[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren und eine Vorrichtung zur Kühlung von Materialien
durch Einsatz von Kaltgas.
[0002] Bei der Herstellung und Verarbeitung von bestimmten Materialien ist es oft notwendig,
diese im Rahmen verschiedener Behandlungsstufen auch einem Kühlprozeß zu unterziehen.
Zu diesen Materialien zählen z.B. Textilien, Papier, Leder, Folien aus Kunststoff,
Gummi, Vulkanfiber und dergleichen. So ist es teilweise nötig um einen kontinuierlichen
Verarbeitungsprozeß zu gewährleisten, daß nach einem Trockenvorgang oder einem Thermofixiervorgang
das Material kurzzeitig zu kühlen. Durch diesen Kühlprozeß ist es möglich, gewisse
Materialien in ihrer Form zu fixieren, deren Qualität zu verbessern oder Material
einzusparen.
[0003] Entsprechend der Art und Herstellungsform des Materials sind verschiedene Verfahrensweisen
zur Kühlung bekannt. So kann gemäß der DE-OS 30 15 672 zur Kühlung von Textilien ein
Kühlmittel, vorzugsweise flüssiger Stickstoff, verwendet werden, das auf die Materialien
aufgeblasen wird, wobei das Kühlmittel direkt oder nach der Mischung mit einem Gas
aufgeblasen werden kann. Dieses Eindüsen von flüssigem Stickstoff in einen Luftstrom
kann noch weiter modifiziert werden. Jedoch zeigt sich bei all diesen Verfahren der
Nachteil der Eisbildung. Auch ist es nicht möglich, dadurch eine stabile Kühlatmosphäre
aufrechtzuerhalten.
[0004] Ein anderes generelles Verfahren ist die Erzeugung von Kaltgas über einen luftbeheizten
Verdampfer, das auch in verschiedenen Ausführungsformen angewendet wird. Nachteilig
bei diesem Verfahren ist der geringe Wirkungsgrad und die teilweise hohe Investition
für Kompressoren. Bei den herkömmlichen Verfahren für z. B. die Texilbehandlung oder
Folienblasen wird durch die Veränderung der Einspeismenge des flüssigen Kältemittels
die erforderliche Temperatur grob geregelt. Eine Feinregulierung durch Verwendung
von speziellen Regelventilen in Verbindung mit einer Temperaturüberwachung erbrachte
keine befriedigende Lösung.
[0005] Der Erfindung liegt daher die Aufgabe zugrunde, ein Verfahren sowie eine Vorrichtung
zur Durchführung des Verfahrens der eingangs genannten Art so auszugestalten, daß
auf einfache aber präzise Weise die Temperatur des Kaltgases geregelt werden kann,
ohne die obengenannten Nachteile mit sich zu bringen.
[0006] Diese Aufgabe wIrd erfindungsgemäß dadurch gelöst, daß die Temperatur des Kaltgases
durch eine Heizung geregelt wird.
[0007] Erfindungsgemäß wird durch eine Heizung die Aufgabe der Feinregelung der Temperatur
des Kaltgases übernommen.
[0008] Nachdem das Kaltgas nach Wärmeaustausch, mit der Umgebung einen stabilen Temperaturwert,
der sich aber unterhalb des gewünschten Einstellwerts bewegt, angenommen hat, wird
über die Heizung die exakte Temperatur stetig geregelt. Die Heizleistung muß dabei
dem Kühlsystem angepaßt werden und sollte gerade so hoch gewählt werden, daß sie den
gewünschten Temperatureinstellbereich gewährleistet. Durch Wärmeaustausch zwischen
den zu kühlenden Materialien und dem Verdampfer wird durch Nutzung der Verdampfungsenthalpie
ein hoher Wirkungsgrad erreicht.
[0009] Nach einer besonderen Ausgestaltung des erfindungsgemäßen Verfahrens wird das Kaltgas
durch Verdampfen von verflüssigtem Gas gewonnen.
[0010] Bei einer Weiterbildung des erfindungsgemäßen Verfahrens wird die Grundeinstellung
der Kühlleistung durch die Menge an Kaltgas, das dem Verdampfer kontinuierlich zugeführt
word, geregelt. Die Heizung sorgt unmittelbar nach Einstellung des Temperaturgleichgewichts
während der Anfahrphase für eine stabil regelbare Temperatur.
[0011] Dadurch ergibt sich für die Temperatur des Kaltgases der Vorteil eines breiten Einstellbereiches
von z.B. 0°C bis -180°C. Vorzugsweise wird die Temperatur im Arbeitsbereich für die
Kühlung von Materialien von -50°C bis -120°C geregelt. Die tiefen Temperaturen von
flüssigen Kältemitteln ermöglichen kurze Abkühlzeiten, was sich bei der Anfahrphase
durch rasches Einstellen der Grundtemperatur zeigt. Bei Hinzus-halten der Heizung
steigt die Kühltemperatur entsprechend der Heizleistung an.
[0012] Mit Vorteil wird bei dem Verfahren nach der Erfindung die Temperatur des Kaltgases
mittels eines Temperaturfühlers im Kühlsystem überwacht. Der Temperaturfühler steht
mit einem Regler für die Heizung in Verbindung und sorgt dadurch automatisch, daß
der vorgegebene gewünschte Temperaturbereich des Kaltgases aufrechterhalten wird.
Es wird bevorzugt Stickstoff als Kaltgas verwendet, da flüssiger Stickstoff durch
eine tiefe Verdampfungstemperatur von -196°C charakterisiert ist.Beim Verdampfen
des flüssigen Gases und der Erwärmung des Kaltgases auf beispielsweise 0°C nimmt
der Stickstoff ca. 500 kJ auf, d.h. diese Wärmeenergie wird vom zu kühlenden Material
abgezogen.
[0013] Eine Vorrichtung zur Durchführung des Verfahrens mit einer Kühleinrichtung zur Aufnahme
von Materialien ist vorteilhafterweise dadurch gekennzeichnet, daß die Kühleinrichtung
mit einem Verdampfer und einer elektrischen Heizvorrichtung ausgestattet ist, wobei
der Verdampfer mit einer Quelle für Kaltgas und die Heizvorrichtung über einen Regler
mit einem im Inneren der Kühleinrichtung angeordneten Temperaturfühler in Verbindung
steht.
[0014] Eine besondere Ausgestaltung der Vorrichtung, in der der Verdampfer über eine Zufuhrleitung
mit einer Quelle für verflüssigtes Gas verbunden ist, ermöglicht eine kontinuierliche,
unter Zwischenschaltung eines Regelventils gesteuerte Einspeisung des flüssigen Gases
in den Verdampfer. Dadurch, daß der Verdampfer innerhalb der Kühleinrichtung angeordnet
ist, kann auch die Verdampfungsenthalpie genutzt werden, wodurch sich der Wirkungsgrad
des Kühlsystems erhöht. Die Kühlung des Materials erfolgt also nicht wie bisher alleine
durch Wärmeaustausch zwischen dem zu kühlenden Material und dem Kaltgas, sondern
dem zu kühlenden Material wird für die Verdampfung des flüssigesn Gases Wärme entzogen.
[0015] In einer besonderen Anordnung der erfindungsgemäßen Vorrichtung verläuft die Heizvorrichtung
als wendelförmiger Heizdraht innerhalb des wendelförmigen Verdampfers. Die Achsen
der beiden Wendeln fallen hierbei zusammen.
[0016] In dieser Ausgestaltung des Erfindungsgedankens ist es vorteilhaft, daß die Kühleinrichtung
ein Kühlrohr ist, durch den das zu kühlende Material mittels einer Transporteinrichtung,
die koaxial innerhalb der Heizvorrichtung und des Verdampfers angeordnet ist, transportiert
wird. Diese Ausgestaltung hat den besonderen Vorteil, daß sich die zu kühlenden Materialien
in einer trockenen Kühlatmosphäre mit gleichbleibender Temperatur befinden. Dadurch,
daß der Verdampfer nicht vereist, kann eine gleichbleibende Verdampfungsleistung aufrechterhalten
werden, was wiederum die genaue Temperatureinstellung unterstützt. Die Temperaturabweichung
schwankt nur um ± 1 °.
[0017] Erfindungsgemäß ist es möglich, den Verdampfer und die Heizvorrichtung an der Eingangsseite
der Kühleinrichtung oberhalb der zu kühlenden Materialien anzuordnen. Es ergibt sich
somit eine bessere Anpassung an die zu kühlenden Materialien. Mit Hilfe der unterschiedlichen
Anordnungsmöglichkeiten von Verdampfer und Heizvorrichtung im Kühlraum kann das zu
kühlende Material schnell gekühlt werden oder einem kontinuierlichen Temperaturgefälle
unterliegen.
[0018] Durch den Einbau eines Ventilators in die Kühleinrichtung kann erfindungsgemäß der
Wärmeaustausch zwischen dem zu kühlenden Material und der Verdampferheizungseinheit
verstärkt werden.
[0019] Nachstehend werden Ausführungsbeispiele einer zur Durchführung des erfindungsgemäßen
Verfahrens geeigneten Vorrichtung anhand von Zeichnungen näher erläutert.
[0020] Die Figuren zeigen in schematischer Weise:
Figur 1 eine erfindungsgemäße Kühleinrichtung mit einer wendelförmigen Verdampfer-
und Heizdrahtanordnung,
Figur 2 eine erfindungsgemäße Kühleinrichtung mit einer Transporteinrichtung und einem
Ventilator,
[0021] In Figur 1 ist mit 1 eine Kühleinrichtung bezeichnet, die von einer Wärmeisolationsschicht
10 umgeben ist. Ein zu kühlendes Produkt wird koaxial in der Mitte eines Verdampfers
3 und einer Heizeinrichtung 7 angeordnet (Materialaufnahmeeinrichtung 2). Der Verdampfer
3 wird aus einer Zufuhreinrichtung 4 mit flüssigem Kältemittel, z.B. Stickstoff, versorgt.
Dabei wird die Menge des zugeführten Stickstoffes entsprechend der gewünschten Kälteleistung
mit einem Regelventil 5 bestimmt. Beim Anfahrprozeß wird zur raschen Kühlung der gesamten
Kühleinrichtung dieses Ventil durch eine By-pass-Leitung mit eingebautem Kaltfahrventil
6 umgangen. Die Temperatur im Kühlraum wird laufend von einem Temperaturfühler 9 überwacht
und über einem Regler 8 wird dementsprechend die Heizleistung des Heizdrahtes gesteuert.
[0022] Gegenüber der herkömmlichen Kühlung wird durch diese Kühleinrichtung die gewünschte
Produkttemperatur wesentlich genauer erzielt. Durch die Optimierung der Kühlleistung
durch Einbau einer Heizung konnte als weiterer Vorteil eine erhebliche Senkung des
Kältemittelverbrauchs konstatiert werden.
[0023] Zur Inbetriebnahme der Kühleinrichtung muß zuerst über das By-pass-Ventil 6 flüssiger
Stickstoff in den Verdampfer einfließen. Durch diesen Vorgang wird die gesamte Kühleinrichtung
auf eine gleich tiefe Temperatur abgekühlt und zwar so lange, bis sich alle Kühleinrichtungsbestandteile
(z.B. Isolierung, Leitungen, Transporteinrichtung etc.) im Temperaturgleichgewicht
befinden. In deisem Anfahrprozeß befindet sich die Kühleinrichtung auf einer teiferen
Temperatur als beim Kühlverfahren für die zu kühlenden Materialien, z.B. bei Verwendung
von flüssigem Stickstoff bis auf -196 °C. Aufgrund dieser tiefen Temperaturen erfolgt
eine Abkühlung in dieser Anfahrphase in sehr kurzer Zeit.
[0024] Nach dieser Grundeinstellung wird die weitere Zufuhr des flüssigen Kältemittels in
dem Verdampfer über das Ventil 5 geregelt. Da trotz des feinregulierbaren Ventils
die exakte Kühltemperatur bei Einbringen der zu kühlenden Materialien nicht gehalten
werden kann, wird die gewünschte Temperatur über einen durch einen Transformator regelbare
Heizung eingestellt. Bei stetiger Stickstoffeinspeisung kann die erforderliche Temperatur,
die laufend mittels eines Temperaturfühlers gemessen, mit einem Soll-Wert verglichen
und bei Abweichungen nachgeregelt wird, auf ± 1 ° genau aufrechterhalten werden.
[0025] Besonders vorteilhaft und wirtschaftlich ist bei dieser Kühleinrichtung die Nutzung
der Verdampfungsenthalpie. Die zur Verdampfung des flüssigen Kältemittels notwendige
Wärmemenge wird den zu kühlenden Materialien entzogen. Weiterhin entfällt bei der
erfindungsgemäßen Vorrichtung der Nachteil der Bereifung durch feuchte Kühlmedien.
[0026] Das in Figur 2 gezeigte Ausführungsbeispiel unterscheidet sich von dem in Figur
1 dargestellten dadurch, daß der Verdampfer und die zugehörige Heizung nur einen Teil
des Kühlraumes einnehmen.
[0027] Durch das erfindungsgemäße Verfahren ist es auch möglich, in einem Kühlraum ein Temperaturgefälle
oder diskontinuierliche Temperaturbereiche zu erzeugen. In diesem Ausführungsbeispiel,
das besonders geeignet ist für die Kühlbehandlung von bahnenförmigen Materialien,
wie Folien oder Schlauchseelen ist der wendelförmige Verdampfer 3 und eine Heizung
7 oberhalb der zu kühlenden Materialien eingebaut, die auf einer Transporteinrichtung
2 durch den wärmeisolierten Kühlraum 1 bewegt werden. Dabei befindet sich die Verdampfer-Heizungs-Einheit
im Eingangsbereich der Kühleinrichtung.
[0028] Bei der Kühlung von Schlauchseelen mit einem Schlauchdurchmesser von 6,3 mm hat
die Kühleinrichtung vorteilhafter Weise folgende Maße: Durchmesser 100 mm, Länge
300 mm.
[0029] Nach der wie bereits im ersten Ausführungsbeispiel beschriebenen Anfahrphase wird
die Kühltemperatur mit Hilfe der Heizung beispielsweise auf -3,5 °C eingestellt.
Die Temperaturabweichung schwankt dabei um ± 0,5 °. Zum besseren Wärmeaustausch ist
speziell bei bahnenförmigen Materialien ein zusätzlicher Ventilator 2 vorgesehen,
der den Wärmetransport zwischen dem zu kühlenden Material und dem Verdampfer fördert.
1. Verfahren zur Kühlung von Materialien durch Einsatz von Kaltgas, dadurch gekennzeichnet,
daß die Temperatur des Kaltgases durch eine Heizung geregelt wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß das Kaltgas durch Verdampfen
von flüssigem Gas gewonnen wird.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß die Kühlleistung
durch die Menge an Kaltgas geregelt wird.
4. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, daß die Temperatur
des Kaltgases über einen Einstellbereich von 0°C bis -180°C, vorzugsweise von -50°C
bis -120°C geregelt wird.
5. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, daß die Temperatur
des Kaltgases durch einen mit einem Regler für die Heizung verbundenen Temperaturfühler
überwacht wird.
6. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, daß als Kaltgas
Stickstoff verwendet wird.
7. Vorrichtung zur Durchführung des Verfahrens nach einem der Ansprüche 1 bis 6 mit
einer Kühleinrichtung zur Aufnahme von Materialien, dadurch gekennzeichnet, daß die
Kühleinrichtung mit einem Verdampfer und einer elektrischen Heizvorrichtung ausgestattet
ist, wobei der Verdampfer mit einer Quelle für Kaltgas und die Heizvorrichtung über
einen Regler mit einem im Inneren der Kühleinrichtung angeordneten Temperaturfühler
in Verbindung steht.
8. Vorrichtung nach Anspruch 7, dadurch gekennzeichnet, daß der Verdampfer über eine
Zufuhrleitung unter Zwischenschaltung eines Reglerventils mit einer Quelle für verflüssigtes
Gas in Verbindung steht.
9. Vorrichtung nach Anspruch 8, dadurch gekennzeichnet, daß die Heizvorrichtung als
wendelförmiger Heizdraht koaxial in einem wendelförmigen Verdampfer angeordnet ist.
10. Vorrichtung nach Anspruch 9, dadurch gekennzeichnet, daß die Kühleinrichtung ein
Kühlrohr ist, und das zu kühlende Material längs der Mittelachse der Heizvorrichtung
und des Verdampfers transportiert wird.
11. Vorrichtung nach Anspruch 7, dadurch gekennzeichnet, daß der Verdampfer und die
Heizvorrichtung an der Eingangsseite der Kühleinrichtung oberhalb der zu kühlenden
Materialien angeordnet sind.
12. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 7 bis 11, dadurch gekennzeichnet, daß die
Kühleinrichtung mit einem Ventilator ausgestattet ist.