[0001] Die Erfindung bezieht sich auf ein Feuerleitsystem für eine Waffenanlage eines Panzerfahrzeuges,
insbesondere eines Kampfpanzers, mit Sensoren zum Erfassen der zum Richten der Waffe
erforderlichen Bewegungs- und Positionsdaten, sowie der Waffenanlage zugeordneten
Zielgeräten, Bedieneinheiten, Ladegeräten und Elektroniken aufweisenden Waffenricht-
und Nachführgeräten.
[0002] Panzerfahrzeuge dieser Art müssen eine hohe Treffsicherheit gewährleisten, und zwar
sowohl beim Schießen aus dem Stand als auch während der Fahrt auf stehende oder bewegte
Ziele. Es ist daher üblich, Feuerleitsysteme zur Steigerung der Treffsicherheit einzusetzen,
welche aber hohe Anforderungen in bezug auf die Zuverlässigkeit und die Funktionsfähigkeit
bei Teilausfällen erfüllen müssen. Bisher war es üblich, die Funktionsfähigkeit einer
Waffenanlage bei Störungen im Feuerleitsystem durch Umschalten auf Notbetrieb aufrechtzuerhalten.
Ein solcher Notbetrieb gestattet es, eine Waffenanlage mit einem Hilfszielfernrohr
von Hand oder mit hydraulischer Hilfsenergie zu richten und zu bedienen. Außerdem
gestattet ein so aufgebautes Waffensystem, Teilausfälle durch ein bordeigenes Diagnosesystem
zu ermitteln und bei Vorhandensein von Ersatzteilen durch Austausch betriebsfähig
zu erhalten.
[0003] Da Ersatzteile bzw. Austauschgeräte für alle möglichen Einzelteile bzw. Stufen nicht
in hinreichender Weise immer zur Verfügung stehen, ist es bei Störungen häufig erforderlich,
auf Notbetrieb umzuschalten. Dies ist insbesondere dann unbefriedigend, wenn Störungen
in lediglich einer Stufe ein Gesamtsystem ausschalten.
[0004] Der Erfindung liegt daher die Aufgabe zugrunde, ein Feuerleitsystem für ein Panzerfahrzeug
vorzusehen, das bei Störungen praktisch ohne Einschränkungen funktionsfähig bleibt.
Diese Aufgabe ist gemäß der Erfindung dadurch gelöst, daß das Feuerleitsystem aus
autonom funktionsfähigen über Schnittstellen miteinander in Verbindung stehenden Teilsystemen
besteht, die beim Ausfall in eine die Schnittstellen unterbrechende und für eine Bedienung
zugängliche Betriebsart umschaltbar sind.
[0005] Die erfindungsgemäße Maßnahme bietet die Möglichkeit, ein Feuerleitsystem aus in
sich autonomen Teilsystemen aufzubauen, diese gegebenenfalls redundant zu betreiben
und zu versorgen, so daß bei einer Störund die Möglichkeit besteht, die funktionsfähig
verbliebenen Teilsysteme weiter zu betreiben und sinnvoll miteinander zu koppeln.
Die Leistungsfähigkeit eines Panzers bzw. damit ausgerüstetes Feuerleitsystems wird
daher bei einer Störung nur wenig beeinträchtigt. Dabei kann ein Feuerleitsystem vorteilhafterweise
auch gemäß den in den Unteransprüchen aufgeführten Merkmale aufgebaut werden.
[0006] Das Aufteilen einer Feuerleitanlage in autonome Teilsysteme bietet z.B. die Möglichkeit,
das System in einer Grundausstattung mit einem einfachen Regelungsund Antriebskonzett
zu betreiben. Ein solches Grundkonzept besteht z.B. aus einer mechanisch/hydraulischen
bzw. mechanisch/elektrischen Waffenrichtanlage in Verbindung mit einem starr zugeordneten
optischen Zielgerät. Bei einer solchen Grundausstattung ist eine Waffennachführung
durch direkte Eingabe von Steuergrößen möglich. Durch Erfänzung der Grundausstattung
mit weiteren Teilsystemen, wie Kommandanten- und Richt schützen-Sichtgeräten sowie
mit entsprechenden Servoregelungs-Einrichtungen kann ein stabiler Servobetrieb, insbesondere
mit einem Differenzialteil im Regelkreis sichergestellt werden. Dabei dürfen die Teilsysteme
aber keine Trägheitssensoren, wie Kreisel oder Beschleunigungsmeßgeräte aufweisen,
weil eine derartige Teilsystem-Kombination wegen der Redundanz durch zwei Sichtgeräte
störanfällig ist. Wenn derartige Teilsysteme aber über Winkelmeßketten miteinander
verknüpft werden, dann können damit einfache Betriebsarten wie Zielzuweisung und
Waffennachführung realisiert werden.
[0007] Wird das erfindungsgemäße Feuerleitsystem durch einen Rechner, welcher die Feuerleitdaten
zur Ermittlung der ballistischen Werte und der dynamischen Vorhaltrechnung durchführt,
erweitert, so ergibt sich ein leistungsstarkes Feuerleitsystem, das für den Kampf
aus dem Stand auf stehende oder bewegte Ziele mit hoher Treffersicherheit geeignet
ist. Die Leistungsfähigkeit eines Feuerleitsystems kann darüber hinaus noch gesteigert
werden, um den Kampf auch gegen bewegte und stehende Ziele ohne Einschränkungen, d.h.
auch während der Fahrt durchführen zu können. Dies ist nur mit hochgenauen Sichtgeräten
für den Kommandanten und den Richtschützen, d.h. stabilisierten Sichtgeräten und Waffennachführanlagen
mit hoher Dynamik erreichbar. Dabei erfordert sowohl der Stabilisierungsbetrieb als
auch der dynamische Nachführbetrieb einer Waffennachführanlage das Erfassen der auf
die Teilsysteme wirkenden Störgrößen. Hierfür können bekannte Einrichtungen, im Regelfall
Kreisel benutzt werden, welche normalerweise bei den zu stabilisierenden Teilsystemen
unmittelbar an den zu stabilisierenden Achsen angebracht sind. Da solche Sensoren
wegen der mechanischen Verknüpfung mit den bewegten Teilen der Systeme störanfällig
sind wird erfindungsgemäß vorgeschlagen, derartige Störgrößen mit einem externen Sensor
in sogenannter Strapdowntechnologie zu erfassen. Bei einem Einsatz in einem Kampfpanzer
kann ein derartiger Sensor vorzugsweise an besonders geschützer Stelle z.B. im Turm
montiert werden und so in bezug auf den Montageort die entsprechenden Daten der Drehgeschwindigkeit
bzw. der Position erzeugen. Die Verarbeitung dieser Sensorsignale in den zugeordneten
Teilsystemen verlangt aber noch eine entsprechende Transformation in die teilsystemrelevanten
Koordinatenebenen. Dies kann in einer Recheneinheit des Sensors oder in speziellen
Informationsstufen in den Teilsystemen erfolgen. Die transformierten Daten werden
dann zur Eigenstabilisierung der Sichtgeräte oder zur Vorstabilisierung der Waffennachführanlage
in bekannter Weise benutzt.
[0008] Die Erfindung wird anhand der beiliegenden Zeichnung näher erläutert. Es zeigen:
Fig. 1 ein Blockschaltbild eines erfindungsgemäßen Feuerleitsystems in einer Grundausstattung,
Fig. 2 ein um eine Rechnereinheit und ein Sensorsystem erweitertes Feuerleitsystem
gemäß Fig. 1 und
Fig. 3 ein Feuerleitsystem in höchster Ausbaustufe.
[0009] Wie das Blockschaltbild nach Fig. 1 zeigt ist an einer Hauptwaffe 1 ein Hilfszielfernrohr
2 starr angebracht, so daß es von einer Waffennachführanlage 3 im Azimut und in der
Elevation verstellbar ist. Die Waffennachführanlage 3 enthält in der Regel mechanisch/hydraulische
oder mechanisch/elektrische Servosysteme, sowie die dazu gehörende Ansteuerelektronik.
Die zur Ansteuerung der Waffennachführanlage erforderlichen digitalen Daten werden
aus einem Datenbus 4 zugeführt. Wenn diese Daten aus irgend einem Grund nicht mehr
zur Verfügung stehen, wie z.B. in einem Notfall, dann ist ein rein mechanisch/hydraulisches
bzw. mechanisch/elektrisches Richten der Waffe mit einem Richtgriff 5 möglich. Bei
einem solchen Richten wird die Zielrichtung mit dem Hilfszielfernrohr 2 ermittelt.
Die Hauptwaffe 1, das Hilfszielfernrohr 2, die Waffennachführanlage 3 und der Richtgriff
5 stellen ein erstes autonomes Teilsystem 6 des Feuerleitsystems dar. Zwei weitere
autonome Teilsysteme 7,8 und zwar zwei gleichartige Zielsysteme für den Kommandanten
und den Richtschützen stehen mit dem Datenbus 4 ebenfalls in Verbindung. Diese Teilsysteme
umfassen jeweils ein Zielgerät 9.10 eine Elektronik 11,12 sowie ein Anzeige- und Bediengerät
13,5. Das Anzeige- und Bediengerät 5 ist mit dem Richtgriff 5 kombiniert und ist sowohl
dem Teilsystem 6 als auch dem Teilsystem 8 zugeordnet. Die Teilsysteme 7,8 schalten
die Führungsgrößen für die Hauptwaffe 1 an den Datenbus 4 und an die Waffennachführanlage
3 (Servobetrieb). Das Feuerleitsystem in der Grundausstattung hat den Vorteil, mit
einfach aufgebauten Teilsystemen verwirklicht werden zu können. Durch Verknüpfung
über Winkelketten lassen sich einfache Feuerleitsysteme für den Kampf aus stehenden
Fahrzeugen auf stehende Ziele aufbauen.
[0010] Wie aus Fig. 2 hervorgeht, kann ein einfaches Feuerleitsystem um einen Rechner 15
erweitert werden. Dieser Rechner 15 kann die Feuerleitrechnung wie Ermittlung der
ballistischen Werte und des dynamischen Vorhaltes vornehmen und die Betriebsarten
umschalten. Mit einer zusätzlichen Erweiterung, und zwar einer Sensoreinrichtung 16,
mit zugehöriger Elektronik 17 kann das Feuerleitsystem auch für einen Kampf auf bewegte
Ziele ausgelegt werden. Die Sensoreinrichtung 16 schaltet ihre Daten ebenso wie die
Elektronik 17 auf den Datenbus 4. Bei einer bevorzugten Ausführungsform kann für die
Sensoreinrichtung 16 ein Sensor in sogenannter "Strapdown-Technologie" benutzt werden.
Derartige Sensoren arbeiten ohne aufwendige feinmechanische Konstruktionen, wie Kardanrahmen,
so daß sich mit einem derartigen Sensor die Zahl der störanfälligen Komponenten reduziert.
Außerdem erlauben solche Sensoren ohne großen Aufwand auch eine Auswertung der Lagesignale
zum Berechnen von Standorten sowie von Standortveränderungen. In bestimmten Fällen
ist es sogar möglich, einen zusätzlichen Navigationsrechner 18 mit zugehöriger Anzeige-und
Bedienkonsole 19 einzusetzen. Auch dieser Rechner kann direkt mit dem Datenbus 4 zusammenarbeiten.
[0011] Wie bereits erwähnt, ergibt sich durch den Einbau des Rechners 15 der Vorteil einer
Leistungssteigerung, und zwar, um bei stehendem Panzerfahrzeug auf sich bewegende
Ziele schießen zu können. Durch die weitere Integration von Trägheitssensoren in sogenannter
"Strapdown-Technologie" lassen sich vollstabilisierte Sichtgeräte hoher Leistungsgüte
sowie leistungsstarke Waffennachführanlagen für den dynamischen Betrieb herstellen.
Dabei bedeutet der Einsatz von zwei Strapdown-Sensoren eine Redundanz dieser Komponenten
und damit eine Steigerung der Zuverlässigkeit und der Genauigkeit für das Gesamtsystem.
[0012] Bei dem in Fig. 3 dargestellten System handelt es sich um ein Feuerleitsystem in
seiner höchsten Ausbaustufe. Dieses Feuerleitsystem ist durch eine Ladeelektronik
20 für eine Ladevorrichtung 21 und eine Fahrgestellelektronik 22 ergänzt. Auch diese
Einheiten stehen mit dem Datenbus in entsprechender Funktionsverbindung, wobei der
Datenbus 4 hier als Ringleitung ausgebildet ist. Unterbrechungen im Datenbus 4 bedeuten
daher noch keinen Funktionsverlust. Koppeleinheiten 14 sorgen hierbei für eine Erfassung
von Fehlersignalen mit den dann notwendig werdenden Unterbrechungen der Datenbusleitung
4 sowie der Abtrennung fehlerhafter Teilsysteme. Auch die Energieversorgung für die
autonomen Teilsysteme erfolgt über eine Ringleitung 23 aus einer Energieversorgungseinheit
24, z.B. einer Generator-Batterie-Einheit. Darüber hinaus sind Notkonsolen 25,26
für den Kommandanten und den Richtschützen sowie gegebenenfalls für den Fahrer und
den Ladekanonier Anzeige- und Notkonsolen 27,28 vorgesehen.
[0013] Für den Fall, daß eines der Teilsysteme 6,7,8,15,17,20 oder 22 ausfällt, werden die
verbleibenden Systeme aufgrund der durch den Ausfall erzeugten Ausfallkriterien programmgemäß
auf einen stabilen Rückfallzustand geschaltet. Dieser Zustand wird auf den Notkonsolen
25 bis 28 der Besatzung angezeigt. Die Besatzungsmannschaft hat dann die Möglichkeit
entweder die ausgefallenen Teilsysteme durch noch intakte Teilsysteme zu ersetzen
oder die ausgefallenen Funktionen durch manuelle Eingaben zu ersetzen.
[0014] Das Feuerleitsystem der höchsten Leistungsstufe kann bei einem Ausfall von Teilsystemen
auch auf weniger leistungsfähige Leistungsstufen zurückgeschaltet werden oder auf
eine Notbetriebsart eingestellt werden. Das Aufteilen eines Feuerleitsystemes in autonome
Teilsysteme bietet hierbei die Möglichkeit, verschiedene Waffensysteme unter Verwendung
gleicher Teilsysteme unter schiedlich weit auszubauen, um z.B. bei hauptsächlich
aus dem Stand schießenden Panzerfahrzeugen auf die Stabilisierung von Waffe und Zielgeräten
zu versichten, dafür aber Lageinformationen im System zu verarbeiten. Dagegen können
bei einem während der Fahrt schießenden Panzer die Stabilisierungssysteme nicht entbehrt
werden. Hier kann dagegen auf die Lageinformation verzichtet werden.
[0015] Die Redundanz sowie eine unterschiedliche Ausstattung der Feuerleitsyteme mit gleichen
Teilsystemen kann auch durch die Verwendung von Ringleitungen für die Informationsübertragung
sowie für die Energieversorgung erreicht werden.
1. Feuerleitsystem für eine Waffenanlage eines Panzerfahrzeuges, insbesondere eines
Kampfpanzers, mit Sensoren zum Erfassen der zum Richten der Waffe erforderlichen Bewegungs-
und Positionsdaten, sowie der Waffenanlage zugeordneten Zielgeräten, Bedieneinheiten,
Ladegeräten und Elektroniken aufweisenden Waffenricht- und Nachführgeräten, dadurch
gekennzeichnet, daß das Feuerleitsystem aus autonom funktionsfähigen, über Schnittstellen
miteinander in Verbindung stehenden Teilsystemen (5,6,7) besteht, die beim Ausfall
in eine die Schnittstellen unterbrechende und für eine Bedienung zugängliche Betriebsart
umschaltbar sind.
2. Feuerleitsystem nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die autonomen Teilsysteme
(5,6,7,8) durch einen die Feuerleitdaten berechnenden und die Betriebsarten steuernden
Rechner (15) sowie einen digitalen Datenbus (4) miteinander verknüpft sind.
3. Feuerleitsystem nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß das Feuerleitsystem
in seiner Grundausstattung aus durch Winkelmeßketten miteinander verknüpften Teilsystemen,
wie einem mit einem optischen Zielgerät (2) versehenen mechanisch/hydraulisch bzw.
mechanisch/elektrisch antreibbarem Waffenrichtgerät (5) besteht, dem eine Zieloptik
und eine einen Servoregelkreis aufweisende Nachführelektronik (3) mit einer das Nachführsignal
differenzierenden Stufe zugeordnet ist.
4. Feuerleitsystem nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, daß dem
Feuerleitsystem ein externer Sensor (16) zum Einspeisen von Beschleunigungs-Drehgeschwindigkeits-
und Positionssignale in den Datenbus (4) zugeordnet ist.
5. Feuerleitsystem nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, daß dem
Feuerleitsystem weitere autonome Teilsysteme, wie für Geschoßzuführung (21,20) bzw.
erfaßte Fahrgestelldaten (22) zugeordnet sind.
6. Feuerleitsystem nach einem der Ansprüche 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, daß die
Teilsysteme des Feuerleitsystemes über eine Datenbus-Ringleitung miteinander verknüpft
sind und Einrichtungen zum Feststellen und Abtrennen der ausgefallenen Teilsysteme
vom Datenbus aufweisen.
7. Feuerleitsystem nach einem der Ansprüche 1 bis 6, dadurch gekennzeichnet, daß die
Daten des über die Schnittstellen erfolgenden Datenaustausches beim Ausfall eines
Teilsystemes zum Verarbeiten durch eine Bedienungsperson anzeigbar sind.
8. Feuerleitsystem nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet,
daß die Energieversorgung der Teilsysteme über eine Ringleitung erfolgt.