(19)
(11) EP 0 248 286 A1

(12) EUROPÄISCHE PATENTANMELDUNG

(43) Veröffentlichungstag:
09.12.1987  Patentblatt  1987/50

(21) Anmeldenummer: 87107427.4

(22) Anmeldetag:  21.05.1987
(51) Internationale Patentklassifikation (IPC)4G21F 9/28
(84) Benannte Vertragsstaaten:
CH DE FR GB IT LI NL SE

(30) Priorität: 02.06.1986 DE 8614813 U
13.10.1986 DE 3634876

(71) Anmelder: SIEMENS AKTIENGESELLSCHAFT
80333 München (DE)

(72) Erfinder:
  • Operschall, Hermann, Dipl.-Ing.
    D-8560 Lauf (DE)
  • Weber, Robert
    D-8521 Uttenreuth (DE)


(56) Entgegenhaltungen: : 
   
       


    (54) Verfahren und Anordnung zur Nasszerlegung radioaktiv kontaminierter oder aktivierter Komponenten von Kernreaktoranlagen


    (57) Die Komponente wird am Ende ihrer Lebensdauer mit einer Umhül­lung (8) solcher Stärke ummantelt, daß diese Umhüllung (8) die Tragfunktion eines Auffangbehälters für die in Einzelteile (9) zu zerlegende Komponente auszuüben vermag. Die Komponente wird dann durch ein abtragendes Bearbeitungsverfahren aus Abschirm­gründe unter Wasser in Einzelteile (9) zerlegt, wobei die Ein­zelteile von der Umhüllung (8) aufgefangen werden. Anschlies­send können die Einzelteile (9) aus der Umhüllung (8) entfernt und in Gebinde für die Endlagerung deponiert werden.




    Beschreibung


    [0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren und eine Anordnung zur Naß­zerlegung radioaktiv kontaminierter oder aktivierter Komponenten von Kernreaktoranlagen gemäß Oberbegriff des Anspruchs 1.

    [0002] Der Abbau und die Zerkleinerung eines Reaktordruckbehälters in Kernkraftwerken ist durch Kontamination und Aktivierung infolge des Neutronenbeschusses erschwert. Die dabei entstehende Strah­lungsbelastung des Personals kann durch geringe Verweilzeiten des Personals, durch gute Abschirmung gegen Strahlung und durch Fernbedienung der Geräte kleingehalten werden.

    [0003] Beim Ausbau von radioaktiven Komponenten werden alle der drei genannten Kriterien entsprechend kombiniert. Dabei kann der Aus­bau und die Zerkleinerung eines Reaktordruckbehälters trocken in Luft oder mit Wasserüberdeckung durchgeführt werden.

    [0004] Bei der fernbedienten Trockenzerlegung, die unter entsprechenden Abschirmmaßnahmen unter Verwendung von dicken Abschirmplatten vorgenommen wird, ergeben sich wegen der schlechten Zugänglich­keit Schwierigkeiten beim Herausbringen der radioaktiven Teile. Ferner entstehen bei Störungen während des Abbaues zusätzliche Schwierigkeiten wegen der schlechten Zugänglichkeit.

    [0005] Bei der Naßzerlegung wird die gute Abschirmwirkung des Wassers ausgenutzt. Aus der Zeitschrift Electrical World, 15.02.1978, Seite 47/48 ist es bekannt, einen Demontrastionsreaktor dadurch abzubauen, daß der Sicherheitsbehälter, der den Reaktorbehälter mit dem Kühlsystem sowie das Becken für abgebrannte und neue Brennelemente umschließt, zur Abschirmung gegen radioaktive Strahlung mit Wasser gefüllt und der Reaktorbehälter in schmale Teilstücke zerkleinert wird. Die Teilstücke werden zunächst durch einen Kran in ein Lagerbecken transportiert und dann einem Endlager zugeführt. Bei Anwendung dieses bekannten Verfahrens ergeben sich große Mengen an radioaktivem Abfall, dessen Endla­gerung hohe Kosten verursacht.

    [0006] Aus der US-PS 3 158 546 (FIG 1) ist ein Kernkraftwerk mit einem Reaktordruckbehälter bekannt, der in einer Betongrube angeord­net ist, welche innen etwa bis zu zwei Drittel der Höhe des Re­aktordruckbehälters mit einem besonderen Behälter ausgekleidet ist. Dieser Behälter reicht nur bis zu einer vorgegebenen Höhe der Betongrube und nicht bis zur Höhe des Reaktordruckbehälters, so daß der Reaktordruckbehälter von außen nicht voll unter Was­ser gesetzt werden kann.

    [0007] Würde man eine derartige Reaktorgrube oder eine solche, die nicht mit einem zusätzlichen Behälter ausgekleidet ist, zum Ab­bau des Reaktordruckbehälters fluten, so können Probleme durch Undichtigkeiten des Betons und - wenn überhaupt vorhanden - der Liners entstehen. Nach langen Betriebsjahren sind nämlich Risse im Beton bzw. im biologischen Schild möglich, wodurch eine Ver­schleppung der Kontamination und damit ein stark erhöhter radio­aktiver Abfall entstehen kann.

    [0008] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ein Verfahren und eine Anordnung zur Naßzerlegung radioaktiv kontaminierter oder akti­vierter Komponenten von Kernreaktoranlagen anzugeben, die unter Vermeidung einer Kontaminationsverschleppung in den biologischen Schild einen Abbau mit einfachen Mitteln auch dann ermöglicht, wenn der die Komponente umgebende biologische Schild nicht von vorne herein mit einem wasserdichten Behälter ausgekleidet ist.

    [0009] Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß durch die im Anspruch 1 an­gegebenen Maßnahmen gelöst.

    [0010] Vorteilhafte Ausgestaltungen des Verfahrens sind in den Unteran­sprüchen angegeben.

    [0011] Die mit der Erfindung erzielbaren Vorteile sind vor allem darin zu sehen, daß das Verfahren sich an die unterschiedlichsten Ver­hältnisse in einem Reaktorgebäude anpassen läßt und deshalb sehr variabel ist.

    [0012] Im allgemeinen wird man die am Innenumfang des biologischen Schildes befstigte Wärmedämmung, die aus einzelnen Bausteinen besteht, und dementsprechend auch die bodenseitig an der Kompo­nente angeordneten Wärmedämmelemente vor Anbringen der Umhül­lung beseitigen. Die Zerlegung kann sukzessive erfolgen, und die Einzelteile können aus der Umhüllung entfernt und z.B. in einem Abklingbecken oder Gebinde für die Endlagerung deponiert werden. Zur Versteifung und Verstärkung der Umhüllung kann es zweckmäßig sein, bevor man die Umhüllung durch Umgießen oder Umspritzen anbringt, die Komponente mit einem Gerüst oder Ge­rippe einer Armierung zu versehen, welche zweckmäßig aus Ring­gliedern und Mantelgliedern besteht, so daß sich ein die gesam­te Außenoberfläche der Komponente überdeckendes Armierungsnetz­werk ergibt, welches dann mit der Vergußmasse der Umhüllung ver­bunden bzw. umgossen wird.

    [0013] Bei Verwendung eines Umschließungsrohres ist sein Außendurchmes­ser vorzugsweise so bemessen, daß ein möglichst kleiner Luft­spalt zur Reaktorgrube besteht.

    [0014] Im folgenden wird anhand der Zeichnung das Verfahren und die Anordnung nach der Erfindung näher erläutert. Darin zeigt:

    Fig. 1 einen Schnitt durch einen Behälter eines Wärmetauschers,

    Fig. 2 einen Schnitt durch einen Reaktordruckbehälter,

    Fig. 3 einen Schnitt durch den vom Reaktordruckbehälter gemäß Fig. 2 abgenommenen und mit einer Umhüllung versehenen Deckel,

    Fig. 4 eine Schnittdarstellung einer Anordnung zur Naßzerlegung eines Reaktordruckbehälters,

    Fig. 5 einen Reaktordruckbehälter vor der Zerlegung mit bereits angesetzter Ersatzabstützung und dem Dichtboden,

    Fig. 6 eine Anordnung für eine durch ein Umschließungsrohr aus­gebildete Reaktorgrube, die als Flutbekken dient und

    Fig. 7 einen Schnitt durch einen anderen Reaktordruckbehälter mit Umschließungsrohr, welches am unteren Reaktorbereich an diesen dicht angeschlossen ist.



    [0015] Wie in Fig. 1 gezeigt ist, hat ein Behälter DB eines Wärmetau­schers für ein Kernkraftwerk ein Unterteil 1.1 und einen normal zur Längsachse 1 des Behälters auf den Behälterflansch 1.11 aufgesetzten Deckel 1.2, welcher einen ringförmigen Deckel­flansch 1.21 und im Bereich des Deckelflansches über seinen Umfang verteilte Deckelschrauben 1.22 aufweist. Die Deckel­schrauben 1.22 sind in dem Deckelflansch 1.12 des Unterteils in entsprechenen Gewindebohrungen verankert. Der Behälter DB, im folgenden als Druckbehälter DB bezeichnet, hat eine wesent­lich hohlzylindrische Form mit einer Bodenkalotte 1.13, einem kegelförmigen Übergang 1.14 zwischen dem zylindrischen Teil 1.15 und der Bodenkalotte 1.13. Im Breich des verstärkten Deckelflansches 1.12 liegt die Stutzen-Partie, wo die Leitungs­stutzen 2 angeordnet sind. Der Druckbehälter DB ist an einer Tragringkonstruktion mit Standpratzen aufgelagert. Mit 5 ist die Betonkonstruktion bezeichnet, mit 6 eine bodenseitige Be­tonkonstruktion des Reaktorgebäudes, wobei zwischen einer Scha­lung 8c und dem Druckbehälter DB der Ringspalt 7a und im Be­reich der Bodenkalotte 1.13 ein etwa hohlkegeliger Raum 7b ver­bleibt.

    [0016] Der Anteil 7a1 des Ringspaltes und der Anteil 7b1 des boden­seitigen Raumes 7b ist mit einer schraffiert dargestellten Umhüllung für den Druckbehälter DB solcher Stärke ausgefüllt werden, daß diese Umhüllung 8 die Tragfunktion eines Auffang­behälters für mindestens einen Teil der in Einzelteile 9 zu zerlegenden Komponente DB auszuüben vermag. Vor der Ummante­lung war jedoch der Deckel 1.2 zusammen mit der Deckelisolier­haube 11 abgehoben und in eine Abstellposition transportiert worden. Ferner war aus Abschirmgründen der Druckbehälter DB kurz unterhalb seines Flansches 1.11 mit Wasser, z.B. bis zur Niveaulinie 12, gefüllt worden. Zur Erzielung guter Sichtver­hältnisse ist es günstig, das Wasser während der Zerlegung durch eine Wasserreinigungsanlage, die eine Pumpe 26 und Fil­ter 27 besitzt, dauernd zu reinigen. Hierauf wird die Kompo­nente DB durch einen nicht dargestellten Manipulator mit Werk­zeugkopf von oben mittels eines abtragenden Bearbeitungsver­fahrens in die Einzelteile 9 zerlegt, die durch Netzlinien 9a (horizontal) und 9b (Mantellinien) definiert sind, worauf wei­ter unten noch eingegangen wird.

    [0017] Für die Umhüllung 8 kann vorteilhaft ein Abschirmmaterial, insbesondere ein mit einer Armierung 8a versehener Abschirm-­Betonmantel verwendet werden. Es ist auch möglich, ein gieß-­oder spritzfähiges, zähes Kunststoffmaterial als Umhüllung zu verwenden. Dieses Kunststoffmaterial wird vorzugsweise auch ar­miert, z.B. mit einem Netzwerk aus Seilen, die aus glasfaser­verstärktem Polyester bestehen und eine hohe Zugspannung auf­nehmen können. Bevor ein solches Netz in den Ringspalt herab­gelassen und mit dem Umgießen begonnen werden kann, sind sämt­liche etwaigen Hindernisse im Ringspalt zu entfernen. Das Netzwerk wird dann bodenseitig durch Armaturen korbartig ver­spannt, so daß es den gesamten Unterteil des Druckbehälters DB umspannt. Anschließend oder schon vorher wird zweckmäßig der Bodenbereich der den Druckbehälter DB umgebenden Betonkon­struktion 6 mit einer Trennschicht 8b versehen, welche fernbe­dient aufgebracht wird. Es kann sich dabei auch um Trennfolien handeln, die zusammen mit dem Armierungsnetzwerk für die Um­hüllung an der Innenwand der Schalung bzw. Betonstruktur ange­ordnet werden. Das Material für die Umhüllung selbst wird dann durch Ausgießen oder Ausspritzen der Räume 7a1 und 7b1 einge­bracht, wobei die Zwickelräume 7b2 im Bereich der Bodenkalotte 1.13 noch zweckmäßig mittels Füllstücken ausgefüllt werden, da insoweit ein Ausgießen nicht erforderlich ist. Die Leitungs­stutzen 2, es handelt sich dabei um Stümpfe, welche durch Ab­trennen der übrigen Teile der Hauptkühlmittelleitungen entstan­den sind, sind naturgemäß vor dem Einfüllen des Abschirmwassers in den Druckbehälter DB durch Dichtkörper 2a von innen abge­schlossen worden; diese Stutzen werden von der Umhüllung 8 gleichfalls ummantelt bzw. umkleidet, ebenso die Standpratzen 3. Zum Anschlagen der Tragseile eines nicht dargestellten Ge­bäudekrans können dann diese umkleideten Stutzen 2 und/oder die Pratzen 3 dienen.

    [0018] Nun sind der Druckbehälter DB und die Umhüllung 8 soweit prä­pariert, daß mit einem nicht dargestellten Manipulator mit Werkzeugkopf von oben her in das Behälterinnere eingefahren werden kann. Zum Zerlegen in die Einzelteile 9 längs der Ab­tragbzw. Schnittlinien 9a, 9b eignen sich spanabhebende Ver­fahren wie Drehen, Fräsen, Sägen oder Lichtbogensägen. Der Vorteil dabei ist, daß die Wasserfüllung des Druckbehälters DB gleichzeitig für die erforderliche Kühlung sorgt. Es ist aber auch möglich, unter Wasser ein chemisches oder elektrochemi­sches Abtragverfahren anzuwenden. Wenn man als Abschirmflüs­sigkeit einen zum elektrochemischen Abtragen geeigneten Elek­trolyten verwendet, so braucht dieser nur durch entsprechende Pumpen an den Stellen, an denen sich die Elektroden gerade in Eingriff befinden, in Umlauf gesetzt zu werden. Wie es die Netzlinien 9a, 9b verdeutlichen, wird die Komponente DB durch Einbringen von Umfangsnuten und/oder Längsnuten bzw. -schlitze in eine Vielzahl von Wandabschnitten 9 zerlegt. Dabei kann die Komponente DB zunächst in einzelne Schüsse 90 durch Abtragen längs der Innenumfangslinien 9a zerlegt werden, wobei zeckmäßig von oben nach unten fortschreitend bearbeitet wird. Es können dann die oberen Schüsse gegebenenfalls herausgehoben und auf eine Abstellposition transportiert werden. Wenn aber die Um­hüllung 8 zur Aufnahme des gesamten Gewichtes der Komponente DB dimensioniert ist, so wird zweckmäßig nach Zerlegung der Kom­ ponente in die Schüsse 90 durch Bearbeiten bzw. Abtragen längs der Mantellinie 9b eine Zerlegung in die einzelnen Wandab­schnitte 9 vorgenommen. Dabei wird dann vorzugsweise von oben nach unten gearbeitet. Die Weiterbearbeitung tiefer liegender Teile kann dabei nicht durch sich von selbst ablösende Wandab­schnitte behindert werden, weil durch die Haftung der Wandab­schnitte an der Umhüllung 8 die abgetrennten Wandabschnitte festgehalten werden, es sei denn, sie werden durch ein Greif­werkzeug entfernt.

    [0019] Ist die Zerlegung der Komponente DB in die einzelnen Wand- und Bodenabschnitte 9 beendet, so kann ein Teil des abschirmenden Wassers abgepumpt werden, da man die Abschnitte 9 im Bodenka­kalottenbereich anhäufen kann. Jetzt wird zweckmäßig ein Ab­schlußdeckel, vorzugsweise aus der gleichen Gießmasse wie die Umhüllung 8 auf den oberen Rand der Umhüllung 8 aufgelegt und mit dieser verbunden, vorzugsweise durch Angießen.

    [0020] Wie Fig. 2 zeigt, kann das erfindungsgemäße Verfahren auch bei der Zerlegung eines Reaktordruckbehälters angewendet werden. Vor der Ummantelung wird der Deckel 1.2 des Reaktordruckbehäl­ters zusammen mit den Steuerstabrohren 10 und der Deckeliso­lierhaube 11 abgehoben und in eine Abstellposition transpor­tiert. Der Innenumfang des biologischen Schildes 28 und der Bo­denbereich der den Druckbehälter DB umgebenden Betonkonstruk­tion 6 wird mit einer Trennschicht 8b versehen, welche vorzugs­weise mittels Sprühlanzen fernbedient aufgebracht wird.

    [0021] Auf den in Fig. 3 dargestellten Deckel 1.2 des Reaktordruckbe­hälters wird vorzugsweise sinngemäß das gleiche Beseitungsver­fahren, wie anhand des Behälterunterteils 1.1 beschrieben, an­gewendet, indem der Deckel 1.2 über Stutzen 1.23 in eine Be­tonhohlform 1.3 gelegt und mit einer tragenden Umhüllung 8 ummantelt, dann zerkleinert wird.

    [0022] In Fig. 4 ist ein Reaktordruckbehälter 1 innerhalb eines biolo­gischen Schildes 28, welcher die Reaktorgrube bildet (Betonab­schirmung), angeordnet. Unterhalb des Reaktordruckbehälters be­findet sich am Boden des Schildes 2 eine Bodenplatte 13, z.B. aus Stahl.

    [0023] Zur Naßzerlegung des Reaktordruckbehälters 1 wird dieser unten mit Ersatzabstützungen 14 versehen. Die oberen Abstützungen (Trag­pratzen) und alle Teile, insbesondere Leitungen 1c (Fig. 5), die in den Reaktordruckbehälter 1 einmünden, werden entfernt, eben­falls die Tragkonstruktionen 1f im oberen Bereich des Reaktor-­Druckbehälters 1. Zwischen dem Reaktordruckbehälter 1 und dem biologischen Schild 28 wird dann ein Umschließungsrohr 15 eingezo­gen (Fig. 4), dessen Durchmesser an den Durchmesser einer in die Reaktorgrube eingebrachten Bodenplatte 13 angepaßt ist, die auch als Wanne ausgebildet sein kann. Nach dem Einführen des mit ei­nem Mannloch 15b versehenen Umschließungsrohres 15 wird es mit der unterhalb des Reaktordruckbehälters 1 eingebauten Bodenplatte 13, beispielsweise durch eine Schweißnaht 13a dicht verbunden. Oben wird das Umschliessungsrohr 5 über den Flansch 15a mit dem Flutbecken 24 mittels einer Dichtung 17 verbunden.

    [0024] Durch das Fluten des Umschließungsrohres 15 steht der Reaktor­druckbehälter auch von außen her unter Wasser und kann so in ge­eignete Schnittstücke getrennt werden.

    [0025] Ein Ablauf der Arbeitsschritte für den Abbau und die Zerkleine­rung des Reaktordruckbehälters kann z.B. in der nachstehenden Reihenfolge vorgenommen werden (Brennelemente und Kerneinbauten sind entfernt, der Reaktor und der Flutraum sind geflutet):

    A) Absenken des Wasserspiegels soweit, daß er knapp unter der Unterkante des Flansches 15a des Reaktordruckbehälters steht (Fig. 5);

    B) Anbringen einer Abdichtung 1b (Fig. 4) an der Innenseite der Kühlmittelein- und Austrittsstutzen und sonstiger Hilfslei­ tungen vom Inneren des Reaktordruckbehälters 1 aus;

    C) Einbringen und Komplettieren der Bodenplatte 13 unterhalb des Reaktordruckbehälters 1, Installieren der Ersatzabstützungen am Boden der Reaktorgrube;

    D) Ausbau der Dichtung 20 (Fig. 5) zwischen dem Flansch des Re­aktordruckbehälters 1 und der Flutraumauskleidung;

    E) Abtrennen aller Reaktordruckbehälterteile, die den Einbau des Umschließungsrohres behindern (z.B. obere Abstützungen 1f und Rohrleitungsstutzen 1c);

    F) Abtrennen des nicht stark strahlenden Reaktordruckbehälter-­Flansches 1e (Fig. 5) im Trockenen, z.B. durch Fräsen oder Lichtbogensäge und Abheben und Entfernen;

    G) Einbau des Umschließungsrohres 15 (Fig. 4);

    H) Dichtsetzen des Umschließungsrohres 15 mit der Bodenplatte 13, z.B. durch Schweißen;

    I) eventuell Dichtsetzen des Umschließungsrohres 15 mit dem Flut­becken 24 durch Anordnen einer Dichtung 17;

    K) Fluten des Umschließungsrohres 15 bis in die Nähe des oberen Endes und

    L) ringförmiges Abtrennen der Wandteile 18 des Reaktordruckbe­hälters entlang der Trennlinien 19 und Zerkleinern und eben­falls der eventuell noch vorhandenen Wärmeisolierung 25 an der Außenseite des Reaktors.



    [0026] Das Umschließungsrohr 15 wird als Dichtelement zur Reaktorgrube 16 eingesetzt und hat folgende Funktionen:

    a) Aufnahme des Wassers um den Reaktordruckbehälter. Das Wasser wird zur Abschirmung der Strahlung des Reaktordruckbehälters und seiner Schnitteile und des biologischen Schildes (Liner, Armierungseisen) nach oben hin benutzt;

    b) Auffangen des Sekundärwastes (Verunreinigungen usw., die aus­gefiltert werden), der beim Trennen des Reaktordruckbehälters durch die im Umschließungsrohr befindlichen Trenngeräte ent­steht;

    c) Verwendung als Pufferlager für die Reaktordruckbehälter-­Schnitteile und als Umladeort;

    d) Halterung der zur Zerlegung des Reaktordruckbehälters notwen­digen Trenngeräte;

    e) Das Wasser dient als Kühlmittel für die Trenngeräte;

    f) Vermeidung der Kontaminationsverschleppung in den biologi­schen Schild und

    g) Abschirmung der Strahlung des Reaktorgrubenbetons (biologi­scher Schild) beim eventuellen Einbau eines neuen Reaktor-­Druckbehälters.



    [0027] Das Abtrennen der Ein- und Austrittsstutzen sowie des Reaktor­flansches und der Reaktordruckbehälterkonsolen und das Ein­bringen des Umschließungsrohres 15 erfolgt von Orten aus, die nur geringe Strahlungsdosis haben.

    [0028] Anstelle der Bodenplatte 13 aus Stahl kann nach dem Einbringen eines Umschließungsrohres 15 mit Mannloch 15b auch eine wannenför­mige Bodenplatte 13 in Form einer Kunststoffauskleidung 21, z.B. Epoxydharz mit Glasfaserlaminat, auf den Boden der Reaktorgrube aufgebracht werden (Fig. 3). Die Kunststoffauskleidung 21 wird am unteren Ende des Umschließungsrohres 15 etwas hochgezogen, um eine entsprechende Abdichtung zu erreichen.

    [0029] Eine andere Möglichkeit ist in Fig. 7 dargestellt, die einen Siedewasserreaktor zeigt, der von einer Standzarge 22 getragen wird. Hier ist das Umschließungsrohr 15 nach Abtrennen aller Tei­le, die den Einbau des Umschließungsrohres 15 behindern würden, zwischen dem biologischen Schild 28 und dem Druckgefäß 1 angeord­net. Das Umschließungsrohr 15 wird unten durch Schweißen oder Vergießen mit Dichtmasse 23, insbesondere Kautschukmasse, dicht mit dem Boden 1d des Reaktordruckbehälters 1 verbunden. Das Reaktor-Druckgefäß 1 kann dann mechanisch oder durch Verwendung einer Lichtbogensäge unter Wasser bis zum Boden 1d abgebaut wer­den. Der Boden 1d selbst kann beispielsweise trocken weiter de­montiert werden, da die Aktivierung gering ist. Diese Variante ist überall dort möglich, wo der Behälterboden 1d abgestützt ist. Es ist zweckmäßig, die Verbindung des Umschließungsrohres 15 mit dem Reaktor-Druckgefäß 1 knapp über der Druckgefäßabstützung (Standzarge 22) anzuordnen.

    [0030] Das Umschließungsrohr kann - oben gekürzt - nach Einbau eines neuen Reaktors in der Reaktorgrube verbleiben.


    Ansprüche

    1. Verfahren zur Naßzerlegung radioaktiv kontaminierter oder aktivierter Komponenten von Kernreaktoranlagen, bei der die Kom­ponente mit einer Umhüllung (8) solcher Stärke versehen ist, daß die Umhüllung die Tragfunktion eines Auffangbehälters für minde­stens einen Teil der in Einzelteile (9) zerlegten Komponente auszuüben vermag, die Komponente zur Abschirmung der Strahlung mit Wasser geflutet und durch ein abtragendes Bearbeitungsver­fahren zumindest teilweise in Einzelteile (9) zerlegt wird und die Einzelteile entfernt werden, dadurch gekenn­zeichnet, daß die Komponente am Ende ihrer Lebensdauer mit einer durch Gießen bzw. Spritzen hergestellten oder als Um­schließungsrohr (15) ausgebildeten Ummantelung versehen wird.
     
    2. Anordnung zur Durchführung des Verfahrens nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß für die Um­hüllung (8) ein Abschirmmaterial verwendet ist.
     
    3. Anordnung nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekenn­zeichnet, daß als Umhüllung (8) ein gieß- oder spritz­fähiges Kunststoffmaterial verwendet ist.
     
    4. Anordnung zur Durchführung des Verfahrens nach Anspruch 1, wobei die Komponente ein innerhalb einer Reaktorgrube mit Spalt zum umgebenden biologischen Schild aus Beton angeordneter Reak­tordruckbehälter ist, dadurch gekennzeich­net, daß die Umhüllung (8) nach Abtrennen der Kühlmittellei­tungen und Verschließen der Stutzenstümpfe des Reaktordruckbe­hälters (DB) durch Ausgießen oder Ausspritzen des Spaltes (7a1, 7b1) zwischen Reaktordruckbehälter und Reaktorgrube hergestellt ist.
     
    5. Anordnung nach Anspruch 4, dadurch gekenn­zeichnet, daß vor dem Ausgießen oder Ausspritzen die Komponente, insbesondere der Reaktordruckbehälter (DB), mit ei­nem Gerüst oder Gerippe eines Armierungsnetzwerkes (8a) versehen ist.
     
    6. Anordnung nach Anspruch 5, dadurch gekenn­zeichnet, daß vor dem Ausgießen oder Ausspritzen der Innenumfang und der Bodenbereich der den Reaktordruckbe­hälter (DB) umgebenden Betonkonstruktion (5, 6) mit einer Trennschicht versehen ist.
     
    7. Anordnung nach einem der Ansprüche 1 bis 6, dadurch gekennzeichnet, daß die Komponente von innen durch ein chemisches oder elektrochemisches Abtrageverfahren zerlegbar ist.
     
    8. Anordnung nach Anspruch 7, dadurch gekenn­zeichnet, daß zur Reinigung des Wassers während der Zerlegung eine Wasserreinigungsanlage vorgesehen ist.
     
    9. Anordnung zur Durchführung des Verfahrens, nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß das Um­schließungsrohr (15) in seinem Durchmesser an den Durchmesser einer dem Reaktordruckbehälter (1) zugeordneten Bodenplatte (13) angepaßt ist, um es am unteren Ende mit der Bodenplatte (13) dicht zu verbinden.
     
    10. Anordnung zur Durchführung des Verfahrens nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß das Um­schließungsrohr (15) an einem Ende in seinem Durchmesser an den Durchmesser des Bodens des Reaktordruckbehälters (1) angepaßt ist, um es unten mit dem Boden (1d) des Reaktordruckbehälters (1) dicht zu verbinden.
     
    11. Anordnung nach einem der vohergehenden Ansprüche 1, 9 oder 10, dadurch gekennzeichnet, daß das Um­schließungsrohr (15) einen Flansch (1a) hat, um es oben mit der Reaktorgrube (16) dicht zu verbinden.
     




    Zeichnung






















    Recherchenbericht