung bei der Einstellkontrolle,
FIG 7 den Datenflußplan der MES-Einstellung bei einer Einstellkontrolle.
[0014] In den FIG 1-3 ist das großräumige, dreiachsige Spulensystem einer MES-Anlage eines
Schiffes 1 (als Beispiel eines Fahrzeuges als ferromagnetischer Störkörper) dargestellt.
Dieses Spulensystem besteht aus Spulen 3,4,5 in den drei orthogonalen Achsen. Jede
Spulen 3 bzw.4 bzw.5 ist üblicherweise in drei - nicht mehr näher dargestellte -
Teilspulen aufgeteilt. Die eine Teilspule dient zur Kompensation eines permanenten
Störfeldanteils (und wird mit permanentem Strom beschickt). Eine zweite Teilspule
dient zur Kompensation eines vom Erdfeld induzierten Störfeldanteils (und wird erdfeld-
und kursabhängig mit Strom beschickt).
[0015] Da als Folge der Bewegung des Schiffes im Erdfeld in metallischen Teilen des Systems
Wirbelfelder induziert werden, erfolgt deren Kompensation mit einer dritten Teilspule.
[0016] Die magnetischen Schiffsfelder werden üblicherweise nach den Schiffskoordinaten wie
folgt bezeichnet:
Längsschiffkomponente = X-Komponente
Querschiffskomponente = Y-Komponente
Vertikale Komponente = Z-Komponente
[0017] Das X-Y-Z-Koordinatensystem wird als objektfest angenommen, d.h. ist auf den Erzeuger
des magnetischen Störfeldes - im Ausführungsbeispiel das Schiff 1 - ausgerichtet.
[0018] Die Spulen wiederum werden entsprechend ihren magnetischen Hauptrichtungswirkungen
bezeichnet. Die Spulen 3 nach FIG 1, die parallel zur Y-Z-Ebene liegen, sind die L-Spulen
(L-MES-Wicklung), deren magentische Wirkungsachsen in der Schiffslängsrichtung (X)
liegen (L entspricht longitudinal).
[0019] Die Spulen 4 nach FIG 2 (nur eine ist dargestellt), die parallel zur X-Y-Ebene liegen,
sind die V-Spulen (V-MES-Wicklung) mit vertikalen magnetischen Achsen (V entspricht
vertikal). Die Spulen 5 nach FIG 3, die parallel zu oder in der X-Z-Ebene liegen,
sind die A-Spulen (A-MES-Wicklung) mit der magnetischen Wirkungsrichtung in Y-Richtung
(A entspricht athwort-ship).
[0020] Die Spulen 3,4,5 werden mit Gleichströmen in unterschiedlichen Richtungen beschickt.
Die positiven Stromrichtungen resultieren dabei aus den positiven Richtungen des in
FIG 1 dargestellten Koordinatensystems.
[0021] In der Ersteinstellung und bei Einstellungskontrollen (magnetische Vermessung) werden
die Ströme so eingestellt, daß für das magnetische Eigenfeld des Schiffskörpers, das
Störfeld, möglichst optimal kompensiert wird. Im laufenden Betrieb (Fahrt) sorgt
ein Regler dafür, daß die eingestellten Stromwerte erhalten bleiben.
[0022] Die Erfindung bezieht sich auf die magnetische Vermessung eines Schiffes. Diese Vermessung
erfolgt in üblicher Weise dadurch, daß gemäß FIG 4 das Schiff 1 in eine Vermessungsanlage
mit einem Meßteppich von Magnetfeld-Meßsonden 2 gebracht wird und die Spulenströme
so eingestellt werden, daß das Störfeld optimal kompensiert wird. Das Ermitteln der
optimalen Spulenströme in möglichst kurzer Zeit ist, wie eingangs erläutert, das typische
Problem der magnetischen Vermessung. In FIG 4 sind dabei die Meßsonden 2 in zwei unterschiedlichen
Meßebenen angeordnet, um eine Ausage in unterschiedlichen Meßtiefen machen zu können.
Die Meßsonden erfassen dabei das magnetische Störfeld des Schiffes 1 in Größe und
Richtung.
[0023] An sich ist eine Vermessung der drei Komponenten des Schiffstörfeldes möglich und
würde zahlreiche Vorteile mit sich bringen. Für die Anwendung des erfindungsgemäßen
Verfahrens ist dies jedoch nicht zwingend erforderlich. Es reicht, wie in FIG 4 dargestellt,
die Vermessung einer Komponenten aus.
[0024] Das erfindungsgemäße Verfahren der magnetischen Vermessung bei einer Ersteinstellung
wird wie folgt durchgeführt:
[0025] Im ersten Schritt wird das zu kompensierende Störfeld des Schiffes 1 gemessen. Die
Störfeld-Meßwerte werden abgespeichert.
[0026] Im zweiten Schritt werden nacheinander sämtliche Spulen 3,4,5 der MES-Anlage mit
einem Strom definierter Größe und Richtung (Einheitsstrom) beschickt und die magnetischen
Störfelder der jeweils beschickten Spule 3 bzw.4 bzw.5 gemessen.
[0027] Aus diesem gemessenen Magnetfeld (Einheits-Meßwert) und den bekannten geometrischen
Abmessungen und Daten der erzeugenden Spule 3 bzw.4 bzw.5 (Lage und Wicklungszahl
der Spulen sind bei der Konstruktion des Schiffes festgelegt) wird der sogenannte
"Wicklungseffekt" (auch Wicklungskoeffizient genannt) wie folgt bestimmt:
[0028] Bezüglich jedes Spulenfeldes gelte für das ungestörte, d.h. von ferromagnetischen
Einbaueinflüssen freie Magnetfeld der k-ten-Spule des Systems (Luftspule) in einem
Meßpunkt n das Biot-Savartsche Gesetz in der Form:

mit: Index k für die k-te Spule
Index n für den n-ten Aufpunkt Meßpunkt
AW
k = I
k.W
k
W
k = Windungszahl der k-ten Spule
I
k = Strom (Ampere) in der k-ten Spule (1.2)

[0029] Für die Komponenten des ungestörten Magnetfeldes der k-ten Spule schreibt man nun
zweckmäßigerweise (aus 1.1 und 1.2)

mit Index i =1,2,3 ≙ X-, Y-, Z-Richtung.
Beeinflussen ferromagnetische Einbauteile/-massen das Magnetfeld der Spule, so nimmt
man an, daß eine solche Störung eine proportionale Änderung des ungestörten Magnetfeldes
bewirkt.
[0030] Also gilt für das veränderte Magnetfeld der k-ten Spule
S
i,k,n = H
i,k,n·P
i,k (1.5)
[0031] Die proportionale Änderung P
i,k des ungestörten Spulenfeldes wird in der Magnetik als "Wicklungseffekt" bezeichnet.
Dieser Begriff umfaßt allerdings neben dem Einfluß ferromagnetischer Einbauteile auch
den von Fehlern in den Spulengeometrien. Der Einfluß von Fehlern in der Spulengeometrie
ist jedoch in aller Regel von überproportionaler, also gravierender Natur; diese Fehler
müssen daher "korrigiert" werden. Der so bereinigte "Wicklungseffekt" wird dann "Wicklungskoeffizient"
genannt.
[0032] Das Magnetfeld eines Systems, aus mehreren, insges. Nsp Spulen, ergibt sich durch
ortsgerechtes Aufsummieren der Felder der einzelnen Spulen in einem Aufpunkt n zu:

[0033] Auf der Basis dieser Vorbetrachtung erfolgt die Bestimmung der Wicklungseffekte wie
nachstehend:
[0034] Als Ausgangsgrößen sind folgende Werte vorhanden:
a) N Meßwerte einer oder mehrerer (drei) Komponenten des Störflußdichtefeldes BKn,i (n = 1, ..N, i = 1,2,3) mit den zugehörigen Meßorten Xmn,i (n = 1, ...N, i = 1,2,3), vorgegeben durch die Positionen der Meßsonden 2 gesondert
für die einzelnen Spulen 3,4,5 des Systems; dabei sei jede Spule 3 bzw.4 bzw.5 einzeln
mit dem vorgegebenen Einheitsstrom beschickt worden.
Die Meßwerte BKn,i sind den Berechnungswerten Si,k,n der Gleichung (1.5) zuzuordnen und naturgemäß mit einer Streuung σi,n behafetet. Die dieser Streuung zugrunde liegenden Meßfehler seien normal um Null
verteilt.
b) Die geometrischen Kenndaten, Windungszahlen und Einheitsströme der einzelnen Spulen
3,4,5. Die geometrischen Kenndaten können mit Fehlern behaftet sein, von denen in
aller Regel nur sogenannte Lagekoordinatenfehler gravierend und daher korrekturwürdig
sind. Als "Lagekoordinate" wird in diesem Zusammenhang die bei allen Eckpunkten einer
Spule 3 bzw.4 bzw.5 konstante Koordinate verstanden, d.h. bei einer
V-Spule 4 die Z-Koordinate, bei einer
L-Spule 3 die X-Koordinate und bei einer
A-Spule 5 die Y-Koordinate.
[0035] Daher sind die gegebenen Werte der Lagekoordinaten der einzelnen Spulen 3,4,5 als
eine - ggf. korrekturwürdige - Näherung zu verstehen. Aus Formel (1.1) und (1.3) ist
unmittelbar zu entnehmen, daß die Koordinaten exponentiell in die Magnetfeldberechnung
eingehen.
[0036] Der Algorithmus soll nun
- die Lagekoordinate (nichtliniare Einflußgröße) und
- die Proportionalitätsgröße P
i,k (lineare Einflußgröße)
für jede einzelne Spule 3 bzw.4 bzw.5 des Systems bestimmen und zwar so, daß die Einheitsfeld-Meßwerte
Bk
n,i an den Meßorten Xm
n,i möglichst gut angenähert werden. Hierzu wird ein erweiterter Minimum-Fehlerquadratansatz
folgender Form verwendet:

[0037] Die Meßwertstreuung σ dient als Gewichtungsgröße und bewirkt, daß Meßwerte um so
weniger berücksichtigt werden, je größer ihre Streuung ist.
[0038] Um die Abhängigkeit des zu berechnenden, den Einheitsfeld-Meßwerten anzunähernden
Spulenmagnetfeldes von den gesuchten Größen zu erfassen, schreibt man in Form eines
Taylor-Ansatzes:

Darin sind die
J die Anzahl der gesuchten Unbekannten
Uo eine erste Näherung dieser Unbekannten und die
ΔU die "Verbesserung" dieser Unbekannten, die zum Minimum des mittleren Fehlerquadrats
führen soll.
[0039] Verbesserte Unbekannte ergeben sich damit zu:

wobei σ der Schrittzähler einer Iteration ist.
[0040] Setzt man Formel (1.7) in den Fehlerquadratansatz (1.6) ein, so ergibt sich

[0041] Das Fehlerquadratminimum wird erreicht, wenn die partiellen Ableitungen nach den
gesuchten Verbesserungen uj verschwinden, also

Dies liefert

und

Die Koeffizienten der Matrix A und des Vektor R ergeben sich ohne weiteres beim Übergang
von Gleichung (1.10) auf (1.11).
[0042] Die Formel (1.11) gibt ein Gleichungssystem wieder, mit dem sich zu einer vorzugebenden
Näherung der gesuchten Größen U
o (Wicklungskoeffizienten und Spulenlage) Verbesserungen ΔU errechnen lassen. Mit Formel
(1.8) ergeben sich dann die verbesserten Größen U
o+1, welche ihrerseits zur Berechnung neuer Verbesserungen ΔU
o+1 führen. Diese Iteration ist - unter Benutzung konvergenzsichernder Verfahren - so
oft zu wiederholen, bis sich ein Minimum des mittleren Fehlerquadrats eingestellt
hat oder bis sich zwei aufeinanderfolgende Näherungen nicht mehr wesentlich voneinander
unterscheiden. Das Ergebnis besteht dann in einer korrigierten Spulenlagekoordinaten
und in den Wicklungskoeffizienten Pi für die jeweils untersuchte Spule 3 bzw.4 bzw.5.
[0043] Im nächsten, d.h. dritten Verfahrensschritt sind nunmehr die Kompensationsströme
zu bestimmen, d.h. es geht um die Aufgabe der Bestimmung der Ströme I
k in den einzelnen Spulen eines MES-Spulensystems, so daß das im Zustand "ungeschützes
Fahrzeug" gemessene magnetische Störfeld möglichst gut aufgehoben wird.
[0044] Als Ausgangsgrößen sind folgende Werte gegeben:
a) aus dem zweiten Verfahrensschritt die (korrigierten) Spulengeometriedaten, Windungszahlen
und die Wicklungseffekte Pi.k aller Nsp Spulen eines Systems und
b) N-Störfeld-Meßwerte der drei oder mindestens einer Komponente des zu kompensierenden
magnetischen Störfeldes Bn,i (n=1, ...N, i = 1,2,3) mit den zugehörigen Meßorten Xmn,i (n=1, ...N, i = 1,2,3).
[0045] Die Meßwerte seien auch jetzt mit einer Streuung σ
n,i behaftet; die zugrunde liegende Meßfehlerverteilung sei normal mit dem Mittelwert
o.
[0046] Die gesuchten Komensationsströme in den Spulen 3,4,5 sollen ein Magnetfeld erzeugen,
welches das gemessene Störfeld an den Orten Xm im Sinne des kleinsten Fehlerquadrats
annähert bzw. aufhebt. Wie im zweiten Verfahrensschritt wird wieder angesetzt:

[0047] RS
n,i repräsentiert das von allen Spulen des Systems in den N Meßpunkten erzeugte Magnetfeld;
setzt man den Formelausdruck (1.6) ein, so wird das mittlere Fehlerquadrat:

[0048] Die Ströme I
k sind offensichtlich eine lineare Einflußgröße; das Minimum des mittleren Fehlerquadrats
stellt sich also ohne Iteration für

ein.
[0049] Das entsprechende Differenzieren führt auf folgendes Gleichungssystem:

[0050] Die Bestimmungsgleichung für die Ströme I
k lautet:

[0051] Damit sind Ströme ermittelt, die das gemessene Störfeld B
n,i in den Orten Xm
n,i im Sinne des minimalen Fehlerquadrates annähern; eine Kompensation des gemessenen
Störfeldes stellt sich durch einen Vorzeichnungswechsel ein, also für die Kompensation

[0052] Im Gegensatz zu der eingangs erläuterten bekannten Lösung mit einem direkten mathematischen
Modellansatz zwischen gemessenem Fahrzeugstörfeld und den Kompensationsströmen erfolgt
bei dem Verfahren nach der Erfindung eine Bestimmung der "Wicklungseffekte", d.h.
eines die Schiffsrealitäten berücksichtigenden Wertes, der von den Materialeigenschaften
der real zu durchdringenden Außenwand und der realen Einbauteile abhängig ist sowie
die Gewinnung einer Korrektur zu ungenauen Spulengeometriedaten.
[0053] Der Wicklungseffekt beschreibt letztlich den Unterschied zwischen einer realen, im
Schiff 1 befindlichen Spule 3 bzw.4 bzw.5, deren Feld durch die ferromagnetischen
Massen von Einbauteilen und der Außenhaut verändert ist und einem entsprechend ungestörten
Spulenfeld (Luftspule).
[0054] Durch das Einbeziehen dieses Wicklungseffektes ist die durch das erfindungsgemäße
Verfahren erreichbare Kompensation besser an die Realität angepaßt (die in einem mathematischen
Modell so umfassend nicht darstellbar ist), d.h. sie ist dadurch wesent lich genauer,
zumal auch Spulenfehler mit erfaßt bzw. korrigiert werden, die in dem Fall eines mathematischen
Modells ebenfalls nicht berücksichtigt werden können.
[0055] Aus dem gemessenen Störfeld des Schifes 1 werden mit Hilfe der Wicklungseffekte Kompensationsströme
ermittelt. Das superpositionierte Feld der einzelnen MES-Spulen ergibt nach ein oder
mehreren Optimierungsschritten (rechnerische Optimierung) das gemessene Störfeld mit
umgekehrten Vorzeichen. Damit sind die einzelnen Korrektur-MES-Ströme ermittelt, die
vorzeichengerecht auf den bisher eingestellten MES-Strömen aufaddiert werden müssen.
[0056] Die gegenseitige Beeinflussung der Spulenfelder ist durch die Vermessung der Spulenfelder
mit einem Meßteppich hinreichend bekannt und kann entsprechend berücksichtigt werden;
so ist der Gefahr einer Überkompensation begegnet.
[0057] Vorstehende Schritte können manuell oder mit Hilfe von entsprechenden Einrichtungen
selbsttätig aber auch kombniniert manuell/selbsttätig ausgeführt werden. Derartige
Einrichtungen zur Aufschaltung und Messung von Wicklungsströmen, Erfassen von Magnetfeldern,
Bearbeiten von Algorithmen und dergleichen stehen dem Fachmann in ausreichender Auswahl
zur Verfügung und können zu geeigneten Signalverarbeitungs-Einrichtungen in der Vermessungsanlage
als Station zusammengefaßt werden.
[0058] Erbringt das erfindungsgemäße Verfahren bereits bei der Ersteinstellung erhebliche
Vorteile, so zeigen sich die Vorteile auch besonders deutlich bei der Einstellkontrolle
bei den üblichen nachfolgenden Routinevermessungen.
[0059] Bei der Erstvermessung werden dazu wesentliche Daten in einer Datenbank gespeichert,
z.B. die die Kompensation bewirkenden Wicklungsströme nach Größe und Richtung (Schaltzustand
der Spulen), die (korrigierten) Spulendaten, die Wicklungseffekte.
[0060] Erforderlich ist ebenfalls, den Induziertanteil des Schiffes (nach horizontalen und
vertikalen Komponenten getrennt) genau zu ermitteln, und diese Information ebenfalls
in der Datenbank abzuspeichern. die Induziertfelder haben nicht nur Informationswert,
sondern können auch zur Fehlerermittlung herangezogen werden. Die Übertragungsfunktionen
für die Kompensation der horizontalen und vertikalen Induziertfelder stehen, einmal
für ein Schiff ermittelt, fest und sind nur noch abhängig von den Störgrößen "Kurs"
und "Einsatzgebiet". Das Ausregeln der Kursabhängigkeit ist Aufgabe der MES-Regelanlage.
Sollte das Einsatzgebiet sich ändern, sind die Einspeisungen des MES zur Kompensation
der Induziertanteile leicht zu ermitteln. Sollten an einem Schiff umfangreiche Umbauten
stattgefunden haben, ist die Induziertfeldermittlung neu vorzunehmen.
[0061] Die FIG 5 zeigt einen Datenflußplan "Datenbank-Erstellung" für eine Schiffsdatenbank
11. Dieser Datenflußplan enthält neben den eigentlichen technischen Werten auch die
notwendigen Nebendaten, Schritte für die Datenprüfung und Datenverwaltung.
[0062] In einer Eingabeeinheit 6 erfolgt die Erstellung der Identifikatoren und Nebendaten
zur Statistik und Kontrolle, somit eines "Steckbriefes-Schiff". Eine nachgeschaltete
Prüfeinheit 7 übernimmt die Prüfung der Daten auf Vollständigkeit und Aktualität.
Von der Prüfeinrichtung 7 können die Daten an eine Belegausgabe 8 oder eine Datenverwaltung
9 weitergeleitet werden. Durch die Datenverwaltung 9 werden Informationenen für die
Vermesser bereitgestellt sowie Prüfungen und Plausibilitätskontrollen der Messungen
durchgeführt. Die Datenverwaltung 9 arbeitet mit einer das Vermessungsprogramm enthaltenden
Einheit 10 und der Schiffsdatenbank 11 zusammen. Die Schifsdatenbank 11 enthält die
Identifikatoren, Spulendaten, Wicklungseffekte und die P-J-Trennung. Der Datenfluß
ist durch Pfeile zwischen den verschiedenen Geräteeinheiten gekennzeichnet.
[0063] Steht die Vermessung eines Schiffes 1 im Rahmen der Einstellkontrolle an, so werden,
wie in FIG 6 dargestellt, vor der Vermessung des Schiffes 1 die Schaltzustände und
Spulenströme der MES-Anlage an die Meßstelle 12 übermittelt und mit den in der Schiffsdatenbank
11 abgespeicherten, bis dahin aktuellen Werten verglichen.
[0064] Der zugehörige Datenflußplan "MES-Einstellung" ist in FIG 7 dargestellt, wobei Meßwertübertragungspositionen
durch Blitzsymbole gekennzeichent sind.
[0065] Werden Abweichungen festgestellt, so ist auf jeden Fall zu ergründen, wie diese entstanden
sind und aus welchem Grund.
[0066] Anschließend wird das Schiff mit eingeschalteter MES-Anlage vermessen und es erfolgt
ggf. mit Hilfe der Informationen aus der Datenbank eine Neuberechnung bzw. Neueinstellung
der MES-Kompensationsströme entsprechend den im dritten Verfahrensschritt der Ersteinstellung
beschriebenen Verfahren mit einer nachfolgenden Kontrollmessung, ob die gewünschte
Minimierung erreicht wurde, eine Aktualisierung der Schiffsdatenbank.
[0067] Es ist eine automatische oder manuelle Übertragung der Schaltzustände und der aktuellen
Wicklungsströme vom Schiff 1 zur Informationsverarbeitungsanlage in der Station 12
möglich. Die magnetische Vermessung und Erfassung der Daten kann in einer stationären
Anlage oder im Überlaufverfahren in einer land- oder schiffsgestützten Sondenstreckenanlage,
mit Wegstreckenermittlung erfolgen.
[0068] Bei einer manuell zu schaltenden MES-Anlage erfolgt zweckmäßig die Übergabe der Einstelldaten
mit Hilfe eines Displays.
[0069] Bei automatischer Einstellung erfolgt die Übergabe der Einstelldaten zweckmäßig
an den Automatikschaltschrank im Schiff oder an den MES-Bordrechner.
[0070] Durch die Ermittlung der MES-Ströme zur Einstellung der MES-Anlage mit Hilfe eines
Informationsverarbeitungssystems, gestützt auf eine Datenbank der Wicklungseffekte,
kann daher eine optimale, reproduzierbare MES-Einstellung in kürzester Zeit erreicht
werden.
[0071] Die Zahl der Messungen kann auf eine Ankunfts- und eine Entlassungsmessung beschränkt
werden.
[0072] Es ist mit Vorteil eine schnelle, exakte und reproduzierbare Einstellung der MES-Anlagen
auch an Meßstellen, die keinen Meßteppich besitzen, möglich bzw. das Verfahren erlaubt
eine MES-Einstellung mit einer mobilen Meßanlage, d.h. von einem Vermessungsschiff
aus mit einer Wegstreckenbestimmung für das zu vermessende Objekt.
1. Verfahren zur Einstellung einer magnetischen Eigenschutz (MES)-Anlage mit einem
großräumigen, dreiachsigen Spulensystem bestehend aus stromdurchflossenen Spulen (3,4,5)
in drei orthogonalen Achsen zur Kompensation des magnetischen Störfeldes eines Fahrzeuges
(1), bei dem im ersten Schritt in einer stationären Meßanlage bei abgeschalteter MES-Anlage
das zu kompensierende Störfeld in mindestens einer Koordinatenrichtung in zwei Meßtiefen
gemessen wird und die Spulenströme (Kompensationsströme) nach Größe und Richtung
selbsttätig so bestimmt werden, daß das Störfeld minimiert wird,
dadurch gekennzeichnet,
daß in einem zweiten Schritt nacheinander jede Spule (3 bzw.4 bzw.5) mit einem Einheitsstrom
in einer vorgegebenen Richtung beaufschlagt und jeweils mindestens eine Komponente
des sich dabei einstellenden Einheits-Magnetfeldes an vorgegebenen Orten gemessen
wird sowie daß unter Verwendung der vorgegebenen Meßwerte für den Einheitsstrom,
des Einheits-Magentfeldes und der Spulendaten, der "Wicklungseffekt" jeder Spule (3
bzw.4 bzw.5), d.h. der den Unterschied zwischen einer realen im Fahrzeug befindlichen
Spule (3,4,5), deren Feld durch ferromagnetische Massen von Einbauteilen und Außenhaut
verändert ist und einem entsprechenden ungestörten Spulenfeld (Luftspule) beschreibt
- unter Korrektur von Lagekoordinatenfehlern in den Spulendaten - durch spuleniterative
Annäherung des Rechenwertes des Einheits-Magnetfeldes an die entsprechenden Meßwerte
mittels eines ersten Algorithmus bestimmt wird, daß in einem dritten Schritt unter
Verwendung der Werte für das im ersten Schritt gemessene Fahrzeug-Störfeld und der
im zweiten Schritt gewonnenen Werte für die Wicklungseffekte und der korrigierten
Spulendaten die optimalen Kompensationsströme durch stromiterative Annäherung des
Spulensystemfeldes an das gemessene Störfeld mittels eines zweiten Algorithmus ermittelt
werden.
2. Verfahren nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
daß der Wicklungseffekt jeder Spule (3 bzw.4 bzw.5) und die Spulendaten sowie die
optimalen Kompensationsströme nach Größe und Richtung (Schaltzustand der Spulen) in
einer fahrzeugtypischen Datenbank (11) gespeichert werden.
3. Verfahren nach Anspruch 2,
dadurch gekennzeichnet,
daß zusätzlich die Größen des Permanent-, der Induziert- und des Wirbelfeldanteils
des magnetischen Störfeldes getrennt gespeichert werden.
4. Verfahren zur Einstellungskontrolle einer magnetischen Eigenschutz(MES)-Anlage
mit einem großräumigen, dreiachsigen Spulensystem, bestehend aus strombeschickten
Spulen (3,4,5) in drei orthogonalen Achsen zur Kompensation des magnetischen Störfeldes
eines Fahrzeuges,
dadurch gekennzeichnet,
daß in einer Datenbank (11) gespeicherte Werte über Spulendaten und die optimalen
Kompensationsströme der Ersteinstellung mit den aktuellen Werten der MES-Anlage verglichen
werden, anschließend mit eingeschalteter MES-Anlage eine Störfeldmessung erfolgt
und ggf. aufgrund von in der Datenbank (11) gespeicherten Werten über die Wicklungseffekte
der Spulen (3,4,5) und korrigierter Spulendaten neue optimale Kompensationsströme
durch stromiterative Annäherung des Rechenwertes des Störfeldes an das gemessene Störfeld
mittels eines Algorithmuses ermittelt werden und daß danach im Rahmen einer Kontrollmessung
festgestellt wird, ob die gewünschte Minimierung des Störfeldes erreicht ist.
5. Verfahren nach Anspruch 4,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Einstellkontrolle auf stationären sowie auf Überlaufmeßstrecken, bei letzteren
jedoch mit gleichzeitiger Ermittlung der Meßpunktkoordinaten bei der Überlaufmessung
erfolgt.
6. Verfahren nach Anspruch 4 oder 5,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Einstelldaten für die MES-Anlage im on-line-Verfahren an entsprechende Signalverarbeitungseinrichtungen
des Fahrzeuges (MES-Automatikschrank; MES-Bordrechner) übergeben werden.
7. Verfahren nach Anspruch 4 oder 5,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Einstelldaten für die MES-Anlage mittels eines Bildschirmes der Bedienungsperson
der MES-Anlage übermittelt werden.